Kann es sein, dass finnische Filme immer "over the top" sein müssen? Gestern Big Game gesehen und da sind genau solche Übertreibungen wie bei Iron Sky oder auch den Kaurismäiiki Filmen?
Ich versuche mich Mal an einer ernsten Antwort: Big Game ist eine europäische Produktion (die übrigens in Bayern gedreht wurde), da steckt ebenso wenig wie in Iron Sky (der ja auch per Crowdfunding Geld eingesammelt hat) Geld der finnischen Filmförderung drin. Das kann man insoweit unterscheiden, als dass "echte" finnische Filme sich eines dezidiert finnischen Themas annehmen müssen, um förderfähig zu sein. Iron Sky und Big Game sind also in etwa so finnisch wie Der Name der Rose und Das Geisterhaus deutsche Produktionen sind (sind sie wirklich, von Bernd Eichinger finanziert, aber das würde man jetzt nicht unbedingt denken). Dieses "over the top"-sein der beiden hat mE. eher etwas damit zu tun, dass sie ihre 1-Satz-Prämisse auch möglichst brachial im Marketing rüberbringen können müssen, und dazu sind One-Liner und überzogene Actionszenen natürlich bestens geeignet.
"Typisch finnisch" im Sinne eines nationalen Kinos wäre für mich eher eon Blick in finnische Vergangenheit oder schwelende Sozialkritik der Gegenwart, die zumeist durch eine dicke Schicht lakonischen Humors überdeckt wird, düstere entfärbte Bilder, oft auch ein Spiel mit Genrekonventionen und kaum Emotionen, so dass schon einzelne Worte wie ein Gefühlsausbruch wirken können. Dazu noch finnische Schlager der 1950er und 1960er, und Du hast 90% aller finnischen Filme beschrieben die ich kenne.