Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „[Filmtipp] Kinotipp der Woche“

    Btw, ich hab mir Civil War am Sonntag auch nochmal angeschaut, einfach auch weil sonst aktuell im Kino nicht viel los ist. Der ist schon hocheffektiv, und ich verstehe jetzt auch die Idee besser, ein aus heutiger Sicht politisch "unmögliches Szenario" zu kreieren, um eine gewisse Allgemeingültigkeit des Schreckens eines Bürgerkriegs zu zeigen. Trotzdem gab es auch diesmal wieder bei mir einen hohen Widerstand, dem Film diese apolitische Haltung durchgehen zu lassen, und die Endszene beißt sich m.E. mit der Aussage, dass Bürgerkriege die Hölle sind, schon sehr. Also: Immer noch kein Fan.


    Dann gab es noch die Preview zu "Sterben", Mathias Glasners Kino-Comeback nach diversen Tatorten und dem Boot-Remake. Anders als man beim Titel vermuten würde, haben wir es hier mit einer ziemlich unterhaltsamen, rabenschwarzen Komödie über den Tod zu tun, die wild zwischen intensivem Schauspiel und dann auch wieder kompletter Zuschauerirritation hin und her wandert. Ganz offenkundig will der Film sein trauriges Grundthema nicht zu sehr an sich und seine Zuschauer:innen heranlassen, gleichzeitig reißt er gleich ganze Jericho-Mauern ein und zeigt noch eine Handvoll weiterer Tabus, wie persönliche Traumata, Altersverfall, das Bedauern ein Kind bekommen zu haben - und das über eine Laufzeit von drei Stunden. Wahnsinnig gut besetzt und gespielt, aber an manchen Stellen auch schon fast Tykwersche Überforderung des Zuschauers, der gar nicht weiß wo er lachen und wo er weinen soll - oder einfach beides gleichzeitig. Ganz großes deutsches (sogar urdeutsches) Kino, wie es kaum noch jemand heutzutage raushaut, vorbei an den Konventionen des Fernsehspiels, das so viele deutsche Filme ja immer auch sind. Ein starker Film mit etlichen Sollbruchstellen, die ihn für mich aber sogar besser gemacht haben, und sehr unerschrocken in der Konfrontation mit seinem titelgebenden Thema. Das Ding wird in zwei Wochen alle deutschen Filmpreise einheimsen, da bin ich mir ziemlich sicher.


    Abigail: Aktuell ist die Zeit für überraschend "gute" Horrorfilme. Abigail ist jetzt nicht im engen Sinne ein guter Film, aber er ist verdammt spaßig, was an der fantastischen Kinderdarstellerin Alisha Weir liegt, die ja auch schon das Mathilda-Musical hochgezogen hat. Hier ist sie der größte Special Effect, den der Film zu bieten hat, und das weiß der gottseidank auch und weidet sich ausführlich an ihrer Performance.


    Challengers Den hab ich schon vor einem halben Jahr in der OV-Sneak gesehen und damals schon was dazu geschrieben - auf den ersten Blick ein Film über zwei Tennisprofis, die von der von Zendaya grandios gespielten Trainerin/Ex-Spielerin und Ehefrau des einen massivst manipuliert werden. Guadagigno präsentiert uns hier die dunkle Kehrseite seines Call me by your name, einen Beziehungsthriller, der vom Tennis nur die Struktur übernimmt und zugleich wie seinerzeit Gone Girl auch als bitterböse Satire über menschliche Schwächen und ihr verzweifeltes Begehren funktioniert. Im Kern ist das hier - wie schon Poor Things - ein Sexfilm, also nicht so sehr ein Film mit viel Sex, als viel eher ein Film über sexuelles Begehren und wodurch und warum wie begehren, noch deutlicher als seine vorherigen Filme auf den Spuren der 1970er Jahre und dem damaligen, erwachseneren Kino. Umso lustiger, dass das Marketing des Films vorrangig auf Teenies abzielt, die hier ihre Version von Eiskalte Engel oder Basic Instinct erleben dürften. Mehr will ich inhaltlich gar nicht sagen, denn es passiert gar nicht so schrecklich viel in den 131 Minuten - es geht viel eher darum, wie die drei Menschen miteinander umgehen und was sie antreibt. Trotzdem ist das Teil durchgehend mörderspannend, und mit dem Ende muss man erstmal leben können.

    Das ist meines Wissens nicht in der Bibel, so wie auch das meiste Wissen über den Antichrist eher apokryphen Texten entstammt. In der Bibel steht eher was über "falsche Propheten", die parallel zu Jesu erscheinen sollen. Insoweit hat der Film da Carte Blanche dran rumzuspielen, und das macht er ja auch ganz geschickt.

    ...ich wollte auch nur sagen, dass ich bei diesen Filmen immer zum 8jährigen mutiere und völlig fasziniert auf die Leinwand gucke. Da schaltet sich mein "ich hab das mal studiert und will das jetzt analysieren, oder seine Qualität begutachten"-Hirnanteil komplett ab, deshalb kann ich die neuen Godzilla-Filme nicht wie Du etwa (der ja den letzten nicht so mochte) wirklich kritisch hinterfragen. Das klappt beispielsweise auch bei den alten Kampfstern-Galactica-Filmen, bei Krull, bei Im Rausch der Tiefe, beim alten Kampf der Titanen, bei Alien 1-3, bei Ghostbusters und bei Star Trek ganz wunderbar. Die sehe ich rein nostalgisch und nicht kritisch-hinterfragend.

    Erstmal: Es tut mir leid, dass Ihr ( ravn und d0gb0t ) keinen Spaß am neuen Godzilla hattet. Monsterfilm mit Hirn war letztes Jahr Godzilla Minus One, New Empire war wirklich reine Showa-Ära, also Bezug auf die ultratrashigen Godzilla-Kaiju-Filme der 1960er Jahre. Wenn man da nicht schon von der Muttermilch an drauf geprägt wurde wie ich (dank ZDF-Ausstrahlungen und Kinoaufführungen im Vorortkino), dann hängt es wohl wirklich davon ab, wie sehr man Monstergekloppe in heiterer Atmosphäre mag.


    Dann interessiert mich aber doch, ob

    a. die Kinder den Film denn wenigstens mochten,

    b. wenn nicht, ob das auch an ihrem missgelaunten Vater lag?


    Ich bin ja oft mit den Kids in Filmen, die ich mir selbst ersparen würde, gestern etwa in Chantal im Märchenland. Für mich war der nix, meine beiden haben sich vor Lachen ausgeschüttet. Der Film ist professionell gemacht, die CGI für Deutschland sehr beeindruckend, die Babelsberger werden immer besser was ihr Holostudio angeht. Aber viele der guten Gags hat man bereits im 3:30-Trailer gesehen. Die Social-Media-Persiflage ist hauchdünn und ziemlich unwitzig, die Märchenzitate auch wenig tiefgreifend. Ich hab mich gefühlt wie meine eigene Mutter, die sich mit mir durch Otto - der Film quälen musste, und habe wie sie damals gute Miene zum bösen Spiel gemacht, da ich ja mitkriegte wie sehr sie sich amüsieren.


    Aber dass man in Godzilla so gar keinen Spaß an den offensichtlichen Albernheiten (z.B. die Endszene wo King Kong einen neuen Hütehund hat, oder der Nachwuchswaffenwurf) hat, ist mir auch nur schwer verständlich. Aber wie gesagt: Kindliche Prägung halt, da bin ich definitiv nicht objektiv.

    ansonsten aber keinerlei gesellschaftskritische Position einnimmt.

    Interessant, das sehe ich tatsächlich ziemlich anders.
    Aber vielleicht verstehst du darunter auch was anderes als ich. :)

    Ist noch zu frisch. Ja, doch, tut er schon, aber eher im Sinne von

    Oooh du machst mich mega neugierig auf das erste Omen.... Hatte den schon im Visier, aber dachte dass er wahrscheinlich nicht besonders wird...

    Wenn du ihn nicht auswendig kennst, lohnt es sich den ersten nochmal zu gucken - dann sieht man, wie viel liebe und Details da reingesteckt wurden, um die Filme nahtlos miteinander zu verkoppeln. Und man hat sich sogar Platz für eine Fortsetzung geschaffen, mit ganz eigenen Themen. Ich finde absolut großartig, wie der Film einerseits als Prequel funktioniert und dann doch sein ganz eigenes Ding durchzieht. Man muss aber auch ein Faible für Filmtechnik haben um ihn ganz abzufeiern. Die lciht-Schatten-Dramaturgie ist mit das beste, was ich in dem Genre seit den Corman-Tagen gesehen habe. Der Anfang sieht aus wie eine leicht vergilbte Eastman-Kinokopie. Der erste Schocker ist eine direkte übernahme aus dem ersten Omen, nur um dann doch sehr eigene Wege zu gehen. Hach nee, das war endlich mal ein rundum gelungener Nostalgietrip.

    blade45 Ja leider, genau die. Der zweite Teil sollte im Dezember starten, als er dann nicht rauskam konnte man schon böses ahnen.


    @nifgdad Die Woche hat sieben Tage. An zweien davon habe ich meine Kinder, an 2-3 spiele ich und an 1-2 gehe ich ins Kino. Und gerade am Sonntag ist so ein Filmtag von 15-22 doch eine tolle Gelegenheit. Man könnte auch sagen: ich hab ja sonst keine Hobbies ;).


    Gerade komme ich aus einem sneak Double Feature.

    Civil War ist ok, aber insgesamt ein Film über Reporter im Kriegseinsatz, der seine Bilder von Amerika im Krieg für ein paar wohldosierte Schocks nutzt, ansonsten aber keinerlei gesellschaftskritische Position einnimmt. Da er aber den Bürgerkrieg letztlich als gerechtfertigt darstellt, ist er von beiden Seiten für sich einnehmbar, was ich im aktuellen politischen Klima (z.b. vor dem Hintergrund von Jan6) etwas befremdlich finde.


    Das erste Omen hingegen - WOW! Ich habe seit meiner Kindheit eine enge sentimentale Bindung an den Originalfilm, aber auch ich muss zugeben, dass er nicht ganz ohne Grund in "The Worst Movies of all Time" der Medved-Brüder steht. Das 50 Jahre später entstandene Prequel hingegen ist ein ganz anderes Biest, eine Studie über weibliche Selbstbestimmung, ein großartiger Schocker, eine fantastische 70er-Jahre-Pastiche. Die jungen Darstellerinnen (die ich alle nicht kannte) sind durch die Bank brilliant, es gibt ganz ganz wenige Jump Scares, dafür einige wirklich heftige Body-Horror-Momente. Ich kann gar nicht glauben, dass der SO gut geworden ist. Dringender Tipp für Horrorfans.

    Ich habe die Karte ja auch, aber mal im Ernst:
    Wenn man eine Karte, die 23,40€ kostet, "ausreizen" will, reichen vier Filme im Monat. Klar, man kann auch vier Filme die Woche draus machen und sich dann so was wie Chantal angucken, damit man dann auch im Schnitt pro Film nicht mehr 4€, sondern 3,50€ bezahlt hat, Hauptsache Karte genutzt und Geiz ist Geil gelebt, aber ich komme langsam in ein Alter, wo mir meine Lebenszeit deutlich wertvoller ist, und ich dann lieber mit der Karte nur vier Filme gucke und am Ende "nur" 5 Euro gespart habe, als mir 90-150 Minuten Lebenszeit mit Filmquark zu verhauen.
    Aber gut, jeder verschwendet seine Jugend auf seine Art und weise. :)

    Ach nun, wegen des Anfahrtswegs sitze ich meistens auch 2-3 Filme im UCI durch. ist ein Film doof, gehe ich entweder mit der Switch raus (da sind sehr bequeme Couches) oder setze im Kino die Kopfhörer auf und höre was Schönes. Solange man andere nicht stört, ist das Kino für mich ein idealer Erholungsraum, auch wenn der Film Mist ist. Und als ehemaliger Filmhistoriker habe ich schon den Anspruch, die Filme, die in Deutschland von einer Millionen Kinozuschauer:innen geguckt wurden, auch zu kennen. Auch wenn da noch einiges auf dem Pile of Shame liegt (Manta, Manta 2 aus dem letzten Jahr etwa). Bemerkenswert an Chantal ist z.B. die hohe Qualität der CGI, und wie selbstverständlich mittlerweile mit der Künstlichkeit des "virtuellen Filmstudios" gelebt wird. Da bin ich schon sehr gespannt, ob es überhaupt noch erkennbare Außenaufnahmen im Film gibt oder alles mit diesem uncanny-Valley-Effekt daherkommt, den es im Trailer zu bestaunen gab.

    Fack Ju Göthe steht ja wenigstens noch irgendwo in der urdeutschen Tradition der Paukerfilme, von Feuerzangenbowle bis Pepe der Paukerschreck. Die konnte ich halbwegs goutieren, und die hatten auch gutes komödiantisches Timing. Jetzt nicht meine Lieblingsfilme, aber fürs Zielpublikum gut gemacht. Bei Chantal sind halt wirklich alle Trailer und Ausschnitte vorab schrecklich unlustig gewesen, aber wahrscheinlich bin ich jetzt einfach endgültig zu alt dafür geworden.

    War eigentlich wirklich noch niemand in Chantal im Märchenland? Ich hab es ja geahnt, aber damit haben wir den erfolgreichsten deutschen Kinofilm seit der Pandemie gefunden, 1 Mio. Kinozuschauer in der ersten Woche hat dieses Jahr bisher sonst nur Dune geschafft. Der Trailer war so abschreckend, dass ich mir das wohl nur unter Schmerzen und im Vervollständigungswahn zuhause antun werde, Aber es ist schon faszinierend, dass die Constantin immer noch die Vermarktungsmaschine beherrscht, wenn so ein Film denn dann auch zum Zeitgeist passt.


    Am Rande: Die von der Constantin mitproduzierte Fortsetzung zu den Drei Musketieren (immerhin eine der teuersten europäischen Großproduktionen aller Zeiten) wird es in Deutschland nicht mehr ins Kino schaffen und in Kürze als VOD und BluRay rauskommen. Ich mochte den ersten Teil letztes Jahr ja sehr und bedaure das zutiefst. Aber offenkundig war dieser sehr ernste Versuch eines historischen Mantel- und Degen-Films dem Publikum nicht vermittelbar.

    Immaculate: Hihihi, da hat aber jemand redlich italienische Horrorfilme der 1970er gesehen, das Teil ist über weite Strecken eine Argento-meets-Nunsploitation-Hommage (und dass Syndney Sweeney sich hier selbst als Nonne inszeniert, entbehrt da auch nicht einer gewissen Komik - ich freue mich schon sehr auf ihr Barbarella-Remake). Also, ziemlich böses Teil rund um unbefleckte Befängnis, dass sich seine FSK 18 und "nicht frei an Feiertagen" redlich verdient hat - das Ende ist ziemlich harter Tobak für eine Hollywoodproduktion.


    All of us strangers : Schwule Liebesgeschichte trifft auf Petite Maman, Andrew Scott (der Moriarty aus den Cumberbatch-Sherlocks) trifft nicht nur auf einen potentiellen Partner, sondern auch auf seine Eltern, die unerklärlicherweise ins Leben zurückgekehrt (und dabei jünger als er selbst) sind. Die Geschichte nimmt ein Ende, das zumindest für mich völlig unvorhersehbar war und den Film komplett kippt. Das muss man mögen, aber bis dahin ist es eine schöne Romance, bei der das Geschlecht der potentiellen Partner endlich mal wirklich völlig irrelevant ist.


    Andrea lässt sich scheiden: Josef Hader hadert. Eine Polizistin überfährt (versehentlich?) ihren Exmann, ein trockener Alkoholiker nimmt die Schuld auf sich. Der Hauch einer Romanze entspinnt sich zwischen den beiden, mit viel schlechtem Gewissen. Wer "Wilde Maus" oder die Wolf-Haas-Filme mochte wird auch hier glücklich werden (wobei es keinen Krimiplot im engen Sinne gibt). Wobei noch mehr Toleranz für österreichische Dialoge eingefordert wird als sonst - bei Haas hatte man hier und da noch Untertitel, die vermisse ich hier.


    DIe Unschuld : Der Film heißt mit englischem Titel Monster, und das ist deutlich näher an dem was einen erwartet: Nur mal eben der herzzerreißendste Kore-Eda-Film (Unsere kleine Schwester, Shoplifters) bisher. Es geht um die Freundschaft zweier Jugendlicher, die mit ziemlich viel fiesem erwachsenen Personal zu tun haben, und die sich zusehends in Liebe wandelt. Ein wahnsinnig hoffnungsloser Film, traurig bis ins Mark, und doch wunderschön. Und über das Ende muss ich mit meinem Therapeuten reden, den ich jetzt brauche.


    Imaginary: Gruselteddy meets Poltergeist, mit massiven Entlehnungen aus dem Hooper/Spielberg-Klassiker. Die Sorte Hollywood, bei der ich auf die Uhr schaue und mich frage, warum ich meine Zeit damit verschwende, schon hundertmal gesehen und manchmal auch besser. Immerhin tolle Kinderdarsteller. Für eine Blumhouse-Produktion aber wirklich sehr schwach.


    Oh la la : Französische Komödie, die sich nicht so ganz entscheiden kann, ob sie ihr Sujet völlig der Lächerlichkeit preisgeben will (Menschen öffnen Briefumschläge und sehen sich mit irritierenden Erkenntnissen über ihre DNA und ihre Vorgänger auf Erden konfrontiert). Was Rassismus angeht, haben französische Filme einfach immer noch massiven Nachholbedarf - im Film wird es als massiver Makel gesehen, wenn man bestimmte indigene (oder auch deutsche) Anteile in sich trägt. Der Film wäre wahrscheinlich schon in den 1970ern als rückständig wahrgenommen worden, heute wirkt er einfach unfassbar unsensibel, und dabei auch noch ziemlich unlustig. Kann gern in die Restmülltonne der Filmgeschichte entsorgt werden.

    Kleiner Tipp für Anime-Fans und UCI-Unlimited-Nutzer: Morgen abend zeigt das UCI den Hayao-Miyazaki-Film "Das Schloss des Cagliostro", ...

    Es sind keine ermäßigbaren Ticket verfügbar


    Unlimited lässt sich nicht nutzen, da der Film unter UCI Events läuft. Regulärer Preis sind 5 Euro + 2 Euro VIP-Sitzzuschlag.

    Immer wieder faszinierend, wie uneinheitlich die UCIs das fahren. Ich konnte den letzte Woche problemlos mit der Unlimitedkarte in Düsseldorf buchen. Manchmal aktivieren sie die Unlimited-Sperre auch erst später.

    Kleiner Tipp für Anime-Fans und UCI-Unlimited-Nutzer: Morgen abend zeigt das UCI den Hayao-Miyazaki-Film "Das Schloss des Cagliostro", eigentlich ein Film aus der Lupin III-Reihe (über die man aber nichts wissen muss, um den Film zu verstehen, außer vielleicht dass Lupin III Nachfahre von Arsene Lupin ist). Cagliostro war Miyazakis erster Film, in dem alle seine wichtigen Themen schon einmal drin vorkommen. Es gab eine alte deutsche Videofassung namens Hardyman räumt auf, mit Tommy Piper (Alf) als Synchronstimme, stark gekürzt, und dann in den 2000ern erstmals eine neu synchronisierte und unveränderte Neusynchro.


    Wer wissen will, wie die Themen aus Nausicaa, Mononoke, vor allem aber Chihiro und das Wandelnde Schloss in Nuce aussehen, dem sei dieser Filmbesuch dringend empfohlen! Alternativ bietet der Film auch einfach einiges an Action und Humor, und fühlt sich an wie ein erwachsener Kinofilm von den Machern von Heidi, Biene Maja und Wickie (was er ja auch ist).

    Der ist nicht der Typ dafür, dafür zu sperrig. Hier fügt er sich harmonisch ins Ensemble ein, aber dass er damit keine großen Sprünge machen kann dürfte er selbst sehen. Das Potential zu einer Kate McKinnon oder John Belushi sehe ich hier in keiner Weise.

    Mein eines Interesse an dem neuen Ghostbusters besteht in der Frage, wie sich James Acaster bei seinem Hollywood-Debut geschlagen hat.

    Unauffällig trifft es. Er spielt eine kleine Nebenrolle, die ein paar hübsche Momente hat, und ist sowas wie Egon Spengler in jung dabei. Ich kannte ihn vorher nicht, daher hab ich das als normalen Schauspieler wahrgenommen.

    Ich hatte vor Ghostbusters: Frozen Empire regelrecht Angst, daher habe ich ihn mir erst heute angeguckt. Ich LIEBE LIEBE LIEBE Ghostbusters, das war meine allererste Kauf-VHS, ich kann die Synchro des Films auswendig mitsprechen und zitiere ihn immer wieder an den unpassendsten Stellen ("Mutter, da brennt die Muschi" und "Zier Dich nicht Sissilein komm schon" sind sehr oft ziemlich ungeschickte Zitate). Als dann die ersten Reviews rauskamen und davon berichteten, dass Ghostbusters 4 effektiv jede zweite Szene des ersten Teils recyclet, stellten sich mir die Nackenhaare hoch.

    Nun, so schlimm ist es nicht gekommen. Frozen Empire ist über weite Strecken gute Unterhaltung, hat einen funktionierenden Hauptplot, auch wenn der Bösewicht eher farblos bleibt und das Ende dem Aufbau über 80 Minuten nicht gerecht wird. Am Ende ist das Ganze harmlose Familienunterhaltung, die niemandem weh tut, und für die Fans ein paar hübsche nostalgische Momente bereithält. Teil 3 war aber insgesamt gelungener, von mir aus darf das Franchise jetzt gerne wieder einschlafen, bevor es noch weiter runtergeht mit der Qualität. Auffällig sind viele technische Schnitzer, die entweder bedeuten, dass man massiv nachgedreht hat, oder dass hier in aller Eile ein Film heruntergekurbelt werden musste. Regelrechte Anschlussfehler und unscharfe Einstellungen habe ich in dieser Häufung in einer teuren Hollywoodproduktion jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen.


    Danach gab es dann noch Godzilla x Kong: The New Empire. Ein ganz großer Spaß, wenn man Fan der alten Godzilla-Filme der 1960er und 1970er Jahre ist. Der Weg des ersten Godzilla vs Kong wird konsequent weiter beschritten, die Filmemacher haben die Idee eines "ernsten" Godzilla-Films aufgegeben und sind jetzt endgültig in der Showa-Ära angekommen. Sprich: Hier geht es um Monster-Wrestling, und dafür hat man die Anteile menschlicher Stichwortgeber so weit heruntergefahren wie nie zuvor. In der zweiten Hälfte sieht man fast durchgehend die großen Kaijus aufeinander einprügeln, und was da an Ideen drinsteckt ist wirklich eine große Freude. Sogar ein ganz klassischer Moment mit einem dritten berühmten Kaiju wird hier wiederholt, der in der Showa-Reihe zu den festen Ritualen der Godzilla-Filme gehörte. Apropos Godzilla: Das hier ist vorrangig ein Kong-Film, nicht dass Godzi nicht genug zu tun bekäme, aber er spielt hier definitiv die zweite Geige. Und: Lohnt sich definitiv in Imax. Aber bitte jede Idee und Anspruch an ein durchdachtes Drehbuch, menschliche Emotionen oder auch nur irgendwie geartete Tiefe an der Kinokasse abgeben. Das hier ist Fast & Furious (und zwar einer von den guten Teilen), nur dass die Autos riesige Affen und Echsen sind und Vin Diesel die Schnauze hält.

    An Dream Scenario haben mich vor allem die vielen kleinen erzählerisch-situativen Details in den Szenen begeistert. Die Körpersprache, die Mimik, die Blicke und vor allem die Dialoge. Nachvollziehbar und für mich realistisch wirkend. Kommt zudem ohne Erklär-Onkel aus und ebenso werden Gags (aus der Situation oder den Dialogen) nur gemacht und nicht nochmal erklärt, damit es auch ja der abgelenkteste Zuschauer mitbekommt.


    Endlich mal wieder ein Film, den ich als Film genossen habe und der nicht bei mir auf der Schauspiel-Ebene stecken geblieben ist. Ob mir Sick of myself noch besser gefällt, werde ich dann herausfinden. Danke für den Tipp.

    Wenn man Deine Beiträge so verfolgt, ist das wie eine Reise, wo sich jemand vom Mainstream-Kinogänger langsam aber sicher in den Arthouse-Geher verwandelt. Das meine ich völlig unironisch, aber ganz offenkundig bist Du da mittlerweile auch mit einem anderen Segment des Kinomarktes glücklicher als der Durchschnittsware, die das UCI erreicht. Gut, dass sowas wie Dream Scenario auch in den größeren Häusen gelandet ist.

    Hehe, jetzt findet ravn mal einen Kunstfilm gut, und ich bin fast geneigt ihm zu widersprechen... Für mich war Dream Scenario ganz nett, verlor aber irgendwo in der Mitte seinen Fokus und mäanderte dann noch einige Zeit durch seinen Plot, bis er am Ende doch noch zu einer Art Schlusspointe fand. Allerdings ist die Entschuldigungsszene absolut brilliant, die rettet für mich den Film dann doch - lange nicht mehr so unwohl im Sessel gefühlt. Der Vorgängerfilm von Borgli, "Sick of Myself", war von einer derartigen Bösartigkeit und präzisem, sardonischem Humor, dass ich Dream Scenario im Vergleich zu harmlos-nett fand. Aber positIv gewendet: Wenn Ihr Dream Scenario mochtet, guckt Euch unbedingt noch Sick of Myself an. Darin geht es um eine junge Frau, die als ihr Partner berühmt wird, alles, aber auch wirklich alles tut, um nicht in seinen Windschatten zu geraten.

    Am Samstagabend ... UCI lag aufm Weg ...

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    Aktuell scheint die Zeit der B-Movies zu sein. So viel unterdurchschnittlicher Mittelmaß, der arg viel Potential verschenkt und sich gegen die grossen Blockbuster behaupten will oder sich damit zufrieden gibt, die Krümmel abzubekommen, habe ich selten so gehäuft im Kino gesehen.

    Es ist März. Eigentlich fast schon zu spät für diese Ware, aber Januar-März ist im Blockbusterbereich in Deutschland seit Jahrzehnten Saure-Gurken-Zeit, und wenn dann auch noch 2-3 andere Filme richtig gut laufen (Dune 2, Ghostbusters 4 und ab Mittwoch Godzilla), wird immer mal wieder versucht mit Filmen Kinosäle zu bespielen "die eben auch da sind", z.b. weil sie mit deutscher Beteiligung finanziert wurden und jetzt eine Ehrenrunde durch die Kinos drehen müssen. Bei The Kill List hätte Dir ein Blick in die Kritiken geholfen, den mochte trotz des Casts so ziemlich niemand.

    Zum Vergleich: 1993 hatte man im Cinedom in Köln in einem Saal DTS eingebaut (Anlass war natürlich Jurassic Park) - und durfte den Saal direkt nach wenigen Tagen wieder schließen, weil durch den großen Bassdruck der Putz von der Decke fiel (das Kino war da gerade mal 2 Jahre alt). Die deutschen haben, anders als die US-Amerikaner, immer zu spät auf Veränderungen im Tondesign reagiert. Dass die UCI-Imäxchen eben doch nur normale Kinosäle sind, die umgebaut wurden, hilft da natürlich nicht.

    ravn Das Problem haben alle UCis die ich kenne. Die Boxen in den imax- und Isense-Sälen sind da ohne Rücksicht auf Verluste eingebaut worden. Während Oppenheimer lief hörte man die Explosion und die Klatschszene im ganzen Kino, selbst im Eingangsbereich. Jetzt bei Dune ist der Dauerbass überall zu hören. Die Leute gehen halt für den Sound ins Kino, und die kleinen säle daneben sind in der Bilanz unbedeutend. Den Schaden den man da fürs Kino insgesamt anrichtet ist egal.

    Soweit zurück muss man gar nicht gehen; der zuletzt rausgekommene "Sisi und ich" handelt ebenfalls von einer Hofdame, die sich in Sisi verliebt und dabei sämtliche Kontrolle über ihr eigenes Schicksal aufzugeben droht. Aber die Frau ist schlicht verdammt wandlungsfähig, als ich "Das schwarze Quadrat" gesehen habe, habe ich mich die erste Hälfte des Films gefragt, wen sie denn nun spielen wird - bis ich kapiert habe, dass ich sie schon längst sehe.

    Nein, das Ende soll ambivalent sein - so haben es Hüller und Regisseurin in Interviews immer wieder gesagt. Der/die Zuschauer:in darf selbst entscheiden was er/sie glaubt. Die Regisseurin hat scherzhaft gesagt, sie werde in 10 Jahren mal verraten, was wirklich geschehen sei, Hüller hat sich nach Ansehen dafür entschieden, dass ihre Figur unschuldig ist, sicher ist sie sich aber auch nicht. Aus dieser Ambivalenz zieht der Film m.E. ja auch einen Großteil seiner Spannung.


    Und die Kritik des Films am Rechtssystem ist schon sehr auf das französische Rechtssystem gerichtet, dass sich noch sehr viel enger an den Code civil aus Napoleons Zeiten hält als unser Rechtssystem. Daher auch die "Charakterzeugnisse", die in deutschen Gerichten so nicht verwertbar wären, und die Betonung persönlicher Lebensumstände (etwa die Frage, ob sie eine gute Mutter war/ist).


    Zum Schauspiel von Hüller: Der Film wurde nach dem "von-Trier-Prinzip" gedreht: Hüller musste jede Szene mit verschiedenen emotionalen Vorgaben drehen, die Regisseurin hat dann im Schnitt Material aus den verschiedenen Takes zusammenmontiert. So kriegst Du einen gewissen emotionalen Impact und eine hohe Ambivalenz in der Figurenzeichnung rüber, aber keine klare, eindeutige Figurenzeichnung. Und genau das wollte die Regisseurin ja auch, die Figur soll dem Zuschauer immer wieder entgleiten, damit es nicht zu einer klaren Identifizierung kommt (Anleihen an Brecht sind da unverkennbar).

    Ich hab mal wieder ein bisschen was gesehen, was diese und die nächsten Wochen in Deutschland anläuft:


    Diese Woche noch neu:

    Gondola hab ich oben ja schon beworben, will es aber gerne nochmal wiederholen, da der Film nur ein sehr kleines Release hatte und kaum läuft: Ich fand den richtig schön, und selbst meinen Kindern (bei denen ich bei Arthouse naturgemäß sonst eher sehr vorsichtig bin) hat es gut gefallen. Ein tolles Liebesfilmmärchen!


    Kung Fu Panda 4: Das war bisher eigentlich nie eine reine Kinderfilmreihe - bis jetzt. Der neue Teil ist tatsächlich schon für ältere Kinder eher ungeeignet, Erwachsene finden da leider gar nichts. Ein überraschender Rückschritt, nachdem der letzte gestiefelte Kater ja doch drastisch und überraschend gut war. Für die Kleineren aber wohl gute Unterhaltung.


    Creation of the Gods Part 1: Ich mag die meisten chinesischen CGI-Gewitter ja nicht, aber der hier war ganz nett. Er erinnert mich entfernt an die goldenen Tage des HK-Kinos, an Titel wie Once upon a time in China und Chinese Ghost Story. Ganz so gut ist er nicht, aber wenigstens unterhaltsam und bildgewaltig. Kann man gucken, und macht im Kino was her.


    Miller's Girl Trotz sympathischer Besetzung (Martin Freeman, Jenna Ortega) ziemlich hart daneben gegangenes Missbrauchsdrama um einen verführten (?) Collegelehrer. Das Drehbuch stand jahrelang auf der Liste der besten unverfilmten Drehbücher, wahrscheinlich ist die Zeit (und MeToo) darüber hinweggegangen. Genauer diskutieren kann ich das hier ohne Spoiler nicht, aber wer heute noch meint, er sollte eine junge Frau derart nymphenhaft inszenieren und aus dem Stoff einen verklemmten Erotikfilm machen, gehört m.E. nicht auf den Regiestuhl (und ja, ich weiß dass das eine Frau war, das macht es aber nicht besser).


    Radical Lehrer geht mit radikalen Lehrmethoden an Problemschule in Mexiko - der Film geht genauso weiter wie man sich das jetzt denkt, er ist vorhersehbar, aber er ist zugleich auch zutiefst anrührend und menschlich, und mit dem Handlungsort Mexiko ist die Fallhöhe auch einfach deutlich höher als beim Club der toten Dichter oder selbst bei Dangerous Minds. Hat mir gut gefallen, hat man aber auch schon so oder so ähnlich sehr oft gesehen.


    One Life: Anthony Hopkins fragt sich, ob er vor vielen Jahren mehr Leben in Prag vor den Nazis hätte retten können. In Rückblenden wird sein Handeln gezeigt. Ein sehr schlichter Film, der zugleich aber auch sehr bewegend ist. Hopkins und sein junges Alter Ego tragen den Film und machen aus einem durchschnittlich inszenierten Historiendrama eine Studie darüber, was ein Mensch in Krisenzeiten erreichen kann.

    Diese Meinung vertrittst du nicht alleine:

    https://www.kino-zeit.de/film-…traum-zum-welterfolg-2023

    Zitat dort: "Während die Akteure, besonders Gerrit und Frederik, in ihrem Social-Media Auftritt immer sehr persönlich und nahbar auftreten, wirken sie in Sabine Howes Dokumentation nahezu narzisstisch und elitär."

    Lol, das liest sich als hätte ich es abgeschrieben, die Kritik kannte ich aber gar nicht - ich bin da nur rein, weil mein Sohn es unbedingt gucken wollte. Aber ja, das kann ich so unterschreiben, und habe mich auch gefragt warum das so ist. Klar ist das Wunderland eine Riesenmarke, die man auch weltweit vertreiben will, und so ein Film hilft dabei, aber gerade bei Miniaturbauern, die die Welt nachbilden wollen, hätte ich auch beim Film etwas mehr eingefangene "Realität" reizvoll gefunden.

    Thygra ich kenne das Wunderland auch von Anfang an, mein Achtjähriger ist Riesenfan und so sind wir regelmäßig da (1x im Jahr). Aber auch ich fand den Film viel zu gelackt und Werbig. Bei aller Sympathie für die Macher und ihr Engagement, wenn man so alle Probleme einfach ausblendet und es als reinen Imagefilm produziert, während auf YouTube alle Erfolge, aber auch Reinfälle und Fehlkalkulationen dem Publikum hautnah vermittelt werden, Frage ich mich schon warum man einen Dokumentarfilm so anlegt. Die beiden wirken sonst total sympathisch, im Film aber elitär und arrogant.

    Gibt es eigentlich einen Grund, warum UCI Bochum den Film "Anatomie eines Falls" nur in einer einzigen Vorstellung zeigt? Macht der Aufwand überhaupt Sinn oder werden die Filme eh digital zentral gestreamt in die einzelne UCI Filiale oder liegen als Datenträger vor Ort vor?

    Es gab seit Anfang November wirklich nur eine einzige Vorführung von dem Film?
    Oder fragst du, warum ein Film, der vor 5 Monaten angelaufen ist, nur noch einmal gezeigt wird?

    Kurz zum Aufwand: Der liegt im UCI bei Null. Die Filme werden zentral auf den Server eingespielt und liegen dort dann vor, der Vorführer muss nur noch den Schlüssel zur Vorführung eingeben - sonst würden sich ja auch die Sonderveranstaltungen wie das sehr schöne Zurück-in-die-Zukunft-Triple-Feature am Wochenende nicht rechnen.


    Und der lief entweder wegen der Oscars nochmal, in mehreren UCIs, oder als Seniorenveranstaltung mit Kaffee&Kuchen, je nach Standort.

    herrlich absurd inszeniert von Veit Helmer, der diese Art von Geschichten zu gut kann wie niemand sonst

    Himmel, der macht noch Filme? Seit Tuvalu sind die alle an mir vorbeigegangen, aber den fand ich damals klasse.

    Dann Guck Mal den "Lokführer der nach der Liebe suchte". Aktuell kostenlos in der ARD Mediathek. Hat eine problematische Stelle, sonst ein tolles Märchen. Und er hat Denis Lavant.

    Kleiner Tipp fürs Wochenende: diese Woche ist "Gondola" gestartet, ein absolut bezaubernder Liebesfilm um zwei Seilbahnschaffnerinnen, die sich nur wenige Momente auf jeder Fahrt in der Mitte begegnen und dabei verlieben. Das Ganze spielt in Georgien, ist ohne Dialoge gedreht und herrlich absurd inszeniert von Veit Helmer, der diese Art von Geschichten zu gut kann wie niemand sonst (zuletzt ja auch im Lokführer der nach der Liebe suchte). 82 Minuten, die wie ein Bilderbuch für Erwachsene wirken und mit lauter hübschen kleinen Erzählvignetten aufwarten können. Hat mich mit großer Glückseligkeit erfüllt.

    Spannend die unterschiedlichen Meinungen.

    Solange er nicht so schlimm wie dieser unsägliche "Im Westen nicht Neues" ist..... 8o

    Um meinen Senf auch dazuzugeben: Der Film ist stark inszeniert und sehr gut gespielt (wobei ich hier Hüller schwächer finde als in Anatomie eines Falls, zu gekünstelt und unwirklich ist mir ihre "starke deutsche Frau"). Erreicht hat er mich null, weil ich die Prämisse des Films nicht schlucken kann. Die Arendtsche Banalität des Bösen ist hier für mich zu banal. Ich will als Zuschauer keine Einladung zur Identifikation mit Nazigrößen, finde den Kurzschluss von Schöner-Wohnen-Biederkeit und Nazihaftigkeit zu kurz gedacht, zu effekthascherisch sind die Schreie von nebenan, das Rot des Blumenmeers, das tonale Crescendo. Die Blende in die Zukunft am Ende ist der erste Moment, wo der Film mich kurz erreicht hat, aber das ist zu spät.


    Wie gesagt: Ein wirklich gut gemachter Film, den man sicher großartig finden kann. Witzig finde ich, dass zwei der drei Verrisse, die man beim Googlen findet, ausgerechnet bei TAZ und FAZ zu finden sind - inhaltlich kann ich beide Perspektiven auf den Film nachvollziehen.

    Thygra live wäre bei der Met etwas schwierig, dann wäre das irgendwann ab Mitternacht. "Live" bedeutet aber generell eigentlich immer nur, dass ein Satelliten/Internetstream live abgenommen wird und im Kino abgespielt und ungekürzt gezeigt wird. Die Premiere von "Stop making Sense" lief letztens auch live im Imax, obwohl man im Netz schon Reviews des Events lesen konnte. Das ist ein bisschen Etikettenschwindel.

    Wenn Teil 2 gefloppt wäre wäre kein dritter Teil möglich. Aktuell sowieso nicht, wo in Hollywood gerade sehr viel Pleite geht oder von Großkonzernen geschluckt wird die vorrangig Abschreibungsobjekte suchen. Wir sind hier im Bereich der 200 Mio Projekte ohne Markentreue wie bei Marvel etc. Modelle wie chinesische Kofinanzierung und Steuerbeschreibungsmodelle in Deutschland kommen aktuell auch nicht in Frage. Wir haben da nicht mehr die Zustände wie in den 2000ern, wo es selbst von Flops wie Tomb Raider und zuletzt Snow white noch sequels gab.


    Insoweit hat Villeneuve keine Idee gehabt dass es sicher zu Teil 3 kommt. Das wird erst jetzt nach dem Erfolg am boxoffice klar.

    Herbert selbst hatte einst das angedachte Finale des ersten Buchs abgeschnitten, da der Verleger auf die Veröffentlichung drängte und Band 1 auch so schon zu dick war. Die erste Hälfte (eher das erste Drittel) des "Herrn" ist also mal als Ende von Buch 1 konzipiert worden.


    Und dass Villeneuve danach aufhören will ist gesunder Menschenverstand. Die Bücher danach werden immer psychedelischer und auch absurder. Ich mag sie auch, aber das ist eine andere Hausnummer als der Anfang der Geschichte und sehr viel unkommerzieller.

    Ich denke, dass sie sich die Erklärung dieses Zusammenhangs noch für folgende Filme aufheben - angedeutet wird dies von Kynes ja im ersten Film bereits. Es ist ja einer der zentralen Konflikte im zweiten Buch (dann wohl dritten Film) und passt daher insgesamt besser in einen potentiellen dritten Film (wenn der hier genug Geld macht, Villeneuve hat Interesse, will aber auch ein paar Jahre warten, was angesichts des notwendigen Zeitsprungs auch sinnvoll erscheint). Was mich mehr fasziniert ist dass sie wohl über das Ende des ersten Buchs hinausgehen und etwas aufgreifen, was erst in Buch 2 in der Rückblende erzählt wird. Aber ich war noch nicht drin und warte mal mit einer Bewertung.


    Spannend wird, ob Villeneuve von seiner Idee, Filme nicht in alternativen Fassungen präsentieren zu wollen, hier abweicht - es gibt ganz offenkundig noch massig Material, das herausgeschnitten wurde, z.B. alles rund um Thufir Hawat.

    Reviews are in - 97% nach wenigen Stunden spricht eine klare Sprache. Dune Part Two scheint sowohl was die Vorverkäufe als auch was die Kritiken angeht die Erwartungen zu erfüllen. Gut möglich dass man einige Zeit hat bis der Film die Kinos wieder verlässt, so wie bei Oppenheimer und Barbie letztes Jahr.