Beiträge von jaws im Thema „Corona-Tagebuch für jedermann/frau“

    Liebes Tagebuch,


    lang nix geschrieben, es war viel zu tun, viel los. Und jetzt bin ich müde. Nicht vom heutigen langen Tag in der Schule plus anschließender 3,5 stündiger Videokonferenz von zu Hause aus, die pünktlich endete als das bestellte Essen eintrudelte. Müde auch von den vergangenen Tagen, den Nachrichten von schleppend laufenden Impfungen, dem Impfausfall, den Bekloppten in Dresden, den Malleurlaubern, den Lockerungen und dem immer noch nicht vorhandenen Schutz in Schulen. Die Zahlen steigen, die Mutationen breiten sich aus und in der Schule fährt man dasselbe Konzept wie letztes Jahr. Na gut, wir haben jetzt das Wechselmodell, geteilte Klassen, trotzdem eine Menge Menschen im Gebäude.

    Dabei lief das Distanzlernen aus meiner Sicht gut. Die Älteren beklagen sich jetzt schon, warum man das Risiko für 5 Tage in Präsenz eingehe (bei uns kommt die Hälfte der Klasse diese Woche, die andere Hälfte nächste Woche), sie vermissen das freie Lernen in Distanz. Die Kleinen brauchten dabei zwar etwas mehr Betreuung, was sich durch Video Calls nach Stundenplan aber gut machen ließ (sogar neben dem Homeschooling der eigenen Kinder). Und Gute Sachen kamen dabei herum; es wurde kreativ mit Fabeln umgegangen, die Kinder haben sie z.B. selbst als Hörbuch eingesprochen. Im Rahmen der Berufsorientierung haben die andere Podcasts zu ihren Traumberufen aufgenommen. Wir haben viel zusammen gelernt, auch (technische) Dinge abseits des Lehrplans ausprobiert, Schüler:innen wurden selbst zu Expert:innen, weil sie anderen, auch technischen Dingen helfen konnten. Und nun: da sitzen wir wieder in der Schule ohne Konzept, ohne Technik und die zuhause auch ohne Draht zu den Lehrer:innen, da die Videokonferenzen gänzlich wegfallen. Streaming aus dem Klassenraum? Hahahahaha, ok gib mir Technik, die neuer ist als der 70er Jahre OHP in der Ecke.


    Ach ja, Tests haben wir auch noch keine. Wir rechnen diese Woche damit und mit den ersten Tests vermutlich Anfang der nächsten, d. h. die erste Gruppe in Präsenz geht komplett ungetestestet aus der Nummer raus.


    Unsere Sekretärin hat heute zumindest schon die Krise bekommen, weil die Formulare, in denen die Eltern dem Test widersprechen dürfen, nicht über die Klassenlehrer eingesammelt, sondern offenbar direkt ans Sekretariat geschickt werden und das sind nicht gerade wenig Eltern, die da was gegen haben. (Wobei ich nicht weiß, ob es an der oben angesprochenen Thematik liegt oder daran, dass die Kinder sich ohne Anwesenheit von medizinisch geschultem Personal diese Teststäbchen in die Nase stecken sollen oder die Eltern einfach zu Hause regelmäßig testen und das nicht auch noch in der Schule wollen,...)

    Dass Tests abgelehnt werden erleben wir auch im größeren Stile, sowohl bei Schüler:innen als auch Eltern. Bei den Schüler:innen sind es vor allen die aus der Oberstufe, mit der Begründung keine Arbeiten oder anderes verpassen zu wollen, sollte man positiv getestet werden. Bei den Eltern ist auch schon durchgesickert, dass manche ihre Kinder nicht testen lassen wollen, aus Sorge, dass die Familie in Quarantäne gehen müsste. Ähnliches habe ich auch von der Schule eines Kumpels gehört. Na danke. Die Gründe sind vermutlich noch vielfältiger, aber dieses keine Bock auf Quarantäne lässt auch weit blicken.

    Unsere Kinder sind nun auch wieder so weit wie nötig in der Schule bzw. Kindergarten. So richtig super finde ich das nicht.


    Und jetzt muss ich fix ins Bett, sonst schlafe ich noch am Schreibtisch ein.

    Ja, ich weiß. Aber man fragt sich seit Wochen, warum die Zahlen nicht runtergehen und klar, es gibt die Eltern, die nicht anders können. Ich kreide das vor allem den Eltern an, die anders könnten, allein beim uns im Haus kenne ich eine Familie, deren Kinder beide in die Kita gehen (in die auch unsere Tochter geht). Beide Elternteile sind zuhause und können von dort arbeiten.

    Ich kann auch verstehen, dass viele am Ende sind und nicht mehr können (siehe @dawue zu den Familien: friss oder stirb!). Das ist sicher auch eine Folge des Herumgeeiers der Politik, dieser halbgare Lockdown, der eigentlich gar keiner ist, das zögerliche Ergreifen strikter Maßnahmen. In der Kita hieß es auch: Es gibt "Notbetreuung für alle", aber lassen Sie ihr Kind bitte zuhause, wenn es geht. Hier wird Verantwortung ganz billig auf die Eltern geschoben.

    Heute Zahlen aus unserer Stadt im Radio gehört. Hier geben ca. 45% der Eltern ihre Kinder in der Kita ab.

    Man fühlt sich dann doch ziemlich vergackeiert, wenn man sich zuhause aufreibt, seine Kinder nicht schicken will und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Distanzlernen für den Filius (Grundschule), Bespaßung der Jüngsten, ich vormittags im Distanzlernen per Video mit meinen Klassen, meine Frau im Home Office.

    Es funktioniert dafür eigentlich okay, ich bin nur abends furchtbar erschlagen.

    Wenn die Lehrer keine Zeit haben, neben Präsenz auch noch Distanz zusätzlich zu stemmen, ist mir klar, wie gut die Distanzlehre so werden kann.

    Das ist das Problem gerade. Wenn man viel in Klasse 1-7 bzw. in meinem Falle 5-7 zu tun hat, bleibt für ausreichende Distanzbetreuung, die über das Verteilen von Aufgaben über die jeweilige Lernplattform wenig Zeit, wenn ich meine tägliche Pendelei mit einrechne. Ich kann den SchülerInnen zuhause am späten Nachmittag Videosprechstunden anbieten und habe umgefragt, ob das gewünscht ist. Die meisten sagten aber dann auch, dass ihnen das zu spät wäre. Normalerweise sollen Videokonferenzen nach Stundenplan abgehalten werden - für mich leider unmöglich. Andere KollegInnen, die vorwiegend in der Oberstufe sind, haben da ganze andere Voraussetzungen. Das ist zum Teil ganz schön frustrierend, vor allem wenn man sieht, welche Erwartungen manche Eltern haben (Distanzunterricht = wie in der Schule, nur per Video - ich rolle mit den Augen).

    In Deutschland ist einfach mal die Digitalisierung um 10-15 Jahre verpennt worden. Wir leben längst in einer Zeit der Post-Digitalisierung (=wir sind digital!) und das äußert sich in den Schulen beinahe null. Und wenn dann noch angefangen wird von Bildungsgerechtigkeit zu reden, die ja nur durch Präsenzpflicht erreicht werden kann (schöne Grüße an Frau Gebauer), dann fang ich doch langsam an, wütend zu werden.

    Gehen Schulen nicht ab morgen dann auch in die Notbetreuung?

    Danke. Ich distanziere mich in der Schule, so gut es geht. Das Lehrerzimmer (enger Raum) betrete ich nur in Ausnahmefällen.

    In NRW nicht. Hier ist nur die Präsenzpflicht für die klassen 1-7 ausgesetzt, d. h. die Eltern entscheiden.

    Nachdem heute Morgen mehrere Kollegen eine rote Warnmeldung in der App hatten und nach Hause geschickt worden sind, laufen wir hier in der Schule personell eher auf Sparflamme. Ich hab eben schon zwei Klassen Parallel betreut und für morgen klaffen im Vertretungsplan noch Lücken.

    Bin froh, wenn die Woche rum ist.

    Bei uns ist Maskenpflicht in RLP jetzt ab Montag auch an den Schulen ab Klasse 5 im Unterricht. Ich bin gespannt wie das so klappen wird mit unserem Schülern und auch Eltern...

    Wir haben Maskenpflicht auch im Unterricht - sowohl bis 2 Wochen nach den Sommerferien und jetzt wieder. Die Schüler:innen tragen das verantwortungsbewusst mit, ohne zu motzen. Hin und wieder melden sich Kinder, sie hätten Kopfschmerzen oder ähnliches, aber ganz ehrlich: Das waren meistens Kinder, die das vorher auch ohne Masken öfter taten. Mails von Schwurbeleltern an die Schulleitung gab und gibt es zuhauf, beeinflusst den Schulalltag aber nicht.

    Als wir zwischenzeitlich keine Maskenpflicht mehr im Unterricht hatten, hatte ich das mit den Schüler:innen auch thematisiert und sie wollten von sich aus weiter Maske tragen. In dieser Hinsicht alles problemlos bei uns.

    Die Einschläge rücken näher.

    Eine Lehrerin meines Sohnes, die er aber nur einmal in der Woche sieht (und selbst dann sind nicht alle Schüler:innen bei ihr), wurde positiv getestet. Test war am Donnerstag vor den Ferien, positives Ergebnis kam wohl am letzten Mittwoch, wir wissen seit Donnerstag davon und haben seit Freitag erst die Anweisung, dass Kontaktpersonen 1. Grades für 2 Wochen nach dem letzten Kontakt in Quarantäne müssen, dazu gehört mein Sohn. Eine offizielle Anordnung haben wir aber immer noch nicht bekommen. Die Quarantäne läuft jetzt nur noch bis Dienstag und seitdem wir davon wissen, halten wir uns auch daran.

    Aber mal ehrlich, das ergibt doch so überhaupt keinen Sinn, wenn man 5 Tage vor Ablauf der Quarantänezeit überhaupt erst Bescheid bekommt?! Zumal wir auch im Urlaub waren - zum Glück sehr abgeschieden, einsames Ferienhaus am See im Nicht-Risikogebiet.


    Na ja, der große Wahnsinn geht nächste Woche wieder los, wenn die Schule beginnt. Zum Glück sind die Schulen inzwischen weitgehend für Stoßlüften gerüstet. Ich komme mir vor wie in einer Real-Satire. Zum Glück gibt es dazu noch eine vierseitige Handreichung vom Land wie wir als Lehrer:innen richtig lüften, denn was würde ich nur ohne machen. Hoffentlich gibt es zusätzlich noch Fortbildungen, natürlich in der Freizeit, zum Thema.

    Weiß eigentlich jemand, ob ich eine zweite Winterjacke als Arbeitskleidung von der Steuer absetzen kann?

    Liebes Tagebuch,


    derweil die Frau im Home Office sitzt, habe ich mir die Kinder geschnappt und wir sind wieder mal im Wald. Zum Glück gibt es keine Ausgangssperre. Jetzt sitze ich hier auf einem Baum und hör die Vögel zwitschern. Eigentlich auch mal schön.

    Liebes Tagesbuch,


    ich habe eben Toilettenpapier ergattern können. Ein Glücksgefühl wie 1990, als Andy Brehme den Elfer gegen Argentinien versenkt hat - mit dem schwachen Fuß. Der Rückweg war jedoch geplagt von der Angst, überfallen zu werden. Ich bin sicher zuhause angekommen.

    Ich bin hauptsächlich mit beiden Kindern zugange, nehme ab und zu die von Freunden dazu, weil es bei denen nicht anders geht. Viel Wald oder Garten, gerade lass ich mir Sandeis bringen, viel besser als im Getümmel vor den Eisdielen. Abends muss ich an den Schreibtisch, korrigieren, mit Eltern schreiben, Aufgaben für die SchülerInnen planen.

    Meine Frau ist im Krisenstab der Unibibliothek und hat gerade alle Hände voll zu tun. Mit den Kindern will ich nicht einkaufen und abends, wenn jemand alleine gehen kann, ist vieles schon weg.

    Ben Ken Die Referendare im Vorbereitungsdienst tun mir echt leid. Bei uns waren einige mit den Prüfungen zum Glück schon durch, aber eben nicht alle.