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Zitat von Klaus_Knechtskern

Die Klubs in England sind wohl lukrativ für ihre Eigentümer.

In England gibt es auch andere Gründe als maximales Geldverdienen. Für Roman Abramowitsch ist der Chelsea FC und die damit generierte internationale Aufmerksamkeit wohl auch eine Art Lebensversicherung. Sein Einstieg geschah kurz nachdem Putin mit Michail Chodorkowski einen anderen superreichen Oligarchen hat abservieren lassen. Da hat Herr Abramowitsch doch lieber freiwillig seine Öl- und Aeroflot-Aktien an Gazprom bzw. den russischen Staat verkauft...

Aber ja: England und die EPL sind allen anderen Ligen in Sachen internationaler Aufmerksamkeit meilenweit voraus. Dass Englisch die lingua franca der Welt ist, hilft dabei mindestens genauso sehr wie die Rolle als Ursprungsland des Fußballsspiels. Durch Auslandsvermarktung verdienen die sehr, sehr viel Geld. Wenn man EPL schaut, besteht die Hälfte der Werbung auf Trikots oder Banden nicht aus lateinischer Schrift.

Lesenswerter und informativer Meinungsartikel zur ESL (auf englisch):

The greed of the European Super League has been decades in the making | European Super League | The Guardian

Bei der Schuldendiskussion musste ich gerade an Schalke denken. Wenn das ESL-Konzept vor ein paar Jahren gekommen wäre, hätten die evtl. eine Einladung bekommen. Jetzt sind sie abgestiegen. Das ist Sport.

Die aktuelle Situation des Profifußballs mit der Krönung Super League ist jetzt auch zum Ziel für Satire geworden:

[Barca Schulden]

Zitat von Klaus_Knechtskern

Als Präsident von Barca verdienst Du nichts daran. Wenn ich mich recht entsinne ist da in Voraus eine erkleckliche Bürgschaft zu hinterlegen, wenn man sich bewirbt

Da erinnerst du dich korrekt. Gilt für Real und Barca gleichermaßen. Das hängt mit dem rechtlichen Status von den beiden sowie zwei weiteren spanischen Clubs zusammen und betrifft nicht nur den Präsidenten selbst, sondern das gesamte Präsidium. Details hier:

Glaubst du, dass Real Madrid Geheimverträge offen legt, um Strafzahlungen von Manchester City oder Chelsea FC einzuklagen?

Thygra : War für dich wirklich nicht erkennbar, dass meine Frage nur die komplette Irrelevanz von Perez' Aussage "Bislang hat niemand die Super League verlassen, weil niemand die Strafe dafür gezahlt hat." aufzeigen sollte?

Zitat von Klaus_Knechtskern

Vielleicht sollte man einfach mal weniger Geld ausgeben. Aber sich ist nur der spänische Staat Schuld weil er Privilegien für die Sportler einkassiert hat.

Wenn Real und Barca gemeinsam mehr Geld einnehmen als die restlichen 18 La Liga Clubs incl. Atlético oder Sevilla zusammengenommen, dann müssten die definitiv mal an die Ausgabenseite rangehen. An fehlenden Einnahmen liegt deren finanzielle Schieflage jedenfalls nicht.

Zitat von Thygra

Stell dir im Vergleich dazu mal vor, er hätte folgendes geschrieben: [...]

Hat er aber nicht. Das was er gesagt hat, ist eine irrelevante Null-Aussage, weil sich daraus keinerlei Konsequenzen ergeben.

(Es ist zwar ein indirektes Eingeständnis, dass dieser elitäre Super League Zirkel mit intransparenten Geheimverträgen operiert, die Aussteiger sanktionieren. Würde Sport über Kommerz stehen, könnte das rein theoretisch Grundlage sein für eine UEFA-Ermittlung mit dem Ziel, diese 12 Clubs hart zu bestrafen. Aber das wird selbstverständlich nicht passieren, obwohl in den englischen Medien da mit "breakaway competition" für die ESL schon ein spürbar anderes Framing herrscht als in Deutschland. Trotzdem passiert da seitens der UEFA höchstwahrscheinlich nichts. Es ist nicht ohne Zynismus, Perez' Statement "irrelevant" zu nennen.)

Fußballfans, freut euch! Die Intensivstationen füllen sich deutschlandweit mit jüngeren Leuten, aber in gerade mal 7,5 Wochen sind wieder Fuballspiele mit 14500 Zuschauern möglich. Behaupten jedenfalls UEFA, DFB und deutsche/bayerische Regierung. Am Dienstag, dem 15. Juni 2021, findet nämlich um 21:00 Uhr in München das Spiel Deutschland-Frankreich statt und die deutsche Politik unterstützt ein „Leitszenario“, in dem eine Mindestkapazität von 14.500 Zuschauern in München für „realistisch“ gehalten wird und dieses Konzept hat das Exekutivkomitee der UEFA heute abgesegnet, so dass München EM-Spielort bleiben kann.

Überall sind Großveranstaltungen völlig zurecht verboten, Kinder dürfen nicht auf dem Bolzplatz kicken, es gibt neue Einschränkungen durch eine Bundesnotbremse, man hat für sich und seine Familie längst Sommerurlaub oder Festivals abgehakt ... aber wenn die Fußballfunktionäre etwas verlangen, spurt natürlich die Politik und ermöglicht handgeklöppelte Sonderlösungen.

Bin ich der Einzige, der das irgendwie surreal findet?

Zugegeben: Es gibt ein Hintertürchen. "Die Anpassung des Szenarios würde notwendig, „falls die öffentliche Gesundheit aufgrund einer sehr nachteiligen Entwicklung“ in der Coronavirus-Pandemie gefährdet sei." schreibt die FAZ, aus der ich diese Informationen habe. Aber da gibt's eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Politik glaubt wirklich, Mitte Juni Großveranstaltungen mit 15000 Zuschauern durchführen zu können (samt Konzepte für Anreise, Übernachtung und Transport der Fans), dann passen die aktuellen Einschränkungen nicht. Oder man verabschiedet Konzepte, bei denen man im Prinzip von Beginn an davon ausgeht, die eingebauten Hintertürchen benutzen zu werden. Dann nenne ich das unehrlich, und das wäre etwas, was man in der dritten Welle einer Pandemie auch nicht brauchen kann.

Meiner Meinung nach hätte man klar sagen müssen: Stand heute können wir nicht davon ausgehen, im Juni mit Zuschauern spielen zu können, und wenn das dann bedeutet, dass München als EM-Spielort ausfällt, dann ist es eben so. Dann muss die UEFA ihre EM halt in Weißrussland & Co spielen lassen. Wenn diverse Festivalveranstalter ihre Open Air Veranstaltungen jetzt das zweite Jahr in Folge absagen, dann kann man nicht für die UEFA Sonderrechte einführen. Also: Sollte man nicht können.

Zitat von Herbert

Ich denke das ist genau die Art von Abmachung mit der beide Seiten da heraus kommen.

Die Zuschauerzahl wird ja nicht garantiert, sondern nur „für realistisch gehalten“.

Kurzfristig mag das gelten, aber so eine unehrliche Kommunikation hat doch immense Langzeitschäden, für Fußball wie Politik. Gerade wenn man das vergleicht mit dem, was normalen Bürgern zugemutet wird, passt das doch überhaupt nicht in die aktuelle Zeit.

Ich müsste rein theoretisch sogar morgen den lange geplanten Besuch bei meinen Eltern in Frankfurt absagen, obwohl meine kleine Tochter schon seit Wochen fragt, wann sie endlich mal wieder Oma und Opa sehen kann und sich wirklich extrem darauf freut. (Wir haben nämlich gewartet, bis meine Eltern ihre erste Impfung zwei Wochen hinter sich haben und natürlich machen wir auch vorher Schnelltests.) Aber die Herren Fußballer bzw. Fußballfunktionäre kriegen Corona-Sonderregeln nach Wunsch gebraten?! WTF?!

Und wie willst du dem Restaurantbesitzer, dem Schauspieler, dem Messeveranstalter in Zukunft noch erklären, dass er trotz manchmal ausgefeilter Hygienekonzepte mit teils enormen Investitionen in Luftfilteranlagen oder ähnliches leider, leider weiter auf absehbare Zeit seinem Beruf nicht nachgehen darf, wenn gleichzeitig Fußballspiele mit 15000 Zuschauern für "realistisch" gehalten werden?

Die Zahl macht's. Bei 1000 oder 2000 hätte ich gesagt "wunderbar als Perspektive für eine Rückkehr zur Normalität, wenn's bis dahin besser aussieht, gerne auch mehr". Bei 5000 hätte ich vielleicht gesagt: "Naja, gut, bei 70000er Kapazität mag's funktionieren." Aber 14500 Zuschauer mit angedachter Verdoppelung? Ernsthaft?! Das ist aktuell einfach nur Leben in Parallelwelten.

Oder zurück, konkreter zum Fußball. Wie wollen die Fußballfunktionäre oder die Politiker den paar hundert Ultras, die vor dem Stadion mit mehr oder weniger viel Abstand und mehr oder weniger konsequentem Maskentragen ihre Mannschaft anfeuern, in Zukunft noch erklären, dass das vielleicht nicht ganz so clever ist in einer Zeit, wo das medizinische Personal in den Krankenhäusern nach 14 Monaten Dauerstress jetzt wieder an den Rand der Belastungsgrenze kommt? Das geht nicht mehr, ohne sich komplett unglaubwürdig zu machen, wenn man gleichzeitig in sieben Wochen Fußballspiele mit 15000 Zuschauern für "realistisch" hält.

Äpfel und Birnen. Profisport, d.h. Berufsausübung, wird anders behandelt als Schule. Und negative PCR-Tests sind etwas anderes als negative Antigen-Schnelltests (PoC-Tests), Stichwort Sensitivitätslücke.

Es ist immer schwierig zu entscheiden, wann es zu politisch wird. Ich sehe die Sonderbehandlung des Profisfußballs auch sehr, sehr kritisch -- siehe oben. Zuschauer im Unterhaltungsbetrieb Bundesliga finde ich da aber wesentlich problematischer als die Fortsetzung des Spielbetriebs an sich; da stellt sich eher die Frage nach Gleichbehandlung mit anderer Unterhaltungsindustrie. Darüber zu reden, wäre für mich persönlich noch im Rahmen von Off-Topic. Aber ein Beitrag, der nur dieses eine Bild enthält, wäre für mich jenseits der Grenze, weil das durch seine unsachliche Zuspritzung eher Provokation als Diskussion bewirkt.

Aber das müssen die Mods entscheiden und das ist definitiv keine leichte Entscheidung hier. Corona wirkt nun mal stark in unser aller Leben rein und das ist halt politisch aufgeladen, ob man das will oder nicht. Umso wichtiger würde ich es finden, dass man eben nicht auf Provokation aus ist -- und das ist dieses Bild leider.