[Filmtipp] Kinotipp der Woche

  • Das bezieht sich dann aber wahrscheinlich vor allem/nur auf die USA?

    Jein. Es geht natürlich um amerikanische Popkultur und im speziellen auch oft über die amerikanische Politlandschaft. Aber einige Punkte, die gemacht werden – zum Beispiel hinsichtlich dessen, wie Geschichten über eine Auseinandersetzung mit einer Katastrophe nicht über die Verhinderung einer Katastrophe erzählt werden – sind sicher universell übertragbar. Und wir leben ja mindestens was Filme angeht schon auch ein gutes Stück weit im gleichen Kulturkreis.

  • Ist das nicht Standard in der Kinogeschichte, das bestimmte Trends gerade im Hollywood ausgeschlachtet werden bis sie kein Geld mehr verdienen und dann auf dem Abstellgleis landen? (Bis zur ihrer Wiederbelebung...)

    Monumentalfilme, Western, Kriegsfilme, Spielberg/Lucas inspirierte SF/Abenteuer Filme, Independent Kino, Computeranimationen, Superhelden...

    Das nächste "große Ding" wird schon folgen und wird eben durch die Einnahmen und nicht durch den Anspruch bestimmt.

    Allerdings ändern sich die Spielregeln durch die neuen Variablen, die die Einnahmen beeinflussen.

    Früher nur der Erfolg an der Kasse. Dann kam die Marketing Schiene mit all den Extras, die man kaufen konnte, Videos, DVD, BR und jetzt eben die Wiederverwertung in den Streamingdiensten.

    Am besten sollten die Filme in allen Bereichen ordentlich Geld einbringen, dann werden sie neuen Trend auslösen. Das Publikum ist gesättigt was die Superhelden angeht. Vermutlich deswegen sollten die neusten Superheldenserien mehr menschlich sein und weniger durch die Superkräfte dominiert werden (mein Eindruck). Trotzdem ist der Zug hier abgefahren. Es geht auf den Abstellgleis.

  • Der Witz aus meiner Sicht ist ja, dass das MCU aus meiner Sicht lange Zeit deshalb relativ gut funktioniert hat, weil es Einzelfilme hatte, die sehr gut für sich stehen konnten und relativ intelligente Unterhaltung mit (pop-)kulturellen und gesellschaftlichen Referenzen außerhalb des MCU boten und die für verschiedene Gruppen von Zuschauern unterschiedliche, passende Messages transportieren konnten. Quasi die Definition von "Mainstream" schlechthin.


    Zwischen Black Panther und Infinity War liegt da für mich dann ein ziemlicher Bruch, weil die Selbstreferentialität immerhalb des Universums immer mehr in den Mittelpunkt rückte. Und spätestens mit Phase 4 und den ganzen Serien haben sie es geschafft, die Kuh so totzumelken, dass das arme Tier jetzt ganz ausgemergelt aussieht.


    War mir daran besonders weh tut: Auf dem Papier wird alles sogar diverser, farbenfroher, weniger homogen - aber am Ende kommt immer das gleiche heraus, als würden halt jedes Mal "Marvel-Essentials" abgehakt. Man merkt den Produktionen die Fließband-Produktion an. Und am Ende ist das Learning stattdessen "Niemand will Frauen oder POC als Hauptcharaktere sehen". Dabei wollen die Zuschauer doch einfach nur gute Filme...


    So, Rant vorbei, ich schau mir jetzt erstmal Loki an. Weil ich mich trotz obiger Kritik immer noch "ok" unterhalten fühle... aber so schafft man halt keine neuen Fans.

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

  • Constabler ; Ja und nein. Natürlich schlachtet Hollywood Trends aus, natürlich entwickelt sich Filmgeschichte durch die Etablierung von Genres und deren "Melken", so lange sie erfolgreich sind. Aber es gab selten in der Filmgeschichte etwas so monolithisch-monothematisches wie die MCU-Filme. Denkt man etwa an den Erfolg des Westerns, dann stand der nie ganz alleine da, auch wenn in den 1960ern 27 Prime-Time-TV-Westernserien gleichzeitig im US-Fernsehen liefen (das markiert dann aber - wenig überraschend - auch schon den Niedergang des Genres an den Kinokassen und ein paar Jahre später auch im Fernsehen). Monumentalfilm, Melodram, Schlagerfilm a la Elvis Presley, all das gibt es parallel zum Western als längeren Trend oder zumindest kurzlebigen Fad du Jour. Das MCU hat aber viel langfristigere Auswirkungen gehabt: Es gab quasi eine Generation von Kinogänger:innen, die in den letzten 15 Jahren quasi NUR dann ins Kino gekommen sind, wenn ein MCU-Film lief, höchstens zur Abwechslung durfte es mal Star Wars sein. Das hat dazu geführt, dass Disney eine Semi-Monopolstellung an den Kinokassen innehielt und seine Bedingungen den Kinobetreibern mehr oder weniger beliebig aufoktroyieren konnte. Und dies ist jetzt (aus Sicht der Kinobetreiber endlich) Vergangenheit: Dieses Jahr ist mit Ausnahme von Guardians 3 und mit Abstrichen Elemental jeder einzelne Disney-Film gefloppt, dafür hatten Außenseiter wie Super Mario, Barbie, Oppenheimer, John Wick 4 und selbst zwei deutsche Filme (Rehragout-Rendezvous und Die Drei ???) die Nase vorn. Dass da ein großer Wandel (auch im Sinne von Generationenwandel) im Gange ist, sieht man aber auch am Misserfolg von Fast&Furious, Transformers und vor allem M:I 7a - das wären noch vor wenigen Jahren garantierte Hits gewesen. Wenn stattdessen Social-Media-Hypes wie Five Nights at Freddys, M3gan, Miraculous und der animierte Spiderman erfolgreich sind, dann ist hier ganz offenkundig eine neue Generation von Kinogänger:innen am Werk, die ihre Filme anders haben will als vergangene Generationen. So gesehen befinden wir uns wieder im Jahr 1967, Barbenheimer ist Bonnie&Mrs. Robinson, und wir können sehr gespannt sein, ob die nächsten Hollywooderfolgsfilme Dr. Doolittle oder Easy Rider werden.

  • The Marvels mit 8 (wochentags) bis 10 (am Samstag) Vorstellungen am Tag im UCI Bochum ist schon heftig. Da werden die andere Filme mit 1 bis 2 Vorstellungen pro Tag ganz schön an die Wand gedrückt. Dagegen kommt nur noch das Tribute von Panem Prequel an, das den IMAX-Saal übernommen hat und ab morgen ebenso möglichst oft am Tag gezeigt wird. Fast so, als ob damit schnell Kasse gemacht werden muss, bevor sich die Qualität herumgesprochen hat, die in den Kritiken eher mau bis mies war. der von mir konsumierten Kritik eher mau bis mies beurteilt war.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

    Einmal editiert, zuletzt von ravn () aus folgendem Grund: War doch nur die eine Kritik, die ich geschaut habe.

  • Im Gegenteil, die Kritiken für das Panem-Prequel sind in den USA extrem gut bis ziemlich schlecht, und nichts dazwischen. Und das hat was mit dem politischen Klima und weniger mit dem Film zu tun, denn konservative Kritiker haben ja schon die alten Filme als liberale Zwangsphantasien angeprangert. Die ernstzunehmenden deutschen Kritiken sind durch die Bank positiv. Will sagen: Aktuell weiß zumindest ich noch gar nichts über die tatsächliche Qualität des Films. Und Marvels ist zumindest hier zum Donnerstag aus der Vollbespielung mit hohem Bogen rausgeflogen und nur noch im kleinen Saal. Das spricht dann schon Bände (ich hab mir die Kinobelegung letzte Woche ein paar Mal angeguckt, da hätte man das Imax auch leerstehen lassen können und hätte wahrscheinlich mehr am Strom gespart als man eingenommen hat). Als ich drin war, war ich da alleine im Imax-Saal.

  • Die ernstzunehmenden deutschen Kritiken sind durch die Bank positiv.

    Welche deutschen Kritiker kann man Deiner Meinung nach denn nicht ernst nehmen? 8o

    Andersrum ist es glaub ich einfacher: Wenn Wessels, Filmdienst, EPDFilm, SZ, Spiegel, Borcholte, Althen, Beier, Seidl, Pavlovic und noch diverse andere den Film mögen gehe ich auf Verdacht gern rein. Selbst die Welt hat oft erstaunlich gute Filmkritiker:innen im Stall. Wenn die negativen Kritiken von den Youtubern kommen, die auf ihren Algorithmus schauen, sehe ich das etwas kritischer (es gibt auch positive Ausnahmen, z.B. Cinema strikes back). Kino-Zeit, Film-Rezensionen, Movie-Pilot, Filmstarts sind tagesform- und kritikerabhängig.

  • Und am Ende ist das Learning stattdessen "Niemand will Frauen oder POC als Hauptcharaktere sehen". Dabei wollen die Zuschauer doch einfach nur gute Filme...

    Das darf man sich ja auch auf gefühlt jedem einigermaßen erfolgreichen Youtube Kanal zu popkulturellen Medien anhören.... leider. Und in den Kommentaren darunter bzw. unter entsprechenden Trailern, gerade wieder beim Trailer zu Netflixs Damsel beobachtet.

  • Mit das Schlimmste für Disney aber dürfte sein, dass nur noch alte Menschen fürs MCU ins Kino gehen: Schon seit mehreren Filmen bleibt es bei dem Trend, dass das Publikum kaum noch aus Menschen <25 besteht - und das sind nunmal die häufigsten Kinogänger.

    Von wem darf ich mich jetzt beleidigt fühlen? Von Disney oder von dir? ;) Mehr als 25 Jahre Lebenserfahrung auf dem Buckel und schon zählt man als "alt"? =O X(

  • So gesehen befinden wir uns wieder im Jahr 1967, Barbenheimer ist Bonnie&Mrs. Robinson, und wir können sehr gespannt sein, ob die nächsten Hollywooderfolgsfilme Dr. Doolittle oder Easy Rider werden.

    Soweit würde ich nicht gehen.

    1967 wurde ja nicht einfach nur der Westernhype zu Grabe getragen, sondern das ganze Studiosystem abgesägt.

    Disney hatte aber trotz Monopolstellung nie die Stellung des Studiosystems.

    Von daher würde ich den Vergleich mit 1967 eher bei Netflix ziehen.

    Die vier großen bisherigen Zäsuren des Kinos waren am Ende der Tonfilm, der Farbfilm, New Hollywood und das Streaming.

    Man könnte noch mit dem Videomarkt argumentieren, der aber keinen relevanten Einfluss aufs Kino hatte (damals lag ja ein Jahr zwischen Kinostart und der VHS-Auswertung), dafür aber den Filmsparten den Weg geebnet hat, die im Kino nur peripher stattfanden, nänlich den Porno- und Actionfilmen. Den größten Einfluss hatte der Videomarkt auf die Balis und Autokinos, wo diese Filme davor typischerweise liefen, und die dann eingingen oder zu Programmkinos umgestaltet wurden. (Oder nicht selten zu Cabarets ...)


    Zumindest: Aktuell sehe ich bei den Problemen von Disney nicht 1967. Disneys und Marvels Einfluss bestand ja vor allem in der Homogenisierung der Filmauswahl: Der "Mittelklassefilm" mit all den Auteurs ist ins Streaming abgewandert, und im Kino wurden sämtliche Programmierungen auf Franchise-Universes hin ausgerichtet. Witzigerweise hat das den Streamingaufstieg noch beschleunigt, weil die dortigen Filme und Serien durch das abgewanderte Talent einen enormen Qualitätssprung gemacht haben, und große Namen, die früher NIE Fernsehen gemacht hätten, waren jetzt allesamt dabei.


    Recht gebe ich dir, dass nicht zu sagen ist, WAS jetzt kommt.

    Das marvelisierte Kino funktioniert nicht mehr, das Prä-Marvel-Kino vermutlich auch nicht mehr (obwohl es die letzten beiden Jahre wieder großartige Mittelklassefilme ins Kino geschafft haben, nachdem sie mal wieder etwas Luft zum Atmen hatten), weil das sich jetzt im Streaming verankert hat.

    Mal sehen, welcher Trend als nächstes kommt, und worauf das Publikum sich einlässt.


    Aber wie oben schon erwähnt, wäre ich nicht unglücklich, wenn nicht mehr jedes Jahr 11 cinematic universes mit 33 Filmen, die alle 1,5 Millarden einspielen müssen, die Säle fluten. Ich würde mir wieder ein paar mehr Ecken und Kanten wünschen.

    Lieber 5 Filme für 5 Zielgruppen, die jeder 200 Mio einspielen, als 1 Film, der so weichgekloppt ist, dass er alle Zielgruppen bedienen kann, um 1 Mrd. einzuspielen.


    Ich drücke mir mal die Daumen. 😊

  • Es ist zwar nur tangential ein Kino-Thema, aber ich fand folgende Dokumentation

    "Clockwork Orange" - Im Räderwerk der Gewalt - Die ganze Doku | ARTE
    Als Stanley Kubricks Film "Uhrwerk Orange" 1972 in die Kinos kam, wurde der Autor der Romanvorlage, Anthony Burgess, der Gewaltverherrlichung beschuldigt. Zu…
    www.arte.tv

    sehr erhellend um das ganze Umfeld des Buches (und auch des Films) besser zu verstehen

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

    Einmal editiert, zuletzt von Klaus_Knechtskern ()

  • Das ist sehr interessant, danke! Meine Facharbeit zu Abitur-Zeiten ging (teilweise) um den Roman Clockwork Orange. Burgess war ja – wie so manche Autoren, die von Kubrick verfilmt wurden – alles andere als zufrieden mit dem Film. Interessant ist in dem Bezug auch der Streit um das 21. Kapitel, das nicht nur in Kubricks Film sondern auch schon in der US-Auflage des Romans gefehlt hat und dem Ende eine ganz andere Wendung gibt.

  • Du hast nicht unrecht, und ich hab ziemlich übertrieben, aber Hyperbole ist ja manchmal ganz hilfreich, wenn es um Wünsche und Hoffnung geht ;) - bei Dir ja auch. Historisch würde ich Dir aber widersprechen - VHS war ein GIGANTISCHES Umbrechen des Marktes, weil zwischen 1980 und 1990 durch den zusätzlichen Absatzmarkt mal eben 250% mehr Filme in den USA gedreht wurden, von denen viele das Kino als Marketingbühne mitnahmen.


    Was man allerdings in den USA und auch hierzulande beobachten kann - Streaming als Land wo Milch und Honig fließen ist TOT, gerade im Serienbereich. Zuerst für die Produzent:innen, weil lange nicht mehr die Budgets von früher bezahlt werden, und weil die Aussicht, ab Staffel 3 auch mal Geld mit der Produktion zu verdienen, durch die Serienschlachterei auch schon nicht mehr vorhanden ist. Nach eigentlich nur 10 Jahren Erfolgsgeschichte ist das Thema Streaming jetzt auch schon wieder auf dem absteigenden Ast.

    Bei Filmen gilt ein Verkauf ins Streaming als Zeichen, dass der Film es im Kino "nicht schaffe" - die Indie- und Auteur-US-Filmemacher:innen träumen aber alle davon, dass IHR Film die Ausnahme ist, der es doch gelingt, Geld an den Kinokassen zu verdienen. Gerade weil Filme im Streaming verschwinden, und seit die Dienste anfangen Filmrechte nur noch für kurze Zeit zu kaufen ist die Nummer nichtmal so richtig lukrativ. Hätte man FNAF nicht gleichzeitig per Streaming bereitgestellt, hätte der weit mehr als die eh schon sensationellen 250 Mios eingenommen. Mit VOD verdient niemand etwas, wenn der Film nicht zuvor im Kino lief. Und auf dem Streamingmarkt läuft eine massive Marktbereinigung, die nur wenige Anbieter finanziell überleben können (die Verluste, die Disney im Kino 2023 erlebt hat, sind ein Nichts gegen das gigantische schwarze Loch Disney+, das aktuell Milliarden frisst).

    So, und jetzt sind die Studios auf der Suche nach Ware, die sie statt der 200 Mio-Desaster ins Kino schicken können, und bewilligen aktuell wieder mehr experimentelles Zeug, das - wenn es nur 20 oder 30 Mio. kostet - eben auch mal daneben gehen kann, aber wenn es erfolgreich wird quasi bei Start seine Kosten eingespielt hat. Das führt klar zu einer Flut von Horrorfilmen, aber auch zu anderen Genres. Wes Anderson, der Jahre seine Filme mit seltsamen Europudding-Finanzkonstruktionen finanzieren musste, darf plötzlich wieder ganz offiziell Studiogeld verbraten. Die First-Look-Verträge mit JJ Abrams und anderen Standardwarefabrikanten sind mangels Produktivität beim Streik ausgelaufen und werden auch nicht mehr verlängert. Hollywood hat gerade die Möglichkeit eines massiven Umbruchs, und zumindest in Ansätzen sind wir genau da wo wir 1967 waren - die Frage ist nur, ob die Marketingabteilungen mitspielen und es schaffen, die "kleineren" Filme auch als attraktives Kinoprodukt zu vermarkten. Oppenheimer ist da im Moment strahlendes Vorbild, hat aber qua Nolan auch eine Ausnahmestellung, von der andere Filme erstmal beweisen müssen, dass sie die auch erreichen können.

  • Das ist sehr interessant, danke! Meine Facharbeit zu Abitur-Zeiten ging (teilweise) um den Roman Clockwork Orange. Burgess war ja – wie so manche Autoren, die von Kubrick verfilmt wurden – alles andere als zufrieden mit dem Film. Interessant ist in dem Bezug auch der Streit um das 21. Kapitel, das nicht nur in Kubricks Film sondern auch schon in der US-Auflage des Romans gefehlt hat und dem Ende eine ganz andere Wendung gibt.

    Was ist denn der Inhalt des 21. Kapitels? Welche Wendung gibt es?

  • Das ist sehr interessant, danke! Meine Facharbeit zu Abitur-Zeiten ging (teilweise) um den Roman Clockwork Orange. Burgess war ja – wie so manche Autoren, die von Kubrick verfilmt wurden – alles andere als zufrieden mit dem Film. Interessant ist in dem Bezug auch der Streit um das 21. Kapitel, das nicht nur in Kubricks Film sondern auch schon in der US-Auflage des Romans gefehlt hat und dem Ende eine ganz andere Wendung gibt.

    Was ist denn der Inhalt des 21. Kapitels? Welche Wendung gibt es?

  • Was ist denn der Inhalt des 21. Kapitels? Welche Wendung gibt es?

    Ich hatte das eigentlich so im Kopf, dass der amerikanische Verleger das gegen den Wunsch von Burgess (der dort aber nicht ausreichendes Mitspracherecht hatte) in der US-Auflage gekürzt hatte. Die arte-Dokumentation erzählt das so, dass Burgess es den Lektoren freigestellt hat, das 21. Kapitel als Epilog anzufügen oder nicht und UK- und US-Verlag dort unterschiedliche Entscheidungen getroffen haben.

  • Ich hatte das eigentlich so im Kopf, dass der amerikanische Verleger das gegen den Wunsch von Burgess (der dort aber nicht ausreichendes Mitspracherecht hatte) in der US-Auflage gekürzt hatte. Die arte-Dokumentation erzählt das so, dass Burgess es den Lektoren freigestellt hat, das 21. Kapitel als Epilog anzufügen oder nicht und UK- und US-Verlag dort unterschiedliche Entscheidungen getroffen haben.

    Hier wird es detailliert erklärt: https://www.anthonyburgess.org…ng-of-a-clockwork-orange/


    Kurzfassung: Burgess selbst hat später behauptet, er sei unter Druck gesetzt worden, aber die Unterlagen sprechen eine andere Sprache und letztlich war es seine eigene Entscheidung, dass das 21. Kapitel in der US-Version fehlte. Bei seinem eigenen Drehbuchentwurf von 1966 fehlte das Kapitel auch. Erst spät im Leben hat er sich dann klar positioniert und gesagt, dass ihm das Kapitel wichtig sei.

  • Langstreckenflug, also mal Zeit für ein paar Filme:

    Fast X: Richtig schlecht. Jason Momoa ist aber absolut brilliant.

    Cocaine Bear: Naja, objektiv gesehen nicht sonderlich gut. Aber witzig, Splatter und dämlich. Unterhält mal kurz vorm einschlafen.

    Barbie: Ich mag Margot Robbie. Das war’s aber auch. Dachte ich folge dem Hype und gucke mal - hätte die Zeit auch anders nutzen können.

    John Wick 4: Action am laufenden Band. Aber man merkt dass Keanu alt wird. Wirkt teilweise ein wenig holpriger. Dennoch super.

    Bin danach auf meine Serien auf dem Tablet umgestiegen. :)

  • Laut der Seite ist es übrigens auch ein Mythos, dass Burgess den Film nicht mochte.

    Ebenfalls auf dieser Seite findet man etwas über Burgess eigene Bühnenadaption des Buchs, die er in den 80ern verfasst hat und in der folgende Szene enthalten ist:

    The final song in A Play with Music is a hymn to freedom of choice, with new words set to the tune of Beethoven’s ‘Ode to Joy’. This is interrupted by ‘A man bearded like Stanley Kubrick [who] comes on playing, in exquisite counterpoint, “Singin’ in the Rain” on the trumpet. He is kicked off the stage.’

    Das deutet doch darauf hin, dass Burgess zumindest bzgl. der Deutungshoheit über seinen Roman mit der Filmumsetzung gerungen hat. Das passt vielleicht auch zu dem was Archibald Tuttle sagt, dass Burgess erst später im Leben eine eindeutigere Haltung zum Ende der Geschichte entwickelt hat.

    Einmal editiert, zuletzt von verv ()

  • Eigenes Double-Feature am Freitagabend im UCI Bochum.


    Derweil ist der Umbau so halb abgeschlossen. Die Haupt-Snack-Theke ist jetzt nach links gewandert, da wo früher die Kaffee-Theke war. Dahinter auf der linken und rechten Seite sind Getränke-SB-Automaten. Also Snack-Menü kaufen, leeren Becher mit Deckel und Strohhalm erhalten und dann selbst zum SB-Automaten und dort ein beliebiges Softdrink (diverse Coca Cola Marken) aussuchen. Die Becher kann man so voll machen, wie man will. Es kann auch niemand kontrollieren, ob man sein Becher schon gefüllt hat oder es das dritte Mal macht. Steht auch nirgends, dass Refill nicht erlaubt ist und das Personal an der Snack-Theke war ebenso überfragt, ob Refill erlaubt ist - oder denen war es schlicht egal, weil hab da nur ein Schulterzucken bekommen als Antwort. Ist aber eigentlich egal, weil das ist sowieso nur gekühltes Leitungswasser, das mit Sirup aufgesprudelt wird. Gewinnspanne liegt also astronomisch hoch, egal wie viele da mehrmals auffüllen oder nicht. Meine Lemon-Cola hätte mehr Kohlensäure vertragen und etwas mehr Sirup, schmeckte leicht abgestanden.


    Die Einlasskontrolle liegt nun provisorisch vor den Toiletten. Ich glaube aber kaum, dass die einen den Toilettengang verwehren werden, wenn der eigene Film noch nicht angefangen hat und man trippelnd fragt. Die ehemalige Snacktheke ist noch komplett grossflächig abgeklebt. Kann also sein, dass die Snacktheke links nur provisorisch ist. Ich hoffe je weiterhin auf die Rückkehr der Kaffee-Theke. Die Wartezeiten an der Snack-Theke hat sich spürbar reduziert, weil nun nicht mehr auf das Getränk gewartet werden muss. Das Popcorn war heute aber nicht wirklich lecker, gerade so ok, fast schon ein wenig angebrannt - war mir aber zu umständlich, um das zu reklamieren, da ich schon im Kinosaal sass, als ich das gemerkt habe. Werde da aber mal eine Email schreiben.


    Fussboden im Foyer-Thekenbereich fehlt noch völlig. Teilweise ist der Untergrund da echt ekelig mit klebrigen Zeugs. Toiletten sind weiterhin teilweise kaputt und nur noch ein Handgebläse pro Toilettenseite in Betrieb. Nach der Spätvorstellung waren die SB-Getränke-Automaten per Password gesperrt. Mal eben nach dem Kinogang nochmal sein Becher auffüllen geht wohl nur während der Filmstartzeiten, wenn denn Refill nicht untersagt ist. An den Automaten steht nichts, nur die grobe Bedienung des Automaten - Getränk wählen, Becher unterstellen und Taste gedrückt halten bis der Becher voll ist oder überläuft. Aktuell noch kein Ort, an dem ich mich gerne aufhalten möchte, noch wo ich überteuere Snacks-Getränke kaufen möchte.


    Dumb Money : Der Film wirft mit finanztechnischen Begriffen und Abkürzungen nur so um sich, erklärt dabei aber nur selten, was damit gemeint ist. Irgendwann habe ich dann gerafft, dass die mit IPO ein Börsengang gemeint war. Gab da noch so einige andere Begriffe, die ich nicht verstanden habe, die zum Verständnis der Story aber wohl nicht wichtig waren, weil sich dann aus dem Zusammenhang so halbwegs ergeben haben. Viel Story gibt es sowieso nicht. Eigentlich kannte ich (fast) alles schon aus dem Trailer. In den letzten Minuten ersetzen dann etliche Texteinblendungen den Fortgang und das Ende der Story, die man wohl nicht mehr zeigen wollte.


    Spannung kam da bei mir nicht wirklich auf. Übrig blieb nur der Finanzkampf Kleinstanleger gegen Grosskapitalisten. Die kleinen Geschichten rund um die Kleinstanleger wurden nur oberflächlich behandelt, da fehlte mir Tiefgang. Stattdessen wurden immer wieder die Handlungen und Gegenhandlungen gegenübergestellt, wobei die Parteinahme eindeutig war. Warum wer am Ende viel Geld verdient, gewonnen oder sogar verloren hat von den Kleinstanlegern blieb bei den Meisten im Dunkeln, da wurde bis auf den Kontostand nicht oder für mich zu wenig darauf eingegangen. Tja, als Streamingfilm wäre der ganz ok, als Kinofilm für mich eher verschenkt, weil der das Medium Kino nicht ausnutzt in seinen Bildern und Szenen. Muss man nicht sehen. Wolf of Wallstreet war eindrucksvoller inszeniert. The Big Short war lehrreicher umgesetzt.


    The Marvels : Superfrauen für die Tik-Tok-Generation. Warum sollte man auch Charaktere einführen, wenn Marvel es schlicht voraussetzt, dass man nicht nur die Kinofilme erinnert, sondern auch die Serien geschaut hat. Wer war da die Gegenspielerin? Wer waren die Kriegspartien und welchen Frieden haben die verhandelt? Wo kam Ms Marvel her und warum heisst die so? Woher hat die ihre Superkräfte und warum? Wer war die Woman in Black Anzug, die habe ich irgendwo schon mal gesehen und warum hatte die nur einen 10-Sekunden-Auftritt?


    In der ersten halben Stunde war das alles so schnell und von Szene zu Szene gehetzt geschnitten, dass ich da kaum mitkam. Mal eine Szene stehen lassen, um diese wirken zu lassen? Warum, wenn es doch weitergehen muss, ohne Atempause, aber auch ohne Not für diese Eile. Von den SFX wirkte das zudem arg durchwachsen und kaum wirklich gut oder gar bombastisch. Danach wurde auf die Action-Bremse getreten und viel Pseudo-Technisches-Zeugs gelabert und sich gegenseitig versichert, dass das alles Sinn macht, wenn es nur von den Heldinnen ausgesprochen wird oder Nick Fury den Erkläronkel spielen darf. Im letzten Drittel des Films wurde es dann "seltsam". Hatte da Disney zu sehr das Drehbuch übernommen oder sollte das unfreuwillig komisch wirken? Der typische finale Endkampf war in Summe wenig neu und mir zu unspektakulär. Bud Spencer und Terrence Hill können da besser Schellen verteilen.


    Ne Marvel, das war nix für mich. Jugendliche weibliche Fans könnte der Film durchaus ansprechen. Frauenpower in drei Altersstufen sozusagen. Cpt Marvel ist weiterhin spröde und unnahbar, da helfen auch keine One-Liner. Monica Rambeau konnte ich nicht greifen als Charakter, da fehlte mir anscheinend Hintergrundwissen. Ms Marvel war mir zu aufgedreht in ihrer Teenager und Cpt Marvel Fan-Rolle. Alles andere schien nur Mittel zum Zweck, um ein paar Figuren in Stellung zu bringen und neue Möglichkeiten zu öffnen, die dann in der Mid-Credit-Szene abgehandelt werden. Nur für Fans, die wirklich alles von Marvel aufsaugen wollen.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Man kann Spass mit The Marvels haben. Entweder, wenn man alles einfach schluckt, was man aufgrund fehlendem Serienwissen nicht einordnen kann. Oder weil man auch alle Serien vorab gesehen hat und somit bei den Zusammenhängen und Charakteren uptodate ist. Zudem wenn man sich an Frauenpower-Helden-Action auf Sonntagvormittag-Comicniveau erfreuen kann, ohne dass man was hinterfragt, was man da gerade gesehen hat. Gibt wesentlich schlechtere Kinofilme - aber eben auch weitaus bessere Kinofilme.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Ich komme gerade aus dem Kino und fand den "Film" absolut furchtbar. Ich wurde eingeladen und war mit Freunden drin, sonst wäre ich an einigen Stellen vermutlich aufgestanden und gegangen. Als angefangen wurde zu Tanzen und Singen, wie in einem Musical, Disneyfilm oder Bollywood war ich echt durch. Und dass man komplett alle "alten, weißen Männer" so wie Brie Larson das wollte aus dem Film eliminiert hat ist wohl eher ein RSP Thema.


    Wenn das die Zukunft des MCU ist... dann werde ich mich von diesem Universum verabschieden. War eine schöne Zeit und die bisherigen Filme reichen mir völlig. Ich hoffe, ich kann The Marvels verdrängen... und fange genau jetzt damit an.

  • Ich war gestern in "Tribute von Panem: The ballad of songbirds and snakes" und muss gestehen: Ich fand ihn richtig gut. Das Gefühl, dass der Krieg noch nicht verarbeitet wurde ist richtig gut dargestellt. Die Hungerspiele sind weit weg von dem, wie man es in den anderen Filmen kennt und man erfährt auch die Entstehung der Hungerspiele.


    Aber ist natürlich mein sehr persönlicher Geschmack...

  • Als angefangen wurde zu Tanzen und Singen, wie in einem Musical, Disneyfilm oder Bollywood war ich echt durch.

    Ähmm, ja ... du warst ja auch in einem Disney-Film ... :lachwein:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Marvel_Studios

    So wars nicht gemeint... ich bin ja auch in einem Star Wars Film bei Disney. Aber da wird nicht gesungen und getanzt wie in einem Bollywood Movie.

  • Apropos: Auch andere Kinos haben schöne Filme (und ich hab hier viel zu lange nix mehr geschrieben):


    Ken Loach is back! Wer, fragt sich vielleicht der eine oder andere? Einer der besten britischen Filmemacher überhaupt, der mit viel Herz und noch mehr Humor über sozial Benachteiligte Filme dreht wie kein Anderer (naja, vielleicht noch Mike Leigh an einem guten Tag). Die 87 Lebensjahre sieht man seinem neuesten Film, The Old Oak, in keiner Weise an, der eine brandaktuelle Geschichte über ein kleines englisches Dorf erzählt, das mit einer neuen Flüchtlingsunterkundt konfrontiert wird. Der Film strotzt vor erzählerischer Kraft, hat großartige Typen, wie sie der britische Film so gut beherrscht, zugleich geht er mit vollem Einsatz in das Thema hinein: Leichte Antworten und Lösungen gibt es hier nicht, das Ende ist durchaus fragil, und trotzdem rührt der Film die Zuschauer:innen voller Leidenschaft. Wer Ken Loach nur irgendwann mal mochte (bei mir ist es Raining Stones, den ich mit 18 Jahren im Kino sah und dessen Geschichte vom Vater, der sich für ein Kommunionskleid verschuldet, mich bis heute nicht losgelassen hat), wird hier wohl ein letztes Mal seine Wut und seinen Ansporn, bessere Menschen zu finden, nachempfinden können. Ab Donnerstag im Programmkino.


    Tribute von Panem - Ballad... Ein Prequel, das mir als jemand, der die letzten beiden Filme eher dröge fand, erstaunlich gut gefallen hat. Die Story ist im Kern Star Wars Episode 1-3, also wie Darth Vader zu Darth Vader wird, nur auf 160 Minuten konzentriert und psychologisch deutlich überzeugender erzählt. Die "Steinzeit"-Fassung der Spiele, die hier präsentiert wird, tut anders als die doch sehr cleane Inszenierung der ersten Filme hier physisch weh (eine FSK 12, die am oberen Rand liegt, mit Jüngeren würde ich da nicht reingehen). Cool ist der an Fallout erinnernde Look der 10. Hungerspiele, und gut gespielt ist das ganze obendrein, wenn auch manches Plotdetail zu kurz kommt - da merkt man schon, wie sehr hier 700 Seiten Roman eingekürzt werden mussten. Muss man nicht, aber kann man gut gucken.


    Thanksgiving Eli Roth macht Eli-Roth-Dinge. Naja, gebremster als in seinen schlimmsten Exzessen ist Thanksgiving schon, und hat eine angenehm humorige Grundierung. Trotzdem ist die FSK 18 voll verdient. Wer mal wieder einen harten Slasher sehen will, mit sehr vielen Jumpscares, der ist hier richtig.


    Die Bologna-Entführung Jüdisches Kind wird im 19. Jahrhundert durch den Papst in den Vatikan entführt. Klingt wie ein schlechter Scherz, ist aber ein tatsächlicher historischer Fall. Die darstellerischen Leistungen sind über jeden Zweifel erhaben, der Film ist von kalter Wut erfüllt, findet aber auch keine einfachen Antworten. Ein ziemlich großartiges historisches Drama, bei dem ich alleine im Kino saß, was der Film definitiv nicht verdient hat.


    Sound of Freedom Die Aufregung rund um den Film ist nachgerade lachhaft, wenn man sich dieses harmlose B-Movie, das sicherlich wohlgemeint ist, dann mal ansieht. Dass hier faktisch die Hälfte nicht stimmt - geschenkt. Dass der Hauptdarsteller Kindesentführungen in Lateinamerika als Vorwand nimmt, um QAnon-Theorien zu vermarkten, tut dem Film dann aber doch Unrecht. Insgesamt ist der Erfolg dieses Dramas ohne größere Actionsequenzen wohl wirklich eher über die Aufmerksamkeit verständlich, die das Distributionsmodell in den USA erzeugt hat (man konnte Kinotickets kaufen, die dann "ärmeren Menschen" zur Verfügung gestellt wurden; dadurch waren die Kinos zwar ausverkauft, aber trotzdem nur halb besetzt). In Deutschland läuft der jetzt ohne größere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was die Schwurbler natürlich auch wieder so auslegen, dass das vom Thema Kindesmissbrauch ablenken solle. Als wären Hollywooddramen ohne größere Stars sonst Mittelpunkt von Marketing und Presseaufmerksamkeit.


    Und dann startet Donnerstag ja auch Ridley Scotts Napoleon...

  • Was mich gerade bei Ridley Scott verwundert. Was will er mit der zusätzlichen Zeit? Ich finde ja einige seiner Filme super, aber das war ja nie, weil er inhaltlich so viel zu sagen hatte.

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

    2 Mal editiert, zuletzt von PalioDeMonte ()

  • Soweit ich es verstehe, wird der Kinocut (der übrigens auch wohl einige Zeit das einzige sein wird, was man auf Apple sehen kann, also kann und sollte man ruhig ins Kino gehen) sich auf Napoleon den Feldherrn konzentrieren und die Langfassung dann das zwischenmenschliche stärker in den Blick nehmen, auch Josephine erhält da wohl mehr Zeit. Und doch, bei Königreich der Himmel war die Gesamtaussage des DC schon drastisch anders als in der Kurzfassung, dadurch dass die Muslime nicht mehr nahezu anonym blieben. Insoweit denke ich schon, dass es spannend sein wird, beide Fassungen zu sehen. Hauptsache wir erleben nie wieder The Counselor, ich will die Diaz-Autoszene einfach vergessen können... brrrr...