[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • interessantes Interview mit Greta Gerwig bezüglich Barbie in der NYT (vermutlich Paywall)

    Greta Gerwig on the Blockbuster ‘Barbie’ Opening (and How She Got Away With It)
    “I think it was a particular ripple in the universe that allowed it to happen,” the director said on Tuesday of her highly anticipated movie making a…
    www.nytimes.com

    oder eine Zusammenfassung hier beim Guardian

    Greta Gerwig responds to trolling from rightwing Barbie critics
    After criticism including doll burning, the director said her film is ‘an invitation for everybody to be part of the party’
    www.theguardian.com

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • ravn In der Lichtburg ist noch Platz, und Du siehst ihn im besten Format, das in Deutschland möglich ist (70mm). Und Essen ist doch nur ein Katzensprung...

    Ist IMAX nicht auch im 70mm Format? Dann würde sich doch auch jedes andere IMAX-Kino eignen?

    IMAX ist schon was länger nur noch ein Marketingsynonym für digitale Projektion auf großer Leinwand mit Premiumsitzen und zertifiziertem Tonsystem, gerne auch LieMax genannt. Analoges 70mm-Imax gibt es in ganz Europa nur noch in London und Manchester (angeblich auch in Prag, aber m.W. ist das ein digitaler Standort), Premium-4K-Säle mit echten Imax-Leinwänden in Deutschland noch in Leonberg, Sinsheim und Karlsruhe (Speyer hat analoges 70mm, ist allerdings ein Dome und daher für die runden Dokus gedacht). Was das UCI "Imax" nennt sind umgerüstete normale Kinosäle, deren Leinwände in keiner Weise den alten Imax-Vorgaben entsprechen (das Bochumer hat sogar nur eine 2K-Installation, das Düsseldorfer immerhin schon einen 4K-Projektor, ist aber auch nicht viel größer).


    Daher ist in Deutschland die beste Wahl, den Film auf analogem 70mm zu sehen, und das kann man u.a. in Essen in der Lichtburg (größtes Kino Deutschlands), in Karlsruhe in der Schauburg, Savoy in Hamburg, ZooPalast in Berlin, City in München und sicher noch ein paar anderen Städten. Zweitbeste Wahl ist die größte Imax-Leinwand der Welt in Leonberg in 4K.


    Edit: Das Prager Imax hat offenbar die analoge Technik noch im Vorführraum stehen und zeigt Oppenheimer tatsächlich noch in Imax 70mm.

  • Wir kommen gerade aus Barbie, nachdem letzte Woche die Familienabstimmung erst noch auf Indy 5 gefallen ist.

    Meinung von mir und den Kindern (11m und 12w): Indy war besser.

    Meine Frau fand beide gut, würde Indy aber den höheren Wiederschauwert geben.


    Natürlich ist der Vergleich insofern unfair, weil Barbie eben kein "einfacher" Popcorn-Kinofilm sein möchte.


    Ich fand Barbie nicht schlecht, aber er war weder so lustig, noch so intelligent subversiv, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass er zu viel Unterschiedliches wollte und durch seinen eigenen Anspruch eingeengt und durch seine Agenda zu sehr bestimmt wurde. Dabei kam ihm in weiten Strecken eine gewisse Leichtfüßigkeit abhanden und ich spürte eine gewisse Ziellosigkeit des Films mit seinen Charakteren, die zum Teil zu für mich nicht nachvollziehbaren Marionetten der Film-Agenda wurden (als Beispiel würde ich den Handlungsbogen der Mutter anführen, deren Motivation für ihre Handlungen mir oft ziemlich unklar war).

    So manche Szene war mir irgendwie zu ungelenk inszeniert und geschrieben, während andere wiederum für mich gut funktioniert haben.

    Auch der Humor war aus meiner Sicht teilweise gut, teilweise nicht gut und teilweise echt cringe.


    Und mit einigen Botschaften ist der Film meines Erachtens durchaus etwas holzhammermäßig über das Ziel hinausgeschossen, so dass hier den konservativen Kritikern (vermutlich vor allem in den USA) unnötig Munition in die Hand gedrückt wird. Ein Beispiel:

    Als Mensch der Vermittlung und der Mitte, fehlen mir im Film wenigstens ein paar Szenen, die eine Idee für ein Gemeinsam / Augenhöhe-Modell andeuten.

    Meine Tochter, die ursprünglich maßgeblich in den Film gehen wollte, war jedenfalls am Ende ziemlich ernüchtert und dürfte nach meiner Einschätzung vermutlich in nächster Zeit versuchen, den Film möglichst wenig zu erwähnen.

    Mein Sohn fand viele der teilweise überzogen peinlich / lustigen Szenen glaube ich einfach nur doof und war durchaus nicht unglücklich, als der Film vorbei war.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

    3 Mal editiert, zuletzt von Neva Kee ()

  • Da ich mich vorher nicht spoilern lassen wollte, habe ich gerade erst die oben verlinkten Artikel gelesen und bin ein wenig überrascht, dass meine Kritik sich tatsächlich ein wenig mit der Kritik der "right-wing" politicians aus den USA deckt.

    Aber ganz ohne diesen Kontext, hatte ich einige von diesen Gedanken leider auch.

    Gleichzeitig sind die Missstände, die der Film anprangert, ja aus meiner Sicht durchaus korrekt auf den Punkt gebracht.

    Was mir fehlt, ist lediglich, dass die Vision, die daraus folgt, neben klaren Statements auch etwas versöhnlichere Facetten hat.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Neva Kee Mein Weinsmiley sollte nur ausdrücken, dass es mir leid tut, wenn der Film für Euch nicht funktioniert hat. Grundsätzlich würde ich Dir gern in fast allen Punkten widersprechen, aber das ändert natürlich nachträglich nicht Deine und die Wahrnehmung Deiner Familie, sich nicht besonders gut unterhalten gefühlt zu haben.

    Das nur als ein paar erste Ideen, warum die Szenen so sind wie sie sind. Ich würde hier argumentieren, dass der Film aus seiner eigenen Logik heraus sehr stringent erzählt ist - aber eben auch einiges an Theoriebildung voraussetzt, was man bei einem Barbiefilm vielleicht nicht unbedingt erwarten würde.

  • Übrigens ist Barbie wirklich ein Phänomen: Der Film steuert klar auf mindestens 1 Milliarde Boxoffice in den USA zu, nachdem er gestern bereits eine halbe Milliarde international eingespielt hat, und damit ist es jetzt schon so gut wie sicher dass er zu den 30 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten gehören wird (wenn nicht eher weiter oben in der Liste). In Düsseldorf und Umgebung sind nach wie vor alle Abendveranstaltungen für Barbie ausverkauft, bei Oppenheimer sind die Premiumsäle voll, kurz: Dem Kino geht es gerade sehr gut, und das mit zwei Filmen, die davor die wenigsten so richtig auf der Rechnung hatten. Und die rechte Parole "Go woke go broke" hat sich wohl endgültig überlebt. Man kann gespannt sein wie das weitergeht.

  • Übrigens ist Barbie wirklich ein Phänomen: Der Film steuert klar auf mindestens 1 Milliarde Boxoffice in den USA zu, nachdem er gestern bereits eine halbe Milliarde international eingespielt hat, und damit ist es jetzt schon so gut wie sicher dass er zu den 30 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten gehören wird (wenn nicht eher weiter oben in der Liste). In Düsseldorf und Umgebung sind nach wie vor alle Abendveranstaltungen für Barbie ausverkauft, bei Oppenheimer sind die Premiumsäle voll, kurz: Dem Kino geht es gerade sehr gut, und das mit zwei Filmen, die davor die wenigsten so richtig auf der Rechnung hatten. Und die rechte Parole "Go woke go broke" hat sich wohl endgültig überlebt. Man kann gespannt sein wie das weitergeht.

    Puh. Wenn ich mir die Trailer zu Barbie anschaue, dann wird mir ganz übel. Das ist überhaupt nicht mein Ding... dieses Getanze und Gesinge, das quietschbunte Ambiente, die Dauergrinserei... das ist wie Bollywood auf Koks. Ich kann das nicht.


    Dann sehe ich diesen Hype. Auch von Personen, die eigentlich so denken wie ich. Jeder meint, dass es "ganz anders" ist. Muss man sehen und so...


    Aber ich kann das nicht :(

  • Puh. Wenn ich mir die Trailer zu Barbie anschaue, dann wird mir ganz übel. Das ist überhaupt nicht mein Ding... dieses Getanze und Gesinge, das quietschbunte Ambiente, die Dauergrinserei... das ist wie Bollywood auf Koks. Ich kann das nicht.


    Dann sehe ich diesen Hype. Auch von Personen, die eigentlich so denken wie ich. Jeder meint, dass es "ganz anders" ist. Muss man sehen und so...


    Aber ich kann das nicht :(

    Das ist wie mit erfolgreichen/gehypten Spielen: Keiner zwingt Dich irgendwas zu gucken. Wenn Du schon weißt dass Du da keinen Spaß hast warum solltest Du da reingehen? Ich bin halt Filmnerd, mich fasziniert dieser unerwartete Riesenhit schon strukturell, als kulturelles Phänomen, inhaltlich sowieso (auch ohne jeden persönlichen Bezug zu Barbiepuppen). Aber universell für jede/n sind Filme nie, da gibt es keinen einzigen.

  • Ich selbst habe ein nicht so kleines Problem damit, Geld und Zeit in einen so mainstreamigen Produktfilm zu stecken, der halt vor allem von kluger Marktforschung, viel Kapital und noch mehr Marketing getragen wird. Ich weiß zwar nicht, inwiefern der Spielzeuggigant Mattel an der Produktion des Films mitgewirkt hat, aber irgendwie abgesegnet wird deren Marketingabteilung das Projekt ja schon haben.... Der Vorwurf der reinen 'Kulturindustrie' rüttelt zwar nicht an den Qualitäten des Films an sich, verringert aber doch meine Lust, für ihn ins Kino zu gehen. Am Ende ist es halt doch Produktwerbung und Imagepflege, wenn auch ungewohnt clevere, oder sehe ich das (ohne den Film gesehen zu haben) falsch?

  • Ich weiß zwar nicht, inwiefern der Spielzeuggigant Mattel an der Produktion des Films mitgewirkt hat, aber irgendwie abgesegnet wird deren Marketingabteilung das Projekt ja schon haben.... Der Vorwurf der reinen 'Kulturindustrie' rüttelt zwar nicht an den Qualitäten des Films an sich, verringert aber doch meine Lust, für ihn ins Kino zu gehen. Am Ende ist es halt doch Produktwerbung und Imagepflege, wenn auch ungewohnt clevere, oder sehe ich das (ohne den Film gesehen zu haben) falsch?

    Also grundsätzlich hat Mattel den Film halt produziert. Punkt. Sie verdienen also ordentlich dran.

    Es ist aber auch bekannt, dass Gerwig und Baumbach da einige Freiheiten hatten. Zumindest hat Gerwig erklärt, dass Mattel Einwände hatte, dass Barbie im Film als "sexistisch und faschistisch" bezeichnet wird, hat sich dann aber doch einverstanden erklärt.

    Man darf auch gespannt sein, wie "toll" Mattel es findet, dass der Film etliche Leichen der Produktentwicklung aus dem Keller zerrt (wie zum Beispiel die schwangere Barbie).

    Und die Art, wie Mattel als Firma (grau und düster) und die CEO Riege (dumpf und debil) dargestellt wird, war jetzt auch nur bedingt schmeichelhaft und deutlich ironisch.

    Im Endeffekt nutzt der Film Barbie aber eben nur als Vehikel für einen Gesellschaftskommentar, nicht nur, aber auch, über Barbie und Mattel. Und das ist nicht immer lobhudelnd.

    Also, ich gehöre mit Sicherheit nicht zur Zielgruppe von Barbiewerbung, von daher mag ich mich irren, aber ich habe den jetzt nicht als "zieht los und kauft euch eine Barbie, und Mattel ist eine tolle Firma" gesehen. Am "besten" kommt Mattel hier tatsächlich noch dadurch weg, dass sie bei diesem Film tatsächlich ihren Namen drauf setzen ... :)

  • . Am Ende ist es halt doch Produktwerbung und Imagepflege, wenn auch ungewohnt clevere, oder sehe ich das (ohne den Film gesehen zu haben) falsch?

    Klares Jein. Der Film nutzt das Phänomen Barbie, um etwas über die Gesellschaft zu erzählen. Mattel selbst kommt dabei ehrlich gesagt nicht besonders gut weg. Kulturindustrie-Vorwürfe mag ich ja eh nicht, denn die befassen sich nicht mit den vermittelten Inhalten und damit verfehlen sie bei einem derart subversiv angelegten Film das Ziel. Natürlich ist der Film aber auch eine Feier und Vermarktung der Marke. Die Zeit muss dann zeigen, wie Mattel damit in weiteren Projekten umgeht, dauerhaft wird diese Art von Metafilm wohl nicht vermittelbar sein, da halte ich den Film Barbie für ein Zeitgeistphänomen, aus dem sich kein Mattel Cinematic Universe ableiten lässt, wie es heute angekündigt wurde (mit den Folgefilmen Barney, Polly Pocket etc.). Wobei zumindest Barney wohl in eine sehr ähnlich-schräge Richtung gehen wird, der ist schon halb fertig.


    Huutini Bist du des Teufels??!?? Barbie war natürlich noch nie schwanger. Das war Midge. Die Puppe hatte meine Schwester sogar, und es war gruselig, dass man das Baby aus ihrem Bauch rausholen und in den Kinderwagen legen konnte - und eben auch andersrum. Am meisten mochte ich die Szene mit Sugar Daddy Ken, wo der damalige Mini-"Skandal" ja quasi völlig ungebrochen und unironisch 1:1 in Mattel-O-Tönen verhandelt wird.

  • Kann jemand etwas zur FSK Einstufung von Geistervilla sagen (vielleicht Archibald Tuttle )? Ist die 12 gerechtfertigt, vielleicht sogar zu niedrig gewählt? Oder hält sich der Grusel in Grenzen und 10-11 jährige 'schaffen' das schon?

    Frag mich morgen nochmal ;). Ich schreibe gerne was dazu wenn ich mehr weiß, aber grundsätzlich ist die FSK 12 in Deutschland daran gekoppelt, dass Eltern ihre 6-11-jährigen Kinder mit reinnehmen können, ohne dass diese Schaden an Geist und Seele nehmen (mit Ausnahmen wie Haus der geheimnisvollen Uhren, dessen FSK 6 ich immer noch eine katastrophale Fehleinschätzung finde). Vom Trailer her würde ich das maßgeblich davon abhängig machen, wie die Kinder sonst so drauf sind - wobei eben Grusel im Kino ja immer noch etwas intensiver wirkt als zuhause.


    Generell sind die Kritiken allerdings bisher eher negativ-verhalten.

  • Huutini Bist du des Teufels??!?? Barbie war natürlich noch nie schwanger. Das war Midge. Die Puppe hatte meine Schwester sogar, und es war gruselig, dass man das Baby aus ihrem Bauch rausholen und in den Kinderwagen legen konnte - und eben auch andersrum. Am meisten mochte ich die Szene mit Sugar Daddy Ken, wo der damalige Mini-"Skandal" ja quasi völlig ungebrochen und unironisch 1:1 in Mattel-O-Tönen verhandelt wird.

    Du hast natürlich vollkommen recht, ich habe das in meiner erwähnten Geringkenntnis der Produktlinie irgendwie verkürzt. Für mich sind das alles "Barbies", auch wenn sie anders heißen. :)
    Aber ja, Suggar Daddy Ken war auch noch so ein "Highlight".

    Wie gesagt, ich habe den Film durchaus produktlinienkritisch wahrgenommen ... :)

  • Der Film hat ja durchaus funktioniert und persönlich habe ich mich auch unterhalten gefühlt und fand das Konzept und die Idee auch spannend und interessant.

    Die Ideen und Parallelen, die Du oben beschreibst, habe ich auch alle so verstanden...

    Insgesamt fand ich die Umsetzung halt leider nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte, weil der Film für meine Begriffe viel zu viel ausspricht und über die reinen Dialoge vermittelt oder so dermaßen plakativ und unironisch über die Stereotypen der Charaktere vermittelt, das es ihm manchmal sogar fast den Anstrich eines Lehrfilms gibt, der einem nochmal haarklein die Welt erklärt. Aber das ist bei anderen Filmen ab 6 Jahren teilweise ja ebenfalls so - vermutlich hätte mir eine FSK 12 Version mit etwas erwachsenerem Umgang und etwas weniger Erklärung im Film, die etwas mehr Verständnis des Zuschauers für die Thematik bereits voraussetzt, besser gefallen.

    Aber schlecht war der Film letztlich dadurch nicht.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Ja, man kann Barbie vermutlich vorwerfen, dass er nicht subtil ist, aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht.

    Das Problem an Subtilität ist ja oft, dass sie vage ist, und vage Aussagen lassen sich halt leicht umdeuten.


    Ich meine, Die Ärzte müssen damit leben, dass ihr Lied "Deine Schuld" sehr populär auf neurechten Veranstaltungen gesungen wird. Warum? Weil der Text eben vage genug ist, dass er auch als neurechte Hymne funktioniert.


    Man sieht ja jetzt schon, wie extrem Barbies Aussagen von rechten Kreisen umgedeutet werden (Stichwort "Männerhass"), OBWOHL er seine Aussagen so explizit auf der Zunge trägt. Man stelle sich nur mal vor, welches Umdeutungspotential der Film mit sich gebracht hätte, wenn er diese Aussagen auch noch subtil kodiert und ironisch gebrochen vermittelt hätte.

    Wäre er dann smarter gewesen? Ja. Aber manchmal ist Klarheit und explizite Aussagen eben auch eine nicht ganz verkehrte Wahl, wenn man sich in sozial/politisch heißes Wasser setzt. :)

  • Huutini : Das kann ich gut nachvollziehen und vermutlich hast Du da durchaus recht.

    Dann finde ich es allerdings umso unverständlicher, dass man bei manch kontroverser Szene dann doch wieder genug Interpretations- und Umdeutungsspielraum freilässt.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Kann jemand was zu Last Contact sagen, der für mich plötzlich diese Woche als Neuerscheinung in den Kinos aufgeploppt ist?

    Düster dystopisches Science Fiction Kammerspiel in einer überfluteten Welt auf einem Aussenposten, der auf Ablösung wartet und auf sich selbst gestellt ist ... so habe ich den Film in der Ankündigung bisher verstanden, wobei die Bewertungen zwischen "belanglose Dialoge mit blassen Characteren, die ins Nichts führen" und "beklemmendes Kammerspiel mit grandiosen Bildern" schwanken.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Huutini : Das kann ich gut nachvollziehen und vermutlich hast Du da durchaus recht.

    Dann finde ich es allerdings umso unverständlicher, dass man bei manch kontroverser Szene dann doch wieder genug Interpretations- und Umdeutungsspielraum freilässt.

    Man kann ja nicht immer jede Szene komplett eindeutig inszenieren.
    Es stellt sich halt die Frage, ob diese Szenen wirklich so interpretationsoffen sind oder nicht - wenn man sie in den Kontext des Films stellt.
    Die Grundaussage des Films ist ja wie gesagt wenig subtil vermittelt. Du kannst nun natürlich, wenn du willst, einzelne Szenen irgendwie umdeuten, dass sie sonstwas bedeuten - wenn diese Deutung dann aber der Grundaussage des Films widerspricht, dann ist das halt witzlos.

    Deshalb sind die ganzen Brecheisen-Umdeutungen der Rechten so hanebüchen. Dem Film vorzuwerfen, er wäre männerfeindlich und gegen das Patriarchat, das kannst du ja nur tun, indem du einzelne Szenen völlig losgelöst von der Grundaussage des Films nur für sich bewertest und alles andere ignorierst.
    Und dagegen kann man sich nicht absichern.

    Ich meine, ich habe damals bei Saving Private Ryan wirklich mit Leuten diskutieren müssen, die dem Film vorgeworfen haben, er wäre pro-Krieg, weil die Soldaten so heldenhaft kämpften. Die wollten auch nicht sehen, dass der Film in seiner ganzen Breite gegen Krieg argumentiert, und haben das einfach auf Einzelszenen bezogen, ohne das Gesamtbild zu beachten.


    Das klappt auch bei Barbie hervorragend. Aber wie ernst kann man solche Deutungen nehmen?

  • Kann jemand was zu Last Contact sagen, der für mich plötzlich diese Woche als Neuerscheinung in den Kinos aufgeploppt ist?

    Düster dystopisches Science Fiction Kammerspiel in einer überfluteten Welt auf einem Aussenposten, der auf Ablösung wartet und auf sich selbst gestellt ist ... so habe ich den Film in der Ankündigung bisher verstanden, wobei die Bewertungen zwischen "belanglose Dialoge mit blassen Characteren, die ins Nichts führen" und "beklemmendes Kammerspiel mit grandiosen Bildern" schwanken.

    Also der war wirklich schräg - ist schon was länger in den USA per Streaming verfügbar, eigentlich ein finnischer Film, aber eben mit englischem Cast auf Englisch gedreht. Der Film ist extrem langsam erzählt und eigentlich eine Art Science-Fiction-Adaption von Warten auf Godot mit Gewehren, so als wollte jemand die ersten 14 Minuten von Spiel mir das Lied vom Tod zu eine Langfilm ausarbeiten. Die Welt besteht wegen des Klimawandels nur noch aus zwei Kontinenten, Soldaten auf einer einsamen Festung im Wasser vermuten dass einer von ihnen ein Verräter ist, alle werden langsam wahnsinnig. Der Plottwist gen Ende ist eigentlich keiner, die Ökobotschaft wird dafür nochmal extra dick aufgetragen. Ich fand den erstaunlich unterhaltsam, aber gerade weil er in Richtung absurdes Theater geht und weniger als Genre-Unterhaltungsfilm. Für den geneigten Genrefan ist das eindeutig weniger was.

  • Aber der Film IST doch klar gegen das Patriarchat, weil die dadurch verursachten Missstände bezüglich Frauen klar (und auch an sich korrekt) anprangert. Männerfeindlich ist er deswegen aber noch nicht.

    Wie weit eine Demontage des Patriarchats jedoch gehen sollte, lässt der Film ja dann leider offen und lässt so eben (zu?) viel Spielraum für Interpretationen, die die Gegner dann eben mit Weltuntergangsszenarien füllen. Das meinte ich ja damit, dass mir im Film ein paar Szenen zu Andeutungen eines versöhnlichen Idealentwurfs fehlen, denn was aus

    wird, wird am Ende ja nicht mehr gezeigt.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Nochmal kurz zum Mattel Cinematic Universe, hier eine Übersicht was da auf uns zukommt:


    Mattel Execs on Next Hollywood Moves: ‘Barney,’ ‘Polly Pocket’ and ‘Barbie’ Sequels (EXCLUSIVE)
    After dominating the box office and breaking records with “Barbie,” Mattel has officially arrived in Hollywood. In 2018, after a tumultuous period of declining…
    variety.com


    Highlights:
    - Barney der rosa Dinosaurier in einem surrealistisch-existentialistischen Drama a la A24

    - Polly Pocket von Lena Dunham (der Frau hinter Girls) mit Lily Collins

    - Hot Wheels von JJ Abrams, beschrieben als "grounded and gritty"

    - Uno the Movie (ohne weitere Details)


    Immerhin sieht es aktuell so aus, als wolle man vorrangig standalone-Filme hinlegen.

  • Hihihi... bei der TAZ feiert die Kulturindustrie fröhliche Urständ... Ein völlig von Hintergrundwissen befreiter Artikel, der sich vorrangig darüber aufregt, dass mehr Geld fürs Marketing als für den Film ausgegeben wurde.. Aber schön zu sehen, dass der Film auch von ganz links Dresche bezieht.


    Kinosterben durch „Barbie“-Film: Unter­gang in Pink
    Der Blockbuster-Film „Barbie“ von Greta Gerwig knackt alle Rekorde. Doch damit ist er nicht die Rettung, sondern der Tod des Kinos.
    taz.de


    (Hint: Die Marketingkosten für Indy 5 und M:I 7 waren nicht niedriger, das Einspiel dafür umso mehr - komisch, scheint wohl doch nicht so einfach zu sein, die Menschen nur per Werbung ins Kino zu locken).

  • Das sind Gamer, und wahrscheinlich noch nicht lange aus dem Alter raus, wo USK 18 = Empfehung.

    Macht es ja nicht besser ... Dann sollen Gamer halt keine Filmkritiken schreiben. Suchsland schreibt ja auch keine Kritik über Diablo IV ... wobei das witzig wäre. :)

    Zwar nicht zu Diablo IV, aber immerhin zu Barbie hat sich Deutschlands Untergangsbeschreienster (und nach eigener Ansicht bester) Kritiker geäußert.

    Das Ergebnis war erwartbar. 😅


    Cinema Moralia: »Barbie« oder wie wir lernen sollen, den Kapitalismus zu lieben
    Puppen, Roboter, Filmkritiker, und andere nette Menschen – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 301. Folge
    www.artechock.de

  • Barney der rosa Dinosaurier in einem surrealistisch-existentialistischen Drama a la A24

    - Polly Pocket von Lena Dunham (der Frau hinter Girls) mit Lily Collins

    - Hot Wheels von JJ Abrams, beschrieben als "grounded and gritty"

    Urgh, das klingt alles krass hiernach:

    [Externes Medium: https://youtu.be/kqpak5lFxvs]


    Polly Pocket von Lena Dunham (der Frau hinter Girls) mit Lily Collins

    Das hier klingt obendrein nach Barbie für Arme. So wie Polly Pocket längst nicht den kulturellen Stellenwert einer Barbie Puppe hat, hat sich Lena Dunham zu viele Fehltritte geleistet um die gleiche Credibility wie Greta Gerwig mitzubringen. Und Lily Collins ist auch deutlich B-riegiger als Margot Robbie.

    Einmal editiert, zuletzt von verv ()

  • Urgh, das klingt alles krass hiernach:

    Der Barney-Film klingt konzeptionell noch ganz gut, der Rest tatsächlich ürgs, da bin ich bei dir. Ich denke aber vor allem dass Mattel da jetzt schlicht die falsche Lektion draus zieht und der Erfolg in dieser Form nicht wiederholbar sein wird.


    Übrigens hatte Barbie den zweit- und Oppenheimer den drittbesten Start des Jahres in Deutschland - man bedenke dabei bitte, dass beide in der gleichen Woche gestartet sind, sowas gab es m.w. noch nie. Also auch Oppenheimer läuft extrem stark und zeigt bisher noch keine Ermüdungserscheinungen, und das obwohl die Kritiken und SM-Kommentare da deutlich unfreundlicher waren als bei Barbie.

  • Hihihi... bei der TAZ feiert die Kulturindustrie fröhliche Urständ... Ein völlig von Hintergrundwissen befreiter Artikel, der sich vorrangig darüber aufregt, dass mehr Geld fürs Marketing als für den Film ausgegeben wurde.. Aber schön zu sehen, dass der Film auch von ganz links Dresche bezieht.


    https://taz.de/Kinosterben-durch-Barbie-Film/!5946369/


    (Hint: Die Marketingkosten für Indy 5 und M:I 7 waren nicht niedriger, das Einspiel dafür umso mehr - komisch, scheint wohl doch nicht so einfach zu sein, die Menschen nur per Werbung ins Kino zu locken).

    Der Artikel ist auf derselben Argumentationsebene wie die Faschismus-Geschichte.Man könnte ihn auch abkürzen mit "Kapitalismus böse!"


    Mal eine andere Frage. Du schreibst öfter, der Erfolg wäre sehr überraschend. Aber wieso eigentlich? Klar, wieviel der tatsächlich einspielt schon, aber spätestens seit Trailer 1 war doch klar, dass das ein toller Film wird. oder nicht? (Ferrell, Robbie, Gosling, und Gerwig als Regisseurin plus aktuellste Thematik)

  • Der Artikel ist auf derselben Argumentationsebene wie die Faschismus-Geschichte.Man könnte ihn auch abkürzen mit "Kapitalismus böse!"


    Mal eine andere Frage. Du schreibst öfter, der Erfolg wäre sehr überraschend. Aber wieso eigentlich? Klar, wieviel der tatsächlich einspielt schon, aber spätestens seit Trailer 1 war doch klar, dass das ein toller Film wird. oder nicht? (Ferrell, Robbie, Gosling, und Gerwig als Regisseurin plus aktuellste Thematik)

    Am Anfang des Jahres hätte wohl niemand einen Pfifferling auf den Film gegeben, aufgrund trüber Erfahrungen mit Hasbros Filmwerken und der generellen Tendenz, dass auf Frauen ausgerichtete Filme es seit einigen Jahren an den Kinokassen eher schwer haben. Die ersten Trailer ließen den Film dann interessanter und erfolgsversprechender erscheinen. Ob und wie sehr dann noch die Barbenheimer-Memes geholfen haben ist schwer abzuschätzen. Nach der nicht abreißenden Kette an Flops (von denen MI:7 wohl der überraschendste war) im Vorfeld war dann wieder einiges Bangen zu spüren, ob ausgerechnet Barbie (und Oppenheimer) die Menchen wieder ins Kino locken könnten. Mit dem jetzigen Ausmaß an Erfolg (also erfolgreichster Film des Jahres und sehr gute Legs am Box Office) hat aber wohl wirklich niemand gerechnet. Margot Robbie hat etwa im Produktionsmeeting scherzhaft gesagt, der Film könne eine Milliarde Dollar einspielen - jetzt wird dieser Scherz Realität.

  • Frag mich morgen nochmal ;)

    Und? :)

    Danke für die Erinnerung. Also, um Vergleiche zu schaffen: Weniger als Die Mumie (der mit Brendan Fraser), mehr als der alte Geistervilla mit Eddie Murphy. Viel wird durch die Komik abgemildert. So ab 10 würde ich sagen isses völlig okay, drunter nur wenn das Kind schon etwas Seherfahrung mit Grusel hat und/oder auch eine Geisterbahn problemlos schafft.


    Der Film selbst ist absoluter Durchschnitt, tut aber auch keinem weh. Die Gagdichte ist allerdings eher dünn.

  • Ich hoffe ich nerve noch niemand, aber was echt beeindruckend ist: Barbie und Oppenheimer werden voraussichtlich in der zweiten Woche in Deutschland mehr einnehmen als in der ersten. Spricht erstens dafür, dass die deutschen Kinobetreiber Barbie in der ersten Woche unterschätzt haben und zuwenig Veranstaltungen angeboten haben, und zweitens dass beide Filme gegen den Trend auch Zweitgucker:innen anziehen. Ich hab in den 35 Jahren in denen ich den deutschen BoxOffice verfolge, eigentlich nur dreimal vergleichbares erlebt: Pretty Woman, Titanic und Avatar. An derartige Zuschauerzahlen glaube ich jetzt nicht, aber es ist schon wahnsinnig beeindruckend.


    In den USA wird Barbie einen recht niedrigen Drop von 25-30% haben, was auch ungewöhnlich ist, aber dort lief der Film von vornherein bereits öfter (viele US-Kinos haben noch mittags und nachts Showtimes).

  • Wegen dem Regen?


    Gestern die Lange Nacht der Filmfestivals in Berlin war krass. Zeitweise wurde wegen Überfüllung der Einlass reglementiert. Der war ja kostenlos. Das Kino meinte es war die größte Veranstaltung die sie je hatten. Open Air ein Meer von Menschen. Ausverschenkte (weil kostenlos) Vorstellungen wo nicht mehr alle reinkamen, vor allem bei der Sinead O'Connor Doku, die Ausstrahlung war schon lange vor ihrem Tod geplant.


    Auch da hat es kurz mal geregnet weshalb einige Open Air Sachen nach indoor verlagert wurden, außer der Kurzfilmslot wo sich vorher alle Festivals vorgestellt haben, ich auch. Mein Langfilm lief natürlich als letztes und da waren es naturgemäß nicht mehr ganz so viele Zuschauer aber die die drin waren fanden den Film sehr gut.

  • Ruhrpark am Samstag ist schon voll an sich. Das UCI war umso voller. Barbie war ausverkauft und selbst Talk to Me war extrem gut besucht ...


    Barbie : Austattung und Setdesign wirklich gut. Dazu einige gute Gags und Lacher. Die Gesellschaftskritik-Aussagen waren mir hingegen zu sehr mit dem Holzhammer eingeprügelt. Mattel ist im eigenen Film leider viel zu positiv weggekommen, wie nicht anders zu erwarten war. Ken hatte eine tolle Story, während ich mir für Barbie mehr Substanz gewünscht hätte. Insgesamt durchaus sehenswert. Ich hätte mir nur mehr schwarhumorigen Biss gewünscht. Viele Szenen kannte ich zudem schon aus den Trailern, was einiges vorweggenommen hat. Ryan Gosling ist für mich der eigentliche Star des Films.


    Talk to Me : Als Teenie-Horror-Filmchen angekündigt, hatte dieses Erstlingswerk dann doch einiges an Schocker-Drama-Substanz mit Überraschungen, wohin sich der Film entwickeln wird. Knackige 95 Minuten, atmosphärisch dicht, kurzweilig erzählt, gute Kameraarbeit und überzeugende Schauspieler. Weitaus besser als so manch anderer Horror-Film dieses Jahres. Empfehlung für Freunde des Genres.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Ich hätte den Text fürs lebende Kinderlexikon selbst schreiben können, es war so klar was da bei rauskommt:


    [Externes Medium: https://youtu.be/qzk7w0XhF4I]


    Erstaunlich dass die Adorno-Anhänger immer noch so zahlreich vorhanden sind in Deutschland. Aber immerhin: wenn ich gegen den Film argumentieren will, dann ist das zumindest eine - wenn auch unterkomplexe - Möglichkeit.