Grundsätzlich sind weitere Beschränkungen richtig und notwendig. Lieber hart, kurz und wirkungsvoll als unendliches Herumgeeiere, das nur Geld verbrennt und dabei oft wenig bis nichts erreicht. Aber ich frage mich mal wieder, wo die Verhältnismäßigkeit bleibt, insbesondere wieder mal für die Eltern kleiner Kinder...
Unsere Tochter ist zur Zeit bei Oma und Opa in einem anderen Bundesland untergebracht. Selbstisolierung zwischen den Jahren macht's möglich. Kita-Zustand ist im Moment noch "Eltern sollen Kinder zuhause betreuen falls irgendwie möglich", aber die Erhöhung der Kinderkrankentage kann eigentlich nur heißen, dass da in Kürze so wie im April ein "Kitas nur noch offen für Beschäftigte in essentiellen Berufen mit entsprechendem Arbeitgeber-Nachweis" kommen wird. Sprich: Kosten auf Krankenkassen abladen. Wie schön, dass diese gerade auf breiter Front die Beiträge erhöhen. So als Vorgeschmack dafür, dass der ganze Schulden-finanzierte Kram irgendwann auch mal zurückgezahlt werden muss...
Gleichzeitig werden aber, und da wird's für mich dann etwas schizophren, wieder mal alle Eltern-Initiativen, mit dieser Scheiß-Situation irgendwie klar zu kommen, ganz toll torpediert. Dass der Kindergarten eine Risikofaktor ist, verstehe ich schon. Längst nicht alle Eltern/Familien dort verhalten sich vorsichtig. Unsere Kleine ist nicht ohne Grund in der ersten Kita-Woche des neuen Jahres bei Oma und Opa. Für die nächste Woche wollten wir uns mit 2-3 anderen berufstätigen Eltern, die sich tendenziell genauso vorsichtig wie wir verhalten, zusammentun und die Kinder, die auch sonst im Kindergarten miteinander spielen, im Wechsel betreuen. Wäre doch eigentlich eine gute Idee, um das Risiko gegenüber Kontakt mit sämtlichen Kindern im Kindergarten zu reduzieren, oder? Wenn jedes beteiligte Elternteil dafür einen Urlaubstag opfert, dann spielen auch die Chefs in den Firmen eher mit.
Tja. Das dürfte nach den gestern beschlossenen Regeln nicht mehr möglich sein. Heißt: man ist mal wieder gezwungen, deutlich weniger zu arbeiten, denn Kinderbetreuung parallel zu Homeoffice ist nur begrenzt möglich. Oder man scheißt auf die Vorschriften und macht, was man für richtig hält -- und genau dahin treibt die Politik die Bevölkerung immer mehr mit zunehmend planlosen und aktionistischen Regelungen mit immer weniger Begründungen dabei. Man duldet allzu lange Glühweinstände und ähnlich offensichtliche Gefahren, macht gegen Tourismus in Risikogebiete exakt gar nichts, aber dann beim Einschränken von Grundrechten für jedermann kann's dann nicht mehr hart genug sein?! Mehr Verhältnismäßigkeit und mehr Begründungen, bitte! Mehr zielgerichtetes Vorgehen gegen konkrete, identifizierbare Probleme und weniger Holzhammer, bitte! Ich darf mit meinen Kollegen zusammen arbeiten, aber meine Tochter darf nicht mit ihren Freundinnen zusammen betreut werden? Das ist doch Schwachsinn!