Sneak Preview – Short Review
The Last Night in Soho
Director: Edgar Wright.
Actor: Anya Taylor-Joy, Thomasin McKenzie, Diana Rigg, Matt Smith, Terence Stamp.
Genre: Psychodrama, Mysterie, Thriller, Horror.
Spielzeit: 116 Minuten.
Deutscher Kinostart: 11.11.2021.
Handlung
Eloise, eine junge angehende Modedesignerin in London (Gegenwart), ist über mysteriöse Art und Weise mit der Sängerin Sandy (1960er) über Zeit und Raum verbunden.
When you're alone and life is making you lonely
Das ist er also, der neue Edgar Wright und wie er hier vieles Right macht. Ein Liebesbrief an die 60er. Eine Liebeserklärung an die Musik vergangener Tage, die dabei jedoch so zeitlos ist.
The Last Night in Soho läuft schier über voller Ideen und Ansätze. Vermengt Vergangenheit mit der Gegenwart. Traum wird Alptraum. Hell zu Dunkel und Dunkel zu Hell. Licht zu Schatten.
Das Spektrum an Themen ist ausufernd, sei es der Kontrast der Zeiten, Farben, Gentrifizierung, Einsamkeit, Identifikation, Realitätsflucht oder der MeToo-Bewegung und allgemein der Retromanie.
Verklärte Nostalgie in einem Genre Mix der Extra-Klasse, welches sich verneigt vor den Vorbildern (der Vergangenheit) und diese wieder präsenter in die Gegenwart bringt.
I’ve Got My Mind Set On You
Dabei zeichnet The Last Night in Soho eine Karte voller Ambiguität&Lokalkolorit, in tadelloser technischer Ausführung. Die 60er werden gelebt&geatmet. Plastisch durch Kamera, Style, Tönung als auch vieler raffinierter Kniffe und Anspielungen, dargestellt.
Betörend gibt sich das Szenenbild, elektisch das Treiben der exquisiten Musik und dutzender Kameraperspektiven die den geneigten Zuschauer mit auf eine "konfuse" Nostalgie-Zeitreise nimmt.
Das Ganze wird geschickt verdichtet durch zahlreiche Teaser und Foreshadwoing. Sowohl an Film, Musik als auch Mode. Wenn einzelne Textzeilen mehr als Hinweis sind, was kommt und wie es sich entwickelt, macht das Entdecken weitere Details umso mehr Freude.
Like a puppet on a string
Eloise ist dabei mehr als eine generische Identifikationsfigur, einer jungen Frau die den Wechsel von Landleben auf die Großstadt und den Umgang mit der modernen Gesellschaft, sichtlich nicht gewohnt ist und Realitätsflucht wie Vergangenheitsflucht betreibt. In die von ihr bekannten und geliebten Swinging Sixities. Erneut greift die Retromanie. Sicherheit durch vermeidlich bekanntes, auch wenn dies nicht (mehr) den Glanz von einst hat und (tiefe) dunkle Schatten wirft.
Die Dichotomie zwischen Eloise und Sandy ist dicht, prägend, charmant und voller Chemie. Selten wurden Spiegelreflexionen gezielter für das Zusammenspiel von Darstellern genutzt.
Anya Taylor-Joy und Thomasin McKenzie, passen nicht nur perfekt in ihre Rollen, sondern sind wahrlich zu Eloise und Sandy geworden. Ein harmonisches Spiel voller feiner Nuancen. Alleine was Anya Taylor-Joy mit einzelnen Blicken ausdrücken kann wird noch lange in Erinnerung bleiben.
Land of 1000 Dances
Die Kameraarbeit von Chung Chung-hoon ist die reinste Freude, mit vielen ungewöhnlichen Perspektiven und meisterhaften Plansequenzen.
Auch die Kostüme von Odile Dicks-Mireaux sind besonders hervorzuheben. Elegant, stilsicher und so authentisch wie plastisch.
Mit Abstand am meisten hervorgehoben werden muss, der Soundtrack, einem der unverbrauchtesten der letzten Jahre und dabei so atmosphärisch dicht, dass die Swing Sixties fast direkt reanimiert werden (zumindest für die Spielzeit).
Last Night in Soho bietet so viel Eyecandy wie kein anderer Edgar Wright Streifen zuvor.
A World Without Love
Jedoch ist The Last Night in Soho nicht frei von Fehlern, bedient es sich doch sehr ausufernd klassischer Elemente, zeigt kaum etwas Unbekanntes und ist angereichert mit Generik und Stereotype (ohne die allerdings auch die 60er Setzung nicht funktionieren würden). Drive&Pace, ist für Wright Verhältnisse gedrosselt und zieht erst nach der Hälfte der Spielzeit an. Im letzten Viertel sind es etwas sehr gewollt viele Twists&Turns, fast schon Intrikat.
Der Klimax kann die Qualität vieler Szenen zuvor nicht halten und der Epilog könnte kaum uninspirierter in seiner simplen Schlichtheit sein.
Fazit - Always Something There To Remind Me
Surrealer (Alp-)traumhaft schöner Genre-Mix in super schicker Style over Substance Präsentation und so detailverliebt wie ein Edgar Wright Streifen nun mal ist. Die marginalen Schwächen sind verzeihbar, sofern mit der bekannten Genre Konformität keine Probleme hat.