1:0

Internationale Sportverbände haben da ein, hmmm, sagen wir mal: ausgeprägtes Selbstbewusstsein, auch im Umgang mit der Politik. Dazu kommt dann noch ein hohes Maß an Korruption und Vetternwirtschaft. Auch deshalb finde ich es sehr angemessen, dass das Innenministerium hier die geforderten Sonderrechte mal verweigert hat. Der Profisport steht nicht über dem Gesetz. Gerade in Pandemie-Zeiten, wo sich jeder einschränken muss, wäre das irgendwann der Bevölkerung nicht mehr zu vermitteln, wenn man den Profisport in einer speziell geschützten Parallelwelt unangetastet lässt.

Zitat von Thygra

Zitat von Sankt Peter

Die UEFA macht es sich aber auch einfach:

https://1.ftb.al/MKxb5yxwCdb

Ich wette darauf, von den genannten Optionen wird es Option 4 werden.

Da der OneFootball Artikel offensichtlich auf diesem Kicker-Artikel basiert, wäre die vergessene Option 4 ein Spiel in Großbritannien, aber eben nicht in Liverpool -- was ich für durchaus möglich halten würde.

Zitat von Fobs

Falls noch irgendwer immer noch der Meinung ist, es ist eine gute Idee in mitten einer Pandemie einen Ananas-Cup in Katar auszutragen

Sind nicht zwei Bayern-Spieler wegen einer Corona-Infektion gar nicht erst nach Katar mitgeflogen? Dann ist das doch eher ein Beleg dafür, dass sich Corona nicht ganz so leicht eingrenzen lässt, wenn's erstmal in die Corona-"Schutz"-Blase Profifussball reingekommen ist.

(Unabhängig davon gebe ich dir recht, dass die Stippvisite nach Katar mit seinen unter Sklaverei-ähnlichen Bedingungen errichteten Sportstätten speziell in Pandemie-Zeiten keine allzu gute Idee ist. Wenn's nach mir ginge, würden die bayrische Reisegruppe bei der Wiedereinreise aus einem Risikogebiet erstmal exakt genauso so unter Quarantäne gestellt wie alle anderen Menschen auch. Keine Sonderrechte für den Profisport. Auch wenn ein Herr Rummenigge es als Majestätsbeleidigung empfinden mag, wenn allgemeine Gesetze auch für ihn gelten sollen.)

Zitat von gab62

Also das Argument „wir testen ja immer“ kann dann ja wohl nicht mehr gelten ...

Jein. Das ganze zynische Konzept beruht halt darauf, dass man durch zwei hochempfindliche PCR-Tests pro Woche die Infizierten im Normalfall bereits erwischt, bevor sie andere infizieren können, d.h. man will sie im Status "nachweisbar infiziert, aber hoffentlich noch nicht infektiös" abfangen. Der Rest sind dann halt kleinere Kollateralschäden, die man in Kauf nimmt, um die ganze Gelddruckmaschinerie nicht abschalten zu müssen. Dass Profifußballer in einer Blase leben und mit Menschen außerhalb dieser Blase keinen Kontakt haben, glaubt ja wohl hoffentlich niemand. Meiner Meinung nach ist da ein gewisser Corona-Eintrag von außen schlicht einkalkuliert.

BTW: Für Krankenhäuser mit angeschlossenem Labor (also üblicherweise Uni-Kliniken) gibt es sowas in verschärfter Form als Notfallkonzept: Medizinisches Personal arbeitet auch trotz möglicher Corona-Exposition ganz normal weiter, wird aber täglich (!) morgens (!) getestet und bei mittags (!) vorliegendem Ergebnis kann man sie dann noch rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen, bevor sie selbst infektiös werden. Der Profifußball macht im Endeffekt also sowas ähnliches, nur mit eingebauter Unsicherheitszone, als Normalbetrieb. Wenn ein Spieler nach einer frischen Infektion gerade so nicht positiv erwischt wird, kann er halt bis zur nächsten PCR-Testung munter Mit- und Gegenspieler infizieren. Restwahrscheinlich vorhanden. Brot und Spiele. Fußballer als moderne Gladiatoren.

Zitat von Thygra

Machen die denn wirklich PCR-Tests?

Meinst du die Bundesliga? Wenn sich da nichts geändert hat seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs, dann ja. Die machen PCR-Tests.

Zitat von Thygra

Wie schnell liegt denn dann ein Ergebnis vor, das dauert doch deutlich länger als bei Schnelltests!?

Wenn das Labor örtlich da ist, wo die Tests gebraucht werden (Modell Uniklinik mit direkt angeschlossenem Labor), dann geht das innerhalb von wenigen Stunden. Ich meine, ich hätte mal 2-3 Stunden gehört, aber ohne Garantie. Wenn die entnommenen Proben in ein externes Labor geschickt werden (so wie üblich bei den PCR-Tests, die man z.B. verpasst bekommt, wenn die Corona-Warn-App rot zeigt), dann rechnet man derzeit am besten so mit 1-3 Tagen. Außerhalb von Belastungsspitzen dabei eher am unteren Rand; die 3 Tage sind eher als Worst Case zu verstehen. Ich kenne Fälle hier in Aachen, wo das (zum Glück negative) Testergebnis nach weniger als 24 Stunden kam. Morgens die App rot, Testtermin für 14 Uhr am gleichen Tag bekommen, Testergebnis am nächsten Vormittag auf dem Handy abrufbar.

Was die DFL bzw. deren Clubs mit ihrem (bzw. ihren) Testdienstleister(n) ausgehandelt haben, weiß ich natürlich nicht. Aber da das ganze Hygiene-Konzept darauf beruht, die unweigerlich vorkommenden Infizierten möglichst schnell aus dem Trainings- und Spielbetrieb herauszunehmen (weil man bei zwei Tests pro Woche schon in den Beginn der Infektiosität kommen kann), würde ich sehr stark davon ausgehen, dass da eine Maximaldauer bis zu einem Ergebnis vertraglich vereinbart wurde. Mehr als 24 Stunden wird's wohl kaum sein, eher weniger. Dafür hängt finanziell zu viel für die Bundesliga an allem dran. Die sind ja nicht blöd und zahlen doch lieber einen Euro mehr für eine prioisierte Auswertung, um dafür das Ergebnis möglichst früh zu haben und damit eine Weiterverbreitung in ihrem teuren kickenden Personal besser verhindern zu können.

Hui. Spannend. Weder bei Terzic noch bei Rose würde ich darauf wetten, dass sie das Ende der Saison als Trainer ihrer aktuellen Vereine erleben. Wobei die Gladbacher sicher auch wenig Interesse daran haben, Rose jetzt schon zu einem unmittelbaren Konkurrenten um die europäischen Plätze wechseln zu lassen.

Zitat von Fruchtfliege

Rose hingegen sehe ich fest im Sattel, schließlich sind die Saisonziele noch erreichbar.

Solange Frankfurt und Wolfsburg so hoch fliegen (und, nebenbei gesagt, keine Mehrfachbelastung mehr haben), besteht für Leverkusen, Dortmund und Gladbach die absolut reale Gefahr, nicht nur ihr eigentliches Ziel Champions League zu verpassen, sondern, wenn's ganz dumm läuft, auch die Qualifikation für Europa insgesamt. Das wird spätestens dann gefährlich für die Trainer, wenn man aus den europäischen Wettbewerben ausgeschieden sein sollte. Dann wird das Grummeln im Umfeld unüberhörbar sein.

In gut zwei Wochen, nämlich am 2. März, ist ja auch definitiv eine der beiden Borussias aus dem DFB-Pokal raus. Das Pokal-Viertelfinale Gladbach-Dortmund hat durch den Rose-Wechsel auch besondere Brisanz bekommen. Evtl. war genau das auch mit ein Grund, warum Rose das jetzt öffentlich gemacht hat. Noch näher warten bis zu diesem wichtigen Pokalspiel, das wäre nicht unbedingt clever gewesen.

BTW: Im Übrigen sollte man nicht davon ausgehen, dass Platz 7 für Europa reicht. Werder Bremen würde ich im Pokal nicht abschreiben wollen. Und selbst wenn jemand von den "Großen" den Pokal gewinnt, dann ist der niedrigstwertige deutsche Platz ja auch "nur noch" Europa Conference League. Für Frankfurt wäre das immer noch ein Erfolg, aber für Dortmund ganz sicher nicht...

Ach ja, Frage in die Runde: Hat sich durch die Änderungen mit dem dritten europäischen Wettbewerb irgendwas daran geändert, dass ein Fußball-Nationalverband maximal vier Vertreter in der CL stellen kann? Gedankenexperiment: Leverkusen gewinnt die EL, Dortmund die CL, beide landen in der Liga maximal auf Platz 5 -- dann wären über die Liga nur Bayern und Leipzig (oder wer auch immer die Plätze 1 und 2 belegt) in der Champions League; die Mannschaften auf Plätzen 3 und 4 würden nur EL spielen und Nummer 4 im worst case sogar nur ECL.

Mit dem Heimflug eines erkrankten wichtigen Angestellten im Privatflugzeug habe ich noch die wenigsten Probleme. Wenn sich der FC Bayern das leisten kann und möchte, dann bitteschön. Bei einem Konzern mit einer dreiviertel Milliarde Jahresumsatz handelt man eben so.

Was aber echt gar nicht geht, ist die Art, wie Rummenigge, Flick & Co eine Sonderbehandlung incl. rechtlicher Sonderstellung einfordern, als wäre es selbstverständlich, z.B. bei Abflugzeiten, nach dem Motto: die Gesetze gelten nur für die normale Bevölkerung, aber nicht für uns. Oder wie man eine Bevorzugung beim Impfen fordern kann mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten. Solange nicht mal im Ansatz genug Impfstoff da ist für jeden, der geimpft werden will, braucht man sich doch über eine vermeintliche Vorbildwirkung auf Impfgegner nicht die geringsten Gedanken machen. Eher verbietet sich der Gedanke daran.

Oder wie man Herrn Lauterbach als "sogenannten Experten" bezeichnen kann. Ja, der Kerl kann einem mit seiner Talkshow-Dauerpräsenz durchaus auch mal auf die Nerven gehen und natürlich kann man sich auch über einzelne Ansichten streiten. Aber man sollte doch bitteschön anerkennen können, dass der Mann nicht nur Politiker ist, sondern auch promovierter Epidemiologe. Lauterbach hat als Arbeiterkind (!) in seinem Leben sehr vieles auch außerhalb der Politik erreicht, incl. Fellowship an der Harvard Medical School, Professorentitel und haufenweise wissenschaftliche Publikationen. Ich freue mich jedenfalls, wenn in der Politik auch ein paar echte und nicht nur selbsternannte Experten unterwegs sind. Auch wenn man mit solchen Leuten nicht immer einer Meinung ist: man kann mit solchen Leuten reden und Kompromisse finden. Mit selbsternannten Experten geht das nicht.

Back on topic. Während die großen überregionalen Medien, vermutlich auch aus Abhängigkeit, bei den Bayern-Verantwortlichen so ein bis zwei Augen zudrücken und sehr zurückhaltend berichten, habe ich durchaus schon den Eindruck, dass das in Blogs und sozialen Medien etwas klarer angesprochen wird. Völlig zurecht. Diese Abgehobenheit der Bayern-Führung, und das in einer Zeit, in der die gesamte Bevölkerungen sich gezwungermaßen hart einschränken muss, das ist wirklich manchmal nur noch zum Kotzen.