Beiträge von FBI im Thema „[Filmtipp] Kinotipp der Woche“

    Gruselige Grundstimmung ist ok, aber im Trailer gab es die "Spiegel zuklappen und plötzlich steht jemand hinter einem"-Szene und ich dachte, davon gäbe es mehr.

    Die Frage stand bei uns auch im Raum. Geister- und Gruselgeschichten sind nichts für meine Frau (selbst der wirklich harmlose The Others war schon zuviel), daher habe ich mir A Haunting in Venice alleine angeschaut. Brutal war er nicht, aber so vier bis fünf Jump Scares hatte er schon drin. Und das waren dann auch echte Huutinis, also plötzliche Umschnitte oder auftauchende Gesichter, verbunden mit reichlich Radau von der Tonspur. Muss man mögen. Ich war dann auch ganz froh, dass meine Frau nicht dabei war - wäre wahrscheinlich nichts für sie gewesen.


    Davon ab ist es der beste der drei Branagh-Poirots, was aber auch daran liegen mag, dass man hier die Auflösung eher noch nicht kennt. Außer man hat alles von Christie gelesen, auch die späteren schwächeren Werke.

    Eben zufällig entdeckt: Am 19. September läuft "Gesprengte Ketten" in diversen Kinos, zum 60jährigen Jubiläum und zur UHD-Premiere. Da ist ein Besuch natürlich Pflicht. :love:


    Zwei Tage vorher läuft als Kontrastprogramm noch "ABBA: Der Film". So kann's gerne weitergehen.... :)

    Operation Fortune: Guy Ritchie und Jason Statham, da sollte doch zumindest was Unterhaltsames bei rum kommen. Tja, so kann man sich irren. Als Actionkomödie angepriesen, ist Operation Fortune weder spannend noch sonderlich witzig. Die wenigen Action- und Kampfszenen sind lust- und schwunglos (und erstaunlich blutarm) inszeniert; die Wortgefechte hin und wieder amüsant, aber sehr belanglos. Das Drehbuch bereitet einige Plot Points vor, die dann vergessen werden oder versanden. Ohne die spielfreudigen Nebendarsteller wäre auch noch der letzte Unterhaltungswert fort.


    Vielleicht tue ich Guy Ritchie aber auch Unrecht, und er wollte wirklich einen satirischen Agententhriller drehen. Wenn die Vorgabe war, diesen in möglichst öder Form zu präsentieren, hat er das zu 100% erfüllt. Nichts, was man im Kino gesehen haben müsste - auch nicht als Ritchie- oder Statham-Fan.

    Eternals: Bei den Guardians of the Galaxy hat's geklappt - eine komplett neue Riege an Superhelden in einem einzigen Film ins MCU einzuführen. Die Eternals dagegen wurden von Publikum und Kritik nicht besonders positiv angenommen. Der Streifen ist gleichzeitig zu kurz und zu lang geraten, bietet zuviele Hintergrundinfos und zu schnelle Entwicklungen, während er andererseits sehr ruhig, fast träge inszeniert wirkt. Vielleicht war Chloe Zhao wirklich nicht die geeignete Regisseurin, aber in erster Linie ist das Grundkonzept hier das Problem: Eine Aufteilung in zwei oder gar drei Filme wäre sicherlich geeigneter gewesen. Trotzdem hat mir Eternals überraschend gut gefallen, da er mal einen anderen Ansatz wählte. Trotz der vielen Charaktere gab es keine Verwirrung (ein Vorteil der politisch korrekten Besetzung), die schauspielerischen Leistungen waren okay bis gut. Sofern man sich darauf einlassen mag, hier kein "klassisches" MCU vorzufinden, durchaus interessant


    Last Night in Soho: Ein Art Zeitreise-Thriller-Märchen mit Horror-Elementen von Edgar Wright. Grandios inszeniert und gespielt, baut der Film in den ersten zwei Dritteln ein cleveres Rätsel auf und spart dabei auch nicht mit sozialkritischen Kommentaren. Die 60er Jahre sind superb dargestellt, an Ausstattung und Kostümen gibt es nichts zu beanstanden. Wenn gegen Ende der Gruselanteil zunimmt, wird es aber leider etwas beliebig, und die Auflösung vermag auch nicht komplett zu überzeugen. Trotzdem sehenswert


    Ghostbusters Legacy: Die Fortsetzung der beiden Originale aus den 80ern konzentriert sich auf die übernächste Generation an Geisterjägern, die freilich zunächst noch nichts von ihrem Schicksal ahnt. In der ersten Hälfte angenehm ruhig und mit Fokus auf die Charaktere erzählt, läuft der Film auf der Zielgeraden völlig aus dem Ruder und beginnt zu langweilen, je stärker die Action in den Vordergrund rückt. Insgesamt wurde der "Erwachen der Macht"-Ansatz gewählt - viele bekannte Figuren und Elemente, wodurch genug Punkte zum Andocken finden, Neulinge aber nicht überfordert werden. Die im Vorfeld bekannten Cameo-Auftritte (und mehr ist es wirklich nicht) fand ich eher enttäuschend, und besonders die Szenen nach dem Abspann wirken sinnfrei ("schaut mal, wir haben sogar xy dabei!!!"). Kann man gucken, ist wesentlich unterhaltsamer als das Remake aus 2016, aber es wäre definitiv noch mehr drin gewesen. Kompliment im übrigen für die sehr gelungene Synchro von Bill Murray - Thomas Nero Wolff klingt hier absolut nach Arne Elsholtz

    Bevor es gleich nach Düsseldorf in eine der letzten 3D-IMAX-Vorstellungen von Spidey geht, hier noch rasch eine paar gut abgehangene Meinungen...


    Venom - Let there Be Carnage: Der erste Teil war durchaus unterhaltsam, hat aber die Erwartungen der Hardcore-Fans enttäuscht. Die Fortsetzung nun ist straff inszeniert und mit gerade 90 Minuten absolut fettfrei gehalten. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, einer wirklichen Handlung und voll entwickelten Figuren zuzusehen. Außer Eddie Brock/Venom/Tom Hardy bleiben die Charaktere, selbst die aus dem Vorgänger bekannten, Pappfiguren; Woody Harrelson hat zumindest augenscheinlichen Spaß. Logik wird auch überbewertet. Kann man gucken, ist spaßig und kurzweilig, kommt aber nur rüber wie ein überlanger Trailer zum eigentlichen Film


    The Last Duel: Ich mag mich nicht in die laufende Diskussion einschalten, bin aber eher auf der Seite von PowerPlant . Der Film müht sich, ein realistisches Mittelalterbild zu zeigen, und die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank hervorragend. Die generelle Struktur begrüße ich auch, doch der dritte Durchlauf bot für mich zu wenig Eigenständiges (mir hat der zweite am Besten gefallen). Eine Miniserie wäre hier meiner Meinung nach das bessere Medium gewesen und hätte mehr aus dem Thema heraus geholt. Trotzdem ein gutes Werk, das man aufgrund der formalen Qualitäten definitiv mal schauen sollte


    Die Outsider: Die "Best of Cinema"-Reihe in Zusammenhang mit der Unlimited Card bot die Chance, diesen Klassiker von Francis Ford Coppola auch endlich mal im Kino zu erleben. In den frühen 80ern an mir vorbei gegangen, bietet das Drama eine beeindruckende Besetzung (Cruise/Swayze/Dillon/Macchio/Lowe/Estevez... und Leif Garrett), wunderbar kristallklare Bilder und einen schönen Retro-Soundtrack. Nur gepackt hat das Geschehen mich so gar nicht. Vieles wirkte dramaturgisch abgehackt und draufgepropft. Ich kann zwar irgendwie schon verstehen, woher der Film seinen Status bei vielen hat, hatte mir da aber doch wesentlich mehr erwartet. Immerhin kann ich den jetzt auch auf meiner Bucket List streichen und freue mich auf Tod auf dem Nil im Januar und Mulholland Drive im Februar


    Fortsetzung folgt...

    Fun fact, den ich gerade gelernt habe: der jüngst verstorbene Stephen Sondheim – in diesem Film scheinbar von Bradley Whitford verkörpert – war wohl ein begeisterter Brettspieler!

    Sondheim war einfach ein sehr kreativer Mensch und großer Freund von Rätseln, Krimis und Mysteries. Er hat für seine Freunde auch entsprechende Spiele erdacht. In diesem Zusammenhang sehr empfehlenswert ist auch der Film "Sheila" (The Last of Sheila), den er zusammen mit Anthony Perkins geschrieben hat. Ein Art Krimi-Dinner unter Hollywood-Stars, und einer der besten Whodunits der frühen 70er Jahre (neben "Mord mit kleinen Fehlern" und "Mord im Orient-Expreß"). Leider heute fast vergessen, aber immer noch großartig.

    UCI versucht mal wieder was, indem jetzt eine Klassikerreihe gestartet wird, die mit Outsiders startet, außerdem Amelie zeigt und - da bin ich wirklich gespannt - die 1981er Tod auf dem Nil parallel zur Neuverfilmung Anfang Januar. Ich bin sehr gespannt wie das ankommt, die letzten Versuche die ich mitbekommen habe in dieser Richtung waren leider immer erfolglos.

    1978 - Das Böse unter der Sonne kam dann 1982. Aber auf diese Aktion freue ich mich auch schon. Vor einem Jahr oder so gab es eine Umfrage unter Unlimited Card-Nutzern, wo unter anderem auch gefragt wurde, ob und welche Klassiker mal wieder gezeigt werden sollten. Das hier dürfte das Ergebnis sein und wird hoffentlich vom Publikum angenommen. Ich fange dann schon mal vorsichtig an, mich auf Lawrence von Arabien auf großer Leinwand zu freuen. :love:

    So langsam könnte sie mal vorbei sein, diese Bond-Besessenheit, damit auch andere Filme ihre verdiente Chance bekommen, in größeren Sälen gezeigt zu werden. Auf The Last Duel hatte ich mich extrem gefreut - jetzt darf ich froh sein, ihn im UCI Düsseldorf im kleinsten Saal sehen zu können. Falls er die erste Woche übersteht...


    Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings: Der nächste Anlauf von Marvel, nach dem Thanos-Arc eine neue Riege an Superhelden einzuführen. Nachdem mich der Trailer nicht gerade vom Hocker riss, bin ich doch positiv überrascht worden. Der Film ist kurzweilig und unterhaltsam, technisch auf gewohntem Niveau (wenn auch manchmal mit CGI-Schwächen) und schauspielerisch größtenteils in Ordnung. Anerkennenswert auch der Versuch, das gewohnte Schema der Origin Story etwas aufzubrechen, was aber im Endeffekt nicht so wie gewünscht funktioniert. Shang-Chi bzw. sein Darsteller hat leider wenig Ausstrahlung - mal sehen, wie er sich in den kommenden Ensemble-Filmen schlägt. Und die genaue Funktion und Wirkungsweise der Ten Rings müssten noch erläutert werden. Insgesamt ein ordentlicher Neuzugang im MCU, mit Luft nach oben


    Dune: Hat die Erwartungen voll erfüllt, die ich an eine Verfilmung durch Denis Villeneuve hatte - im Positiven wie im Negativen. Der Film lässt sich angenehm viel Zeit, nur so viel zu zeigen, wie der Zuschauer wissen muss und (ohne Vorwissen) verarbeiten kann. Bild und Ton sind über jeden Zweifel erhaben, die Darsteller erstklassig gecastet. Dass die Charakterisierung des öfteren zu kurz kommt und zu plakativ geraten ist, liegt in der Natur des Mediums; eine Miniserie wäre sicherlich inhaltlich besser geeignet, aber weniger eindrucksvoll. Wo der Lynch-Film noch Voiceover brauchte, um die inneren Monologe des Buches darzustellen, wurden hier wesentlich bessere Lösungen gefunden. Gegen Ende wurde es für mich etwas zu mystisch und "drucklos". Hoffen wir mal auf den nötigen finanziellen Erfolg, damit der zweite Teil endgültig gesichert werden kann (und eventuell auch eine Langfassung)


    Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Edel ausgestattete Verfilmung des Romans von Thomas Mann. Leider kann die Geschichte mit dem äußeren Prunk und der technischen Expertise nicht mithalten. Das Drehbuch weiß nicht, in welche Richtung sich der Film bewegen soll, und hangelt sich von einer mehr oder weniger amüsanten Episode zur nächsten. Darstellerisch wird entweder zuwenig oder viel zu viel geboten (David Kross übertreibt teilweise völlig). Und nach dem eigentlichen Ende wird noch ein viertelstündiger Epilog angetackert, der weder tiefere Einblicke bietet noch sonderlich spaßig ist. Höchstens sehenswert wegen der Ausstattung und der Leistung Maria Furtwänglers, die sichtlich Spaß an ihrer Rolle hat


    Beckenrand Sheriff: Die nächste deutsche Komödie, die nächste Enttäuschung? Die erste Stunde macht schon sehr viel Spaß, bietet gelungenen Slapstick und leicht absurden Humor, wie schon vom Trailer versprochen. Dann aber überheben sich Autor und Regisseur und wollen dem Stoff auch noch dramatische Seiten abgewinnen. Die Handlung und ihre Darstellung laufen völlig aus dem Ruder und zerfasern in übertriebene Beliebigkeit. Schade um die guten Ansätze und die meist guten Darsteller. Kann man trotzdem durchaus mal gucken, wenn er dann demnächst im Fernsehen läuft, aber kein Film für's Kino


    Keine Zeit zu sterben: Den neuen Bond muss ich noch etwas sacken lassen, aber insgesamt war das schon... nix. Der Film hat Probleme im Pacing (besonders im Mittelteil) und kaum memorable Actionszenen (außer zu Beginn und auf Kuba). Die bekannten Nebenfiguren werden recht lustlos abgehakt und erfüllen lediglich ihre Rollen als Stichwortgeber. Eine "Hauptrolle" hätte man problemlos komplett streichen können und würde nichts vermissen. Das Drehbuch wirkt, als wären verschiedene Entwürfe zusammengerührt worden, ohne ein homogenes Ganzes zu ergeben. Die genaue Intention des Bösewichts bleibt nebulös. Ziel scheint es lediglich gewesen zu sein, allen Craig-Bonds einen übergreifenden Handlungsbogen zu verschaffen, was zwar irgendwie gelingt, aber unbefriedigend bleibt. Nachdem es mit Casino Royale so grandios (neu-) startete, ist das extrem schade. Jedenfalls ist jetzt der Weg frei für eine weitere Neuausrichtung mit neuem Darsteller. Und die ist auch dringend vonnöten

    In the Heights: Ein Musical fast klassischer Prägung, wie Hollywood sie heutzutage kaum noch hervorbringt. Eine nennenswerte Handlung gibt es nicht, dafür wird viel Lebensgefühl und -freude vermittelt. Großartige Choreographie (inklusive Busby Berkeley-Gedächtnisnummer im Schwimmbad), sympathische Darsteller, gute Musik. Zur Mitte hin gibt es allerdings einen Bruch, von dem der Film sich nicht mehr ganz erholt, und im Vergleich zu Hamilton wird dieses Miranda-Werk Musicalhasser nicht bekehren können. Empfehlenswert zum Reinschnuppern sind die ersten 8 Minuten auf YouTube - wer da nicht am Haken ist, kann den Streifen beruhigt auslassen.



    Old: Ich mag ja die Werke von M. Night Shyamalan, zumindest die aus seiner "klassischen" Phase Anfang der 2000er Jahre. Selbst The VIllage und sogar The Happening konnte ich noch etwas abgewinnen. Beunruhigende Atmosphäre kann bzw. konnte er wie kaum ein Zweiter. Old knüpft stellenweise wieder daran an, versaubeutelt aber vieles durch seine Exposition mit dem Holzhammer und einige schräge Regieentscheidungen zwischendrin. Auch die Schauspieler überzeugen nicht durch die Bank, haben aber häufig mit papiernen Dialogen zu kämpfen. So bleiben ein Drittel durchaus effektive Szenen und zwei Drittel blah. Kann man gucken, ist auch größtenteils unterhaltsam, aber gut ist anders.


    The Suicide Squad: Das bekommt man also, wenn man James Gunn freie Hand lässt, um 185 Millionen Dollar zu verpulvern. "The" Suicide Squad ist brutal, albern, bietet extrem schräge Charaktere und pubertäre Witzchen. Was in seinen "Guardians"-Filmen für Marvel jugendfrei nur angedeutet wurde, bricht bei DC hemmungslos durch. Das macht trotz einiger Schwächen großen Spaß, wenn man als Zuschauer einfach mal alle Fünfe gerade sein lässt. Die per Dialog ausgewalzten Hintergrundgeschichten einiger Figuren hätte es allerdings so nicht gebraucht.


    Free Guy: Eine Mischung aus Truman Show und Ready Player One, mit einem Hauch Matrix und Dark City. Perfekt besetzt mit Ryan Reynolds und Jodie Comer. Die in der virtuellen Welt spielenden Szenen sind meist originell, häufig zum Schreien komisch und immer perfekt getrickst. Einer der wenigen Fälle, in denen ich eine Zweitsichtung in 3D in Erwägung ziehe. Die realen Szenen wirken dagegen häufig lieblos und zu einfach; nur da, um die Handlung möglichst reibungslos zum gewünschten Ende zu bringen. Und der von mir eigenlich sehr geschätzte Taika Waititi hätte mehr gezügelt werden müssen. Der angekündigte zweite Teil darf gerne kommen!


    Reminiscence: Lief nur im IMAX-Saal, was aber ganz gut war, denn sonst wäre ich womöglich eingeschlafen. Leider funktioniert hier so gut wie gar nichts. Der ständige Voiceover von Hugh Jackman nervt mit Erklärungen zu Dingen, die wir gerade eh sehen, oder die offen gelassen werden sollten. Der durchgehende Musikbrei im Hintergrund. Die nicht-chronologisce Erzählweise – kann man machen, aber nicht so lieblos, bitte. Am Schlimmsten ist die Geschichte, die komplex tut, es sich im Detail aber viel zu bequem macht (der Shootout in der Mitte – wtf?!) Da fehlt ein erfahrener Regisseur an allen Ecken und Enden, um das ganze Durcheinander halbwegs zu ordnen. In meinen Augen ein verdienter, wenn auch visuell großartiger, Flop.


    Promising Young Woman: Die internationale Kritik bringt es ziemlich gut auf den Punkt – ein „#MeToo“-Rachethriller. Eine Groteske, sehr unterhaltsam, gut beobachtet, in der Hauptrolle überragend gespielt von Carey Mulligan und mit einigen Überraschungen. Allerdings eher eine Sammlung verschiedener Episoden als eine durchgehend erzählte Handlung; teilweise wie bei Tarantino in Kapitel unterteilt. Den Drehbuch-Oscar konnte es wohl nur im derzeitigen gesellschaftlichen Klima geben – ein ebenso bemerkenswertes wie durchschaubares Manöver. Kleines Gedankenspiel: Hätte es den auch gegeben, wenn der Autor ein Mann gewesen wäre? Wie gesagt, sehr unterhaltsam, aber filmisch gibt es durchaus noch Luft nach oben.

    Der Rausch: Vier Lehrer in der Midlife Crisis versuchen, Leben und Arbeit durch kontrollierten Alkoholkonsum wieder aufzupeppen. Das ist elegant inszeniert auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Drama, und großartig gespielt. Der Film bewertet das Verhalten seiner Protagonisten nicht, sondern überlässt das komplett dem Zuschauer. So verlässt man das Kino beschwingt, aber gleichzeitig mit einem flauen Gefühl im Magen. Ein herausragender Streifen, der völlig zu Recht den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten hat. Das amerikanische Remake ist natürlich auch schon in Arbeit


    Black Widow: Natasha Romanoff taucht nach den Ereignissen in "Captain America: Civil War" unter, muss sich dann aber ihrer Vergangenheit stellen. Man kann natürlich trefflich darüber diskutieren, ob ein Solo-Film für Black Widow jetzt noch nötig ist oder Marvel zum Start von Phase 4 des MCU nicht lieber auf neue Figuren setzen sollte. Aber im Großen und Ganzen funktioniert es - Black Widows Vergangenheit wird genauer beleuchtet, neue Handlungsträger werden eingeführt, ohne dass es erzwungen wirkt, und die Zukunft des MCU wird ebenfalls vorbereitet. Dazu gibt es Bezüge auf vergangene Ereignisse und ein paar selbstreferentielle Sprüche als Fan-Service. Das passt. Auf der Strecke bleiben wie fast schon üblich die ziemlich flachen Bösewichte, und der letzte Akt präsentiert das gewohnte CGI-Gewitter. Dafür hätte das Finale auch aus einem Bond der Connery/Moore-Ära stammen können. Alles in allem gelungen und spaßig, und natürlich eher etwas für die große Leinwand als das Heimkino

    Das Tempo, mit dem die Filme nach der Zwangspause durch die Kinosäle getrieben werden, ist wahrlich nicht mehr feierlich. Vor zwei Wochen stand noch felsenfest, dass ich mir Black Widow nur im IMAX geben würde. Mittlerweile wäre ich froh, zumindest eine 3D-Vorstellung zu bekommen - nur abends um 20 Uhr ist nicht gerade perfekt, wenn man auch noch andere Kompromisse schließen muss und ältere Filme nachholen möchte...


    Wonder Woman 1984: Dank der vielen negativen Kritiken waren die Erwartungen extrem herunter gefahren. Letztlich war der Streifen nicht gut, aber recht unterhaltsam. Schauspielerisch besser als erwartet, wobei ich von Gal Gadot diesmal eher enttäuscht war. Hauptproblem sind Regie und Drehbuch: Patty Jenkins bekommt keinen Flow in ihre Inszenierung und hat die Neigung, Actionsequenzen durch Zeitlupenaufnahmen quasi zum Stillstand zu bringen. Die Story hat auffällige Logikbrüche und lässt Antworten auf unangenehme Fragen einfach aus - lazy writing at its best. Guckbar, aber wer ihn verpasst hat, muss das nicht zwingend nachholen. Im übrigen bin ich gespannt, mit welchem Taschenspielertrick Chris Pine dann auch noch in die nächste Fortsetzung geprügelt wird


    A Quite Place 2: Die nächste Fortsetzung. Beim ersten Teil fand die Grundidee großartig, die Umsetzung allerdings nicht konsequent gut. Mag Altersmilde sein oder der Tagesform geschuldet, aber der hier war durchaus gelungen(er). Die Geschichte wird jetzt quasi aus Sicht der Kinder weitererzählt, nachdem im Original eher die Erwachsenen im Mittelpunkt standen mit ihren Versuchen, ein halbwegs normales Familienleben nach der Invasion aufrecht zu erhalten. Sehenswert, wobei es kaum eine sich wirklich entwickelnde Handlung gibt. Man weiß immer noch nur das, was die Figuren mit ihrem beschränkten Horizont wissen, was gleichzeitig Vor- und Nachteil ist. Das Ende ist ziemlich dreist, soviel Chuzpe muss man als Filmemacher erst einmal aufbringen


    Catweazle: Der war einfach schlecht. Otto ist und bleibt Otto, versucht aber sogar etwas zu schauspielern und seine üblichen, oft wiederholten Routinen nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Fast alles andere funktioniert nicht. Ein schlampiges Drehbuch, das viele Dinge nur anreißt, um sie dann für den Rest des Films zu vergessen (die Tierparkgeschichte?), und Figuren extrem lieblos in die laufende Handlung wirft. Chargierende Darsteller, die sicherlich besser könnten, aber nicht dürfen. Alte Catweazle-Schauer bekommen nur etwas Name-Dropping, neue schale bis unpassende Gags (die Dame mit den "Lichtschaltern"?!?). Wir raten ab.


    Der Spion: Zur Abwechslung mal keine Fortsetzung und kein Remake, dafür nach wahren Ereignissen. Benedict Cumberbatch als Geschäftsmann im Kalten Krieg, der von MI6 und CIA angeworben wird, um Informationen eines sowjetischen Offiziers in den Westen zu schmuggeln. Das ist schauspielerisch erwartbar großes Kino, speziell in der letzten halben Stunde. Insgesamt könnte der Streifen etwas mehr Biss vertragen, und Regisseur Dominic Cooke verlässt sich für meinen Geschmack zu sehr auf seine Darsteller, statt mit filmischen Mitteln zu arbeiten. Die einzige nennenswerte "Actionszene" ist denn auch so unübersichtlich in Szene gesetzt, dass sie leider nicht packt. Alles in allem gelungen, muss man aber nicht zwingend auf der Leinwand sehen


    Zur Auswahl für das kommende Wochenende stehen dann Conjuring 3, Godzilla vs Kong, Nobody, Black Widow, The Little Things, In the Heights und Der Rausch. Bin selbst gespannt, welcher es am Ende wird... :)

    Kubrick ist halt nicht unbedingt der richtige Regisseur für einen Horror-Film (gewesen), da er zu intellektuell-kühl und rational an die übernatürlichen Phänomene rangeht. Daher kann ich den Film zwar für seine technische Meisterschaft bewundern, aber er packt mich emotional nicht, weil auch sein Macher das Projekt zu emotionslos angeht. Dazu kommt, dass Nicholson zwar brillant spielt, aber er durch seine vorherigen Rollen (speziell "Kuckucksnest") beim Zuschauer schon zu Beginn als verrückt wahrgenommen wird - es fehlt der gesamte Abstieg eines zu Beginn normalen Menschen (abgesehen davon, dass er halbwegs trockener Alkoholiker ist) in den Wahnsinn.


    Die Sache mit dem Heizkessel wurde wohl absichtlich nicht übernommen, um die Geschichte nicht zu ähnlich zu den vorherigen King-Verfilmungen (Carrie/Brennen um Salem) enden zu lassen. Vielleicht wäre dieses Element, das im Buch super passt, in einem Film auch zu platt rüber gekommen. Klingt für mich nachvollziehbar.

    Meine persönliche Definition: Könnte man den Film ohne nennenswerte Abstriche auf die Theaterbühne übertragen? Dann ist es ein Kammerspiel. Ginge bei Hateful Eight sicherlich, wie auch schon bei Reservoir Dogs

    10x im Kino ist schon 'ne Hausnummer. Aber als mein Stammkino in Duisburg (ein kommunales Kino) noch Filme für 5 Mark gezeigt hatte und wir daher jeden zweiten Tag dort waren, kamen schon ein paar zusammen. Blues Brothers, Das Leben des Brian, West Side Story, Der Club der toten Dichter, The Element of Crime.


    Und bei der Rocky Horror Picture Show dürfte ich bei rund 300-400 Vorstellungen liegen. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte...

    Bevor er aus dem Programm fliegt, auch noch schnell The New Mutants geschaut. Hat mir recht gut gefallen, was ich angesichts der Vorgeschichte mit ewigen Verschiebungen und angeblichen Nachdrehs gar nicht erwartet hatte. Ein Superhelden-Kammerspiel mit limitierter Besetzung, ohne bunte Kostüme und Superschurken. Die Jungdarsteller überzeugen, die Spezialeffekte eher weniger. Wäre ein ziemlicher genialer Pilot für 'ne neue Netflix-Serie gewesen; schade, dass es wohl nie weiter gehen wird.

    Ein paar Film sind seit Wiedereröffnung der Kinos immerhin zusammen gekommen...


    Takeover - Voll vertauscht: Ja, der mit den Lochis (die nicht mehr die Lochis sein wollen). Wurde geguckt, weil er im Europapark spielt, wo wir mindestens einmal jährlich sind. Da der Park mitproduziert hat, ist der Film ein einziger großer Werbespot mit eingeflochtener "doppeltes Lottchen"-Geschichte. Ich hatte schon den Plan, Ohrstöpsel gegen die Dialoge einzupacken, aber letztlich war das Ganze ohne Bauchschmerzen schau- und hörbar. Große Schauspieler sind die Jungs halt nicht, und die kleine Schwester hat genervt. Nichts, was ich wirklich weiterempfehlen würde, aber auch nichts, wovor man ausdrücklich warnen müsste


    Onward - Keine halben Sachen: Der neueste Pixar-Streich stand auf dem Plan, als die Enkelin zu Besuch war. Der Trailer hatte mich nicht gerade umgehauen, daher war die Freude groß, dass das ein richtig guter Film mit einigen schrägen Ideen und (natürlich) einer schönen, berührenden Aussage geworden ist. Die Welt mit ihren Figuren hätte ruhig noch ein wenig mehr ausgestaltet werden können, hier wäre noch Raum für eine Fortsetzung (oder einen weiteren Film im selben Universum)


    Tenet: Wurde schon alles gesagt. Den muss man im Kino sehen oder gar nicht. Ich fand ihn insgesamt gut, aber nicht so gut, dass ich ihn im Detail verstehen oder noch einmal schauen müsste, um möglichst viel zu erfassen. Audiovisuell beeindruckendes Überwältigungskino, bei dem Christopher Nolan mich als Zuschauer irgendwo unterwegs vergessen hat. Und Actionszenen sind halt immer noch nicht sein Ding, leider...


    Blackbird: Ich stimme Archibald Tuttle weitgehend zu, fand den Film insgesamt aber fantastisch. Natürlich etwas zu gelackt für das Thema (ist ja schließlich immer noch Hollywood), doch Blackbird hat bei mir die richtigen Knöpfe gedrückt. Ein paar Schlenker im Drehbuch wären vielleicht nicht nötig gewesen, vor allem wenn ich sie als Zuschauer schon vorher erahnen kann. Am Ende hatte ich einen Kloß im Hals, was nicht viele FIlme schaffen. Schauspielerisch wird es dieses Jahr wohl eher nicht mehr besser


    Die Misswahl: Den wiederum fand ich eher misslungen. Gutes Schauspiel, tolles Setting, ja. Aber der Film hatte keinen wirklichen Focus bzw. hat zuviele Themen gleichzeitig bedienen wollen. Der Bob Hope-Handlungsstrang wirkte größtenteils wie ein Fremdkörper (und Greg Kinnear viel zu jung für die Rolle). Ich erkenne den Reiz, den das Ereignis auf die Macher hatte, doch die filmische Umsetzung hat nur ansatzweise funktioniert


    Get the Hell Out: Im taiwanesischen Parlament bricht ein Virus aus, welches Politiker und Besucher in Zombies verwandelt. Die "Helden" versuchen zu entkommen, bevor das Militär das Gebäude sprengt. Splatter-Komödie, die vor allem laut, schnell, bunt und hysterisch rüber kommt. Nach den ersten 30 Minuten ist alles gesagt, danach ist der Film in erster Linie anstrengend. Der durchaus vorhandene politische Subtext geht dabei im Verlauf fast völlig unter. Wer will, der kann einen Blick riskieren, sollte aber in der richtigen Stimmung sein


    Mandibules: Zwei Kleinganoven finden in einem geklauten Auto eine 1 Meter große Stubenfliege und versuchen fortan, diese für potientielle Raubzüge zu trainieren. Eine schräge Ausgangslage, schräge Figuren und irrwitzige Zufälle - genau das also, was man von Quentin Dupieux erwartet. Dabei ist das hier mit ziemlicher Sicherheit sein bisher zugänglichster Film, mit stringenter Handlung, die sich folgerichtig weiterentwickelt. Soll angeblich 77 MInuten lang sein; ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es maximal 40 waren. Unbedingt empfehlenswert!


    The Reckoning: Im 17. Jahrhundert wird eine Witwe der Hexerei angeklagt, weiß sich aber zu wehren. Jo. Neil Marshall hat bei mir seit The Descent einen Stein im Brett, aber hier stimmt gar nichts. Die Hauptdarstellerin sieht auch nach stundenlanger Folter aus wie aus dem Ei gepellt (abgesehen von Blut, Schweiß und Tränen natürlich), was den realistischen Anspruch ad absurdum führt. Die Dialoge sind zusammengesetzte Standards. Die teils opernhafte Inszenierung mit viel zu pompöser Musik passt gar nicht. Abgesehen von den schauspielerischen Leistungen und einigen netten Effekten ist auch der Rest nicht mehr als "okay". Wer mal wissen möchte, wie man Filme nicht drehen sollte, findet hier ein beeindruckendes Beispiel. Schade.

    Alles, was Du im Spoiler geschrieben hast, sehe ich quasi genauso. Ich habe aber mit wachsender Laufzeit gemerkt, dass der Film selten auf Jumpscares setzt, und das finde ich prinzipiell immer gut. Dadurch hat bei mir eine Art wohliges gespanntes Gruseln eingesetzt. Countdown ist immer noch Durchschnittsware von der Stange, aber hat mir von allen vergleichbaren Produkten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, halt etwas besser gefallen. So was wie Wish Upon or Lights Out, zum Beispeil-


    Lassen wir's dabei, jeder Jeck ist anders. Für mehr fehlt mir momentan auch die Zeit, ich muss noch einen Sattelschlepper beladen...

    Überraschungen in der Hinsicht, wie die einzelnen Situationen aufgelöst wurden. Meist waren es natürlich Horror-Standards, doch hier und da gab es das Quentchen Grusel oder Witz extra. So, dass ich zu merken meinte, dass dem Autor/Regisseur etwas an seinem Film liegt und er nicht nur Lohnarbeiter sein will. Ins Detail kann und möchte ich hier gar nicht gehen.


    Vielleicht ist das aber auch nur die einsetzende Altersmilde :whistling:

    Extra für Christian (Spielstil.net):

    Countdown


    Thematisch ist das "Final Destination" als App, mehr muss man zum Inhalt nicht wissen. Auch wenn es in den ersten Minuten anders scheint, geht es NICHT um Teenies, und den Hauptfiguren wünsche ich als Zuschauer keinen schnellen Tod wegen nerviger Dämlichkeit. Überhaupt wird mit sehr reduziertem Personal gearbeitet, was dem Film durchaus gut tut. Ansonsten Reißbrett-Horror nach Schema F, aber durchaus unterhaltsam. Hübsche Effekte von KNB, ein paar kleine Überraschungen und erstaunlich wenige Jumpscares, dazu nicht unwitzige Nebenfiguren. Für's Heimkino durchaus eine kleine Empfehlung.


    Und hätten die Veranwortlichen die Eier gehabt, hätte der Film sogar ein geniales, bitterböses Ende bekommen können, wenn die Hauptfigur ihren Plan konsequent durchgezogen hätte - wer es sieht, wird's verstehen. Für einen reinen Unterhaltungs-Horrorstreifen aber wohl zu heftig. Oder die Macher haben es selber gar nicht bemerkt...

    LookAtTheBacon


    Gerade bei einem "Whodunnit" im weitesten Wortsinn ist eine vernünftige Kritik nach Deinen Maßstäben fast unmöglich. Dann hätte Ralf quasi nicht mehr schreiben dürfen als "dialoglastiges Kammerspiel mit exzellenten Schauspielern, war ganz okay". Ich möchte aber wissen, was ihm NICHT gefallen hat (ohne dass zu sehr ins Detail gegangen wird), damit ich halbwegs abschätzen kann, ob der Film zwei Stunden meiner Lebenszeit wert ist. Bei "1917" habe ich ein paar Dinge kritisiert, bin aber hoffentlich schwammig genug geblieben. War das da in Ordnung oder auch schon zuviel des Guten? Falls in Ordnung, warum? Einfach, weil es kein "Whodunnit" war?


    Wenn ich als Beispiel "Mord im Orient-Express" nehme - wie sollte da eine Kritik aussehen, die Dir weiterhilft, ohne Dich zu spoilern? Dann kann ich zumindest versuchen, die Spoiler-Grenze richtig zu ziehen.

    1917

    Der Film hat mich ratlos zurück gelassen. Technisch und schauspielerisch makellos, und die Kameraarbeit wird Roger Deakins mit ziemlicher Sicherheit seinen nächsten Oscar einbringen. Die Handlung kann in einem Satz zusammen gefasst werden, was grundsätzlich in Ordnung geht, da es ja in erster Linie um die Involvierung des Betrachters und die Aussage "Krieg ist grausam und zerstört alles" gehen soll.


    Aber; Die Idee, die Geschichte mit "einer" Kameraeinstellung und einer Kombination aus langen Plansequenzen zu drehen, hat für mich, bei aller technischen Brillanz, nicht funktioniert. In der ersten Hälfte klappt das noch gut, aber dann gibt es einen spürbaren Bruch. Die Erzählweise wird nicht mehr konsequent durchgehalten, und inhaltlich wird es mehrfach fast surreal. Nicht genug leider, um den Film auf eine andere Ebene zu hieven (wie z.B. bei "Apocalypse Now"), aber genug, um mich raus zu reißen und auch etwas zu langweilen. Da hatte ich einfach nicht mehr das Gefühl, "realistische" Kriegsbilder vorgesetzt zu bekommen.


    Meiner Meinung nach wäre der Film ohne sein Kamera-Gimmick wesentlich intensiver, da diesem alles untergeordnet wird. Dann treten auch die Schwächen der Geschichte und des Ablaufs stärker hervor, als es hätte sein müssen. Und ein weiteres Problem hatte ich mit dem Soundtrack: Die Musik ist für sich genommen sehr gut (klar, Thomas Newman ist IMMER super 8-))), aber als Untermalung untergräbt auch sie wieder den realistischen Anspruch.


    Insgesamt gut, ihn einmal gesehen zu haben, aber bester Film des Jahres? Ich denke nicht. Wer ihn schauen möchte, sollte das trotzdem im Kino tun, da die Wirkung zuhause am Fernseher gar nicht so groß sein kann. Große Leinwand und (ausnahmsweise) eher weiter vorne sitzen, womöglich noch IMAX - passt!

    Joker: Als hätte Wim Wenders mit amerikanischem Geld und amerikanischen Schauspielern einen deutschen Autorenfilm aus den 70ern gedreht. Zu anstrengend, zu angestrengt. Zu gewollt. Findet seine Fans unter Zuschauern und Kritikern, aber mir hat's insgesamt nicht gefallen. Starker Soundtrack!

    Aus dem Urlaub und auf dem Smartphone, daher nur ein paar knappe Sätze zu den vier Filmen, die ich dieses Jahr vom FFF in Köln mitnehmen konnte:


    Extra Ordinary: Irische Horrorkomödie über einen Popstar, der seine stockende Karriere durch Menschenopfer wieder in Schwung bringen möchte, und Fahrlehrerin/Medium Rose, die versucht, ihn zu stoppen. Ein paar hübsche Ideen und zwei-drei Splatterszenen, insgesamt etwas dünn geraten. Kann man gut einmal schauen, wird aber sicherlich kein Klassiker


    I See You: Beginnt als fahrig erzählter Film über einen Polizisten mit Eheproblemen, der einen Serienmörder jagt, und wechselt dann nach 30 Minuten abrupt die vermeintliche Hauptperson und Erzählperspektive. Theoretisch und auf dem Papier interessant, allerdings war für mich die Luft raus, nachdem der Dreh des Plots einmal enthüllt war. Andere fanden ihn wesentlich besser


    Vivarium: Ein junges Paar zieht ungewollt in eine ansonsten menschenleere Neubausiedlung und wird dort gezwungen, ein sich rasend schnell entwickelndes fremdes Kind aufzuziehen. High Concept SF mit einer spannenden Grundidee, auf die jedoch leider nicht viel mehr folgt. Wäre in 45 Minuten als Folge von Twilight Zone oder den alten Roald Dahl-Geschichten prima gewesen. Wegen der Prämisse und der Schauspieler trotzdem sehenswert


    Ready or Not: Junge Braut wird zum Versteckspiel genötigt, um von der traditionsbewussten Familie ihres Mannes akzeptiert zu werden. Rabenschwarze Komödie, der nach grossartigem Start etwas die Puste auszugehen scheint, dann aber durch Erweiterung der Kampfzone wieder bis zum Ende die Kurve kriegt. Tolle Charaktere und Schauspieler, netter Härtegrad, und kein Horror im eigentlichen Sinne, da sehr selten auf Erschreckmomente gesetzt wird

    Wir haben uns gestern auch Hobbs & Shaw zu Gemüte geführt. Wer den Trailer kennt, muss keine nennenswerten Überraschungen in Bezug auf den Humor und die Action befürchten. Das ist alles so dermaßen over the top inszeniert, dass ich mich selbst bei offensichtlichen Logikfehlern gefragt habe, ob das nicht genau so beabsichtigt war. Die Handlung dient nur dazu, die Stars, ihre Sprüche und ihren Bizeps in Szene zu setzen. Aber das funktioniert weitestgehend, die Chemie zwischen Johnson, Statham und Elba (und überraschender Weise Vanessa Kirby) stimmt einfach. Dazu ein paar Gastauftritte bekannter Stars in- und außerhalb des F&F-Franchises, und fertig.


    Kritisieren möchte ich den Showdown; der Film hätte gut und gerne auch vor den letzten 30 Minuten enden können. Gleichzeitig (und trotz der wenigen Handlung) wurde zu viel in die gut zwei Stunden gestopft, aber vermutlich soll kein Zuschauer auf die Idee kommen, zu lange über das Geschehen nachzudenken. Hirn aus, berieseln lassen, Spaß haben, vergessen.


    Ein Hinweis hoch: in einer Post-Credit-Szene wird das Ende von Game of Thrones heftigst gespoilert. Wer also die letzten Folgen noch nicht kennt und sich mögliche Überraschungen bewahren möchte, sollte frühzeitig den Saal verlassen (oder sich die Ohren zuhalten).

    Yesterday: Unterhaltsame Wohlfühl-Komödie für den Sommer, getragen von sympathischen Darstellern. Von der Kombination Danny Boyle (Trainspotting/Slumdog Millionär) und Richard Curtis (Vier Hochzeiten und ein Todesfall/Tatsächlich... Liebe) hatte ich mir aber wesentlich mehr Biss versprochen. Kann man gut gucken, hat Charme und Witz und natürlich die Beatles, ist aber schnell wieder vergessen. Extra-Lob für Ed Sheerans Selbstironie und den Auftritt von Robert Carlyle


    Spider-Man: Far from Home: Der Epilog zu Phase 3 des MCU. Hat (natürlich!) wieder viel Spaß gemacht, auch wenn Spider-Man außerhalb New Yorks etwas fehl am Platze wirkt. Das wird aber durchaus thematisiert und passt damit wieder. Tom Holland und Jake Gyllenhaal harmonieren super miteinander; gerade von Letzterem würde ich gerne noch mehr im MCU sehen. Zwei Mid-/Post-Credit-Szenen - erstere dürfte Einiges an Konsequenzen nach sich ziehen, bei der zweiten bin ich mir noch nicht sicher, ob das nicht hauptsächlich ein Gag wahr. Jetzt heißt es abwarten, wie es sich weiter entwickelt. Vermutlich bis 2021 und den Fortsetzungen zu Dr. Strange und Thor