• Und ob das wirklich "Spiele fürs Volk" sind, wenn man das nur im TV verfolgen kann, bin ich mir auch nicht so sicher.

    Da im TV deutlich mehr Menschen zuschauen können als im Stadion, trifft doch gerade da der Begriff "Spiele für´s Volk" zu.

    Aber wenigstens die Konferenz sollte frei empfangbar sein (was ja auch schon mal geplant war), und da liefen ja auch sicher nicht alle 9 Spiele zeitgleich.

    Das würde vielleicht auch Samstags den Andrang in den Fußgängerzonen etwas mindern ;)

    Aber ich fürchte das man das Problem mit den Tests und dem Rudelgucken nicht in den Griff bekommen wird....

  • Klingt gut. Wenn wir die Praktiken mit den Dopingergebnissen vergleichen, dann geht es nicht um "Verifizierung", sondern um "Vertuschung". Warum sollte dieses praktizierte System also bei Corona, wo bei positiven Testergebnissen die Existenz einzelner Klubs gefährdet wäre, geändert werden?

    Jetzt bleibt mal auf dem Teppich. In den Konzeptzusammenfassungen ist die Rede vom Informieren der Presse. Covid19 als meldepflichtige Erkrankung müsste selbstverständlich den Gesundheitsämtern gemeldet werden.


    Bzgl. Laborkapazitäten hat laut Kicker Schalke-Präsident Tönnies, im Hauptberuf Fleischproduzent, die Labors seiner Firma angeboten und betont, er wolle nichts damit verdienen. Uli Hoeneß könnte das im Süden sicher ebenso.

  • fidelorama Danke für die Links. Die Infos sind aber in der Tat relativ alt.

    Wenn wir die Praktiken mit den Dopingergebnissen vergleichen, dann geht es nicht um "Verifizierung", sondern um "Vertuschung".

    Beim Doping gibt es doch nach einer positiven A-Probe auch erst noch eine B-Probe, bevor das Doping als erwiesen gilt. So ähnlich hatte ich es auch bei den Corona-Tests verstanden, dass man einen zweiten Test macht bzw. weitergehende ärztliche Untersuchungen, um den Fall zu bestätigen (oder auch zu widerlegen).

  • Aber wenigstens die Konferenz sollte frei empfangbar sein (was ja auch schon mal geplant war)

    Langsam. WIMRE, war am Anfang der Krise war der Plan von Sky, an den nächsten beiden (!) BL-Spieltagen ihre Samstagskonferenz (d.h. ein wildes Hin-und-her-Gespringe zwischen 5 parallel stattfindenden Bundesligaspielen) frei empfangbar zu machen. Frei gezeigt haben sie letztendlich gar nichts, weil bis zum nächsten BL-Wochenende schon die BL komplett abgesagt war.

    Gibt's da neuere Zusagen von Sky (oder anderen Rechteinhabern, denn die Fernsehrechte sind ja zersplittert)?

    Sky kann auch nicht alles komplett verschenken. Dann kriegen sie Ärger mit ihren Abonennten, die für diese Leistung viel Geld bezahlen.


    Bzgl. Laborkapazitäten hat laut Kicker Schalke-Präsident Tönnies, im Hauptberuf Fleischproduzent, die Labors seiner Firma angeboten und betont, er wolle nichts damit verdienen. Uli Hoeneß könnte das im Süden sicher ebenso.

    Das ändert alles nichts daran, dass es einen neuen, großen und finanzstarken Wettbewerber im Markt für PCR-Test-Chemikalien, Laboranten, etc. gibt. Wenn da irgendwo das Angebot endlich ist, macht das andere Tests unwahrscheinlicher / teurer / schwieriger.

    Nochmal: Selbst Menschen mit glasklaren Corona-Symptomen bekommen aktuell keinen Test, wenn nicht weitere Bedingungen erfüllt sind. Das sind die Empfehlungen des RKI. Von einer freien Verfügbarkeit von PCR-Tests kann doch gar keine Rede sein! Die sind sehr strikt an medizinische Indikationen gekoppelt, eben wegen ihrer Begrenztheit. Wie kann man da regelmäßige Tests an Profifußballern (plus Funktionsteams) alle drei Tage völlig okay und unproblematisch finden?


    BTW: Die Originalquellen der DFL zu ihrem Konzept eines Sonderspielbetriebs in Corona-Zeiten sind bei der FAZ verlinkt. Ich habe es selbst noch nicht gelesen, aber über Originalquellen diskutiert es sich immer am besten, also von daher hier der Link:

    CoronaTaskForceBundesliga1.pdf

    CoronaTaskForceBundesliga2.pdf

  • Zitat

    Unsere Maßnahmen tragen den vom Robert Koch-Institut formulierten Allgemeinen Prinzipien für den Fall des Spielbetriebs im professionellen Fußball (insbesondere Prinzipien 4-6 einschlägig) voll Rechnung, bei denen „im Mittelpunkt ... die Ermittlung ausgehend von einem bestätigten Fall“ steht. Denn vulnerable Personen wurden vorab identifiziert (umfassende verpflichtende Screening-Untersuchungen der Spieler vor Saisonbeginn; unter a erwähnte Abfrage bei den Vereinen) und entweder – bei Unentbehrlichkeit, z. B. im Fall eines Trainers - über ihr individuelles Risiko in Kenntnis gesetzt oder von der Teilnahme an Training und Wettkampf ausgeschlossen. Überdies wird eine frühe Erkennung von Erkrankungen durch das engmaschige medizinische Monitoring (über tägliche ärztliche Kontrollen samt mindestens wöchentlicher Abstrichtestung) gewährleistet. Alle aufgeführten Maßnahmen führen zu einer erheblich verbesserten Sicherheit der beteiligten Personen vor einer Ansteckung und eliminieren weitestmöglich die beispielhaft im RKI-Dokument genannten Konstellationen (z. B. 15 min „face-to-face“-Kontakt). Dies rechtfertigt nach Auffassung der Task Force eine Einstufung der potenziellen Kontaktpersonen von Infizierten aus dem Kreis der Spieler und Betreuer in die Kategorie II des RKI (geringeres Infektionsrisiko) und damit den Verzicht auf eine Gruppenquarantäne, stattdessen optional anzuwendende informatorische und kontaktreduzierende Maßnahmen. Einzelne Spieler oder Betreuer mit näherem Kontakt zu einer infizierten Person können selbstverständlich bei Vorliegen entsprechender Konstellationen dennoch isoliert werden.

    legt dar, dass auf eine Gruppenquarantäne, im Falle eines Positivtest, verzichtet werden kann/werden wird.


    siehe auch Seite 36 der ersten oben verlinkten PDF-Datei

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Ich rege mich seit Tagen um die Diskussion über die Wiedereröffnung der Bundesliga einfach nur noch auf... Gerade als Mutter von zwei Kindern kann ich nicht verstehen, dass diesem Thema so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und um die Schul- oder Kitaeröffnungen drumherum geredet wird (um es mal bewusst spitz zu formulieren). WIe will man diese Diskussion (und mögliche Entscheidungen für den Fußball) vor der breiten Öffentlichkeit rechtfertigen? Seit Wochen wird Social Distancing propagiert und im Stadion dürfen sich die Fußballspieler vollschwitzen? Um eine Sicherheit zu garantieren müsste man jeden testen und für Monate dann einsperren :D

  • Gerade als Mutter von zwei Kindern kann ich nicht verstehen, dass diesem Thema so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und um die Schul- oder Kitaeröffnungen drumherum geredet wird

    Aber die Schule(-n) fangen doch langsam auch jetzt wieder an. Erst die Abiturienten und nach und nach die anderen Klassen. Teilweise mit halbierter Anwesenheit und und und.

    Also wir haben einen Fahrplan bekommen und dieser wird wöchentlich weiter verfeinert. Der Sitution entsprechend würde ich sagen.


    Und wie viele Fußballer gehören dazu mit 2 Teams und Schiri etc. Zumindest ohne Zuschauer doch ein klacks gegen die Schülerschaften in engen Räumen mit 30 und mehr Kindern

  • Klar, ob Fußball stattfindet oder nicht ist sicher nicht systemrelevant und es gibt viele wichtigere und ernstere Dinge.

    Das mit der Kinderbetreuung finde ich aber trotzdem ein Strohmannargument. Es gibt ja schließlich keinerlei Hinweise in die Richtung, dass ein Stattfinden von Geisterspielen in der Bundesliga (von vollen Stadien oder Public Vieving ist ja nicht die Rede) die Verbesserung der Kinderbetreuung verhindern würde?

    Man könnte es grundsätzlich auch mal aus der Richtung betrachten: Bundesligavereine sind mittelständische Unternehmen mit in der Spitze über tausend Angestellten. Da geht's ja nicht nur um die paar hundert Fußballer. Aus meiner Sicht sollten auch diese Unternehmen aus der Unterhaltungsbranche soweit möglich ihre Arbeit wieder aufnehmen dürfen, wenn keine gewichtigen Gründe dagegen sprechen. Sonderregelungen darf es aus meiner Sicht natürlich auch nicht geben.

    Was den grad der Berichterstattung angeht: Das sich Leute auch (oder gerade?) in der socially gedistancten Krise für ihre Hobbies interessieren, ist das überraschend oder gar verwerflich? Dass man, wenn man das Hobby nicht teilt, natürlich lieber anderes liest, auch verständlich.

  • Laut Lauterbach ist das Testkonzept der DFL völlig unzureichend. Zu wenig und nicht kurzfristig genug vor dem Spiel. Ausserdem müssten die Spieler zwei Tage vor dem Spiel in absoluter Isolation verbringen, was nicht vorgesehen ist. Auch Quarantäne von Kontaktpersonen evt Infizierter ist nicht wirklich vorgesehen.

    Von der Akzeptanz in der Bevölkerung ganz abgesehen.

    Fazit: Das wird nix, ich kann's mir zumindest nur schwer vorstellen

  • Laut Lauterbach ist das Testkonzept der DFL völlig unzureichend. Zu wenig und nicht kurzfristig genug vor dem Spiel. Ausserdem müssten die Spieler zwei Tage vor dem Spiel in absoluter Isolation verbringen, was nicht vorgesehen ist. Auch Quarantäne von Kontaktpersonen evt Infizierter ist nicht wirklich vorgesehen.

    weil er ja der führende Experte in dieser Hinsicht ist.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • So. Gelesen. Der Umgang mit möglichen positiven Corona-Tests bei Spielern ist für mich die Achillessehne des Konzepts. Praktisch wäre spätestens dann eine Saison, die man in englischen Wochen zuende spielen will, endgültig vorbei. Zumindest mal für den entsprechenden Verein und mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch für den letzten Gegner, denn in dieser Situation wäre Quarantäne der möglicherweise gefährdeten Personen zwingend notwendig.

    Das müsste eigentlich jedem klar sein, auch der DFL selbst. Um diese Problemstellung drückt sich das Konzeptpapier nur völlig unzureichend herum. Solche Formulierungen aus dem Dokument wie

    Zitat

    Alle aufgeführten Maßnahmen führen zu einer erheblich verbesserten Sicherheit der beteiligten Personen vor einer Ansteckung und eliminieren weitestmöglich die beispielhaft im RKI-Dokument genannten Konstellationen (z. B. 15 min „face-to-face“-Kontakt).

    sind für mich klares Zeichen einer Best-Case-Planung, die bestimmte Risiken nicht wahr haben will, weil damit sonst das ganze Konstrukt direkt zusammenfällt.

    Risiken müssen nicht weitestmöglich eliminiert werden, wenn man eigentlich vorgeschriebene Quarantäne-Maßnahmen im Falle von positiven Tests nicht haben will. Was möglich ist, interessiert doch überhaupt nicht! Es muss gewisse sachliche Mindestanforderungen erfüllen, und wenn man die eigenen Vorkehrungen nicht anderes als nur mit "weitestmöglich" qualifizieren kann, dann spricht alleine das schon gegen die Idee. Ebenso müssen nicht nur beispielhaft in einem Dokument genannte Konstellationen vermieden werden, sondern alles, was sinngemäß dem gleich kommt. Dass man 90 Minuten Hochleistungssport voller Zweikämpfe betreibt, ohne ein erhöhtes Infektionsrisiko zu haben, ist für mich absolut nicht plausibel. Ein Dutzend Eckbälle mit entsprechendem Getümmel im Strafraum und die mögliche Virenexposition ist doch klar im roten Bereich. Für das regelmäßige Mannschaftstraining gilt im Prinzip das Gleiche. Fußballspielen und Einhaltung von Distanzierungsregeln ist ein Widerspruch in sich, und zwar ein unauflösbarer Widerspruch.

    Das ganze Konzeptpapier ist von vorn bis hinten auf Kante genäht. Da müssen ja sogar nach Spielschluss erstmal die (nur vier!) Balljungen aus dem Innenraum raus, bevor man die Dopingkontrolleure überhaupt reinlässt, weil man sonst direkt die zuvor plakativ aufgestellte Grenze von maximal 100 Personen im Innenraum direkt reißen würde. Und während man am Anfang noch groß betont, dass die Maßgaben von jeweils "maximal ca. 100 Personen" in Innenbereich / Tribüne / Außenbereich nicht gegeneinander verrechnet werden dürfen, passiert im weiteren Papier genau das. 117 Personen im Tribünenbereich, aber immer noch okay, weil ja insgesamt die 300 nur knapp überschritten werden. Äh ja. Vermutlich wollte man die jeweils 100 schaffen, hat's aber nicht hingekriegt, und dann einfach ein "ca. 100" daraus gemacht. "Maximal ca. 100". Was für eine Logik. Harte Grenze mit direkt eingebauter Unschärfe.

    Das zieht sich so durch. Im Zweifelsfalle biegt man sich Sachen passend zurecht. Nicht mal allen Tabellen kann man einfach so vertrauen (Beispiel: Seite 8 oben im ersten Dokument, Spalte "14 Uhr". Die Summe der Zahlen ist 94, nicht 86). Kann bzw. sollte doch eigentlich in Zeiten von Excel nicht mehr passieren. Hier nicht wirklich kriegsentscheidend, aber vertrauenserweckend geht anders. Sehr entlarvend finde ich auch diesen Satz auf Seite 21:

    Zitat

    WICHTIG: Alle Maßnahmen der Hygiene und Isolierung dienen dazu, dass auf dem Spielfeld keine weiteren Maßnahmen notwendig sind und 22 Spieler und 4 Schiedsrichter ohne aktuelle Infektion aktiv sind.

    Das ist genau die Wünsch-Dir-Was-Logik, die auch in Ischgl schon ganz hervorragend funktioniert hat...

    Wenn die Politik dieses Papier einfach so kritiklos durchwinkt, dann haben sie's entweder nicht genau gelesen. Oder DFB/DFL hat dann gut genug geschmiert.

  • Laut Lauterbach ist das Testkonzept der DFL völlig unzureichend. Zu wenig und nicht kurzfristig genug vor dem Spiel. Ausserdem müssten die Spieler zwei Tage vor dem Spiel in absoluter Isolation verbringen, was nicht vorgesehen ist. Auch Quarantäne von Kontaktpersonen evt Infizierter ist nicht wirklich vorgesehen.

    weil er ja der führende Experte in dieser Hinsicht ist.

    weitaus mehr Experte als Laschet oder Söder ;)

  • weil er ja der führende Experte in dieser Hinsicht ist.

    weitaus mehr Experte als Laschet oder Söder ;)

    Lauterbach ist immerhin vor seiner politischen Laufbahn Mediziner gewesen, und speziell Epidemiologe. Ganz egal was man von seinen politischen Ansichten hält - aber ich kann mir in diesen Zeiten einen ungeeigneteren Background unserer Politiker gut vorstellen.

  • weitaus mehr Experte als Laschet oder Söder ;)

    Lauterbach ist immerhin vor seiner politischen Laufbahn Mediziner gewesen, und speziell Epidemiologe. Ganz egal was man von seinen politischen Ansichten hält - aber ich kann mir in diesen Zeiten einen ungeeigneteren Background unserer Politiker gut vorstellen.

    Experten sind nur bedingt gute Entscheider - da tendenziell voreingenommen.

    Das Dumme ist: blutige Laien die die Argumente der Experten nicht verstehen sind auch nicht geeignet.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Leute wie Helge Braun, Karl Lauterbach oder Peter Tschentscher sind Politiker und Mediziner. Sie kennen beide Welten. Das halte ich für einen Vorteil, den man nicht unterschätzen sollte. Auch eine Bundeskanzlerin mit naturwissenschaftlichem Background ist sicher nicht das Schlechteste, was man sich in einer Pandemie vorstellen kann.

    Wobei auch den meisten "reinen" Virologen, Ökonomen, Sozialwissenschaftlern, Bildungsexperten, etc. klar sein dürfte, dass die Politik in einer Krisensituation wie der aktuellen einen Mix als diversen, oft widersprüchlichen Interessen finden muss und keinen 100% zufrieden stellen kann.

  • Naja gute Reden im Krisenmodus können viele (nicht alle, das ist auch klar), die haben ja auch erfahrene Redenschreiber. Darum gewinnen ja auch in fast jedem Land die Regierungschefs an Zustimmung , weil in Krisen die Stunde der Exekutive schlägt und die der staatstragenden Reden.

    Zurück zum Thema:

    Volker Bouffier (Hessen) zeigt sich nun auch zuversichtlich für Bundesliga Start.

    Ich weiß nicht, erhoffen sich die Politiker da breite Zustimmung der Bevölkerung oder wieso gibt's da eine fast einheitlich positive Zustimmung aller Ministerpräsidenten? Laut Infratest waren Anfang April 52 Prozent der Deutschen für Geisterspiele, ich spüre bei Bekannten, die dem Fussball nicht so nahe stehen aber überwiegend Ablehnung. Söder macht immer sehr auf entschlossenen Virusbekämpfer , der eher strengere Regeln will - und dieses angreifbar Konzept der DFL winkt er nun wohlwollend durch. Mit dem Argument, das Volk braucht Spiele. Ich bin großer Sport und Fussballfan. Aber ich bin kein Junkie, mir fehlen andere Dinge deutlich mehr als die Fussballspiele. Und gerade auf Spiele mit Geisteratmosphäre hab ich Null Bock. Ich würde mir auch die allerwenigsten ansehen. Habe da besseres zu tun im Sommer als vor der Glotze Geisterspiele anzusehen

  • Die Frage ist halt nur, was wenn man die Spiele jetzt nicht erlaubt? Was ist mit der Zeit nach Corona oder zumindest in ruhigeren Zeiten. Aktuell braucht niemand die Geisterspiele und auch generell könnten die Zuschauer damit leben, dass die Saison einfach abgebrochen wird. Die Saison ist sportlich doch gelaufen und dürfte nicht mehr sonderlich interessant sein. Wer wird Meister? Egal. Pokalfinale ohne Zuschauer? Unwichtig. Absteiger wird es vielleicht nicht geben sondern nur Aufsteiger. Aber das weiß man bei DFB/DFB vermutlich noch nicht mal so genau.


    Nur würde es dann in der Zukunft wohl ein paar Vereine weniger geben und das will man möglichst verhindern indem man wenigstens die Fernsehgelder und so das Überleben der größten Patienten ermöglicht. Das "Produkt" Bundesliga wäre ohne ein paar Big Player (Schalke, I am looking at you) derart und noch viel mehr geschädigt, dass dieses Szenario nicht eintreten darf. Auch wieder irgendwie verständlich.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Der Bevölkerung versucht man gerade beizubringen, Abstand zu halten.

    Und dann spielen am Wochenende ca. 220 Berufsfußballer auf engstem Raum miteinander, schwitzen, spucken, gehen in Zweikämpfe.

    „Warum soll ich denn dann Abstand halten, wenn die das dürfen?“ - diese Frage wird doch in unzähligen Köpfen auftauchen.

    Für die Außenwirkung finde ich es grob fahrlässig, die Bundesligaspiele wieder zuzulassen.

    Und ich habe jedes Wochenende Spiele geguckt....

  • „Warum soll ich denn dann Abstand halten, wenn die das dürfen?“ - diese Frage wird doch in unzähligen Köpfen auftauchen.

    Wenn man die Frage im Vorfeld schlüssig beantwortet und auch aufzeigt welche Risiken trotz allem für die Sportler bestehen könnte man da schon einiges abfangen.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Und dann spielen am Wochenende ca. 220 Berufsfußballer auf engstem Raum miteinander, schwitzen, spucken, gehen in Zweikämpfe.

    ich denke dass "Beruf" hier ein ganz entscheidender Punkt ist. Du wirst auch nicht anderen, nicht systemrelevanten Berufen, auf längere Sicht ein Berufsverbot auferlegen können

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • ich denke dass "Beruf" hier ein ganz entscheidender Punkt ist. Du wirst auch nicht anderen, nicht systemrelevanten Berufen, auf längere Sicht ein Berufsverbot auferlegen können

    Es ist kein Berufsverbot. Erstens ist der enge Kontakt aus guten Gründen untersagt und nicht der Beruf des Profisportlers als solcher. (Für Orchestermusiker, Chorsänger oder ähnliches gilt im Prinzip Ähnliches.)

    Zweitens, und das finde ich fast noch wichtiger hier in diesem Kontext, sehe ich das Problem weniger in der Wiederaufnahme des Spielbetriebs, das mag mit deutlich reduzierten Infektionsrisiken sogar noch klappen, sondern eher in der Anmaßung der Bundesliga, im Falle eventueller positiver Tests auf die dann eigentlich notwendigen Gruppen-Quarantäne-Maßnahmen verzichten zu können und einfach weiterspielen zu wollen, als wäre nichts passiert.

    Das ganze Konzept hat null-komma-null Reserven und funktioniert nur, wenn alles absolut perfekt läuft. Sobald auch nur ein Spiel wegen eines Unwetters ausfällt, fliegt ihnen ihr eh schon straffer Zeitplan voller englischer Wochen komplett um die Ohren. Wenn man sich einmal auf einen solchen Pfad begibt, dass braucht's nicht viel, bevor man sich mit irgendwelchen Entscheidungen nach dem Motto "es geht unter den gegebenen Umständen gerade nicht anders" noch tiefer in die Schei*e reitet.

  • sondern eher in der Anmaßung der Bundesliga, im Falle eventueller positiver Tests auf die dann eigentlich notwendigen Gruppen-Quarantäne-Maßnahmen verzichten zu können und einfach weiterspielen zu wollen, als wäre nichts passiert.

    Das ganze Konzept hat null-komma-null Reserven und funktioniert nur, wenn alles absolut perfekt läuft.

    Das bringt es ziemlich gut auf den Punkt, wie ich finde. Es ist für mich kaum vorstellbar, dass es funktionieren kann.


    Ich glaube aber, das es so angegangen wird, weil der Druck für die Liga/Vereine schlicht zu hoch ist.

  • Aus dem heutigen Corona-Ticker der FAZ:

    Zitat

    Im Fall eines positiven Corona-Tests bei einem Bundesliga-Neustart sieht sich die Deutsche Fußball Liga nicht in der Entscheidungsverantwortung. „Dann würde das, wie in jedem Fall, erst mal an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert dem Sender Sky Sport News. Es liege nicht an der DFL zu entscheiden, „ob hinterher ein Spieler oder eine Mannschaft in Quarantäne geht“.

    In dem Konzept für einen Neuanfang der Bundesliga haben man sich auch diesbezüglich an den Vorgaben und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts orientiert. Seifert räumte aber ein: „Für den Fall, dass das so sein sollte und es flächendeckend stattfinden würde, das muss man ganz realistisch sagen, mit mehreren Mannschaften 14 Tage in Quarantäne, wäre irgendwann ein Spielbetrieb sicherlich schwierig durchzuführen.“ Daher sei es wichtig, dass es erst gar keinen positiven Fall gebe.

    Jo. Problem erkannt. Immerhin sind die Fußballfunktionäre in den letzten Tagen deutlich demütiger geworden, nachdem sie erkannt haben, wie schlecht ihre "wir sagen allen, wo's lang geht" Haltung in einer Zeit ankommt, in der es für die normale Familie direkt 2500 Euro Strafe kostet, wenn das Kind auf dem Spielplatz sich auf die Schaukel setzt.

    Ein Corona-Fall und die Saison ist mit gewisser Wahrscheinlichkeit vorbei. Wenn der Infizierter dann andere Spieler im Training oder Wettkampf schon angesteckt hat (womit man in einem Sport mit vielen engen Zweikämpfen durchaus rechnen sollte!) oder wenn mehrere unabhängige Corona-Fälle auftauchen, ist's definitiv vorbei, und das könnte die Bundesliga dann auch dauerhaft beschädigen. Die Frage ist, ob DFB/DFL/Politik dieses Risiko eingehen wollen.

    Meine Prognose: Solange die restliche Gesellschaft so deutlichen Einschränkungen unterliegt, setzen sich auch im Profi-Fußballbereich irgendwann die Vernünftigen durch, die einsehen, dass die ersten beiden Fußballligen in dieser schweren Zeit keine Sonderrechte für sich reklamieren können. Haken dran an diese Saison und anfangen nachzudenken, wie man den Fußball durch eine potenziell längere zuschauerlose Zeit rüberretten kann. Beschäftigt euch mit der nächsten Saison, das wird schwierig genug.

  • MetalPirate


    Ich habe nicht alle Vereine im Einzelnen verfolgt. Aber für Werder kann ich sagen, dass Frank Baumann und Florian Kohfeldt jedes Mal betonen, dass sie sich zwar eine Fortsetzung wünschen, den Fußball aber nicht über andere Dinge stellen. Das wirkt schon sehr authentisch. Es gibt auch einen schönen Podcast mit Florian Kohfeldt dazu:


    Podcast | Aktuell | SV Werder Bremen | SV Werder Bremen

  • Kann mir ja nicht vorstellen, dass das Gesundheitsamt es durchwinken würde, dass bei einer Infektion eines Spielers keine Quarantäne der Mitspieler stattfindet. Sowas geht meines Erachtens eher nur im systemrelevanten Bereich im Medizinbereich. Somit wäre das vorgetragene Konzept in einem entscheidenden Punkt so nicht durchführbar.

    Habe gestern Kretschmer (MP Sachsen) dazu gehört. Das wirkte , als habe er das Konzept der DFL noch nicht wirklich gelesen und/oder nicht verstanden. Erst hat er behauptet, dass bei Infektion Quarantäne stattfinden würde. Als Lauterbach ihn aufklärte, kam er mit dem Argument dass Ärzte auch nicht in Quarantäne müssten wenn sie negativ getestet werden... Also ich habe weiterhin den Eindruck, dass die Ministerpräsidenten die Bundesliga unbedingt starten lassen wollen.

  • Wurde tatsächlich schon ein derartiges BUßgeld verhängt?

    An den Spielplätzen hier hängen entsprechende einlaminierte Hinweise mit dieser Strafandrohung. Das wäre sinnlos, wenn es nicht auch im Zweifelsfalle so durchgesetzt würde.

    Konkrete Fälle von Bußgeldern gegen Spielplatzbesucher sind mir nicht bekannt, aber grundsätzlich werden die Regeln hier vor Ort strikt durchgesetzt. Passt vielleicht nicht ganz zur rheinländischen Laissez-faire-Mentalität, aber die Aachener sind ja ganz am Rand von Rheinland, da ist auch eine ordentliche Portion niederländischer Einfluss drin, d.h. man kann auch extrem pragmatisch und sehr konsequent sein, wenn's angebracht ist... :) Am Tag der Wiedereröffnung der Geschäfte wurden z.B. bei drei unerlaubterweise geöffneten Geschäften über 800 Quadratmetern Bußgeldverfahren eingeleitet und das wurde auch ziemlich offensiv über die Presse und ganz oben auf der Stadt-Homepage kommuniziert, so dass es jeder mitkriegen sollte.

  • Kann mir ja nicht vorstellen, dass das Gesundheitsamt es durchwinken würde, dass bei einer Infektion eines Spielers keine Quarantäne der Mitspieler stattfindet. Sowas geht meines Erachtens eher nur im systemrelevanten Bereich im Medizinbereich.

    Der Vergleich der DFL mit Schulen oder Krankenhäusern, die bei einem positiven Befund auch nicht komplett dicht gemacht würden, hinkt in jedem Falle, so oder so.

    In den Schulen würde man sehr wohl die entsprechenden Quarantäne-Maßnahmen verhängen und nicht mit dem restlichen Personal und den verbleibenden Schülern einfach weitermachen als wäre nichts geschehen. Bei einer Infektion machen die betroffenen Teile einer Schule ganz freiwillig Pause, während die Bundesliga hier um jeden Preis "business as usual" anstrebt.

    In den Krankenhäusern kann es in Notlagen nach Positiv-Befunden bei Ärzten und Pflegepersonal auch mit täglichen (!) Tests möglicher infizierter Kollegen erstmal normal weitergehen, wenn eine entsprechende Güterabwägung ergibt, dass bei der üblichen Quarantäne-Verhängung das Dichtmachen einer Station samt der dann notwendiger Verlegungen aller Kranken die noch schlechtere Lösung wäre. Aber eine solche Wichtigkeit kann der Profifußball wohl kaum für sich reklamieren.

    Das ist übrigens keineswegs nur reine Theorie. Genau das ist hier in Aachen in der Anfangsphase der Krise passiert, als eine Krankenpflegerin der Kinderintensivmedizin des örtlichen Uniklikums positiv getestet wurde. Weil die Uniklikik im Bereich Kindermedizin Kompetenzzentrum für das gesamte westliche Nordrhein-Westfalen ist, hat man dann notgedrungen diese Lösung gefunden, bewusst abweichend von den RKI-Empfehlungen. Sonst hätte die komplette Station dicht gemacht werden müssen, weil die entsprechende Person natürlich Kontakt mit quasi sämtlichen Kollegen und Kolleginnen hatte. Im Übrigen ist diese Lösung des "Testen morgens vor der Arbeit, sofort auswerten, mittags ggf. infizierte Kollegen aus dem Verkehr ziehen, damit dann weitere Infektionen ziemlich sicher unterbinden" für alle Einrichtungen außerhalb der Unikliniken oder sonstiger Großkrankenhäuser mit angeschlossenen Laboren kaum darstellbar.

  • Zum Thema Strafe: Gestern musste in NRW jemand 500 Euro zahlen, weil er ein Eis aus der Eisdiele in weniger als 50 Meter Abstand gegessen hat.

    Immerhin sind die Fußballfunktionäre in den letzten Tagen deutlich demütiger geworden (...)

    Die von dir zitierte Aussage von Seifert „Für den Fall, dass das so sein sollte und es flächendeckend stattfinden würde, das muss man ganz realistisch sagen, mit mehreren Mannschaften 14 Tage in Quarantäne, wäre irgendwann ein Spielbetrieb sicherlich schwierig durchzuführen.“ hat er aber auch vor ca. einer Woche schon von sich gegeben, das ist nichts Neues, sondern er hat es gestern nur noch mal wiederholt.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Thygra : Mit "demütig" meinte ich auch Goodwill-Aktionen wie das finanzielle Unterstützen unterer Ligen oder das Kaufen/Anbieten von Testkapazität für andere. Das unterscheidet sich dann doch spürbar von der PR-Aktion, die mit Bild-Zeitung, Söder und Laschet orchestriert wurde, incl. großformatiger Jubelanzeige, dass der Fußball endlich wieder starten könne. Ich denke schon, dass bis vor kurzem ein paar der Fußball-Funktionäre ihre Bedeutung in der bzw. für die Gesellschaft ein wenig überschätzt haben. Nach den vollmundigen Ankündigungen eines möglichen Neustarts am 9. Mai gab's im Anschluss doch auffällig viel zurück rudern.

  • Aber die Ankündigung des möglichen Neustarts am 9. Mai kam doch primär von Söder und Laschet. Einige Bundesligisten haben das dann natürlich dankbar aufgegriffen. Die allermeisten Funktionäre haben mit Sicherheit verstanden, wie unwichtig der Fußball im Vergleich zu anderen aktuellen Problemen ist. Trotzdem sind die Funktionäre natürlich verpflichtet, eine Insolvenz ihres Vereins zu verhindern.

  • Aber die Ankündigung des möglichen Neustarts am 9. Mai kam doch primär von Söder und Laschet.

    In einem Interview der Bild-Zeitung an einem Tag, wo gleichzeitig SKY eine ganzseitige Jubelanzeige geschaltet hat. Das war eine konzertierte Aktion, angeschoben von der DFL um Christian Seifert.

    (Mittlerweile leider hinter Paywell: Corona: Fußball-Bundesliga kämpft um Neustart der Saison )

  • Weiter oben war ja mal zu lesen, dass Sky eventuell wieder stattfindende Spiele oder zumindest Konferenzen unverschlüsselt übertragen wurde. Das ist natürlich nicht so. Die müssen auch Geld verdienen und wollen ihre Abonnenten, die dafür viel Geld bezahlen, nicht verprellen. Hier ein aktueller Artikel zu dem Thema:

    Mainz-Vorstand Jan Lehmann: "Sky plant ein sehr attraktives Angebot" - kicker

    Nicht mal die zwei unverschlüsselten Samstags-Konferenzen, die am Anfang der Krise mal versprochen waren (und nie eingelöst werden mussten), sind noch sicher. Wobei da Sky IMHO kaum mehr dahinter zurückgehen kann. Das wird irgendwie Teil eines Schnupperangebotes werden.


    Mein Fazit: Der Profifußball versucht im Moment mit aller Kraft, den Eindruck einer Relevanz für die Gesamtgesellschaft zu erwecken, die er in den letzten Jahren im Namen des überbordenden Kommerzes aus Profitgeilheit verspielt hat. Die aktuelle Krise zeigt es wieder mal mustergültig: Der normale Zuschauer spielt keine Rolle mehr, denn im Endeffekt geht's beim Restart der Bundesliga ausschließlich um die Pay-TV-Abonnenten von Sky, DAZN und Eurosport bzw. solche, die es werden wollen (oder sollen?). Überall sonst, wo diese Abhängigkeit vom Pay-TV nicht da ist, d.h. in anderen Sportarten, in unteren Ligen des Fußballs, in anderen Ländern, da hat man bereits das getan, was in der aktuellen Situation mit Verbot von Massenveranstaltungen bis in den Spätsommer hinein das einzig Logische ist: Abbruch der aktuellen Saison und sich dann darauf konzentrieren, wie man die nächste Saison überhaupt gestemmt bekommt.

    Wie will der organisierte Fußball eigentlich noch glaubhaft Vorbild-Charakter verkaufen, wenn die Bundesliga-Kicker zum spielen durch ganz Deutschland reisen, während die fußballbegeisterten Jungs eines Wohnviertels nicht mal den örtlichen Bolzplatz betreten dürfen?

  • Der normale Zuschauer spielt keine Rolle mehr, denn im Endeffekt geht's beim Restart der Bundesliga ausschließlich um die Pay-TV-Abonnenten von Sky, DAZN und Eurosport bzw. solche, die es werden wollen (oder sollen?).

    Es geht beim Restart ausschließlich darum, dass die 36 Profi-Vereine überleben und wir nicht in einem Jahr nur noch 10-15 Profi-Vereine haben.

    Wie will der organisierte Fußball eigentlich noch glaubhaft Vorbild-Charakter verkaufen, wenn die Bundesliga-Kicker zum spielen durch ganz Deutschland reisen, während die fußballbegeisterten Jungs eines Wohnviertels nicht mal den örtlichen Bolzplatz betreten dürfen?

    Indem man den Jungs sachlich erklärt, dass es für die Profi-Kicker ein Beruf ist, an dessen Ausübung ca. 60.000 Arbeitsplätze hängen, während das Kicken für die Jungs nur ein Freizeitvergnügen ist, welches sie eine Weile lang ohne Probleme durch eine andere Freizeitaktivität ersetzen können.

    Kann es sein, dass du das Thema rein ideologisch betrachtest? Lies doch mal diesen Kommentar hier:

    Kommentar zum Bundesliga-Restart: Es müssen die Fakten zählen, nicht Ideologie - kicker