[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Meine Meinung: Es ist auch schwierig, auf Fallout noch einen drauf zu legen. Das ist schon ein unglaublich guter Actionfilm.

    Fallout war darüber hinaus auch dramaturgisch gut gemacht, mit einem überraschend emotionalen Finale. Ich glaub mein Hauptproblem ist einfach, dass sich die 160 Minuten hier über weite Strecken wie reine Exposition für den zweiten Teil anfühlen. Da frag ich mich dann schon, wie die Inder das bei ihren Filmen schaffen, dass die 90 Minuten vor der Pause über eine Spannungskurve verfügen und die 90 Minuten nach der Pause über eine zweite - so schwer ist das dramaturgisch ja nun nicht. Hier sind wir, wenn wir bei Aristoteles bleiben wollen, 120 Minuten des Films im klassischen Spannungsaufbaubogen mit Erklärung der Figuren, des Plots etc. - Akt 2 setzt dann zu kurz vor Schluss ein. Das war neulich bei Fast&Furious 10 schon nervig, hier ist es allemal besser umgesetzt, aber so für sich ist der Film dann halt nicht besonders rund. Oder kurz gesagt: Es wird einfach viel zu viel zu viel geredet (und nicht gezeigt) in diesem Film, ein bißchen so, als wäre damals Kill Bill Vol. 2 zuerst rausgekommen.


    Gleichzeitig bin ich mittlerweile viel zu negativ, der Film ist gute Unterhaltung auf dem Level von M:I 1 und 3 (und 1 sollte man vorher nochmal gucken, da gibt es erstaunlich viele Bezüge zu), nur waren Teil 4 bis 6 halt bisher immer noch eine Beibehaltung und sogar Steigerung der Qualität, und das ist der hier für sich genommen eben (noch) nicht.

    Das klingt doch trotzdem vielversprechend. Und gut zu wissen, dann gucken wir die 1 nochmal. Habe völlig vergessen, wie schön dieser Film gedreht ist!

  • . Sorry, aber Sand und Steine kenne ich schon seit Star Wars, dann dazu noch die Villeneuve Inszenierung, die ja immer irgendwie auf Valium ist, da penne ich dann halt schonmal ein.

    Tja, wenn die Stärken des Films nicht bei einem Ankommen, ist man mit Fast X vielleicht besser bedient. Ist ja auch legitim, ist gute Unterhaltung.

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

  • Steile These. Aber gut zu wissen, dass David Ehrlich, Richard Lawson und ich gleich wenig Ahnung vom Fach haben.

    🙂

    Auch Filmkenner können sich ja irren. Und David ehrlich überrascht mich da wenig, der ist gerne Mal edgy. Wer so etwas Manieriertes wie Schraders Mishima gleichberechtigt neben ikiru auf seine Lieblingsfilmliste setzt sollte was bombastisch und oberflächlich betrifft lieber leise sein.

    Natürlich ist Dune bombastisch oberflächlich. Also der Stoff, nicht unbedingt die Verfilmung. Wie eigentlich immer, wenn es um das Messias-Topos geht. Ändert nichts daran, dass Villeneuve m.E. was interessantes draus macht...

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

  • Natürlich ist Dune bombastisch oberflächlich. Also der Stoff, nicht unbedingt die Verfilmung. Wie eigentlich immer, wenn es um das Messias-Topos geht. Ändert nichts daran, dass Villeneuve m.E. was interessantes draus macht...

    Ich denke bei einer so alten und bekannten Buchreihe braucht es keine Spoiler-Tags, aber: was Herbert mit dem Mesias-Topos macht, ist ja nun alles andere als bombastisch oberflächlich.

  • [...] Wenn man das 1 Buch von Dune nicht gelesen hat sind viele Bedeutungen hoffnungslos untergegangen. Yuehs Verrat an der Familie Atreides z.B. oder was die Wasserknappheit auf Arrakis wirklich beteutet für die Einheimischen. [...]

    Leider ja. Allerdings wurde ich durch genialen Tech Porn entschädigt auf der IMAX-Leinwand. Noch nie habe ich Landekufen, so majestätisch in Zeitlupe zelebriert, im festgestampften Wüstensand sanft nachfedern sehen von der Hydraulik. Die benutzte Technik hab ich denen abgekauft in Design und Funktion. Gerne mehr davon im Teil 2. Und auch gerne mehr Hintergrundinfos vermittelt, ohne auf Texttafeln oder Erzählerstimme zurückgreifen zu müssen.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Heute als Preview, ab morgen regulär im Programm. Es handelt sich um einen Zweiteiler, der nochmal viele Figuren der Serie zusammenbringt und zumindest vorab als "Finale" angekündigt wurde, was ja bekanntlich keinen Pfifferling wert ist. Da die Produktion durch Corona sauteuer wurde beschloss man mittendrin einen Zweiteiler draus zu machen, und das merkt man den ersten, sehr in die Breite getretenen 160 Minuten leider auch an.

    Erst mal danke für die Erklärung.

    Ich habe jetzt auch mal bei Wikipedia nachgelesen. Dort steht nichts davon, dass man erst durch Corona einen Zweiteiler beschlossen hat, sondern dass von vornherein geplant war, MI7 und MI8 zusammen abzudrehen:

    Zitat

    Nach dem finanziellen Erfolg von Mission: Impossible – Fallout trafen sich Hauptdarsteller Tom Cruise und Regisseur Christopher McQuarrie noch im Jahr 2018 mit dem damaligen Paramount-CEO Jim Gianopulos in London, um ihm Ideen für zwei weitere Mission-Impossible-Filme zu pitchen. Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch keine Drehbücher geschrieben waren, konnte Paramount von den Fortsetzungen überzeugt werden.[2] Daraufhin wurden Mission: Impossible 7 und Mission: Impossible 8 mit Regisseur McQuarrie und Ethan-Hunt-Darsteller Cruise im Januar 2019 vom Filmstudio offiziell angekündigt.[3] Als Grund für die Produktion von gleich zwei Fortsetzungen wurde die Ambition von McQuarrie genannt, jeder Figur einen persönlichen Handlungsbogen zu geben, was zu viel für einen einzelnen Film gewesen wäre.

    Ich werde dann vermutlich ein Jahr warten und schauen, ob ich dann irgendwo ein Double Feature mit MI7 und MI8 finde. Ich bin nicht so der Freund von offenen Handlungsbögen bzw. Cliffhangern. :)

    Mir persönlich gefiel übrigens MI4 Phantom Protokoll bisher am besten - ohne dass ich jetzt genau begründen könnte, weshalb das so ist. Letztendlich sind das aber nur Nuancen.

  • Da gibt es jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder ich erinnere mich falsch, oder das ist das übliche "war immer schon so geplant"-PR von Hollywoodstudios. Was in jedem Fall stimmt: Das Drehbuch war auch bei Drehbeginn noch nicht fertig und ist in der Produktion massiv angepasst worden, je nachdem was man wo noch drehen konnte. Aber das gilt für fast alle Covid-Produktionen.

  • Indy 5 hat ja durchaus seine Fans und bekam vor Cannes in Test-Screenings absolute Bestnoten (weshalb Disney ihn ja in Cannes platziert hat). Und er ist sicher mehr traditionelles Erzählkino als M:I 7 (seien wir Mal ehrlich, so furchtbar wichtig ist die eigentliche Handlung in diesen Filmen nunmal nicht).


    Was mich allerdings wirklich interessiert ist warum man (in m:I 7)


    Bin gespannt was andere dazu sagen.

  • Ganz ehrlich: Ich habe bei MI nach 10 Minuten einfach alles ausgeblendet, was mit der "Story" zu tun hat, weil ich mich sonst dauernd nur noch am Wundern gewesen wäre.
    ;)

  • What?? Kann ich auch 0 nachvollziehen.


    Ich wäre dir aber dankbar, wenn du schreiben könntest: "Spoiler zu Mission Impossible" oder so, wenn du 2 Filme besprichst..ich dachte, es geht um Indy, wo mich ein Spoiler gar nicht gestört hätte...

  • Was mich allerdings wirklich interessiert ist warum man (in m:I 7)


    Bin gespannt was andere dazu sagen.

    Ich empfand es

  • Mit den kombinierten Streiks kommt jetzt dann die Zeit mit weniger Kinotips...

    Naja, das wird sich erst 2025 wirklich auswirken. Bei den Studios liegen angeblich immer noch Filme herum, die vor Corona schon mehr oder weniger fertiggedreht waren und durch eine ebenfalls verzögerte Post-production liegen geblieben sind. Ob das dann noch Tipps sind, steht auf einem anderen Blatt. Das ist einer der Gründe warum die Studios dem Streik noch Recht entspannt gegenüber stehen: Das Archiv ist noch voll, und Steuerabschreibung per Flop ist ein weitgehend valides Konzept für Entertainment-Konzerne.


    Viel problematischer sind Serien. Beim letzten Streik führte das dazu, dass quasi alle scripted-Serien durch scripted reality/Doku-Soaps ersetzt wurden, was den langjährigen Erfolg dieser Formate begründete.

  • Beim letzten Streik führte das dazu, dass quasi alle scripted-Serien durch scripted reality/Doku-Soaps ersetzt wurden, was den langjährigen Erfolg dieser Formate begründete.

    Korrigiere mich, wenn ich da falsch liege, aber beim letzten Streik gab es auch weniger Solidarität der anderen Gewerkschaften, oder? Ich dachte, dass aktuell die meisten die Picket Lines respektieren und daher weniger weiter produziert werden kann als 2007.

  • Korrigiere mich, wenn ich da falsch liege, aber beim letzten Streik gab es auch weniger Solidarität der anderen Gewerkschaften, oder? Ich dachte, dass aktuell die meisten die Picket Lines respektieren und daher weniger weiter produziert werden kann als 2007.

    2007 streikten nur die Drehbuchautor:innen, und du hast Recht, der ging ziemlich baden, insoweit hatte ich den gerade nicht auf der Kette. Mit ging es um den Streik von 1987, der damals katastrophale Auswirkungen auf die Serienproduktion in der USA und langfristig auch auf die Filmproduktion hatte (88/89 dürften die Jahre mit vielen der ältesten je in Hollywood verfilmten Bücher gewesen sein, ein Faktum, dem wir u.a. Stirb langsam zu verdanken haben). Damals entstand dann das, was in den 1990ern als scripted reality endgültig den Siegeszug durchs Fernsehen antrat.

  • Ich muss mich korrigieren. Der Streik umfasst neben Filmmarketing auch Voice Acting und ADR, also nachträglich aufgenommene Dialoge. Das bedeutet: Was jetzt in der Post noch nicht tonal fertig ist wird verschoben werden müssen (oder man hört plötzlich mehr Direktton). Das allerdings könnte auch für 2024 schon sehr spannende Auswirkungen haben, wenn der Streik länger als August läuft.


    (1987 waren ADR und Voice Acting noch ausdrücklich vom Streik ausgenommen, was damals dazu führte, dass mehrere Animes in die US-Kinos kamen und das Genre so bekannt machten).

  • Für Voice Acting und ADR einfach aktuelle AI-Routinen nehmen. Was bei "Meister Eder und sein Pumuckl" scheinbar funktioniert, sollte doch auch bei Hollywood-Produktionen machbar sein, oder? <X

    Meine Meinung: Ich bin für faire Bezahlung für alle Beteiligten. Wenn ordentlich Kasse gemacht wird, sollte nicht nur das Management und die Aktionäre verdienen. Wenn dazu ein Streik nötig ist, verzichte ich gerne auf neue Filme und nehme Verzögerungen hin.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()

  • ...die üblichen nachdrehs stehen noch aus, alle stunts und Handlungsszenen sind wohl fertig. Was jetzt noch gedreht wird ist das was im Schnitt noch fehlt, also Gegenschüsse, außenaufnahmen etc. Anders wäre es auch schlecht möglich, ihn bereits im nächsten Sommer ins Kino zu bringen. Aber stimmt schon, wenn der Streik andauert wird das schwierig.

  • Der Streik hat jetzt auch schon Auswirkungen auf die US-Regierung:

    Schauspielerstreik in den USA: Nächste "Mondlandung" auf unbestimmte Zeit verschoben
    Los Angeles, Washington (dpo) - Nach dem Beginn der Schauspielerstreiks in Hollywood müssen zahlreiche Produktionen unterbrochen oder eingestellt werd
    www.der-postillon.com

  • Indiana Jones 5 : Ich muss es leider so sagen, Harrison Ford ist ein alter Mann. Das wäre völlig ok, nur wird er hier in ein Abenteuer-Spektakel geworfen, das bemüht so um in herum geschrieben wurde, dass sein Alter nicht so auffällt. Alle Action habe ich schon irgendwo mal schon rasanter gesehen. Das von mir erhoffte Abenteuer und die Rätsel kamen dabei arg kurz. Eigentlich macht der Film herzlich wenig mit dem Thema, was hier aufgegriffen wird. Trotzdem ein sehenswertes Ende, das bei mir allerdings vor allem durch die nostalgisch verklärte Trilogie lebt, als es damals wenig andere imposante Abenteurer auf der grossen Leinwand gab und Indiana Jones noch besonders war.


    Die Unschärferelation der Liebe : Den männlichen Hauptdarsteller hatte ich zu flüchtig mit Joachim Król verwechselt, dessen schnoddrig-ehrliche Ruhrgebietsschnauze ich einfach mag. Nun gut, Burghart Klaußner spielt auch gut, kommt aber in dem Film sowieso kaum zu Wort. Weil 95% der Laufzeit quasselt Caroline Peters. Eine Bühnenstückverfilmung. Punkt. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Charmant in Details bis anstrengend über die Strecke, weil es kaum Ruhephasen gibt. Und plötzlich ist der Film vorbei. Nur eigentlich braucht es dafür kein Kino.

    Mein fabelhaftes Verbrechen
    : Eine sehr überdreht gespielte Screwball-Komödie, bei der ich allerdings nur vereinzelnd schmunzeln konnte. Manche Situationskomik oder Wortwitze waren schon arg flach und klangen ein wenig wie die guten alten Rainer Brandt Dialoge. Dem gegenüber steht die ernste und immer noch aktuelle Thematik des Film, die ins Jahr 1935 verlegt und in dessen Umfeld dort aufgegriffen wird. Sehr dialoglastig, basiert der Film doch auf ein mir unbekanntes Theaterstück. Das wurde mir dann irgendwann etwas anstrengend, zumal kein Ende abzusehen ist, obwohl der Film nur 104 Minuten Laufzeit hat.


    Mission: Impossible - Dead Reckoning - Teil Eins : Popcorn-Action-Kino mit Tom Cruise. Wer die Trailer gesehen hat, kennt eigentlich schon die ganzen Höhepunkte des Films. Wer die Trailer noch nicht gesehen hat, bekommt die ganzen Höhepunkte im Schnelldurchlauf während der Titelsequenz präsentiert als Spoiler der nun kommenden 163 Minuten. Das hat mich schon in den Teilen davor genervt. Warum bitte macht man das? Wer ein Trinkspiel daraus machen soll und viel Spass haben will, trinkt bei jeder Nennung des Wortes "E _ _ _ _ Ä _". Und bitte das Hirn ausschalten, denn so manche Logiklöcher sind verdammt gross. Allerdings wäre mit Logik der ganze Film arg kurz. In Teilen sogar gewollt komödiantisch, ungewohnt für Mission Impossible.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Insgesamt fand ich den neuen M:I doch recht ernst. Da hat diese eine Action-Szene mit ihren aus der Situation witzigen Besonderheiten für mich herausgestochen. An die vorherigen M:I Filme erinnere ich mich kaum fernab der Stunts, da sind mir wenig andere Details in Erinnerung geblieben und besonders keine, die vergleichbar witzig war. Verfolgungsjagd in 2D?

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Insgesamt fand ich den neuen M:I doch recht ernst. Da hat diese eine Action-Szene mit ihren aus der Situation witzigen Besonderheiten für mich herausgestochen. An die vorherigen M:I Filme erinnere ich mich kaum fernab der Stunts, da sind mir wenig andere Details in Erinnerung geblieben und besonders keine, die vergleichbar witzig war. Verfolgungsjagd in 2D?

    Ethan verfolgt jemanden Böses, und Benji (Simon Pegg) leitet ihn via GPS. Er sagt "jetzt links" und Ethan springt 10m nach unten aufs nächste Dach, weil Benji vergessen hatte, die Ansicht von 2D auf 3D umzustellen. alles in allem schon witzig ;)


    Aber spannend, dass du sagst ungewohnt komödiantisch, aber dann sagst du erinnerst dich kaum.

    Einmal editiert, zuletzt von Nico ()

  • In meiner Erinnerung waren die M:I Filme vor allem durch ihre Stunts und dem Soundtrack im Gedächtnis geblieben. Wenn mich jemand fragen sollte, was ich an den Filmen mag, käme mir nicht in den Sinn zu sagen, dass ich die stellenweise witzig fand. So oder so haben die für mich die James Bond Filme in Sachen Action überholt und selbst die neuen 007 arg alt oder langweilig aussehen lassen. Da kamen eigentlich nur noch die Bourne-Filme dran und danach eben John Wick, wobei sich die mehr auf Kampf-Choreographie fokussieren.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Ich hatte die Chance Oppenheimer vorab zu gucken und hab sie natürlich auch genutzt. Vorab: Ich bin kein Nolan-Fan, ich mag seine Filme, aber Dark Knight etwa hat mir nie viel gegeben, Interstellar biegt mir in der Mitte zu sehr falsch ab, Tenet hingegen fand ich sehr unterhaltsam und dramaturgisch aufregend. Jetzt also Nolans "Folly", der Film, den Warner nicht machen wollte und der ihn zu Universal gebracht hat. Nun, wer Nolan bestellt, wird Nolan bekommen: Oppenheimer ist auf Sinnüberflutung angelegt, auf dramaturgische Verästelung, auf kontrapunktischen Schnitt, auf Spannungserzeugung durch Informationsverlust - all das, was seine guten Filme ausgemacht hat ebenso wie seine weniger guten. Hier funktioniert es, wenn man kein klassisches Biopic erwartet, sondern mehr einen Remix des Oliver-Stone-JFK-Stils (den Stone ja selbst mit Nixon auf die Spitze getrieben hat). Szenen fließen ineinander über, die durch Raum und Zeit weit getrennt sind, der Film folgt eher dem Ansatz eines Stream of Consciousness der Bilder und versucht dabei, im Schnitt Spannung zu erzeugen, obwohl man ja doch schon weiß was passiert. Der Film ist absolut erlesen inszeniert, gespielt und montiert, wobei einige der Stars in den Nebenrollen wohl zurecht monieren könnten, dass Nolans Stil ihre Performance etwas an den Rand drückt. Bei 181 Minuten Laufzeit ist Oppenheimer zu keinem Moment langweilig, konstant werden die Sinne (vor allem die Ohren) bombardiert - der Film wird in IMAX erwartbar SEHR LAUT sein. Was im Vergleich zu seinen letzten Filmen eine willkommene Rückkehr für Nolan ist: Er hat ein Thema, das den Film durchzieht, und das ist die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen, hier insbesondere die nach der Verantwortung des Wissenschaftlers für das Monstrum das er gebiert - wenn man so will, Frankenstein revisited, aber mit klarem Blick in unsere Moderne gerichtet. Andere Aspekte über den "Mensch" Oppenheimer bleiben hingegen etwas unklar (die vielbeschworenen Szenen mit Florence Pugh und Emily Blunt verpuffen m.E. ziemlich wirkungslos, es bleibt leider dabei, dass ihm Frauenrollen nicht liegen). Melodram ist für Nolan nunmal eher emotionale Erschütterung, auch die des Zuschauers. Insgesamt lohnende 3 Stunden im Stile eines filmgewordenen Wagnerschen Gesamtkunstwerks - selten hat man die Atombombe so "gefühlt" wie hier.

  • Ein selbstgewähltes Horror-Doublefeature, weil es von den Spielzeiten so gut passte.

    Insidious The Red Door : Das ist also der fünfte Teil der Reihe. Ok. Eine zusammenhängende Story habe ich allerdings nicht mehr in Erinnerung und um was es genau in den vier vorherigen Teilen ging, kann ich auch nicht mehr sagen fernab "Familie kämpft gegen Dämonen". Hier wird allerdings mehr auf den Vater-Sohn-Konflikt fokussiert und die ersten Collage-Tage des Sohnes als Hintergrund für den dann doch wieder durchbrechenden "Kampf gegen Dämonen". Irgendwann wurde es leider wirr für mich, welche Personen nun neu eingeführt wurden oder welche Referenzen in den bisherigen Teilen der Reihe hatten. Empfehle deshalb vorab eine Insidious-Zusammenfassung anzuschauen, wenn man sich nicht nur an den Jumpscares erfreuen will. Davon gibt es reichlich. Einige wirklich gute. Allerdings hält sich der Grusel-und-Ekel-Faktor doch in harmlose Grenzen. Eben eine 16er-Freigabe, was dann auch beim relativ jungen und zappeligen Publikum zu merken war. Ist insgesamt wohl auch wieder schnell vergessen. Nur für Fans der Serie empfehlenswert.

    Bed Rest : Hier war das Publikum wesentlich älter und weniger zappelig. Ob es an der späteren Uhrzeit lag? Vorteil des Films war für mich, dass er für sich alleine stehen konnte. Kein Vorwissen erforderlich. Zudem die Fokussierung auf recht wenige Charaktere und noch wenigere Orte, was dem Ganzen dann schon fast zu einem Kammerspiel werden liess. Erzählt wird die Story in eine Art Countdown zur bevorstehenden Geburt. Episodenartig präsentiert. Über weite Strecken ist es allerdings mehr ein Drama oder Psycho-Thriller, weil die Horror-Elemente tauchten dann doch eher selten auf. Alles steuert auf das Finale zu und die Frage, wie sich das alles auflösen wird, lässt bis dahin aber etliche Möglichkeiten offen. Das hat mir gefallen. Am Ende verpufft allerdings auch etliches vorab aufgebautes in Luft und fast schon Kitsch. Nichts überragendes, aber durchaus schaubar, wenn man nicht zu viel Horror erwartet.


    Und nun bin ich gespannt, wie es mit Barbie und Oppenheimer diese Kinowoche weitergeht. Der Ansturm auf die IMAX-Vorstellungen von Oppenheimer ist zumindest im UCI Bochum schon enorm. Mal sehen, wenn es dann kommende Woche etwas entspannter ist, denn mit den Sitznachbarn geteilte Armlehnen finde ich in einem ausverkauften Saal blöd.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene