[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Ich hätte Peter Jacksons WW1-Doku They shall not grow old sehr gerne in 3D im Kino gesehen, aber der Film lief leider nicht bei und in der Nähe im Kino. Jetzt könnte ich den Film nachholen und war tief beeindruckt. Es werden keine Daten, Zahlen, Fakten genannt, es werden "nur" die Eindrücke der einfachen Soldaten von der Front wiedergegeben. Dazu wird Bildmaterial genutzt, das aufgearbeitet und nachcoloriert und mit den Stimmen der Veteranen unterlegt wurde. They shall not grow old ist sehr intensiv und erschütternd, aber auch nicht ganz ohne Humor. Auch wenn die Doku inhaltlich wenig Neues zum Thema beitragen kann finde ich sie sehr sehenswert.

    Wo gibt es den denn aktuell zu sehen? Lief bei uns damals auch nicht im Kino. Man muss wohl in Berlin leben, um solche Nischenfilme angeboten zu bekommen...

  • Wir sind heute in die Endphase der Award-Season gestartet. Da ja etliche der nominirten Filme für Golden Globes, Critics Choice Awards, SAG Awards und Co. aktuell über streaming Dienste laufen, geht das auch halbwegs ohne Umstände.

    Angefangen haben wir heute mit Aaron Sorkins THE TRIAL OF THE CHICAGO 7 auf Netflix.
    Unglaublich guter Film! Die Nominierungen für Script, Sacha Baron Cohen und auch das Ensemble bei den SAG-Awards gehen absolut in Ordnung. Eddie Redmayne spielt allerdings auch super, Mark Rylance ist mal wieder grandios und hätte meinetwegen ruhig noch ein paar Einzelnominierungen mehr erhalten dürfen, und Frank Langella (der ironischerweise regelmäßig Nixon auf der Bühne und im Film gespielt hat) geht einem als Richter gleichermaßen unter die Haut und auf die Nerven.

    Aaron Sorkin typisch pfeffert der Film einem die cleveren Dialoge nur so um die Ohren, und er ballert in die ersten fünf Minuten genügend Exposition in den Film, bevor der Titel eingeblendet wird, für die andere Streifen sich zwanzig Minuten genommen hätten. Danach wird es dann aber ruhiger. Erzählt wird der Prozess, der 1969 gegen sieben, bzw. acht Aktivisten angestrengt wurde, die für die Aufstände im Zuge von Antikriegs- und Friedensprotesten in Chicago 1968 verantwortlich gemacht werden sollen. Die frisch gewählte Nixon-Regierung und vor allem der neue Justizminister John Mitchell wollen an den "radikalen Linken" ein Example statuieren und auf jeden Fall eine Verurteilung erzwingen. Umso schwerer wiegt es, dass die Angeklagten untereinander selbst ganz unterschiedliche Ziele verfolgen.

    Sorkin macht hier, was er am besten macht: politische und juristische Geschichten mit viel Sprachgewalt erzählen. Nicht immer subtil, aber sehr unterhaltsam.
    Auch wenn das nicht gewollt gewesen sein kann, fanden wir dabei vor allem die Parallelen zu den Protesten vom 6. Januar dieses Jahres spannend, denn am Ende behandelt der Gerichtsfall im Film eine daran erinnernde Situation voller aufgehetzter Menschenmassen und blutiger Zusammenstöße mit der Polizei. (Mehr Absicht unterstelle ich Sorkin bei einigen Plakaten und Wortäußerungen, die sehr an die letzten vier Jahre erinnern.) Gleichzeitig nimmt der Film aber eindeutig Stellung, lässt kein gutes Haar an der Nixon-Regierung und zeichnet die Angeklagten durchweg positiv.

    Dialoglastig aber clever und wirklich gut gespielt, außerdem ein Stück US-Geschichte, das noch nicht allzu oft filmisch behandelt wurde, zumindest nur noch selten seit den Siebzigern.

  • Ich hätte Peter Jacksons WW1-Doku They shall not grow old sehr gerne in 3D im Kino gesehen, aber der Film lief leider nicht bei und in der Nähe im Kino. Jetzt könnte ich den Film nachholen und war tief beeindruckt. Es werden keine Daten, Zahlen, Fakten genannt, es werden "nur" die Eindrücke der einfachen Soldaten von der Front wiedergegeben. Dazu wird Bildmaterial genutzt, das aufgearbeitet und nachcoloriert und mit den Stimmen der Veteranen unterlegt wurde. They shall not grow old ist sehr intensiv und erschütternd, aber auch nicht ganz ohne Humor. Auch wenn die Doku inhaltlich wenig Neues zum Thema beitragen kann finde ich sie sehr sehenswert.

    Wo gibt es den denn aktuell zu sehen? Lief bei uns damals auch nicht im Kino. Man muss wohl in Berlin leben, um solche Nischenfilme angeboten zu bekommen...

    Ich hab mir die DVD aus England schicken lassen.

    we are ugly but we have the music

  • Das lief durchaus auch in kleineren Kinos in kleineren Städten, hier im Ruhrpott etwa hätte man genug Gelegenheit dazu gehabt ihn zu sehen. Dazu braucht man natürlich ein gutes altes Programmkino in der Nähe, immer wenn ich in ostdeutschen Regionen unterwegs bin bin ich ganz entsetzt, dass es die dort viel seltener gibt als im restlichen Deutschland (noch so eine Riesenlücke ist Niedersachsen).

  • noch so eine Riesenlücke ist Niedersachsen

    Oh ja..... X/


    Es gab mal ein Programmkino in Osnabrück, das aber schon lange geschlossen ist. Dafür gibt es das Cinema Arthaus, die ein recht gelungene Mischung aus Arthaus und Blockbuster-Kino anbieten.

    we are ugly but we have the music

  • noch so eine Riesenlücke ist Niedersachsen

    Oh ja..... X/


    Es gab mal ein Programmkino in Osnabrück, das aber schon lange geschlossen ist. Dafür gibt es das Cinema Arthaus, die ein recht gelungene Mischung aus Arthaus und Blockbuster-Kino anbieten.

    Und dabei waren die Niedersachsen einst die Pioniere des Mobilen Kinos, das ja auch zum Ziel hatte, "gute Filme" auf die Dörfer zu bringen. Ich kenne selbst nur Programmkinos in Oldenburg, Lüneburg und Aurich. Was ja dann auch jeweils eher größere Städte in ihrer Region sind.

  • Wo gibt es den denn aktuell zu sehen? Lief bei uns damals auch nicht im Kino. Man muss wohl in Berlin leben, um solche Nischenfilme angeboten zu bekommen...

    Bei Amazons Prime Video kann man sich den ausleihen oder kaufen.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Peer ()

  • Haben zuletzt Tesla gesehen. Durchaus gelungenes Filmexperiment mit netten, individuellen Umsetzungen. Trotzdem bleibt mir manches zu blass und ich hätte gerne mehr gewusst...


    ... interessant aber allemal - Mal gucken, es kam ja noch ein Edison und ein Marie Curie Film raus...

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

  • Ich hätte Peter Jacksons WW1-Doku They shall not grow old sehr gerne in 3D im Kino gesehen, aber der Film lief leider nicht bei und in der Nähe im Kino. Jetzt könnte ich den Film nachholen und war tief beeindruckt. Es werden keine Daten, Zahlen, Fakten genannt, es werden "nur" die Eindrücke der einfachen Soldaten von der Front wiedergegeben. Dazu wird Bildmaterial genutzt, das aufgearbeitet und nachcoloriert und mit den Stimmen der Veteranen unterlegt wurde. They shall not grow old ist sehr intensiv und erschütternd, aber auch nicht ganz ohne Humor. Auch wenn die Doku inhaltlich wenig Neues zum Thema beitragen kann finde ich sie sehr sehenswert.

    Wo gibt es den denn aktuell zu sehen? Lief bei uns damals auch nicht im Kino. Man muss wohl in Berlin leben, um solche Nischenfilme angeboten zu bekommen...

    Der lief hier im Cineplex (Mainfrankenpark Dettelbach) zwar an einem Sonntag um 10:00 Uhr. Aber das früh Aufstehen war es mir allemal wert!

  • Weiter ging es mit den Award-Vorbereitungen gestern mit NEUES AUS DER WELT.

    Helena Zengel hat ja nun einige Nominierungen für den Film bekommen, und tatsächlich macht sie einen sehr guten Job. Nach der ersten halben Stunde weiß man auch, warum sie gecastet wurde, denn da wirkt ihr großartiger Auftritt in SYSTEMSPRENGER fast schon wie ein Bewerbungsvideo.

    Leider hat mich der Film selbst aber komplett kalt gelassen.

    Tom Hanks spielt den Bügerkriegsveteranen Captain Kidd, der kurz nach dem Krieg durch die Südstaaten tingelt und Nachrichten aus Zeitungen vorliest. Eine Art wandernde Tagesschau.
    Eines Tages findet er zufällig die zwölfjährige Johanna. Deren Siedlerfamilie kam vor sechs Jahren bei einem Angriff der Kiowa ums Leben. Die Kiowa nahmen das Kind auf und zogen es seither groß, bis die Kiowa nach einem Angriff von US-Soldaten ums Leben kamen. Nun soll Kidd das Mädchen zu ihrer Tante bringen.

    Erst einmal: Schön, Tom Hanks endlich mal in einem Western zu sehen. :) Die Chemie zwischen Hanks und Zengel in diesem "Roadmovie" stimmt auf jeden Fall auch, und die beiden sind echt sehenswert, der Film als Ganzes funktioniert für mich aber tatsächlich eher auf einer intellektuellen Ebene als auf einer emotionalen.

    Auch hier finden sich reichlich Zitate auf die politische Lage der USA in den letzten 4 Jahren (von den "Texas First"-Rufen bis hin zum garstigen Büffelbaron, der nur maßlos übertriebene Nachrichten über sich selbst verlesen haben will), und auch sonst wird klar, dass Kidd und Johanna immer tiefer in protektionistisches Gebiet reisen. dass hier "nur auf die eigene Peergroup beschränkt sein" als "schlecht" und "Interesse an Vorgängen außerhalb des eigenen Horizonts haben" als "gut" konnotiert wird, merkt man auch recht deutlich, und natürlich ist der ganze Film eine Parabel darüber, wie man nach einem Trauma "wieder nach Hause" findet, und ein Zeitzeugnis über die Südstaaten kurz nach der Kriegsniederlage. (Etwa wenn Kidd sich gegenüber Nordstaaten-Soldaten damit ausweist, wann er wo kapituliert hat.)

    Aber das bleibt halt alles auf einer sachlichen Ebene und tatsächlich irgendwie ... langweilig erzählt. Selbst wenn mal Spannung oder sogar etwas Action aufkommt, wirkt das unglaublich zäh, und beinahe lustlos inszeniert - da hat Regisseur Paul Greengrass mit CAPTAIN PHILLIPS oder seinen BOURNE-Filmen schon bewiesen, dass er es besser kann!

    Was bleibt, ist Zengels wirklich sehenswertes Spiel. Ich bin gespannt, ob die Academy sie dafür nominiert, das macht sie mit Kindern ja nicht mehr allzu gerne. Ansonsten wird von dem Film nicht viel hängenbleiben, fürchte ich ...

  • Mal eine Nicht-Empfehlung für ...


    Songbird : Der neueste Film von Michael Bay. Thema ist das Corona-Virus. Hier allerdings fiktiv als Covid-23 im Jahr 2024. Läuft aktuellen exklusiv auf Amazon Prime. Wer Michael Bay liest, der erwartet Popcorn-Kino, bei der man am besten das Hirn ausschalten sollte. Allerdings auch Schauwerte, bei dem jeder einzelne Frame perfekt arrangiert ist und gut und gerne als grossformatiges Poster ausgedruckt werden könnte.


    Tja, das Hirn kann man hier in den 84 Minuten getrost ausgeschaltet lassen, denn die Storyentwicklung ist schlicht haarsträubend mies und passt nacherzählt auf eine Seite eines Bierdeckels. Alle meist per Wackelkamera gezeigten Personen sind im Laufe des Film irgendwie miteinander verbunden, während wir von dem Covid-23-Alltag eigentlich nichts mitbekommen. Stattdessen dreht sich alles um eine arg platte Social-Distancing-Romanze und die Jagd nach Immunitäts-Armbändern als Freibrief für ein sorgenfreies Leben. Dann gibt es noch zwei Bösewichter, die so eindimensional plakativ dargestelt werden, dass die als Gegenspieler nichts taugen. Dabei lässt der Film keinerlei Klischees aus und präsentiert Stereotypen.


    Ok, hingenommen, aber da der Film weder filmerisch gut aussieht, noch von den Effekten oder der Filmmusik glänzen kann, sondern eher wie eine schnell hingeschluderte Billigproduktion wirkt, gibt es eben auch keine Schauwerte, die Transformers & Co auszeichnen konnten. Kurz gesagt: Spart Euch die knapp 1 1/2 Stunden.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • ravn:

    Der Film ist von Adam Mason, welcher bisher ansonsten nur Horrorfilme und B-Movies gedreht hat. Michael Bay ist lediglich einer der acht(!) Producer, hat also bloß ein paar Dollar reingeworfen und seinen Namen für das Marketing hergegeben. Nicht mal das Drehbuch ist von Bay. Denke daher rührt die Verwirrung.

    Danke trotzdem für's Abraten. Die Prämisse klang nämlich eigentlich ganz interessant.

    Lg

  • Dabei ist die Grundidee von Songbird gar nicht mal so schlecht: Totale Isolation und gnadenlose Überwachung. Wer dagegen verstösst, der wird in eine Q-Zone eingepfercht. Ein paar Immune erledigen die Jobs, um das Leben aufrecht zu erhalten.


    Nur der Film macht daraus nichts. Diese Q-Zones werden nie gezeigt, sondern sind nur ein erzähltes Drohgespinst. Warum gibt es Kurierfahrer, wo es doch Drohnen gibt? Wie sieht der Alltag von 99% der Bevölkerung aus, wenn die ihre Wohnungen nie verlassen dürfen? Warum agiert der Hauptbösewicht so blöd? Warum werden mehr Immunitäts-Armbänder gesucht als gebraucht werden? Warum macht die finale Szene so wirklich gar keinen Sinn? Warum gibt es so viele Anschlussfehler sowie Logiklöcher in den Handlungen der Charaktere?


    Der Film hat alles, was Michael Bay Filme schlecht machen. Allerdings auch nichts, was Michael Bay Filme trotzdem sehenswert machen. Einer der Filme, die man ganz schnell vergessen sollte, was allerdings auch nicht schwer fällt.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Heute Abend gab es MA RAINEY'S BLACK BOTTOM.

    Bisher mein Favorit dieses Jahr - Viola Davis ist wie üblich grandios und herrlich uneitel und Chadwick Boseman spielt sich fast buchstäblich die Seele aus dem Leib. Posthum große Filmpreise einzuheimsen geschieht recht selten (beim Oscar gelang das bisher nur 2 Schauspielern, Peter Finch 1977 für die Hauptrolle in NETWORK und Heath Ledger 2009 für die Nebenrolle in THE DARK KNIGHT), aber Boseman empfiehlt sich hier dringend für eigentlich alle großen Preise dieses Jahr.

    Der Film bringt ein Theaterstück auf die Leinwand, das August Wilson (auch Autor der Vorlage des großartigen FENCES) 1982 geschrieben und 1984 uraufgeführt hat, und dramatisiert eine reale Studioaufnahme, die Blueslegende Ma Rainey 1927 in Chicago aufgenommen hat. Wie jede Theaterverfilmung erwarten einen hier also vornehmlich lange (und brillante!) Dialoge, in denen die vier Bandmusiker im Probenraum darüber sinnieren, welchen Wert sie als Schwarze, Musiker und schwarze Musiker in der weißen Welt haben. Erst später kommt Ma Rainey endlich an, und man versucht mit den Aufnahmen zu beginnen, aber so einfach ist das nicht, denn Ma Rainey weiß, was sie den Weißen wert ist, nämlich nichts, und wie sie sie trotzdem dazu bringen kann, ihr Respekt zu zollen.

    Der Film funktioniert großartig auf so vielen Ebenen. Da wäre der Konflikt schwarzer Musiker in einer weißen Musikbranche. Da wäre der Konflikt zwischen der alternden, konversativen Bluessängerin Ma Rainey (Viola Davis), die weiß, dass die Wurzeln ihres Erfolgs beim schwarzen Publikum des ländlichen Georgia liegen, und dem jungen, progressiven Trompeter Levee (Chadwick Boseman), der ihre Musik für das weiße Großstadtpublikum modernisieren, und im Grunde seine eigene Band gründen will. Da wäre Saxophonist und Bandleader Cutler (wie üblich super: Coleman Domingo), der Levee nicht ernst nimmt, und dessen Angriffe auf seine Stellung abwehren muss.


    Jede der Hauptfiguren hat eine lebendige Geschichte, jede hat Träume und Hoffnungen, die ihr in der Welt der Weißen nicht erfüllt werden können - manche haben sich mit dem Bisschen abgefunden, das sie haben, andere haben ihren Weg gefunden, sich das zu nehmen, was sie suchen, und wieder andere träumen noch immer davon, auf Augenhöhe mit den Weißen gute Musik machen zu können.

    Dabei zeigt sich schnell, dass trotz des Titels eigentlich Trompeter Levee die Hauptfigur des Stücks ist, und Boseman darf die gesamte emotionale Bandbreite an Gefühlen durchspielen, und macht das mit bewundernswerter Präzision und Hingabe. Da macht das Zugucken wirklich Spaß.

    Ganz großes Kino - selbst auf der heimischen Leinwand, und mit Boseman mein Topfavorit auf die Preise für die männliche Hauptrolle.


    Trailer

    2 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Baby Driver


    Toll implementierte Musik, bisschen Liebesstory (erinnert mich irgendwie an Dirty Dancing, weiß auch nicht wieso, da ich den Film nie ganz gesehen habe), bisschen Fast and the Furios und Kevin Spacy...


    Der Spion von Nebenan


    Bautista in einer Spionagekomödie...

    All time favorites: Brass: Birmingham, Dune: Imperium, Klong!

  • Heute Abend gab es MA RAINEY'S BLACK BOTTOM.


    Wollte auch schon seit Wochen einen kleinen Bericht schreiben, aber du hast das dann doch besser hinbekommen.


    Ich fand dieses Kammerspiel auch sehr gelungen, vor Allem natürlich die schon von dir gelobten Schauspieler.


    Viola Davis' Mut zur Hässlichkeit (bei dieser anonsten attraktiven Frau) gepaart mit der Chuzpe ihrer Rolle...toll!


    Ich habe übrigens erst sehr spät erkannt, dass der Trompeter Levee ja von Chadwick Boseman (Black Panther) gespielt

    wird. Als ich mir dessen bewusst war, fand ich es erschreckend, wie dünn, ja fast dürr er kurz vor seinem Tod war.

  • wird. Als ich mir dessen bewusst war, fand ich es erschreckend, wie dünn, ja fast dürr er kurz vor seinem Tod war.

    Ja, den Gedanken hatte ich auch. Allerdings hat er nach den Dreharbeiten ja noch knapp über ein Jahr gelebt. Aber er war wohl schon in Behandlung und entsprechend gezeichnet. Umso erstaunlicher, was er hier aufbietet!

  • Baby Driver


    Toll implementierte Musik, bisschen Liebesstory (erinnert mich irgendwie an Dirty Dancing, weiß auch nicht wieso, da ich den Film nie ganz gesehen habe), bisschen Fast and the Furios und Kevin Spacy...

    Ich liebe den Film. Baby Driver zeigt sehr schön, dass seichte Actionfilme nicht zwangsläufig strunzdämlich sein müssen und glaubwürdige, coole Charaktere mehr zum Gelingen eines Films beitragen als der dickste Raketenwerfer.

    we are ugly but we have the music

  • Ich stürze mich momentan auf ältere Filme:


    Vom Winde verweht - Ich durfte als Kind immer aufstehen und mit meinen Eltern Fernsehen schauen, wenn mein kleiner Bruder eingeschlafen war. Vor ca. 32 Jahren habe ich als Kind diesen Film bis ca. zur Hälfte gesehen und bislang nicht wieder angeschaut. Jetzt schaue ich ihn gerade mit meiner Frau, wir sind an der Stelle angelangt, die mir seit 32 Jahren im Gedächtnis geblieben ist (Scarlett O'Hara beim Monolog im Radieschenfeld). Und ich muss sagen, dass ich von der Kameraführung, den Bildern und Massenszenen, den spitzzüngigen Dialogen und der Spielfreude des Casts recht angetan bin. Etwas weniger gefällt mir der doch etwas dick aufgetragene Schnulz, die Darstellung der Sklaverei und die Lobhudelei auf den Alten Süden. Ich bin gespannt auf die zweite Hälfte.


    Die durch die Hölle gehen - Michael Ciminos meisterliches Vietnam-Drama. Großartig gespielt und mit fast 43 Jahren auf dem Buckel immer noch erschütternd und drastisch.

    we are ugly but we have the music

  • Lighthammel: Ernstgemeinte Gratulation zum (Wieder-)Entdecken zwei der besten Filme der Filmgeschichte. Gerade das Classical Hollywood Cinema hält viele wirklich grandiose Filme bereit, die heute so gut wie gar nicht mehr in Deutschland gesehen werden und in Streamingdiensten sowieso so gut wie nicht verfügbar sind. Ich gucke mich aktuell beispielsweise durch viele Jack-Lemmon-Filme, die ich mindestens 20 Jahre nicht mehr gesehen habe, da sind etliche Perlen dabei, die ich nur noch vage im Gedächtnis hatte. So gesterm zum Beispiel "Ein Ehebett zur Probe"/"Under the Yum Yum Tree": Lemmon spielt einen allglatt-fiesen Vermieter, der als Playboy nur junge Frauen in seine Wohnungen einziehen lässt, dem dann aber versehentlich ein Mann ins Haus kommt. Ich glaube, ich habe in 46 Jahren noch nie eine so wahnwitzige, wirklich fies-gemeine Komödie gesehen, die so hart mit in der Zeit etabliertem Männer-/Machogehabe ins Gericht geht (und da gibt es ja doch einige Kandidaten aus der Zeit, siehe die Rock Hudson/Doris Day-Klassiker und diverse Tony-Curtis-Filme der 1960er). Und im Anschluss passte dann "Noch Zimmer frei"/"The Notorious Landlady" wie die Faust aufs Auge, eine extrem gut geschriebene Krimikomödie über Lemmon, der sich in eine mutmaßliche Mörderin verliebt. Hier sind es die Frauen, die weitaus mehr Agenda haben als man das generell dem klassischen Hollywood zutrauen würde. Vor allem sind beide Filme aber wahnsinnig gut gespielt (und ja, auch Kim Novak ist, wie ich ungern zugebe, hier mal richtig gut) und gut geschrieben, wie viele von Lemmons Filmen, der sich offenbar nur mit der Creme de la Creme an Drehbuchautoren und Regisseuren seiner Zeit abgab.

  • Lighthammel: Ernstgemeinte Gratulation zum (Wieder-)Entdecken zwei der besten Filme der Filmgeschichte.

    Danke. Es gibt Filme, von denen hat man zwar viel gehört und gelesen, aber der Zeitpunkt, sie gesehen zu haben, ist manchmal nicht der richtige. Bei The Deer Hunter habe ich halt mehr Action erwartet und war vor 25 Jahren relativ enttäuscht, dass der Vietnam-Part so knapp und wenig actionreich ausfällt. Mit Ü40 hat sich der Geschmack einfach geändert und man hat sich weiter entwickelt. Dafür gibt es Filme, die ich damals geliebt habe, wo sich mir bei erneutem Schauen aber die Nackenhaare aufstellen.

    Ich mag sehr gerne die alten Filme, egal ob Komödie, Krimi oder Horror. Ich liebe Tod Browning´s Horrorfilme, Hitchcocks Krimis, Frankenheimers harte Thriller, Peckinpahs schonungslose Action, die Western und Kriegsfilme der beiden Johns (Ford und Sturges), Komödien wie den Goldfisch an der Leine oder Eine total total verrrückte Welt. Ich war also immer schon sehr affin zum alten Hollywood. Jack Lemmon fand ich immer in Verbindung mit Walter Matthau sehr stark. Filme wie Buddy Buddy (Großartig: Klaus Kinski als Dr. Hugo Zuckerbrot) oder Grumpy Old Men sind den beiden wirklich auf den Leib geschneidert.

    we are ugly but we have the music

  • Jack Lemmon fand ich immer in Verbindung mit Walter Matthau sehr stark. Filme wie Buddy Buddy (Großartig: Klaus Kinski als Dr. Hugo Zuckerbrot) oder Grumpy Old Men sind den beiden wirklich auf den Leib geschneidert

    schöne Auswahl, da bin ich überall mit dabei. Ich bin nur immer wieder erstaunt was für perlen hinter diesen weithin bekannten Klassikern noch existieren. Wenn man da einmal anfängt zu buddeln entdeckt man manches Großartige. Wenn du etwa die Western von Ford und Sturges magst, empfehle ich dir einerseits Sturges' recht unbekannten Virenthriller "Geheimagent Barrett greift ein", andererseits die Western, die Randolph Scott mit Bud Boetticher gedreht hat (die sog. Ranown-Reihe). Sieben Western, beginnend mit "Der Siebente ist dran", die alle Variationen der gleichen Grundgeschichte bieten, die aber so facettenreich und originell erzählt sind, dass ich kaum einen Liebling aus dem Zyklus benennen könnte. Und für Matthau solo empfehle ich die grandiose wahlöö/Sjöwall-Verfilmung "Massenmord in San Francisco".

  • Den packe ich auf jeden Fall auf meine Liste. Danke für den Tipp.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • Habe den Film bereits sehen können (und kenne auch das französische Original vom gleichen Regisseur mit Jean Rochefort). Hopkins ist großartig (wie zu erwarten war), der Film selbst funktionierte für mich in der französischen Fassung etwas besser, ist aber auch hier brillant inszeniert und erzählt. Das Ganze ist allerdings ziemlich experimentelles Kino, mit hoher Emotionalität würde ich da nicht rechnen, das sind schon eher distanzierende Techniken, die da eingesetzt werden. Vor Moonlight hätte ich außerhalb der Schauspielkategorie daher keinen Erfolg für diesen Film gesehen, aber ansonsten ist das schon definitiv Oscarmaterial, sowohl Hauptrolle als auch was den Film betrifft (wäre dann das erste Remake seit Ben Hur, das einen Oscar für den besten Film bekommt oder?).


    Boseman wäre sehr besonders, da tote Schauspieler wie schon geschrieben so gut wie nie gewinnen. Aber angesichts der Notwendigkeit für Hollywood, nicht länger all-white-events zu feiern, ist das eine ernste Option.

  • (wäre dann das erste Remake seit Ben Hur, das einen Oscar für den besten Film bekommt oder?).

    Kommt darauf an, wie kleinlich du bist ... Pygmalion wurde vor MY FAIR LADY schon zwei (oder drei?) Mal verfilmt, darunter 1938 mit Leslie Howard. (Auf deutsch hatte der einen seltsamen Titel. "Die Geschichte vom Blumenmädchen" oder so ...)

    Einmal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • (wäre dann das erste Remake seit Ben Hur, das einen Oscar für den besten Film bekommt oder?).

    Kommt darauf an, wie kleinlich du bist ... Pygmalion wurde vor MY FAIR LADY schon zwei (oder drei?) Mal verfilmt, darunter 1938 mit Leslie Howard. (Auf deutsch hatte der einen seltsamen Titel. "Die Geschichte vom Blumenmädchen" oder so ...)

    Guter Einwand, würde ich aber nicht gelten lassen, da das Musical für mich dann doch eine sehr eigenständige Bearbeitung des Stoffes ist, der man mit Remake nicht wirklich gerecht wird. Dann wären Effi Briest und Anna Karenina auch Remakes von Madame Bovary.