[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Boss Level


    Hab schon länger keinen Zeitschleifen Film gesehen aber der war wirklich witzig und unterhaltsam! Ich hatte Angst dass die besten Szenen im Trailer verpulvert wurden aber er hatte noch einige mehr zu bieten.


    Wenn man mit dem Genre was anfangen kann, beispielsweise "live, die, repeat" ansatzweise mochte, unbedingt schauen.

  • Roger Rabbit hat mich echt beeindruckt. Der Film sieht teilweise besser aus als moderne CGI

    Wo kann man den denn gerade gucken? :)

    Interessanterweise sind die rechte irgendwann an Disney zurückgefallen, ursprünglich war der Film in Deutschland bei Warner im Programm. Daher jedenfalls aktuell bei Disney+.

  • Danny De Vito war die Rolle auch wie auf den Leib geschrieben :)

    nur das Hoskins danach leider aufgrund der Interaktion mit einem nicht vorhandenen Partner ein wenig psychologisch aus dem Gleichgewicht geraten ist.

  • Eigentlich könnte ich ja einfach alle Sergio-Leone-Filme in Endlosschleife gucken und wäre ein glücklicher Mensch. Aber da man ja doch etwas Abwechslung haben will und falls jemand diese Vorliebe teilt, hier ein kleiner Tipp für zwei asiatische Filme, die sich auf seine Italowestern beziehen und ihm kaum nachstehen:


    Zum einen wäre da der wunderbare koreanische "The Good, the Bad and the Weird" aus dem Jahr 2008. Zugegeben, der Film brauchte etwas, um in meiner Zuneigung zu wachsen, beim ersten Sehen waren es mir bei dem Titel fast zuwenig Parallelen zu Zwei glorreiche Halunken (der ja italienisch Il Buono, il Brutto, Il Cattivo heißt). Aber jetzt mit etwas Abstand war es ein wirklich großes Actionvergnügen, den Film nochmal zu sehen, und einige der Actionszenen sind so brachial-witzig, dass man wirklich lange nach Vergleichbarem suchen muss.


    Und auf der anderen Seite der erfolgreichste indische Film aller Zeiten: Sholay aus dem Jahr 1975, zu deutsch "Flammen der Sonne", ein Currywestern aus Bollywood, dreieinhalb Stunden lang und keine Minute davon langweilig. Läuft in Indien nach über 45 Jahren immer noch regelmäßig im Kino. Leider nur einmal auf ARTE mit Untertiteln gezeigt worden (und da dann gleich in einer besonderen Schnittfassung, in der man dem deutschen Publikum Charlie Chaplin als Hitler als Gefängnisdirektor ersparen wollte), aber es gibt immerhin eine deutsche DVD.

  • Diese Woche ging es endlich mal wieder ins Kino (und das sogar zweimal :love: ), nachdem mein letzter Kinobesuch "Tenet" knapp 1 Jahr her sein dürfte.


    In the Mood for Love (OMU)


    Eine Wiederaufführung eines Klassikers aus dem Jahre 2000. Ich würde den Film ja als Liebesfilm beschreiben, aber dann würde ich dem Film nicht gerecht werden. Die Geschichte um zwei Ehepaare, die in ein Mietshaus in Hongkong einziehen und zwei der Partner Gefühle füreinander entwickeln, weil ihr eigentliche Ehe nicht so gut funktioniert, ist schnell erzählt. Beeindruckend ist aber das "Wie". Der Film kommt ohne große Erklärungen aus, manche Szenen wirken eher wie Fragmente, wo beim Cutten zu viel abgeschnitten wurde. Es werden keine großen Liebesreden geschwungen, das Szenenbild und die schauspielerische Leistung spricht für sich, die Dialoge wirken teilweise konstruiert, aber gerade dadurch auch natürlich. Das ganze funktioniert aber auch nur, weil einfach jede einzelne Stellschraube sitzt. Die Schauspieler geben ihr bestes, die Szenen strotzen vor Details, jede Einstellung ist einfach perfekt eingefangen, die Musik wirkt zuerst seltsam, fügt sich aber wunder in die Gesamte audiovisuelle Darstellung ein. Es ist ein Hochgenuss dem Film zuzuschauen.



    Godzilla vs Kong


    Zu einem ganz anderen Kaliber als "In the mood for love". Wie die Produktion des Films aussah?

    Geldgeber: "Ich gebe euch eine dreistellige Millionensumme. Wie viel Schwachsinn könnt ihr damit in einen 2h Film packen?"

    Produzent und Drehbuchautor: "Ja."


    Ich verstehe es einfach nicht. Mir ist klar, dass ich hier keinen Shakespeare erwarten darf, es kämpft eine riesige Echse, die einen Feuerstrahl verschießt, gegen einen riesigen Affen. Aber dennoch kann man sich doch etwas Mühe bei der Handlung geben. Der Film ist einfach kompletter Unfug. Hohlerde, Kong, der aus irgendeinem Grund um die halbe Welt befördert wird, irgendwelche Energiequellen, die als softwarecode verschickt werden können, usw. WATT? 80% des Films ergeben einfach keinen Sinn.


    Ist der Film denn als Actionfilm zu gebrauchen? Naja. Die ersten 5 Minuten sind okay, und die Kämpfe sind auch nett. Aber wieso kommt man auf die glorreiche Idee, Kong auf einem Schiff kämpfen zu lassen, wo er einen Bewegungsspielraum von 0 hat? Und für einen strunzdummen Actionfilm ist der Film viel zu lang. Im Mittelteil passiert gefühlt ne Stunde nichts, es wird nur eine komplett sinnlose Story erzählt bzw eigentlich sind es zwei parallele Geschichten, die einfach komplett unabhängig voneinander erzählt werden und von denen eine komplett überflüssig ist. Man könnte sie Problemlos aus dem Film streichen und es würde nichts fehlen.


    Der Film bekommt nur ein paar Gnadenpunkte, weil ich das Design von Godzilla und sein Gebrüll mag und der Film die Lücke füllt, die durch den Wegfall regelmäßiger Kinobesuche entstanden ist. Memo an mich selbst: Nicht jeden Schrottfilm im Kino gucken, nur weil man wieder ins Kino gehen kann.

  • Das Großartige an Godzilla vs. Kong ist ja: Du hast mit deinen Kritikpunkten völlig recht (bis auf den Schiffskampf, die räumliche Beschränkung fand ich da gerade eine starke Idee). Das macht (mir) aber gar nichts aus, weil hier einfach wild rumgesponnen wird wie sonst nur in den Kaiju-Klassikern (man bedenke, Biolante war eine Kreuzung aus Godzilla und einer Rose, beseelt von der toten Tochter des irren Professors, der diese Züchtung hervorbrachte). Das ist für viele westliche Zuschauer absolut inkommensurabel, und genau deshalb mag ich den Film ja so.


    Bei "In the mood for love" ist die jetzt gezeigte 4K-Abtastung einfach unglaublich. Wer diesen Film je mochte (oder gar verpasst hat) und Kunstkino auch nur ein wenig was abgewinnen kann, sollte die Gelegenheit nicht verpassen, diesen gemeinhin zu den 10 besten Filmen dieses Jahrhunderts zählenden Liebesfilm im Kino zu sehen.

  • Danny De Vito

    Sag dass Du jetzt nicht Bob Hoskins und Danny DeVito verwechselt hast, sondern es eine andere Erklärung gibt. :hutab:

    Klaus dachte wohl, De Vito hätte den Hasen gespielt ^^ Oder beim Gedanken an Jessica Rabbit hat ihn die Konzentration verlassen 8o

  • Klaus dachte wohl, De Vito hätte den Hasen gespielt

    Ich habe offen gesagt vor meiner Antwort genau das nachgeschlagen, weil ich mir die Alternative nicht vorstellen konnte und man ja manchmal echt keine Idee hat, wer da seine Stimme leiht (habe erst heute z.B. gelernt, dass Bernhard Hoëcker Trudes Tier spricht).

  • Der Rausch: Vier Lehrer in der Midlife Crisis versuchen, Leben und Arbeit durch kontrollierten Alkoholkonsum wieder aufzupeppen. Das ist elegant inszeniert auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Drama, und großartig gespielt. Der Film bewertet das Verhalten seiner Protagonisten nicht, sondern überlässt das komplett dem Zuschauer. So verlässt man das Kino beschwingt, aber gleichzeitig mit einem flauen Gefühl im Magen. Ein herausragender Streifen, der völlig zu Recht den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten hat. Das amerikanische Remake ist natürlich auch schon in Arbeit


    Black Widow: Natasha Romanoff taucht nach den Ereignissen in "Captain America: Civil War" unter, muss sich dann aber ihrer Vergangenheit stellen. Man kann natürlich trefflich darüber diskutieren, ob ein Solo-Film für Black Widow jetzt noch nötig ist oder Marvel zum Start von Phase 4 des MCU nicht lieber auf neue Figuren setzen sollte. Aber im Großen und Ganzen funktioniert es - Black Widows Vergangenheit wird genauer beleuchtet, neue Handlungsträger werden eingeführt, ohne dass es erzwungen wirkt, und die Zukunft des MCU wird ebenfalls vorbereitet. Dazu gibt es Bezüge auf vergangene Ereignisse und ein paar selbstreferentielle Sprüche als Fan-Service. Das passt. Auf der Strecke bleiben wie fast schon üblich die ziemlich flachen Bösewichte, und der letzte Akt präsentiert das gewohnte CGI-Gewitter. Dafür hätte das Finale auch aus einem Bond der Connery/Moore-Ära stammen können. Alles in allem gelungen und spaßig, und natürlich eher etwas für die große Leinwand als das Heimkino

  • Black Widow: ... Dafür hätte das Finale auch aus einem Bond der Connery/Moore-Ära stammen können. Alles in allem gelungen und spaßig, und natürlich eher etwas für die große Leinwand als das Heimkino

    Nicht umsonst schaut Natascha ja zwischendurch in ihrem Flucht-Domizil James Bond - Moonraker - das haben sich die Macher sicher nicht umsonst ausgesucht ;)

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Na ja, auch wenn da ein paar kleine Parallelen erkennbar waren, kann man die Enden und die Story und auch die Actionsszenen überhaupt nicht miteinander vergleichen und ich habe eigentlich immer schon versucht, während des Films auf die ein oder andere Anspielung in dieser Richtung zu achten.

    Witzig fand ich, dass durch den gezeigten Ausschnitt sogar der Bond-Soundtrack im Abspann erwähnt werden musste - der Titel des Soundtracks hieß offenbar: "Bond fights with Snake," weil der Ausschnitt aus der Szene stammte, wo kurz danach der Kampf mit der Wasserschlange ansteht ;)

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Sneak Preview – Short Review


    Promising Young Woman, 2020

    D: Emerald Fennell.

    A: Carey Mulligan, Bo Burnham, Alison Brie, Jennifer Coolidge, Laverne Cox, Adam Brody, Alfred Molina.

    G: Rape & Revenge Thriller, Dark Comedy, Drama.

    Spielzeit: 114 Minuten.

    Deutscher Kinostart: 19.08.2021


    Handlung

    Rachefeldzug einer traumatisierten, desillusionierten Frau.


    Revenge, Relate, Remove, Reflect, Response, Resist, Return, Risk and Romance


    Promising Young Woman ist ein ambivalentes Werk, über Gesellschaftskritik mit hochsensiblen, schmerzhaften wie unangenehmen Thema (MeToo) und schwankt zwischen dunklem schwarzen Humor, hartem Ernst, sals auch bittersüßen Emotionen.


    In Repugnanz zum kritischen Subjekt steht die musikalische Untermalung. Ein bunter, hipper Popsoundtrackrundumschlagaus (nur Interpretinnen) was im Zusammenspiel der Optik die, sich im Farbenfrohen Cotton-Eye-Candy mit ungewohntem Arthouse-Touch sowie Poparteinschlag als auch stylischem Deko präsentiert und so Diskrepanz als auch Polarität steigert.


    Dabei ist die Inszenierung modern, unfokussiert, uneins, überstilisiert, speziell und wechselhaft. Die Rachemission ist vorhersehbar, berechenbar, monoton, repetitiv und ohne Überraschungen, allzu offensichtlich sind Verläufe in der künstlichen wie Überkonstruierten, inkonsistenten Geschichte des Racheengels Carrie auf ihrem Selbstjustizfeldzug gegen die Nice Guys wie Umfeld und Auslöser ihres Traumas wie der Tragödie ihres Lebens.

    Viele Ansätze dabei löblich in der Durchführung jedoch ineffektiv, wenn auch nicht schlecht.


    Auch werden zu viele eindimensionale charakterlose Personen im Streifen zu Klischeehaft abgebildet, Schwarzweißmalerei ist omnipräsent und Stereotype in quasi jeder Szene zu finden, dabei teilweise ins Karikaturistische abgleitend.


    Dies ist zwar bewusst inszeniert, schafft tiefere Fallhöhen durch starke Diskrepanzen, jedoch nimmt es auch ernst, Tragik, härte Realismus und reduziert den Realitätsanspruch, sowie die Glaubwürdigkeit. Wird dadurch fast zu Kontraststark und mehr zur Parodie, was dem Thema als auch der Moral nicht gerecht wird. Es fehlt emotionales Attachment.


    Der Balanceakt aus Genremix der den Spiegel vorhält, allerdings nicht lang und intensiv, genug will nicht so recht gelingen. Zu undifferenziert, disharmonisch, pseudo- witzig und letztendlich zu konsequenzlos wird mit dem Wechselspiel von Opferrolle, psychologischer Kriegsführung, körperlicher Schwäche/Verletzbarkeit, Trauma und Manipulation dargestellt. Es fehlt eine Stringenz und Kompromisslosigkeit.


    Die Rache selbst bricht, zwar mit Erwartungshaltungen, zeigt sich selbst nur Teil-Reflektiert und folgt dem Leitspruch Gleiches mit Gleichem vergelten.

    So alt wie bekannt, trotz der Intension es anders zu machen.


    Über das Finale schreibe ich aus Spoilergründen nichts, es dürften viele als "Kontrovers" auffassen.


    Fazit

    Promising Young Woman erinnert an ein unausgegoren Mix aus Hard Candy, A Simple Favor, The Nightingale, Under the Skin, Miss Meadows, Elle, The Girl with the Dragon Tattoo, Vigilante, The Gift, Art of Revenge, Kill Bill und auch Klassikern wie Death Wish sowie I Spit on your Grave und den Serien Unbelievable oder I May Destroy You.


    Diese Melange ist nicht ganz abgeschmeckt, es sind zu viele Zutaten, ohne einen prägenden Hauptgeschmack der in Erinnerung bleibt.

    Guts to the apostles

    "You're right, we are mortal and fragile. But even if we are tortured or wounded, we'll fight to survive. You should feel the pain we feel and understand. I am the messenger that will deliver you to that pain and understanding."

  • Belshannar: ich finde deine Kritik nachvollziehbar. Dennoch hat der Film gerade wegen dieser repetitive und wenig erfolgsversprechenden Aktionen der Protagonistin bei mir mehr Eindruck hinterlassen als so ziemlich jeder andere Rape-Revenge-Film, der je gedreht wurde. Auch die Darstellung heterosozialen Zusammenhalts fand ich extrem beklemmend und passend, gerade wenn es am Ende fast parodistisch umkippt. Für mich hat das Drehbuch völlig zurecht den Oscar bekommen.


    Nochmal zu Green Knight: wer den sehen will, muss sich beeilen. Kaum Kinos zeigen ihn, die Reviews gingen alle in Richtung "was war das denn???", der wird in einer Woche kaum noch laufen. Selten hat ein Film mich so stark an mein Studium erinnert, es ist quasi der versuch, Konzepte des mittelalterlichen Minnelieds auf heutige Zuschauer*innen mehr oder weniger unvermittelt loszulassen, unter dem Risiko, dass das Publikum völlig befremdet den Saal verlässt. Also nicht Ritter-Mittelalter-Romantik a la König Artus, sondern wirklich abgefuckte Textexegese, das bildliche Ausbuchstabieren der Metaphern des Textes, Dialoge über gegenseitiges Köpfen und insgesamt mehr interpretatorischen Freiraum als bei 2001. Dagegen sind die meisten anderen A24-Filme (Lighthouse, midsommar etc.) tendenziell jedenfalls leichte Kost gewesen. Bei uns waren jedenfalls zur Hälfte des Films bereits die Hälfte des zahlenden Publikums raus.

  • Das einzige UCI im Umland wo er läuft ist Bochum, auch in ddorf "nur" im Atelier oder in OV im Cinestar.

    Die Nachos mag ich auch :)


    Olli2010 Als Mediävist bist du quasi das exklusive Kernpublikum für den Film. Gerade die Frage wie der Film die Tugenden interpretiert ist hochspannend. Aber die Bilderwelt ist auch so fantastisch.

  • Wie erwartet bzw. befürchtet ist Green Knight hier in der Region zur zweiten Woche schon fast aus allen Kinos wieder verschwunden, das Überangebot gibt solchen zwischen den Stühlen sitzenden Filmen aktuell keine Chance.


    Was man tatsächlich interessiert zur Kenntnis nehmen kann wenn man will: Godzilla vs. Kong verkauft in Deutschland, sobald er bei Sky im Stream guckbar ist, keine Kinokarte mehr. Disneys Jungle Cruise wird von mehr Kinos boykottiert als Black Widow (offenbar war das Geschäft mit der schwarzen Witwe nicht so gut, als dass man dem gleichzeitigen Premium-Streaming und der damit verbundenen Verfügbarkeit erstklassiger Raubkopien mit deutschem Ton nicht doch jetzt einen verspäteten Protest entgegen setzen will). Disney hatte auch in den USA eine schlechte Woche (ScarJo verklagt Disney wegen Einnahmensausfällen, Disney reagiert mit harschen Schuldzuweisungen, sie habe keine Rücksicht wegen Corona genommen, was insgesamt als arg lächerlich wahrgenommen wird, und gleichzeitig geht Jungle Cruise in den US-Kinos bei 300 Mio. Budget und Marketing (natürlich auch wegen Maskenpflicht und Inzidenzen) massiv baden.


    Apropos Jungle Cruise: Soooo schlecht wie gedacht war der gar nicht. Die CGI ist für das ausgegebene Geld tatsächlich stellenweise mies, überwiegend mittelprächtig, und The Rock ist jetzt nicht unbedingt ein Screwball-Typ, aber der Film ist schnell erzählte, harmlose Unterhaltung (und damit besser als erwartet). So ein bißchen "Fluch der Karibik", wenn es in Europa in den 1970ern nachgedreht worden wäre (und der Regisseur ist ja auch eher durch Liam Neeson-Streifen bekannt, eine seltsame Wahl für ein Hoch-Budget-Projekt). Da fehlt schlicht ein Gore Verbinski, der bei allem Drehbuchblödsinn doch immer tolle Bilder visioniert hat (oder wenigstens, wie in Fluch der Karibik 3, sein privates Italowestern-Best-of in den Film verbraten hat). Also definitiv nix was ich fürs Kino empfehlen würde, aber zuhause ganz nett. 23 Euro bei D+ ist allerdings ne Hausmarke, der der Film (anders als etwa Cruella oder Black Widow) definitiv nicht gerecht wird.


    Da hier noch niemand seine Seherfahrung zu Nebenan gepostet hat: Der war ganz gut. Ein Thriller ist es allerdings gar nicht. Brühl demontiert sich auf sehr lustige Weise in der ersten Hälfte selbst, danach kippt es eher Richtung Tragödie mit bitterbösen, schwarzen Momenten, die aber dann nicht durchgezogen werden. Insgesamt ein eher harmloser, aber gut gespielter "Spaß" (wenn man an Demontage Spaß hat), der ganz große Wurf ist es aber nicht (die Berlinale-Bewertungen der Auslandskritiker waren sicher auch deshalb eher mies, weil der spezifische Humor sehr berlinbezogen ist).


    In der hiesigen Sneak gab es zu meiner großen Verwunderung Gunpowder Milkshake (Verwunderung, weil der im US-Netflix seit längerem frei guckbar ist, man muss also nur den VPN anwerfen, aber klar, Studio Babelsberg ist Koproduktionspartner, da muss auch ein deutscher Kinostart erfolgen, sonst müsste die Filmförderung zurückgezahlt werden). Typischer low bis mid-budget-Actionfilm mit deutscher Beteiligung, in dem Karen Gillian (Jumanji, Guardians of the Galaxy) die Hauptrolle als Profikillerin neben einigen Veteraninnen (Michelle Yeoh, Angela Bassett, Lena Headey) spielen darf. Ganz nette Action im Stil der 90er/00er Jahre (man denke an Wanted), hübsche bonbonfarbene Bilder, aber auch sofort vergessen (oder erinnert sich noch irgendjemand an Guns Akimbo?). Immerhin hatten die Darstellerinnen offenkundig Spaß.


    Ach ja: Die Mainstreamkinos sind überwiegend voll, vor allem mit Familien, es müssen regelmäßig Menschen ohne Reservierung an den Kassen abgewiesen werden. Kein Wunder, wenn parallel wenig anderes stattfindet (der Hamburger Dom etwa war in den letzten Tagen ebenfalls sehr gut besucht).

  • In der hiesigen Sneak gab es zu meiner großen Verwunderung Gunpowder Milkshake (Verwunderung, weil der im US-Netflix seit längerem frei guckbar ist, man muss also nur den VPN anwerfen, aber klar, Studio Babelsberg ist Koproduktionspartner, da muss auch ein deutscher Kinostart erfolgen, sonst müsste die Filmförderung zurückgezahlt werden).

    Ist auch vom 2.9. auf den 2.12. verschoben worden.

  • The Green Knight konnte ich zum Glück am vergangenen Sonntagabend im Kino gucken, nachdem die Freitagsvorstellung aufgrund technischer Probleme (laut UCI) abgesagt wurde. Ich fand den Film nie langweilig und konnte ihn gut am Stück gucken. Einige Szenen gingen mir aber etwas zu schnell vorbei und hätten ruhiger etwas länger sein können. Mal gucken, ob und wie sich meine Meinung ändert, wenn ich ihn nochmal gucke.


    Morgen geht es dann in Suicide Squad und am Sonntag in Jungle Cruise.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

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  • Suicide Squad

    The Suicide Squad, das ist wichtig :)

    Der Artikel ist immerhin der einzige Unterschied zum schlechten Vorgänger.

    Ich weiß ja wie es gemeint ist, aber angesichts der Regie und des angepeilten Humors sehe ich da schon weitere, sehr grundlegende Unterschiede .. ;). Aber in den USA geht die Runde, dass nach dem Erfolg von Justice League evtl auch der Ayer-Cut von Suicide Squad reassembled wird.

  • The Suicide Squad, das ist wichtig :)

    Der Artikel ist immerhin der einzige Unterschied zum schlechten Vorgänger.

    Ich weiß ja wie es gemeint ist, aber angesichts der Regie und des angepeilten Humors sehe ich da schon weitere, sehr grundlegende Unterschiede .. ;). Aber in den USA geht die Runde, dass nach dem Erfolg von Justice League evtl auch der Ayer-Cut von Suicide Squad reassembled wird.

    Dem wurde doch eigentlich längst ein Riegel vorgeschoben und auch Ayer will sich dazu nicht mehr äußern.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • Sneak Preview – Short Review


    The Forever Purge

    D: Everardo Valerio Gout

    A: Ana de la Reguera, Josh Lucas, Tenoch Huerta, Leven Rambin, Will Patton, Cassidy Freeman.

    G: Action, Thriller, Horror, Drama.

    Spielzeit: 103 Minuten

    Deutscher Kinostart: 12.08.2021


    Handlung

    Die Purge endet nicht.


    The Forever Purge der nun fünfte Teil der Reihe ist voller politischer Statements, Satire, Parodie, pervertiert wie invertiert bekannte gesellschaftliche Strömungen. Migration, Kapitalismus und überspitzt Rassismus, Hass, Vorurteile und Radikalisierung ohne Feinheiten, Abstufungen oder Schwerpunkt.


    Eine plakative Parabel in dystopische Zukunftsvision, Grenzen und Regeln werden gesprengt. Das System wird zum eigenen Opfer. Dabei vermengt The Forever Purge so viele Themen das es selbst den Überblick verliert und nicht genau weiß was damit angestellt oder dies interessant präsentiert werden soll. Es fehlt an Esprit, Idee, Impuls, Überraschungen und ist noch unglaubwürdiger als die Vorgänger.


    Die Charaktere noch charakterloser als schon aus den Vorgängern bekannt, das Attachment noch reduzierter, fast alles ist nur Schablone, Abziehbild, Klischee und Stereotyp.


    Trotz des noch brachialerem, gröberen, radikaleren wie kompromissloseren Settings, dreht The Forever Purge den Gewaltgrad herunter. Vieles passiert im Off, im Dunkeln, abseits des Geschehens, verzerrt durch Shakycam, gedrehter Perspektive und weiter Entfernung.


    Wo Purge darauf steht ist exakt das enthalten, more of the same und alles prognostizierbar, dabei jedoch mit noch reduziertem Fokus und allgegenwärtigen Feindbild des Hauptthemas.


    Technisch ist das ganze auf eher niedrigem Niveau, wirkt weniger bemüht und hat mehr den Look einer TV-Produktion den eines Kinostreifens.


    Bisweilen erinnert The Forever Purge oberflächlich an Mad Max, Die Klapperschlange, Doomsday, Assault und noch mehr an die VG Reihe Call of Duty.


    Fazit

    Stumpf und Subtil wie ein Vorschlaghammer, trotz brisanter Themen. Der Name ist Programm und die Handlung.

    Guts to the apostles

    "You're right, we are mortal and fragile. But even if we are tortured or wounded, we'll fight to survive. You should feel the pain we feel and understand. I am the messenger that will deliver you to that pain and understanding."

  • The Suicide Squad

    Ich kann mich den überschwänglichen internationalen Kritiken leider nicht anschließen. Jemand, der im Kino hinter mir saß, hat es nach dem Film sehr schön und prägnant formuliert: "Also der Film war einfach nur random."

    *enthält leichte Spoiler*

    Er ist witziger als die erste Version, er ist verrückter als die erste Version und er ist brutaler als die erste Version. Aber das macht noch keinen sehr guten Film, denn: die Probleme bleiben größtenteils die Gleichen. Die an den Haaren herbeigezogene und lächerlich geschriebene Handlung passt auf einen Bierdeckel, die Dialoge sind größtenteils schwach, und die Charaktere sind einem egal - so man denn überhaupt ihren Namen kennt. Wenn man aber die Protagonisten weder kennt noch mit ihnen mitfühlt, ist es einem auch wayne, ob ihnen etwas zustößt. Daher ist der "guckt mal, ich habe die Eier, jemanden zu töten"-Effekt Gunns auch kein schockender Selbstläufer, sondern eher ein verpuffter Silvesterknaller. Er zündet nicht. Da hilft auch der Pacific Rim-Showdown sowie zwei, drei andere gelungene Szenen nicht.

    The Suicide Squad ist zweifelsfrei besser als Suicide Squad, aber m.E. noch nicht "sehenswert". Spart euch daher lieber das Geld und geht in einen anderen Streifen. Läuft genug Interessantes derzeit.
    ~6.0 die Drehe. Und das sage ich als Gunn-Fanboy, der Guardians 1 mitsprechen kann.
    Lg

  • The Suicide Squad ist zweifelsfrei besser als Suicide Squad, aber m.E. noch nicht "sehenswert".

    Das entspricht leider genau meiner Erwartungshaltung nach den Trailern und dem, was man vorab darüber gelesen hat. Bin gespannt, was der Restart des DC-Universums im geplanten Flash-Film mit sich bringen wird, es fehlt einfach an einer Grundkonzeption, nachdem snyder mit seiner Vision gescheitert ist. Dass der Film ein backdoorpilot für John Cenas DC-Serie ist, macht die Chose auch nicht besser.

  • Ich bin gerade aus THE Suicide Squad gekommen und hatte einen Riesenspaß an dem Film.

    Die Charaktere hatten genug Tiefgang, dass sie mir nicht egal waren, der Cast hat sie auch großartig verkörpert. Bierdeckelhandlung? Na und? Der Film hat genug zu bieten, dass es einem während der Laufzeit nicht auffällt. Viel schlimmer finde ich, dass viele Superhelden-Filme bis auf wenige Ausnahmen ständig eine ähnliche und fast schon generische Story runtergespulen. Gähn. Da gefällt mir ein kreativ ausgefülltes Nichts an Story besser.

    Es gibt viele Albernheiten bei The Suicide Squad, aber James Gunn findet auch genug Platz für ernste und düstere Töne, und wie grimmig und blutig Gunn Filme machen kann, hat er schon bei Super - Shut up, Crime! bewiesen.

    Perfekt war The Suicide Squad sicherlich nicht, aber eine mehr als solide :8_10: mag ich da wohl zücken. Es scheint mir, dass DC sein durchgeknalltes Pendant zu Marvel's Deadpool gefunden hat.

    we are ugly but we have the music

    Einmal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • Ich fand The Suicide Squad auch sehr unterhaltsam. Hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wenn es zeitlich hinhaut, werde ich ihn mir nächste Woche nochmal in unserem IMAX-Kino ansehen.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • Für meinen Wochenrückblick zitiere ich mal FBI , der mir eigentlich schon alles vorwegnimmt.

    Der Rausch: Vier Lehrer in der Midlife Crisis versuchen, Leben und Arbeit durch kontrollierten Alkoholkonsum wieder aufzupeppen. Das ist elegant inszeniert auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Drama, und großartig gespielt. Der Film bewertet das Verhalten seiner Protagonisten nicht, sondern überlässt das komplett dem Zuschauer. So verlässt man das Kino beschwingt, aber gleichzeitig mit einem flauen Gefühl im Magen. Ein herausragender Streifen, der völlig zu Recht den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten hat. Das amerikanische Remake ist natürlich auch schon in Arbeit


    Black Widow: Natasha Romanoff taucht nach den Ereignissen in "Captain America: Civil War" unter, muss sich dann aber ihrer Vergangenheit stellen. Man kann natürlich trefflich darüber diskutieren, ob ein Solo-Film für Black Widow jetzt noch nötig ist oder Marvel zum Start von Phase 4 des MCU nicht lieber auf neue Figuren setzen sollte. Aber im Großen und Ganzen funktioniert es - Black Widows Vergangenheit wird genauer beleuchtet, neue Handlungsträger werden eingeführt, ohne dass es erzwungen wirkt, und die Zukunft des MCU wird ebenfalls vorbereitet. Dazu gibt es Bezüge auf vergangene Ereignisse und ein paar selbstreferentielle Sprüche als Fan-Service. Das passt. Auf der Strecke bleiben wie fast schon üblich die ziemlich flachen Bösewichte, und der letzte Akt präsentiert das gewohnte CGI-Gewitter. Dafür hätte das Finale auch aus einem Bond der Connery/Moore-Ära stammen können. Alles in allem gelungen und spaßig, und natürlich eher etwas für die große Leinwand als das Heimkino

    Der Rausch war super, bisher mein Film des Jahres (was ja nicht so schwer ist wenn Kinos erst seit 1,5 Monaten wieder offen haben^^). Nur der Schlussakt wirkte auf mich etwas zu aufgebläht und hätte etwas kürzer ausfallen dürfen.


    Black Widow ... ein Marvelfilm halt. Ist ok, aber hat mich nicht umgehauen. Den Anfang fand ich sogar richtig gut, vor allem die Szenenzusammenschnitte, die zwischen Prolog und aktueller Handlung gezeigt wurden. Aber je länger der Film ging, umso "marveliger"(xD) wurde es, sodass ich alles mit einem gewissen Schulterzucken wahrnahm.

  • Mal kurz, auch wenn es kein aktueller Film ist: Krull mit Sohnemann im Heimkino gesehen, diese seltsame Melange aus Abenteuer, Fecht-, Fantasy- und Schiene Fiction-Film aus den 1980ern. Man merkt natürlich, dass man damals auf den Spuren von Star Wars versucht hat, einen klassischen Abenteuerfilm um ein paar SF-Elemente anzureichern, aber ich kann mir nicht helfen, dem Film verzeihe ich alles. Die Musik von James Horner ist nach wie vor die beste Filmmusik, die ich je gehört habe, ich kriege Gänsehaut, wann immer das Hauptthema gespielt wird. Das Schicksal der wirklich gut gezeichneten Figuren berührt mich, Liam Neeson Und Robbie Coltrane als Bandit, aber auch die unbekannteren Figuren sind allesamt toll gespielt, und die Prinzessin bleibt rothaarige Traumfrau für den Rest meines Lebens. Europas schönste Landschaften dienen ebenso als Kulisse wie fantastische Kulissen aus Kork, die wie die Bondfilme in den pinewood-Studios entstanden. Seinerzeit wurde der Film als altmodisch empfunden (ein paar Effekte sind leider tatsächlich nicht das Gelbe vom Ei), heute hilft diese Patina um ihn absolut zeitlos erscheinen zu lassen.


    Tl;dr: wer ihn noch nie gesehen hat, sollte ihn dringend Mal nachholen, wenn Abenteuerfilme mit Fantasyeinschlag auch nur ansatzweise im eigenen Interessengebiet liegen.