[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Das ist meines Wissens nicht in der Bibel, so wie auch das meiste Wissen über den Antichrist eher apokryphen Texten entstammt. In der Bibel steht eher was über "falsche Propheten", die parallel zu Jesu erscheinen sollen. Insoweit hat der Film da Carte Blanche dran rumzuspielen, und das macht er ja auch ganz geschickt.

  • Btw, ich hab mir Civil War am Sonntag auch nochmal angeschaut, einfach auch weil sonst aktuell im Kino nicht viel los ist. Der ist schon hocheffektiv, und ich verstehe jetzt auch die Idee besser, ein aus heutiger Sicht politisch "unmögliches Szenario" zu kreieren, um eine gewisse Allgemeingültigkeit des Schreckens eines Bürgerkriegs zu zeigen. Trotzdem gab es auch diesmal wieder bei mir einen hohen Widerstand, dem Film diese apolitische Haltung durchgehen zu lassen, und die Endszene beißt sich m.E. mit der Aussage, dass Bürgerkriege die Hölle sind, schon sehr. Also: Immer noch kein Fan.


    Dann gab es noch die Preview zu "Sterben", Mathias Glasners Kino-Comeback nach diversen Tatorten und dem Boot-Remake. Anders als man beim Titel vermuten würde, haben wir es hier mit einer ziemlich unterhaltsamen, rabenschwarzen Komödie über den Tod zu tun, die wild zwischen intensivem Schauspiel und dann auch wieder kompletter Zuschauerirritation hin und her wandert. Ganz offenkundig will der Film sein trauriges Grundthema nicht zu sehr an sich und seine Zuschauer:innen heranlassen, gleichzeitig reißt er gleich ganze Jericho-Mauern ein und zeigt noch eine Handvoll weiterer Tabus, wie persönliche Traumata, Altersverfall, das Bedauern ein Kind bekommen zu haben - und das über eine Laufzeit von drei Stunden. Wahnsinnig gut besetzt und gespielt, aber an manchen Stellen auch schon fast Tykwersche Überforderung des Zuschauers, der gar nicht weiß wo er lachen und wo er weinen soll - oder einfach beides gleichzeitig. Ganz großes deutsches (sogar urdeutsches) Kino, wie es kaum noch jemand heutzutage raushaut, vorbei an den Konventionen des Fernsehspiels, das so viele deutsche Filme ja immer auch sind. Ein starker Film mit etlichen Sollbruchstellen, die ihn für mich aber sogar besser gemacht haben, und sehr unerschrocken in der Konfrontation mit seinem titelgebenden Thema. Das Ding wird in zwei Wochen alle deutschen Filmpreise einheimsen, da bin ich mir ziemlich sicher.


    Abigail: Aktuell ist die Zeit für überraschend "gute" Horrorfilme. Abigail ist jetzt nicht im engen Sinne ein guter Film, aber er ist verdammt spaßig, was an der fantastischen Kinderdarstellerin Alisha Weir liegt, die ja auch schon das Mathilda-Musical hochgezogen hat. Hier ist sie der größte Special Effect, den der Film zu bieten hat, und das weiß der gottseidank auch und weidet sich ausführlich an ihrer Performance.


    Challengers Den hab ich schon vor einem halben Jahr in der OV-Sneak gesehen und damals schon was dazu geschrieben - auf den ersten Blick ein Film über zwei Tennisprofis, die von der von Zendaya grandios gespielten Trainerin/Ex-Spielerin und Ehefrau des einen massivst manipuliert werden. Guadagigno präsentiert uns hier die dunkle Kehrseite seines Call me by your name, einen Beziehungsthriller, der vom Tennis nur die Struktur übernimmt und zugleich wie seinerzeit Gone Girl auch als bitterböse Satire über menschliche Schwächen und ihr verzweifeltes Begehren funktioniert. Im Kern ist das hier - wie schon Poor Things - ein Sexfilm, also nicht so sehr ein Film mit viel Sex, als viel eher ein Film über sexuelles Begehren und wodurch und warum wie begehren, noch deutlicher als seine vorherigen Filme auf den Spuren der 1970er Jahre und dem damaligen, erwachseneren Kino. Umso lustiger, dass das Marketing des Films vorrangig auf Teenies abzielt, die hier ihre Version von Eiskalte Engel oder Basic Instinct erleben dürften. Mehr will ich inhaltlich gar nicht sagen, denn es passiert gar nicht so schrecklich viel in den 131 Minuten - es geht viel eher darum, wie die drei Menschen miteinander umgehen und was sie antreibt. Trotzdem ist das Teil durchgehend mörderspannend, und mit dem Ende muss man erstmal leben können.

  • Abigail fand ich auch super, musste aber an From Dusk till Dawn denken - den habe ich damals in der Sneak gesehen, ohne je irgendwas davon gehört zu haben, und ein Viertel hat den Saal während des ersten Teils verlassen. Das hatte eine nicht unerhebliche Wirkung auf den Effekt, dass man nicht wusste, was kommt.

    Bei Abigail hat der Trailer da leider kontraproduktiv gewirkt, ich wette, wenn ich den ebenso unbeleckt gesehen hätte wie seinerzeit FDtD, wäre die Wirkung eine sehr ähnliche gewesen.

  • Gestern FFF-Nights Tag 1:

    Nur einen Film geguckt: "Love lies Bleeding". Richtig, richtig starker und intelligenter Thriller. Tolle Musik, toller Sound, tolle Ideen. Spielt 1989 und erzählt von Lou (Kristen Stewart) und Jackie (Katy O'Brian, dürftet ihr aus The Mandalorian kennen), die in einem kleinen Wüstenkaff in einen Fall von häuslicher Gewalt hineingeraten und es mit Lous Vater (Ed Harris mit richtig fieser Friese!), dem örtlichen Gangsterboss zu tun bekommen.

    Spannende Charaktere, tolle Ideen, und immer, wenn man glaubt, man wüsste, in welches Klischee die Story gleich fällt, passiert irgendwas ganz anderes. Dazu ein ganz wunderbarer, leiser Humor, der (bis auf einmal) immer wirkt, als habe er sich eher zufällig in die Szene verirrt.


    Startet im Juli im Kino, und hat sich mit in meine Jahres-Topliste geschoben.

    Einmal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • FFF-Nights Tag 2:
    Gestern 2 Filme gesehen.


    "Meanwhile on Earth"
    Französischer ... Sci-Fi-Drama-Arthouse-Flick?! Der Film hat eine tolle Stimmung, aber "Slow Burner" ist noch untertrieben. Die Schwester eines im All verschollenen Astronauten versucht, mit dem Verlust und der Ungewissheit klarzukommen, bis sich ... "etwas" meldet und von ihr ein paar unangenehme Gefallen fordert, damit sie ihren Bruder wiederkriegt.

    Regisseur und Autor Jérémy Clapin hat mit dem Animationsfilm "I lost my body" Aufsehen erregt und direkt eine Oscarnominierung erhalten, und ähnlich fantastisch geht es auch hier weiter. Der Realfilm wird immer wieder von Animationssequenzen durchzogen, in denen die Beziehung der Geschwister erläutert wird, und die deutlich an Yoko Tsuno und Captain Future erinnern.

    Der Realfilm ist dabei sehr ruhig und dialoggetrieben. Für Freunde von Arthouse-Sci-Fi im Stile von "Under the Skin" aber absolut zu empfehlen. Ich sehe da keine Kinoauswertung, aber im Stream dürfte der kommen. :)


    "Sting"
    Geradliniger Creature Feature über eine Monsterspinne, die ein im verschneiten New York isoliertes Mietshaus heimsucht.

    Creature Features brauchen vor allem 2 Dinge: a) funktionierende Spezialeffekte. Und b) ein interessantes Drama zwischen den menschlichen Figuren.

    Beides funktioniert hier hervorragend. Die Effekte der WETA-Schmiede sind makellos, und sowohl die Dynamik der Hausbewohner als auch die im Mittelpunkt stehende Patchwork-Familie funkionieren klasse.

    Dazu ist der Film mit ausreichend Ekelszenen und Humor gewürzt, um keine Sekunde zu langweilen, Kinderstar Alyla Browne überzeugt, und es ist der erste mir bekannte Creature Feature, der tatsächlich den ganzen Film hindurch ein super niedliches Baby mitschleppt. <3

    Erfindet das Rad nicht neu, ist aber absolut solide und eindeutig einer der besseren Spinnenfilme.

    Kinostart am 20. Juni.
    Und weil Spinnenfilme immer gehen, freue ich mich jetzt schon auf den französischen Vermines, der demnächst in den Stream kommen dürfte. :/

  • FFF-Nights Tag 3

    Heute 3 Filme:


    "Riddle of Fire"

    Hat Archibald ja schon gelobt, und ich schließe mich an. Super kreativer, spritziger Film über drei Kids auf großer "Quest". Zwischen niedlich und witzig und insgesamt herrlich "roh". Quasi verfilmtes Sommerferienfeeling und wirklich verdammt witzig.


    "The Empire"

    Noch ein französischer Sci-Fi-Streifen: In irgendeinem französischen Fischerdorf prallen zwei Alienrassen aufeinander, die "Guten" (Selbstbezeichnung) und die "Bösen" (Selbstbezeichnung).

    Ich habe zu dem Film keine richtige Meinung, weil ich offen gestehe, dass ich ihn nicht richtig verstanden habe. Ja, es gibt eine Handlung rund um gute und böse Aliens in Menschengestalt und eine Art außerirdischen "Antichristen", aber was man da zu sehen bekommt, ist dermaßen absurd und grotesk, dass ich auch irgendwann schlicht aufgehört habe, das deuten zu wollen. Raumschiffe, die aussehen wie gothische Kirchen und Schloss Versailles, Lichtschwerter, absurd kindische Oberbösewichte, "dramatische" Actionszenen und seltsame Polizisten ... ich würde nicht sagen, dass der Film schlecht ist, aber um zu sagen, dass er gut ist, müsste ich jemanden kennen, den ich reinschicken könnte in dem wissen, dass er ihm gefällt, und da fällt mir niemand ein.

    Der ganze Streifen guckt sich, als hätten Quentin Dupieux und David Lynch eine Woche Langeweile im Strandurlaub gehabt.

    Aber witzig ist der Film, und zwar durchaus gewollt. Ich vermute, da steckt irgendeine Satire auf Science-Fiction-Filme hinter, aber wie gesagt: Keine Ahnung.

    Wird nicht ins Kino kommen, aber wer auf groteskes Zeug steht, sollte ihn unbedingt im Stream gucken.


    "Oddity"

    Nach Caveat der zweite Film von David McCarthy, und ein wiklich guter Gruselfilm. Selbst wenn man weiß, wohin die Reise geht, ist er noch sehr atmosphärisch. Für meinen Geschmack eine Spur zu viele Jumpscares, aber das ist nicht das einzige Mittel zum Gruseln.

    Zur Handlung will ich eigentlich nichts sagen, weil im Grunde alles nur Spoiler ist, aber es gibt ein altes Gemäuer, ein blindes Medium und ein gruseliges Ding. Am Ende eine gut gemacht Mischung aus Gruselfilm, Whodunnit und Thriller mit einigen schönen Ideen. Für Gruselfans absolut zu empfehlen.

  • Huutini Bruno Dumont ist der französische David Lynch, falls Du mal KindKind gesehen hast (seinerzeit Platz 1 der Cahiers du cinema-Jahresliste), und Dupieux' großes Vorbild. So wie du es beschreibst ist auch L'Empire der perfekte Ausdruck dessen was er zu verfilmen sucht: Improvisation mit Laien, absurde Popkultur Elemente, die gleichzeitig ins Mythische überhöht und veralbert werden, und Dekonstruktion moderner Filmsprache ins Absurde. 29 Palms dürfte wohl hierzulande sein bekanntester Film sein und ging ja bereits in eine ähnliche Richtung. Der Mann ist wirklich acquired Taste.

  • Ah, ja, das passt. Ich bin im französischen Kino nicht so drin, da stehe ich zu meinen Lücken, aber dann hat er hier ein "typisches" Werk abgeliefert. :)

  • FFF-Nights Tag 4


    3 Filme am letzten Tag:


    "Bitten"

    Nochmal französisch, wieder sehr stimmungsvoll, wieder hab ich ihn nicht ganz verstanden. (Ich werd kein Freund mehr des französischen Kinos).
    Wir folgen den Klosterschülerinnen Francoise und Delphine aus der französischen Provinz 1967. Francoise ist überzeugt davon, Visionen zu haben und in ihrem Traum erfahren zu haben, noch an diesem Tag zu sterben, also setzt sie sich in den Kopf, auf eine Party zu gehen und dort wenigstens einmal mit einem Jungen rumzumachen. Die Party findet in einem abgelegenen Waldhaus statt, und der von ihr auserkorene Christophe gibt sich als Vampir aus ...

    Sehr schöne Stimmung, und der Film hat mir gut gefallen. Guckt sich am Ende ein bisschen wie La Boum im Jahr 1967 mit Vampir-Veneer. Ich fand das Gothic-Märchen durchaus frisch und gleichzeitig sehr authentisch - sowohl der Weg zur Party als auch die Party selbst und das anschließende durch die Nacht stromern hat mich an meine eigene Jugend erinnert. Dazu ein bisschen Phantastik - fertig ist das Adoleszenz-Märchen. Der Regisseur selbst meinte, hier die Wünsche und Hoffnungen Jugendlicher in eine märchenhafte Umgebung zu verpflanzen, und das ist ihm m.E. gut gelungen.

    Christophes Vampir hat auf mich dabei starke Rüdiger-Vibes versprüht. :)


    "Boy Kills World"

    Holy, motherfucking Moly, was ein Brett. Aktuell mein Festivalhighlight, aber ich bin vielleicht ein bisschen voreingenommen. Seit Schneeflöckchen bin ich bekennender Arend Remmers Fan und habe das Projekt hier über die letzten Jahre verfolgt und mich wie Bolle drauf gefreut, und ich wurde nicht enttäuscht.

    Autor Remmers und Regisseur Moritz Mohr zünden hier ein Feuerwerk, das sich gewaschen hat. Story: Der taubstumme "Boy" wird von einem Shamanen zur Waffe ausgebildet, damit er sich an der bösen Hilde van der Koy rächen kann, die seine Mutter und Schwester ermordet hat.

    Boy teilt sich dem Publikum über ein Voiceover (episch eingesprochen von H. Jon Benjamin) mit, was als Ausgangslage für großartig, zum Brüllen lustige Szenen dient.

    Bill Skarsgard beweist hier, dass er auch Action kann, der Film sprüht vor witzigen Ideen und Meta-Gags und einigen der besten Kampfszenen der letzten Jahre. Boy Kills World beweist, dass ein Film gleichzeit super kreativ, brüllend komisch, und voller brachialer Kampfszenen sein kann.
    Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Spaß im Kino hatte. Als Martial-Arts Film erreicht der für mich durchaus The Raid Niveau, ist dabei aber eben noch schrill, bunt und sauwitzig. Ganz großes Kino.


    "Late Night with the Devil"

    Ebenfalls ein kreatives Werk: Halloween 1977 - die schwächelnde Late NIght Show "Night Owls" mit Moderator Jack Delroy (toll in seiner ersten großen Hauptrolle: David Dastmalchian) steht kurz vor dem Aus. Zur teuflischen Nacht hat man sich eine Themensendung überlegt - ein Medium, ein ehemaliger Magier und Hypnotiseur, der jetzt als Debunker arbeitet (ich vermute, das Vorbild war James Randi) und eine Bestsellerautorin mit einem mutmaßlich besessenen Teenager.

    Der Film zeigt größtenteils die ausgestrahlte Sendung, in den Werbepausen immer wieder durch kurze Blicke hinter die Kulissen unterbrochen, und schaffte es dennoch, enorme Spannung aufzubauen und keine Sekunde zu langweilen. Auf jeden Fall einer der kreativeren "Demonic Posession"-Filme, der am Ende ein klein bisschen schwächelt, aber bis dahin großartige Unterhaltung bietet.


    Alles in allem ein schönes Festival, und keiner der 9 Filme war wirklich schlecht.

    Aktuell wären meine Top 3 vermutlich "Boy Kills World", "Love lies Bleeding" und "Riddle of Fire" ... Dreiwort-Titel FTW! :)

  • Meine Kurz-Kritik von bzw. Warnung vor „The Fall Guy“: Dass man von 80er-Remakes nicht viel erwarten kann — geschenkt… Schon der Miami Vice Kinofilm von vor fast 20 Jahren war eine Vergewaltigung der TV-Serie und ihrer Figuren, aber diesen Schwachsinn hier überhaupt ’Remake‘ zu nennen wäre eine Beleidigung des Originals. In dieser dümmlichen, durch eine unglaubwürdige Romanze mit einer fehlbesetzten, aber natürlich zeitgemäß toughen und zufällig Jody heißenden Super-Nachwuchs-Regisseurin unnötig in die Länge gezogenen Rom-Com muss Herr Gosling, den hier alle „Colt“ nennen, so tun, als ob er Stuntman wäre und einen intelligenzbeleidigend idiotischen Fall lösen (der „Fall Guy“, verstehste?), während er buchstäblich mittendrin *noch* unglaubwürdigere Beziehungsgespräche führt und… ach, was mach ich hier überhaupt: Der Film ist einfach nur Lebenszeitverschwendung, hat mit der alten TV-Serie Nullkommanichts zu tun (aber schreckt im Abspann nicht mal vor der Veränderung der Lyrics des legendären Titelsongs zurück), und höchstens 1 von 10 Ryan-Gosling-Fangirls werden ihm was abgewinnen können (für die ist er auch gleich am Anfang schon mal shirtless). Ich brauch jetzt erstmal einen KO-Tropfen-Drink…

  • Schon der Miami Vice Kinofilm von vor fast 20 Jahren war eine Vergewaltigung der TV-Serie und ihrer Figuren

    Finde ich schon sehr hart dafür, dass Michael Mann hier zwar nicht seinen besten Film abgeliefert hat, einige seiner Trademarks aber durchaus vorkommen und sich eine 80er Serie eben auch nur bedingt nach 2006 verfrachten lässt. Die Serie war seine Vision und der Film ist es ebenso, da gibt es deutlich grauslichere Serienadaptionen oder Reboots (z.B. Magnum, 21 Jump Street oder Starsky and Hutch).

  • Ich hab daher extra nicht geschrieben, dass der Film schlecht war (und schon gar nicht so schlecht wie The Fall Guy), aber er hatte halt kaum noch was mit der Serie gemein.

  • Warum auch, die Serie gibt es ja schon. Brauchst ja nicht den selben Kram wieder machen.

    Was ist dann der Sinn eines Reboots/Remakes?

    Ähnliche Charactere in eine neue Geschichte werfen. Willst du das die den Film wie die Serie machen? Das wäre so altbacken und bieder, das kann sich doch keiner mehr antun.


    Ich verstehe ja auch immer die Leute nicht, die einen Film 1:1 vom Buch umgesetzt sehen wollen. Mal abgesehen davon, daß das technisch meist recht schwer möglich ist (ein 1000 Seiten Buch kriegt man da halt schlecht in 2 Stunden) und Kompromisse gemacht werden müssen: Warum will man das ganz genau so? Dann kennt man doch schon alles - und die Bilder, die ein Regisseur für dich umgesetzt hat, die werden es immer schwer haben mit den Bildern zu konkurieren, die du dir selbst in deinem Kopf ausgemalt hast, als du das Buch gelesen hast. Den für dich perfekten Film bekommst du da nur hin, wenn du selbst die Regie übernimmst ;)

  • Schon der Miami Vice Kinofilm von vor fast 20 Jahren war eine Vergewaltigung der TV-Serie und ihrer Figuren

    Ich hab daher extra nicht geschrieben, dass der Film schlecht war

    "Vergewaltigung der Serie" ist also eher neutral gemeint? :/



    Ich habe mir vor ein paar Tagen tatsächlich noch ein paar Folgen Ein Colt für alle Fälle angetan.


    Herr Majors, den hier alle „Colt“ nennen, so tun, als ob er Stuntman wäre und einen intelligenzbeleidigend idiotischen Fall lösen


    So würde es dann auch auf die Serie zutreffen. Manchmal sollte man DInge einfach in guter Erinnerung behalten.



    Ich freue mich trotzdem auf den Film. Schlimmer als Baywatch und CHIPS kann es nicht werden, vom A-Team habe ich mich tatsächlich unangemessen gut unterhalten gefühlt.

    we are ugly but we have the music

    Einmal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • Was ist dann der Sinn eines Reboots/Remakes?

    Aus denselben Figuren/Situationen/Umständen/Konflikten etwas Neues und Eigenes zu machen. 🤷🏻‍♂️

    Richtig. Es sollten dann aber halt auch dieselben Figuren/Situationen/Umstände/Konflikte sein. Sind es hier aber nicht. 🤷🏻‍♂️

    Das heißt trotzdem nicht, dass der neue Film dann für sich nicht möglicherweise sogar irgendwie funktioniert - nur halt nichts mehr wirklich mit der Serie gemein hat. Aber ja, war ein bisschen hart formuliert, besonders im Vergleich mit diesem Werk hier.


    Schön, dass Du Dir ein paar Folgen angetan hast - auch wenn ich nicht ganz sicher bin, warum Du gleich mehrere davon antust, wenn es Dir offenbar nicht gefallen hat, aber sei's drum... Dafür bin ich mir sicher, dass Du hier auch den Kontext und vielleicht auch die Hintergründe der Serie kennst, die für ihre Zeit in mehrerer Hinsicht beachtlich war. Natürlich sind die Drehbücher inhaltlich schlecht, genau wie die aller anderen 80er-Actionserien, aber auch das weißt Du natürlich alles. Die Argumentationsumkehr ist eine knuffige Idee, nur funktioniert sie hier nicht, weil diese Figur "Colt" nun mal die Ursprungsfigur ist - von der The Fall Guy noch weniger übrig lässt als Michael Mann bei seinen Crockett & Tubbs - es ist hier absichtlich eben einfach nur Ryan Reynolds Gosling mit anderem Namen, der hier halt "Colt" heißt, in einem Film, dem die Vorlage völlig egal ist, weil sie lediglich ein Vehikel für Ryan Reynolds Gosling ist (entweder seine Kulleraugen oder sein nackter Oberkörper). Ich hab mir schon was dabei gedacht beim Formulieren. ;)


    Wie wär's, Ihr schaut Euch einfach erstmal den Film an und pickt dann auf meiner negativen Kritik rum?

    Ich weiß, verrückter Vorschlag hier auf Unknowns... :P

    5 Mal editiert, zuletzt von Imagine ()

  • Aus denselben Figuren/Situationen/Umständen/Konflikten etwas Neues und Eigenes zu machen. 🤷🏻‍♂️

    Richtig. Es sollten dann aber halt auch dieselben Figuren/Situationen/Umstände/Konflikte sein. Sind es hier aber nicht. 🤷🏻‍♂️

    Doch, sind es. 🤷🏻‍♂️
    Ob dir das, was sie draus machen, zu "anders" ist, ist ja eine andere Frage. :)

  • Damit kann ich dienen: Fall Guy hat tatsächlich bis auf die Figurenkonstellation und ein paar Anspielungen nichts mit der alten Serie zu tun. Wenn man die alte Serie nochmal gesehen hat, kann man da aufgrund ihrer selbst für die 80er Jahre ziemlich chauvinistischen Grundeinstellung wohl nur froh sein (und ja, ich mochte die damals auch). Aber ich denke, die Enttäuschung ist vor allem bei denen vorhanden, die sich ein Remake der Serie gewünscht haben, und das ist der Film nunmal noch viel weniger als Baywatch, A-Team, Chips und wie sie alle hießen. Es ist nichtmal das gleiche Genre, denn hier haben wir es mit einer soliden Action-Romantic Comedy (!) zu tun, mit Fokus auf letzterem. Und für das Genre ist die Chemie zwischen den Hauptdarstellern wichtig, und die ist hier grandios. Zudem ist der Film im gleichen Grundton gedreht wie Leichs letzter Film Bullet Train, mit Realität hat das hier nichts zu tun, und eine stark von Barbies Grundton inspirierte Szene zeigt sogar einen ziemlich wilden Film-Noir-Einhorn-Drogentrip. Gosling trägt den Film und macht einfach nur Spaß, selbst wenn der Film ein paar idiotische Handlungshaken zuviel schlägt.


    Also: Kein Film, den man irgendwie ernst nehmen sollte, und keine Verfilmung der Serie. Dafür sehr unterhaltsames Kino für Mann und Frau und alles dazwischen, so ein richtiger Frühsommer-Blockbuster halt, über den in 2 Jahren niemand mehr spricht, der aber hier und jetzt verdammt gute Unterhaltung bietet.


    Huutini Late Night with the Devil fand ich auch richtig gut, nur das Ende war dann irgendwie zu wenig... Schade, die Endpointe verpufft leider etwas. Aber bis dahin ein großer Spaß.

  • Ich frage mich bei sowas immer, wieso man das dann überhaupt als Remake einer Serie erzählt? Das junge Publikum kennt die Vorlage vermutlich gar nicht, das ältere Publikum wundert sich, dass es damit nichts mehr zu tun hat. Nicht mal der Name ist im deutschen beibehalten, so dass mir z.B. erst durch die Diskussion hier klar geworden ist, dass das auf "Ein Colt für alle Fälle" basiert.


    Wieso nennt man also die Charaktere nicht einfach anders und dreht das ganze als eigenständige, neue Geschichte? Bekommt man in Hollywood heutzutage sonst gar kein Funding mehr zusammen?

  • Richtig. Das Konzept nennt sich "pre-sold property". Die Marke "Fall Guy" ist in den USA bekannt, dort laufen wesentlich mehr Serienwiederholungen im TV, so dass jede/r mal von der Show gehört hat und der Name noch einen guten Klang hat. Die Fans der Serie wiederum sind nicht die eigentliche Zielgruppe, gerade bei Shows ohne ausgeprägtes Fandom (ich wage zu bezweifeln, dass Fall Guy sehr viele dezidierte Fanclubs hat(te). Insoweit bedient man sich des guten Namens und macht was eigenes draus. Hier allerdings ist die Menge dessen, was beibehalten wurde, wirklich extrem niedrig (Namen, die Stuntszene als Background und die Autobeschriftung).


    In meinen Augen ist aber viel wichtiger, ob der Film für sich was taugt, und das tut er hier. Er ist halt höchstens überraschend viel RomCom.

  • Ich frage mich bei sowas immer, wieso man das dann überhaupt als Remake einer Serie erzählt? Das junge Publikum kennt die Vorlage vermutlich gar nicht, das ältere Publikum wundert sich, dass es damit nichts mehr zu tun hat.

    Man erzeugt damit mehr Buzz. Zum Beispiel habe ich in den letzten Wochen im Radio auf HR1 mehrmals was über das Thema gehört. Man hat den 85. Geburtstag von Lee Majors zum Anlass genommen, den damaligen Titelsong in voller Länge zu spielen und später darauf verwiesen, dass ein Film zu dem Thema neu ins Kino kommt.

    Ohne den Bezug auf die alte Serie "Ein Colt für alle Fälle" wäre das IMHO nicht bei HR1 gelandet.

  • Das Problem ist halt auch, dass es in USA die heimelige Vorabendserien-Nostalgie in der Form wie in Deutschland nicht gibt. Das führt dann offenbar zu gewissen Reibungsverlusten, wenn diese Erwartungshaltung auf das "pre-sold property"-Marketing trifft.

  • Richtig. Es sollten dann aber halt auch dieselben Figuren/Situationen/Umstände/Konflikte sein. Sind es hier aber nicht. 🤷🏻‍♂️

    Doch, sind es. 🤷🏻‍♂️
    Ob dir das, was sie draus machen, zu "anders" ist, ist ja eine andere Frage. :)

    Okay, wenn Menschen mit denselben Namen und demselben Beruf dieselben Menschen sind, dann gebe ich Dir uneingeschränkt recht.

    Gottseidank hat mein Chiropraktiker eine andere Ausbildung als mein gleichnamiger Chef...!

    :lachwein:

  • "Vergewaltigung der Serie" ist also eher neutral gemeint? :/

    Das heißt trotzdem nicht, dass der neue Film dann für sich nicht möglicherweise sogar irgendwie funktioniert - nur halt nichts mehr wirklich mit der Serie gemein hat. Aber ja, war ein bisschen hart formuliert, besonders im Vergleich mit diesem Werk hier.

    Wie wär's, Ihr schaut Euch einfach erstmal den Film an und pickt dann auf meiner negativen Kritik rum?

    Ich weiß, verrückter Vorschlag hier auf Unknowns... :P

    Also ich hab mich nur an dem "Vergewaltigung der Serie" gestört, man kann den Kinofilm ja doof finden, aber so mies ist er nicht, und so gut gealtert ist Miami Vice Serie auch nicht. Die war für die 80er sowie Fernsehen grandios und Michael Mann ist ausgezeichneter Filmemacher - wenn er in den 2000ern eine andere künstlerische Vorstellung als 1985 hat, muss man ihm aber nicht so harsch vorwerfen, dass er die Nostalgiesehnsüchte von Teilen des Publikums nicht bedient.

  • Damit kann ich dienen: Fall Guy hat tatsächlich bis auf die Figurenkonstellation und ein paar Anspielungen nichts mit der alten Serie zu tun. Wenn man die alte Serie nochmal gesehen hat, kann man da aufgrund ihrer selbst für die 80er Jahre ziemlich chauvinistischen Grundeinstellung wohl nur froh sein (und ja, ich mochte die damals auch). Aber ich denke, die Enttäuschung ist vor allem bei denen vorhanden, die sich ein Remake der Serie gewünscht haben, und das ist der Film nunmal noch viel weniger als Baywatch, A-Team, Chips und wie sie alle hießen. Es ist nichtmal das gleiche Genre, denn hier haben wir es mit einer soliden Action-Romantic Comedy (!) zu tun, mit Fokus auf letzterem. Und für das Genre ist die Chemie zwischen den Hauptdarstellern wichtig, und die ist hier grandios. Zudem ist der Film im gleichen Grundton gedreht wie Leichs letzter Film Bullet Train, mit Realität hat das hier nichts zu tun, und eine stark von Barbies Grundton inspirierte Szene zeigt sogar einen ziemlich wilden Film-Noir-Einhorn-Drogentrip. Gosling trägt den Film und macht einfach nur Spaß, selbst wenn der Film ein paar idiotische Handlungshaken zuviel schlägt.

    Danke. Auch wenn von dieser Chemie überhaupt nichts bei mir angekommen ist - hast Du ihn vielleicht im O-Ton gesehen? Emily Blunts deutsche Jodie (der sie übrigens nicht mal ihren originalen Nachnamen gelassen haben) ist irgendwie nur am Plappern - und die Einhorn-Szene auch funktioniert hätte, wenn man den Film im Grundton von The Nice Guys gedreht hätte - meiner Meinung nach übrigens ein tolles Beispiel, wie man Filme in einer anderen Periode ansiedelt und sie trotzdem zeitgemäß umsetzt, aber das ist ein anderes Thema.


    Vielleicht machen sie ja als nächstes eine 2001-Ripoff-Gosling-Rom-Com im Barbie-Stil. Da bin ich dann auf das Feedback gespannt. /s ;)


    Also ich hab mich nur an dem "Vergewaltigung der Serie" gestört, man kann den Kinofilm ja doof finden, aber so mies ist er nicht, und so gut gealtert ist Miami Vice Serie auch nicht. Die war für die 80er sowie Fernsehen grandios und Michael Mann ist ausgezeichneter Filmemacher - wenn er in den 2000ern eine andere künstlerische Vorstellung als 1985 hat, muss man ihm aber nicht so harsch vorwerfen, dass er die Nostalgiesehnsüchte von Teilen des Publikums nicht bedient.

    Da bin ich völlig bei Dir. Was mich stört ist einfach, wenn außer ein paar Namen, nem Auto und ner Titelmelodie einfach nichts mehr übrig bleibt und das Ding aus billigsten Marketinggründen (wie hier geschehen) den Serientitel trägt. Objektive Qualität des Originals hin oder her - es gibt ja Gründe, warum diese Namen im Gedächtnis geblieben sind, und natürlich kann man Figuren näher am Original belassen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Sicher spielt auch Nostalgie eine Rolle, aber eben auch sowas wie Respekt vor einer Vorlage (siehe mein sarkastischer Kommentar oben, der bestimmt gleich unter Feuer kommt). :P

    2 Mal editiert, zuletzt von Imagine ()

  • Ich denke, dass sie im Deutschen auf eine irgendwie geartete Anspielung im TItel auf die alte Serie verzichtet haben macht ja auch klar, dass der Film sich daran nur im allerlosesten Sinne orientiert. Es gibt aber doch zwei Links, die wichtig sind:


    Wie die Serie (die übrigens ihrerseits sehr lose auf einem Film basiert, Burt Reynolds' Um Kopf und Kragen) feiert auch dieser Film das Stuntmillieu und wirkt wie eine Werbung für eine entsprechende Oscarkategorie (was beim letzten Academy Award ja auch vorweggenommen wurde). Und die 1980er sind absoluter Referenzpunkt für Style, Neonoptik und etliche der Songs (selbst der Taylor-Swift-Song klingt als käme er aus den 1980ern).

  • Schön, dass Du Dir ein paar Folgen angetan hast - auch wenn ich nicht ganz sicher bin, warum Du gleich mehrere davon antust, wenn es Dir offenbar nicht gefallen hat, aber sei's drum...

    Passive Berieselung in der Mittagspause an einem anstrengenden Arbeitstag. 3 Folgen hab ich geschafft (natürlich nicht in einer einzigen Pause), dann wurde es mir zu doof.


    Spätestens an der Stelle war ich raus, als Howie bei einem sabotierten Stunt einen Unfall hatte und sich Colt das Video des Unglücks angeschaut hat:

    Kamera aufs fahrende Auto, dann auf Howie, dann auf den Reifen. Man hört einen Schuss, der Reifen platzt, das Auto überschlägt sich. Und Colt so: "Wie konnte der Unfall bloß passieren? Ich bin ratlos."

    Und nochmal: Auto, Reifen, Schuss, Überschlag.

    "Irgendwas muss da passiert sein, sonst hätte Howie den Unfall nicht gehabt. Aber was?"

    Und wieder: Auto, Reifen, Schuss, Überschlag


    Ein Colt für alle Fälle hat man sicherlich nicht wegen des cleveren Drehbuchs geschaut. Und deswegen verstehe ich nicht so recht, dass Du dem Film vorwirftst, was auch Teil der Serie gewesen ist.

    we are ugly but we have the music

    Einmal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • Interessant fand ich, dass der Kinofilm Fall Guy zunächst ohne eine Verbindung zu "Ein Colt für alle Fälle" in den Trailern beworben wurde. Hatte ich nicht irgendwo davon gehört. dass es (locker) auf der TV-Serie basiert und die im Original eben "The Fall Guy" heisst, ich wäre nie darauf gekommen. Erst im letzten Kino-Trailer stand ganz am Anfang etwas von "A Colt Seavers Story" oder so. Bin gespannt und erwarte nur eine lockere-amüsante Action-Komödie, mehr nicht.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Ich komme gerade aus dem Kino und durfte (musste?) mir Civil War ansehen. Ich glaube, der kursiert unter meinen schlechtesten Filmen der letzten 5 Jahre - die Warnung ist also ausgesprochen - ob meiner verlorenen 2 Stunden Lebenszeit folgt nun ein mittelprächtiger Rant.


    Und das ist wirklich komisch, denn eigentlich hat der Film vieles von dem, was mir zusagen sollte: Ein ernstes, aber nicht allzu entferntes Szenario, ein kritischer Umgang mit einem ernsten Thema, ein eigentlich gutes Studio. Und ich kann auch verstehen, wenn dieser Film bei einigen Leuten funktioniert. Aber bei mir einfach 0,0. Denn das, was (für mich) dabei herausgekommen ist, erinnerte mich an eine Mischung aus JoJo Rabbit, den langweiligen Staffeln aus Walking Dead und "irgendeiner Arthouse-Scheiße", wie sie bei Sketch History mal so schön sagten. Dieses Zitat ging mir bei diesem Film einfach nicht mehr aus dem Kopf. Aber zur Erklärung:


    Dass der Film kaum erklärt, was warum wo wie mit wem wozu passiert ist erstmal geschenkt. Kriegschaos. Und es reicht, dass Krieg herrscht, warum und zwischen wem ist ja auch eigentlich nebensächlich. Normaler Weise könnte ich sowas akzeptieren, doch es ließ den Film in diesem Fall einfach nur leblos und beliebig auf mich wirken. Die Meta-Ebene, die der Film hätte erreichen können - als Warnung an die gesamten USA sich mal wieder zu besinnen und nicht weiter aufzuspalten - verpufft dabei für mich völlig - kommt einfach nicht bei mir an. Stattdessen wird man zugeschwafelt mit den Gedankenspielen rund um Kriegsjournalismus. Und zwar so sehr, dass ich sagen möchte "Der Film kotzt einen mit diesen Gegensätzen geradezu voll":


    "Die Schönheit eines Waldbrands", "Die Fotografin guckt bei Hinrichtungen nur gelangweilt weg", "Die Fotografin guckt sich unter Feuer Blümchen an", "Die Fotografin schläft unter Feuer ein", "Weihnachtsmusik im Sommer", "Blut und Seifenblasen", "Soldaten mit bunten Haaren", "Soldaten in Hawaiihemden" und so weiter und sofort. Auch die Perversität der Situation, dem Risiko und der (positiven wie negativen) Selbstlosigkeit der Reporter versteht man nach 2 Wiederholungen und muss damit keinen ganzen Film ausschmücken. Man möchte der Leinwand nach 20 Minuten "JA, ICH HABS REGISTRIERT!!!" entgegen schreien ;) Man hätte eine schöne Charakterentwicklung damit erzählen können. Einen Paradigmenwechsel, indem man dieses Spiel mit Gegensätzen bewusst einsetzt. Aber nein, der Film überspringt den mühseligen Aufbau dazu und bewirft einen stumpf mit Gegensatz auf Gegensatz auf Gegensatz, dass es einfach nur plump wirkt.


    Bleiben wir aber mal bei dem Vergleich zu Walking Dead: Was der Film hier total verpasst ist die Chance über seine Charaktere zu glänzen. Denn die bleiben so leer wie im Trailer: Person 1 ("Lee", so viel weiß ich noch) ist wenig empathisch und hat mal ein besonderes Foto geschossen. Person 2 (Name? Keine Ahnung!) kommt aus Florida und Person 3 (Name? Ebenfalls keine Ahnung) hat einen Vater irgendwo auf einer Farm. Das war es auch schon, mehr erfährt man nicht.


    Die Kampfszenen gerade zum Ende hin drehen ordentlich auf. In diesem Fall sieht es auch halbwegs gut aus (auch wenn man den Action-Choreografen wohl direkt von Activision eingestellt hat, denn das sah eher nach Call of Duty aus, was sie mit z.B. dem Apache anstellen). Im Gegensatz zum Kriegsgerät bei Tag. Das wirkte fast als hätte man Hubschrauber an den Himmel getackert.


    Und dann verschenken sie SO VIEL POTENZIAL: In der für mich eindrucksvollsten Szene, in der der Film endlich mal was ausspielen könnte, wird es von Sekunde 1 vermasselt. Gerade die Willkür eines Bürgerkriegs ist doch der eigentliche Horror. Nicht zu wissen, wem man trauen kann und wer auf welcher Seite steht. Aber anstatt dass der Film uns einfach Soldaten zeigt, die wir nicht einordnen können, zeigt er uns zwei Personen, die OFFENSICHTLICH so verkleidet sind (ein besseres Wort gibt es dafür nicht), dass man sie auf 500m Entfernung einzuschätzen weiß. Noch schlimmer: Sie haben diese eine Rolle auch noch mit einer Person besetzt, die genau diesen Charakter mit genau diesen Zügen schon mehrfach gespielt hat. Wer also nicht ganz unbewandert im Bereich der... sagen wir mal erfolgreichsten 2 Serien aller Zeiten ist und in diesen Film geht, wird in dieser Szene keine Überraschung erleben.


    Das Ende dann - und da bin ich bei Huutini  Archibald Tuttle - war sowas von konstruiert, dass ich nur mit den Augen rollen konnte. "Ach Herr Gott Jesses", jetzt auch noch bitte ein bedeutungsschwangerer Blick in Zeitlupe gegen die Vierte Wand. Ja, gerne eine ganze Minute. Auch ich fühle mich schuldig und sehe genau so zu wie ihr! Und Krieg ist schlimm! Und doch bin ich Teil davon! WIE IHR!!!1elf


    Rant Ende.


    Fühlt euch davon bitte nicht getroffen, wenn euch der Film genau das gegeben hat, was er geben wollte. Da freue ich mich für euch. Mal funktioniert eben ein Film und mal nicht.

  • Das Ende dann - und da bin ich so sehr bei Huutini wie noch nie - war sowas von konstruiert, dass ich nur mit den Augen rollen konnte.

    Ich muss ein bisschen reingehen: Ich fand das Ende nicht konstruiert, ich fand es schwach, weil es leider sehr vorhersehbar war und damit am Ende jede Spannung verloren hat, und ich mir gewünscht hätte, dass Garland da noch ein schöner Kniff eingefallen wäre.

    Davon abgesehen wäre aber das Ende auch das Einzige, wo du bei mir wärst, immerhin ist Civil War einer meiner Top3 Filme des Jahres.

    Mir ist aber auch klar, dass das vermutlich nur dann funktioniert, wenn er einem das gibt, was er zumindest mir gegeben hat. :)

  • Ich glaub du hast da Huutini mit mir verwechselt, der mochte den Film ja... ;)

    Ja, danke dir, ich las es auch gerade nochmal nach und fand das Zitat bei dir wieder.

    Ich muss ein bisschen reingehen: Ich fand das Ende nicht konstruiert, ich fand es schwach, weil es leider sehr vorhersehbar war und damit am Ende jede Spannung verloren hat, und ich mir gewünscht hätte, dass Garland da noch ein schöner Kniff eingefallen wäre.

    So vorhersehbar, dass es quasi in den ersten 20 Minuten schon angekündigt wird...

  • Ich muss ein bisschen reingehen: Ich fand das Ende nicht konstruiert, ich fand es schwach, weil es leider sehr vorhersehbar war und damit am Ende jede Spannung verloren hat, und ich mir gewünscht hätte, dass Garland da noch ein schöner Kniff eingefallen wäre.

    So vorhersehbar, dass es quasi in den ersten 20 Minuten schon angekündigt wird...

    Japp. Das und die überreizte Metapher vom "Schießen" mit der Kamera waren die beiden Schwachpunkte des Films. :)

  • So vorhersehbar, dass es quasi in den ersten 20 Minuten schon angekündigt wird...

    Japp. Das und die überreizte Metapher vom "Schießen" mit der Kamera waren die beiden Schwachpunkte des Films. :)

    Vergiss nicht Schwachstelle 3: Elton John. Das hätte eigentlich die spannendste Szene des ganzen Films werden können - ein Wendepunkt quasi - wird aber total verkackt. Wie spannend wäre es gewesen, wenn...

    Zitat

    ...man erst gedacht hätte es wären echte Soldaten (statt irgendwelche Typen in Tarnkleidung mit roter Sonnenbrille). Wenn man nicht auf 500m Entfernung schon gesehen hätte, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Und wenn man einen anderen Schauspieler genommen hätte als den, bei dem es schon anderswo mit rechten Dingen zuging ;)

  • ....und wieder ein paar Kinobesuche geschafft:


    Zu Fall Guy steht ja schon alles oben. Nette Unterhaltung, kein Must-See, aber wer Gosling und Blunt mag, findet hier eine der besseren RomComs mit Actioneinlagen, ein Genre, das in den letzten Jahren ja eine erstaunliche (wenn auch nicht immer gelungene) Wiederkehr gefeiert hat. Erinnert mich in den Motiven sehr an den Humor von Die Jagd nach dem grünen Diamanten, mit Anleihen bei Nice Guys und Neo Noir. Reicht den meisten wahrscheinlich auch im Streaming, aber ordentliche Kinokost ist das allemal.


    American Society of Magical Negroes : Au weia. Der ist ja mal richtig in die Binsen gegangen. Keine Ahnung, was der Film einmal sein sollte, aber eine bissige Satire ist das hier nie. Es geht um eine Geheimgesellschaft, deren oberstes Ziel es ist, Weißen zu helfen, damit sie keine Gefahr für Schwarze werden. Der Film nimmt sich an den falschen Stellen völlig ernst und will uns überzeugen, dass die Grundidee seiner Gesellschaft keine gute ist - etwas, was jedem Menschen mit nur zwei funktionierenden Hirnzellen aber auch schon vorher sofort klar war. Auf schräge Art ist die Chose so hinterwäldlerisch und seltsam, dass man lange Zeit nicht weiß ob man sich nicht vor Fremdscham aus dem Kino schleichen will. Was immer die Idee der Macher war - sie ist völlig danebengegangen.


    Knock Knock Knock Slasher um einen Achtjährigen, der seinen eigenen dubiosen Eltern auf die Schliche kommt. Hat viele gute Ideen - und versaaut sie dann im dümmsten und konventionellsten Finale seit langem. (also nicht die letzten paar Minuten, die kann man als doofe Konvention abhaken, aber der letzte narrative Twist ist absoluter Käse). Brrr. Das hätte echt ein brauchbarer böser Horrorfilm sein können. Schade drum.


    In der Sneak gab es dann noch Nightwatch 2, und der ist absolut großartig, ein reiner Spaß und noch böser als damals der erste Teil. Startet in zwei Wochen regulär und sei allen Fans des ersten Teils (und auch ausgehungerten Horrorfans, bei denen Filme auch kranklustig sein dürfen) sehr empfohlen.