• Achso? Kam denn nach dem 1:0 noch ein Ball aufs österreichische Tor?

    einige

    Ich muss mit dem falschen halben Auge zuschauen.


    Edit: also auch in den ersten 10 Minuten der zweiten Halbzeit sehe ich eine deutsche Mannschaft, die zwar dominant im Aufbauspiel ist, aber Probleme hat in den 16er zu kommen. Die Österreicherinnen hingegen sind schnell, aggressiv und schlichtweg gefährlicher.

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  • Das gestrige Spiel war aber qualitativ (gerade von den Spanierinnen) schon ne ganz andere Nummer…

    Das stimmt. Die waren ja auch gegen uns schon das taktisch klar bessere Team. Und das ohne ihre Weltfussballerin.

    Das Spiel heute zeigt schön wie viel gutes Coaching und Taktikschulung ausmachen. Bei uns wird die Trainerin ja nach ihren Erfolgen als Spielerin gewählt. So wie es bei den Herren in der bleiernen Zeit auch mal war.

    Deutschland hat 600.000 bis 700.000 weibliche Fußballer. Österreich 12.000.

  • Die waren ja auch gegen uns schon das taktisch klar bessere Team.

    Nein, waren sie nicht. Die Spanierinnen hatten gegen Deutschland mehr Ballbesitz, aber das heißt ja nicht, dass man taktisch besser ist. Die große Schwäche von Spanien ist das Spiel im letzten Drittel, da kommt von ihnen zu wenig, wie man auch gestern gegen England wieder gesehen hat.

    Bei uns wird die Trainerin ja nach ihren Erfolgen als Spielerin gewählt.

    Das ist doch kein Argument. Die deutsche Trainerin hat zuvor als Trainerin in der Schweiz bewiesen, was sie aus einer Nationalmannschaft rausholen kann.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ich habe bestimmt zehn Jahre keinen Frauenfußball mehr gesehen, und war bei dem Spiel Deutschland gegen Spanien sehr positiv vom geschickten, ballsicheren Kurzpassspiel der spanischen Damen überrascht.

    Da hast du was verpasst, die Weiterentwicklung war - vorallem auch international - enorm. :)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Ich habe bestimmt zehn Jahre keinen Frauenfußball mehr gesehen, und war bei dem Spiel Deutschland gegen Spanien sehr positiv vom geschickten, ballsicheren Kurzpassspiel der spanischen Damen überrascht.

    Da hast du was verpasst, die Weiterentwicklung war - vorallem auch international - enorm. :)

    Will jetzt nicht zu sehr auf das heutige Spiel „einhauen“, aber so hatte ich meine letzten gesehen Spiele in Erinnerung 😬. Recht planloses Gekicke. Hätte ich nur dieses Spiel gesehen, würde ich deine Äußerung nicht verstehen😊

  • Die waren ja auch gegen uns schon das taktisch klar bessere Team.

    Nein, waren sie nicht. Die Spanierinnen hatten gegen Deutschland mehr Ballbesitz, aber das heißt ja nicht, dass man taktisch besser ist. Die große Schwäche von Spanien ist das Spiel im letzten Drittel, da kommt von ihnen zu wenig, wie man auch gestern gegen England wieder gesehen hat.

    Bei uns wird die Trainerin ja nach ihren Erfolgen als Spielerin gewählt.

    Das ist doch kein Argument. Die deutsche Trainerin hat zuvor als Trainerin in der Schweiz bewiesen, was sie aus einer Nationalmannschaft rausholen kann.

    Das zentrale Argument ignorierst du natürlich. Wir haben einen Talentpool der 50x größer ist als der der Österreicherinnen. Sieht man davon heute irgendwas? Nach Aktiven ist Österreich ein Zwerg.


    Und Spanien war klar überlegen was Taktik und Spielanlage angeht. Mit Ballbesitz hat das nichts zu tun, sondern mit taktischen Automatismen, die dort die Mädchen exakt genauso trainieren wie die Jungs. Den Spaniern fehlt Alexia sehr, mit ihr sind sie wesentlich torgefährlicher. Aber selbst ohne Alexia waren sie gegen uns und gegen England das bessere Team, und es brauchte eine glasklare Fehlentscheidung der französischen Schiedsrichterin um sie aus dem Turnier zu kegeln.

  • Wir haben einen Talentpool der 50x größer ist als der der Österreicherinnen. Sieht man davon heute irgendwas? Nach Aktiven ist Österreich ein Zwerg.

    Ja und? Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst. Auch die Färöer haben schon gegen Mannschaften gepunktet, die ein Vielfaches an Einwohnern haben. Was hat das damit zu tun, dass Voss-Tecklenburg früher selbst aktive Spielerin war?

    Du wirfst hier Dinge durcheinander, das ist einfach nur Stammtischniveau.

    Und Spanien war klar überlegen was Taktik und Spielanlage angeht.

    Es wird nicht dadurch richtiger, dass du das wiederholst. Wo war denn die Taktik, um sich Torchancen zu erspielen?

  • Deutschland hat 600.000 bis 700.000 weibliche Fußballer.

    Wo nimmst du denn diese Zahlen her? Panagiotis Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften des DFB, wurde gestern im FAZ-Interview gefragt:

    Der DFB hat in den vergangenen zehn Jahren die Hälfte seiner Mädchenteams verloren. Die Zahl der regis­trierten Spielerinnen sank seit der Saison 2016/17 von rund 280.000 auf 187.000. Woran liegt das?

    Er hat diese Zahlen durch seine Antwort indirekt bestätigt und in seiner Position sollte er das eigentlich wissen. (Interview im Zitat verlinkt, aber hinter Paywall.) Längst nicht jeder Fußballer und jede Fußballerin kickt in einem dem DFB angeschlossenen Verein, aber dreimal so viele Fußballerinnen außerhalb der DFB-Strukturen wie innerhalb, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

  • Meine Nichte spielt übrigens auch Fussball. Und die ist echt gut. Es gibt durchaus einige Vereine im Rhein-Gebiet, die sie gerne holen würden. Mal sehen, wie weit sie kommt. :)

  • Wo Spanien besser war? Im Grunde überall, außer bei den erzielten Toren.

    Spanien hatte mehr Ballbesitz.

    Spanien hatte wesentlich mehr Aktionen im Angriffsdrittel.

    Spanien hatte wesentlich mehr Aktionen im gegnerischen Strafraum.

    Spanien hatte mehr Schüsse.

    Spanien hatte mehr Schüsse aufs Tor.

    Spanien hatte eine extrem viel höhere Passquote.

    Spanien hatte wesentlich mehr erfolgreiche key passes.

    Spanien hatte eine höhere xgoals.

    Spanien hatte wesentlich mehr dribblings.

    Spanien hatte wesentlich mehr erfolgreiche Dribblings.

    Spanien hatte weniger Ballverluste.

    Spanien hatte weniger Ballverluste in der eigenen Hälfte.

    Spanien hat ohne zwei Welklasse Offensivspielerinnen spielen müssen. Das sie ohne Alexia und Hermoso weniger torgefährlich sind ist nicht überraschend. Das heißt aber nicht das ihre Spielanlage nicht trotzdem wesentlich besser sein kann als die der deutschen Mannschaft.

    Spanien hat das reifere Aufbauspiel. Sie können variabel auf den Gegner reagieren und ihre Kleingruppentaktik umstellen. Dazu ist Deutschland nicht in der Lage, wie man auch gegen den Fußballzwerg Österreich gesehen hat. Deutschland hat großes athletisches Potential. Taktisch sind wir eines der schwächsten Teams in den Top 20.

  • Spanien hat das reifere Aufbauspiel. Sie können variabel auf den Gegner reagieren und ihre Kleingruppentaktik umstellen. Dazu ist Deutschland nicht in der Lage

    Deutschland hat gegen Spanien 2:0 gewonnen.

    Dazu ist Deutschland nicht in der Lage, wie man auch gegen den Fußballzwerg Österreich gesehen hat.

    Deutschland hat gegen Österreich 2:0 gewonnen.

    Taktisch sind wir eines der schwächsten Teams in den Top 20.

    Deutschland steht im Halbfinale.

    Ohne Gegentor bislang.

    Einmal editiert, zuletzt von Capote ()

  • Tja, am Ende ist Fußball ein Ergebnissport! Die deutschen Damen müssen sich für ihre Leistung natürlich nicht schämen. Die Herrenmannschaft hat (ich verfolge diese seit der WM 1982) vor Klinsmann/löw auch selten schön gespielt und war trotzdem sehr erfolgreich. Das Ergebnis ist das was zählt.

    ABER das die spanische Mannschaft den schöneren Fußball gespielt hat, steht für mich außer Frage.

  • fidel77


    Spanien musste all das nach dem frühen Rückstand haben. Ich kann mich nicht an so richtig richtig brenzlige Torchancen erinnern. Allgemein gesprochen: 16 10% Torchancen ergeben halt auch 1,6 xGoals. Ich wehre mich halt gegen das „die bessere Mannschaft hat verloren“ und dann auch noch zwei mal. Unterm Strich fehlte ihnen dann einfach die Effizienz bzw. Stärke kann man eben nicht nur an Ballbesitz/offensiven Kennzahlen ausmachen. Sie haben halt defensiv auch mind. einmal zu viel groben Blödsinn fabriziert. Das gehört halt auch zur Wahrheit dazu. Vllt. wäre die Effizienz mit den fehlenden Spielerinnen besser gewesen. Vllt. wäre das bei D mit Maroszan auch so gewesen. Kann man nicht wissen, ist aber auch irrelevant, wenn man die Leistung des tatsächlichen Spiels bewertet.

  • Tja, am Ende ist Fußball ein Ergebnissport! Die deutschen Damen müssen sich für ihre Leistung natürlich nicht schämen. Die Herrenmannschaft hat (ich verfolge diese seit der WM 1982) vor Klinsmann/löw auch selten schön gespielt und war trotzdem sehr erfolgreich. Das Ergebnis ist das was zählt.

    ABER das die spanische Mannschaft den schöneren Fußball gespielt hat, steht für mich außer Frage.

    Da bin ich bei Dir. Bei beiden Spielen war eindeutig das Glück auf unserer Seite. Gerät die Mannschaft in Rückstand, dann sehe ich es kritisch, ob die Mannschaft es schafft, das Spiel zu drehen. Kurz vor dem 1:0 gestern, dachte hoffentlich gehen die mit 0:0 in die Halbzeit. Bei fast jeden Zweikampf waren die zu spät dran, Passspeil ungenau und Stellungsspiel verbesserungswürdig.

  • Spanien mag in einigen Statistiken besser gewesen sein als Deutschland. Aber das alles bedeutet nicht, dass sie taktisch besser waren. Im Gegenteil, Deutschland hat gegen Spanien ein taktische Meisterleistung abgerufen. Aus dem Wissen, dass man gegen die sehr guten Technikerinnen aus Spanien nur wenig Ballbesitz haben würde, wurden die richtigen Schlüsse gezogen und das Spiel deshalb verdient gewonnen. Spanien hatte kaum klare Torchancen.

    Ein paar Dinge möchte ich dazu noch allgemein sagen:

    - Es ist keine taktische Schwäche, defensiv zu stehen.

    - Es ist eine taktische Schwäche, gegen defensive Mannschaften kein Mittel zu finden.

    - Es war nicht nur Glück, dass die spanische Torhüterin den dicken Bock vor dem 1:0 geschossen hat. Es war ein erzwungener Fehler. Dasselbe gilt auch für das 2:0 gegen Österreich.

    - Datentabellen nach einem Spiel sagen nur sehr wenig über taktische Stärke aus.

    Spanien hat ohne zwei Welklasse Offensivspielerinnen spielen müssen.

    Und Deutschland musste ohne Lea Schüller spielen. - Aber was willst du damit sagen? Solche Argumente sagen doch nichts darüber aus, wer taktisch besser war. Worum geht es dir?

    Willst du sagen, dass Spanien von 10 Spielen gegen Deutschland mehr gewinnen als verlieren wird? Das kann gut sein. Aber das sagt nichts darüber aus, wer in diesem einen wichtigen Spiel taktisch besser war.

  • Nicht nur schöner, sondern auch besser.

    Gestern waren wir immerhin ebenbürtig. Gegen Spanien nicht.

    Das kann ja auch jeder sehen wie er will. Ich finde es halt ein bisschen ironisch wie hier auf meinen Kommentar reagiert wurde.

    Wenn ich nicht emotional involviert bin (Eintracht), kucke ich Spiele fast immer ohne auf den Ball zu achten. Das ist im Grunde das mindeste, wenn man anschließend wirklich fundierte, nicht nur auf Gefühl basierende, Aussagen zur Spielanlage machen will. Das Spiel gegen Spanien habe ich mir sogar noch 2 weitere Male auf diese Weise angesehen, jeweils nur auf eine Mannschaft konzentriert.

    Die Wahrscheinlichkeit das das hier sonst noch jemand macht ist gering. Ist halt noch mal ein Hobby für sich.

    Wobei das nicht heißt das ich das „normale“ Fussballkucken schlecht finde, oder abqualifiziere. Ich mache es ja selbst auch.

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Das ist doch das schöne am Fußball. Man kann ihn differenziert, analytisch, strukturell betrachten. Oder auch undifferenziert, gefühlig und ergebnissorientiert. Und beide Seiten können Spaß daran haben.


    Allerdings widerlegt das gefühlige, ergebnissorientierte Argument nicht die Analyse. Ebensowenig wie die Analyse das gute Gefühl als solches widerlegt.

  • Das ist doch das schöne am Fußball. Man kann ihn differenziert, analytisch, strukturell betrachten. Oder auch undifferenziert, gefühlig und ergebnissorientiert. Und beide Seiten können Spaß daran haben.


    Allerdings widerlegt das gefühlige, ergebnissorientierte Argument nicht die Analyse. Ebensowenig wie die Analyse das gute Gefühl als solches widerlegt.

    Nur weil deine Analyse anders ausfällt als meine, heißt das nicht, dass meine Analyse undifferenziert ist. Wenn du jetzt wirklich ad hominem diskutieren willst, dann lasse ich dich mal lieber alleine hier.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ich habe bei der EM bisher nur 2 Spiele gesehen: das gegen Spanien und das Spiel gestern gegen Österreich.
    In beiden Spielen fand ich die taktische Ausrichtung, die taktische Disziplin und sehr gute Zweikampfführung. Ich habe zwar keine Daten studiert, aber gefühlt waren wir in beiden Spielen im letzten Punkt überlegen. Was aber wichtiger ist, ist die Tatsache, dass die wichtigen Zweikämpfe gewonnen wurden.

    Aus der defensiven Grundordnung ein schneller Aufbau über die Flügel, in die Mitte ziehen und gut besetzten Rückraum bedienen.
    Gestern hat mir die Linke Seite besonders imponiert. Da waren einige sehr ansehenliche Spielzüge dabei. Auch die Übersicht und Lösungen, die die Mädels fanden waren nicht nur sehr gut, sondern auch blitzschnell in der Umsetzung. Viele direkte Pässe, gutes vertikales Spiel. Allerdings auch Phasen wo man den Ball ein paar mal quer geschoben hat, in den eigenen Reihen hielt, Tempo steuerte. Da ist eine Menge Strategie, fussballerische Kompetenz und gute Kommunikation im Team um das Spiel so zu steuern.

    Österreich war ein würdiger Gegner. Auch sie waren sehr gut im Spiel nach vorne, aber letztendlich war Deutschland effizienter. Dass beide Teams wissen wo das Tor steht hat man an den unzähligen Aluminium Geräuschen gut vernehmen können.

    Ich habe mich gefreut, dass das zweite Tor genau so gefallen ist, wie ich es mir gedacht habe. Das war ein unnötiges Risikospiel von der ersten Minute. Bei 2 pressenden Stürmerinnen war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Fehler unterläuft. Es war erzwungen, gewollt und erkämpft.

    Im Gegensatz z udem Österreich spiel, wo ich dem Gegner jederzeit einen Treffer zugetraut hätte, war ich beim Spiel gegen Spanien absolut entspannt. Die Defensive stand hervorragend. Man hat Spanien machen lassen. Das sieht gut aus, dominant, erzeugt optische Vorteile. Nur "effektiv" - das ist etwas anderes...

    Das frühe Tor hat das Szenario für das Spiel diktiert. Es war klar, was danach passiert. Deutschland steht hinten, lauert auf die Konterchancen, Spanien muss nach vorne und mehr Offensivdruck erzeugen. Tja... und da fiel der zweiter Treffer. Beim Stand von 2:0 kann man alle Statistiken in die Tonne treten. Da kann man beliebige 2 Teams nehmen, die halbwegs das gleiche Niveau repräsentieren. Die unterlegene Mannschaft wird voraussichtlich mehr Ballbesitz haben. Sie werden aus allen Rohren feuern und viel mehr Pässe spielen um Lücken in der Abwehr des Gegners zu reissen. Hier zeigt sich ob die Mannschaft auch auf ihren offensiven Positionen gut defensiv arbeitet und den Gegner zermürbt.

    Das war es nämlich: ein Zermürbungskampf. Gegen Spanien konnte man in der 75 Minute mit hoher Sicherheit sagen, das war´s. Gegen Österreich erst nach dem 2:0.

    Persönlich haben mich beide Spiele beeindruckt. Alle Komponenten der Mannschaft, alles was den Fussball ausmacht, wo man nach Stärken und Schwächen sucht um zu erkennen wer die bessere Mannschaft war. Für mich war die Lage glasklar: Deutschland spielt hervorragend und hat mit dieser Mannschaft alle Chancen auf den Titel. Das war sehr reif und abgeklärt, aber auch spielerisch und kämpferisch überzeugend.

    Wenn ich die beiden Gegner miteinander vergleiche, glaube ich, dass Österreich gegen Spanien mit der gestrigen Performance gewonnen hätte. Oder anders: wer das erste Tor schießt gewinnt - und das erste Tor denke ich wäre eher für Österreich gefallen.

  • Danke für diese fundierte Widerrede. Das bringt (auch und gerade mir als Mitleser) weit mehr als die Einzeiler, die sonst gerne kommen.


    Aber apropos…

    Oder anders: wer das erste Tor schießt gewinnt - und das erste Tor denke ich wäre eher für Österreich gefallen.

    Wenn gestern das erste Tor für Österreich gefallen wäre, wäre das ein ganz anderes Spiel gewesen. Wie Deutschland über weite Teile der zweiten Halbzeit gespielt hat, kann man sich halt auch nur erlauben wenn man vorne liegt.

  • Danke für diese fundierte Widerrede. Das bringt (auch und gerade mir als Mitleser) weit mehr als die Einzeiler, die sonst gerne kommen.


    Aber apropos…

    Oder anders: wer das erste Tor schießt gewinnt - und das erste Tor denke ich wäre eher für Österreich gefallen.

    Wenn gestern das erste Tor für Österreich gefallen wäre, wäre das ein ganz anderes Spiel gewesen. Wie Deutschland über weite Teile der zweiten Halbzeit gespielt hat, kann man sich halt auch nur erlauben wenn man vorne liegt.

    Ja, das wäre vermutlich ein ganz anderes Spiel. Vermutlich, weil bisher ging Deutschland in jedem Spiel in Führung. Auch eine Qualitätsfrage. Von mir aus kann es so bis zu Ende bleiben, aber mich würde es schon interessieren, wie die Mannschaft mit einem Rückschlag umgehen könnte. Ich denke sie wären in der Lage das Spiel zu drehen, aber "was wäre wenn" Diskussionen im Fussball gab es schon immer, nur am Ergebnis haben sie nichts geändert - obwohl die Diskussionen durchaus interessant sein können.

  • aber "was wäre wenn" Diskussionen im Fussball gab es schon immer, nur am Ergebnis haben sie nichts geändert - obwohl die Diskussionen durchaus interessant sein können.

    Fair enough. Ich fand nur dass etwas die Souveränität beim Sack-zumachen gefehlt hat, weshalb ich nicht vollständig von Optimismus erfüllt bin.

  • Auf diesem Niveau diskutiere ich gern.

    Ich denke man muss zwei Dinge unterscheiden: die taktische Grundausrichtung gegen Spanien. Da sind wir mit einem 4-3-3 gestartet. Und haben dann, vor allem nach der Halbzeit, auf ein 4-2-3-1 bzw sogar 4-5-1 umgestellt. Das macht alles durchaus Sinn. Auch wenn ich die Grundordnung teilweise etwas zu defensiv fand, denn die Spanierinnen haben zum Teil sehr weit aufgerückt gestanden, aber durch unsere extrem defensive Grundordnung haben wir uns die Chance auf Schnittstellenpässe genommen. Unsere Zweikampfführung war meist gut, das stimmt.

    Die von mir weiter oben aufgeführten Kennzahlen verdeutlichen aber auch teilweise recht große Defizite. Unsere sehr schwache Passquote war nicht nur dem schnellen Vertikalspiel geschuldet. Wir haben das offensive Drittel überhaupt nur noch 3 mal (von mir gezählt zumindest) betreten in der gesamten 2. Halbzeit. Das ist schon extrem wenig. Was Deutschland wirklich gut macht ist Pressen und Gegenpressen. Wenn wir die Euro gewinnen, dann aufgrund der Presse und des individuellen Talents. Im Build Up sind uns andere Teams teilweise recht weit voraus.

  • aber "was wäre wenn" Diskussionen im Fussball gab es schon immer, nur am Ergebnis haben sie nichts geändert - obwohl die Diskussionen durchaus interessant sein können.

    Fair enough. Ich fand nur dass etwas die Souveränität beim Sack-zumachen gefehlt hat, weshalb ich nicht vollständig von Optimismus erfüllt bin

    Tja, das Tor weit offen, nur den Schlappen drüber halten und alles ist gut und dann... rutsch der Ball drüber, Die Reaktion von Bühl ist nachvollziehbar. Das wäre es gewesen. Man will sich irgendwo verstecken... So geht es weiter und man muss zittern. Das ist schon den Weltstars passiert und jeder der gekickt hat wird sich sicher nicht nur an die glorreichen Momente erinnern, sondern hat auch ein paar Momente der Schande im Hinterkopf. Meistens ist es nicht das fehlende Können, sondern die fehlende Konzentration, die aus der körperlichen Erschöpfung und Müdigkeit resultiert, oder weil es so "einfach" aussieht. Macht sie es rein (was wäre wenn. Abteilung...) ist es souverän ausgespielt, geht es daneben (die Faktenlage) kann man zurecht bei der "Souveränität beim Sack-zumachen" Verbesserungspotenzial sehen.

  • Auf diesem Niveau diskutiere ich gern.

    Ich denke man muss zwei Dinge unterscheiden: die taktische Grundausrichtung gegen Spanien. Da sind wir mit einem 4-3-3 gestartet. Und haben dann, vor allem nach der Halbzeit, auf ein 4-2-3-1 bzw sogar 4-5-1 umgestellt. Das macht alles durchaus Sinn. Auch wenn ich die Grundordnung teilweise etwas zu defensiv fand, denn die Spanierinnen haben zum Teil sehr weit aufgerückt gestanden, aber durch unsere extrem defensive Grundordnung haben wir uns die Chance auf Schnittstellenpässe genommen. Unsere Zweikampfführung war meist gut, das stimmt.

    Die von mir weiter oben aufgeführten Kennzahlen verdeutlichen aber auch teilweise recht große Defizite. Unsere sehr schwache Passquote war nicht nur dem schnellen Vertikalspiel geschuldet. Wir haben das offensive Drittel überhaupt nur noch 3 mal (von mir gezählt zumindest) betreten in der gesamten 2. Halbzeit. Das ist schon extrem wenig. Was Deutschland wirklich gut macht ist Pressen und Gegenpressen. Wenn wir die Euro gewinnen, dann aufgrund der Presse und des individuellen Talents. Im Build Up sind uns andere Teams teilweise recht weit voraus.

    Gut beobachtet. Das verdeutlicht noch mal was für geilen Job das Trainerteam macht. Gegen Österreich haben wir an der taktischen Grundausrichtung festgehalten, gegen Spanien wurde der Spielraum auf den letzten 30m extrem verdichtet. In der entscheidenden Phase ein sehr defensives von dir erwähntes 451 mit sehr kleinen Abständen. Wenn die Stürmerin auf dem 35-40m steht, dann weiß man alles. Kein Raum um den Ball reinzuspielen, das "klein-klein" der spanischen Mädels war kaum möglich. Hohe Flanken aus dem Halbfeld bringen nichts. Die tolle Chance in der 71 Minute war eigentlich die einzige wirklich gute (super Schuß, die Parade noch besser...). Für so viel "statistische" Dominanz am Ende nur 13 Torschüsse - das ist wirklich zu wenig. Zumal nur 2 auf das Tor gingen und 3 abgeblockt wurden.
    Deutschland war selten in der Hälfte des Gegners - geschuldet der Umstellung. Zu wenig Anspielstationen für guten Spielaufbau. Man darf aber nicht vergessen, dass bereits der erste Ausflug in die gegnerische Hälfte durchaus als Notbremse hätte geahndet werden können.

    Wenn man Statistiken bemühen möchte zeigt sich klar, dass Spanien und Deutschland statistisch gesehen in den meisten Kategorien führend sind.

    WEURO - Stats
    Visit UEFA.com for comprehensive player, club and competition stats for European Women's Championship 2022, including goals, matches played, and many more.
    www.uefa.com

    Hier liegt aber auch eine wichtige Erkenntnis. Deutschland münzt diese guten Statistiken in Tore, Siege und sehr gute Defensivwerte (0 Gegentreffer) um.

    Spanien hat wunderbare Werte, doch was die Anzahl der geschossenen Tore angeht liegt das Land doch recht weit abgeschlagen. Brotlose Kunst? Das wäre nicht angemessen, aber zeigt, dass nicht nur Spanien das Spiel erzwingt was sie wollen, sondern, dass man sie auch so spielen lässt weil effektiv nicht viel dabai rauskommt und in ihrer Hälfte viel Platz. 6 Tore geschossen, 5 kassiert. Da fehlt eindeutig die Balance. Um fair zu bleiben: ich habe die anderen Spiele der spannischen Mannschaft nicht gesehen um es objektiv zu beurteilen, aber so interpretiere ich die dort gefundenen Zahlen. Fakt ist: die tollen Werte konnten nicht in Spielerfolge umgemünzt werden. Vielleicht waren sie doch nicht so gut, wie das auf den ersten Blick aussieht...

  • Wir sehen Ähnliches, interpretieren es aber unterschiedlich (wobei vor mir hier niemand taktische Grundordnungen hingeschrieben hat. Aber klar, du schreibst sie noch mal genau so hin, Blumen für dich). Es geht auch nicht in erster Linie um „Werte“ die du googeln kannst, sondern um taktische Analyse. Da muss man dann wissen wonach man kucken muss. Und auch wie es protokolliert und zb grafisch aufbereitet wird. Und naja „erster Blick“ . Das ist ja gerade das wogegen ich hier argumentiere.

    Was Spanien angeht, wie gesagt, ich denke sie haben mit den besten Aufbau, die beste Taktikschulung, und sind auch technisch sehr stark. Eine Weltfussballerin und ihre dominante zentrale Stürmerin beide zu ersetzen ist halt schwierig. Für mich ein großer Favorit für kommende Turniere.

    Dieses Verletzungspech der anderen spielt natürlich auch eine Rolle. Frankreich fehl ja Katoto, die ohne ihren Kreuzbandriss eine der Favoritinnen auf die Weltfussballerin 2022 gewesen wäre.

    Deutschland selbst finde ich einfach ziemlich unflexibel. Selbst ein 4-2-3-1 halten sie nicht lang sondern fallen dann in das 4-5-1, was die gleiche Grundordnung wie 4-3-3 ist. Und nein, zwischen einem 4-3-3 und einem 4-5-1 hin und her zu wechseln zeugt nicht von großer taktischer Flexibilität.

    Man sieht zum Beispiel gerade den Unterschied zu Schweden. Die waren in jetzt knapp 60 Minuten schon in einem 2-3-2-3, 3-2-3-2, 3-4-3, aber auch mit 4er Ketten im 2-4-4 und 4-4-2 unterwegs.

    „Taktische Disziplin“ bedeutet übrigens nicht das man in der immer gleichen taktischen Ordnung verharrt.

  • Ich finde die Ausführungen auf der einen Seite spannend, auf der anderen Seite drücken sie recht kompliziert aus, was hier auch schon einfacher geschrieben wurde. Nicht hinter allem, was auf dem Platz passiert, steckt taktischer Plan, taktische Vorgabe. Einiges passiert auch aus der Intuition des Spiels heraus. Wichtig finde ich da den Punkt von Constabler , dass man sie auch so spielen ließ, hoffte, dass ihnen nicht viel wahnsinnig kreatives einfällt. Das dann zB die Passspiel-Werte zustande kommen, liegt auf der Hand. Unter dem Strich will ich auch gar nicht Spanien schlecht reden o.ä. Ich denke nur weiterhin, dass man nicht sagen kann, dass die schlechtere Mannschaft weiter gekommen ist. Dafür muss ich auch nicht zig Grundordnungen hinschreiben (sinngemäßes Zitat Trainerausbildung: schaut bzgl. der Grundordnung hin, wie die Mannschaften beim Anstoß stehen, das ist häufig die geplante Grundordnung, im Spiel ist es viel weniger deutlich zu erkennen und eigentlich immer dynamisch). Mag sein, dass die eine Mannschaft taktisch flexibler ist, aber das heißt ja auch noch nicht unbedingt besser. Vllt. hätte Spanien die deutsche Mannschaft auch mal irgendwie locken müssen oder aber zB hinten den spielerischen Ansatz weglassen müssen. Beides hat Deutschland genutzt bzw. besser gemacht und daher auch nicht unverdient gewonnen.