[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Ja, die gab es tatsächlich, 20 Minuten länger, das machte den Film aber auch nicht besser. Die Autosexszene war aber schon im Kino drin, und ich weiß noch, dass ich mich selten im Kino so fremdgeschämt habe (da merkt man, dass Scott kein Cronenberg ist).


    Ach ja, Highlight der Extended Version: Brad Pitts abgetrennter Kopf fällt auf die Straße, ein Rettungssanitäter hebt ihn auf und legt ihn oben auf seinen Körper. Scott im Audiokommentar "I think I'm glad I took that out".

  • Eigenes Horror-Double-Feature im UCI Bochum eingeschoben ...

    Five Nights at Freddy's : Ich hatte mich vorab über die Hintergründe informiert, um der Story folgen zu können. Ohne das wäre ich verloren gewesen, weil der Film erklärt wenig bis nichts. Fängt durchaus interessant an, aber dann kommt ein WTF-Moment, wenn "ungewöhnliches plötzlich als ganz normal dargestellt wird" und keiner da etwas hinterfragt. An der Stelle hatte mich der Film verloren und war für mich nur noch B-Movie-Trash, bei der ich weder nach Logik oder Konsistenz in der Story gefragt habe. Wirklich Horror ist der nicht. Einige Horror-Elemente werden angedeutet, aber generell ist der Film arg blutleer, weil vorab weggeblendet wird. Wirklich nur was für Fans, die auch wirklich alles schlucken, was da aufgetischt wird.


    Exorzist Bekenntnis : Erst werden die Charaktere stimmungsvoll eingeführt und alles für die weitere Story vorbereitet, aber wenn es dann richtig losgeht, ist der Film arg sprunghaft und wirkte auf mich gekürzt in den einzelnen Szenen. Da wird sich dann für den Hauptteil keine Zeit gelassen. Es passiert halt dann und ist ebenso schnell wieder vorbei und Ende. Ich hätte gerne noch mehr von der Besessenheit und den Auswirkungen davon mitbekommen. Einzig der Storykniff durchbricht die ansonsten eher gradlinige Geschichte einer Besessenheit und dem anschliessenden Exorzismus. Da wäre mehr drin gewesen, was aber nicht geliefert wurde. Solides Mittelmass. Gibt besserer Exorzismus-Filme und als Anlehnung an den Urvater dieses Genres (ist der das überhaupt oder nur vom Titel?) wird dieser "Fortsetzung" den Erwartungen nicht gerecht - zumindest meinen.

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  • Manchmal muss man auch dann kritisch schreiben wenn es weh tut: Ridley Scott ist ein Regisseur, den ich sehr mag, und der - wenn er gut ist - sehr gut ist. Wenn er schlecht ist ist er meistens immer noch gut anguckbar. Nur selten funktionieren seine Filme gar nicht, leider immer öfter in den letzten Jahren (A Good Year, The Counselor, Robin Hood). Napoleon ist leider so ein Fall. Der Film ist espritvoll gespielt, weitgehend unterhaltsam, die Kampfszenen sehen toll aus. Aber er ist auch larmoyant , agiert historisch zu frei mit den Fakten und wird seinen Figuren nicht gerecht, zumindest nicht in dieser Kurzfassung. In dieser Schnittfassung ist der Film wie eine Aneinanderreihung historischer Fakten, immer mal wieder durch einen flotten Spruch oder eine sardonische Bemerkung auf den Lippen der Hauptdarsteller untermalt. Die Figuren bleiben einem völlig fremd, Identifikationspotential ist nicht gegeben. Die Schlachten bleiben völlig unklar, sowohl warum sie stattfinden noch wo noch wie. Im Vordergrund steht aber eh die dysfunktionale Liebesgeschichte des Feldherrn, nur ist dafür die Chemie zwischen den beiden viel zu unklar. Phoenix ist zwar toll, aber leider auch einfach zu alt um einen 25jährigen sinnvoll darzustellen. Das schlimmste aber ist das Drehbuch (wie gesagt, zumindest in dieser Schnittfassung), bei dem man völlig aus den Augen verliert, was genau der Regisseur uns eigentlich erzählen will. Lange nicht mehr erlebt, dass sich 159 Minuten trotzdem so wirr und elliptisch angefühlt haben. Die beiden anderen berühmten Napoleon-Filme der Filmgeschichte hatten klare Akzente gesetzt, hier ist es einfach zuviel Material in zu kurzer Zeit - und dann auch noch mit dem Fokus auf die etwas seltsame BDSM-Liebesgeschichte. Nee, Leute, wenn man nicht Wert drauf legt die großen Schlachtenszenen auf der Leinwand gesehen zu haben, kann man sich diesen Streifen wohl leider sparen.

  • Archibald Tuttle

    Da ich Napoleon bisher (außer am Rande, da die Zeit mich durchaus interessiert zB bei Master and Commander) vermieden habe, was sind denn die beiden besten Napoleon Filme?

    Mein einziges Wissen dahingehend beschränkt sich auf die großartigen Schlachtszenen in dem Streifen Waterloo von 1970 und das war's.


    Oder kann ich mir diese hier in entsprechender Reihenfolge geben?

    Die besten Filme über Napoleon - Finsterer Feldherr
    Ein Mann, ein Held, der keine Grenzen kennt. Und dann der Niedergang: Um Napoleon ranken sich Mythen und Gerüchte, die auch immer wieder Filmemacher inspiriert…
    www.deutschlandfunkkultur.de

  • Bester Film: Waterloo von Bondartschuk!


    Zugegebener Maßen kein umfassender Film über Napoleon sondern nur über Waterloo, aber absolutes Pflichtprogramm.


    Großartige Schauspieler (Rod Steiger als Napoleon, Christopher Plummer als Wellington), großartige Kostüme, großartige Kamera, großartige Schlachtszenen... alles einfach großartig.


    Muss man gesehen haben.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Auf jeden Fall den hier in Ruhe ansehen


    You know I'm born to lose, and gambling's for fools

  • These: Napoleon von Ridley Scott ist genauso historisch korrekt wie sein Gladiator. Sondern nur die filmische Inszenierung eines Themas, um damit die eigene Vision zu erzählen, die beeindrucken und unterhalten möchte. Will ich hingegen eine Geschichtsstunde, dann bin ich bei Reportagen auf Phoenix & Co besser aufgehoben. Will ich beides, bin ich von dem Kino-Unterhaltungsfilm wohl enttäuscht.


    Nachvollziehbar? Zutreffend oder auch nicht?

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  • Krazuul Abel Gances "Napoleon"-Stummfilm ist mit seinen fünfeinhalb Stunden schwere Kost, aber wenn Du den mal irgendwo sinnvoll projeziert siehst (also mit Polyvision und Live-Musik) sehr lohnend. Zuhause halte ich persönlich Stummfilme kaum durch. Bondartschuks Film hast Du ja schon gesehen. Als drittes würde ich den erwähnten "Ein gewisser General Bonaparte" empfehlen, wenn man da irgendwie drankommt, und als viertes den auf DVD erhältlichen "Napoleon" von Sascha Guitry in der dreistündigen Langfassung - quasi Märchenstunde für Franzosen, aber recht gewitzt und amüsant.


    @Karpatenhund Deshalb hab ich ja in jeden Satz die Parenthese "in dieser Schnittfassung" eingebaut. Aber meine Hoffnung, dass da ein drastisch besserer Film draus wird, ist hier deutlich geringer als etwa bei Königreich der Himmel. Scott hat eine sehr britische Sicht auf Napoleon als lüsternen, leicht perversen Franzosen mit narzisstischer Störung projeziert, ich bin mir nicht sicher, ob die Langfassung das besser differenziert hinkriegt. Die Sexszenen sind jedenfalls hart lächerlich, der ganze Film bordert stellenweise an der Grenze zur Selbstparodie herum.


    verv Spielberg wird Kubricks Drehbuch 2024 verfilmen, ist dann wie A.I. natürlich ein Zwitter, aber zumindest einiges an Visualisierung bringt das dann ja ein.


    ravn Tatsächlich ist mir eigentlich völlig egal, wie historisch akkurat der Film ist. Wobei wir über Napoleon einiges mehr wissen als über Commodus, und zumindest in Gladiator keine Kanonenkugeln in die Pyramiden fliegen, die wie Artilleriegeschosse des ersten Weltkriegs einschlagen. Oder Napoleon eher wie ein verstörter kleiner Psychopath rüberkommt, aber er seinen Aufstieg im Militär doch eigentlich seiner Überzeugungskraft und Redegewandtheit verdanken soll. Aber wie gesagt, all das kann ich gern ignorieren, wenn denn da eine Vision, eine überzeugende Geschichte, oder auch nur brillante Bilder vermittelt würden. Aber zumindest in dieser Kurzfassung steckt der Film zwischen allen Stühlen fest, konzentriert sich m.E. viel zu sehr auf die Liebesgeschichte (oder, wenn er das eigentlich erzählen wollte, gibt es zuviel Schlacht drumrum). Von der Vision eines Duellisten, der erzählerischen Kraft von Blade Runner oder Alien, selbst vom Bildersturm eines Prometheus sind wir hier leider ganz weit weg.

  • Hauptsache wir erleben nie wieder The Counselor, ich will die Diaz-Autoszene einfach vergessen können... brrrr...

    [Napoleon:] (...) und dann auch noch mit dem Fokus auf die etwas seltsame BDSM-Liebesgeschichte. (...) Die Sexszenen sind jedenfalls hart lächerlich, der ganze Film bordert stellenweise an der Grenze zur Selbstparodie herum.

    Ja um Gottes Willen, welches sind denn dann nun deine liebsten Sexszenen in Filmen - hau raus! ;) (sorry für borderline RSP, aber ich konnte nach diesem thematischen one-two-Punch von Archibald der Frage nicht widerstehen haha)
    Lg

  • Ich mach Mal eine Liste der Sexszenen, die mir am längsten im Gedächtnis geblieben sind.


    1. Jennifer Jason Leigh und Rutger Hauer in flesh and Blood: "Hey, beweg dich nicht so. Ich vergewaltige Dich gerade." "Nein, ich vergewaltige Dich!"


    2. Christina Lindbergh und ihr Bruder in Schulmädchen-Report 4 - Was Eltern oft verzweifeln lässt, vor allem die surreale, an Dali angelehnte Traumsequenz samt Hinrichtung.


    3. Isabell Adjani in Ein mörderischer Sommer. Egal welche Szene.


    4. Bitter Moon: Emmanuelle Seignier verführt Hugh Grant, indem sie sich Milch über die Brüste kippt.


    5. Persona: Die Geschichte vom Strand.


    6. Auch wenn sie heute umstritten ist: Die Sexszene aus Blau ist eine warme Farbe.



    Scotts beste Sexszenen sind in Alien, wann immer das Alien Körper von außen oder innen penetriert.

  • Eben im IMAX-Saal in Bochum gesehen ...


    Napoleon : Ob der geschichtlich passend ist, kann ich kaum beurteilen. Dazu fehlen mir die Details fernab des aufgeschnappten Allgemeinwissens. Was ich allerdings beurteilen kann, ob mir persönlich der Film gefallen hat. Und da wird es schwierig. Die Schlachten sehen imposant inszeniert aus. Da gibt es eine Menge an Schauwerten auf der grossen Leinwand. Dazwischen gibt es fast schon episodenhafte Einschübe, was sonst noch so alles rund um Napoleon passiert - mit Frankreich auf der politischen Ebene, mit seinen Aufstieg und Fall als militärischer Lenker und Führer einer Nation, mit seiner Beziehung zu Josephine und der ganzen Tragik dahinter.


    Das alles war mir aber zu sprunghaft und zu kurz. In den einzelnen Szenen durchaus wieder eindrucksvoll insziniert und von der Kamera eingefangen, aber fast schon wie Ausschnitte, bei denen mir die ganze Story vorenthalten wird. Für mich entstand dadurch keine durchgehende Geschichte, sondern da waren zu viele nicht gezeigte und unausgesprochene Lücken, die ich aufgrund fehlenden hinstorischen Hintergrundwissen nicht füllen konnte.


    Deshalb habe ich mich leider dabei selbst ertappt, wie mir stellenweise langweilig wurde. Nicht weil zu viel ausgespielt wurde, sondern weil ich manche Szenen (schwierig, die konkret zu benennen) als inhaltsleer empfunden habe. Werfe mir bitte keine sprunghaften Storybrocken vor, während manche Einstellungen in diesem Hopplahopp-Tempo für mich ausgereicht hätten, um die Aussagen dahinter zu verstehen, diese dann aber auf mich zu langatmig wirkten, weil dann nichts mehr passiert ist, was ich nicht schon in den ersten 10 Sekunden gesehen habe. Erst ganz viel hetzen und dann stellweise wieder bummeln. Da fehlte für mich die durchgehende Taktung des Storyverlauf, der Komplixität mehr Zeit gibt, um dann in Banalitäten nicht plötzlich abzubremsen.


    Napoleon blieb für mich arg unnahbar. Viel zu oft habe ich nicht Napoleon gesehen, sondern nur den Schauspieler Joaquin Phoenix, der mich an seine Rolle in Beau is afraid und Joker erinnert hat. Eventuell auch, weil der Film keine Zeit hatte, mir Napoleon als Menschen mit seinen Beweggründen, Motiven und wirklichen Handlungen begreifbar zu machen. Was war da mit seiner Mutter und seinem Bruder und warum wird von ihm immer wieder gesagt, was ein toller Feldherr er ist? Nur sehe ich das alles nicht im Film. Bin gespannt, ob die 4 Stunden und 10 Minuten Langfassung auf Apple+ da mehr Zusammenhang bieten kann.


    Als Vorgeschmack auf mehr und um diesen Vorgeschmack auf einer grossen Leinwand erlebt zu haben, ganz ok in Summe. Trotzdem ein aktuell für mich unrunden Filmerlebnis, das mich auf Distanz hielt und zu viel nur Bruchstücke beleuchtet hat. Schade, aber ein Film muss für mich mehr bieten, als nur technisch gekonnt zusammengesetzt zu sein. Ich möchte mitfiebern, mitleiden, mich begeistern lassen, fasziniert und abgestossen sein und vor allem in die Storywelt des Films abtauchen können. All das war Napoleon für mich leider nicht und da ist für mich am Ende auch völlig egal, wie historisch korrekt manche Details waren, wenn der Film über seine Basiseigenschaften (bei mir) nicht zünden kann.

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  • Wenn man krankheitsbedingt nix anderes machen kann, kann man auch mal über den eigenen Schatten springen und sich international so einiges als VOD angucken, was hierzulande erst noch in die Kinos kommt (und da sind einige Perlen dabei):


    Auf dem Weg, Kinostart 30.11.23: Jean Dujardin, hierzulande eher als Komiker bekannt, in einer todernsten Rolle. Problem des Films ist, dass wir das alles jetzt schon hunderttausendmal gesehen haben: Einschneidendes Erlebnis bringt Mann dazu, zu Fuß eine immense Strecke auf sich zu nehmen und so mit dem eigenen Leben wieder klarzukommen. Was "Auf dem Weg" reizvoll macht: Dujardins Figur nutzt Schleichwege abseits der Touristenpfade, und zeigt so eine französische Landschaft, wie sie wohl die wenigsten in ihrem Abwechslungsreichtum kennen - optisch ist der Film ein absoluter Genuss. Und Dujardin spielt seine Rolle mit hinreissender Intensität, er geht völlig in seiner Rolle auf, man könnte glauben, er selbst habe den schweren Unfall gehabt und wolle nun sein Leben neu ordnen. Will sagen: Trotz der mangelnden Innovation ist der Film einer der besseren Beiträge des "Ich bin dann mal weg"-Genres und durchaus sehenswert, wenn man das Sujet noch nicht über hat.


    Saw X, Kinostart 30.11.23: Da ist mehr Saw als erwartet drin. Tobin Bell ist ja mittlerweile sowas wie eine lebende Legende, und tatsächlich schafft es Teil 10 der Figur noch einmal neue Facetten abzugewinnen und ihn endgültig zum Helden seines eigenen Films zu machen. Mir immer noch zuviel Torture Porn drin (und damit deutlich mehr als bei Spiral), aber insgesamt unterhaltsame Kost für Fans.


    In voller Blüte (läuft) und The Last Rifleman (noch kein dt. Termin): Das erlebt man auch nicht alle Tage, dass exakt der gleiche Stoff parallel zweimal ins Kino kommt. In Großbritannien können die Zuschauer:innen aktuell wählen, ob sie lieber Michael Caine oder Pierce Brosnan (in Altersmakeup) dabei zusehen wollen, wie sie als D-Day-Veteran aus ihrem Heim ausbrechen und nach Frankreich zu den Festlichkeiten fahren. Hierzulande läuft aktuell nur "in voller Blüte" mit Michael Caine, was nicht schlimm ist, da es m.E. auch der bessere Film ist. Last Rifleman legt die Geschichte subtiler an, ist langsamer und etwas ernster, aber Michael Caine spielt hier schon nicht mehr, er ist da, und das reicht schon fast. Und dass er kein Altersmakeup braucht hilft ehrlich gesagt auch.


    The Dive (7.12.): Open Water ohne Haie. Zwei Schwestern gehen tauchen, eine verunglückt und steckt nun unter Wasser fest, die andere versucht sie zu retten. Sehr schlichte Prämisse, aus der sich ein überaus spannendes Kammerspiel mit Actioneinlagen entwickelt. Die 91 Minuten sind extrem schlank und straff durcherzählt, eine klare Empfehlung für diese Perle, die im Kino sicher nochmal spannender rüberkommt.


    Good Boy (21.12.) Der Verleih, der den Film an Weihnachten rausbringt, hat definitiv einen fast so abgründigen Humor wie diese Horrorgroteske über Problemdates via Tinder und Menschen, die sich als Hunde halten lassen. Vom Ende her gesehen macht der Film nicht genug aus seiner grandiosen Prämisse, aber die Absurdität und Ernsthaftigkeit, mit der die erste Stunde erzählt wird, lohnt den Kinobesuch für hartgesottene Arthausgänger und die Horrorcrowd auf dänischen Abwegen dann doch.


    The Holdovers (25.1.) Schonmal ein Tipp fürs kommende Jahr: Paul Giamatti wird als Lehrer ungewollt in einen "Club der toten Dichter" mit nur einem Schüler versetzt - und beide lernen voneinander. Weitgehend schmalzfreie Unterhaltung, die mehr Spaß macht als ich gedacht hätte, Alexander Payne ist hier nach dem Ausrutscher Downsizing wieder in altbewährter (Sideways-)Bestform. Garantiert ein Film, der ein paar Oscarnominierungen abgreifen wird.


    Dann noch ein Grund zur Trauer: Constantin scheint den Starttermin für Die drei Musketiere 2: Milady verschoben zu haben, stattdessen startet da jetzt der neue Til Schweiger. Brrrrr. Wer den ersten Teil noch nicht gesehen hat: Unbedingter Tipp, ihn nachzuholen. Dafür hat die Orion jetzt am 14.12. doch noch einen Starttermin für ihren Rücksturz ins Kino in einer der wohl bizarrsten 4K-Restaurierungen - ich weiß nicht, wer die bezahlt hat, aber ich freu mich riesig drauf!

  • The Dive (7.12.): Open Water ohne Haie. Zwei Schwestern gehen tauchen, eine verunglückt und steckt nun unter Wasser fest, die andere versucht sie zu retten. Sehr schlichte Prämisse, aus der sich ein überaus spannendes Kammerspiel mit Actioneinlagen entwickelt. Die 91 Minuten sind extrem schlank und straff durcherzählt, eine klare Empfehlung für diese Perle, die im Kino sicher nochmal spannender rüberkommt.

    Das Original dieses US-Remakes, Breaking Surface von 2020, kann ich ebenfalls wärmstens empfehlen. Hat mich extrem gefesselt.

  • Das Original dieses US-Remakes, Breaking Surface von 2020, kann ich ebenfalls wärmstens empfehlen. Hat mich extrem gefesselt.

    Danke für den Hinweis, dass es ein Remake ist war mir nicht bekannt - ich hab zum ersten Mal in Ewigkeiten wirklich die Filme einfach nach dem Cover ausgesucht, wie früher in der Videothek. Aber zur Sicherheit: es ist eine auf Englisch gedrehte, deutsch-maltesische Koproduktion mit Partnern in Frankreich und Australien (vermutlich also auch mit Eurimage-Mitteln finanziert). Mit Hollywood hat der Film erstmal nichts zu tun.

  • Okay, dann hatte ich das falsch interpretiert.

    Zumindest ist es dann ein englischsprachiges Remake. 😁

    Ich kam auch nur drauf, weil ich dachte "Moment, den Film hast du doch vor zwei Jahren schon gesehen". Dass es ein Remake gibt, wusste ich nämlich nicht. 😁

    (Grade geguckt: Ich hatte den im Juli 2022 schonmal empfohlen. :) )

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  • Disneys Chef Bob Iger hat heute in einer ganzen Reihe von gleichzeitig veröffentlichten Statements auf die finanzielle Katastrophe reagiert, die 2023 für den Konzern bedeutet. In Zukunft solle es weniger Sequels geben, wenn nicht eine gute Idee dahinter stelle (eine sehr offensichtliche Antwort auf das Jahr mit seinen kostspieligen Sequel-Flops wie Indy 5 und MI:7a), und er gibt die Schuld Filmen, die zu sehr versucht hätten, eine Message zu transportieren statt zu unterhalten (die Aussage ist natürlich auch vor dem Hintergrund der Rechtsstreitigkeiten mit DeSantis in Florida zu sehen). Letzteres ist eine recht erstaunliche Aussage in einem Jahr, in dem gleich zwei Message-Filme überraschende Megahits waren (Barbie und Oppenheimer), aber ich finde es tatsächlich erstaunlich, dass er da rechtskonservativen Kritikern Futter zuwirft um seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.
    Ach ja, Marvels sei ein Flop gewesen, weil zuviel produziert worden wäre und die Chefs keinen kritischen Blick mehr drauf haben konnten. Wenn Disney seine heillose Überproduktion runterfährt, wäre das ja mal ein guter Anfang. Und er verschiebt mehr oder weniger die gesamte Schuld auf die Creatives - genau die richtige Einstellung, um Menschen dazu zu bringen, gerne für Disney zu arbeiten...

  • Bei M:I7 sehe ich den Grund fürs Scheitern aber tatsächlich weniger in einer mangelnden Idee oder Franchise-Fatigue (wobei das natürlich auch mit reinspielt), als viel mehr in der Tatsache, dass man bei der Wahl des Starttermins die Wucht von Barbenheimer komplett unterschätzt hat.

    Für mich sind Dungeons and Dragons und M:I7 die beiden Filme dieses Jahres, deren Erfolg massiv durch den kurz darauf folgenden Megaerfolg beschnitten wurde. So wie D&D gegen Super Mario keinen Stich hatte, konnte M:I7 trotz Mega-Franchisestatus einfach nichts gegen Barbenheimer ausrichten. Beide wären deutlich erfolgreicher geworden, wenn sie nicht nach so kurzer Zeit so abgewürgt worden wären.


    Im Endeffekt kannibalisiert sich Disney hier eben auch wieder selber - wenn zu viele große Franchises und/oder Erfolge in zu kurzer Zeit laufen, dann schadet das allen davon. Auch das ja eine Folge der Marvelisierung und dass viel weniger "kleine" Filme und nur wöchentlich zwei noch Megafilme starten. Das stößt jetzt an seine physikalischen Grenzen. Da war das Kino der 80er und 90er besser aufgestellt mit seinen lediglich 3 bis 5 großen Titeln.

    (Und um endgültig in den RSP-Pool zu springen: Das zeigt im Kleinen dann sehr schön das Ende des Kapitalismus', wenn die Vorstellung von unendlichem Wachstum (Hey, unsere Super-Filme spielen alle 1-2 Millarden ein, kommt, wir bringen jede Woche drei davon raus!) auf endliche Ressourcen (Wer soll das alles wann gucken?) stößt ... :) )

    2 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Disneys Chef Bob Iger hat heute in einer ganzen Reihe von gleichzeitig veröffentlichten Statements auf die finanzielle Katastrophe reagiert [...] Und er verschiebt mehr oder weniger die gesamte Schuld auf die Creatives - genau die richtige Einstellung, um Menschen dazu zu bringen, gerne für Disney zu arbeiten...

    Gibt es denn überhaupt Kreative, die gerne für Disney arbeiten? Ist der Spruch "Empire of Joy", der bittersüss gemeint ist, allgemein oder eher eine Einzelmeinung?

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  • Gibt es denn überhaupt Kreative, die gerne für Disney arbeiten? Ist der Spruch "Empire of Joy", der bittersüss gemeint ist, allgemein oder eher eine Einzelmeinung?

    Gerade unter jungen Filmemacher:innen galt es eine Zeitlang als erstrebenswert, bei/für disney zu arbeiten. Daher haben die relativ viele Indie-Leute für Projekte gewinnen können (teils mit der Folge, dass die dann zwei Jahre arbeitslos rumsaßen und sich nichts verwirklicht hat). Mittlerweile ist aber Disney wohl noch stärker in Verruf geraten als Warner, was den Umgang mit den eigenen Creatives angeht. Igers Kritik richtet intern nicht so großen Schaden an, weil man sehr viele Leute exklusiv an sich gebunden hat, aber für außenstehende ist das ein weiterer Warnschuss, sich definitiv nicht mit den mäusen einzulassen.


    Huutini Bei M:I7a bin ich bei Dir, wobei da halt auch die Zuschauerreaktionen eher verhalten waren und das Teil 1 im Titel wirklich viele abgeschreckt hat. Aber D&D war ein lost cause, niedrig gestartet und während des Kinoeinsatzes auch keine Legs entwickelt. Der ist wirklich erst im Streaming entdeckt worden, leider. Immerhin mehren sich die Anzeichen, dass es ein niedriger budgetiertes sequel geben wird.

  • Irgendjemand muss mir mal erklären, was es mit "Die Muppets erobern Manhattan" auf sich hat. Als der Markt für Kauf-VHS entstand, war das neben Ghostbusters und Star Trek-Filmen einer der ersten Titel, den man in Deutschland damals in den Radioläden für 60 DM kaufen konnte (vorher kosteten Kauf-VHS bis zu 200 Euro, CIC war damals Vorreiter und etablierte Kauf-VHS, die sich später zwischen 20-40 DM einpendelten, als viable Kaufoption.


    Als dann DVDs auf den Markt kamen, war Muppets erobern Manhatten wieder einer der ersten Titel, die in Deutschland gekauft werden konnten. Und jetzt ist ausgerechnet dieser Muppet-Film der erste, der auf 4K-UHD verfügbar ist, wenn auch nur in den USA.. Mich selbst verbindet da eine tiefe Nostalgie zu dem Titel, da es neben E.T., Louis und seinen außerirdischen Kohlköpfen und Amadeus eine der ersten Kinoerfahrungen ist, an die ich mich noch wirklich gut erinnern kann (ja, zugegeben, da waren auch Filme wie Der Biggles-Effekt, Banana Joe, Didi der Doppelgänger und Zwei Nasen tanken Super, an die man sich auch erinnert, die man aber nicht unbedingt als Erwachsener erneut sehen will). In den USA sind der Original-Muppet-Movie, natürlich die Weihnachtsgeschichte, selbst der Great Muppet Caper eigentlich bekannter - hierzulande aber war es der Kinodurchbruch für die Puppen, die damals ja auch parallel im ZDF-Kinderprogramm zu sehen waren. Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Rechte für diesen Film nicht bei Disney liegen, sondern bei Sony (ursprünglich mal Columbia Pictures). Trotzdem für mich erstaunlich, dass man ausgerechnet diesen Film regelmäßig technisch auf den neuesten Stand bringt.


    Heute also zum ersten Mal seit 39 Jahren vollständig in 4K gesehen, und während ich ihn jetzt niemandem naheliegen würde, der mit den Muppets nichts anfangen kann, ist das für Fans ein Riesenspaß. Der Plot um Kermits Amnesie nahm in meiner Erinnerung den gesamten Film ein, in Wirklichkeit ist das nichtmal ein Drittel der Story. Und an das Cameo der Muppet Babies konnte ich mich tatsächlich ebenso gut erinnern, verstehe aber natürlich erst jetzt, dass man damit die kommende Fernsehserie promoten wollte. Insgesamt ein schöner Spaß, der am Ende nur die Frage offenlässt: Warum ist gerade dieser Film so ein Early-Adopter-Title?


    Edit: sorry ist im falschen thread gelandet. Gehört eigentlich in den heimkinothread.

  • Als dann DVDs auf den Markt kamen, war Muppets erobern Manhatten wieder einer der ersten Titel, die in Deutschland gekauft werden konnten.

    Witzig, der ist an mir vorbeigegangen. Ich weiß noch, dass unsere erste DVD (damals gab es ganz frisch 3 Titel auf DVD in der Videothek) Jim Carreys Die Maske war. Inklusive sich langsam aufbauender Tonspurverzögerung in der deutschen Synchro. :)

    Muppets erobern Manhattan hab ich nie wirklich gesehen, und konnte damit nie was anfangen. Da ich quasi direkt mit der Weihnachtsgeschichte und der Schatzinsel in die Filme eingestiegen bin, erschien mir Manhattan aus dem Stand als dröge Standardkomödie.

  • Nichts in Taylor Joys Filmographie bereitet mich darauf vor, dass sie die Rolle meistert,

    Man hat schon Pferde kotzen sehen. Pattinson war auch ein sehr guter Batman, von Zac Ephron hätte ich mir auch niemals träumen lassen, dass er mal einen Wrestler spielt.


    und der Trailer zeigt mehr offensichtliche CGI als der ganze Fury Road.

    Ja, das stimmt allerdings, aber mich hats nicht gestört.

    we are ugly but we have the music

  • Der Furiosa-Trailer spricht mich leider auch nicht an, weil ich ihn sehr widersprüchlich finde. Fury Road hat funktioniert, weil er sich ganz und gar dem Style-over-Substance-Ansatz verschrieben hat. Der Trailer hier wirkt, als wolle er gleichzeitig versprechen, dass der Film ebenso stylish wird wie Fury Road, aber gleichzeitig deutet er auch an, dass man diesmal auf eine richtige Geschichte setzt. Und da bin ich noch verhalten, ob das funktioniert.


    Was Anya Taylor-Joy betrifft, bin ich optimistischer als Archibald - auch wenn sie bisher vornehmlich ruhige Rollen gespielt hat (ich glaube fast, Das Morgan Project war bisher ihre einzige "Action"-Rolle), sehe ich durchaus, dass sie Kraft und Power ausstrahlen kann, und das ist ja hier primär gefordert.

    Außerdem hat schon Bruce Willis vor 35 Jahren bewiesen, dass auch jemand als Actionheld taugt, dem man das nicht zugetraut hätte. :)

  • Mich überrascht, dass viele der Szenen in dem Trailer so sauber und plasticky aussehen. CGI, ja. Aber auch das sollte doch anders aussehen können. Hoffentlich ist da irgendein Post-Production-Schritt noch nicht rechtzeitig fertig geworden.


    Davon ab bin ich fast enttäuscht, dass es so viel Wiedersehen mit alten Bekannten gibt. Furiosa ok, aber dass es auch gleich wieder um Immortan Joe und die War Boys geht… Ich fand bei den bisherigen Mad Maxen eigentlich gerade gut, dass die keine klassischen Sequels waren und außer dem eh bisschen formlosen Mad Max quasi keine Gemeinsamkeiten hatten.

  • Miller wollte schon die ersten drei Filme stärker verbinden, aber die Produzenten gingen bei 2 davon aus dass zu wenige Ausländer Mad Max gesehen hatten, und bei Teil 3 wiederholte sich das gleiche Spiel in Hollywood. Bartertown war eigentlich die Stadt der Siedler aus Teil 2 nach dem Atomkrieg, Fury Road war als Altersprojekt für Mel Gibson gedacht. Das hier ist ja ausdrücklich als Prequel für furiosa angelegt, da nicht auf das einzugehen was sie in Fury Road erzählt wäre schon etwas seltsam. Auch Teil 5 soll ja ein direktes sequel zu Fury Road werden.

  • Das zu hören enttäuscht mich jetzt fast ein bisschen. Ich fand das an der Reihe super, dass Mad Max als Drifter durch die Postapokalypse streift und hier und da verschiedenen Leuten hilft. In jedem der Filme ist ja ein anderer Vorherrschaftsstreit im Zentrum und auch deshalb funktionieren die Filme so gut als Vignetten. Sowas wäre ja auch in einem Prequel für Furiosa denkbar gewesen, also dass eine Geschichte erzählt wird bevor sie auf Immortan Joe trifft.

  • aber gleichzeitig deutet er auch an, dass man diesmal auf eine richtige Geschichte setzt.

    Vielleicht bekommen die Autoren das Blatt Papier, auf dem das Drehbuch zu Fury Road verfasst wurde, ja endlich voll?! ;)


    Aber ich geb Dir recht, Fury Road funktioniert tadellos gerade wegen der starken Reduktion der Story.

    we are ugly but we have the music

  • Ich fand Fury Road so gut , weil Miller da noch ungewöhnlich extrem viel Old School handgemachtes geboten hate

    Jetzt sieht es schrecklich aus wie jeder beliebige austauschbare Film der heutigen Studios , seelenlos und billig schlecht wie ein Videospiel

    Ich verstehe Miller da nicht ? Kein Geld ? keine Zeit ? Zu alt geworden ?

  • Bei mir lief nun zum 2. Mal #TheKiller von David Fincher. Mir gefällt der Film, aber ich verstehe ihn einfach nicht ;) Kann mir jemand auf die Sprünge helfen?


  • Heute gab's Godzilla Minus One.

    Love it.

    Die Tōhō-Godzillas (zumindest die ernsten ...) funktionieren ja immer auch als Metaphern - der erste als Verkörperung der Atombombe, Shin-Godzilla als Verkörperung des Fukushima-Tsunamis und die Reaktion der Politik darauf, und hier nun verkörpert Godzilla den großen Krieg selbst. Entsprechend handelt der Film vor allem von Schuld, PTBS und dem Loslassen nach dem großen Krieg. Die Politik wird hier komplett ausgeblendet, während die Zivilbevölkerung sich emanzipiert und selbst von ihrer Kriegslast und Kriegsschuld befreit. Nicht, ohne einige Seitenhiebe auf das Versagen der Politik natürlich.


    Sehr schön auch die diversen filmischen Zitate, nicht nur auf den Ur-Godzilla von 1954, sondern auch auf den Weißen Hai und einige andere.


    Action gibt es auch einiges, und selten war Godzilla so "bösartig" wie hier (für gewöhnlich gleich er ja eher einer stoischen, persönlichkeitslosen Naturgewalt), und die Effekte sind prima. Wir hatten einige Kinder im Publikum, bei denen ich nicht weiß, ob sie den Streifen nicht vielleicht zu träge fanden. Mit den poppigen Kaiju-Kloppern, die ja auch zum Franchise gehören, hatte dieser jedenfalls nicht viel gemein.


    Schade natürlich auch, dass einer der Plotpoints dem deutschen Publikum notgedrungen kräftig gespoilert wird - da merkte man dann, dass man versucht hat, das japanische und englischsprachige Publikum anzusprechen.


    Insgesamt einer der besten Godzillas, zumindest aus der Tōhō-Schmiede. Ich mag auch Shin-Godzilla sehr, aber dieser hier war dann nochmal etwas peppiger und tatsächlich auch stärker an westlichen Sehgewohnheiten ausgerichtet.

  • Sooo komme gerade aus Godzilla minus One... Ich bin nicht der große Kritiker-Schreiber/Analyst. Aber mir hat der Film aus sehr vielen Gründen besser gefallen als das Monsterverse aus den USA.

    So wie ich es verstanden habe, ist es ja wohl auch eine Reminiszenz an den ersten Godzilla-Film, der nächstes Jahr sein 70jähriges feiert.

    Für die Charaktere wird sich wesentlich mehr Zeit gelassen, der ganze Film fühlt sich wirklich mehr wie ein handwerklich gut gemachter Film an und nicht wie eine CGI-Schlacht.

    Und Godzilla taucht nicht alle naselang auf, dafür erinnert er vom Design seeehr an den ersten Godzilla :)


    Alles in allem sehr kurzweilige saugute 2 Stunden...