[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Erneut auf den ersten Blick gegensätzliches selbstgewähltes Doppelfeature, wobei beide Filme gemeinsam haben, dass die auf Dialogwortwitz aufbauen ...


    Good Boys : Ein typischer Coming-of-Age-Film rund um drei Freunde, bei der sich vordergründig alles um eine Drohne und eine bevorstehende Knutschparty dreht, aber eigentlich geht es um Freundschaft und die Grenze zwischen Kindheit und Heranwachsenden. Der Trailer kommt zotiger herüber als der Film eigentlich ist. Klar gibt es viele Genital-Gags, aber der Humor hat dann doch mehr Tiefgang als wie ich von Seth Rogen erwartet hätte. Erinnerte mich positiv an Superbad. Durchaus sehenswert, auch weil glaubwürdig geschauspielert.


    Gut gegen Nordwind : Ein Liebes-Drama und die Verfilmung eines modernen Briefromans zugleich, das es auch auf die Bühne geschafft hat. Dazu noch 120 Minuten. Sehr dialoglastige 120 Minuten, in denen gekonnt mit der Sprache gespielt wird und die gezeigte Handlung eigentlich nur den Rahmen bildet, teils banal, teils egal, teils charaktererklärend ist.


    Man muss schon die eher ruhige und geruhsame Art dieses E-Mail-Verkehrs mögen. Wobei Frau Tschirner für meinen Geschmack zu sehr abliest und ihrer Stimme anfangs die Dynamik fehlt, die ihr Gegenpart in Person von Alexander Fehling gekonnter zeigt. Dadurch ist es zwar typisch Nora Tschirner, wie wir sie eben mögen oder auch nicht, aber die Rolle hätte jemanden verdient gehabt, der weitaus mehr mit der Stimme arbeiten kann. Eben weil diese Stimme anfangs enorm viel vom Film tragen muss. Allerdings wurde Nora Tschirner im Abspann als Mitproduzenzin genannt und ihr Ex-Mann ist eben auch dabei. Die Filmbranche scheint noch kleiner und iniger als die Brettspielbranche zu sein. Man kennt sich eben.


    Wer sich auf den Film und die Erzählart einlassen kann, erlebt ein gutes Kammerspiel, das ich fast lieber auf der Bühne als im Kino gesehen hätte. Weil diese ganzen begleitenden Bilderwelten lenkten doch nur von der Essenz der E-Mail-Dialoge ab und schufen eine Kontextebene, die ich so gar nicht gebraucht habe. Zudem fand ich das ständige E-Mail-Plink zu aufdringlich, zeigte aber gut wie abhängig wir inzwischen von diesen parasitären Geräten sind, dass die so unseren Lebenstakt bestimmen können. Damit bekommt der Film eine kritische Subebene, die eventuell so gar nicht gedacht war.

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  • Spontan nachm Spielenachmittag eingeschoben ...


    Ad Astra : Eigentlich wollte ich mir den Film im IMAX-Saal anschauen. Es ergab sich aber terminlich anders. Glück gehabt, denn soundtechnisch war das meilenweit von Interstellar und einem Hans Zimmer entfernt. An Soundeffekten war der Film ebenso unspektakulär realistisch, weil oftmals ist im luftleeren Raum eben kein hörbares Geräusch fernab von Druckwellen wahrzunehmen. Bildtechnisch waren dagegen einige Einstellungen wirklich sehenswert, während der Grossteil des Films auf Space Night Niveau war. Zum wegschlummern.


    Dabei hätte ich es mir eigentlisch schon denken können. Plan B war beteiligt. Die Produktionsfirma von Brad Pitt, die ihn in Szene setzt, und schon so grandios mit Die versunkene Stadt Z ein totlangweiliges Stück Kinogeschichte geschrieben hat, war auch hier federführend beteiligt. Wenn man Glück hat, kommt auch schon mal so etwas wie 12 Years a Slave oder Kick Ass dabei heraus. Schwankende Qualität und absolut kein Garant für gute Filme zeichnen meine Erfahrungen mit Plan B aus. Was Brad Pit hier mit Ad Astra abgeliefert hat, ist schlicht Schrott, das irgendwie künstlerisch wertvoll sein soll, aber meine Meinung keinen Kinobesuch wert ist. Und dabei bin ich ein Fan von SciFi mit Betonung auf Science.


    Der Trailer war durchaus gut gemacht und atmosphärisch und weckte bei mir Hoffnungen, so etwas wie Interstellar meets 2001 Space Odyssey mit einer Spur Event Horizen. Was ich bekommen habe, waren gut 120 Minuten Brad Pitt Selbstgespräche, als innerer Kammerspiel-Monolog vorgetragen aus dem Off, angereichert mit pseudo-philisophischen Geschrubbel eines Austronauten, der in seinem Beruf bestens funktioniert, als soziales Wesen aber ein Wrack ist und diesen Zwiespalt und Widerspruch episch breit ausrollt. Im Hintergrund läuft die Handlung derweil weiter und zeigt bis auf vier bis fünf so genannte Actionsequenzen eigentlich nur Langeweile. Ok, der echte Astronautenjob ist eben sterbenslangweilig, aber muss ich das wirklich als Kinofilm durchleiden müssen?


    Dabei wechseln endlose Naheinstellungen von Brad Pitt sich mit dahingleitenden sich öffnenden Weltraumaufnahmen ab. In Summe wirkte das leider sehr ermüdend, auch weil die Story dabei keinerlei Spannungsmomente aufbaut, stattdessen so dahinplätschert und man selbst den Charakteren nie wirklich nahe kommt. Wir bleiben Beobachter und Zuhörer von etwas, was nicht passiert und das nirgendwohin steuert. Selbst die Actionsequenzen sind erstaunlich frei von Action und wirklicher Spannung, weil schnell klar wird, dass Brad Pitt schlicht allem und jeden überlegen scheint - bei einem Ruhepuls von 48 und maximal 80 unter Höchstanspannung auch kein Wunder.


    Genauso realistisch einschläfernd ist dann leider auch das Schauspiel von Brad Pitt. Und ich war froh, als der Film endlich vorbei war und ich seinem dauergequälten Blick nicht mehr ertragen musste. Es gibt zwar noch andere Personen, aber die spielen kaum bis keine Rolle und sind nur Mittel zum Zweck, damit Herr Pitt nicht dauerhaft im Bild ist. Verschenkte zwei Stunden Lebenszeit. Lieber nach Genrevorlieben nochmals Interstellar oder 2001 Space Odyssey oder Event Horizen anschauen und dreifach besser unterhalten werden. Manche nennen Ad Astra eventuell Kunst, für mich kann das aber gerne weg. Im Zweifel macht Euch einfach selbst ein Bild, erwartet aber weder Story, noch Spannung, noch Action, noch Dramatik. Ich schalt jetzt um zur Space Night.

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  • Aus dem Urlaub und auf dem Smartphone, daher nur ein paar knappe Sätze zu den vier Filmen, die ich dieses Jahr vom FFF in Köln mitnehmen konnte:


    Extra Ordinary: Irische Horrorkomödie über einen Popstar, der seine stockende Karriere durch Menschenopfer wieder in Schwung bringen möchte, und Fahrlehrerin/Medium Rose, die versucht, ihn zu stoppen. Ein paar hübsche Ideen und zwei-drei Splatterszenen, insgesamt etwas dünn geraten. Kann man gut einmal schauen, wird aber sicherlich kein Klassiker


    I See You: Beginnt als fahrig erzählter Film über einen Polizisten mit Eheproblemen, der einen Serienmörder jagt, und wechselt dann nach 30 Minuten abrupt die vermeintliche Hauptperson und Erzählperspektive. Theoretisch und auf dem Papier interessant, allerdings war für mich die Luft raus, nachdem der Dreh des Plots einmal enthüllt war. Andere fanden ihn wesentlich besser


    Vivarium: Ein junges Paar zieht ungewollt in eine ansonsten menschenleere Neubausiedlung und wird dort gezwungen, ein sich rasend schnell entwickelndes fremdes Kind aufzuziehen. High Concept SF mit einer spannenden Grundidee, auf die jedoch leider nicht viel mehr folgt. Wäre in 45 Minuten als Folge von Twilight Zone oder den alten Roald Dahl-Geschichten prima gewesen. Wegen der Prämisse und der Schauspieler trotzdem sehenswert


    Ready or Not: Junge Braut wird zum Versteckspiel genötigt, um von der traditionsbewussten Familie ihres Mannes akzeptiert zu werden. Rabenschwarze Komödie, der nach grossartigem Start etwas die Puste auszugehen scheint, dann aber durch Erweiterung der Kampfzone wieder bis zum Ende die Kurve kriegt. Tolle Charaktere und Schauspieler, netter Härtegrad, und kein Horror im eigentlichen Sinne, da sehr selten auf Erschreckmomente gesetzt wird

  • Es - Kapitel 2


    Man, was habe ich mich auf den Film gefreut, vor allem nach dem guten ersten Teil und dem coolen Trailer mit der gruseligen Omi. Und was war?

    Der Charme des Coming of Age- Grusel- Abenteuer- Dramas ist fast vollkommen flöten gegangen. Der ängstliche Eddie und der großmäulige Rich funktionieren im ersten Teil wunderbar, als Erwachsene sind diese Figuren einfach nervig. Sollen die etwa lustig sein? Auf den Keks ging mir ebenfalls Mike Hanlon als farbiger Erik van Däniken-Verschnitt und die Figur der Beverly Marsh - im ersten Teil ein Aktivposten - hätte auch ohne große Verluste durch einen Schirmständer ersetzt werden können.

    Es 2 ist schneller, lauter, härter - aber ganz selten gruselig. Die grotesken CGI-Monster wirken eher lächerlich als bedrohlich und es gibt vor allem viel zu viele davon, die Jump Scares sind zu vorhersehbar und aus dem Standard-Repertoire des Horrorfilms. Pennywise ist zwar wieder großartig gespielt und sehr bösartig, aber wenn man die Bedruhung durch den Clown in 80% der Fälle durch das Schließen der Augen und dem Mantra "Das ist nicht real, das ist nicht real" abwehren kann, wirken die Aktionen des Clowns wenig zwingend oder gar gefährlich.

    Die Story hat auch Sand im Getriebe. Einige Elemente bringe die Geschichte nicht voran, sondern machen den Film einfach nur länger und werden somit uninteressant:



    Für mich die größte Enttäuschung im bisherigen kinojahr.

    we are ugly but we have the music

  • Nachgeschoben, weil schon am Mittwochabend geschaut ...


    Angry Birds 2 : Wenn ein Handyspiel verfilmt wird, müssen wohl einige meinen, dass es weiterhin cool ist. wenn man in einem abgedunkelten Saal dauerhaft auf sein leuchtendes Smartphone starrt und so für Lichtflecke auf der Sichtlinie zur Leinwand sorgt. Solche Smartphone-Süchtigen nerven und das UCI befeuert dieses assoziale Verhalten auch noch mit o2-Werbung direkt vor dem Film. Die "Handy aus"-Spots habe ich letzter Zeit kaum noch gesehen, dabei wäre ein Hinweis so einfach, damit sich das herumspricht und nicht weiter zur Normalität wird.


    Aber zurück zum Film. Die 90 Minuten waren harmlos, wie auch der ganze Film. Ein paar gute Gags und Anspielungen, etliches gab es aber schon im Trailer zu sehen. Genau deshalb hat mich die "Nebenstory" fast mehr interessiert. Sozusagen ein zweiter Handlungsstrang im Film, zu dem immer mal wieder übergeblendet wurde und der wirlich lustig war. Bei der deutschsprachigen Synchronisation empfand ich besonders eine weibliche Stimme völlig deplatziert und wer den Film gesehen hat, weiss sicher was ich meine. Ansonsten in Summe ein vergnügliches Kinoerlebnis, allerdings ohne wirklichen Erinnerungswert. Schnell konsumiert und auch schnell wieder vergessen.


    The Kitchen - Queens of Crime : Wenn da Melissa McCarthy mitspielt, muss es ja lustig werden. Meinten zumindest zwei Typen neben mir vor dem Film und die waren nach der Hälfte des Films auch verschwunden - vorzeitig gegangen. Denn Frau McCarthy ist in diesem ernsten Film keineswegs die Ulknudel. Stattdessen wird eine etwas zu geradlinige Mafia-Story erzählt, bei der etliche Handlungsmomente dann doch zu glatt liefen. Wenn Schutzgelderpressung so einfach ist, sollte ich das auch mal versuchen. Nicht. Gegen Ende nimmt der Film dann nochmals an Dramatik zu und wird dann doch unerwarteter als vorab. Gut so. Schauspielerisch sehenswert und vom Setting sowieso. Auch wenn der Film von der Kritik zerrissen wurde, ich fand den durchaus empfehlenswert. Kein Meisterwerk, aber immerhin gut und das sind gewiss nicht alle Kinofilme.

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  • zum Thema ES


    Mir hatte Teil 2 ausgesprochen gut gefallen. Die Horrorszenen waren ein wenig ekliger, alles etwas "lauter" bzw. "mehr aufgetragen", aber für mich passte er sich nahtlos an Teil 1 an.


  • Ready or not


    Eine Braut heiratet in eine verschobene Familie ein, die mit der Herstellung von Brett- und Kartenspielen reich geworden ist. Allerdings hat Urururururopa einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen - sobald ein Familienmitglied heiratet, wird um Mitternacht ein zufälliges, von einer dämonischen Box ausgesuchtes Spiel gespielt. Unsere Braut hier zieht leider die Versteckspiel-Karte und muss sich von nun an bis zum Sonnenaufgang verstecken, da sie, falls sie gefunden wird, in einem satanischen Ritual dem Teufel geopfert wird, der die Familie reich und mächtig gemacht hat.


    Ready or not ist rabenschwarz, hat einen guten Härtegrad und besitzt trotz dämlicher Handlung einen hohen Unterhaltungswert. Dabei sitzt in dieser Horrorkomödie lange nicht jeder Gag, da dusselige, skurrile und überlaute Charaktere nicht automatisch lustig sind. Der größte Aktivposten in Sachen Spaßigkeit ist Samara Weaving als Badass-Rambo-Braut mit Patronengurt und dicker Flinte, die einige coole Oneliner raushaut und mehr als ordentliche Nehmerqualitäten besitzt. Auch die Waage zwischen (bemühtem) Humor und Spannung war gut austariert. Insgesamt ein gelungener Film, aber nicht ohne Schwächen.

    we are ugly but we have the music

  • Wenn Schiffe versenken und Pac Man schon eine Kinostory hergegeben hat, dann auch Versteckenspielen. Da sich "Ready or Not" aber anscheinend (bisher nur den Trailer gesehen) nicht wirklich ernst nimmt, sondern schwarzhumorig überzogen ist, passt das schon.

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  • Gestern Rambo Last Blood mit Freunden gesehen. Bitte nicht fragen weshalb ausgerechnet diesen Film.

    Call. 10 Kinobesucher (inklusive uns3), davon 0 Frauen.

    War einer der schlechtesten Filme ever.

  • Diese Woche kommt #Joker auf Deutsch raus. Muss angeschaut werden!


    Frei nach dem Motto: "The jokes on you" hoffe ich das er mich nicht zu sehr depressive angreift sondern den Wahnsinn überträgt.


    Ansonsten gab es letzten Samstag

    Ad Astra

    Ich wünschte mir der Film hätte sich mehr getraut. Die Charaktere fand ich gut und auch schauspielerisch. Fühlte sich etwas an wie der Vorfilm von Odyssey oder der Alien Reihe in Bezug auf Wayland Corp.

    Mir fehlte auch mal so eine 2-3 minuten Sequenz im Weltraum ohne Ton oder sonst was.

    Finde ihn ok bis gut!


    Danach habe ich ein Science VS Sci-Fi dazu gesehen und gemerkt ja das Technische Verständnis im Film ist total daneben zu großen teile (Meteoriten-Schild... xD ).

    Meine BGG Sammlung

    Meine aktuelle Top 10:

    1 Starcraft: Das Brettspiel | 2 Twilight Imperium: Fourth Edition | 3 Terraforming Mars

    4 Brass: Lancashire & Birmingham | 5 51st State | 6 Mahjong |7 Gaia Project

    8 Viticulture EE All-In | 9 Rallyman Dirt | 10 Ascension: Deckbuilding Game

  • Habe auch Ad Astra gesehen. Schöne Bilder, auch über die schauspielerischen Qualitäten von Brad Pitt kann man lobend berichteten.


    Aber der Handlungsfaden wies doch (für mich) zu viele unlogische Plots auf, teilweise fand ich die Action-Sequenzen auch (für die eigentliche) Storys unnötig. Leider eher mau.

  • Gestern Rambo Last Blood mit Freunden gesehen. Bitte nicht fragen weshalb ausgerechnet diesen Film.

    Call. 10 Kinobesucher (inklusive uns3), davon 0 Frauen.

    War einer der schlechtesten Filme ever.

    Ich freue mich auf Rambo V und hier noch ein interessantes Video zu Rambo III:


    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • #Joker: Genial.


    Besonders gut hat mir gefallen wie der Film den Zuschauer in die "Verrücktheit" des Jokers hineinzieht.



    Nach 3 Nominierungen hoffe ich, dass es diesmal zum Oscar reicht. Kaum einen Schauspieler kann man beim Charakterschauspiel so schön zusehen wie JP.

  • Das ist eine Option, aber da hat er ein extrem kompetitives Jahr erwischt, wo es außergewöhnlich viele starke männliche Hauptdarsteller gibt - so dass da nicht mal alle eine Nominierung erreichen werden:


  • Das ist eine Option, aber da hat er ein extrem kompetitives Jahr erwischt, wo es außergewöhnlich viele starke männliche Hauptdarsteller gibt - so dass da nicht mal alle eine Nominierung erreichen werden:

    Da ist wirklich einiges an guter Konkurrenz dabei. Allerdings hat Phoenix den Vorteil, sich für seine Rolle viel runtergehungert zu haben (oder andere körperliche Anstrengungen beim Dreh erduldet) und/oder mit ordentlich Make-up zu spielen. Das hat in den letzten Jahren fast immer auf den Preisträger hingedeutet:
    Rami Malek
    Gary Oldman
    Leonardo DiCaprio (dem ich dieses Jahr exakt 0 Chancen auf eine Nominierung einräume)
    Eddie Redmayne
    Matthew McConaughey (der den Trend ein bisschen gestartet hat ...)

    Daher halte ich ihn für den Top-Favoriten.
    Das Genick brechen könnte es ihm, wenn die Academy sich davon überzeugen lässt, dass JOKER zu gewaltverherrlichend ist, was ja aktuell heiß in den USA diskutiert wird, und sie ihn deswegen links liegen lassen. Sonst sehe ich die Statue mit allergrößter Wahrscheinlichkeit (100% gibt es ja nie) bei Phoenix.

  • Das ist eine Option, aber da hat er ein extrem kompetitives Jahr erwischt, wo es außergewöhnlich viele starke männliche Hauptdarsteller gibt - so dass da nicht mal alle eine Nominierung erreichen werden:


    Matthew McConaughey (der den Trend ein bisschen gestartet hat ...)

    Ähäm...


  • Meine Kinowoche in Kurzform ...


    Deutschstunde : Wirkte auf mich wie die Verfilmung eines Reclam-Heftes. Bedeutsam, literarisch wertvoll und spröde zugleich, während die wichtigen Passagen mit Buntstift unterstrichen sind. Eine Geschichte von Schuld und Pflicht und Nationalsozialismus und die Folgen. Eindrucksvoll in Szene gesetzt, schauspielerisch überzeugend, oftmals wortkarg und in langen Einstellungen verharrend. Schwere Kost rund um banal scheinende Situationen mit schwerwiegenden Folgen, verdichtet aufgeladen mit Blicken und Gesten und viel Subtext zwischen den Zeilen. Fürs Kommerzkino eher ungeeignet und bei ARTE besser aufgehoben. Lief deshalb wohl auch nur eine Woche im UCI Bochum.


    Midsommar : Horrorfilme brauchen keine Dunkel-Düster-Szenen, um zu wirken. Der Horror schleicht sich während der Sommersonnenwende im gleissenden Tageslicht an. Viel Natur, viel Gras, viel Grün und dazwischen tanzende Menschen einer uns fremden Kultur, die nach und nach ihr wahres Gesicht dem Zuschauer zeigt. Sehr pointiert und drastisch in Szene gesetzt, schleicht sich das erahnte Unheil in ausladenden 120 Minuten an, um sich dann in einem schon fast überzeichneten Finale zu entladen. Wem Hereditary gefallen hat, wird hier ebenso gut in seiner Nische bedient, während die Kinomassen bei ES & Co besser aufgehoben sind.


    Gemini Man HFR 3D : Wenn Trailer die komplette Story verraten, was bleibt dann noch für den eigenlichen Film übrig? Da muss dann schon alleine die technische Umsetzung mit mehr als doppelt so vielen Kinobildern pro Sekunde wie gewohnt herhalten, um den Film besonders zu machen. Damit entzaubert sich der Film allerdings selbst, wirkt nicht mehr wie ein Kinofilm, sondern wie schlecht abgefilmte videospielhafte Realität. Die sonst üblichen 24 Bilder pro Sekunde lassen ausreichend Raum, um einen Film erst im Kopf entstehen zu lassen. Hier ist jedoch jedes Detail durch zu viele Einzelbilder vorgegeben und so wird die plumpe Story umso deutlicher. Auch wenn sich Will Smith in bedeutungsschwangeren Dialogen um eine erzählerische Tiefe bemüht, die schlicht bemüht bleibt und schlicht langweilig ist. Nicht sehenswert.


    Systemsprenger : Harter Tobak, der uns hier präsentiert wird und bald in der Reihe "Das kleine Fernsehspiel" im ZDF zu sehen sein wird. Die nicht in der Gesellschaft funktionierende, weil schwer traumatisierte, ungeliebte, aggressive und unkontrollierbare Benni sprengt das soziale System und reibt dabei ihre Mitmenschen förmlich auf. Das Umfeld scheitert an ihr und ihren Widersprüchen. Sie scheitert an sich selbst. Zurück bleibt eine Menge Überforderung, Resignation und eine sich steigernde Gewaltspirale, die unweigerlich auf die dauerhafte Sedierung in der geschlossenen Psychatrie hinsteuert. Oder gibt es doch noch ein Happy End? Unglaublich intensiv gespielt, was man auch erst einmal ertragen wollen muss. Für mich der beste Film der letzten Wochen, wobei ich Joker noch nicht gesehen habe.

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  • Joker: Als hätte Wim Wenders mit amerikanischem Geld und amerikanischen Schauspielern einen deutschen Autorenfilm aus den 70ern gedreht. Zu anstrengend, zu angestrengt. Zu gewollt. Findet seine Fans unter Zuschauern und Kritikern, aber mir hat's insgesamt nicht gefallen. Starker Soundtrack!

  • Joker


    Fernab jeglichen CGI-Bombast-Bullshits des Marvel Cinematic Universe kommt der Joker von DC um die Ecke. Ein finsteres zweistündiges Drama, das viel wert auf seinen Hauptcharakter legt und eine Geschichte zu erzählen hat. Von Anfang an ist Joker pessimistisch, fast schon fatalistisch. Die seltenen, dafür aber um so heftiger wirkenden Gewaltspitzen sind ebenso schwer verdaulich wie Joaquin Phoenix´Verkörperung des Jokers. Über weite Strecken ist Arthur Fleck eine unangenehme, abstoßend und mitleiderregende Figur, selten wirkt er sympathisch und noch seltener passiert ihm Gutes - und dieses kurze Glück wird stets aufs Neue mit dem Hammer in Grund und Boden gehauen, und das mit einer Konsequenz, die die Entwicklung Arthurs zum Joker sehr nachvollziehbar machen. Der Soundtrack ist grandios und unterstützt neben den überragenden Bildern eines heruntergekommenen Gotham die Atmosphäre des Films hervorragend.
    Oft genug ist das Staunen aus dem Kinosaal verschwunden, gerade im Blockbuster-Bereich mit seinen generischen Stories und Effektgewittern. DC hat mit dem Joker ein Stück intensiver, schwarzer Kinomagie geschaffen. In Zeiten, in denen die bonbonbunten Avengers zu den erfolreichsten Filmen aller Zeiten zählen, ein sehr mutiger und radikaler Schritt in die andere Richtung.

    Als der Joker das erste Mal auf diesem versifften Scheißhaus getanzt hat, habe ich Gänsehaut bekommen. Ich habe mitgefiebert, ich habe Fingernägel gekaut, ich war geflasht. Das letzte mal, dass mir im Kino so erging war 2014 bei Whiplash,

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  • Joker: ja die schauspielerische Leistung ist grandios, wie der Soundtrack dem Film in seiner Dramaturgie unterstütz grenzt an Perfektion aber mir hat er trotzdem nur mittelmäßig gefallen. Die Wandlung von Arthur zum Joker war immer nachvollziehbar und super erzählt aber ich habe schon irgendwann gehofft das diese Wandlung irgendwann abgeschlossen ist und es dann noch etwas rummst. Natürlich auch gehypt durch diverse Medienberichte habe ich mehr Gewalt und diese vor allem brutal in Szene gesetzt erwartet. Da wird man aber enttäuscht. Es ist halt ein zwei Stunden Drama. Ab einem gewissen Punkt hat es mich gelangweilt.

  • Ich habe schon oft etwas über "unerträgliche Gewaltdarstellung" gelesen. Hab ich da einen anderen Film gesehen? Solche Gewalt passiert in John Wick-Filmen allein im Vorspann... Und jeder Tarantino ist heftiger.


    Vielleicht ist es aber das, gepaart mit der schwermütigen Grundstimmung des Films. Vielleicht können das einige Leute nicht trennen.


    Ein genialer Kniff bei Joker ist in meinen Augen, dass vieles an der Gewalt offen gelassen und quasi "beliebig" gezeigt wird oder nicht. Mal sieht man die Brutalität in vollem Detail, mal sieht man nur die Folgen und mal wird der Gewaltakt überhaupt nicht gezeigt und der Vorstellung des Zuschauers überlassen.


    Ich würde 10€ wetten, dass der Film nicht fortgesetzt wird, aber als Einzelwerk ist er grandios.


    Wenn ich mich recht erinnere wird der nächste Batman eh den Pinguin als Mastermind haben?

  • Joker: ja die schauspielerische Leistung ist grandios, wie der Soundtrack dem Film in seiner Dramaturgie unterstütz grenzt an Perfektion aber mir hat er trotzdem nur mittelmäßig gefallen. Die Wandlung von Arthur zum Joker war immer nachvollziehbar und super erzählt aber ich habe schon irgendwann gehofft das diese Wandlung irgendwann abgeschlossen ist und es dann noch etwas rummst. Natürlich auch gehypt durch diverse Medienberichte habe ich mehr Gewalt und diese vor allem brutal in Szene gesetzt erwartet. Da wird man aber enttäuscht. Es ist halt ein zwei Stunden Drama. Ab einem gewissen Punkt hat es mich gelangweilt.

    Da bin ich ganz deiner Meinung!

  • Vielleicht solltet ihr einfach weg von der sichtbaren, grafischen Gewalt im Sinne von ich tue jemandem weh.


    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

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  • Ja gut, aber so ist das ja mit jedem Film/Buch/Musikstück/Poster/Plakat/Bild/Geschichte/Erzählung/Geruch/Ort/*beliebiges Nomen hier einsetzen*, oder nicht?


    Und besonders in diesem Fall zeigt der Film ja 0,nix, sondern erwähnt nur. Wie soll man davor warnen? Den gesamten Inhalt zuvor angeben?


    Nicht, dass ich das nicht nachvollziehen könnte, aber vor so etwas zu warnen ist schlicht kaum möglich ohne zu spoilern. Gerade weil das einer der Twists der Handlung ist.

  • Ja, natürlich kann dir das auch in/mit anderen Medien passieren. Du musst dazu nicht den gesamten Inhalt preisgeben. Bei der Playstation gibt es am Anfang zum Beispiel den Hinweis, dass es zu epileptischen Anfällen kommen kann. Auf Twitter wird zum Beispiel oft am Anfang eines Tweets CN (Content Note) geschrieben und dann das Triggerwort genannt, damit Personen entsprechend vorbereitet sind bzw. weiterscrollen können. Wie gut diese ganzen Dinge funktionieren und ob sie DIE Lösung schlechthin sind, kann ich nicht sagen, da ich mich damit nicht entsprechend auseinander gesetzt habe und auch nicht betroffen bin.


    Und etwas nur zu erwähnen oder zu implizieren reicht schon als Trigger. Als nicht Betroffener ist das schwer vorstellbar, das verstehe ich. Ging mir bis vor ein paar Jahren auch so. Siehe Spoiler oben.

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  • Ich habe schon oft etwas über "unerträgliche Gewaltdarstellung" gelesen. Hab ich da einen anderen Film gesehen? Solche Gewalt passiert in John Wick-Filmen allein im Vorspann... Und jeder Tarantino ist heftiger.

    Gewalt ist für mich nicht gleich Gewalt im Film. John Wick ist ein durchchoreographierter Gute- Laune- Film, bei dem es durchaus Spaß zuzuschauen, wenn die Leute im Zehnerpack umgenietet werden. Ähnlich verhält es sich mit Fun-Splatter a la Braindead.
    Als unerträglich empfinde ich die Gewaltdarstellung im Joker nicht, aber als realistisch. Sie wird sehr pointiert eingesetzt, was den Schockeffekt in einem ansonsten ruhig erzählten Film noch verstärkt und mir somit ein mulmiges Gefühl bereitet - und das fand ich auch perfekt so.

    Tarantino findet zwischen diesen beiden Dingen einen Mittelweg. Wenn er es krachen lässt, dann ist man irgendwie angewidert und amüsiert zugleich. :)

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  • Ich habe schon oft etwas über "unerträgliche Gewaltdarstellung" gelesen. Hab ich da einen anderen Film gesehen? Solche Gewalt passiert in John Wick-Filmen allein im Vorspann... Und jeder Tarantino ist heftiger.

    Gewalt ist für mich nicht gleich Gewalt im Film. John Wick ist ein durchchoreographierter Gute- Laune- Film, bei dem es durchaus Spaß zuzuschauen, wenn die Leute im Zehnerpack umgenietet werden. Ähnlich verhält es sich mit Fun-Splatter a la Braindead.
    Als unerträglich empfinde ich die Gewaltdarstellung im Joker nicht, aber als realistisch. Sie wird sehr pointiert eingesetzt, was den Schockeffekt in einem ansonsten ruhig erzählten Film noch verstärkt und mir somit ein mulmiges Gefühl bereitet - und das fand ich auch perfekt so.

    Tarantino findet zwischen diesen beiden Dingen einen Mittelweg. Wenn er es krachen lässt, dann ist man irgendwie angewidert und amüsiert zugleich. :)

    Ich habe Joker leider noch nicht gesehen - sehe mich aber durch die "Ankündigung" "unerträgliche Gewaltdarstellung" in Erwartung einer Gewaltdarstellung die in Richtung Funny Games geht (der für mich auch härter war als z.B. Hostel) oder Fun - Mordsspaß

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Gewalt ist für mich nicht gleich Gewalt im Film. John Wick ist ein durchchoreographierter Gute- Laune- Film, bei dem es durchaus Spaß zuzuschauen, wenn die Leute im Zehnerpack umgenietet werden. Ähnlich verhält es sich mit Fun-Splatter a la Braindead.
    Als unerträglich empfinde ich die Gewaltdarstellung im Joker nicht, aber als realistisch. Sie wird sehr pointiert eingesetzt, was den Schockeffekt in einem ansonsten ruhig erzählten Film noch verstärkt und mir somit ein mulmiges Gefühl bereitet - und das fand ich auch perfekt so.

    Tarantino findet zwischen diesen beiden Dingen einen Mittelweg. Wenn er es krachen lässt, dann ist man irgendwie angewidert und amüsiert zugleich. :)

    Ich habe Joker leider noch nicht gesehen - sehe mich aber durch die "Ankündigung" "unerträgliche Gewaltdarstellung" in Erwartung einer Gewaltdarstellung die in Richtung Funny Games geht (der für mich auch härter war als z.B. Hostel) oder Fun - Mordsspaß

    Es gibt so gut wie keine Gewaltdarstellung ! Und keine der drei kurzen Szenen wo physische Gewalt dargestellt wird schocken einen, normales ARD Krimi Niveau.