Gerd Gottlob hat mir gestern gefühlt ein paar zu viele Superlative runtergerissen ("absolutes Desaster"). Mir fehlte da und in der gesamten medialen Rezeption ein bisschen die Differenziertheit.
Negativ:
- Ausscheiden nach der Vorrunde ist ziemlich blöd, "Turniermannschaft" hieß in der Vergangenheit ein Steigern besonders in den Ausscheidungsrunden.
- Die Defensive war extrem anfällig (Hauptgrund fürs Ausscheiden).
- Die Chancenverwertung vorn war zu gering (hätte die schlechte Defensive kompensieren können wenn sie besser gewesen wäre).
Positiv:
- Die Mannschaft hat sich Chancen in erheblicher Zahl herausgespielt. Man hatte immer das Gefühl, dass sie in der Lage ist, noch ein Tor zu erzielen.
- Das gesamte Auftreten war sehr viel besser als 2018.
- Musiala mit dem Ball am Fuß war eine Augenweide - der ist 19, mit dem werden wir noch viel Freude haben bei künftigen Turnieren, wenn er noch ein bisschen Erfahrung gewonnen hat.
Beeinflussende Faktoren:
- Die deutsche WM-Gruppe war eine der stärksten seit 1970. Wie man gesehen hat, konnte jeder jeden schlagen. Auch das hochgelobte Spanien hat gegen Japan verloren, und die haben sehr wohl versucht, Tore zu erzielen.
- Flick hat ziemlich vollumfänglich die Spieler nominiert, die für die deutsche Nationalmannschaft zur Verfügung stehen. Gerade in der Innenverteidigung (bis auf Rüdiger, der gestern aber auch geschwächelt hat) und auf den Außen gibt es da leider keine international hochklassigen Spieler - oder wen hättet Ihr noch mitgenommen, der das Ruder hätte herumreißen können? Hummels??? Mir fällt niemand ein. Für kommende Jahre bleibt da nur die Hoffnung, dass etwa ein Schlotterbeck mit zunehmender Zahl Champions League-Einsätze souveräner wird.
- Der DFB hat der Mannschaft keinen Gefallen getan mit den politischen Diskussionen vor dem ersten Spiel.