Btw, ich hab mir Civil War am Sonntag auch nochmal angeschaut, einfach auch weil sonst aktuell im Kino nicht viel los ist. Der ist schon hocheffektiv, und ich verstehe jetzt auch die Idee besser, ein aus heutiger Sicht politisch "unmögliches Szenario" zu kreieren, um eine gewisse Allgemeingültigkeit des Schreckens eines Bürgerkriegs zu zeigen. Trotzdem gab es auch diesmal wieder bei mir einen hohen Widerstand, dem Film diese apolitische Haltung durchgehen zu lassen, und die Endszene beißt sich m.E. mit der Aussage, dass Bürgerkriege die Hölle sind, schon sehr. Also: Immer noch kein Fan.
Dann gab es noch die Preview zu "Sterben", Mathias Glasners Kino-Comeback nach diversen Tatorten und dem Boot-Remake. Anders als man beim Titel vermuten würde, haben wir es hier mit einer ziemlich unterhaltsamen, rabenschwarzen Komödie über den Tod zu tun, die wild zwischen intensivem Schauspiel und dann auch wieder kompletter Zuschauerirritation hin und her wandert. Ganz offenkundig will der Film sein trauriges Grundthema nicht zu sehr an sich und seine Zuschauer:innen heranlassen, gleichzeitig reißt er gleich ganze Jericho-Mauern ein und zeigt noch eine Handvoll weiterer Tabus, wie persönliche Traumata, Altersverfall, das Bedauern ein Kind bekommen zu haben - und das über eine Laufzeit von drei Stunden. Wahnsinnig gut besetzt und gespielt, aber an manchen Stellen auch schon fast Tykwersche Überforderung des Zuschauers, der gar nicht weiß wo er lachen und wo er weinen soll - oder einfach beides gleichzeitig. Ganz großes deutsches (sogar urdeutsches) Kino, wie es kaum noch jemand heutzutage raushaut, vorbei an den Konventionen des Fernsehspiels, das so viele deutsche Filme ja immer auch sind. Ein starker Film mit etlichen Sollbruchstellen, die ihn für mich aber sogar besser gemacht haben, und sehr unerschrocken in der Konfrontation mit seinem titelgebenden Thema. Das Ding wird in zwei Wochen alle deutschen Filmpreise einheimsen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Abigail: Aktuell ist die Zeit für überraschend "gute" Horrorfilme. Abigail ist jetzt nicht im engen Sinne ein guter Film, aber er ist verdammt spaßig, was an der fantastischen Kinderdarstellerin Alisha Weir liegt, die ja auch schon das Mathilda-Musical hochgezogen hat. Hier ist sie der größte Special Effect, den der Film zu bieten hat, und das weiß der gottseidank auch und weidet sich ausführlich an ihrer Performance.
Challengers Den hab ich schon vor einem halben Jahr in der OV-Sneak gesehen und damals schon was dazu geschrieben - auf den ersten Blick ein Film über zwei Tennisprofis, die von der von Zendaya grandios gespielten Trainerin/Ex-Spielerin und Ehefrau des einen massivst manipuliert werden. Guadagigno präsentiert uns hier die dunkle Kehrseite seines Call me by your name, einen Beziehungsthriller, der vom Tennis nur die Struktur übernimmt und zugleich wie seinerzeit Gone Girl auch als bitterböse Satire über menschliche Schwächen und ihr verzweifeltes Begehren funktioniert. Im Kern ist das hier - wie schon Poor Things - ein Sexfilm, also nicht so sehr ein Film mit viel Sex, als viel eher ein Film über sexuelles Begehren und wodurch und warum wie begehren, noch deutlicher als seine vorherigen Filme auf den Spuren der 1970er Jahre und dem damaligen, erwachseneren Kino. Umso lustiger, dass das Marketing des Films vorrangig auf Teenies abzielt, die hier ihre Version von Eiskalte Engel oder Basic Instinct erleben dürften. Mehr will ich inhaltlich gar nicht sagen, denn es passiert gar nicht so schrecklich viel in den 131 Minuten - es geht viel eher darum, wie die drei Menschen miteinander umgehen und was sie antreibt. Trotzdem ist das Teil durchgehend mörderspannend, und mit dem Ende muss man erstmal leben können.