Beiträge von Alex SpieLama im Thema „Corona-Tagebuch für jedermann/frau“

    Liebes Tagebuch,

    so geht das Jahr 2020 erst Mal beschissen weiter. Nach dem Auftrieb, dass ich wenigstens vom Lockdown Light nicht betroffen bin, hat sich nun meine Mutter Corona eingefangen. Hochrisikopatientin, die gleichzeitig Bezugs- und Pflegeperson für ihre 85 jährige Mutter ist - die in einem schlechten Allgemeinzustand ist. Fast Worst Case. Wenn Oma es jetzt auch noch hat, dann gute Nacht.

    In der Firma meiner Mutter wurde ohne Abstand und ohne Mundschutz gearbeitet - Backoffice, da braucht man sowas wohl nicht. Bis die beiden Chefs an Corona erkrankten. Testung der Mitarbeiter? Laut Gesundheitsamt UND Teststation unnötig. Man solle sich melden, wenn Symptome vorliegen. Die lagen jetzt vor. Am Dienstag. Kein Test möglich, soll morgen kommen. Also Mittwoch Test gemacht. Schnelltest? Ham wa nicht mehr. Also Ergebnis erst morgen (Donnerstag). Donnerstag der Anruf: Sorry, wir haben die Proben nicht weggeschickt. Ergebnis erst Freitag. Also heute. Wieder der Anruf => Mama ist positiv.

    Das die Chefs meiner Mutter Corona positiv sind, ist bereits seit letzter Woche bekannt. Vom Gesundheitsamt kam bisher nichts. Die sind absolut überlastet. Auch bei Freunden kam die Quarantäne-Anweisung erst 1 1/2 Wochen nach dem Testergebnis. Da hat sich die Quarantäne auch schon fast erledigt.

    Das bedeutet für Menschen, die nur den Richtlinien folgen, dass die 1 1/2 Wochen infiziert rumlaufen. Wundert sich da jemand über die Zahlen? Ich nicht mehr. Auch meine Mutter ist bis Dienstag normal arbeiten gewesen, hat sich um Oma gekümmert etc.

    Für mich ist das nun ein riesen Stress. Für Mama kann ich nichts tun außer einkaufen. Oma muss ich jetzt noch in meinem Alltag mit unterkriegen. Dank Demenz ist der Umgang mit Oma aber alles andere als einfach und schon gar nicht für mich. Bin son bisschen das schwarze Schaf, weil ich es gewagt habe wegzuziehen.

    Heute bin ich froh, Selbstständig zu sein. Das ganze zieht mich so extrem runter, dass ich meinen Arbeitstag verkürzt habe. Selfcare over money. Der nächste Schritt Selfcare wird die Frage sein, wie ich mich um Oma kümmer und mich selbst dabei bestmöglich schütze. Als Herzkranker zähl ich ja auch nicht gerade zu der unkritischen Gruppe...

    Bis zum nächsten Chaos-Report. Ich hab kein Bock mehr ...

    Ich bin ja beruflich 2 Mal die Woche in der Stadt Offenbach und muss den Eindruck deiner Frau leider bestätigen Thygra :(.


    Aber ehrlich, hier im Kreis siehts ja auch nicht besser aus. Dietzenbach als Spitzenreiter und die anderen größereb Teile folgen. Obwohl ich den Eindruck habe hier in Rodgau halten sich die Menschen mehr dran als in Offenbach Stadt.

    Das Traurige ist, wir haben schon eine Pandemie was multiresistente Bakterien betrifft

    Mal einen Link dazu: Robert-Koch-Institut : Bis zu 20.000 Tote durch Krankenhausinfektionen | tagesschau.de.

    Vor ein paar Jahren hat meine Oma sich MRSA im Bein eingefangen nach einer OP. Das war ein Kampf um Sie und um das Bein, das will ich nie mehr erleben. Insofern: Ja Rei da hast du sicher Recht. Aber es nutzt aktuell(!) nichts, das eine gegen das andere aufzuwiegen. MRSA ist nicht so ansteckend wie Covid-19. Es verbreitet sich nicht im selben Maß, da es quasi an Krankenhäuser gebunden ist.

    Dass da was passieren muss - im ganzen med. Bereich eigentlich - ist klar und vielleicht ist Covid-19 da auch ein Schubs in die richtige Richtung. Wir werden sehen und wir haben es per Wahl durchaus in der Hand.

    1x im Monat? Da würde ich ja durchdrehen. Ich habe seit März quasi gar nicht mehr gespielt. Meine Frau hat aktuell kein Interesse an Brettspielen. Meine Gruppe(n) pausieren wegen Risiko Minimierung, Risikogruppe und weil ich wirklich vor den wirtschaftlichen Folgen einer Infektion Angst habe. Jammern auf hohem Niveau, aber ich bin so unendlich glücklich als selbstständiger und mir geht es gesundheitlich so viel besser, ich will nie mehr als Angestellter arbeiten (müssen).

    Liebes Corona-Tagebuch,

    es wird Mal wieder Zeit, sich so richtig auszulassen. Ich lebe im Rhein-Main-Gebiet in Rodgau. Das gehört zum Kreis Offenbach und liegt zwischen Offenbach am Main und Darmstadt oder wie wir sagen: Direkt im Speckgürtel mit der perfekten Anbindung an Frankfurt am Main. Doch wo Frankfurt bei den Mietpreisen das Problem ist, liegt das Problem bei Corona dieses Mal (noch) nicht in Frankfurt. Es sind die Nachbarkreise und -Städte die mir Sorge bereiten. Offenbach am Main und Hanau sind jeweils ne Viertelstunde weg. Offenbach hat eine 7-Tage-Inzidenz von 59, Hanau von 70. In der Landeshauptstadt Wiesbaden steigen die Zahlen auch deutlich an und Frankfurt selbst liegt bei um die 30.

    Warum ist das Wichtig? Ändert sich etwas in meinem Leben? Aktuell nicht, aber es macht Angst. Als "kleiner Selbstständiger" stehe ich nach dem ersten Lockdown auf wackeligen Beinen, geht jetzt alles gut, kann ich Ende des Jahres drüber lachen, doch ob alles gut geht, hängt an so vielen Faktoren die ich nicht beeinflussen kann. Die Schule an der ich 2x pro Woche Therapien gebe ist in der Stadt Offenbach und hat bereits eine Klasse in Quarantäne. Sollte ein Schüler mit dem ich KOntakt hatte infiziert sein, muss ich auch in Quarantäne und ich vermute trotz allen Hygieneregeln in meiner Praxis auch meine Kids dort. Der finanzielle Schaden wäre enorm, der gesundheitliche ist nicht abzuschätzen (ich bin Risikopatient mit einem Herzfehler). Kurzum: Es sorgt wirklich für Kopfzerbrechen. Und anstatt das hart durchgegriffen wird um jetzt noch das schlimmste zu verhindern, sind die Maßnahmen meiner Meinung nach deutlich zu zögerlich. Es muss nicht gleich ein Lockdown der Wirtschaft sein, aber Veranstaltungen, Feiern und Co. können anscheinend nicht verantwortungsvoll stattfinden, also verbietet sie doch bitte.

    So langsam zerrt der Kram echt an den Nerven.

    PS: Dieses Jahr 11 Mal mit meiner Spielgruppe gespielt - 11 Mal bis Ende August. Was für ein scheiß Jahr.

    Liebes Tagebuch,

    Ich hatte dir ja von meinem Opa berichtet (nimmt Corona nicht ernst, ab in den baumarkt). Heute fahre ich ins Krankenhaus um mich von ihm zu verabschieden. Nicht wegen Corona. Leukämie im Endstadium. Ich bin unendlich traurig. In 4 Wochen heirate ich und mein größter Wunsch war, dass meine Großeltern dabei sein können. Opa wird es nicht mehr erleben und Oma ist seit der Verlobung vor einem Jahr so dement geworden, das sie nicht dabei sein will (abgesehen von ihrem Oberschenkelhalskopf Implantat von vor 2 Wochen). Corona sorgt dafür das jegliche Feierlichkeiten ausfallen und das wir nicht in der gebuchten und bezahlten Location heiraten werden, sondern wohl im Ordnungsamt. Was kann es schöneres geben als ohne die Angehörigen die einem wichtig sind an dem romantischen Ort der Welt zu heiraten - dem Offenbacher Ordnungsamt...

    Ich bin erschöpft. Corona ist mir mittlerweile "egal". Ist eh jeder Tag gleich.

    Ist wohl immer schwierig so ein Schritt, aber das könntest Du doch auch entsprechend erklären. Gibt sicherlich genug, die sich solcher Möglichkeiten überhaupt nciht bewußt sind.

    Glaub mir, da die Anerkennung durch das Jugendamt eines der Qualitätskriterien ist, wird jeder Klient darauf hingewiesen :). Die Wissen das alle und viele scheuen, oft zurecht, den bürokratischen Aufwand dahinter, das "komplette offen legen" der eigenen Lebensverhältnisse. Abgesehen davon dauert eine Bewilligung oft 6 bis 12 Monate.

    Gerade an unserer Weiterführenden Gesamtschule vorbeigelaufen. Die SuS (Schülerinnen und Schüler) stehen den typischen Raucherplätzen um die Schule. Zu 5., zu 10. kabbeln sich, umarmen sich, geben sich die Hände. Abstand? Nö, eher das Gegenteil. Die Damen sitzen bei den Herren auf dem Schoß. Frühling scheint das Motto zu sein.

    Ganz ehrlich: Wenn man diesen Umstand realistisch betrachtet, dann könnten wir diese Jahrgänge auch einfach ganz normal unterrichten. Jegliches abstandhalten im Unterricht ist da absolut sinnlos.

    Good News: Ich darf meine Praxis seit gestern wieder öffnen. Zwar mit Plexiglasscheibe mitten auf dem Tisch, Abstand und Masken. Aber ich darf öffnen und kann die Situation so gut es geht nutzen. Viele meiner Klienten sind total froh. Man merkt aber auch: Kurzarbeit und Co. sorgen dafür, dass das Geld nicht mehr so locker sitzt und nur wenige meiner Klienten greifen auf die Finanzierung durch das Jugendamt nach §35a SGB VIII zurück.

    Trotzdem verdiene ich damit im Mai wieder Geld und habe was zu tun. Meine Laune steigt um 300% :D

    Ich habe 2 Jahre lang in der Ganztagsklasse (Grundschule) gearbeitet. Offenbach Stadt - prekäres und reiches Einzugsgebiet zugleich. Aus beiden Schichten hatten wir Kids die von 7:15 (Frühbetreuung) bis 17:00 in der Schule waren. Deren "Arbeitstage" waren länger als meiner. Die Mehrheit war von 7:45 bis 17:00 Uhr in der Schule - das war die Regel.

    Wenn die Entwicklung bei einer ganzen Generation von Kindern gestört ist und sich soziale Ungleichheit im Moment geradezu massiv zementiert, sieht man den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden erst in 10 Jahren

    Und deswegen macht es mich so wütend. Nicht unbedingt, weil die Maßnahmen nicht gerechtfertigt wären, aber weil lieber über Bundesliga und Autokonzerne gesprochen wird, als über unsere Kinder.

    Wir opfern unseren Familienfrieden nicht weiter für unsinnige Wiederholungsaufgaben und bastel arbeiten.

    Kann ich aus lerntherapeutischer Sicht nur vollends unterschreiben. Das was jetzt auf keinen Fall passieren darf, ist dass emotionale Belastungen durch Aufgaben entstehen - denn Homeschooling wie es aktuell praktiziert wird ist im besten Fall ein "Leistung erhalten und verhindern, dass Kinder gelerntes wieder vergessen".

    HansVonDampf und hat neben dem Fokus auf die eigene Freiheit - welchen ich absolut nachvollziehen kann - nebenbei noch Oma und meine Mutter die sich um die beiden kümmert angesteckt. Alle drei Risikogruppe. Grandios dieser Egoismus und der ist auch mit 88 nicht zu entschuldigen und würde ich diesen Mann nicht über alles lieben, wäre ich wohl auch wesentlich rabiater und Konsequenter im Umgang. So steckt man halt doch in einer Rolle und meine Rolle ist die des einzigen in der Nähe lebenden Enkels.

    Keine Ahnung, wo er rumläuft, aber gegen alleine spazieren gehen, ist doch überhaupt nichts einzuwenden. Im Gegenteil, solange er dort keine unvernünftigen Dinge tut, ist etwas Bewegung an der frischen Luft gut.

    Ich hätte das wohl kaum geschrieben, wenns um Spazieren gehen im Park gehen würde oder? Eher sowas wie Baumarkt, Gartenbedarf, Elektronikmarkt fürn neues Handy...

    Liebes Corona-Tagebuch,

    es ist Mal wieder so weit, ich muss es mir ein bisschen von der Seele schreiben. Ich stehe fest hinter den Corona Maßnahmen. Ich wohne an einem öffentlichen Versammlungsplatz mit Läden, Eisdielen und Co. Was seit der Öffnung der Eisdiele (in Hessen waren die geschlossen) und der Maskenpflicht los ist, entbehrt jeder Vernunft. Es wirkt wie ein normaler Sommer. Die Stadt hat mittlerweile reagiert und überall Schilder aufgehängt. Diese werden aber ignoriert. Hier müsste dauerhaft das Ordnungsamt her. Mit Maske einkaufen gehen ist nervig, aber sinnvoll.

    Nun zu meiner persönlichen Situation. Obwohl ich therapeutisch Arbeite und als Therapeut anerkannt bin (Mitglied der BGW, Anerkennung durchs Jugendamt nach §35a SGB VIII) bleibt meine Praxis auf Anordnung vom Ordnungsamt weiter geschlossen. Weil "Wir wissen zwar nicht genau was Lerntherapie ist, aber das hat was mit Schule zu tun, also sind sie wohl eine private Bildungseinrichtung". Nein, bin ich nicht, sonst wäre ich auch Rentenversicherungspflicht. Aber damit möchte sich keiner weiter beschäftigen und der Weg über Gerichte und Ämter ist schwer und teuer. Also lassen wir das. Scheiß auf die Kinder, die gerade in dieser Situation ihre Therapien dringend brauchen. Scheiß auf meine Existenz. Im zweiten Jahr nach der Gründung, in dem es wirtschaftlich endlich gut und stabil lief ist auf einen Schlag jeglicher Boden und jegliche kleine gebildeten Rücklagen weg. Durchs Hilferaster mit Soforthilfen etc. falle ich nahezu vollständig. Nicht kreditwürdig (die wären auch eher ein sterben auf Raten) und die Soforthilfe ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil ich möglichst Kosteneffizient wirtschafte. Das heißt es gab am Ende jetzt nur einen Weg: Hartz4 beantragen oder wie der schöne Begriff ist: Grundsicherung. Aktuell ohne Vermögensprüfung (welches Vermögen?) und übernahme der Wohnkosten in voller Höhe. Sofern das stimmt. Ich bilde schließlich mit meiner Verlobten eine Bedarfsgemeinschaft - also Mal sehen was rum kommt und wie viele Dokumente, Nachweise etc. noch fehlen. Ich hasse sowas in Anspruch zu nehmen (und falls jemand kommt: Ja ich hab es auch bei der Anwaltssache nicht gerne gemacht). Aber es gibt Situationen, da muss man über den eigenen Schatten springen. Sollte das alles so einfach wie behauptet genehmigt werden, hätte ich wieder etwas Luft zum atmen und hoffe, dass spätestens nach den hessischen Sommerferien ein Neustart stattfindet. Wenn ich mir die aktuelle Entwicklung so ansehe, befürchte ich aber eher einen heftigeren Lockdown - ich hoffe ich liege falsch.

    Was mich an der ganzen Verordnung zur Schließung privater Bildungseinrichtungen massiv ärgert ist, dass Dienstleistungen mit Körperkontakt teilweise wieder auf haben. Ich habe 1 Kind pro Stunde bei mir. Kann davor und danach alles desinfizieren. Kann sogar 1,5m Abstand halten und Masken/Faceshield sind ebenfalls kein Problem. Aber hey was solls. Warum differenzieren? Die hessische Landesregierung sieht jegliche prviate Bildungseinrichtung als "Freizeitgestaltung". Jo, erklären Sie das Mal den Eltern die 45 Min vor meiner Praxis warten während ihr Kind therapiert wird. Freizeitgestaltung... Ich krieg nen Hals...

    Ansonsten geht die ganze Sache mittlerweile echt an die Nerven. Persönlich wie geschäftlich schwankt meine Laune zwischen alles finster und alles am arsch, bis hin zu "Wird schon irgendwie". Zweiteres ist eigentlich meine generelle Einstellung.

    Meine Großeltern, besonders mein Opa, um dessen Leben ich im Dezember noch täglich gebangt habe wegen einer doppelten Lungenentzündung und anschließendem Koma scheißt auf die ganze Sache. "Wenn ich sterbe ist doch eh egal. Ich bin 88 und seit dem Koma kann ich fast nix mehr." Das ist nicht so falsch. War er vorher noch ziemlich fit, kann er jetzt nur noch wenig laufen und sein Herz versorgt den Körper nur mit dem minimal notwendigen Sauerstoff. Umso mehr ärgert es mich aber, das er trotzdem im Rahmen seiner Möglichkeiten draußen rumstromert. Festbinden ist ja leider keine Option, also versuche ich ihm so viel es geht abzunehmen und auszureden, damit er mim Arsch daheim bleibt.


    Ich spiele zwar aktuell viel am PC und bemal meine Warhammer Püppchen. Aber die Vermeidung direkter sozialer Kontakte zerrt extrem an mir...

    to be contiued...

    Mir selbst hilft es sehr

    Soziale Interaktion kann eben auch mitteilen und teilen bedeutet. Es darf meiner Meinung nach nur nicht ins jammern verfallen - das hat noch nie und wird nie helfen.

    Etwas Offtopic und nur für Leute die offen für neue Impulse sind: Calvin Hollywoods Buch/Hörbuch "Wer will der kann" hat mir die letzten Wochen echt geholfen, durch neue Denkanstöße. Man kann das Ganze aber auch als typisches "Business Coach" blabla abtun. Möchte da in diesem Rahmen auch gar nicht weiter drüber diskutieren, nur als Hinweis oder Tipp :)

    Liebes Tagebuch,

    ich würde mich als weltpolitisch und gesellschaftlich sehr interessierten Menschen bezeichnen, weswegen Corona auch schon sehr lange ein Thema auf meinem täglichen Info-Tisch ist. Mit der Zeit dominierte das Thema immer mehr und ist heute nicht mehr wegzudenken.

    Wir haben heute Donnerstag und damit ist die erste Woche in der ich aus Verantwortung und Angst meinen Betrieb - lerntherapeutische Praxis - schließen musste vorbei. Das war extrem bitter für mich, aber ich konnte es persönlich nicht länger Verantworten und 2m Abstand zum Kind bei einer Lerntherapie ist mehr als Utopisch. Des Weiteren hatten die meisten Eltern schon angekündigt abzusagen. Rein rechtlich dürfte und sollte ich weiterhin geöffnet haben. Bedeutet für mich: 0€ Einnahmen und laufende Kosten. Ironischerweise hab ich mich Anfang März erst vergrößert - tja, so kann's laufen.

    Ich habe keine Existenzangst. Ich bin flexibel genug auch sofort andere Dinge zu arbeiten und das familiäre Netz als doppelter und dreifacher Boden ist auch da. Es tut aber weh, es tut extrem weh. Das ist das zweite Jahr meiner Selbstständigkeit. Das Jahr, in dem sich endlich Puffer und Rücklagen hätten bilden können. Das Jahr in dem ich heiraten wollte (jegliche Feierlichkeiten sind ad acta gelegt. Wir hoffen nur inständig mit den engsten den Termin beim Standesamt wahrnehmen zu können.) Auch das macht traurig, weil es wirklich ein riesen Akt und Krampf war mit Organisation und Pi Pa Po.

    Brettspiele fallen auch weg, damit fehlt mir gerade ein wichtiger Ausgleich.

    Zum Glück habe ich mich Anfang des Jahres um meine psychische Gesundheit gekümmert. Ich habe seit ich denken kann Probleme mit Hyperaktivität, Konzentrationsschwäche etc. Als Jugendlicher stand Mal ADHS im Raum, dem bin ich aber nie nachgegangen. Jetzt ist klar, viel positiver als ich kann man wohl auf ADHS nicht getestet werden. Als Lerntherapeut kenne ich mich auf der fachlichen und therapeutischen Ebene mit dem Störungsbild aus und weiß, wie man helfen kann - dadurch wurde auch immer mehr der Verdacht erhärtet, dass es auf mich selbst zutrifft. Die Medikamente vertrage ich sehr gut und sie helfen wirklich - gott sei Dank. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie ich sonst in dieser Krise reagieren würde. Denn das ist es und das merkt man überall: Es ist eine emotionale Krisensituation die alle auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen belastet.


    Hinzu kommt: Das ich und meine Verlobte einige der Corona Symptome in leichter Form zeigen (kratzender, trockener Husten, einzelner Tag mit Übelkeit und teilweise Erbrechen) - also heißt es sowieso zuhause bleiben.

    Ich vermisse den direkten Kontakt und Austausch zu Freunden. Ich arbeite non stop und erstelle für meine Klienten gerade eine Onlineplattform über die wenigstens ein bisschen was weiterlaufen kann. Ich werde diese aber kostenlos zur Verfügung stellen , weil alle das Geld gerade gebrauchen können und weil ich der Überzeugung bin es ersetzt keine Therapie.

    Die Aussicht, dass das Ganze noch bis nach den Osterferien dauern könnte, macht mich nervös, ja nahezu zappelig (etwas, das dank den Medikamenten eigentlich weg ist). Einer meiner größten und sichersten Auftraggeber ist das Schulamt und das bricht gerade einfach komplett weg.

    Eine Situation, die man natürlich nicht hätte voraussehen können, gegen die man nichts machen kann. Deswegen bringt Kopf in den Sand stecken auch aktuell gar nichts und ich arbeite wie ein bekloppter. Aber es ist wirklich verdammt schwer und es liegt sehr schwer auf meinem Gemüt.

    Als Ausgleich hab ich eigentlich kurz vor Corona mit Warhammer 40K Kill Team angefangen und großen Spaß daran. Leider fällt das jetzt bis aufs bemalen auch flach... :(

    Zur Aufheiterung: Morgen kommt mein Warhammer 40K Death Watch Kill Team, ich freue mich aufs basteln, bemalen und anschauen.

    Brettspielrezensionen und Co stehen gerade komplett hinten an. Ich renn da jetzt auch keinem Corona Hype um Toplisten und Co hinterher.