[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Das ist witzig, den hab ich auch erst vor kurzem erstmals sehen können. Eine wirklich gute Story in typisch spät-Sechziger psychedelischer Optik, mit einer sehr hübschen Schlußvolte.

  • Was sind denn Eure weithin unbekannten Filme aus der Vergangenheit?

    Ich liebe Terror und Kebap bzw. Al-irhab wal kabab von 1992. Eine abstruse schwarze Komödie aus Ägypten, welche staatliche Willkür und scheinheilige Frömmigkeit anprangert. In Ägypten ein Klassiker hierzulande kaum bekannt. Eine DVD konnte ich bisher nicht auftreiben. Ich hab irgendwo noch eine VHS Kassette mit Aufnahme von ARTE rumliegen. Der Film lief dort mal Arabisch mit deutschen Untertiteln. Bei der heutigen politischen Situation in Ägypten glaube ich nicht, dass so ein Film noch einmal gedreht werden könnte.




    Terrorism and Kebab - Wikipedia

    You know I'm born to lose, and gambling's for fools

    Einmal editiert, zuletzt von Oli1970 ()

  • Oli1970 Ägyptisches Kino hat(te) wirklich einige interessante Entdeckungen zu bieten, international bekannt ist da vor allem Youssef Chahine, der mit Cairo Station wohl DEN Klassiker des ägyptischen Kinos gedreht hat, einen Film Noir auf den Spuren von Hitchcock. Terror und Kebab wäre heute da tatsächlich leider nicht mehr möglich.


    Ich war heute zum ersten Mal seit Oktober letzten Jahres im Kino. So lange war ich noch nie nicht im Kino, das hat sich wirklich wie eine Heimkehr in die Normalität angefühlt. Es war sehr leer, von den 155 Sitzplätzen durften eh nur 25 frequentiert werden und es waren nur 10 Personen anwesend, aber das liegt sicher auch am Sonnenwetter und der EM. Ich hoffe da auf baldige Besserung.

  • So, mal zu dem was aktuell überhaupt in den Kinos läuft: Seit vergangenem Donnerstag sind vier Filme bundesweit gestartet.


    - Zu What lies below habe ich gerade etwas im Horrorthread geschrieben, ein ambitionierter, aber nicht wirklich völlig gelungener Indie-Horrorfilm.


    - Dann ist Der Mauretanier angelaufen, eine etwas obskure Mischung aus Gefängnis-Folterdrama in Guantanamo und Gerichtsfilm, die aber am Ende des Tages wie das typische "nach wahren Ereignissen"-Drama rüberkommt (immerhin vom Regisseur von Last King of Scotland, Menschen denen der Film gefallen hat sollten sich das hier auch ansehen). Allerdings fantastisch gut gespielt.


    - Und zuletzt Tom Clancy's Gnadenlos, Paramounts letzter Versuch aus den Buchrechten an Tom Clancy Gewinn zu schlagen, ohne dass der fertige Film auch nur noch Spuren vom Buch beinhaltet. Diesmal geht es um John Clark (hier heißt er Jack Kelly, ist aber die gleiche Rolle wie WIllem Dafoe in Das Kartell), der seine Frau retten will. Irgendeine riesige Verschwörung gibt es auch, aber ganz ehrlich: Ich hab sie nicht verstanden, und ich zweifle dass das vielen gelingen wird. Als Actionfilm passabel, als Clancy-Verfilmung eine absolute Katastrophe, und erst recht wenn man sieht wer da hinter den Kulissen aktiv war (Taylor Sheridan hats umgeschrieben, Stefano Sollima, immerhin der Regisseur des großartigen Suburra, hat Regie geführt).


    - Und dann noch die für HBO produzierte Doku Tina, die viel unbekanntes Filmmaterial zur Sängerin hervorholt. Für die Fans sicher lohnend.


    Auf den meisten Leinwänden ist übrigens noch Mugen: The Demon Slayer zu sehen, der erfolgreichste Anime aller Zeiten in Japan. Da bin ich allerdings raus, ob das was taugt.

  • - Und zuletzt Tom Clancy's Gnadenlos, Paramounts letzter Versuch aus den Buchrechten an Tom Clancy Gewinn zu schlagen, ohne dass der fertige Film auch nur noch Spuren vom Buch beinhaltet. Diesmal geht es um John Clark (hier heißt er Jack Kelly, ist aber die gleiche Rolle wie WIllem Dafoe in Das Kartell), der seine Frau retten will. Irgendeine riesige Verschwörung gibt es auch, aber ganz ehrlich: Ich hab sie nicht verstanden, und ich zweifle dass das vielen gelingen wird.

    Fairerweise muss ich sagen, dass ich schon in der Romanvorlage "Without Remorse" nicht viel verstanden habe und die Figur, ganz anders als sonst, schnarchlangweilig fand. Keine Ahnung, warum das überhaupt irgendjemand verfilmen wollte ... 🤷🏻‍♂️

  • - Zu What lies below habe ich gerade etwas im Horrorthread geschrieben, ein ambitionierter, aber nicht wirklich völlig gelungener Indie-Horrorfilm.

    Wo ich gerade den Namensverwandten lese: What lies beneath (=Schatten der Wahrheit) fand ich damals auch ein wirklich gut gemachten Mystery Thriller (laut Wiki: Psycho-Horrorthriller).

  • Fairerweise muss ich sagen, dass ich schon in der Romanvorlage "Without Remorse" nicht viel verstanden habe und die Figur, ganz anders als sonst, schnarchlangweilig fand. Keine Ahnung, warum das überhaupt irgendjemand verfilmen wollte ... 🤷🏻‍♂️

    Dann tröste Dich doch damit, dass sie es schlicht nicht verfilmt haben. Mit der Verschwörung im Buch hat das hier jedenfalls nix zu tun, sonst hätte ich sie verstanden ;).

  • Gnadenlos war ewig lang mein Lieblingsbuch, tatsächlich macht es sogar storytechnisch Sinn, dass er hier John Kelly heißt und später zu Clark wird. Im Buch legt er sich mit Zuhältern / Dealern an und man erfährt viel aus seiner Vergangenheit und den Vietnameinsätzen....auch die Dealer ;)


    Hier kann ich jedoch nur Don Corleone zitieren... Look how they massacred my boy.


    Wie Archibald Tuttle richtig schreibt, wurden wieder nur Namen aus dem Roman geklaut und alles Andere neu-gedichtet. Ähnlich wie bei Jack Ryan, der Serie. Schade!

    Der Mann, der die Autokorrektur erfunden hat ist gestorben. Restaurant in Frieden.

  • - Dann ist Der Mauretanier angelaufen, eine etwas obskure Mischung aus Gefängnis-Folterdrama in Guantanamo und Gerichtsfilm, die aber am Ende des Tages wie das typische "nach wahren Ereignissen"-Drama rüberkommt (immerhin vom Regisseur von Last King of Scotland, Menschen denen der Film gefallen hat sollten sich das hier auch ansehen). Allerdings fantastisch gut gespielt.

    Soweit ich das mitbekommen habe, beruht dieser Film auf wahren Ereignissen! Zumindest haben sie bei der Berichterstattung über den Film auch mal die Original-Anwältin gezeigt (und den Original-Gefangenen auch). Inwieweit das Ganze jetzt tatsächlich 1:1 stattgefunden hat, weiß ich natürlich nicht.

  • Ja klar, der Fall ist authentisch (und die Guantanamo-Tagebücher, die der Protagonist geschrieben hat, ein weltweiter Bestseller). Der ganze Vorgang ist unglaublich, und auch die BRD hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Mir ging es nur um die Machart des Films, die mir stellenweise zu stereotyp ist und halt an hunderte andere Filme erinnert - dieses "nach wahren Ereignissen" ist ja quasi ein eigenes Hollywoodgenre.


    Wobei ich eine Szene herausnehme, die mich tatsächlich erwischt hat:


  • Heute abend die neu erschienene UHD von Basic Instinct geguckt. Man vergißt ja manchmal wie gut Filme sind, die man sehr lange nicht mehr gesehen hat (und es noch dazu eine hundsmiserable Fortsetzung gibt). Basic Instinct ist immer noch ein brillanter, sehr sehr böser Thriller, wie viele andere Verhoeven-Filme sieht er aus als wäre er gestern gedreht worden, und er ist weißgott am Ende nicht so ambivalent wie ich ihn in Erinnerung hatte.



    Technisch ist die UHD überragend, was kein Wunder ist, wenn wie hier ein gut erhaltenes 35mm-Negativ eingescannt werden kann (Film bietet bekanntlich mehr Auflösung als auch 4K abtasten kann, aber 4K ist schon relativ nah an der chemischen Auflösung von 35mm-Material dran). Der Film sieht besser aus als er je zuvor tat, ich möchte fast sagen besser als damals im Kino. Zumindest sieht man jetzt in der Verhörszene wirklich genau das, was man vor knapp 30 Jahren nur zu sehen glaubte.


    Auch das neue Making-of auf der UHD ist ziemlich brillant und macht sehr klar, dass das was hinter der Kamera geschah fast genauso spannend war wie der Film, und wie sehr Verhoeven am Rande des moralisch Vertretbaren agiert hat, als er seine Filme gedreht hat.

  • Zumindest sieht man jetzt in der Verhörszene wirklich genau das, was man vor knapp 30 Jahren nur zu sehen glaubte.

    Es war fast schon klar, dass genau bei dieser Szene (die übrigens so gar nicht wirklich geplant war, sondern von Kim einfach improviert wurde) genauer hinschaut! ;)


    Übrigens eine der meisten gestoppten Szenen der Filmgeschichte!

  • Also ich kenne die Story so, dass Verhoeven gemeint hätte, man würde nichts vom fehlenden Slip sehen und er es dann doch so gefilmt hat. Quelle: Sharon Stone

    Das neue Making of geht darauf 20 Minuten lang ein. Es wird relativ klar dass Stone es für ein versehen hält, der Cutter dachte es läge im Schatten, aber sowohl Douglas als auch Verhoeven das mit voller Absicht so drin hatten. Aber wie gesagt, so deutlich wie auf der UHD hat man m.E. noch nie ihre Geschlechtsteile gesehen. Und dazu musste ich nichtmal stoppen..

  • Es war fast schon klar, dass genau bei dieser Szene (die übrigens so gar nicht wirklich geplant war, sondern von Kim einfach improviert wurde) genauer hinschaut! ;)

    Ich überlege jetzt seit 9 1/2 Minuten, wer Kim ist ... 😊

    Ach jetzt sei doch nicht so gemein. Man kann doch Mal Kim Wilde und Sharon Osbourne verwechseln!

  • Gerade mit sehr großem Vergnügen von US-BD gesehen: Breaking News in Yuba County, der nach jetzigem Stand tatsächlich unter diesem Titel nächste Woche Donnerstag in unsere Kinos kommen soll. Wirklich fantastisch besetzt mit Allison Jenney in der Hauptrolle und richtig gutem Support durch Awkwafina (die selten so gut gepasst hat wie hier), Mila Kunis, Regina Hall, Ellen Barkin (die wird einfach nicht älter, faszinierend) und Juliette Lewis (die schon, omg), handelt es sich um eine nur leicht überdrehte schwarze Komödie auf den Spuren der frühen Coen-Brüder rund um eine frustrierte Hausfrau, die den Tod ihres Mannes dazu nutzt, ein wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem sie ihn selbst begräbt und dann als "verschwunden" deklariert. Dummerweise war der Mann aber in Geldwäsche involviert...


    Bei den US-Kritikern ist der Film maximal gefloppt (und ja, auch beim Publikum ist er offenkundig eine love it or hate it-Angelegenheit), aber das hat er wirklich nicht verdient, er ist stellenweise wirklich so richtig witzig, hat aber auch erstaunlich viel Herz für seine Figuren, die allesamt in bester Coen-Tradition etwas sein wollen was sie nicht sind. Und ein bißchen brutal darf es auch zugehen (die FSK 16 hat der Film verdient). Wer sich noch gerne an Fargo, Very bad things, Serial Mom oder Drop Dead Gorgeous erinnert, findet hier jedenfalls guten Nachschub.

  • Wer Lust auf unterhaltsames Selbstjustizkino ganz alter Schule hat: Nobody, mit Bob Odenkirk (Saul aus Breaking Bad), zeigt den vermeintlich harmlosen Familienvater, der sich nach einem relativ harmlosen Einbruch zum Rächer der Enterbten aufschwingt und so auf Umwegen ins Visier eines russischen Drogenbosss gerät. Der Film ist das, was Death Wish mit Bruce Willis sein wollte, eine amüsante, politisch total unkorrekte Self-Empowerment-Studie verlorener agressiver Männlichkeit, eine Kreuzung aus John Wick (offensichtlich, da gleiche Produktion) und Höhere Gewalt, und dabei von derart brachialer Gewalt, dass man ob der FSK 16 (noch dazu bei einem Selbstjustizthema!) nur verwundert die Augen reiben kann. Nachdem er bereits als Premiumstream verfügbar ist, soll er Anfang Juli wohl auch noch in die Kinos kommen. Lohnt sich für Actionfans und Anhänger des Male Melodrama gleichermaßen.


    Achtung: Der Trailer verrät viel zu viel, den auf keinen Fall vorher gucken!

  • ...und noch ein veritabler Klassiker auf UHD: "In the line of Fire", Clint Eastwood als Bodyguard des Präsidenten gegen John Malkovich als Attentäter, sieht anders als Basic Instinct nicht so aus als wäre er gestern gedreht worden. Aber dafür habe ich noch keine UHD in Händen gehalten die so filmisch aussah. Es ist unglaublich wie sehr jede einzelne Einstellung nach dem spezifischen Look von 35mm in einer guten Kinoprojektion aussieht. Keine Ahnung was hier anders gemacht wurde als sonst (vielleicht einfach nur radikaler Verzicht auf digitale Filter), aber das Bild wirkt geradezu plastisch und springt einen förmlich an. Ich fühlte mich beim Gucken wie in einem Kino der 1990er Jahre. Der neue Atmos-Upmix ist sensationell gut, gerade bei der Glasfahrstuhlszene kommt so einiges von oben nach unten. Ach ja, der Film ist natürlich immer noch richtig, richtig gut. Wenn ich es recht überlege, ist das wohl mit Tod im Spiegel und Outbreak Petersens goldene Hollywoodphase gewesen (und nach Das Boot sein bester Film). Das Boot soll übrigens auch 2021 noch auf UHD kommen, ich kann mir fast keinen anderen Film vorstellen, bei dem ein Atmos-Mix so effektiv ausfallen könnte.

  • Japp, Nebenan gabs ja schon auf der Berlinale zu sehen, und Kehlmann als Autor macht es für mich auch spannend (auch wenn ich ihm die grützige Verfilmung der Entdeckung der Welt noch nicht verziehen hab). Ein wenig negative Stimmung verbreitet da nur das Kritikerrating auf der Berlinale, wo der Film nur auf den geteilten letzten Platz kam.

  • Bei dem Titel erwarte ich eigentlich ein Hera-Lind-Medley ... 😅

    Verwechselst Du gerade "Nebenan" mit "Generation Beziehungsunfähig", der kommenden RomCom nach einem Sachbuch mit Frederick Lau (dem neuen Matthias Schweighöfer)? Der klingt wirklich grausam...

  • Bei dem Titel erwarte ich eigentlich ein Hera-Lind-Medley ... 😅

    Verwechselst Du gerade "Nebenan" mit "Generation Beziehungsunfähig", der kommenden RomCom nach einem Sachbuch mit Frederick Lau (dem neuen Matthias Schweighöfer)? Der klingt wirklich grausam...

    Nein - ich beziehe mich auf den ersten Satz aller Hera-Lind-Romane. 😊

  • Nein - ich beziehe mich auf den ersten Satz aller Hera-Lind-Romane. 😊

    Du Arsch. Wegen Dir hab ich jetzt vier Hera-Lind-Leseproben heruntergeladen. Wenn ich in Kürze nur noch Werbung für Katzenfutter und Roséwein kriege kannst Du aber was erleben...

  • Nein - ich beziehe mich auf den ersten Satz aller Hera-Lind-Romane. 😊

    Du Arsch. Wegen Dir hab ich jetzt vier Hera-Lind-Leseproben heruntergeladen. Wenn ich in Kürze nur noch Werbung für Katzenfutter und Roséwein kriege kannst Du aber was erleben...

    Du würdest viel mehr erleben. Wohlfühlhimmel, sag ich nur. Wohlfühlhimmel!

    Prost und genieß den Schmusekater.


  • Habe heute "Der Nebelmann" aus der ZDF-Mediathek geschaut, da er teils extrem gute Kritiken erhalten hat - ein Kriminalfall mit doppeltem Boden der viele Spuren legt und den Zuschauer im besten Sinne im Ungewissen lässt. Sehr interessant und spannend gemacht.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • ravn Es sieht tatsächlich so aus als planen die Studios wirklich massiv wieder ins reguläre Geschäft einzusteigen. Derzeit werden Starts bor- und zzrückverlegt als gebe es kein Morgen (Dune liegt jetzt Ende Oktober, eine Woche vor Bond). Der Fokus liegt dabei insbesondere auf Anfang September, wo dann quasi bis Weihnachten eine nicht enden wollende Flut an großen Blockbustern derzeit geplant ist. Das wird ein gigantisches Blutbad an den Kinokassen, aber ich werde wahrscheinlich tatsächlich meine unlimited-Karte rechtzeitig vorher reaktivieren und hoffe dann, dass wir nicht im Herbst Dank Delta, Eta, Kappa etc. die nächste Schließung erleben. Aber immerhin, auch in den kommenden Wochen scheint das was angekündigt war auch wirklich zu kommen.

  • So, nach zwei Wochen Kinorausch ein kleines Fazit, falls es jemand interessiert: Die Kommerztempel sind leer, alle drei UCIs in meiner Reichweite haben die zwei Wochen vor allen anderen hoffentlich als Testlauf genommen, denn zumindest wenn ich da war haben die wenig bis nichts verdient. In fünf Veranstaltungen saß ich ganz allein, in drei weiteren immerhin noch mit einer Handvoll weiterer Gäste. Das Anime-Event zu My Hero Academia war mit Abstand die bestbesuchte Veranstaltung.


    Den Programmkinos scheint es etwas besser zu gehen, deren Stammpublikum ist ja oft auch älter und entsprechend bereits durchgeimpft.


    Aktuell liefen ja vorrangig Filme, die es schon im Streaming gab, die wenigen Ausnahmen liefen jetzt aber auch nicht besser. Sehr gespannt bin ich auf Godzilla vs. Kong, den ich mir dann in IMAX 3D gönne (der Regisseur selbst fand die Konvertierung großartig, ich fand die alle bisher eher mies, aber ich lasse mich gern überraschen).


    Zu den Filmen hab ich überwiegend schon etwas geschrieben,


    - Cruella hat mich im Kino nochmal positiv überrascht, das ist auf jeden Fall ein Film für die ganz große Leinwand. Sehr Freaky und definitiv ein potentieller Kultfilm für Kinder die sich anders fühlen. Und die 200 Mio. sieht man auf der Leinwand dann auch.


    - Das Mädchen Deiner Träume war eine erstaunlich einfühlsame YA-RomComDramedy um einen Schizophrenen auf der Suche nach seiner Freundin, ohne dass er sicher sein kann, dass es sie wirklich gibt. Sehr einfühlsam gespielt und gut anzuschauen.


    - Kings of Hollywood ist zwar nicht so gut wie man bei der Besetzung (de Niro, Freeman, Tommy Lee Jones) verlangen sollte, aber für ein paar gute Lacher ist der völlig in Ordnung. Es geht um einen Produzenten, der seinen lebensmüden Hauptdarsteller hoch versichert und dann alles dafür tut die Versicherung auch zu kassieren. Ein Vorteil des Films: Er fängt langsam und banal an, steigert sich dann aber ab der zweiten Hälfte drastisch und wird so doch noch Recht unterhaltsam. Was für einen netten Streamingabend.


    - No sudden Move ist der typisch unterkühlte Soderbergh mit Starpower, aber ohne den Humor eines Ocean 11. Sehr gut gespielt, sehr spannender Neo Noir-Heist-Film. Warum der nun ausgerechnet nur nachmittags gezeigt wurde weiß der Himmel, so ist er jedenfalls aus den meisten Kinos nach einer Woche schon wieder verschwunden. Schön war es, endlich Mal Brendan Fraser wieder zu sehen.


    - Proxima ist ein interessanter Versuch, ein Astronautendrama mit einer Studie über Mutterschaft zu verbinden: Frau geht für ein Jahr auf Mission und nimmt vorher Abschied von ihrer kleinen Tochter. Toll gespielt, etwas konventionell inszeniert, nicht unbedingt etwas was man im Kino gesehen haben muss.


    - Stowaway: eigentlich eine Verfilmung des SF-Klassikers The Cold Equations von Robert Sheckley, in einem Raumschiff wird kurz nach Start ein versehentlich dort verbliebener blinder Passagier gefunden, der zudem das sauerstoff-Aggregat beschädigt hat. Und hier endlich Mal ein Film, den man beim geringsten Interesse für intelligente SF wirklich im Kino sehen sollte. Das Sound Design ist atemberaubend gut, seit Gravity war ich in keinem Film aural mehr so drin. Ich bin mir noch unsicher, wie ich das Ende fand, aber immerhin ist es von hoher Konsequenz. Also hier definitiv ein kinogucktipp!


    - Ein Doktor auf Bestellung: Um den Film tut es mir sehr leid, der hätte normalerweise ein veritabler kleiner Kinoerfolg werden können. Eine richtig lustige französische Komödie um einen Arzt mit Hexenschuss, der stattdessen einen Essensauslueferer zu seinen Patienten schickt. Die Komödie schöpft ihr dramatisches Potential nicht voll aus (und wie so oft zeigt der Trailer zuviele der guten Szenen), aber der zutiefst menschlich und amüsant, und sehr sehr gut gespielt ist. Hat richtig Spaß gemacht. Definitiv ein Tipp fürs Streaming, wenn er in 4-6 Wochen veröffentlicht wird.


    - Der Spion: Hui. Benedict Cumberbatch als britischer Handelsvertreter, der von MI6 und CIA zum Spionagekurier gemacht wird. Basiert auf historischen Tatsachen (naja, halt etwas "frei interpretiert", wie so oft) und fängt an wie ein Spionagedrama a la Dame, König, As, Spion, will aber gar nicht dessen Komplexität erreichen, sondern konzentriert sich viel lieber auf die Gründe, warum der heimliche Star des Films, der russische Geheimnisträger, zum Verräter wird. Ein vom Ende her zutiefst humanistischer Film mit einer der bewegendsten Abschiedsszenen, die ich je gesehen hab.


    - Verliebt in Paris: Formal spannendes Regiedebüt einer 20jährigen, die das typisch französische Klischee einer Affäre zu einem älteren Mann verfilmt, dabei ihrer 16jährigen Protagonistin (von ihr selbst gespielt) aber völlig die Macht über die Beziehung zugesteht. Hat mich sehr zwiegespalten zurückgelassen, weil der Film das Ganze eher wie eine leichte Sommerphantasie a la Rohmer inszeniert, die echten Probleme erster Verliebtheit damit aber nur ankratzt. Ästhetisch aber toll.

  • Danke, Archibald Tuttle


    Nach Deinen Beschreibungen versuche ich mal, dass ich Stowaway und Der Spion im Kino schauen kann. Mit etwas Glück laufen sie im Cinema Arthaus in Osnabrück. Die nächstgelegenen Kinos sind entweder noch nicht wieder geöffnet (und ich habe keine Ahnung, ob das eine Center überhaupt wieder aufmacht) oder starten direkt mit Catweazle, bei dem mir Hauptdarsteller, Regisseur und Trailer Warnung genug sind, einen großen Bogen um die Leinwand zu machen.

    we are ugly but we have the music

  • Catweazle hab ich nicht erwähnt, aber auch schon gesehen. Ein reinrassiger Kinderfilm, der so gar nichts im Abendprogramm zu suchen hat (man setzt wahrscheinlich darauf, dass Erwachsene den Held ihrer Kindheit Wiedersehen wollen, und es gibt auch zahlreiche Anspielungen an die alte Serie, aber insgesamt ist das hier sogar noch deutlicher als die Serie für ein Kinderpublikum produziert). Aber angesichts von Regie und Hauptdarsteller hatte ich viel Schlimmeres erwartet, Waalkes ist für seine Verhältnisse sehr zurückhaltend und die ganz groben Gags bleiben aus. Kann man mit der Familie gucken und wird es auch nicht bereuen, aber der erwachsene Catweazle-Nostalgiker bekommt hier nicht unbedingt was er sucht.

  • "Das hätte ich schlimmer erwartet" ist aber trotzdem kein besonders gutes Aushängeschild :)

    Da hast du recht. Wenn man den Film mit den letzten Filmen von Unterwaldt vergleicht (Hilfe ich hab meine Lehrerin geschrumpft und Vier zauberhafte Schwestern), dann hat man es dabei genauso wie bei Catweazle mit gut funktionierenden Kinderfilmen zu tun. Aber mit Ottofilmen im klassischen Sinne hat das in etwa so viel zu tun wie damals Bullys Hui Buh mit dem Schuh des Manitou. Ich fürchte daher eher, dass der Film falsche Erwartungen weckt bei Leuten, die so etwas wie Ottos Eleven erwarten. Unter einem spaßigen Kinoabend für Erwachsene würde ich beides nicht einordnen, aber um es mit Fréron zu sagen: Geschmack ist ein entthronter Fürst, der von Zeit zu Zeit Protest erhebt.

  • Bin halb durch. Er nimmt die Idee novellization sehr ernst, erzählt Dinge die es in den Film nicht geschafft haben oder die da nicht reingepasst hätten, schweift wie erwartet endlos ab was die serien- und Filmwelt der 1960er angeht, und lässt quasi alle Figuren des Films zu Worte kommen. Keine hohe Kunst, aber ziemlich unterhaltsam auf einem sehr seriellen Niveau. Man merkt aber auch wie schwer er es sich mit allem tut was Diversifikation, Inklusion etc angeht. Das ploppt immer Mal wieder auf, wird dann aber von seiner Begeisterung für diese misogyne, heteronormative, homosoziale Welt hemmungslos überlagert.

  • Hallo,

    Die nächstgelegenen Kinos sind entweder noch nicht wieder geöffnet (und ich habe keine Ahnung, ob das eine Center überhaupt wieder aufmacht

    Wir sind mit örtlichen Kinobetreiber befreundet und der meint, mit dem Öffnen auch so seine Probleme zu haben. Dem fehlt es am eingewiesenen Personal. Die meisten haben sich inzwischen umorientiert und anderes angefangen. Er muss erstmal neu anwerben und ausbilden. Vorführen und Kassensystem. :/


    Jetzt mache ich ihm auch noch mit Sommer-Kino in meinen Zelten vorm Haus Konkurrenz. 8-))

    Im Freundeskreis will ich ein paar gemeinsame Filmabende machen. Once upon time in Hollywood wird einer der Filme sein. Aber auch den Kindern wollen wir was bieten.



    Liebe Grüße

    Nils

  • Also in letzter Zeit hat man ja schon den Eindruck, dass Streamingdienste ein goldenes Ei nicht von einem faulen, fermentierten Hühnerei unterscheiden können. Gerade "The Tomorrow War" mit Chris Pratt auf Amazon geguckt, der ja eigentlich groß in die Kinos kommen sollte und zumindest Amazon 200 Mios gekostet hat. Heiliger Herrgott ist der schlecht. Selbst Physiker des Mittelalters hätten die dämlichen Logiklöcher der hier erzählten zeitreisestory zerpflückt, aber sowas kann man ja notfalls ignorieren; dann aber ein absolut überforderter Pratt, miserable Charakterisierungen, ein Plot, der völlig uneinheitlich (Mal zu schnell, Mal wie ein zäher Kaugummi) erzählt wird. Dagegen hat ja sogar Wonder Woman 1984 mehr auf der Habenseite zu verbuchen. Also aktuell zumindest hat man durchaus den Eindruck, dass die echten Highlights aktuell doch dem Kino vorbehalten sind. Wo es übrigens seit Donnerstag um einiges voller zugeht, die bundesweite "Öffnung" scheint als PR-Schachzug zu funktionieren. Und Filme starten da aktuell so viele wie wahrscheinlich noch nie zuvor (80 Filmstarts allein im EM-Juli).