Beiträge von Fluxx im Thema „Corona-Tagebuch für jedermann/frau“

    Nachtrag: Gestern Abend kam dann die Mail, dass ein Schüler, den ich am Donnerstag im Unterricht hatte, vom Arzt positiv getestet ist und jetzt die halbe Klasse in Quarantäne ist. Zum Glück bin ich höchstens mal kurz auf 1m Abstand an ihm vorbeigegangen, sonst eher mehr als 3m. Mit FFP2-Maske und viel Lüften ist die Gefahr für mich persönlich eher gering. Aber bei so vielen Schülern, wäre es auch verwunderlich, wenn wir ganz verschont blieben. Trotzdem werde ich wohl Montag erstmal zum Arzt gehen und mich testen lassen. (Zum Glück hat unsere Schulleitung einen Deal mit einem örtlichen Arzt, dass wir als Lehrer da ohne Voranmeldung vorbeigehen können und dann ohne lange Wartezeiten direkt getestet werden.)

    Kurzer Bericht aus der Schule: Heute wurden bei uns die anwesenden Schüler per Schnelltest getestet. Von ca. 300 getesteten Schülerinnen und Schülern zwischen 10 und 19 Jahren waren positiv getestet: 0

    Das beruhigt doch sehr. Auch wenn man weiß, dass der Schnelltest nicht 100% zuverlässig ist und es auch ein paar Schüler gibt, wo die Eltern dem Test widersprochen haben, ist man insgesamt entspannter. Unser Kreis ist die letzten 1-2 Wochen auch bei einer Inzidenz <50. Allerdings waren wir bisher auch immer ca. 2 Wochen hinter dem Landestrend hinterher. Wenn also in ganz NRW die Zahlen steigen, dann wohl auch - pünktlich zu Ostern - bald bei uns.

    Wenn man die Schüler befragt, gibt es ein gemischtes Bild:

    Die 5-Klässler sind größtenteils ganz froh wieder in der Schule zu sein, auch wenn es für manche doof ist, dass sie dank Wechselunterricht ihre Freunde trotzdem nicht sehen. Da herrschte wohl zu Hause, was Schule anbetrifft, teilweise ein strenges Regement. Zumindest in den Hauptfächern wurden alle Aufgaben von den Eltern kontrolliert, bevor diese abgegeben wurden und im Zweifel musste auch Einiges ein zweites mal gemacht werden. Jetzt, wo wir die Aufgaben wieder in der Schule besprechen ist das im Verhältnis entspannt. Bei Fehlern wird drüber gesprochen, gefragt, ob es jetzt verstanden ist und dann ist gut. (Warum habe ich eigentlich jee Woche die Zeit aufgebracht die Aufgaben nachzugucken, wenn die Eltern das eh selbst machen?)

    Die älteren Schüler sind größtenteils weniger glücklich. Die haben sich mittlerweile an gewisse Freiheiten gewöhnt: im Schlafanzug an den Schreibtisch, freie Zeiteinteilung, wann die Aufgaben bearbeitet werden, später Aufstehen, da der Schulweg entfällt (falls keine Videokonferenz angesetzt ist, evtl auch noch etwas länger schlafen). Gerade die guten Schüler kamen auch im Distanzlernen meistens gut zurecht und haben oft weniger Zeit für Schule aufgewendet, als sonst. Die haben auch teils selbständig irgendwelche online-Lerngruppen in der Klasse gebildet und sich untereinander ausgetauscht. (Im Positiven Sinne, nicht als bloßes Abschreiben). Die Schwachen hatten vielleicht das Gefühl, dass sie etwas mehr unter dem Radar durchfliegen konnten als sonst. (Einmal die Woche eine Mail vom Lehrer, mit Hinweisen, was falsch war, ist evtl. weniger schlimm, als in der Klasse zu sitzen und das Gefühl zu haben als einziger nichts zu raffen und womöglich noch vom Lehrer aufgefordert werden mal etwas zum Thema zu sagen.) Da mache ich mir aber schon etwas Sorgen, was nach den Osterferien passiert. Momentan ist bei uns an der Schule noch die Ansage, dass es quasi direkt nach den Ferien mit Klassenarbeiten losgeht. (wohlwissend, dass die Pandemielage diesen Plan auch wieder zunichte machen kann) Ich fürchte, dass da so manche eher schwache Schüler nochmal eine Note abrutschen.

    Etwas traurig fand ich, als ich am Dienstag in der 9. Klasse mal gefragt habe, was sie so in den letzten zwei Monaten Schönes erlebt haben. Bei einer Schülerin kam dann als Higlight der letzten 2 Monate "Vor 3 Wochen war ich mal mit Papa und Bruder beim Burger King im Drive through." Das hat mir irgendwie nochmal so richtig gezeigt, wie traurig unser Leben teilweise gerade ist. (Ich hätte jetzt auch für mich kein wesentliches besseres Highlight nennen können. Wobei ich prinzipiell ein Mensch bin, der gut alleine zurecht kommt und unter der momentanen Lage kaum leidet.)

    Denn wir haben im Lehrerzimmer schon prognostiziert, dass derjenige dann vermutlich von seinen Klassenkameraden geächtet werden könnte. Kinder sind da ja weniger logisch und denken nicht: okay, ist ja zu unserem Schutz.

    Mal ganz dumm gefragt... Kann man den Kindern denn nicht beibringen, dass das Testen exakt gar nichts daran ändert, ob jemand Corona hat oder nicht? Und dass ein erkanntes Problem allemal besser ist als das genau gleiche Problem in unerkannter Form? Diesen Anspruch an eine gewisse Rationalität sollte man meiner Meinung nach auf gar keinen Fall aufgeben, und gerade eine Schule könnte sowas doch vorleben und thematisieren.

    Bei 8./9. Klasse aufwärts, würde ich mir da wenig Gedanken machen. Wenn man das vorher mit der Klasse thematisiert, dann gehen die schon vernünftig damit um. Aber bei den Jüngeren sind die Reaktionen oft etwas überschießend. Wenn du einmal erlebt hättest, wie eine Klasse austickt, weil sich im Sommer ein Insekt in den Klassenraum verirrt hat, dann wüsstest du, wovon ich rede. Da kann man denen noch so sehr erklären, dass die nichts tun und ihnen demonstrieren, dass man auch eine Wespe ganz einfach mit ruhigen Bewegungen mit bloßen Händen zum Fenster dirigieren kann - am nächsten Tag drehen die wieder am Rad. (Und ich rede nicht von Kindern mit entsprechender Allergie, wo eine übermäßige Vorsicht (bei Kindern meinetwegen auch milde Panik) nachvollziehbar ist.)

    Wenn nur 2-3 Schüler überreagieren, ziehen die anderen ganz schnell mit. Den Kindern wurde jetzt ein Jahr lang eingetrichtert, dass Corona super-böse und gefährlich ist, wenn die dann mitbekommen, dass der Klassenkamerad 2m weiter infiziert ist, dann drehen die Gefühle unter Umständen durch. (Hängt sicherlich auch ein wenig davon ab, wie zu Hause mit der Thematik umgegangen wird und generell, wie die Kinder gerade drauf sind.)

    Selbst, wenn die in der Situation ganz ruhig bleiben, macht da ganz schnell ein "Peter hat alle angesteckt, weil er krank zur Schule kam." die Runde. Dabei kann es gut sein, dass Peter zwar als erster positiv getestet wurde, sich aber alle bei Hans angesteckt haben, bei dem der Test aber nicht angeschlagen hat, weil dieser das Stäbchen nicht weit genug in die Nase gesteckt hat oder schon über die Phase hinaus ist, wo der Test noch ausschlägt. So etwas wieder runterzukochen kann viel Arbeit sein.

    Klar, dass irgendwelche Mitschüler doofe Sprüche raushauen und falsche Behauptungen die Runde machen, kommt immer vor und das gehört zum Alltag, dass man sich als Lehrer damit auseinandersetzen muss. Aber trotzdem hat es einen Beigeschmack, wenn man dafür quasi die Steilvorlage liefert und das auch noch bei einem Thema, das in vielen Familien sehr heiß und emotional thematisiert wird.

    Unsere Sekretärin hat heute zumindest schon die Krise bekommen, weil die Formulare, in denen die Eltern dem Test widersprechen dürfen, nicht über die Klassenlehrer eingesammelt, sondern offenbar direkt ans Sekretariat geschickt werden und das sind nicht gerade wenig Eltern, die da was gegen haben. (Wobei ich nicht weiß, ob es an der oben angesprochenen Thematik liegt oder daran, dass die Kinder sich ohne Anwesenheit von medizinisch geschultem Personal diese Teststäbchen in die Nase stecken sollen oder die Eltern einfach zu Hause regelmäßig testen und das nicht auch noch in der Schule wollen,...)

    oder die Fahnen aus Deutschland, Italien und Japan gleichzeitig hissen.

    Ich merke mal wieder, dass ich in einer völligen Parallelwelt lebe (oder einfach viel zu naiv durchs Leben gehe). Ich glaube, wenn ich die drei Flaggen außerhalb eines klar historischen Kontextes sehen würde, würde ich mir da absolut nichts bei denken. Zumindest solange nicht weitere Anzeichen mein träges Gehirn in die richtige (oder falsche - wie auch immer) Richtung schubsen. Vielleicht bin ich da manchmal etwas zu gedankenlos, aber vor Allem bin ich froh, dass ich in einem Umfeld lebe, wo ich mir das erlauben kann, da ich seltenst mit so etwas konfrontiert werde.

    aber bei genau dieser Schülerin schon länger das Gefühl, dass bei ihr ständig irgendwelche Sachen koplizierter/dramatischer sind als bei den Mitschülern.

    Was willst du damit genau sagen?

    Das es mir schwer fällt es einzuschätzen, wie stark die Beeinträchtigung wirklich ist. Mir geht es auch so, dass ich Montags etwas daran gewöhnen muss, meine Maske permanent zu tragen, würde aber nicht pauschal sagen, dass sie mich groß behindert oder ich dadurch kaum atmen kann. Bei der Schülerin kann es durchaus sein, dass aus "Ich habe neulich mal die Maske den ganzen morgen getragen und hatte nach 8 Stunden Schule minimale Kopfschmerzen, was eventuell an der Maske liegt oder aber auch nicht." schnell ein "Von der Maske bekomme ich immer sofort Kopfschmerzen" wird. Es kann natürlich sein, dass sie wirklich bereits nach kurzer Tragezeit regelmäßig Kopfschmerzen hat. Das kann ich nicht beurteilen. Es gibt aber genug Schüler, wo ich das gut beurteilen könnte, da sie nicht dazu neigen aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen und ich genau weiß, dass ein "Ich habe Kopfschmerzen" auch wirklich mehr ist als eine minimale Konzentrationsschwäche und ein "immer" wirklich ein "immer" ist und nicht ein "manchmal" oder ein "es ist schon mal passiert".

    Generell war das darauf gemünzt, dass es aus meiner Sicht(!!!) nicht so ist, dass die Maskenpflicht grenzwertig zu Folter und Kindesmisshandlung ist, wie es manchmal von Gegnern dargestellt ist, da die einzige ernsthafte negative Rückmeldung, die ich bisher mitbekommen habe aus einer Quelle kommt, die ich nur bedingt als zuverlässig einstufe. (Wir brauchen hier nicht darüber zu reden, dass Masken unangenehm und lästig sind und keiner sie gerne trägt.) Natürlich ist mir auch bewusst, dass es vermutlich auch Kinder gibt, die ernsthaft leiden und es nicht dem Lehrer erzählen, sondern für sich behalten oder nur zu Hause was sagen. Ich habe da sicher keinen vollumfänglichen Überblick.

    Meine Erfahrung in NRW ist eine andere. Die Ausfallstatistiken an der Schule meiner Kinder erschienen uns ähnlich seriös wie ein Wahlergebnis in der Ukraine. Nach außen dringt nämlich nur die Prozentzahl für offiziellen Ausfall.

    OK, welche Zahlen jetzt wirklich in welcher Form an die Schulöffentlichkeit gelangen, habe ich ehrlich gesagt nie geprüft. Ich melde die passenden Daten nur an die Bezirksregierung und an meine Schulleitung. Ehrlich gesagt prüft das auch niemand - es hat bei mir noch nie jemand von der Bezirksregierung angerufen und irgendwo nachgefragt. Es gibt sicher einige Schulen, die mit dieser Statistik eher kreativ umgehen um ein gutes Bild zu machen. Meine Schulleitung reagiert da auch immer empfindlich, wenn mal Zahlen für "Ausfall" etwas hoch sind, da das bei Eltern ganz mies ankommt. Wobei es da leider auch zu wenig differenziert wird - Elternsprechtag: ca. 100 Stunden Ausfall in der Sek I (15 Klassen mit je 5-8 Stunden); Zeugnisausgabe: nochmal 50 Stunden, da wir nach der dritten Stunde die Schüler nach Hause schicken; usw. [Dabei wird ignoriert, dass die Schüler am Beratungstag oft mehrere Stunden in der Schule sind und Gespräche führen und zusätzlich meist noch etwas mehr Hausaufgaben bekommen.]

    „Mit einem anderen Lehrer stattgefunden“ und „anderes Betreuungsverhältnis“ bedeutete in der Realität „waren unter Aufsicht“. Als „Ausfall“ wurde es nur gewertet wenn es die letzte Stunde betraf und man die Kinder nach Hause bzw. an die Schulbushaltestelle schicken konnte.

    Die Frage ist ja, wie die "Betreuung" genutzt wird. Bei uns heißt das in ca. 80% der Fälle, dass die Schüler auch arbeiten, entweder hat der Fachlehrer der ausfällt Aufgaben gestellt oder man fragt mal den Mathe-/Englisch-/... Lehrer aus der Klasse, ob er gerade ein sinnvolles Arbeitsblatt zur Hand hat, dass die Schüler bearbeiten können. Das als Ausfall zu werten, wäre also auch definitiv falsch. Natürlich ist so eine Stunde nicht so effizient, wie eine vernünftig strukturierte Unterrichtsstunde mit einem fachkundigen Lehrer, der alle Fragen sofort beantworte kann, aber es ist schon Lernzeit.

    Notkonzepte (leider oft als Regel erlebt) wie 2 Klassen zusammen unterrichten gehen ja jetzt nicht mehr ohne weiteres. Übrigens zählt sowas dann in der Statistik auch nicht als Ausfall, war ja Unterricht...

    Das ist in NRW definitiv anders. Ich bin bei uns an der Schule zuständig wöchentlich die Ausfallstatistik an die Bezirksregierung weiterzuleiten und da wird klar unterschieden zwischen "hat normal stattgefunden"/"hat mit anderem Lehrer stattgefunden"/"hat mit anderem Betreuungsverhältnis stattgefunden"/ist ausgefallen"

    Der Fall ein Lehrer springt zwischen 2 Klassen hin und her bedeutet wir sind im dritten Fall und zwar direkt doppelt, da ja 2 Klassen eine geringere Betreuung haben als im Stundenplan vorgesehen.

    Wir achten auch streng darauf, dass zwischen den verschiedenen Jahrgangsstufen so wenig Kontakt wie möglich entsteht. Jede Jahrgangsstufe hat einen eigenen Bereich des Schulhofs in den Pausen zugewiesen. Die verschiedenen Jahrgangsstufen haben z.T. um 5 Minuten verstetzte Pausenzeiten, damit sie sich auf dem Weg zwischen Klassenraum und Schulhof nicht über den Weg laufen. Die Trennung von Klassen einer Jahrgangsstufe ist leider ab Klasse 7 nicht mehr möglich, da wir nicht genug Fachlehrer haben um für jede Klasse einen eigenen Französisch und einen eigenen Lateinunterricht anzubieten. Ab Jgst. 8 kommt auch noch der Wahlpflichtbereich und der Unterricht in praktische Philosophie für die Schüler, die nicht am Religionsunterricht zteilnehmen, hinzu.

    Die Maskenpflicht wird von den Schülern bisher gut umgesetzt. Es ist zwar keiner glücklich damit und sobald das wieder freiwillig wird, werden vermutlich 3/4 der Schüler die Maske wieder abnehmen. Bisher läuft das aber ohne viel Murren. Nur eine Oberstufenschülerin hat gefragt, ob sie die wirklich während der Klausur ständig tragen muss, da sie davon Kopfschmerzen bekäme. Ich will nicht abstreiten, dass die Schülerin wirklich Kopfschmerzen hat, habe aber bei genau dieser Schülerin schon länger das Gefühl, dass bei ihr ständig irgendwelche Sachen koplizierter/dramatischer sind als bei den Mitschülern.


    Auch bei uns läuft nicht alles optimal und man wünscht sich manches vielleicht etwas anders, aber unter den gegebenen Umständen bin ich schon sehr zufrieden. Einige Schüler bleiben etwas öfter zu Hause, aber die Versorgung mit Hausaufgaben per Mail scheint gut zu funktionieren. (Allerdings sind wir auch ein Gymnasium in einer eher ländlichen Region, wo der Anteil an alleinerziehenden Eltern oder Doppelverdienern mit zwei Vollzeitstellen generell etwas kleiner ist als anderswo und der Großteil der Schüler prinzipiell eine eher gute Unterstützung von zu Hause bekommt.)

    Obwohl ihc sagen muss, dass ich in NRW lebe - da möchte man in letzter Zeit so manches mal den Söder ausleihen. (Wenn mir das jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass ich das mal wirklich von mir gebe...)

    Das klingt doch nach einer super Erweiterung für Operation Kindergarten

    Ich bin mal gespannt, wie gut das mit Kindern in dem Alter funktioniert...

    Der wichtigste Punkt gestern aber war: Es wird zu viel Aufgaben nach hause gegeben. Die Lehrer sind sich nicht bewusst, dass das zu hause neben Homeoffice und Co laufen muss. Ich hoffe es wird demnächst reduziert.

    Da hilft sicher auch eine gute Kommunikation mit den Lehrern. Ich bin selber Lehrer (allerdings am Gymnasium, wo zumindest die älteren Kinder schon recht gut selbständig arbeiten können) und ich bemühe mich da regelmäßiges Feedback von Eltern und Schülern einzuholen. Manchmal bekommt man doch mit, dass man sich deutlich verschätzt hat. Bei viele Schülern macht es einen gewaltigen Unterschied, ob es vorher ein Lehrer mal 10 Min an der Tafel erklärt hat oder man es sich selber im Buch durchlesen muss und ob man zusammen mit einem Mitschüler an den Aufgaben arbeiten darf oder alleine zu Hause hockt. Wenn man da die gleichen Maßstäbe für die Zeitplanung ansetzt, wie man es aus dem Unterricht gewohnt ist, dann wird das ganz schnell zu viel.

    Man hat auch kein Korrektiv - zumindest für die älteren Klassen stelle ich momentan Aufgaben für eine ganze Woche. Im normalen Unterricht passiert es immer mal, das ich zwischendurch merke, dass Schüler etwas nicht so gut verstanden haben, wie ich es dachte und passe dann notfalls sehr kurzfristig meinen Unterricht an, indem ich nochmal was erkläre, zusätzliche Übungen anbiete,... Diese Möglichkeit habe ich bei Wochanarbeitsplänen, bei denen ich unter der Woche nur sehr wenig Feedback bekomme eher nicht.

    Ich bin da immer dankbar, wenn ich zwischendurch mal auch Rückmeldung bekomme, wenn ich es übertrieben habe, damit ich das in der Folgewoche wieder etwas kompensieren kann.

    Meine Frau hat inzwischen umgestellt. Eine Stunde Deutsch. Alles was nicht geschafft wurde, bleibt eben offen. Dann eine Stunde Mathe .... und so weiter.

    Finde ich ein sehr vernünftiges Vorgehen. Ich habe meinen Schülern auch gesagt, dass ich es durchaus akzeptiere, wenn sie nach einer bestimmten Zeit aufhören und mir nur das schicken, was sie in der Zeit geschafft haben mit einem Vermerk, wie lange sie dafür gebraucht haben.

    Ich habe neulich noch mit meiner Schulleiterin darüber gesprochen, welches Arbeitspensum "angemessen" sei. Dabei ging es aber primär um 8./9. Klasse und da hieß es, dass sie etwa so viel Zeit mit einem Fach verbringen sollen, wie sie bei regulärem Unterricht auch machen würden. Das heißt natürlich implizit auch, dass es auch nicht mehr sein soll. Wie das in der Grundschule aussieht, wo das mit dem selbständigen Arbeiten ja etwas schwieriger ist, weiß ich nicht.

    Was ich aus Lehrersicht auch etwas schwierig finde ist, dass wir bisher keine Richtwerte haben, was wir schaffen sollen. Wenn ich jetzt im zweiten Halbjahr nur 50% dessen schaffe, was im Lehrplan steht, bin ich womöglich nächstes Schuljahr der Depp, weil meine Schüler zu wenig können. Wenn ich 90% durchpauke, bin ich der A... weil ich die halbe Klasse abgehängt habe. Da einen Mittelweg zu finden ist schwierig, wenn man aus dem Ministerium nichts hört, was die planen. (Es ist z.B. noch nicht bekannt, ob bei den Schülern, die nächstes Jahr Abitur machen, die Anforderungen, was sie bis dahin können müssen angepasst werden oder nicht.) Man versucht da also momentan mit gesundem Menschenverstand und Bauchgefühl ranzugehen, das ist aber wie offroad ohne Stoßdämpfer.