Napoleon soll auf Apple in einer 4 Stunden Version erscheinen. Das macht den großen Kritikpunkt des Films, durchgehetzt, evtl zunichte. Werde trotzdem ins Kino gehen.
Beiträge von Karpartenhund im Thema „[Filmtipp] Kinotipp der Woche“
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[...] Objektiv wahrscheinlich Nolan's bester Film. [...]
Erstgemeinte Nachfrage: Nach welchen Kriterien kann man Filme messen, um zu einer objektiven Wertung zu kommen? Gibt es so etwas in der Filmwissenschaft? Spontan kann ich mir nur so etwas wie "kommerziell bester Film nach Einspielergebnis" vorstellen, weil das Einspielergebnis klar messbar ist - sofern man alle Daten dazu erfassen kann.
Ernstgemeinte Antwort;) Technik, Kameraführung, Score, Drehbuch, Schauspieler Leistung, Dramaturgie usw usw. nicht umsonst gibt es mehr als eine Oskar Kategorie.
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Ich habe gestern doch mal wieder den Weg in ein größeres Kino gewagt und mir Oppenheimer angeschaut. Der Film hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Spätestens mit Interstellar hatte das Nolan'sche Überwältigungskino bei mir ja irgendwie an Wirkung verloren; bei Oppenheimer hingegen hat mich zumindest die audiovisuelle 'tension machine' wieder in Ansätzen ergriffen. Die Verschränkungen der Zeitebenen in einem zwar stark fragmentierten, aber assoziativ stets konsequenten Bewusstseinsstrom funktioniert hier hervorragend. Einmal im Film ‚drin‘, kommt man da nicht mehr so schnell raus. Die 3 Stunden fühlten sich eher wie 2 Stunden an – das spricht ja erstmal für sehr gute Unterhaltung.
Nun ja, andere Eigenheiten des Films haben mich nicht so überzeugt. Das ‚Kino der Gesichter’ mit seiner Fokussierung auf langanhaltende mimische Nahaufnahmen wurde zumindest für mich durch das viel zu prominente ‚Star-Ensemble‘ verdorben. Cillian Murphy ist für in dem Film über jeden Zweifel erhaben; auch A-Riege-Schauspieler wie z.B. Casey Affleck, Rami Malek und Kenneth Branagh haben hier gut gepasst. Aber insb. die Weltstars, also Robert Downey Jr., Matt Damon und Gary Oldman, haben mich hier doch immer wieder aus der historischen Immersion gerissen. In meinen Augen wären gerade in diesem geschichtlichen Setting unverbrauchte Gesichter sehr viel passender gewesen… aber klar: so funktioniert Blockbuster-Monumentalkino nunmal nicht!
Was mich am meisten gestört hat: Inhaltlich wirkte der Film auf mich eher bieder und - nach allem, was ich hier im Forum vorher schon über ihn gelesen habe – schon sehr sehr 'safe'; zumindest für einen Film über 'uncertainty & entanglement'. Das kulturelle Setting der ‚neuen Physik‘ wird im Film über moderne Kunstformen und Polyglottie zumindest angedeutet, die zeitgenössischen Verschränkungen zwischen wissenschaftlichem, militärischem und später auch politischem Komplex recht ausführlich ausgearbeitet. Umso antiquierter erschien mir hingegen, wie stark der Film im Geniekult des vergangenen Jahrhunderts verhaftet war. Nervöse Augen, zittrige Hände, geniale Gedanken, schwitzende Haut, ambigue Motive, bedrohliche Konsequenzen… und moralisch lautere Gegeninstanzen. Puh. Da werden mir die pathetischen Effekte irgendwie zu formelhaft erzeugt. Vielleicht hätte das für mich sogar funktionieren können, wenn die Einbindung der nicht vom ‚rechten Weg‘ abgekommenen Nebenfiguren (wie insbesondere des von Tom Conti extrem hölzern verkörperten Albert Einstein) hier nicht schon zur Karikatur verkommen wäre. Oder die metaphorische Aufladung bestimmter Elemente des Films (z.B. des vergifteten Apfels der Newton’schen bzw. Bohr’schen Erkenntnis) etwas weniger platt und konstruiert. Auch habe ich mich als Zuschauer durch einige allzu didaktische Zirkelelemente (wie z.B. die späte Wiederkehr des Plackett-Apfels) gelegentlich für dumm verkauft gefühlt. Nolans Wille zur Form ist mir da irgendwie zu funktionell aufgeladen. Etwas mehr formelle Unsicherheit hätte zumindest MIR den Film da attraktiver gemacht.
Was bleibt noch zu sagen? Nicht mehr viel. Selbst die Zündung der Bombe ist an mir ziemlich spurlos vorbeigegangen. Die Wucht der Zerstörung schien mir eher oberflächlich zu sein. Selbst hier bleibt Nolans Film halt übermäßig (und altersgerecht) steril. Zudem empfand ich die filmische Konzentration auf die ‚subjektive Verinnerlichung‘ der humanitären Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki in ihrer amerikozentrischen Banalität fast schon als moralisch grenzwertig. Selbst die finale Schlüsselszene hatte dadurch für mich kaum mehr 'emotionale' Wucht als die entsprechenden Szenen aus der Terminator-Reihe. Schade.
Klar, das ist jetzt viel Gemeckere dafür, dass meine Zeit im Film so schnell verflogen ist. Wie es sich für einen ordentlichen Blockbuster gehört, habe ich mich über 3 Stunden hinweg auch sehr gut unterhalten gefühlt. Nur sollte man halt wirklich nicht mit der Erwartung in den Film gehen, hier wirklich tiefsinniges bzw. seinem Gegenstand gerecht werdendes Reflexionskino zu bekommen. Gerade in Anbetracht des schwierigen Themas (!) agiert der Film dann doch inhaltlich ziemlich platt und vorhersehbar. Ist halt deswegen auch völlig zu Recht ab 12 Jahren freigegeben. Und bei seinem eigentlichen Zielpublikum wird der Film sicherlich auch nachdenklich stimmen. Mein Fazit: Handwerklich gut gemachtes Blockbuster-Kino, das seinem Gegenstand leider nur in einzelnen Passagen gerecht wird. Kann man mal gesehen haben.Du haust
Du haust mit platt und vorhersehbar narrative raus, die du aber nicht begründest. Glaube du bist zu einfach an den Film herangegangen. Der Film orientiert sich klar an das Filmemachen der vergangenen Zeit. JFK fällt mir sofort ein. Das.mag in der heutigen Zeit nicht jeder mögen, passt aber sehr gut für die Erzählweise. Eigentlich geht es auch nicht um die Atombombe an sich. Man sieht interessanterweise nix von den Qualen der Menschen in Hiroshima und Nagasaki. Ne, man sieht wie Oppenheimer es sich bei dem Amerikanern vorstellt, wie die Bombe wirkt. Der Film geht um das große Ganze, was Entscheidungen von Menschen bewirken. Objektiv wahrscheinlich Nolan's bester Film. Aber auch der Film mir den wenigsten "offensichtlichen" Spielereien. Die Spielereien sind da, aber man muss sie suchen. Ich kann verstehen wenn Leute im Kino drei Stunden in der heutigen Zeit genau so etwas NICHT sehen wollen, ich wollte genau so etwas sehen. Subjektiv bleibt Interstellar meine Nummer 1 von ihm, weil der mich emotionaler mehr packt. Aber danach kommt Oppenheimer.
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Am Ende entscheidet halt der Geschmack. Finde nur das man ihm objektiv wenig vorwerfen kann, insb. nicht was Authentizität und auch die damit verbundenen Kampfszenen angeht.
Man KANN ihm auch objektiv eine Menge vorwerfen, aber das ist gar nicht meine Absicht.
Und ja, Eggers-typisch wirkt er sehr authentisch (wenn man mal von den glänzenden, gepflegteen Zähnen aller Figuren, den mangelnden Erkrankungen, den magischen Elementen und der Tatsache, dass alle modernes Englisch sprechen, absieht ... aber es ist ja auch keine Doku.)
Ob die Kämpfe authentisch waren, vermag ich nicht zu sagen (ich habe irgendwann mal zu Recherchezwecken zwei Dokus über Kampftechniken im Mittelalter gesehen, die da wohl widersprechen würden), und ob die sich wirklich nackt ausgezogen hätten, aber TROTZDEM noch mit Schild gekämpft hätten, weiß ich auch nicht, oder ob sie wirklich um fließende Lava herum gekämpft hätten, nachts, statt tagsüber auf sicherem Feld - aber egal wie, die Kämpfe WIRKTEN auf mich theatralisch im Sinne von: Sie sahen aus wie Theatermimen auf einer Bühne, die sich mit Schwertern beackern und etwas holperig ihre Choreo durchführen. Ist mein subjektiver Eindruck, ja. Was anderes habe ich ja aber auch nie behauptet.
NIcht falsch verstehen: Ich finds ja super, wenn der Film jemanden wegbläst - genau dafür machen die Leute Filme und gehen wir ins Kino. Also alles richtig gemacht! Mich hat er halt nicht weggeblasen. Das macht ja dein Erlebnis (oder das anderer begeisterter Zuschauer) nicht schlechter.Da muss ich nochmal einhaken;) Das magische hat er drin, weil es für die Leute damals real war. Die haben fest an diese Sache geglaubt. Ein Stilmittel von Eggers das er auch bei The Witch ( Ziege) und Leuchtturm (Meerjungfrau) benutzt. So gesehen authentisch
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. Alles andere was du ansprichst, pacing, script ist halt Art House stile,
Nein, Pacing und/oder Script sind keine Stil-Elemente von Arthouse, die man entweder mag oder nicht.
Ich mag Arthouse. Oft zumindest. Oft auch nicht.
Ich mag auch Mainstream. Oft. Oft auch nicht.
Und ja, Northman ist Arthouse. Aber ich fand den Film trotzdem nicht so pralle. Auch nicht als Arthouse-Film.
Am Ende entscheidet halt der Geschmack. Finde nur das man ihm objektiv wenig vorwerfen kann, insb. nicht was Authentizität und auch die damit verbundenen Kampfszenen angeht.
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Nosferatu Adaption mit William Dafoe:)
Wird das ein Remake von Shadow of the Vampire?
Nein, vom Original aus den 1920ern.
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Ist halt kein Mainstream Film und bricht viele Regeln,obwohl er das Budget hat. Muss nicht jedem gefallen.
Also DAS ist nun wirklich nicht der Grund, warum ich ihn nicht so dolle fand. 😊
Ich fand die Sachen problematisch, die ich auch in Mainstreamfilmen oft problematisch finde: Pacing, Script und Schauspiel. Bzw. hier die Inszenierung.
Ich meine, musstest du nicht in Kidmans "muharhar"-Szene lachen? Bei uns hat das ganze Kino gekichert.
Bei Kidman gebe ich dir Recht. Schwächster Punkt allgemein im Film. Alles andere was du ansprichst, pacing, script ist halt Art House stile, muss man mögen. Freu mich riesig auf seine Nosferatu Adaption mit William Dafoe:)
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Absolut fantastischer Film @Northman. Art House meets big budget. Auch die anderen zwei Filme von ihm sind spitze, allerdings auch sehr speziell.
Ja, ich und Robert Eggers werden keine Freunde mehr.
Ich bewundere die Mühe, die hinter The Northman steckt, und ein paar hübsche Bilde gibt es auch, aber die Kampfszenen waren mir zu theaterhaft, und der Film hat derart viele unfreiwillig komische Szenen, dass ich mir immer wieder das Lachen verkneifen musste. (Und ich meine NICHT die seltsamen Ritualszenen, die fand ich noch ganz spannend.)
Und stört es sonst niemanden, dass Nicole "Botox" Kidman, die vor einiger Zeit erst Skarsgårds Frau gespielt hat, jetzt seine Mutter spielt, und dabei jünger aussieht als er? Ich erwarte ja keine Wunder im Make-up-Design, aber man hätte sie ruhig mal auf etwas alt schminken können - mit mehr als nur einer weißen Haarsträhne.
Und dann hatte der Film mir zu viele dramaturgische Lücken, abgesehen davon, dass er viel zu vorhersehbar war. Okay, in einem Film über eine Legende des Determinimus mag das aber auch wieder irgendwie passend sein.
Fazit: Eggers bisher "bester" Film, aber wir werden halt einfach keine Freunde mehr.Tatsächlich gefallen mir die Kampfszenen deutlich besser als bei vergleichbaren Filmen / Serien. Sind sind zudem viel mehr recherchiert worden und dadurch auch authentischer. Dazu kommen Elemente aus nordischen Sagen wie die Szene mit dem gefangenen Speer. Ist halt kein Mainstream Film und bricht viele Regeln,obwohl er das Budget hat. Muss nicht jedem gefallen.
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Ich bin gerade aus dem großartigen The Northman raus und nächste Woche gibts dann Everything Everywhere All At Once.
Absolut fantastischer Film @Northman. Art House meets big budget. Auch die anderen zwei Filme von ihm sind spitze, allerdings auch sehr speziell.