• Die Textur im Fußball ist einfach sehr grob. Ich weiß nicht ob jemand das Spiel Frankreich-Holland gerade schaut. Das steht 0:0 nach der regulären Spielzeit. Im Basketball wäre das ein in etwa ein 100:60 für Frankreich, im Handball immer noch ein zweistelliger Sieg. Aber Fußball ist eben sehr grob in der Textur der Leistungsmessung. So kann man als Ergebnis ein 0:0 sehen, und das als Erfolg für Holland werten. Das ändert aber nichts an der Tatsache das Frankreich, zumindest heute, das deutlich bessere Team ist. Taktisch, technisch, läuferisch, individuell. Für mich sind Frankreich und Spanien die großen Favoriten für die WM nächstes Jahr, mit selbstverständlich den USA. Trotzdem könnte Holland heute noch gewinnen. So ist Fußball halt.

    Das Niveau dieser EM ist überragend hoch. Ich kucke mittlerweile (zumindest als neutraler Zuschauer) lieber Frauen als Männerfußball, weil die ganzen Schwalben, das Gemecker und Rumgerolle wegfallen, das Niveau aber trotzdem sehr hoch ist.

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  • Ich weiß nicht ob jemand das Spiel Frankreich-Holland gerade schaut.

    Selbstverständlich :)

    Das ändert aber nichts an der Tatsache das Frankreich, zumindest heute, das deutlich bessere Team ist. Taktisch, technisch, läuferisch, individuell.

    Es zählen im Fußball aber auch andere Kenngrößen: Mannschaftliche Geschlossenheit, kämpferische Einstellung, Entschlossenheit, "gesunde" Aggressitivität - alles Gründe warum es manchmal der Underdog schafft und Fußball auch bei scheinbar feststehenden Kräfteverhältnissen spannend bleibt ... ;)

    Das Niveau dieser EM ist überragend hoch.

    Volle Zustimmung :)

    PS: Ich mag das religiöse Bekenntnis in deiner lila "Bauchbinde" .... :thumbsup:

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Danke Helmut! Ich bin ein echter Zeuge. War glaube ich bei jedem Spiel, das er zuhause für uns gemacht hat, im Stadion.

    Frankreich fand ich heute extrem gut. Im Grunde die beste Leistung einer Mannschaft des Turniers. Denn der Gegner war der amtierende Europameister, und hat taktisch ebenfalls recht stark agiert, zumindest nach den Umstellungen in der Halbzeit. Und Frankreich fehlt mit Katoto ja auch noch eine überragende Offensivspielerin.

    Das wird jetzt Interessant im Halbfinale. Für mich ist Frankreich Favorit, aber Deutschland natürlich nicht komplett chancenlos. Man hat heute ja auch wieder gesehen das die Französsinen gegen ein gutes Pressing und Gegenpressing (das die Holländerinnen gerade zu Beginn der 2. Halbzeit ab und an zeigen konnten), teilweise recht anfällig sind. Und das ist gerade unsere Stärke.

  • Ist doch auch schön an Fußball, dass ein wenig Unwägbarkeit dabei ist und nicht so wie in manch anderen Sportarten die Gegenüberstellungen einfach so oft wiederholt werden, bis sich der Fehler rausgemittelt hat.

    Ich finde es manchmal schön und manchmal auch nicht.

    In dieser Hinsicht, der Leistungsmessung durch Tore/ Punkte etc, ist Handball für mich, neben American Football, ein perfekter Sport. Die einzelnen Tore oder Scores sind selten und wichtig genug das jedes einzelne bedeutsam ist. Aber auch strukturell fein genug das fast ausnahmslos das bessere Team gewinnt. Extreme Enden dieser Skala sind Fußball auf der einen, Basketball auf der anderen Seite.

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  • Ich denke auch, dass da alles möglich ist. Man muss sich nur mal die Ergebnisse im Viertelfinale ansehen: zwei Spiele gingen in die Verlängerung, alle sind knapp ausgegangen. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass sich einige Mannschaften mittlerweile auf ähnlich hohem Niveau bewegen. Ich verfolge Frauenfußball tatsächlich schon recht lange und das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung: Früher (> 10 Jahre in der Vergangenheit) war bei jeder EM nur eine Sache spannend: Spielt Deutschland das Finale gegen Schweden oder gegen Norwegen ... (leicht provokant ausgedrückt) ;)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Extreme Enden dieser Skala sind Fußball auf der einen, Basketball auf der anderen Seite.

    Baseball ist noch ein Tick extremer, oder? Auch wegen dem sehr statischen Aufbau.

    Mit ging es vor allem um die Granularität der Punktevergabe. Die kann beim Baseball ja auch sehr grob sein (1-0), und dann verliert auch mal das Team mit deutlich mehr Hits. Aber weil es immer bis zum letzten Aus geht, verliert trotzdem kaum ein Team „unglücklich“.

    Perfekte Balance zwischen „jeder score ist wichtig“ und „das bessere Team gewinnt“ haben für mich: Handball, Rugby, American Football, Lacrosse.

  • Baseball ist noch ein Tick extremer, oder? Auch wegen dem sehr statischen Aufbau.

    Mit ging es vor allem um die Granularität der Punktevergabe. Die kann beim Baseball ja auch sehr grob sein (1-0), und dann verliert auch mal das Team mit deutlich mehr Hits. Aber weil es immer bis zum letzten Aus geht, verliert trotzdem kaum ein Team „unglücklich“.

    Das verstehe ich, aber dafür spielen die ja auch irre viele Spiele. Also fällt selbst ein glücklicher Sieg kaum ins Gewicht.

  • Da hast du natürlich Recht. das ist aber nochmal eine andere Dimension.

    In dieser Frage würde ich sagen hat Fußball eine sehr gute Struktur. Die Saison mit 38 Spielen stellt sicher, das jedes einzelne Spiel noch wichtig genug ist, aber am Ende fast immer die beste Mannschaft Meister wird. Das ist natürlich dann ein Problem, wenn eine Mannschaft so sehr dominiert wie Bayern. Um das zu mitigieren könnte man zb eine Struktur wie im Football einführen wo durchschnittliche Teams wie die 9-7 Giants "heisslaufen", und die 16-0 Pats im Superbowl schlagen können. Dadurch hat man Jahr über Jahr mehr Spannung, nimmt aber eben in Kauf das nicht immer die übers Jahr gesehen beste Mannschaft auch Meister wird.

    Baseball hat, finde ich, zu viele Regular Season Games. Wohl aus finanziellen Gründen, aber es entwertet einzelne Spiele etwas. Auf des Messers Schneide würde ich Football sehen. Hart an der Grenze zu Zufällig zu sein, aber auch mit jetzt 17 Spielen ist halt jedes einzelne Spiel extrem wichtig und interessant. Dazu kommt noch die gleiche Balance im wöchentlichen Spiel selbst, und die Tatsache das die NFL durch Salary cap und Draft extrem ausgeglichen ist, und einen starken turnaround an der Spitze hat. Dann weiss man warum der Sport so Populär ist, und auch in Europa immer mehr Fans findet. Aber wie gesagt, Fußball finde ich da auch ziemlich gut, internationale Turniere haben ja einen ganz ähnlichen Modus wie die NFL, nur mit weniger Vorrundenspielen.

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  • Ich denke auch, dass da alles möglich ist. Man muss sich nur mal die Ergebnisse im Viertelfinale ansehen: zwei Spiele gingen in die Verlängerung, alle sind knapp ausgegangen. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass sich einige Mannschaften mittlerweile auf ähnlich hohem Niveau bewegen. Ich verfolge Frauenfußball tatsächlich schon recht lange und das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung: Früher (> 10 Jahre in der Vergangenheit) war bei jeder EM nur eine Sache spannend: Spielt Deutschland das Finale gegen Schweden oder gegen Norwegen ... (leicht provokant ausgedrückt) ;)

    Die deutsche Nationalmannschaft der Frauen verfolge ich auch schon recht lange. Und du hast Recht, es hat sich sehr viel getan, und gerade die Euro war früher wesentlich weniger umkämpft. Ich war auch nicht immer ein großer Fan des Frauenfußball.

    Richtig Geschmack daran gefunden habe ich auf Vereinsebene, durch Barcelona Femini und Olympique Lyonaiss Feminin. Zwei Teams die ich taktisch extrem gut finde, und die für mich den großen Entwicklungssprung des Frauenfußball in den letzten Jahren mit verkörpern. Ich finde es super zu sehen wie rasant der Frauenfußball sich entwickelt, und das auch in Deutschland immer mehr Bundesligisten aufwachen, und Frauenteams etablieren oder unterstützen. Zuletzt ja Mainz 05, durch die Kooperation mit der TSV Schott Mainz.

  • Interessant fand ich den Weg erst weg vom Männerfussball durch die Gründung reiner Frauenvereine und jetzt hin zum Spitzen-Männerfussball durch Angliederung oder Neugründung.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Interessant fand ich den Weg erst weg vom Männerfussball durch die Gründung reiner Frauenvereine und jetzt hin zum Spitzen-Männerfussball durch Angliederung oder Neugründung.

    Der war ja wohl begründet durch die katastrophale Rolle, welcher der DFB lange spielte. Ich erinnere an dieses Bonmot zum Verbot der Frauenfussballs aus dem Jahr 1955:

    Zitat

    „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.

    Daraufhin entwickelte der Frauenfussball Strukturen und Vereine außerhalb des DFB. Gnug Lesestoff zur grauen Spiel findet man unter https://www.bpb.de/themen/sport/graue-spielzeit/

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Der war ja wohl begründet durch die katastrophale Rolle, welcher der DFB lange spielte. Ich erinnere an dieses Bonmot zum Verbot der Frauenfussballs aus dem Jahr 1955:

    Zitat

    „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.

    Daraufhin entwickelte der Frauenfussball Strukturen und Vereine außerhalb des DFB. Gnug Lesestoff zur grauen Spiel findet man unter https://www.bpb.de/themen/sport/graue-spielzeit/

    Weiteren "Lesestoff" gibt es auch hier: :)



    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Interessant fand ich den Weg erst weg vom Männerfussball durch die Gründung reiner Frauenvereine und jetzt hin zum Spitzen-Männerfussball durch Angliederung oder Neugründung.

    Wie Klaus Knechtskern richtig sagt lag das eine in erster Linie an der misogynen Haltung der alten Männer beim DFB, die Frauen lieber am Herd festnageln wollten. Dadurch sind Strukturen außerhalb des DFB entstanden die dann nach der Aufhebung des Frauenfußball Verbots zum Tragen kamen.

    Die jetzige Initiative der Bundesligaclubs hat zwei Gründe. Zum einen drängt der DFB, zb durch Rainer Koch, die Männer Bundesliga Clubs schon seit längerem, weil man erkannt hat welche Leistungssprünge dadurch in anderen europäischen Ländern erfolgt sind.

    Zum anderen weist vieles darauf hin das der Frauenfußball sich Mittel und Langfristig zur Mannschaftssportart Nr 2, also vor (Männer-) Handball, Basketball usw. entwickeln wird. Und kluge, weitsichtige Vereinsführungen wollen bei dieser Entwicklung natürlich mit dabei sein.

    Und selbst die etwas zu spät kommenden haben in den letzten 1-2 Jahren endlich reagiert. Oben habe ich Mainz 05 genannt. Hier in Rhein-Main spielt ja zb auch der traditionsreiche 1.FFC Frankfurt seit 2020 mit dem Eintracht Adler auf der Brust. Der BVB versucht es eigenständig (nachdem Watzke sich lange gewehrt hatte), dadurch aber noch in Kreis und Bezirksliga. Wobei die Finanzkraft des BVB deren Spitzenteam sicher schnell in die Bundesliga führen wird. Insgesamt tut sich was. Ich finde es super!

    3 Mal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Heute im Kicker eine tolle Kolumne von HG. Butzko zur Frauen-EM.

    Einen Link habe ich leider nicht gefunden.

    Zum Foulspielen schreibt er : kein Gejammer, keine Rudelbildung, keine vehementen Kartenforderungen. Stattdessen: Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten, weitergehen.

    „Wie ehrbar dieser Sport doch aussehen kann, wird er nicht von Männern betrieben.“


    Ich kann nur zustimmen :)

  • Ich verstehe den Gedanken, ist mir aber auch wieder zu einfach.


    Ich finde das auch toll. Und der (Männer-) Fußball mit seinen permanenten Selbstdarstellern geht mir gewaltig auf den Keks. Und entfremdet sich von mir (oder ich mich von ihm).


    Aber zwei bewusst polemische Gedanken/ Thesen:


    Wenn die Frauen ein ähnliches Gehabe abziehen würden wie ihre männlichen Kollegen, hätten die Damen ein Problem. Das Niveau (Technik, Athletik, Taktik) hingt dem Männerfußball einfach dem den Frauenfußball unverschuldet genommen Jahrzehnten hinterher. Unterklassiger Fußball mit Gejammer muss ich mir nicht geben.

    Wenn die Frauen vom Gehalt und Geld innerhalb des Systems auf Männerniveau angekommen sind, ist sich jede Spielerin selbst die Nächste. Jede unsportliche Vorteilnahme auf dem Platz wird als clever bezeichnet, jedes Team lobt die (Sports-)Kameradin dafür, alles für das gemeinsame Ziel untergeordnet zu haben. Dann ist nix mehr mit Fairplay.


    Wenn ich damit falsch liege und der Frauenfußball nicht diesen Weg geht, kann er tatsächlich eine Zuschaueralternative zum jetzigen Fußball werden. Es wird mMn eh total unterschätzt, wie viele Menschen ins Stadion wegen der Atmosphäre gehen und weniger für den Sport. Die UEFA / FIFA wird sich da noch umschauen, wenn sie grundsätzliche Probleme (Entfremdung) nicht in den Griff bekommt. Hier haben Alternativen eine realistische Chance.

    (Das Geschriebene sind meine Gedanken dazu, keine absolute Wahrheit!)

    2 Mal editiert, zuletzt von Smo ()

  • „Wie ehrbar dieser Sport doch aussehen kann, wird er nicht von Männern betrieben.“

    Tut mir leid, aber das ist doch populistischer Quatsch.

    Ich wäre etwas vorsichtig damit, den Frauenfußball zu sehr zu idealisieren. Das Fordern nach gelben Karten für Gegenspielerinnen ist z.B. etwas, das ich auch schon von Spielerinnen gesehen habe. Wirklich "netten" Fußball gibt's doch nur beim Kicken mit Freunden auf dem Bolzplatz, d.h. wenn's um wenig bis nichts geht. Geschlecht ist dann egal. Aber wer schon mal selbst irgendwelche Fuballturniere gespielt hat, wird vermutlich auch schon gemerkt haben: die Gruppenspiele sind oft noch recht zivil, aber sobald es um etwas mehr geht, insbesondere ab Halbfinale, werden die Sitten immer etwas rauher, und das wohlgemerkt auch schon im reinen Hobbybereich. Es wird mehr gemotzt, mehr diskutiert, mehr geschauspielert, der Schiri hat mehr Arbeit.

    Und wenn dann im professionellen Männerbereich (und nur dort!) aus dem Fußballsport auch noch eine millionenschwere Unterhaltungsindustrie wird, bei der die Punkteprämie für die Stars höher ist als das, was der Durchschnittsverdiener monatlich nach Hause bringt, dann ist bei den männlichen Kickern (und nur dort!) auch das Potenzial für "Geld verdirbt den Charakter" nochmal um einiges größer als im Frauenfußball, wo Bundesligaspielerinnen nicht die Millionen verdienen, sondern froh sind, vom Fußballspielen leben zu können. Das ist eine andere Welt, im Guten wie im Schlechten.

    Ob der Frauenfußball prinzipiell wirklich so viel besser ist bzgl. Gejammer, Rudelbildung, Kartenfordern, etc., könnte man IMHO erst dann beurteilen, wenn es dort um genauso viel Ruhm und Geld ginge. Ich denke, dass man dann ein ziemlich vergleichbares Ausmaß an negativen Exzessen sehen würde. Aus anderen Sportarten weiß man auch, dass der Versuch, sich unfaire Vorteile zu verschaffen, z.B. durch Doping, eben nicht gehäuft nur bei Männern auftreten. Solches Fehlverhalten ist allgemein-menschlich, wenn die Umstände es fördern, und nicht spezifisch-männlich.

  • Liga 2 hat bereits den 2. Spieltag gespielt und der HSV läuft schon wieder den eigenen Ansprüchen hinterher.


    In Liga 3 ist der VfL Osnabrück mit einem Sieg gestartet. Bin ein bisschen skeptisch, was ich von der Saison zu erwarten habe, aber die Testspiele liefen insgesamt recht gut und die Abgänge einiger Leistungsträger scheinen kompensiert worden zu sein.

    we are ugly but we have the music

  • Das Bacha nach ihrer überragenden Leistung im Viertelfinale wieder nicht spielt. Naja, gut für uns. Katoto war Diacre ja auch lange „zu gut“. Erst eine Meuterei hinter den Kulissen hat dazu geführt das sie Stammspielerin wurde, obwohl sie im Club schon längst extrem dominant war.