Beiträge von MetalPirate im Thema „Corona-Tagebuch für jedermann/frau“

    Heute mal wieder mit USA telefoniert. In Wisconsin passieren am nächsten Montag (der dort kein Feiertag ist) zwei Dinge:

    • Die allgemeine Maskenpflicht endet in diesem Bundesstaat. (Wobei Supermärkte, Arbeitgeber oder ähnliche trotzdem in ihrem Bereich das Maskentragen verordnen können und das vielfach auch tun.)
    • Ab Montag kann JEDER über 16 sich für einen Impftermin anmelden.

    Dort ist das Problem langsam nicht mehr die Verfügbarkeit von Impfstoff, sondern die Bereitschaft sich impfen zu lassen, gerade unter jüngeren Leuten. Impfen ist dort übrigens ganz pragmatisch in einer Viertelstunde erledigt. In dem Falle war's konkret in einem Walgreens (Apothekenkette). In den USA fährt die Wirtschaft schon wieder voll hoch.

    Hier in Deutschland geht halt alles etwas (bzw. viel) langsamer, aber es entspannt sich auch da auf der privaten Ebene. Die (Schwieger-)Eltern sind geimpft bzw. haben einen Impftermin (Hessen + RLP). Nur dass man selbst und die Ehefrau bei Altergruppe 40-49 noch lange keinen Impftermin in Sicht hat, das nervt ein bisschen. Insbesondere wenn man sieht, dass diverse andere Länder, incl. einiger deutlich ärmerer Länder, die Impferei deutlich besser hinbekommen haben als das reiche und in der Selbstwahrnehmung immer so toll organisierte Deutschland.

    Ich weiß nicht wie das Verfahren zur Terminvergabe in NRW ist,

    In diesem Falle irrelevant. Für meine Eltern ist Hessen zuständig.

    Da gilt nach dem, was mir erzählt wurde, dass man sich bei einer zentralen Stelle elektronisch registriert und dann warten muss, bis man den Impftermin zugewiesen bekommt. Wer wann dran ist und einen Termin bekommt, bestimmt der Computer und das soll sich nach einer Formel aus Alter, Vorerkrankungen und einer Portion Zufall ergeben.

    Liebes Tagebuch,


    heute mal wieder mit den Eltern telefoniert. Beide in der Altersklasse 70+, der Vater mit Vorerkrankungen. Die drehen langsam am Rad. Vor genau vier Wochen haben sie sich direkt nach der Öffnung zur Registrierung für ihre Altersklasse online für einen Impftermin angemeldet und immer noch keinen bekommen. Geduld und Verständnis für die Schwierigkeit der Situation sind mittlerweile komplett aufgebraucht.

    Berichte von weggeworfenen Impfdosen, komischen Bevorzugungen jenseits der Priorisierung oder von Millionen eingelagerten, weil zurückgehaltenen Zweitdosen sind für diejenigen, die das Gefühl habe, dass es endlich mal vorwärts gehen müsste und sie doch jetzt mal dran wären mit dem Impfen, nicht einfach nur eine Nachricht, die man zur Kenntnis nimmt, sondern Begründung für ernste Zweifel am korrekten Funktionieren unseres Gemeinwesens.

    Da kriegt man zu hören, dass in anderen Ländern schon ein Viertel und mehr der Bevölkerung geimpft ist, während in Deutschland noch nicht mal allen 80-Jährigen ein Impfangebot gemacht wurde und die Politik sich über schwache knapp 10% Impfquote freut und das als tolle eigenen Leistung verkauft. Da kann man dann nur sagen: weiß ich auch, du hast ja recht, sehe ich ganz ähnlich --- und trotzdem müsst ihr noch eins, zwei Monate länger durchhalten, auch wenn's schwer fällt. Und ja, dass Bundestagsabgeordente mit Maskendeals dicke Provisionen einstreichen oder aus dem Privaturlaub in Kuba zurückkommen (was niemand mitgekriegt hätte, wenn die Dame dabei nicht verstorben wäre), das ist absolut unakzeptabel. Klar, da habt ihr völlig recht. Stimmt alles. Und trotzdem kann man nicht mehr machen als abwarten. Das sagt man seinen Eltern und fühlt sich gleichzeitig irgendwie schlecht dabei.

    Ich vermute, dass mit den aktuellen Testmöglichkeiten einen ganzer Teil der Dunkelziffer aufdecken wird; das Vergleichen mit früheren Zahlen wenig Ziel führend ist und neue Verhältnisse Werte/Maßnahmen ermittelt und herangezogen werden sollten.

    Unterschätze mal nicht, was man mit Statistik herausrechnen kann, wenn man genügend Zahlen kennt. Also Anzahl der durchgeführten Schnell- und PCR-Tests, die jeweiligen Positivquote davon, Anzahl der Krankenhauseinweisungen, zeitlicher Verlauf von all dem, usw. Natürlich nicht auf Basis "Nachbarschaft", aber in Städten, Kreisen oder Bundesländern sind die Fallzahlen dafür groß genug. Die Wissenschaftler machen das. Klar ist jedoch: solche Antworten passen dann nicht mehr in eine Twitter-Nachricht oder ein Talkshow-Statement.

    Liebes Tagebuch,

    seit gestern sind wir in der Städteregion Aachen wieder über den 100 bei der Inzidenz. Und? Das bedeutet? Antwort: Bisher nichts. Die mittlerweile grün regierte Stadt betont, dass es einen Automatismus zur Rücknahme nicht gäbe und dass Handlungsbedarf erst bestünde, wenn der Wert "nachhaltig und signifikant" über den 100 wäre. Sprich: Noch ist Prinzip Hoffnung angesagt. Man könnte es bei rasant ansteigenden Zahlen und ziemlich eindeutiger Tendenz nach oben stattdessen auch Realitätsverweigerung nennen...

    [ Bananenfischer / eher OT:] Die Grundursache ist, dass die B1.1.7 Variante im menschlichen Körper einfach wesentlich schneller / öfter / an mehr Stellen sich verbreiten (repliziert). Aktuelle wissenschaftliche Schätzung: insgesamt bis Faktor 10 bei der Virenlast. Damit werden auch mehr Viren in der ausgeatmeten Luft verbreitet; das bringt den evolutionären Vorteil, der dafür sorgt, dass der Coronavirus-Urtyp zunehmend verdrängt wird. Dass das mutierte Virus dadurch auch jeweils rund 50% mehr Krankenhauseinweisungen und Todesfälle nach der Infektion verursacht, und zwar quer über alle Altersgruppen hinweg, das ist dann der unerfreuliche Nebeneffekt.

    Zurück zum Tagebuch. Hier vor Ort sieht man immer mehr Menschen, die die Schutzmaßnahmen sehr, sehr locker nehmen. Zum Beispiel keinen Abstand mehr halten. Ich wünschte mir, es wäre mehr Menschen bewusst, dass die Variante mittlerweile die Kontrolle über das Infektionsgeschehen in Deutschland übernommen hat und dass wegen der deutlich erhöhte Gefährlichkeit vieles von dem, das man nach einem Jahr Corona als "neue Normalität" empfindet und an das man sich inzwischen gewöhnt hat, jetzt leider nicht mehr einfach so weiter gilt. Da haben sich wichtige Parameter geändert. Großer Mist, aber so isses halt, damit muss man klar kommen. Das fängt an bei dem, was man für ein "akzeptables Risiko" halten kann, und hört auf bei der Immunisierungsquote, die es für eine Herdenimmunität braucht. Das hat was von: Man denkt, man hätte das Level im Prinzip schon geschafft und alles würde in die richtige Richtung laufen, und dann kommt auf einmal noch ein fieser Endgegner, mit dem man nicht gerechnet hat. Um im Bild zu bleiben: B1.1.7 ist fieser als das viele bisher begriffen haben. Es wäre besser, das jetzt zu begreifen, und nicht erst dann, wenn die Intensivstationen wieder voll belegt mit Corona-Patienten sind.

    Liebes Tagebuch,

    gestern abend noch den aktuellen Drosten-Podcast im NDR gehört. Bin immer noch etwas ernüchtert. Erstmal eine volle Stunde Bombardement mit schlechten Nachrichten auf Basis aktueller wissenschaftlicher Studien und am Ende in der letzten halben Stunde dann doch noch ein paar wenige positive Hoffnungsschimmer.

    Die dritte Welle (bzw. erste Welle mit den deutlich gefährlicheren Varianten) wird übel, auch und gerade für uns, die wir ein Berufsleben ohne 100% Home Office haben und/oder Kinder an Schulen und Kindergärten. Einzige Weg aus der Misere wäre "Impfen, Impfen, Impfen!" -- aber genau das verkackt die EU gerade nach allen Regeln der Kunst.

    Mal wieder eine absolute Empfehlung für alle, die wissen wollen, warum z.B. 11 Mio Astra-Zeneca Impfungen in Großbritannien weniger Probleme mit Sinusvenen-Thrombosen gezeigt haben als die 1,6 Mio Impfungen in Deutschland. Oder warum die B1.1.7 Variante ein Gegenbeweis ist für die These, dass Viren durch Mutation harmloser würden, weil es ihnen keinen evolutionären Vorteil bringt, ihren Wirt umzubringen.

    Nach 4 Monaten zuhause sind die Kinder gestern zum ersten Mal wieder in der Kita [...]

    Wir haben unsere Kleine wieder in den Kindergarten geschickt, als das Land NRW dazu wieder ermuntert hatte. Es war aus meiner Sicht richtig. Die Kinder brauchen für ihre normale Entwicklung Kontakt zu Gleichaltrigen.


    Denn wir haben im Lehrerzimmer schon prognostiziert, dass derjenige dann vermutlich von seinen Klassenkameraden geächtet werden könnte. Kinder sind da ja weniger logisch und denken nicht: okay, ist ja zu unserem Schutz.

    Mal ganz dumm gefragt... Kann man den Kindern denn nicht beibringen, dass das Testen exakt gar nichts daran ändert, ob jemand Corona hat oder nicht? Und dass ein erkanntes Problem allemal besser ist als das genau gleiche Problem in unerkannter Form? Diesen Anspruch an eine gewisse Rationalität sollte man meiner Meinung nach auf gar keinen Fall aufgeben, und gerade eine Schule könnte sowas doch vorleben und thematisieren.

    [In der Hoffnung, dass die Beantwortung einer konkreten Frage noch okay ist, ohne Grenzen zu übertreten:]

    Finde das sowieso sehr interessant: was passiert, wenn der Test positiv ausfällt?!

    von den Corona-Seiten von aachen.de und damit auch für andere NRW'ler wie dich gültig:

    Zitat

    Richtiges Verhalten bei positiven Selbsttests

    Die Corona-Test-und-Quarantäneverordnung des Landes NRW regelt unter anderem in den Paragrafen 13 und 14, wie sich Personen verhalten müssen, deren Corona-Selbsttest ein positives Testergebnis ergibt. In dem Fall sind diese Personen verpflichtet, sich in einem Testzentrum oder bei der Hausärztin oder dem Hausarzt unverzüglich, spätestens am nächsten Werktag, einem PCR-Test als Kontrolltest zu unterziehen. Diese Personen müssen die Teststelle vorab über das positive Selbsttestergebnis informieren. Im Zeitraum vom Erhalt des positiven Selbsttests bis zum PCR-Test müssen unmittelbare Kontakte zu anderen Personen, die nicht zwingend erforderlich sind, vermieden werden. Nach dem PCR-Test gilt die Verpflichtung, sich bis zum Vorliegen des Testergebnisses in Quarantäne zu begeben. Für Personen, bei denen eine Infektion mit SARS-CoV-2 mit einem PCR-Test nachgewiesen ist, greifen dann die gültigen Quarantäneregeln. Ist das Ergebnis negativ, kann die Quarantäne beendet werden.

    Zur konkreten Situation: Grundsätzlich muss doch jeder froh sein, wenn in seinem konkreten Umfeld jemand positiv getestet wird. Mit Test lassen sich weitere Infektionen eindämmen. Ohne Test hat derjenige ganz genauso Corona und wird's munter weiterverbreiten. Der Test ist immer nur eine Messung, ob ein Problem vorliegt, und niemals das Problem selbst.

    Ich schaue im Moment ein wenig neidisch in die USA, auch deshalb, weil ich persönliche familiäre Beziehungen über den großen Teich habe. Die Inzidenz in Wisconsin, also einem eher ländlich geprägten Bundesstaat mittendrin im Norden mit weniger Einwohnern als Hessen, ist im Moment 44, seit vielen Wochen nur noch sinkend. Knapp 20% der Bevölkerung dort hat schon mindestens eine Impfdosis erhalten (Link). In ganz USA impfen die jetzt schon im doppelten Tempo wie in Deutschland (bezogen auf die Einwohnerzahl) und beschleunigen dabei immer weiter. Warum kriegen wir in Deutschland das nicht auch hin?

    In den USA werden Pläne nicht nur eingehalten, sondern übertroffen ... während bei uns der Standard ist, dass man "wenn alles klappt, dann schaffen wir XYZ" hört -- und dann kann man schon fast darauf wetten, dass diese Best Case Planungen natürlich nicht klappen werden, egal ob beim Flughafenbau oder bei den frei verfügbaren Schnelltests. Inkompetenz und Korruption auf breiter Front in der deutschen Politik.

    In den USA setzt sich jetzt bei Corona der Optimismus durch. 3/4 der Bevölkerung denkt, dass sie das Schlimmste hinter sich haben. Nicht weil das so von oben verkündet wird, sondern weil die Politik in Washington durch klare Ansagen und Taten dafür sorgt, dass die Rahmenbedingungen in die richtige Richtung gehen, und das trotz gelegentlicher virusfreundlicher Sabotageaktionen der Trump Party. Einfach mal reinhören, was der neue Präsident dort sagte:

    ...und dann am besten nicht daran denken, dass bei uns ein Bankkaufmann als Gesundheitsminister, ein Realschullehrer als Verkehrsminister oder eine Weinkönigin als Landwirtschaftsministerin trotz erwiesener Inkompetenz (und teils erheblichem Schaden für den Steuerzahler!) immer weiter herumstümpern dürfen, während ihre Ex-Kollegin im Kabinett der Unfähigkeit sogar zur höchsten EU-Spitze weggelobt wurde.

    Bei einigen bekannten Paaren geht hingegen einer von beiden arbeiten, der andere ist Vollzeit daheim und die Kinder.....komischerweise in Notbetreuung.

    Im Kindergarten meiner Tochter sieht's ähnlich aus. Gut die Hälfte der Kinder bleibt zuhause. Soweit, so gut. Aber unter denen, die hingehen, gibt's genau zwei Arten von Kindern: die von Eltern, die ihre Kleinen nicht betreuen können, und die von Eltern, die ihre Kinder nicht betreuen wollen.

    Bei der alleinerziehenden Mutter oder wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten ohne Homeoffice-Möglichkeit (z.B. im Uni-Klinikum): klare Sachen, die müssen ihre Kinder in die Notbetreuung schicken. Und da finde ich es im Grunde auch richtig, dass das im Gegensatz zum ersten Lockdown mit weniger Formalismus wie Nachweis vom Arbeitgeber über essentielle Tätigkeit gelöst ist. Aber die zweite Gruppe ist das Problem. Und "zufälligerweise" betrifft das dann auch oft die Eltern, die es mit den Corona-Auflagen nicht ganz so genau nehmen. Da wäre dringend etwas Verschärfung von Nöten. Die eine Familie verbrät schon wieder Urlaubstage, um (reduziertes) Homeoffice mit Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen, und die andere kümmert sich einen Schei*dreck um irgendwelche Beschränkungen und lacht am besten noch über diejenigen, die Einschränkungen zur Corona-Eindämmung auf sich nehmen... Das kann's doch echt nicht sein...

    Weiter oben hatte ich in Bezug auf die letzten gemeinsamen Beschlüsse der Ministerpräsidenten plus Bundeskanzlerin kritisiert, dass mit dem Kontaktverbot für mehr als eine Person aus einem anderen Haushalt die gemeinschaftliche Betreuung von Kindern mit anderen Eltern zur Abfederung der Kita-Schließungen (bzw. nur "Notbetrieb unter Pandemiebedingungen") sabotiert würde. Das muss ich zumindest für NRW zurücknehmen, wo jetzt die neue Corona-Schutzverordnung bekannt ist. Darin heißt's jetzt, dass Ausnahmen gelten

    Zitat

    wenn dies zur Begleitung und Beaufsichtigung minderjähriger und unterstützungsbedürftiger Personen oder aus betreuungsrelevanten Gründen erforderlich ist sowie zur Wahrnehmung von Umgangsrechten,

    Gut so. Dann muss ich doch nicht Regeln brechen. Da hätte ich nämlich getan, weil mir niemand erklären kann, dass für meine Kleine das Spielen mit ihren Kindergarten-Freundinnen mit wechselnder Betreuung durch die Eltern ein größeres Corona-Risiko wäre als Kontakt mit allen Kindern im Kita-Notbetrieb bzw. Mitnehmen zur Arbeit von Mama oder Papa und dann parken vor einem Laptop mit Videos bzw. vor der Tonie-Box mit "Petronella Apfelmus"- und "Bibi & Tina"-Hörspielen.

    Ich liege nicht mit allem auf einer Linie mit unserem NRW-Ministerpräsidenten und seinem Team, aber mit der aktuellen Corona-Schutzverordnung haben sie aufs erste Überfliegen die letzten Beschlüsse gut auf etwas übersetzt, was mit der Lebensrealität der berufstätigen Menschen noch gut kompatibel ist. Da habe ich Schlimmeres befürchtet. Ist mir auch deutlich lieber, wenn man sich noch gesetzeskonform verhalten kann... :)

    Home Office Pflicht?! Und wer zaubert dann bei den vielen kleinen Firmen die dafür notwendige IT-Infrastruktur aus dem Hut? Mal ganz abgesehen davon, dass Home Office für einen nennenswerten Teil aller Beschäftigten, etwa in der Produktion, gar nicht geht.

    Grundsätzlich sind weitere Beschränkungen richtig und notwendig. Lieber hart, kurz und wirkungsvoll als unendliches Herumgeeiere, das nur Geld verbrennt und dabei oft wenig bis nichts erreicht. Aber ich frage mich mal wieder, wo die Verhältnismäßigkeit bleibt, insbesondere wieder mal für die Eltern kleiner Kinder...

    Unsere Tochter ist zur Zeit bei Oma und Opa in einem anderen Bundesland untergebracht. Selbstisolierung zwischen den Jahren macht's möglich. Kita-Zustand ist im Moment noch "Eltern sollen Kinder zuhause betreuen falls irgendwie möglich", aber die Erhöhung der Kinderkrankentage kann eigentlich nur heißen, dass da in Kürze so wie im April ein "Kitas nur noch offen für Beschäftigte in essentiellen Berufen mit entsprechendem Arbeitgeber-Nachweis" kommen wird. Sprich: Kosten auf Krankenkassen abladen. Wie schön, dass diese gerade auf breiter Front die Beiträge erhöhen. So als Vorgeschmack dafür, dass der ganze Schulden-finanzierte Kram irgendwann auch mal zurückgezahlt werden muss...

    Gleichzeitig werden aber, und da wird's für mich dann etwas schizophren, wieder mal alle Eltern-Initiativen, mit dieser Scheiß-Situation irgendwie klar zu kommen, ganz toll torpediert. Dass der Kindergarten eine Risikofaktor ist, verstehe ich schon. Längst nicht alle Eltern/Familien dort verhalten sich vorsichtig. Unsere Kleine ist nicht ohne Grund in der ersten Kita-Woche des neuen Jahres bei Oma und Opa. Für die nächste Woche wollten wir uns mit 2-3 anderen berufstätigen Eltern, die sich tendenziell genauso vorsichtig wie wir verhalten, zusammentun und die Kinder, die auch sonst im Kindergarten miteinander spielen, im Wechsel betreuen. Wäre doch eigentlich eine gute Idee, um das Risiko gegenüber Kontakt mit sämtlichen Kindern im Kindergarten zu reduzieren, oder? Wenn jedes beteiligte Elternteil dafür einen Urlaubstag opfert, dann spielen auch die Chefs in den Firmen eher mit.

    Tja. Das dürfte nach den gestern beschlossenen Regeln nicht mehr möglich sein. Heißt: man ist mal wieder gezwungen, deutlich weniger zu arbeiten, denn Kinderbetreuung parallel zu Homeoffice ist nur begrenzt möglich. Oder man scheißt auf die Vorschriften und macht, was man für richtig hält -- und genau dahin treibt die Politik die Bevölkerung immer mehr mit zunehmend planlosen und aktionistischen Regelungen mit immer weniger Begründungen dabei. Man duldet allzu lange Glühweinstände und ähnlich offensichtliche Gefahren, macht gegen Tourismus in Risikogebiete exakt gar nichts, aber dann beim Einschränken von Grundrechten für jedermann kann's dann nicht mehr hart genug sein?! Mehr Verhältnismäßigkeit und mehr Begründungen, bitte! Mehr zielgerichtetes Vorgehen gegen konkrete, identifizierbare Probleme und weniger Holzhammer, bitte! Ich darf mit meinen Kollegen zusammen arbeiten, aber meine Tochter darf nicht mit ihren Freundinnen zusammen betreut werden? Das ist doch Schwachsinn!

    Mal als medizinischer Laie:

    Der primäre Infektionsweg ist sicher durch die Atemwege. Aber wenn Covid eine Multiorganerkrankung ist, die u.a. auch die Nieren befallen kann, dann muss es auch da irgendwie hinkommen können. Die Nieren haben keinen Kontakt mit der Atemluft. Und wenn die Nieren angegriffen werden können, dann kann man auch die Frage nach der Gefährung ungeborener Kinder stellen.

    Das Set hab ich nur verlinkt, weil es das erste auf die Schnelle war, und da mit ziemlicher Sicherheit die passende Schraube dabei ist

    War mir schon klar. Ich wollte aber nur darauf hinweisen, dass man das nicht als Kaufempfehlung sehen sollte.


    Bei Discountern gibt es auch immer wieder kleine Schraubensets für kleines Geld zu kaufen. ABer es muss einem klar sein, das sind nicht die besten Schrauben, aber für mal ein Rollo aufzuhängen reichen die normalerweise auch.

    Exakt das. Zumindest so ein Discounter-Schraubenset sollte jeder zuhause haben. Für die allermeisten Alltagsanwendungen wie "Lampe aufhängen" oder "Schrank an die Wand dübeln" völlig ausreichend.


    Habe ich größere Baustellen und brauche viele Schrauben, lohnt es sich immer die Schrauben in guter Qualität päckchenweise zu kaufen.

    Drei Päckchen ordentlicher Universalschrauben in klein-mittel-groß, jeweils mit passenden Dübeln dabei, ist dann der nächste Schritt nach dem Discounter-Schraubenset für den Otto-Normal-Verbraucher. Normalerweise braucht man nicht Schrauben in exakt bestimmten Durchmessern und Längen.


    widow_s_cruse : Klar, 25mm wäre eher untere Grenze, man darf auch gerne größere Schrauben für ein Rollo nehmen. Da brauchen wir uns nicht streiten. Meine Betonung lag auch eher auf "vorhandene Dübel ausmessen" und den Schraubenbezeichnungen als Durchmesser x Länge als auf konkreten Längen.


    Und jetzt wieder zurück zu Corona

    Yep. Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit: alles nicht-essentielle zu. Wirkte irgendwie gespenstisch und hat Erinnerungen geweckt an den April...

    Das Problem ist, dass ich Handwerksniete die Dinger in der Hand halten und "Probeschrauben" muss, nur auf Sicht bestellen kann ich leider nicht. 🙈

    Bei der Befestigung eines Rollos müsste man wahrscheinlich mit einem eher kleinen Dübel und einer passenden Univeralschraube hinkommen. Wenn Dübel vorhanden sind, dann einfach Innendurchmesser und Länge mit dem nächstbesten Lineal bestimmen. Das sind genau die beiden Zahlen, die man bei der Bestellung braucht. Also z.B. "Universalschraube 3x25" für 3 mm Durchmesser und 25 mm Länge.

    Ansonsten: Das ist so Kleinkram, der üblicherweise zumindest in Form eines Heimwerker-Schrauben-und-Krimskrams-Sets in jedem Haus vorhanden sein sollte. Falls nicht, dann bei nächster Gelegenheit einfach mal sowas kaufen.


    EDIT, weil erst jetzt auf der neuen Seite gesehen: Bei solche Sets wie von Werwesen verlinkt sollte man vielleicht ein bisschen vorsichtig sein. Die wollen auf große Teilezahlen kommen (2110 Teile, yeah!!!) und deshalb sind da dann oft ganz viele kleine Mini-Schräubchen drin, die man so nie brauchen wird. Zumindest wenn man sie für Alltagsarbeiten in der Wohnung einsetzen möchte und nicht zum Modellbau.

    Huutini :

    Wenn's dringend ist, kann man Schrauben bestimmt auch online bestellen...

    BTW: Das ist auch der Grund, warum ich als jemand, der den "November-Teil-Lockdown" von Anfang an zu weich und zu optimistisch fand, Regelungen wie hier in NRW ausdrücklich begrüße. Sämtliche zwangsweise geschlossenen Läden dürfen Selbstabholung nach Vorbestellung anbieten. Wenn die Politik sowas nicht erlaubt, treibt sie die Kunden nur zu den Online-Händlern -- selbst bei sowas wie Schrauben. Es kann ja wohl kaum im Interesse der Politik sein, wenn die Händler vor Ort am Ende der Krise allesamt pleite sind und dann dauerhaft geschlossen bleiben. Erst recht, wenn die Krisenprofiteure dann internationale Großunternehmen sind, die quasi null Steuern hier zahlen.

    Geht der Unsinn mit den Baumärkten schon wieder los?

    Text oben gelesen? Dass Gewerbetreibende noch in Baumärkte reinkommen, ist einfach nur vernünftig, weil das sonst einem Berufsverbot für viele Handwerker gleich käme und damit völlig unverhältnismäßig wäre. Und dass in NRW Abholung von vorbestellten Dingen möglich ist, übrigens generell bei allen zwangsweise geschlossenen Läden und nicht nur bei Baumärkten, das ist auch sinnvoll, wenn man die Wirtschaft nicht komplett abwürgen will. Lass die Leute doch ihre Wohnung renovieren. Davon geht keine nennenswerte Gefahr aus.

    Es muss doch das Ziel sein, vernünftige Lösungen zu finden, die mit geringem Einsatz viel erreichen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, nicht nur Corona-Panik und Corona-Verharmlosung. Wenn man die 10 Prozent der größten bzw. am ehesten verzichtbaren Corona-Schleudern beseitigt, ist das schon mal mehr als die halbe Miete. (Sofort rechtlich möglich; religiöse Veranstaltung verbieten geht z.B. nicht ohne weiteres, weil durch besonderen Verfassungsrang geschützt.) Genau daran hat doch der erfolglose "Teil-Lockdown" gekrankt. Weil die Politik niemandem auf die Füße treten wollte, gab's so einen unverantwortlichen Unsinn wie Glühweinstände, wo dann Gruppen von Leuten in einigen Metern Entfernung zur Verkaufsstelle maskenlos Glühwein konsumiert haben und kontrolliert wurde, zumindest hier, auch kaum.

    Der Teil-Lockdown im November war Prinzip "wir schmeißen viel (Schulden-)Geld drauf und dann hoffen und beten wir, dass es irgendwie von alleine besser wird", aber das war kein wirklich planvolles Vorgehen gegen vermeidbare Übertragungen.


    In meiner Klasse sind dadurch 18 von 22 da. Begründung: könnte Zuhause bleiben, aber hier erklärt mir der Lehrer das besser...

    Ich hatte Laschets Empfehlung, die Kinder nicht zu schicken, nochmal in unseren Elternchat geschrieben

    Sieht im Kindergarten meiner Kleinen ganz ähnlich aus. Er schließt in zwei Tagen in dieser Woche früher und alle Eltern sind angehalten, die Kinder nach Möglichkeit zuhause zu betreuen, aber das muss man sich auch erstmal leisten können. Folge: Fast alle Kinder normal da. Nicht jeder kann Home Office machen und bei Alleinerziehenden sieht's nochmal schwieriger aus.

    Da habe ich auch öfters mal den Eindruck, dass es den Bürojob-arbeitenden, oft gutverdienenden Bevölkerungsgruppen etwas an der Fähigkeit mangelt, sich in die Lage von Eltern herein zu versetzen, die die Corona-Einschränkungen nicht so locker-flockig stemmen können. Alleinerziehende Aldi-Kassiererin und sowas. Gibt's eben auch. Und ja, auch der sich verstärkende Schulrückstand bei Kindern aus bildungsferneren Schichten wird da langsam zu einem immer größeren Problem...

    Gehen Schulen nicht ab morgen dann auch in die Notbetreuung?

    Hier in NRW gilt:

    Zitat

    In den Jahrgangsstufen 1 bis 7 können Eltern bzw. Erziehungsberechtigte ihre Kinder vom Präsenzunterricht befreien lassen.

    Um das Verfahren angesichts der Kürze der Zeit zu vereinfachen, zeigen die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten der Schule gegenüber schriftlich an, wenn sie von dieser Befreiung Gebrauch machen wollen. Sie geben dabei an, ab wann die Schülerin bzw. der Schüler ins Distanzlernen wechselt. Frühester Termin ist der 14. Dezember 2020. Ein Hin- und Her-Wechseln zwischen Präsenzunterricht und Distanzlernen ist nicht möglich. Dies ist mit Blick auf die Infektionsprävention nicht sinnvoll.

    In den Jahrgangstufen 8 bis 13 wird Unterricht grundsätzlich nur als Distanzunterricht erteilt. Für Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung, der eine besondere Betreuung erfordert, muss diese in Absprache mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten sichergestellt werden.

    Die Befreiung vom Präsenzunterricht in den Klassen 1 bis 7 und der obligatorische Distanzunterricht sind nicht mit einem Aussetzen der Schulpflicht gleichzusetzen.

    (Es folgen Detailregelungen zu Berufskollegs, geplanten Klassenarbeiten in dieser Wochen und ähnliches. Das oben Zitierte ist der Kern.)

    Meiner Meinung nach eine sehr sinnvolle und pragmatische Regelung. Neuere Forschungen besagen, dass Kinder ab dem Teenager-Alter im Prinzip genauso wie Erwachsene zur Coronaverbreitung beitragen, während von jüngeren Kindern geringere Gefahren ausgehen. Dass man ältere Kinder dann eher alleine zuhause lassen kann als die ganz Kleinen, kommt der Politik da sehr gelegen. Jüngere Kinder zwangsweise zuhause würde in der Praxis ja bedeuten, dass zumindest ein Elternteil nicht arbeiten gehen kann, mit allen bereits im Frühling erlebten Verwerfungen, die das mit sich bringt. Man muss ja immer bedenken, dass nicht jeder Arbeitnehmer mal so einfach Home Office machen kann.

    In NRW bleiben die Baumärkte wohl offen für Gewerbetreibende und für jedermann zur Abholung von online vorbestellten Sachen.

    Finde ich auch richtig so. Bei allen Maßnahmen geht es auch um die Verhältnismäßigkeit, also um ein Abwägen von Kosten und Nutzen. Man kann ja nicht im Namen der Coronabekämpfung die Wirtschaft komplett abwürgen. Irgendjemand (soll heißen: wir alle) muss die ganzen staatlichen Ersatzleistungen am Ende ja auch bezahlen. Dazu muss man die Bereiche identifizieren, wo mit relativ geringen Kosten relativ viel erreicht werden kann, und dann diese zielgerichtet dicht machen. Das ist nun mal eher der Glühweinstand oder die Modeboutique als der Baumarkt. Und wer zuhause seine Wohnung renoviert, hat etwas Sinnvolles zu tun und hängt nicht mit anderen Leuten in der Stadt herum.

    Mixosaurus :

    1) Nicht ich war im Baumarkt, sondern meine Frau. Begründung: Nachmittags wird's schon nicht so voll sein. Ich wäre eher nicht gefahren. Ich habe ihr vorhergesagt, dass es heute voll werden dürfte. Nachmittags im Baumarkt war's wahrscheinlich trotzdem nicht so brechend voll wie abends in der Innenstadt in der Fußgängerzone.

    2) Ideal ist sicher beides nicht, aber gezielte Einkäufe nach dem Motto "in ein Geschäft gehen, vorbestimmte Sache X einpacken, Kasse, fertig" (hier: Eimer Wandfarbe im Baumarkt) sind meiner Meinung nach deutlich weniger kritisch zu bewerten als eher zielloses Shopping.

    3) Baumärkte werden auch im Lockdown offen bleiben, zumindest mal für Handwerker und andere Gewerbetreibende. Das ist ein Stückchen essentieller als Schuhläden oder Modeboutiquen.

    koala-goalie : In den Baumarkt willst du nicht. Da war meine Liebste heute, weil sie unbedingt noch Wandfarbe holen musste, damit wir während des Lockdowns noch etwas zu tun haben und die Wohnung streichen können. Nachmittags war laut ihrem Bericht schon sehr viel los. Wie das abends aussah, nachdem die meisten Feierabend hatten, das will ich gar nicht wissen.

    ich wüßte nicht was das Gendersternchen mit dem unvernünftigen Verhalten unvernünftiger egoistischer Europäer zu tun haben soll...

    Prioritätensetzung, was wirklich wichtig ist. Betonung von richtiger Gesinnung über verantwortlichem Handeln. Lieber an politisch opportunen, aber völlig unrealistischen Zielen krachend scheitern und als realistische Ziele mit Sinn und Verstand zum Wohle aller umsetzen. Und das alles gepaart mit einer riesigen Portion Egoismus. Das zieht sich irgendwie komplett durch unsere moderne westliche Gesellschaft durch. Da sind die asiatischen Länder uns oft nicht nur einen Schritt voraus...

    Niemand weiß, wie sich die Corona-Zahlen entwickeln, aber wenn es heute überall so war wie hier in der Innenstadt, dann haben wir die nächsten zwei Wochen nochmal ordentlich neue Fälle. Unglaublich. Shopping als ob es kein Morgen gäbe. Schlangen vor den Eingängen von Schuhläden! Wahnsinnig essentiell. Wer überhaupt keine Winterschuhe hat, der mag sich gerne noch welche kaufen, aber, neee, darum ging es den meisten Leuten, die da gewartet haben, nicht. Das glaube ich nicht. Und bevor jemand fragt, was ich in der Innenstadt gemacht habe: arbeiten.

    Wenn westliche Demokratie heißt, dass jeder nur noch an sich denkt, dann kann man die Jahre runterzählen, bis wir von den Asiaten komplett abgehängt werden. Aber wenigstens haben wir dann die schöneren Gender-Sternchen in unserer Sprache.

    leicht genervte Grüße aus dem äußersten Westen

    Wir hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit weit schlimmere Zahlen zu Steigerung und Todesfällen, wenn die Mehrheit des Schwarms sich nicht um Abstand, Hygiene und Vorsorge scheren würde.

    Dazu muss man ja nur auf die andere Seite des großen Teichs schauen, wo Dinge wie Maskentragen zur Frage der politischen Gesinnung gemacht wurde. Wenn die Hälfte der Bevölkerung sich um Vorsorge nicht kümmert, rollt die Welle halt ungebremst durch...

    Beispiel North und South Dakota, also "deep red MAGA country": ~10% der Bevölkerung nachweislich (!) infiziert, jeder 1000. Einwohner mit Corona gestorben, jeweils plus entsprechende Dunkelziffern, Testpositivitätsraten um die 50%, Kapazitäten überall am Anschlag und drüber. Die sind auf dem besten Wege zur Herdenimmunität. Aber zu welchem Preis?!

    Dann bist du aber beim Kochen nicht besonders international unterwegs, oder?

    Von Pak Choi oder Kumquats könnte, evtl. auch sollte, man schon mal etwas gehört haben. Aber man kann durchaus auch essenstechnisch international unterwegs sein, ohne irgendwelche komischen nordafrikanischen Gewürzmischungen zu kennen. Ich glaube, dein Maßstab ist hier etwas verschoben.

    Ja, das gute Summer Breeze - das gesetzte Festival bei uns seit vielen Jahren (ich war damals schon in Abtsgmünd mit von der Partie 8o ).

    Interessant. Alle, wirklich ALLE, mir bekannten Leute, die das Summer Breeze von Abtsgemünd oder von den ersten paar Jahren in Dinkelsbühl kennen, fahren da nicht mehr hin. Die oben angedeutete Geschichte mit Pisse in Wasserpistolen war beim dritten Summer Breeze in Dinkelsbühl. Müsste 2008 oder sowas gewesen sein. Das war dann mein letzten Summer Breeze. Die Besucherzahl war da schon ein Vielfaches der alten Zeiten.

    Aber wenn du aus dem Südwesten kommst, dann gilt für dich/euch in Bezug auf das Summer Breeze vermutlich das Gleiche wie für viele Nordlichter in Bezug auf Wacken: es ist halt das "Heimatfestival"...

    Nach 17 Jahren Hurricane am Stück fand ich es zu überreglementiert und durchkommerzialisiert, um noch Spaß haben zu können.

    Summer Breeze oder größer möchte ich nicht mehr haben. Zu kommerziell und teils komisches Publikum. Leute, die zwischen parkenden (fremden!) Autos Konversendosen auf den Grill schmeißen, um sie zum Platzen zu bringen, brauche ich nicht. Und Pisse in Wasserpistolen füllen und damit rumschießen schon dreimal nicht. Nein, Festival heißt nicht daneben benehmen und das lustig finden.

    Genau deshalb mag ich das PartySan. Wer's nicht kennt: die heftigere Hälfte des Metal-Spektrums. Also Death Metal, Black Metal, Thrash Metal, Grindcore und ähnliches. Ein Großteil der Bands ist mir zwar auch schon zu extrem, aber je extremer die Musik, umso netter die Leute. Die kommen dann nämlich wegen der Musik und nicht, um bloß die Sau raus zu lassen. Auf dem PartySan sehen die Besucher teils wild aus, aber eigentlich geht's fast schon spießig zu. :D

    Security als Feindbild, Massenprügelei, Drogenhandel? Wäre auf dem PartySan komplett unvorstellbar. Diese 5 Tage (drei Tage mit Musik + Anreisetag + Abreisetag) sind echte Erholung. Hoffentlich wieder nächstes Jahr.

    Schleswig-Holstein liegt bei 49,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche. Der Grenzwert ist 50. Da sehe ich keinen Grund, den dicken Max zu markieren und irgendwas demonstrativ nicht mit zu tragen, zumal in dem Entwurf Ausnahmeregelungen für Gebiete mit niedriger Inzidenz bereits drin sin.

    Dann schau mal aktuelle Nachrichten! Das Wort „Lockerung“ kommt da nur noch im Fremdwörterlexikon vor...

    FAZ-Corona-Ticker von heute 11:29 Uhr:

    Zitat

    Schleswig-Holstein will die von den anderen Ländern geplanten strengeren Kontaktbeschränkungen wegen der im Ländervergleich niedrigen Corona-Infektionszahlen nicht mittragen. Private Zusammenkünfte sind im Norden weiter mit bis zu zehn Personen möglich. In einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Beschlussentwurf der Länder für die Beratungen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Mittwoch gibt es eine entsprechende Fußnote im Beschluss-Entwurf.

    Bei uns dribb de Bach (Offenbach) und Landkreis Offenbach verändert es sich absolut nicht zum positiven. Entweder Stillstand oder es wird schlechter

    Gerade mal auf der Karte vom Tagesspiegel nachgeschaut. Inzidenz: 358,9 Neuinfektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner für O... <unaussprechlich>. Trauriger Spitzenreiter in Deutschland. :crying:

    Das ist der Punkt, wo man auch als in Frankfurt geborener und aufgewachsener Mensch, der normalerweise aus Prinzip denen in OF alles Schlechte wünscht, dann sagt: Haltet durch!

    Was wir unbedingt benötigen ist eine Föderalismus-Reform. [...]

    Dafür. Absolut dafür. Ich rege mich immer mehr darüber auf, wenn irgendwelche Ministerpräsidenten oder sonstige Landespolitiker mit Pseudo-Begründungen wie "aber in Meck-Pomm herrschen doch ganz andere Bedingungen als in Bayern!" alle zentralen Regelungen sabotieren (ja, ich sage ganz bewusst SABOTIEREN!) und dann sich am besten noch hinterher darüber beschweren, dass die durch uneinheitlichen Regelungen das Verständnis der Bevölkerung schwindet. Absolut niemand behauptet, dass in Meck-Pomm die gleichen Restriktionen gelten sollten wie in Bayern, und die (von mir in vielen Dingen nicht unbedingt geschätzte) Bundeskanzlerin tut das erst recht nicht.

    In einem Haufen anderer Länder funktioniert's doch völlig problemlos, dass die Regierung das Land in unterschiedliche Regionen aufteilt, in denen dann unterschiedliche Corona-Restriktionen gelten. Mal mit Ampel-Farbcodes geregelt, mal mit Corona Level von 1 bis 5 (z.B. in Irland -- durchaus einen Blick wert). Kann man gerne auch über Inzidenz-Werte bei Neuinfektionen oder Positivitätsraten von Tests transparent gestalten. Bedingung X erfüllt? Dann Stufe Y mit Einschränkungen Z. Für jeden klar. Haltet euch an die Einschränkungen, dann sinkt die Corona-Stufe und es werden wieder mehr Sachen möglich.

    Aber was wir im Moment in Deutschland veranstalten, dieses Verzögern und Daumendrücken, dass es wie durch ein Wunder besser werden möge, dieses "bloß keinem auf die Füße treten wollen und sich alles offen halten", das ist doch absoluter Murks. Wir verspielen gerade unsere eigentlich sehr gute Ausgangsposition im Vergleich zu anderen Ländern in Europa.

    Bericht von einer Aachener Firma. Zwei Kollegen, nennen wir sie A und B, arbeiten über eine Stunde zusammen in einem Raum. A wird einen Tag später positiv getestet und gibt direkt B als Risikokontakt an. Das für B zuständige Gesundheitsamt Düren (Nachbarkreis; Inzidenz seit einiger Zeit zwischen 250 und 300 schwankend) weigert sich, B zu einem Test zuzulassen. Kapazität erschöpft. B bietet sogar an, selbst den Test zu bezahlen; er will ja wissen, woran er ist. Geht nicht. Aber: A und B haben die Corona-App installiert. A markiert sich als infiziert. Bei B macht's direkt darauf "ping". Warnstufe Rot. Damit bekommt er dann den Test. Surreal. Test bei B war übrigens negativ.

    Außerdem finde ich es interessant und auch hilfreich zu erfahren, wie andere Menschen politisch denken oder welchen Glauben sie angehören bzw. wie sie diesen praktizieren. Ich kann mich dann besser in andere hineinversetzen und verstehen. Dies fördert mein allgemeines Verständnis der Welt, in der wir leben. Wo komme ich denn sonst außerhalb meiner Blase mit Menschen mit ganz andern Ansichten unverbindlich ins Gespräch?

    So wichtig ich es im "Real Life" finde, unvoreingenommen auch mit anderen Menschen zu reden und deren Ansichten verstehen zu wollen, so unsinnig finde ich es, sich in Internetforen über Politik informieren wollen. Dieser Bereich ist zu sehr mit Trollen und Bots verseucht. In Parallelwelten mit "alternativen Fakten" ist nichts zu gewinnen. Erst recht, wenn "Likes" von Idioten die belohnende Motivation dafür sind, andere durch Verdrehung von Aussagen niederzumachen.

    Da empfehle ich eher Zeitungen, Magazine oder andere gefilterte Quellen, und dabei ganz bewusst auch mal solche, deren Ausrichtung der eigenen politischen Meinung widersprechen.


    Aber lieber wieder on topic zurück zu Corona. Wie ist das bei euch? Hier ist Stagnation auf (viel zu) hohem Niveau. Indizenz um die 230. Kein Trend nach unten erkennbar. Die Hoffnung, dass der Teil-Lockdown Ende November erfolgreich beendet werden kann und das Ganze in eine relativ normale (Vor-)Weihnachtszeit einmündet, schwindet bei mir immer mehr...