Liebes Tagebuch,
ich habe mir die Apokalypse deutlich spektakulärer vorgestellt. Feuer, Radau und Action.
Stattdessen sitze ich alleine im Büro, bar jedes Kollegen, der mir sonst in den Pausen auf den Senkel geht. Kaum Anrufe, keine Bekloppten und Bescheuerten, keine Besprechungen. Herrlich. Social Distancing hat auch seine Vorteile. Mit meinem Kollegen fahre ich unsere Technikumsanlage weiter und wir staunen, wie viel man doch schafft, wenn man den Kollegen nicht ständig die Hand vor den Hintern halten muss oder der Arbeitsablauf ständig von irgendwelchen Meetings unterbrochen wird. Die paar Männekes, die sich vereinzelt auf der Arbeit blicken lassen, lassen unsere Abteilung wie ein kleines gallisches Dorf in Zeiten der Krise erscheinen. Die Notwendigkeit, möglichst wenig Kontakt zu den Kollegen zu haben, Teams klein zu halten und Pausen getrennt zu verbringen, sehen wir alle ein, nichtsdestotrotz ist es doch manchmal reichlich einsam. Ich sitze im ersten Büro, direkt an der Eingangstür. Morgen werde ich mir Lautsprecher mitnehmen und jeden Kollegen, der durch die Tür kommt, mit einem Lied empfangen: "When you´re alone and life is making you lonely you can always go.... Downtown".
Insgesamt ist der jetzige Weltuntergang auch nicht viel interessanter als der Millenium-Bug. Natürlich kann ich da nur für mich sprechen, es gibt genug, die sich gerade jetzt den Allerwertesten aufreißen müssen. Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern, Supermarktangestellte, Klopapierfabrikanten und Luigi Barilla. Ihnen allen sei aus tiefstem Herzen gedankt.
Gesund bleiben!