Beiträge von Herbert im Thema „Corona-Tagebuch für jedermann/frau“

    Liebes Tagebuch,

    ich hatte am Gründonnerstag, dem 1. April, meinen ersten Impftermin. Dem ganzen Ablauf gebe ich mal ein „Ausreichend“.

    Am 13.03. habe ich erfahren, dass ich aufgrund medizinischer Indikation in die Prioritätsgruppe 2 aufrücken kann.

    Am 17.03. habe ich von meinem Hausarzt ein „Berechtigungsschreiben zur Schutzimpfung mit dem Impfstoff der Firma Astra Zeneca am Impfzentrum Flughafen Münster/Osnabrück“ erhalten. Im Begleitschreiben war eine e-mail-Adresse angegeben, an die man das Schreiben weiterleiten konnte.

    Am 17.03. habe ich das Dokument gescannt und per mail um die Aufnahme auf die Warteliste gebeten.

    Auf die mail erfolgte erstmal nichts. Keine Empfangsbestätigung, keine Bestätigung einer Aufnahme. Dafür wurden die Impfungen mit Astra Zeneca am 17.03. ausgesetzt und am Ende der Woche wieder aufgenommen.

    Am 28.03 erhielt ich dann eine Mail mit dem Titel „Impfangebot für Personen mit Vorerkrankungen in der 2. Prioritätsgruppe - hier: Impfung mit BioNTech am Impfzentrum des Kreises Steinfurt in der Zeit vom 28.03.2021 - 04.04.2021 möglich“. Damit konnte ich problemlos online einen Termin für den 1.4. buchen.

    Am Donnerstag dann die Impfung. Vorab gab es eine Liste der mitzubringenden Dokumente und die Vorgaben: durchgehend eine medizinische Maske tragen und einen eigenen Kugelschreiber mitbringen. Aufenthalt im Impfzentrum dann etwas über 1 Stunde. Dabei erlebt: Fiebermessung am Einlass, mehrfaches Schlange stehen, mehrfaches Vorzeigen der Dokumente in verschiedensten Kombinationen, keine Beschilderung an den Stationen was man dort genau bereithalten soll, Mitarbeiter die meinen Personalausweis in die Hand nehmen wollten, analoges Arbeiten mit Listen, Menschen die hinter die Plexiglasscheibe kamen um beim Suchen ihres Namens in der Liste zu helfen, Menschen die Türklinken anfassten obwohl ihnen die Tür aufgehalten wurde. Mein Fazit: Das Risiko einer Ansteckung im Impfzentrum ist gewiss nicht gleich Null.

    Die Spritze selbst habe ich kaum gespürt. Der Arm tut nicht weh, ich fühle mich nicht schlapper als vor der Impfung. Möge sich der Impfschutz in den nächsten Wochen voll ausbilden.

    Liebes Corona-Tagebuch,

    gerade habe ich meinen morgendlichen Blick auf das Dashboard des RKI geworfen. Zwei Dinge fallen direkt ins Auge: die Farbe lila ist zurück und das Münsterland - in den letzten Wochen immer an den orangenen Flecken zu erkennen - ist rot. Die Ergebnisse von 4 Monaten Lockdown werden gerade in wenigen Wochen verspielt.

    Zum Glück ist meine Mutter (84) jetzt geimpft, nachdem ein Ausbruch in ihrem Pflegeheim die Impfungen verzögert hatte. Auch meine Schwiegermutter hat zumindest schon einmal die erste Dosis erhalten.

    Ich hoffe jetzt inständig, dass unser Hausbau trotz Pandemie ohne Verzögerung vorangeht und dass wir den Umzug mit geringem Infektionsrisiko hinbekommen. Eigentlich keine Zeit zum Umziehen.

    Das HomeOffice funktioniert bei uns seit einem Jahr recht stabil und durch die Nutzung geeigneter Software auch sehr effektiv. War es früher schon ein Unterschied ob die Kolleginnen oder Kollegen am gleichen Standort arbeiten oder nicht, so verschwinden die Grenzen jetzt mehr und mehr, wo jeder seinen individuellen Standort hat.

    M.E müsste es eine Verordnung gebe wie:

    Sobald absehbar ist, dass am Monatsende eine "schwarze Null" da ist und die wesentlichen Kosten (insb. Gehälter) gedeckt sind, ist der Betrieb für den Monat einzustellen...Punkt aus.....dadurch keine Insolvenzgefährdung aber eben auch kein Gewinn mehr als unbedingt erforderlich.

    Aldi, DHL und amazon müssten also ab dem 20. eines Monats zumachen?

    Dann doch lieber 5 km und Barttrräger mit FFP2 Masken.

    Liebes Tagebuch,

    heute mein zweiter Restaurantbesuch während des Lockdown light. Ein knappes Dutzend der Grevener Wirte hat sich zusammengetan und eine gemeinsame Speisekarte für Speisen zum Mitnehmen herausgegeben. Nachdem wir vor 2 Wochen die erste Stichprobe genommen haben, gab es heute die Zweite.

    Der heutige Wirt hat sich als besonders einfallsreich erwiesen. Nach der telefonischen Bestellung bekam ich einen Abholtermin ca. 1 Stunde später. An der Gaststätte wird man dann mit Schildern zum improvisierten „Drive In“ geleitet. Dabei fährt man an der Einfahrt zum Parkplatz am Küchenfenster vorbei. Vor diesem steht ein Tresen, so dass man nicht direkt heranfahren kann. Der Wirt öffnet dann das Fenster und reicht einen Besenstiel zum Auto, an dessen Ende eine Pappschale angebracht ist. Über diese Schale wechseln Geld, Wechselgeld und Quittung den Besitzer. Dann stellt man sich in eine der 3 Parkbuchten, der Wirt kommt mit den verpackten Speisen und lädt sie in den Kofferraum.

    So kamen wir denn auch in diesem Jahr zu unserer traditionellen Gänsekeule. Den Wirt würde ich für den Corona-Innovationspreis vorschlagen, wenn es denn so etwas gäbe. Bis dahin erzähle ich es halt meinem Tagebuch. Weitere Besuche der Gaststätte sind sehr wahrscheinlich.

    Hier im Kreis Steinfurt ist der 7-Tage-Inzidenzwert heute auf 99,5 gesunken, das rot in der Karte ist ein hellrot geworden. So wie es aussieht steigen die Werte nicht mehr. Ich hatte mir von einem Lockdown schon etwas mehr erhofft.

    Ich hoffe mal nur die Ministerpräsidenten starten ob des in Aussicht gestellten Impfstoffes jetzt keine Lockerungsorgien.

    Liebes Tagebuch,

    Ich richte mich auf einen langen Corona-Winter ein. Offensichtlich ist der aktuelle Lockdown nur dazu geeignet, die Infektionszahlen auf einem (zu) hohen Niveau langsamer wachsen zu lassen. Die Belegung der Intensivbetten steigt noch immer, wir sind lange nicht über den Berg, wir haben den Gipfel noch nicht mal erreicht.

    Der Ministerpräsidentenkonferenz - 16 Landesfürsten auf deren Schultern die Hoffnung in der Pandemie liegt - wollte auf diese Erkenntnis noch nicht reagieren und diskutierte lieber über Formfehler. Das wird dazu führen dass die Massnahmen erst in einer Woche verschärft werden und damit wahrscheinlich einen Monat länger dauern.

    Ich gehe also von einem Winter im permanenten Lockdown aus, wahrscheinlich werden wir auch um die Schließung von Schulen nicht herumkommen - lange Weihnachtsferien in diesem Jahr. Danach vielleicht erstmal die Schüler impfen.

    Was wir unbedingt benötigen ist eine Föderalismus-Reform. Das mit der Kulturhoheit nehmen wir in meinen Augen dann doch zu wörtlich. Für ein Schulfach braucht es nicht unbedingt 16 verschiedene Lehrpläne. Ein für alle gültiger Rahmenlehrplan würde 16 Lösungen auf 1 reduzieren. Mögen die Hessen Goethe lesen und die Westfalen Droste-Hülshoff - aber im Kern sollten die Inhalte gleich sein.

    Und auch das Virus ist in allen Bundesländern das gleiche. Wenn ich private Feiern zulasse kommt doch auch immer Verwandschaft aus anderen Bundesländern. In Europa beklagen wir wie wenig wir harmonisiert bekommen aber innerhalb unserer Bundesrepublik bekommen wir es auch kaum hin. Natürlich muss ich lokal anders reagieren, aber auch hier wäre eine zentrale Vorgabe von Nöten: 7-Tage-Inzidenz im Kreis größer 50 -> Keine Zuschauer in Stadien. 7-Tage-Inzidenz im Kreis größer 100 -> Kneipen und Bars machen dicht. 7-Tage-Inzidenz im Kreis größer 250 -> Schulen machen dicht. Es gibt Dinge, die müssen lokal gelöst werden. Aber ein paar Leitplanken können durchaus helfen.

    Also weiterhin Home-Office, ein großer Wocheneinkauf und Kontakte nur unter freiem Himmel.

    An mir soll es nicht liegen.

    Das ist in NRW definitiv anders. Ich bin bei uns an der Schule zuständig wöchentlich die Ausfallstatistik an die Bezirksregierung weiterzuleiten und da wird klar unterschieden zwischen "hat normal stattgefunden"/"hat mit anderem Lehrer stattgefunden"/"hat mit anderem Betreuungsverhältnis stattgefunden"/ist ausgefallen"

    Meine Erfahrung in NRW ist eine andere. Die Ausfallstatistiken an der Schule meiner Kinder erschienen uns ähnlich seriös wie ein Wahlergebnis in der Ukraine. Nach außen dringt nämlich nur die Prozentzahl für offiziellen Ausfall.

    „Mit einem anderen Lehrer stattgefunden“ und „anderes Betreuungsverhältnis“ bedeutete in der Realität „waren unter Aufsicht“. Als „Ausfall“ wurde es nur gewertet wenn es die letzte Stunde betraf und man die Kinder nach Hause bzw. an die Schulbushaltestelle schicken konnte.

    Ist das ein Rheinland-Phänomen, Typ "et hätt noch emmer joot jegange"?

    Möglicherweise. Mein Arbeitgeber in Westfalen nimmt seine Fürsorgepflicht zumindest deutlich besser wahr. Die HomeOffice ist derzeit ohne die üblichen Einschränkungen möglich. Im Hause ist schon seit Wochen alles auf Pandemie-Modus (Desinfektionsmittelspender, permanente Desinfektion von Türklinken, Kantine durch Lunchpaket-Ausgabe ersetzt, ...).

    Irgendwann müssen die ganzen Haushalte doch voll sein mit dem vielen Klopapier. Wir verbrauchen mit 4 Personen ca. 2 Rollen die Woche und unser normaler Vorrat sind immer so 10-20 Rollen. Wir haben jetzt vor 2 Wochen mal einen zusätzlichen 12er Pack gekauft nur weil es halt knapp ist. Jetzt liegen da 30 Rollen und wir können uns 3 Monate den Hintern abwischen ohne vor die Tür zu gehen. Das Essen wird uns allerdings bereits vorher ausgehen.