Beiträge von Uferschnepfe im Thema „[Filmtipp] Kinotipp der Woche“

    Im Summe war Mittagsstunde aus meiner Perspektive eh ein Slowburner mit Tendenz Richtung Arthouse als Milieustudie rund um das Familiendrama. (Wenn ich ausreichend viele Schlagworte nenne, wird einer schon irgendwie treffen!) Die Dialogzeile "Mudder, das' aber auch 'en Kuddelmuddel mit uns" hat das alles für mich gut zusammengefasst, zumal der Film nichts erklärt, sondern nur zeigt und andeutet. Muss man mögen, weil sehr speziell.

    Gerade die Tatsache, dass mich der Film nicht an die Hand nimmt und jedes Detail erklärt, macht ihn für mich so gut.


    Auch in meiner Familie gibt es ein paar Leichen im Keller, über die nie geredet wurde/wird und deren ganze Geschichte ich wohl nie erfahren werde.

    Das macht den Film für mich so authentisch. Vielleicht sollte ich auch ein Buch schreiben.

    Wir hatten Samstag endlich die Gelegenheit Mittagsstunde zu sehen.


    Wer die Menschen aus Nordfriesland und Dithmarschen kennt, wird sich Zuhause fühlen.


    Ein kleiner unscheinbarer Film, der mir aber mit Sicherheit besser im Gedächtnis erhalten bleibt als so mancher Blockbuster.

    Ich habe gestern den Gesang der Flusskrebse gesehen und kann den Film nur empfehlen. Gut erzählt, gut geschauspielert bot er einen Kontrast zum allgegenwärtigen Popcornkino und beweist. dass gelegentlich auch gute Filme Hollywood verlassen.

    Da könnten wir lange diskutieren. Wenn er mich überzeugt und ich ihm die Rolle abnehme und seine Filme mag, dann ist er (für mich) einer der Größten. Ich mag auch Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. Das sind alles keine Oscarkandidaten... für mich sind es aber die Größten.

    Alles klar. Dem kann und will ich gar nicht widersprechen.

    Den Menschen Tom Cruise muss man nicht mögen.


    Was er als Schauspieler leistet und wie er in seinen Filmen performt macht ihn für mich zu einem der Größten.

    Das sehe ich anders. Tom Cruise ist für sein Alter extrem fit und diszipliniert. Das allein macht aber keinen guten Schauspieler.


    Tom Cruise spielt im Kern immer die gleiche Rolle: den weißen Übermenschen. Das deckt sich leider mit seiner persönlichen "religiösen" Meinung und macht es in seinem Fall schwer, den realen Schauspieler und die fiktive Rolle zu trennen.

    Für alle Fans von Agathe Christie sei "Das krumme Haus" erwähnt. Der Film lief vor ein paar Jahren recht unbeachtet im Kino und ist jetzt auf amazon oder Netflix verfügbar. Für Frau Christie, die sich nie für eine gute Autorin hielt, war dies eine ihrer besten Arbeiten.

    Habe mir gestern Tod auf dem Nil angeguckt.


    Wer schon Kenneth Branaghs Orient Express nicht mochte, wird vermutlich auch den Nil nicht mögen. Irgendwie will der Funke nie so richtig überspringen, auch wenn Branagh versucht, dem seinem Helden etwas mehr Tiefe zu verschaffen.


    Ich habe in der letzten Zeit aber auch schon schlechteres gesehen: Venom 2, James Bond...

    Mir persönlich hat der neue Bond nicht besonders gefallen.

    Gerade in seinen ruhigen Momenten hatte er seine Stärken, die wurden aber immer wieder durch zu viel albernes Gekrache kaputt gemacht.

    Insbesondere das letzte Drittel auf der Insel empfand ich als langweilig und fad.

    Mittlerweile kann ich diese Art des Action Kinos nur noch ertragen, wenn sich der Film nicht ernst nimmt.

    Der Bösewicht war mehr Wicht als Böse.

    Schade, ich hätte Herrn Craig einen würdigeren Abgang gewünscht.

    Habe gerade Shang-Chi and the Ten Rings hinter mich gebracht.


    Der Meister des Kung-Fu gehörte früher zu meinen Marvel Lieblingshelden. Ein Superheld war er eigentlich nicht.


    Insbesondere das Artwork von Paul Gulacy hatte es mir seinerzeit angetan.


    Als ich mir vor ein paar Jahren den ersten Omnibus bestellte war ich aber enttäuscht. Die Serie war nicht gute gealtert, Dialoge und Story einfach platt.


    Nun hat der gute das Film Facelift erhalten. Wie immer war das Ergebnis ordentliches Popcornkino. Die ersten zwei Drittel haben Spaß gemacht, der lange Endfight war mir doch etwas weit hergeholt. Insgesamt ist aber der Transport der Figur ins Filmuniversum gelungen.


    Schön waren auch die Trailer zu Eternals und vor allem zum neuen Spiderman.

    Ich habe gestern mal wieder einen Film aus meiner Jugend geguckt: Eine Leiche zum Dessert.


    Großartig besetzt mit Maggie Smith, Peter Falk, Larry Niven, Alec Guiness und Truman Capote.

    Das Highlight ist aber Peter Sellers als chinesischer Inspektor Sydney Wang.


    In den ersten 60 Minuten habe ich mich wie seinerzeit köstlich amüsiert, am Ende ging dem Film aber die Puste aus. Das Alter ist auch an diesem Film nicht ganz spurlos vorbei gegangen.


    Die Idee Agatha Christies Erzählweise zu entlarven ist zwar großartig, aber am Ende mit aufgesetzter Pointe etwas unbefriedigend.


    Die herrlichen Charaktere bleiben einem aber im Gedächtnis.

    PeeWee DIE Dune Doku?

    Es gibt eine tolle Doku zu Jodorowsky's Dune.


    Dieser Film wäre sogar vor Star Wars in die Kinos gekommen und hätte so illustre Gäste wie Mick Jagger oder Salvatore Dali gehabt.

    Leider ist das Projekt am Vertrieb gescheitert.

    Wenn man Alejandro Jodorowsky glauben kann, dann hat sich auch Star Wars reichlich aus seinem vom Moebius (Jean Giraud) gezeichneten Storyboard bedient.

    Oxygen fand ich auch gut.


    Was mich bei Kammerspielen immer so ärgert, dass ich nach dem Film immer hungrig auf mehr bin, wenn das World Building oder Thema interessant ist.


    Bei Scifi will ich erst Recht wissen wie es weiter geht.

    Schau dir mal die Romane von Peter F. Hamilton an. Da gibt es spannendes Worldbuilding ohne Ende.


    Bislang war jedes Buch gut.

    Keine Ahnung, ob den schon jemand hier vorgestellt hat: The Hunt.


    Ist eine bitterböse Satire auf Fake News und gleichzeitig ein schön blutiger und lustiger Actionfilm.


    Gut gefallen hat mir die Hauptdarstellerin, die nicht so ganz in genreübliche Schubladen passt.

    Meine Tochter hatte mir " I Care A Lot" auf Netflix empfohlen.

    Rosamund Pike spielt darin einen staatlich berufenen Vormund, die mit Hilfe eines Netzwerks ältere Menschen in Pflegeheime steckt, um an deren Vermögen zu gelangen. Das läuft für sie prima, bis sie sich bei einem Goldstück "vergreift".

    Die Story ist ordentlich an den Haaren herbeigezogen und wenig realistisch, aber die Hauptdarstellerin lässt in ihrer Entschlossenheit manchen Heldendarsteller blaß aussehen. Und es gibt ein Wiedersehen mit Peter Dinklage.

    m.E. missdeutest du Schirach da gründlich, denn Schirach geht es ja eben in seinen Filmen und Stücken gar nicht darum, etwas in Stein zu meißeln oder Antworten zu geben, sondern ganz im Gegenteil, moralische Fragen aufzuwerfen. Selbst wenn er selbst dann eine Stellung bezieht und die Frage nach seinen eigenen Maßstäben beantwortet (was er ja gar nicht immer tut, wie zum Beispiel in "Terror"), will er doch gerade die Diskussion anregen. Eine Deutung, die seinen Filmen eine feste Aussage unterstellt, halte ich daher für fehlgedeutet.

    Dass Anwälte eben nicht die unfehlbaren Sittenwächter des Rechtsstaates sind, zeigt sich doch spätestens in "Der Fall Collini", in dem ja gleich der ganze Rechtsstaat kritisiert wird.

    Du darfst und sollst ja gerne anderer Meinung sein - solange wir über die von ihm aufgeworfenen Dilematta sprechen, hat Schirach doch sein Ziel erreicht.

    Ich glaube ich habe nichts missdeutet.

    Sowohl "Feinde" wie auch "Gott" wurden von den Verantwortlichen als Experimente deklariert, als philosophische Schiffsreisen. Das hat bei mir aber nicht funktioniert, weil beide Boote schön früh am Felsen der schirachschen Eitelkeit zerschellten. Terror habe ich nicht gesehen, kann dazu also nichts sagen.

    Schirach inszeniert (bzw. lässt inszenieren) seine moralischen Kammerspiele zwar wie ein antikes Dilemma, erbittet als Reaktion aber keinen offenen Diskurs. Dafür ist seine persönliche Haltung viel zu offensichtlich.


    Die Aussage, das der Rechtsstaat ungerechte Urteile aushalten müsse, stammt aus einem Interview aus der Dokumentation zu "Feinde". Er hat eine klare Haltung zum Thema und steht keinesfalls neutral da und das wird in den beiden teilen des Filmes auch deutlich. Ähnlich verhält es sich mit "Gott", wo der Regisseur im Interview mit Deutschlandfunk Kultur klar geäussert hat, dass die Macher zum Thema eine klare Position einnähmen, aber versucht hätten, die einzelnen Blickwinkel so neutral wie möglich zu gestalten, damit sich der Zuschauer eine eigne Meinung bilden könne.

    Aber gerade "Gott" zeigt, wie sehr Anspruch und Realität bei Schirach auseinander klaffen. Lediglich die rechtliche Sachverständige konnte im Kreuzverhör bestehen, der medizinische Sachverständige war unsympathisch und hatte wenig zur Diskussion beizutragen, der theologische Sachverständige scheiterte an der Bibelkenntnis des brillanten wenn auch nervigen Rechtsanwaltes.


    Worum es meines Erachtens Schirach wirklich geht, ist eine Auseinandersetzung mit der Demokratie, d.h. komplexe Themen aus Facebookgruppen herauszulösen und in eine breite öffentliche Diskussion zu transportieren. Dabei erfahren wir, wie schwer es ist, die persönliche Vorstellung von Recht und Moral mit Gesetz und Rechtsstaatlichkeit in Einklang zu bringen. Auf dieser Ebene funktionieren die Filme gut, was auch die anschließenden Abstimmungen belegen.

    Für einen offenen philosphischer Diskurs hingegen taugen sie nichts, da in der gewählten Darstellungsform Inhalt und Autor nicht zu trennen sind.

    Meiner Frau hab ich neulich mal True Lies gezeigt. Sie kannte Arni nur als Terminator oder Eraser. Das fand sie sehr uninteressant. True Lies aber ist ja ein richtig guter Film - tolle Machart, als Actionkomödie eine spannende Story mit lustigen Wendungen, etc.


    Fallen euch weitere Actionkomödien ein, die die Qualität eines True Lies erreichen? Sowas wie Last Action Hero vielleicht? ...ewig her, dass ich den gesehen habe. Es muss aber nicht bei Arnie bleiben.

    "This Means War" hat schon deutliche Parallelen. In den Hauptrollen Chris Pine und Tom Hardy. Allerdings muss man Till Schweiger als Böse-wicht ertragen. Der ist deutlich moderner und schneller erzählt als True Lies.

    Sörensen hat Angst haben wir auch gestern geschaut. Für Fans von Bjarne auf jeden Fall was. Etwas tempoarm, aber das soll so. Feinde von Schirach fanden wir besser.

    Feinde von Schirach fand ich ganz übel. Und damit meine ich nicht die dramaturgische oder schauspielerische Leistung.


    Das Herr Schirach Anwälte ganz toll findet, leuchtet mir ein. Sie aber zu unfehlbaren Sittenwächter des Rechtsstaates zu stilisieren ist meiner persönlichen Erfahrung nach doch sehr dick aufgetragen und an der Wirklichkeit vorbei erdichtet.


    Richtig problematisch fand ich allerdings sein Fazit: Der Rechtsstaat müsse den Freispruch des Entführers ertragen, weil die Würde des Menschen ohne Ausnahme unantastbar sei.


    Nun ist die unantastbare Menschenwürde sicherlich wünschenswert, aber kein Naturgesetz wie bspw. die Gravitation, sondern ein juristischer Mythos. Und für mich sind Mythen keine in Stein gehauene Gebote, sondern dynamische Systeme, die sich an Erkenntnisse, Fortschritte und Gegebenheiten anpassen müssen.


    Und das hätte meiner Meinung nach das Fazit sein müssen: Kann ein Straftäter unter gewissen Umständen sein Recht auf Menschenwürde verwirken, z.B. weil er willentlich und aus niederen Beweggründen die Menschenwürde eines anderen grob verletzt hat.


    Diese Frage kann ich nicht beantworten, weil ich weder Jurist bin noch Fallzahlen kenne, also nicht beurteilen kann in wie weit unsere Auslegung der unantastbaren Menschenwürde immer wieder zu ungerechten Freisprüchen führt. Dieser Frage nachzugehen, sollte aber Teil der Diskussion sein.

    Ich hab das krumme Haus auch vor einiger Zeit geschaut, aber er konnte sich nicht nachaltig bei mir im Gedächtnis festsetzen.


    Ich schau mir immer wieder gerne Ladykillers und Adel verpflichtet an, beide mit dem großartigen Alec Guinness.

    Vielleicht mochte ich den Film weil ich vorher das Buch gelesen hatte.


    Trotz seines Alters ist das Buch besser und die Auflösung überzeugender.


    Die Hauptfigur ist im Roman mehr Stichwortgeber als Detektiv, was sie glaubwürdiger macht.

    Kann jemand weitere Filme wie Knives Out empfehlen?


    /CC Archibald Tuttle

    The Crooked House (Das krumme Haus) ist "ähnlich", allerdings etwas ernster.

    Es kommt ohne einen neunmalklugen Detektiv aus.

    Agatha Christie sagte über das Buch (und sie hat sich selber nie als große Autorin gesehen), es sei eines ihrer besten.


    Dem würde ich zustimmen.


    Die Verfilmung ist gar nicht so alt, aber der Film lief eher in Programmkinos.

    Marie, bei John Wick sind wir uns einig.


    Ebenso was die Actionsequenzen bei Extraction angeht, die sind super. Besser fand ich aber die wenigen, dafür aber überraschenderen Sequenzen aus Once Upon A Time In Hollywood.


    Aber wir sind eben nicht mehr im Jahr 1985. Wenn ich heute den Begriff Negerkuss verwende, ein Begriff mit dem ich groß wurde, dann bekomme ich zu recht von meiner Tochter eins ins Genick. Diese Weiterentwicklung erwarte ich auch von Filmemachern.

    Die Filme der 80er hatten aber eine andere Form der Naivität die Tyler Rake abgeht.


    Wenn man genau über Extraction nachdenkt, dann ist er leider unerträglich!!! Denn Tyler Rake ist der eigentliche Bösewicht, er ist nichts weiter als ein psychotischer Massenmörder, der aus seiner kleinen privaten Tragödie das Recht ableitet, reihenweise unschuldige Menschen zu massakrieren (die gesichtslosen Soldaten und Polizisten, die ja lediglich Befehlen folgen). Den meisten hat man sogar Helme verpasst, um sie als gesichtslose Feinde zu entmenschlichen.


    Das funktioniert vielleicht noch in The Mandalorian, bei Extraction geht es aber vollends in die Hose, weil dem Film jeglicher selbstironischer Humor fehlt.


    Das alles mündet in selbstgerechter amerikanischer Hurrascheiße, die ich in diesen Tagen schon in der Tagesschau ertragen muss.

    Tyler Rake: Extraction auf Netflix :thumbsup:


    Für alle Fans von stumpfer Action mit vernachlässigbarer Story. Ich würde es mit John Wick vergleichen.

    Vernachlässigbare Story ist noch geschmeichelt. Eigentlich ist die Geschichte komplett hirntot und hat scheunengroße Logiklücken. Ein ganz böser Rückfall in die B-Actionfilme der 80er Jahre. Die Kampfszenen erinnern tatsächlich an John Wick (insbesondere an den blöden zweiten und dritten Teil), allerdings nimmt sich Tyler Rake im Gegensatz zu John Wick tragischerweise auch noch ernst.