[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Hehe... Der gründer der schwierigsten Multiplex-Kette postuliert nach Verkauf der Kette, dass Multiplexe tot sind. Und der Betreiber der größten Kette von Premiumkinos sieht die Zukunft des Kinos in Premiumsälen. Colour me surprised.

  • Habe dann heute mal die Chance genutzt, die wohl letzte OV-Vorstellung im IMAX-Saal nachzuholen von ...


    Wonka : Die Story kannte ich ja schon von der Synchronisation. Ein schöner Familienfilm, nur die Lieder empfand ich ein wenig als holprig, weil es eben die Herausforderung gab, denn Sinn zu erhalten, zeitgleich passenden Wortwitz einzubauen und das auch noch als Lied wirken zu lassen. Jetzt in der Originalversion passte da alles bis zur Lippenbewegung. Ein paar Wortwitze fand ich treffender und es hatte weitaus mehr Musical-Vibes, weil alles wie aus einem Guss klang. Das Schrupp-Schrupp-Lied klingt im Original nochmals besser. In Summe ist die Synchro aber wirklich gut und kein Beinbruch wenn man nur die kennt.


    Und man muss entweder besser englisch verstehen können oder mit diversen Dialekten und vernuschelten Dialogen zurecht kommen. Ich hatte da auf der Detailebene teils meine Probleme gehabt, wenn ich die Story nicht schon gekannt und mich fast Wort für Wort an die deutschsprachigen Dialoge erinnern hätte konnte. Deshalb werde ich wohl auch kein Freund von OV-Vorstellungen, weil mir am Ende das Filmverständnis wichtiger ist als der Originalton. Wish hingegen werde ich mir (morgen) nur im Original anschauen, da ist eh nicht viel Story drin, die man verstehen muss.

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  • Archibald Tuttle

    Inwiefern „schwierig“? Ich war in den 90ern Dauergast im Cinemaxx, aber für die Hintergründe habe ich mich nie interessiert.


    Das ein Verkäufer sein derzeitiges Produkt immer als das einzig wahre deklariert ist inzwischen soo abgedroschen, dass ich darüber nur noch müde lächle

    "Schwierig" war das falsche Wort, in Ermangelung eines besseren. Cinemaxx war anfangs wohl die erfolgreichste Multiplex-Kette in Deutschland, sie waren aber auch die ersten, die ihre Kinos da wo sie nicht gut liefen (z.B. Bremen und Mülheim) in eine Niedrigpreisstrategie führten und die Säle, die ich kenne - nun, sagen wir, nicht allzu gut pflegten (wobei Mülheim wieder deutlich besser geworden ist). Das Cinemaxx in Essen ist, was die Anzahl der Sitzplätze insgesamt angeht, wohl immer noch das größte Kino Deutschlands, und eines der Kinos mit dem schlimmsten Publikum das ich persönlich je erlebt habe (und ja, ich war in den 1990ern noch im Hamburger Aladin auf der Reeperbahn, das für seine 1-Uhr-Nachts-Veranstaltungen sehr berüchtigt war). Aber eigentlich spielte ich auf die misslungene Fusion von Cinemaxx und Cinestar 2020 an, die an der Pandemie scheiterte, und die wohl die größte deutsche Kinokette erzeugt hätte. Mir ist nicht wirklich klar, wie es da weitergehen wird.

  • Und weiter gehts im UCI Bochum ...


    791 KM : Die Strecke von München nach Hamburg per Taxi. Ein Kammerspiel auf sehr begrenzten Raum. Da muss die Story dann ausreichend tragend sein und von den Schauspielern getragen werden. Im Verlauf werden die einzelnen Hintergründe eher tragisch und lasten schicksalshaft auf diversen Ebenen, die da angesprochen werden und alle schwer verdaulich sind. Um diese Schwere aufzubrechen, gibt es wirklich gute Situationskomik-Szenen, die im Kino für echte Lacher sorgten. In letzter Zeit selten erlebt. Hat mir gefallen, weil die Erleichterung echt nötig war, um die mitfühlenden Tränen zu trocknen.


    Schauspielerisch ist das stellenweise leider arg "deutsch" gespielt. Und damit meine ich eine zu enge Nähe zu den vorgegebenen Drehbuch-Dialogzeilen zu spüren, welche die ungefesselte Spielfreude ausbremst und die Charaktere für mich unnatürlich und künstlich wirken lassen. Denn so spricht und agiert keiner, sondern nur einer, der etwas nachspielt, aber nicht selbst verkörpert. Zum Glück für mich und den Film war das nur stellenweise so. In anderen Szenen konnte ich dank der verkörperten Charaktere wieder voll und ganz in den Film abtauchen und habe die nicht als "Schau spielende" wahrgenommen. Joachim Król und Lena Urzendowsky haben mir da besonders gefallen.


    Wer die Tonalität von "25 km/h" mochte, der wird mit diesem tragikomischen Roadmovie in Kammerspielmanier sicher nichts verkehrt machen. Mir hat der Film ausserordentlich gut gefallen und lasse mich da gerne von allen Emotionen mitreissen. Meine Empfehlung.


    Wish (OV) : In der englischsprachigen Originalversion angeschaut. Die Story kannte ich vorab nur von diversen Kritiken, die den Film eher mässig bis lückenhaft eingestuft hatten. So waren meine Erwartungen eher niedrig angesetzt, aber zumindestens wollte ich die Lieder im Original hören. Das fand ich schon bei Wonka (OV) gut. Leider lief der Film nur im kleinsten Saal und die Tonqualität war dort eher schlecht, weil in keinster Weise druckvoll und sehr frontlastig und genau den einen Tacken zu leise, um wirklich auftrumpfen zu können. Werde ich mir noch mal in einem grösseren Saal anschauen, dann aber notgedrungen in der synchronisierten Version, weil die OV in Bochum nicht mehr läuft - bei rund 10 Zuschauern am Montagabend auch kein Wunder.


    Um es direkt zu sagen: Mir hat auch Wish ausserordentlich gut gefallen. Die Songs passten, es gab ein paar gute Gags. Das Thema habe ich als ernster und erwachsener empfunden als ich von Disney erwartet hätte. Ja, da hätte gerne noch mehr Hintergrund zu einigen Personen reingepasst, so dass einiges nur angedeutet wurde. Nur das Ende hat mich enttäuscht bis verblüfft aus einem ganz bestimmten Grund, den ich allerdings zusammen mit meiner Storylobhudelei auf Detailebene in einen Spoiler packe.


    Den Grafikstil fand ich gut, weil anders. Die Hintergründe eher statisch und wie mit Aquarell gemalt und sehr zurückgenommen. Um eben auf der Ebene davor den wild wirbelnden Charakteren den nötigen Raum und die volle Aufmerksamkeit zu geben. Da kam wohl ganz viel 3D-Animation zusammen, weil so natürliche und flüssige Bewegungsabläufe hatte ich in einem auf dem Filmplakat eher klassisch aussehenden Animationsfilm nicht erwartet. Technisch wirklich gelungen, auch in der Übergängen der Dialoge zu den Songs. Die empfand ich sogar sparsamer eingesetzt als bei Wonka. Bis auf den Hauptsong fehlten mir da aber die einprägsamen Stücke. Da konnte Wonka bei mir besser punkten.


    In Summe ein sehenswerter Film. Allerdings kann ich nicht beurteilen, wie die deutschsprachige und gesungene Synchronisation ist und ob da der Film dann auch für Kinder was taugt. Wenn man das Thema plakativ als "Wish = Wunsch" versteht, dann eventuell, aber ich meine da eine wesentlich tiefere Bedeutungsebene gesehen zu haben. Mehr dazu im überlangen Spoiler.


    Ein für mich gelungener Kinoabend mit zwei grundverschiedenen Filmen, die mich bestens unterhalten und mitfühlen haben lassen.

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  • Saw X


    Bei Rotten Tomatoes hat Saw X satte 80% eingefahren und liegt damit auf dem Tomatometer satte 30 Punkte vor dem ersten Teil, dahinter der Rest der Reihe mit 9 bis 39% posiitiver Bewertungen. Im Imdb-Ranking der Saw Filme ist er mit einer 7,2 auf Platz 2 und damit 0, 4 Punkte hinter Saw 1.

    Ist Saw X wirklich so viel besser als der Rest der Reihe? Ich bin mir nicht so sicher.

    John Kramer macht, was man als cinematographischer Oberfolterer halt so macht: Er steckt den ein oder anderen Lausbuben in seine Schmerz-Maschinen, redet sich sein Folter-Hobby mit einem heheren Ziel schön, lernt fleißig seine Azubi*nen an und hat für jede Abweichung vom Plan einen Plan ausgearbeit.

    Eines macht SawX allerdings anders als die Vorgänger: Die Story fokussiert sich stark auf John Kramer, der jetzt nicht mehr die unfehlbare Über-Figur im Hintergrund ist, sondern er hat auch Schwächen und zeiht zwischenzeitlich sogar sympathische Züge. Damit ist SawX sicherlich einer der besseren Teile der Reihe, Elevated Horror sollte man trotz des tiefer ausgeloteten Charakters von Jigsaw trotzdem nicht erwarten. Es bleibt Torture Horror für Gorehounds.

    we are ugly but we have the music

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  • Ich bin in der Woche dabei meine CoD Miniaturen zu bemalen (Bunt! Farbe!) und zum Ausgleich schaue ich nebenbei die alten Schwarz-Weiß Filme von Akira Kurosawa. Aus der Kindheit kann ich mich an Die sieben Samurai erinnern, einer der Gründe warum ich später die Serien Shogun und Musashi schaute, weil mich das Thema und die Kultur faszinierte. Was bedeutet Ehre, was bedeutet Loyalität? Sehr spannde Fragen, die ganz anders beantwortet wurden als in der europäischen Kultur.

    Zuerst schaute ich mir Die verborgene Festung an. Diesen Film habe ich noch nicht gesehen, aber gehört/gelesen, dass Lukas ein großer Fan des Films war und entsprechend im Star Wars diverse Szenen, Charaktere auftauchen, die durc den Film inspiriert wurden. Ich fand es wirklich großartig.

    Am nächsten Tag folgte Das Schloss im Spinnwebwald. Auch gut, aber es zog sich schon ein bisschen. Gefühlt glich es einem Theaterstück und als ich darüber weiter nachgelesen habe, verstand ich auch warum und warum das Thema mir so bekannt vorkam (tatsächlich kam ich aber auf die Idee wären dem Schauen nicht)

    Als dritter Film war Yojimbo – Der Leibwächter an der Reihe. Gute Unterhaltung, alles klar, das kommt mir bekannt vor. Da hat er sich von den Italo-Western inspirieren lassen... ehm... NEIN! Es war genau anders rum! Dieser Film inspirierte ganze Filmgattung (ich wusste es nicht, ich hab´s nachgelesen). Der Film ist wie ein High-Noon Western aufgebaut, aber ergänzt um diverse Komponenten, die man später bei u.a. Sergio Leone finden konnte.

    Es ist wirklich unfassbar, wie die Filme immer noch wirken.
    Ein Haar in der Suppe finde ich trotzdem. Ich werde mit dieser Art von Musik, die in den Filmen gespielt wird nicht warm. Das war zwischenzeitlich ganz schön nervend, aber hey, ich bin ein ahnungsloser Europäer, der davon keine Ahnung hat.

    Ich freue mich auf mehr. Ich habe noch zwei weitere Filme (Sanjuro und zum Abschluß natürlich Die sieben Samurai). Das wird ein Fest!

  • Fairerweise muss man sagen, dass Yojimbo stark von Dashiell Hammetts Roman und der Verfilmung "Der gläserne Schlüssel" inspiriert ist. 😊

    Von daher geht die Kette im Grunde von "Hard Boiled" über "Samurai" über "Italowestern" wieder zu "Hard Boiled" (wenn man Walter Hills Last Man Standing denn so einordnen will).

  • Ohne klugscheißen zu wollen: ich glaube, dass Kurosawa sich noch deutlicher von Hammetts Red Harvest beeinflussen ließ, das seinerseits auf dem italienischen Theaterstück "Diener zweier Herren" basiert. Was Leone dann nutzte, um im Plagiatsstreit zu behaupten, er habe sich nur des Theaterstücks bedient. Kam er aber nicht mit durch.


    Constabler wenn du was zu Kurosawa wissen willst immer her damit. Ich hab mehrere Unikurse zu ihm gegeben. Definitiv empfehlen kann ich dir noch Kobayashis Harakiri, eine grimmige Replik auf Kurosawa, und Barfuß durch die Hölle, DEN japanischen Nachkriegsklassiker.


    Wenn es mehr klassische Samurai-Action sein soll, empfehlen sich die Zatoichi-Filme, von denen vorletztes Jahr auch vier auf deutsch erschienen sind.

  • Ich finde es schade, dass sie seine Story nicht von Anfang an mehr herausgestellt haben, sondern stattdessen auf Folter und Co. gesetzt haben.

    Den neuen Teil werde ich mir im Heimkino mal ansehen.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • [...] Constabler Definitiv empfehlen kann ich dir noch Kobayashis Harakiri, eine grimmige Replik auf Kurosawa, und Barfuß durch die Hölle, DEN japanischen Nachkriegsklassiker.


    Wenn es mehr klassische Samurai-Action sein soll, empfehlen sich die Zatoichi-Filme, von denen vorletztes Jahr auch vier auf deutsch erschienen sind.

    Danke für die Tipps. Mit Zatoichi-Filmen meinst du die alten S/W Filme? Ich kann mich an einen relativ neuen Film Zatoichi - der blinde Samurai erinnern.

    wenn du was zu Kurosawa wissen willst immer her damit. Ich hab mehrere Unikurse zu ihm gegeben.

    Klar will ich mehr wissen, am besten das, was nicht bei Wikipedia steht. Ich habe das Gefühl er hat sich inspiririen lassen und wurde selbst zur Inspiration für viele. Hast du ein paar interessante Anekdoten?

    Einmal editiert, zuletzt von Constabler ()

  • Danke für die Tipps. Mit Zatoichi-Filmen meinst du die alten S/W Filme? Ich kann mich an einen relativ neuen Film Zatoichi - der blinde Samurai erinnern.

    wenn du was zu Kurosawa wissen willst immer her damit. Ich hab mehrere Unikurse zu ihm gegeben.

    Klar will ich mehr wissen, am besten das, was nicht bei Wikipedia steht. Ich habe das Gefühl er hat sich inspiririen lassen und wurde selbst zur Inspiration für viele. Hast du ein paar interessante Anekdoten?

    Genau, die alten Zatoichi-Filme aus den 1960ern, zu denen der Takeshi-Kitano-Zatoichi eine Art Sequel/Remake ist. Da gibt es bis 1973 25 FIlme von, einer davon ist sogar Zatoichi meets Yojimbo (mit Toshiro Mifune). Als deutsche BluRay gibt es außerdem noch Lone Wolf & Cub, was eine sehr extreme, hyperbrutale Samurai-Serie mit 6 Filmen und einem Killer-Kinderwagen ist (also ein großer Spaß).


    Akira Kurosawa stand in Japan immer unter dem Verdacht , zu sehr ein "westlicher" Regisseur zu sein. Zu offensichtlich waren der Einfluss des Film Noir, des Western und von Regisseuren wie Ford und Hawks (oder, wie beim Schloss, ein berühmter Barde) auf ihn. Seine Gegenparts, Kenji Mizoguchi und Yasujiro Ozu, die zu dieser Zeit regelmäßig die japanischen Filmpreise gewannen, galten hingegen als zutiefst japanische Filmemacher, was in der japanischen Kultur deutlich angesehener war. Bei Ozu ist diese Einordnung ziemlich witzig, weil er - bevor er Anfang der 1930er Jahre - seine eigene Filmsprache erfand, wie ein Verrückter Filme nach US-Vorbild drehte und sein berühmtester Film, Die Reise nach Tokyo, ein direktes Remake des Leo-McCarey-Films "Make Way for tomorrow" ist. Kurosawa hingegen galt also wie gesagt als zu "westlich", was sich dann auch bei Rashomon beweisen sollte: Dieser Film brachte dem japanischen Kino erstmals dauerhaft große Aufmerksamkeit (mit Naruses Wife, be like a rose war das schonmal passiert, ging dann in den Kriegswirren aber schnell unter), in Japan aber fiel der Film zunächst völlig durch und wurde eher versehentlich zum Festival nach Venedig geschickt. Während also westliche Kritiker nach dem Gewinn des Hauptpreises von der vermeintlich "japanischen" Philosophie und Vielschichtigkeit des Films schwärmten, war Kurosawa viel eher von der modernen, ambivalenten Erzähltradition des frühen 20. Jahrhunderts in der europäischen Literatur beeinflusst. Dieser europäische Erfolg Kurosawas verhalf ihm dann aber doch wieder in Japan zu großem Ansehen (das gleiche ist Rainer Werner Faßbinder passiert, den in Deutschland kaum jemand beachtete, bis plötzlich das MOMA in New York eine Werkreihe für ihn veranstaltete). In der Folgezeit hat Kurosawa dann noch oft auf europäische und amerikanische Stoffe und Einflüsse zurückgegriffen, das alles hier aufzulisten führt definitiv zu weit (und wäre dann auch schon ein halber Unikurs), aber man sieht es gut an Filmen wie High and Low (Ed McBain-Verfilmung), Nachtasyl (nach Gogol) und Derzu Uzala (russischer Roman). Man darf aber auch nicht unterschätzen, dass bei Kurosawa auf einen Erfolg oft auch ein kommerzieller Misserfolg folgte, etwa mit Dostojewskis Idiot, den das Studio ihm wegnahm und radikal von 240 auf 160 Minuten herunterkürzte.


    So, wie kam es nun, dass ausgerechnet die erste Generation der UCLA-Abgänger (Spielberg, Milius, Lucas, Coppola) Kurosawa so oft und gerne zitieren? Dies liegt zum einen daran, dass ein größerer Teil des "Schulmaterials" der Filmhochschule aus erbeuteten japanischen Filmkopien bestand, mit denen die Studierenden arbeiten durften. Zum anderen machte dies sie auch neugierig auf Kurosawas Filme, die parallel dazu große Erfolge im Arthouse-Markt New Yorks und in Los Angeles feierten. Seven Samurai wurde in der damals gezeigten internationalen Fassung (von Toho auf 150 Minuten gekürzt) als wahnsinnig schneller Actionfilm gesehen, zugleich gab es stilistische Mittel wie den Wipe Cut, den das US-Kino in der Zeit noch nicht kannte. Auch Techniken wie die von Kurosawa präferierte Telelinse, die das Geschehen aus großer Distanz filmt, aber mittendrin beliebig weit hineinzoomen kann, waren im Hollywoodkino der Zeit komplett unüblich (die Shaw Bros. in Hongkong haben dieses Stilmittel dann bis zum Erbrechen kopiert). Und so kann man Kurosawas Einfluss in vielen frühen Filmen von Lucas, Spielberg und Co. sehr deutlich erkennen, und deren Nutzung hat ihn dann indirekt (und über ihre konstanten Verweise auf Kurosawa in Interviews auch direkt) popularisiert und seine Techniken in den US-Mainstream überführt.


    Wahrscheinlich bekannt, aber trotzdem der Vollständigkeit halber: Kurosawa hatte nach dem Misserfolg von Dodes'kaden und seinem Rauswurf aus Tora!Tora!Tora! einen Nervenzusammenbruch und begang einen Suizidversuch. Davon erholte sich seine Karriere in Japan nicht mehr, aber die UDSSR nutzte es, um ihn Derzu Uzala filmen zu lassen, und danach konnte er mit Finanzmitteln, die ihm Lucas und Coppola verschafft hatten, Kagemusha und Ran drehen. Insoweit wurde da die Zitatschuld direkt abbezahlt. Leone tat dies unfreiwillig auch, als er ihm nach dem Plagiatsprozess die japanischen Rechte an Für eine Handvoll Dollar und seiner Fortsetzung abtrat - die waren beide so erfolgreich, dass dies für Kurosawa zum Startkapital seiner eigenen Produktionsfirma wurde, leider ohne größeren kommerziellen Erfolg.

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  • Aquaman 2


    Die Story ist Superheldenstandard, aber in einem eher positiven Sinn. Sie hat genug Substanz, um das fulminante Actiondauerfeuer über 2 Stunden ohne Längen überraschungsfrei geradeaus zu tragen und stört nicht durch konstruierte Wendungen und aufgesetzte Twists. Kernstück von Aquaman sind die langen, wuchtigen und visuell überwältigenden Actionsequenzen mit vielen originellen Ideen. "Kleine" Actionszenen gibt es kaum, fast alles wird riesengroß und episch aufgezogen, im Vergleich zu Teil 1 wir nochmal eine Schippe zugelegt. Die große Leinwand und 3D lohnen sich und Jason Momoa hat sichtlich Spaß an seiner Rolle. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

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  • Peer Sorry, aufgrund des Themas dachte ich wir wären im Heimkinothread.


    Aquaman 2 ist genau das was man erwarten konnte: Ein 205-Millionen-Dollar-Zusammenschnitt von drei verschiedenen Filmen, die irgendwann mal gewünscht waren, und witzigerweise teilt sich der Film dadurch quasi in drei Hauptplots, von denen nur einer bis zum Ende durchverfolgt wird. Es ist ja bekannt, dass der Film seit über zwei Jahren in der Post ist und schon zigmal Szenen nachgedreht wurden. Irgendwo in den vielen Reparaturversuchen ist (verständlicherweise) Amber Heard auf der Strecke geblieben, und doch tut das erste Drittel noch so, als würde ihr eine tragende Rolle zukommen - dann verschwindet sie weitgehend aus dem Film. Der ganze Film ist voller solcher Andeutungen und Anspielungen, die dann zu nichts führen. Aber: Er ist so schnell, dass man das auch wieder vergisst. Insgesamt ein ganz okayes Comichelden-Abschlussfilmchen fürs DC-Filmuniversum, um das man wohl nicht trauern muss. Und - das muss man ihnen lassen - die letzten DC-Filme waren im Schnitt deutlich besser als die Konkurrenz von Marvel.


    Der neue Miyazaki "Der Junge und der Reiher" ist erstaunlich erwachsen und weltabgewandt, die FSK:12 sollte man hier durchaus ernst nehmen - nicht weil es Schlimmes zu sehen gäbe, sondern weil es sehr viel um den Tod geht und selbst Erwachsene Mühe haben dem Plot zu folgen (lange habe ich nicht mehr soviele Rückfragen im Publikum gehört). Ansonsten für mich nicht das erwartete Meisterwerk, eher ein stiller, sehr idiosynkratischer und schwierig zugänglicher Film (zumindest im Vergleich zu Filmen wie Chihiro oder Prinzessin Mononoke). Aber natürlich sind die Bilder wieder toll und atemberaubend.


    The Wandering Earth 2: Wer da freiwillig ins Kino für geht, gehört mit der Kneifzange gepudert. Ein CGI-Massaker, dass nur noch den absoluten dünnen Rahmen mit der Vorlage zu tun hat, und in dem chinesische Propaganda gefeiert wird, gegen die Rambo 2 ein stilles unideologisches Drama über den Vietnamkrieg ist. Brrrr, ein Machwerk, noch viel schlechter als der erste Teil (und der war schon brr.).


    Perfect Days: Ich musste wohl 48 werden, damit Wenders mich endlich mal wieder erreicht. Viele seiner Filme finde ich eher bemüht als poetisch, manchmal gelingen ihm aber wirklich beeindruckende Bilder und zwischenmenschliche Tiefen (wie etwa in Bis ans Ende der Welt). Hier aber hat er mich wirklich voll erwischt: Die Geschichte eines Toilettenreinigers in Tokio, der mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, ist nicht nur im Ozustil gefilmt, sondern genauso emotional berührend wie die Filme des japanischen Altmeisters, auch wenn man bis zum Schluss nicht viel über diesen anrührenden Protagonisten erfährt. Ein leiser, sehr schöner, vielschichtiger Film.


    Zu Dunki, dem neuen Film mit Shah Rukh Khan dann nach Weihnachten mehr. Vorab noch der Weihnachtstipp: Die Lichtburg in Essen zeigt an Heiligabend um 11 Uhr "Die Geister die ich rief" mit Bill Murray. Da spricht er zwar wie Bruce Willis, aber sonst spricht gar nichts gegen diese wunderbare, freche Adaption der Weihnachtsgeschichte, und im größten Kino Deutschlands wird das hoffentlich ein großes Weihnachtserlebnis.

  • Mal wieder mal im UCI Bochum. War am späten Freitag Nachmittag arg voll im Ruhrpark, aber die Snackkassen im neuen Foyer waren erstaunlich flott. Die Anstellschlangen waren ungewohnt kurz. Schade nur, dass die Sitzplätze im Foyer jetzt alles Tischplätze sind und eher überschaubar wenig und etwas zusammengedrängt. Die schwarzen Ledersessel waren da gemütlicher, wenn man die Wartezeit zwischen zwei Filmen entspannt überbrücken will.


    Milli Vanilli : Eigentlich wenig erwartet, vor allem von Herrn Schweighöfer. Allerdings empfand ich den Film erstaunlich kurzweilig. Lag eventuell auch an der Erzählform in Rückblicken, so dass der angenehm episodenhaft wirkte und sich auf die aussagekräftigen Kapitel des Lebens von Rob und Fab konzentrieren konnte. Richtig viel Tiefgang hat der Film allerdings nicht. Die Zwischentöne sind da, musste ich teilweise aber suchen. Im ersten Linie wollte der wohl nur unterhalten und das hat der geschafft. Gut fand ich, dass die Tragik am Ende nicht mit voller Kamera draufgehalten ausgeschlachtet wurde, sondern durch eine sehr passende Sequenz dargestellt war. Kann man sich anschauen, umso mehr, wenn man die Zeit selbst miterlebt hat und etliches wiedererkennt.


    Die Wandernde Erde 2 : Mit seiner argen Überlänge war der einfach zu lang. Nach 90 Minuten auf die Uhr geschaut und mich gefragt, ob und wie ich die nochmal kommenden knapp 90 Minuten aushalten soll. Die Story ist blanker Unsinn. Geschenkt. Ist eben ein SciFi-Film. Allerdings kam ich mit der Erzählform nicht klar. Da wird zwischen mehreren Personengruppen hin- und hergesprungen und mit keiner kann ich so recht was anfangen. Auch weil ich da keinerlei Vorgeschichte vermittelt bekomme und mir nicht recht klar wurde, warum die jetzt da sind, wo die sind und warum überhaupt.


    Stattdessen gibt es übles Foreshadowing. Einmal durch die Dialoge selbst, wenn davon geredet wird, was gar nicht stattfinden darf, um den Zeitplan einzuhalten. Dann ein fetter Timer als Kapiteltrenner eingeblendet wird, der die Zeit bis zu einem wichtigen Ereignis nennt und das Ereignis damit vorwegnimmt. Also weiss ich, was in x Minuten oder y Stunden passieren wird und die Handlung holt das in den kommenden Sequenzen dann nach bis zu diesem Ereignis. Wie soll so bitte Spannung aufgebaut werden?


    Zusätzlich wird arg viel per Off-Stimme erklärt oder in den Dialogen angesprochen, was ich da gerade sehe. Wenn ich das durch die gezeigten Bilder nicht verstehen kann und mir das beschrieben werden muss, dann stimmt was nicht mit den verwedeten Bildern für diese Szenen. Das machte die Handlung für mich arg zäh und schlicht langweilig. Auch weil die Kamera fast nur aus Schwenks und Drehungen durch den virtuellen CGI-Raum besteht, in dem ein paar echte Schauspieler agieren dürfen. Michael Bay hätte da seine Freude dran gehabt, nur fehlen hier seine vielen Parallax-Ebenen, welche die Leinwand mit Leben und Bewegung füllen. Da hatte wohl jemand einen vollautomatischen, ferngesteuerten und parametrisierbaren Kamerakran vor Greenscreen zur Verfügung, um Realelemente und CGI in der Postproduction kombinieren zu können.


    Die CGI-Effekte sehen teilweise gut aus, teilweise fehlte denen aber auch die Substanz und das Gewicht, um für mich glaubwürdig zu sein. Meistens waren die aber auch einfach nur langweilig, weil in Summe eher unspektakulär. Da schaue ich mir lieber nochmal in Dune 1 an, wie die Landekufen des Raumschiffs nachwippen. Hier war eher Masse statt Detailliebe zu sehen. Und in Sachen Musikuntermalung wird mal wieder das ganz grosse Orchester aus dem Synthie aufgefahren. Oftmals übertrieben bis unauffällig, sind mir da keinerlei Melodien von in Erinnerung geblieben. Synchro ist ok bis gut, ich musste nur auf Walter White als chinesischen Weltregierungsbeamten zurecht kommen - da wollte die Akkustik nicht zur Optik passen und ich hatte immer ein falsches Charakterbild im Kopf.


    Ne, das war mal so gar nix. Mit knapp drei Stunden viel zu lang. Mies erzählt. Falsche Bilder dazu gewählt. Ohne Spannungsbogen und ohne Handlung, die mich bewegt oder interessiert hätte. Die Erzählstruktur war echt übel und diese Handlungsspoiler durch die Kapitelbetitelungen haben mir dann den Rest gegeben. Wenn ich den auf Netflix eingeschaltet hätte, ich hätte nach 30 Minuten wieder ausgemacht oder den nur noch nebenbei laufen lassen. Lief wohl eh nur einen einzigen Tag im UCI. Zum Glück.

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  • Doppel-Kurzeindruck vom Sonntag-Nachmittag zu doppelte Dosis Zeichentrickfilm ...


    Der Junge und der Reiher : Gegen Studio Ghibli und Altmeister Hayao Miyazaki darf man in Animi-Kreisen sowieso nichts sagen. Das muss man gut finden. Würde ich gerne auch. Auf dem rein künstlerisch-technischen Niveau hat mich der Film im Genre seiner Machart voll überzeugt. Auch wenn ich anfangs etwas zu viel an Heidi denken musste. Sorry für den banalen Vergleich eines Halb-Wissenden dieser Kunstform. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Handlung nur teilweise auf einer logischen Weise verstanden habe. Das war arg fantasievoll, um es positiv zu formulieren. Sicher stecken da eine ganze Menge Aussagen in allen unbeachteten Details. Nur leider hat mich die Geschichte über weite Strecken eher gelangweilt. Prinzessin Mononoke hat mich mehr gefesselt. Das hier war mir zu sehr Kunst.


    Raus aus dem Teich : Illumination bringt einen rasanten Animationsfilms ins Kino. Der Trailer hat mich vom Humor angesprochen, weil der auch mal ein wenig böser und anarchisch sein darf. Über Strecken war der Film dann allerdings eher brav, sehr familienfreundlich und von der Story recht gradlinig. Im Vordergrund stehen klar die Tiere, während alle Menschen-Charaktere kaum beleuchtet werden und arg skizzenhaft in ihren Motivationen bleiben. Die tragenden Aussagen sind alle nicht neu und lassen Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Mut und Wagnis hochleben. Als Vorfilm gab es die Minions und Vector, um die 90 Minuten voll zu machen. War insgesamt alles ok, ich hatte etwas mehr erwartet aufgrund der Trailer-Gags.

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  • Wir haben Der Junge und der Reiher gestern gesehen. Der Film hat uns sehr gefallen und wir werden jetzt erstmal alle Ghibli Filme nachholen. Bisher kannte ich nur Prinzessin Mononoke und meine Freundin keine der Ghibli Filme.


    Ja, der Film wurde sehr fantasievoll erzählt, was ich auch erwartet habe. Es waren tolle Wesen dabei. Am liebsten wäre ich noch tiefer in dieser Welt versunken.

    Die zugrundeliegende Handlung fand ich eigentlich recht eindeutig.

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  • Da aktuell recht wenig Filme laufen, die mich 100% interessieren, habe ich zwei "könnten ganz ok für mich sein"-Kandidaten angeschaut ...


    Wo die Lüge hinfällt : Romantik-Comedy, also eigentlich nicht mein bevorzugtes Genres. Der Trailer hatte allerdings einen schönen-bissig-trockenen-schwarzen Humor und deshalb angeschaut. War wie erwartet sehr oberflächlich. Über die Logiklöcher sollte man lieber nicht nachdenken. Die Story war dann doch recht konstruiert und stand sich teils selbst im Weg, einen Spannungsbogen zu erzeugen. Der Humorlevel war ok, hätte ich aber gerne noch bissiger-trockener gehabt. Einige gute Lacher dabeigewesen. Für Fans des Genres, die eher seichte Unterhaltung suchen, sicherlich empfehlenswert und schnell wieder vergessen.


    Next Goal wins : Typischer Underdog-Team-Sportfilm. Fremde Kultur, exotische Schauplätze, basierend auf einer echten aber dramatisierten Geschichte. Alle Zutaten, die man in einem solchen Film erwartet, habe ich hier wiedergefunden. In ganz wenigen Szenen wird eine gewisse Tiefe und Bedeutungsschwere angedeutet, aber ganz schnell wieder durch den nächsten Situations-Slapstick-Gag gebrochen, um durchgehend unterhalten zu können. Einige echt böse Humorszenen drin. Hat mir gefallen. Kann man weggucken, macht zeitweise sogar echt Laune, geht aber in der Masse an solchen Filmen eher unten und ist für mich ebenso schnell wieder vergessen.


    Somit zwei Fastfood-Filme gesehen. Schmecken durchaus für den Augenblick, machen nur nicht nachhaltig satt.

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  • Hat wirklich noch niemand etwas über Poor Things geschrieben? Ein grandioser Spaß für Erwachsene (die FSK 16 ist verdient), eigentlich ein One-Gag-Movie (Frau mit dem Gehirn eines Kindes erkundet die Welt), aber zum einen ist das eine wunderbar surrealistische Postkarten-Dieselpunk-Welt, zum anderen ist der Film in einem Ausmaß Sex positive wie ich das im US-Kino seit 50 Jahren nicht mehr gesehen habe. Und alle spielen mit einer Freude, dass man es kaum glauben mag. Wenn man etwas von Willem Dafoes bester Rolle sprechen möchte, trotz der eigenen Konkurrenz in den letzten Jahren, so sagt das ja schon einiges aus. Emma Stone hingegen ist gleichermaßen furchtlos und unfehlbar in ihrer Rolle. Vor allem aber ist die ganze Veranstaltung sehr sehr komisch. Die 140 Minuten vergehen wie im Flug, da verzeiht man auch das etwas zerfasernde Ende.

  • Ach ja, die Oscarnominierungen sind ja auch draußen. Schräge, sehr schräge Entscheidungen. Bei Greta Gerwigs Nicht-Nominierung kann man sich jetzt schon fragen, ob das mehr damit zu tun hatte, dass sie eine Frau ist, oder ob es an dem generellen Nichthonorieren kommerziell erfolgreicher Komödien seitens der Regisseur:innen Hollywoods liegt. In der Kategorie "Bester Film" tummeln sich wieder die üblichen Indies, die niemand im Kino gesehen hat, ein Scorsese, drei kommerzielle Hits mit Anspruch und ein Feel-Good-Movie (The Holdovers, wobei ich hoffe/glaube, dass der zu schwach war, um ein Green Book hinzulegen). Klarer Favorit ist Oppenheimer, aber das heißt ja heutzutage nicht viel, man darf gespannt sein, ob der Backlash wegen Barbie da jetzt irgendwelche Auswirkungen hat, die man jetzt noch nicht absehen kann. In der Regie wird es spannend, Lanthimos als Außenseiter und Scorsese versus Nolan hat man auch nicht alle Tage (wobei es halt schlicht nicht Scorseses bester Film ist). Wenn der beste Schauspieler nicht an Cilian Murphy geht weiß ich es auch nicht mehr, ebenso ist Lily Gladstone wohl gesetzt, und auch Robert Downey Jr. wird die Trophäe in die Hand nehmen. Weibliche Nebenrolle ist die eine Kategorie, die Barbie in den Hauptkategorien gewinnen wird.


    Trotzdem wie immer bleibe ich gespannt auf die Verleihung, und diesmal geht es ja schon um Mitternacht los, yay!

  • Ich interessiere mich für die Oscars dieses Jahr – wie schon gesagt – hauptsächlich wegen Sandra Hüller. Über deren Nominierung freue ich mich also sehr und ich war erstaunt, in wie vielen Kategorien ihre beiden Filme vertreten sind. Sowohl Anatomy of a Fall wie auch The Zone of Interest kommen auf 5 Nominierungen, wenn ich mich nicht verzählt habe.

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  • Ich interessiere mich für die Oscars dieses Jahr – wie schon gesagt – hauptsächlich wegen Sandra Hüller. Über deren Nominierung freue ich mich also sehr und ich war erstaunt, in wie vielen Kategorien ihre beiden Filme vertreten sind. Sowohl Anatomy of a Fall wie auch The Zone of Interest kommen auf 5 Nominierungen, wenn ich mich nicht verzählt habe.

    Gib der Academy ein Holocaust-Drama und sie wird es nominieren. Ich hab den Film sehen können (Kinostart ist Ende Februar) und war trotz der schauspielerischen Leistungen von Hüller und ihrem Film-Ehemann wenig angetan. Grundsätzlich hat man sicher gut daran getan, die furchtbare Liebesgeschichte des Buchs rauszulassen, aber irgendwie habe ich mich massiv unwohl damit gefühlt, das Leben des reichen Lagerkommandanten und seiner Familie mit dieser unendlichen Banalität des Grauens in edle Bilder zu gießen. Es erinnert mich an Rivettes bittere Anklage gegen die Stacheldrahtszene in Kapo: Hier ist ziemlich viel filmisches Showing off drin, was für mich nicht zum Thema passt.

    Also kurzgesagt: Ich gönne Anatomie eines Falls jeden Preis den er kriegt (bin gespannt welche es werden), aber Zone of Interest finde ich hochgradig schwierig. Und beim internationalen Film gibt es da auch klar bessere Alternativen.

  • Also kurzgesagt: Ich gönne Anatomie eines Falls jeden Preis den er kriegt (bin gespannt welche es werden), aber Zone of Interest finde ich hochgradig schwierig. Und beim internationalen Film gibt es da auch klar bessere Alternativen.

    Wieso ist Anatomie eines Falls eigentlich für den Besten Film nicht aber für den Internationalen Film nominiert? Hat das was damit zu tun, wie die Filme eingereicht werden müssen?

  • Weil Frankreich lieber "Der Geschmack der Dinge" als seinen Kandidaten eingereicht hat. Das hat dort eine ziemliche Kontroverse ausgelöst, denn dem nationalen Kommittee wird vorgeworfen man habe Anatomie absichtlich ignoriert, weil die Regisseurin sich in Cannes gegen Macrons Rentenreform ausgesprochen hatte. In jedem Fall - wie so oft bei solchen Vorgängen - ist dann Der Geschmack der Dinge (Kostümfilm mit Juliette Binoche vom Arthouse-Regisseur Tranh Anh Hung) gar nicht erst ins Oscarrennen gegangen.

  • Am Mittwoch nachgeholt im UCI Bochum ...


    Priscilla : Eine Biographie über die Frau von Elvis. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Denn Priscilla Beaulieu wird im Alter von 14 Jahren der Sänger und in Deutschland stationierter Soldat Elvis Aaron Presley vorgestellt. Elvis will nur reden und Priscilla himmelt zunächst eingeschüchtert und später isoliert den 10 Jahre älteren Mann an.


    In den knapp zwei Stunden passiert recht wenig was ich spektakulär oder aufregend nennen könnte. Der Film bleibt bei der Perspektive von Priscilla, die nur über "das Mädchen von Elvis" definiert und gesehen wird. Die Langeweile und auch Einsamkeit von Priscilla vermittelt der Film gut. Die schwierige und selbstbezogene Person von Elvis erleben wir nur in kurzen Sequenzen und selbst da nur in Wortfetzen oder scheinbar abgemildert. Priscilla bleibt "sein Mädchen" mit Betonung auf "sein", die bereit und für ihn zur Verfügung stehen und nicht stören soll. Sehr toxisch das alles hinter der netten Fassade, wenn man auf die Zwischentöne achtet.


    Das eigentliche Problem war für mich, dass das Leben von Priscilla nichts zu bieten hatte, was ich mir knapp zwei Stunden anschauen wollte. Streichen wir Elvis weg, bleibt da nichts übrig. Alleine das könnte schon ein warnendes Drama für sich sein, forderte aber mein Sitzfleisch, diese Nicht-Spannung auszuhalten.


    Beekeeper : Jason Statham wandelt scheinbar auf den Spuren von John Wick, blieb für mich aber ein B-Movie. Als Special-Typ erleben wir ihn auf einen Rachefeldzug gegen Cyberkriminelle, die alte Leute um ihre Ersparnisse bringen. Da ist der Actionfilm zeitnah an der Realität, wenn auch das Callcenter nicht in Indien sitzt und arg übertrieben seine Scam-Show abzieht. Der Moralkompass blieb für mich uneindeutig. Mal verschont er Leute, dann nimmt er deren Tod hin.


    Die Story nimmt dann aufgrund der gezeigten Umstände noch Pfad auf und dafür reicht ein aufklärender Kameraschwenk. Ansonsten wird viel über Bienen und Bienenstöcke und so geredet, während sich Herr Statham als unaufhaltsame Macht durch seine Mission kämpft. Als plumper Actionfilm durchaus ok, nur wäre John Wick dann die bessere Wahl auf allen filmischen Ebenen. Was für Fans von Jason Statham und ansonsten für mich schnell wieder vergessen im 08/15-Direct-to-DVD-Qualitätsumfeld.

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  • Archibald Tuttle : Danke für den Tipp. Stand eh schon weit oben auf meiner Must-Watch-List. Heute dann "Poor Things" im UCI Bochum gesehen, nachdem ich am Samstag leicht entnervt nach erfolgloser Parkplatzsuche wieder nach Hause gefahren bin und mir erneut ins Gedächtnis gerufen habe, den mehr als überlaufenden Ruhrpark am frühen Samstagnachmittag schlicht zu meiden.


    Poor Things : Für mich ungewohnt experimentel vom Filmformat und den verwendeten Kamera-Objektiven, sofern das nicht in der digitalen Nachbearbeitung umgebogen wurde. Von der Handlung und den gezeigten Schauwerten erfrischend offenherzig bis überspitzt grotesk. Teilweise in meiner Wahrnehmung ins künstlerische abgleitend. Erinnerte mich vom Anspruch irgendwie an The Green Knight, wenn eventuell auch nur auf einer Ebene, die ich kaum vermitteln kann. Schauspielerisch schlicht brilliant, auch weil ich keine Schauspieler wahrgenommen habe (wie noch bei Napoleon), sondern agierende glaubhafte Personen. Vom filmischen Inhalt durchaus diskussionswürdig und aneckend, aber brav und bieder wäre auch langweilig gewesen und das war der Film für mich gewiss nicht. Und auch wenn der in einer Phase fast schon monothematisch wird, so ist das auch nur eine Phase, um sich dann thematisch wieder zu öffnen. Da war fast schon zu viel drin, um das alles in seinen Nuancen beim ersten Kinobesuch zu erfassen. Whow.


    The Holdovers : Stilistisch und optisch wie ein Film vergangener Jahrzehnte, aber inhaltlich zeitlos, weil die Interaktionen und Beziehungen in besonderen Situationen im Vordergrund stehen. Da waren ganz viele kleine liebevolle Details drin, die den Film scheinbar authentisch für mich machten. Achtet mal auf den händisch anmutenden Kamerazoom in die Totale (bitte korrigieren, wenn ich da Fachbegriffe falsch verwende), inklusive dem kleinen Wackler. Vom Trailer habe ich eine Art The Breakfast Club im Weihnachtsumfeld erwartet, letztendlich ein melancholisch-nachdenkliches Drama bekommen, das aber durchaus seine witzigen Momente hatte. Niveauvoll erzählt und mit ganz viel Retro-Charme von Filmen, die heute so nicht mehr gedreht werden. Ebenfalls meine Empfehlung, wer Kino fernab der vordergründigen Actionkost sucht.

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  • Drei Highlights auf den FFF-White Nights gehabt:


    Dream Scenario:

    Startet im März. Nic Cage mal wieder zum Niederknien gut, als biederer Professor, der den Menschen plötzlich im Traum erscheint. Tolle Parabel auf Social Media, Viralität und Cancel Culture.


    The Last Stop in Yuma County:

    Eine Tankstelle im Nirgendwo, leere Zapfsäulen, ein verspäteter Tanklaster und immer mehr schräge Charaktere, die so im angrenzenden Diner landen.

    Großartiger Thriller, der wie eine Hommage an Tarantino und die Coens wirkt.

    Außerdem gibt es hier das beste T-Shirt-Kostüm des Jahres.


    Night Watch 2:

    30 Jahre nachdem Martin und Jens in der Forensik einen Serienmörder gestoppt haben, nimmt Martins Tochter denselben Job an und geht den damaligen Geschehnissen auf den Grund.

    Bornedals Film funktioniert als Thriller nicht ganz so gut wie der Klassiker von '95, vor allem das Ende ist etwas einfallslos und ich wusste recht schnell, was passiert, aber als Fortsetzung ist der Streifen super und man freut sich zu erfahren, was aus den alten, liebgewonnenen Charakteren geworden ist.

  • Zwei Filme aus der zweiten Reihe der Unbeachtung im UCI Bochum gesehen ...


    Das Erwachen der Jägerin : Als packendes Spannungskino angepriesen, war ich froh, im Vorfeld fast nichts über dem Film gehört oder gelesen zu haben. Denn so war ich dann wirklich überrascht, wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Die ruhigen Momente und Landschaftsaufnahmen und die insgesamt unaufgeregte Machart haben mir gefallen. Fast schon ein Slow-Burner der guten Art, weil sich der Film seine Zeit nimmt. Allerdings hätte hintenraus dann noch so viel mehr erzählt werden können. Da ging es dann in der gefühlt letzten halben Stunde arg schnell und mit einigen zu vielen Zufällen, um die Story voranzutreiben. Aber andere Versionen der Story wären auch arg langweilig gewesen. Durchaus sehenswert, wer nicht zu viel Action erwartet und eher auf Sozialdramen mit Thriller-Kompenenten steht.

    The Palace : Roman Polanski führt eine Ensemble-Komödie mit alternden Schauspielstars auf. Schauplatz ist ein Nobelhotel in den Schweizer Alpen. Es war für mich zwar durchaus amüsant anzusehen, wie Oliver Masucci als Hoteldirektor versucht, an allen Orten gleichzeitig zu sein, um es ja auch allen Gästen recht zu machen. Aber das war dann doch irgendwie arg platt und nutze sich schnell ab - von der Optik und von den Charakteren und den Gags. Das wirkte so prickelnd wie eine abgestandene Weinschorle und hatte wenig von dem, für das Kino gedacht ist. Wäre als SAT1-Eigenproduktion wohl besser aufgehoben gewesen. Selten so gleichgültig einem Film gegenüber gewesen.

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  • Gestern zwei "geht so"-Filme geguckt, einer mit Tendenz Daumen runter, einer mit Tendenz Daumen Rauf:


    Wo die Lüge hinfällt : RomCom, betont auf sexy getrimmt, in den USA R-rated, hierzulande FSK 0 (was mal wieder zeigt, wie verklemmt das Rating-System drüben ist). Eigentlich eine nette RomCom mit sehr witzigen Einzelszenen, allerdings konnte ich dem Hauptdarsteller kaum in die Augen schauen - weil sie winzig sind. Nein, im Ernst, der Mann hat die kleinsten Augen, die ich je bei einem Schauspieler gesehen habe. Total irritierend, denn Augen sind doch ein wichtiges Werkzeug für Schauspieler, und die kann er hier so gar nicht nutzen. Ansonsten sind die Shakespeare-Anleihen (die durch eingeblendete Dialogzeilen aus Much ado about nothing immer wieder hervorgehoben werden) eher lächerlich, und das Setting unter Reichen und Schönen in Sydney kommt mir nicht nur mega-oberflächlich, sondern auch total anachronistisch vor - man will diese Leute eigentlich durchgängig anbrüllen und fragen, ob das jetzt wirklich ihre Probleme sind. Aber immerhin, als harmloses Date-Movie mit attraktiven Darstellerinnen funktioniert der Film durchaus, was man von den meisten RomComs der letzten Jahre nicht sagen konnte.


    Argylle : Matthew Vaughn wieder im Kingsman-Modus, diesmal mit einer wunderschönen Bryce Dallas Howard, die für die Rolle locker 20 Kilo zugenommen hat und trotzdem absolut bezaubernde Actionszenen hinlegt. Wer für diese Einzelszenen kommt, wird nicht enttäuscht werden, die zwei bekanntesten Szenen aus Kingsman werden hier mindestens erreicht, wenn nicht sogar übertroffen. Plottechnisch ist es eine Agentenparodie ohne Humor, als würde man Austin Powers ohne Dialoge sehen, und gleichzeitig transformiert der Film zur Mitte hin in eine unerwartete RomCom - wäre er als solche beworden worden, hätte er vielleicht mehr Erfolg an den US-Kassen gehabt (er ist zumindest am Startwochenende fies baden gegangen). Die im Trailer so irritierend häufig gezeigte Katze hat jedenfalls kaum Relevanz nach der ersten Stunde (zum Glück). Ansonsten ist Vaughn einer der wenigen Regisseure, die die Künstlichkeit von CGI bewusst umarmen und gar nicht erst versuchen, Szenen realistisch aussehen zu lassen - das ist hier alles poppig-bunter Comicstil. Warum dann trotzdem nur "geht so"? Weil der Plot glaubt er wäre unglaublich raffiniert - und dabei leider nur sehr einfältig ist. Wer die 4 großen Plottwists des Films nicht spätestens nach 30 Minuten erahnt, der hat noch nie einen Agentenfilm gesehen. Und das Ende verspricht dann MCU-mäßig gleich eine Fortsetzung, die komplett uninteressant klingt - nunja, bei dem Missverhältnis von Budget (200 Mio) und Einspiel (18,7 Mio am Startwochenende) wird die uns wohl erspart bleiben.

  • Archibald Tuttle

    Argylle sieht für mich tatsächlich verdächtig nach einem netten Streamingabend mit alkoholfreiem Bier, Chips und ausgeschaltetem Hirn aus, und darauf freue ich mich sogar irgendwie. Ich frage mich nur, warum sowas heutzutage für 200 Millionen produziert wird.

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

  • diesmal mit einer wunderschönen Bryce Dallas Howard, die für die Rolle locker 20 Kilo zugenommen hat

    Und ich dachte dazu wäre aus Frust auf Jurassic World-Debakel gekommen...

  • PalioDeMonte Weil Apple Anspruch mit Kommerz verbinden möchte und dachte, das finden sie bei Matthew Vaughn, und deshalb haben sie ihm Carte Blanche gegeben. Zudem fand die Produktion in Coronazeiten statt, was alles verteuert hat. Der Film ist offenkundig als Start einer eigenen Reihe mit Anleihen beim MVU (Matthew Vaughn Universe) gedacht, was er wohl nicht werden wird. Aber die Grundidee ist schon clever: Wir machen einen dezidiert auf ein weibliches Publikum ausgerichtetes Agent:innenfranchise auf, das sich irgendwo zwischen aktuellen Buchbestsellern für Frauen und deren Parodie bewegt. Parallel zum Film wurde ja auch das Buch um das es im Film geht veröffentlicht (und Gerüchte gestreut es sei von JK Rowling). Problem ist: Die Leute die solche Bücher kaufen gehen kaum noch ins Kino, und der Film konnte, ohne vorab Plotpoints zu verraten nicht sagen wie stark der RomCom-Anteil wirklich ist. So gehen jetzt eher die Kingsman-Fans rein und sind wahrscheinlich enttäuscht, weil der Film so gar nicht cool und lässig ist.


    PowerPlant Wir sind uns zwar einig, dass der letzte Jurassic World ziemlich drissig war (wenn auch besser als der davor), aber an den Kinokassen hat das nicht gestört, der war sehr erfolgreich. Ich glaube nicht, dass BDH da irgendwas negatives von mitgenommen hat. Ihr Gewicht spielt im Film tatsächlich eine Rolle, in aktuellen Interviews ist sie wieder deutlich dünner. Wobei ich finde, dass es ihr fantastisch steht.


    Huutini Schuldig im Sinne der Anklage. Aber: Es ist ein Plot Point des Films, und es ist so derart ungewohnt, dass eine Frau mit ein wenig Fleisch auf den Rippen derart positiv ins Bild gesetzt wird, dass ich mich zumindest über diese Body Positivity sehr gefreut habe. Sowas brauchen wir eigentlich viel öfter, um normale Körperbilder zu etablieren.