Liebes Corona-Tagebuch,
heute muss ich dir von einem Erlebnis besonderer Art erzählen, das mich teilweise erheitert, teilweise geärgert und am Ende erschüttert hat:
Vor dreieinhalb Wochen wollte unser Kaffeeautomat keinen Kaffee mehr mahlen, statt dessen gab er gruselige Geräusche von sich. Ganz klar, das Teil muss in die Reparatur. Aber wo? Google hilft ja immer und zeigte drei Firmen im Umkreis, die Jura-Maschinen reparieren. Also die Firma gewählt, die von der Arbeit am besten zu erreichen war. Angerufen und hingefahren. Der Laden war ja zu, aber immerhin, man erwartete mich. Maschine abgegeben und Namen gesagt. Nach gefühlten endlosen Minuten kam ein junger Mann und sagte: "Ich kann sie in unserer Kartei nicht finden." Hätte er mich vorher gefragt, hätte ich ihm das sagen können. Also einen Zettel mit Name und Adresse ausgefüllt (ja, ich schreibe sehr leserlich, ich werde immer für meine leserliche Schrift gelobt). Telefonnummer von der Arbeit ungefragt dazu geschrieben. Auftrag unterschrieben und mit der Durchschrift nach Hause gefahren, nachdem ich die Auskunft erhalten hatte: Wir haben nicht viel zu tun, dauert 1-2 Wochen, der Jura-Mechaniker sitzt hier in der Firma. Nach eineinhalb Wochen habe ich mal auf den Zettel geschaut und festgestellt, dass die Telefonnummer falsch war. In der Hoffnung, die geliebte Maschine vor Ostern noch zu bekommen, rief ich dort an und erklärte, dass die Telefonnummer falsch sei und man mich gar nicht erreichen könne. Ja, das wolle man weiter geben. Okay, Stand der Reparatur? Könne man nicht sagen. Okay. Ich habe nach Ostern Urlaub, ich gebe ihnen meine Handynummer. Kein Problem, das gäbe man weiter.
Der Kaffee aus der französischen Presskaffeemaschine ist auch lecker, aber mein geliebter Latte Macchiato fehlte mir schon. Es war auch nirgendwo frisch gemahlter Kaffee zu bekommen. Interessanterweise bekam ich welchen in unserem Zeitschriftenladen, der auch eine kleine Tschibo-Ecke hatte.
Nach drei Wochen ein erneuter Versuch: Wie der Stand der Reparatur sei? Ja, also, eh, ... Ich erklärte, man habe von 1-2 Wochen gesprochen. Ja, der Jura-Mechaniker sei erkrankt und man habe die Maschine weg schicken müssen. Während ich in der Warteschleife hing, hatte ich den Auftrag noch einmal studiert und festgestellt, dass in der Adresse auch die Straße falsch geschrieben war. Der junge Mann korrigierte die Straße. Ich sagte, meine Handynummer hätten sie ja. Nein, hatten sie nicht und die Telefonnummer von der Arbeit war auch nicht korrigiert. Aber nun war alles gut. Und ja, am übernächsten Tag käme die Maschine wohl wieder, man würde mich anrufen. Leider rief an dem Tag niemand an. Aber ich meldete mich. Inzwischen hatte der Laden seit zwei Tagen wieder offen. Das Telefon klingelte endlos, endlich meldete sich eine Frau: nein, zu einer Reparatur könne sie keine Auskunft geben, sie arbeite in der Küchenabteilung. Ja, wenn ich wollte, könne sie mich verbinden. Doch, das wollte ich. Oh, da müsse er erst schauen, er riefe in 5 Minuten zurück. Nach 30 Minuten rief ich zurück: oh, ja er habe Kunden gehabt (ich war wohl kein Kunde). Nein, die Maschine sei noch nicht da. Ja, aber heute sei doch Mittwoch und man hatte mir doch Montag gesagt... Freitag könne ich die Maschine holen. Nun traute ich denen ja nicht mehr über den Weg, deswegen rief ich am Freitag noch einmal an, bevor wir 20 Minuten weit fahren würden. Großes Gesuche, man könne den Auftrag nicht finden. Man melde sich gleich. Tatsächlich kam 10 Minuten später eine SMS, die Maschine könne abgeholt werden. Vor dem Laden eine kleine Schlange, aber nach 20 Minuten in der Sonne konnte ich tatsächlich eintreten. 3 Kunden im Laden und 7 Mitarbeiter. Zwei suchten meinen Auftrag. Es war ja auch immerhin eine halbe Stunde her, dass irgendjemand den in der Hand gehabt hatte.
Am Eingang ein Tisch mit einer Flasche Desinfektionsmittel in einer Sprühflasche. Super: Jeder packt mit seinen Händen daran und hat schon mal alle Keime auf den Händen, die die Kunden vorher dort hinterlassen haben. Dann wischt jeder drei Sekunden (30 Sekunden sollten es sein) und nimmt seine und die fremden Keime wieder mit. Auf dem Desinfektionsmittel ein Aufkleber: hilft bei gekapselten Vieren. Ich bin mir nicht sicher, wo das Desinfektionsmittel herkam und ob es wirkte. Das ist m. E. gut gedacht und ganz schlecht gemacht.
Aber immerhin, man fand den Auftrag. Der junge Mann sagte: 219€. Meine Frage: Ja, und was wurde gemacht? Ey? Hä? Na ímmerhin wurde die Frage beantwortet. Bezahlt und dann wurde die Maschine in mein Auto gestellt.
Naja, Kundenbindung sieht anders aus, beim nächsten Mal muss erneut Google gefragt werden. Und der Umgang mit den Corona-Viren (oder Corona-Vieren? - Vier fahr'n nach Lodz???) kann auch noch deutlich optimiert werden. Aber immerhin haben die Mitarbeiter alle eine Maske getragen, 3 Tage vor der Maskenpflicht.
Nun steht die beste Kaffeemaschine wieder bei uns und ich bin um viele Erfahrungen reicher.
Ja, ansonsten geht es uns gut. Wir haben einen Garten, geregelte Arbeit und soziale Kontakte dadurch. Also, uns geht es viel viel besser als all denen, an die ich oft denke mit Homeoffice, ohne Kita, ohne Schule, ohne Balkon (ach, ich darf gar nicht dran denken, aber tun kann ich gar nichts für jene Menschen außer hoffen, dass es bald eine Lösung für sie gibt).
Danke, dass Du mir zugehört hast.
Dein Spielteufel