Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Corona-Tagebuch für jedermann/frau“

    Zimt, Nelken, Chili und Ingwer mag ich nicht besonders, aber dies wäre ja noch zu verkraften und vielleicht in der richtigen Mischung auch lecker, wenn man wenigstens Koriander weggelassen hätte <X

    Wie Curry kann man auch Ras el Hanout selber machen. Dabei könnte man ja z.B. Koriander weglassen. Andererseits würde ich immer erstmal eine fertige Mischung ausprobieren, um überhaupt zu erfahren, wie das schmeckt. Vielleicht ist dir dann der Korianderanteil gar nicht unangenehm. Bei Koriander ist auch ein Unterschied zwischen Korianderpulver und -grün. Koriander kann man leicht überdosieren, ist mir mal mit Koriandergrün passiert, puh, das ging gar nicht.

    Weihnachten bei uns stelle ich mir aktuell schwierig vor. Auch wenn wir uns, wie meistens, auf den wirklich engsten Familienkreis beschränken, sind das 5 Personen aus 3 Haushalten. Eltern, Kinder und die 95 Jahre alte Oma. Mindestens zwei davon können sich nicht zur Vorbereitung in eine selbst gewählte Quarantäne begeben, weil sie arbeiten müssen und keinen Urlaub bekommen. Meine Tochter kann schon zu meinem Geburtstag, wenige Tage vor Weihnachten, nicht kommen, obwohl das am Wochenende vor Weihnachten ist, weil sie als Ärztin Dienst hat. Käme sie dann auch zu Weihnachten nicht, wäre das schmerzlich, aber kann man das riskieren. Kann man es riskieren, dass die alte Oma kommt? Mit einem Weihnachtsbesuch bei der Oma geht es auch nicht; sie lebt in einem Altenheim und aktuell darf sie nur eine Person für zwei Stunden empfangen; eine Familienrunde zum Kaffee ist da ausgeschlossen.


    Aber wer weiß schon, wie die Pandemie-Lage dann ist, welche Bestimmungen dann gelten, und was unsere eigene Vernunft uns dann sagt.

    Wir sind viele Monate von Epidemie-Dekreten administriert worden, ohne jegliche demokratische Checks & Balances? Wann fängt die Legislative wieder an zu funktionieren?

    Unser "System" ist da schon ein wenig komplex.


    Corona-Maßnahmen sind grundsätzlich Ländersache. Der Bund kann da bestenfalls moderieren, wie in der Ministerpräsidentenkonferenz unter Vorsitz der Bundeskanzlerin; das ist aber kein "offizielles" Organ und hat keine Zuständigkeit, wie der Bund und damit sowohl die Bundesregierung als auch der Bundestag diese nicht haben.


    Die Länder haben ja Gesetze, die von ihren jeweiligen Parlamenten erlassen sind, also demokratisch legitimiert. Diese Gesetze ermächtigen die jeweilige Landesregierung, Verordnungen zur Regelung der Einzelheiten zu erlassen. Auch diese sind demokratisch legitimiert, weil sie auf von Parlamenten erlassenen gesetzlichen Ermächtigungen beruhen.


    Diesen Weg ist man gegangen, weil es oft in bestimmten Bereichen wichtig ist, einigermaßen schnell handeln zu können.


    Das schließt ja nicht aus, dass der Gesetzgeber, also die jeweiligen Parlamente, sich selbst Gedanken darüber machen, ob und inwieweit sie in die konkrete Gestaltung eingreifen wollen. Schließlich haben Parlamente die Gesetze mit der Verordnungsermächtigung erlassen und können sie auch wieder ändern. Das können sie aus eigener Initiative tun, dazu brauchen sie keine Regierung als eine Art Antragsteller.


    Man sollte sich aber im klaren darüber sein, dass ein Parlament zumindest nicht per se schneller in seinen Reaktionsmöglichkeiten ist, als eine Regierung es ist.

    Eine interessante Frage wäre z.B., ob eine per Gesetz -also durch ein Parlament- angeordnete Corona-Maßnahme generell auf höhere Akzeptanz stieße als die bisherigen Maßnahmen. Andererseits: Wir haben in dieser Zeit Abschnitte erlebt, in denen sich alle zwei Wochen die Regelungen änderten. Wenn Parlamente das durchziehen wollten, könnten die Parlamentarier womöglich schon mal damit anfangen, ihre Feldbetten im Parlament aufzuschlagen. Bis über alles alles gesagt ist, halt nur noch nicht von jedem, dauert seine Zeit.

    Die Corona-Maßnahmen werden ja nicht vom Bund, sondern von den Ländern getroffen. Das geschieht auf dem Verordnungsweg, basierend auf einer gesetzlichen Ermächtigung. Die Verordnung muss in einem entsprechenden Amtsblatt des jeweiligen Bundeslandes veröffentlicht werden. Ich weiß jetzt nicht, ob es dann bei dieser Verordnung eine Frist gibt, die zwischen Veröffentlichung und Inkrafttreten liegen muss; jedenfalls gibt es Vorschriften, die treten am Tage nach der Veröffentlichung in Kraft. Je nachdem, worum es geht, bedarf es auch noch lokaler Umsetzung durch Allgemeinverfügung oder Satzung, was auch etwas Zeit kostet. Jedenfalls die Gastronomie in unserer Stadt hätte es gerne schriftlich von der Stadtverwaltung, was denn nun gilt. Mündlicher "Zuruf" ist da wegen der damit verbundenen Rechtsunsicherheit nicht beliebt.


    So konnte man im Falle des Beschlusses der Ministerpräsidentenkonferenz vom letzten Mittwoch bei aller Bemühung um Beschleunigung zunächst nur an die Bevölkerung appellieren, Kontakte zu reduzieren. Ich finde jetzt den Zeitraum zwischen dem Beschluss am Mittwoch und dem Inkrafttreten der Regelungen am heutigen Montag schon sportlich kurz. In der persönlichen Verantwortung jedes von uns liegt es, im freiwilligen Vorgriff auf die zu erwartenden Maßnahmen angemessen zu reagieren.

    Und jetzt das wichtigste: erklär mir doch mal, warum am Mittwoch, dem 28.10.2020 Maßnahmen beschlossen werden, die dann ab dem 2.11. in Kraft treten??? Warum dann nicht sofort. Weil jeder Politiker weiß doch, dass es Leute dann noch ausnutzen.

    Weil ein Beschluss dieser Art rechtlich nicht bindend ist und in jedem Bundesland erst in eine rechtsgültige Form gebracht werden muss. Das kann zwar schnell gehen, vor allem, wenn es in Form einer Verordnung geschieht, aber etwas Zeit braucht es doch. Meist ist es ja auch so, dass es dann noch vor Ort der Umsetzung durch die kommunalen Behörden bedarf.


    Und was heißt schon "ausnutzen"? Solange etwas nicht verboten ist, ist es erlaubt (Freiheit eben). Ob es dann jeweils sinnvoll ist, die Freiheit auch zu nutzen, steht auf einem ganz anderen Blatt.

    Ich hatte Alex so verstanden, dass er bis März 11 Mal gespielt hat, und seitdem eben auch nicht mehr. Bis dahin also ca. einmal die Woche. Spielt Ihr so viel weniger? Sonst müsstet Ihr bis dahin ja auf die gleiche Zahl gekommen sein.

    In normalen Zeiten spiele ich mit meiner Spielgruppe einmal im Monat. Dieses Jahr also 3x. Seit Mitte März spiele ich nur noch mit meiner Frau oder ab und an solo.

    PS: Dieses Jahr 11 Mal mit meiner Spielgruppe gespielt - 11 Mal bis Ende August. Was für ein scheiß Jahr.

    In dieser Beziehung bist du doch ein Glückspilz.

    Seit Mitte März habe ich wegen Corona mit meiner Spielgruppe genau null mal gespielt. Leute aus vier Haushalten in einem Raum an einem Tisch, an dem man keine Abstandsregel einhalten kann, geht einfach gar nicht.

    Beobachtet doch mal die Leute, die heute 80 sind. Die haben in ihren Leben gelernt, wie man mit wenig auskommt. Wie man sich an einfachen Dingen erfreut. Wir als Generation haben dieses "Privileg" nicht...

    Das hat man auch schon mit 73. Nach heutigen Maßstäben ging es uns schlecht. Ich habe mal um Brot gebettelt. Es musste die Kleidung des älteren Bruders aufgetragen werden. Man war froh, wenn es Weihnachten nicht nur Unterwäsche und Strümpfe gab, sondern auch ein kleines Spielzeug. Mit 14 habe ich den größten Teil der Sommerferien (4 Wochen) in einer Fabrik verbracht, um mir das Geld für einen eigenen Mantel zu verdienen, weil ich endlich mal ein größeres Kleidungsstück haben wollte, das für mich gekauft worden ist; da meine Eltern sich das nicht leisten konnten, bin ich eben in die Fabrik gegangen. Damals gab es 1,50 DM als Stundenlohn. Weil ich so fleißig war, habe ich eine Lohnerhöhung auf 2,- DM bekommen und wurde damit bezahlt wie ein 16-Jähriger, tolle Sache.

    Wir hatten wenig, eine glückliche Kindheit hatten wir trotzdem. Erst als ich 10 Jahre alt wurde, bekamen wir den ersten Fernseher. Das hat das Familienleben drastisch verändert. Man saß abends nicht mehr einfach zusammen, auch wenn man nur still las, sich unterhielt, spielte. Alles weg, Glotze war angesagt, war ja auch faszinierend, krempelte aber das Familienleben völlig um. Das wirkliche Miteinander wurde auf seltenere Gelegenheiten zusammengedampft.


    Erzähle ich so etwas, werde ich relativ schnell darauf hingewiesen, dass ich halt in der Steinzeit gelebt habe, alles Schnee von gestern. Die Corona-Krise hätte -wie andernorts stattfindende Kriege, die ja so weit weg sind....- zeigen können, dass "Steinzeit" ganz schnell zurückkommen kann. Wer "Steinzeit" schon kennt, wird besser damit klar kommen, alle anderen werden es lernen müssen.

    Und auch wenn wir im Alltag sehr diszipliniert sind, machen wir selbst das ja auch nicht anders - immerhin haben wir ja wie die meisten anderen hier auch schon wieder Spieleabende in persona mit unseren festen Runden gehabt. Sind halt begrenzte Kontakte und Vermeidung von möglichen Superspreader-Events, aber eben auch nicht Risiko null.

    Ich mache das anders. Unsere Spieleabende (4 Leute aus 4 verschiedenen Haushalten) sind nach wie vor zunächst bis einschließlich Oktober abgesagt. Unsere jährliche Wandertour im Oktober haben wir storniert, obwohl Einzelzimmer gebucht waren.


    Wir sind eine Gruppe, deren Mitglieder sich alle so langsam auf Mitte 70 zu bewegen. Je weniger Disziplin andere halten, um so mehr müssen wir das selbst tun. Das gefällt nicht allen von uns, das ist mir aber egal. Dann spiele ich eben nicht mit meiner Spielegruppe, sondern solo und mit meiner Frau.


    Lieber verzichte ich auf das Spielen in der Gruppe, als mich völlig unnötig einer womöglich lebensgefährlichen Infektion auszusetzen. Ich gehe nicht viel raus, außer wenn es sein muss, oder in den Wald. Bewegung verschaffe ich mir täglich auf dem Laufband, das ist zwar nur ein kleines Gerät für den Hausgebrauch, aber das geht auch. Obwohl es draußen natürlich schöner ist, dafür ist es da aber viel zu hieß.

    gandrasch


    Überspitzt formuliert muss man seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche also komplett aufgeben, wenn man sich dafür entscheidet, ein Kind zu bekommen? Nur um dann, wenn das Kind dem Elternhaus entwachsen ist, festzustellen, dass man sich selbst nicht verwirklichen konnte inklusive dem psychologischen Loch, in das man dann fallen darf? Wenn man seine Kinder tagsüber in den Kindergarten bringt, damit sie dort ausreichend soziale Kontakte entwickeln können, und die Zeit nutzt, um zu arbeiten, vernachlässigt man seine Schutzbedürftigen?


    Das ist das, was ich aus deinen Posts in der Essenz herauslese. Ich persönlich finde solche Ansichten ziemlich antiquiert und den Bedürfnissen, die auch ein erwachsener Mensch neben Kindern heute durchaus haben darf, nicht angemessen.


    Fyannon Es geht mir hier um 3(!) Jahre in denen man eventuell das Bedürfnis eines kleines Lebenwesens über die eigenen stellt und sich halt einfach mal davor informiert was es bedeutet Kinder aufzuziehen. Entweder ist das Kind Teil meiner Selbstverwirklichung oder ich sollte es lassen. Da bin ich relativ hart in der Ansicht, ja durchaus. Ich hatte auch nen komplett anderen Lebensplan, bin mit 22 Jahren Vater geworden und hab mich der Verantwortung gestellt.


    Ein Kindergarten ersetzt nicht die Werte die Kinder von ihren Eltern in der Zeit mitbekommen. Nur weil etwas "auch" funktioniert ist es doch nicht das beste. Und wenn es darum geht die nächste Generation auf die Erde zu setzen sollten wir uns vlt. überlegen denen die richtigen Werte mitzugeben und den "besten" Weg zu wählen.

    Über den besten Weg darf man sich getrost streiten. Bei meinem Alter und zwei Generationen von Kindern aus zwei Ehen, wobei meine erste Eheschließung fast genau 50 Jahre zurückliegt, habe ich da so meine hinreichenden Erfahrungen gemacht.

    Schon meine erste Ehefrau hat den Sinn ihres Lebens nicht allein in der Kindererziehung gesehen. Trotzdem ist sie zwei Jahre zu Hause geblieben, weil unser Sohn damals es nicht ausgehalten hat, bei einer Tagesmutter zu sein.

    Meine zweite Ehefrau hat selbst studiert. Wir sind schon 25 Jahre verheiratet, die Kinder kamen relativ früh in dieser Ehe. Unsere Tochter kam mit 2 1/2 in eine Kita, unser Jüngster dann als Geschwisterkind mit sechs Monaten in die selbe Kita, aber eine andere Gruppe. Da gab es nur altersgemischte Gruppen und die suchten gerade ein Kind, das noch nicht krabbelt. Meine zweite Frau ist jeweils nach einem Jahr wieder arbeiten gegangen, allerdings nur mit halber Stelle, mehr wollte sie ohnehin nicht.


    Ich bin nicht davon überzeugt, dass Eltern allein ihren Kindern geben können, was für diese gut ist. Der Umgang mit anderen Kindern, besonders noch in altersgemischten Gruppen, in denen früh gelernt wird, füreinander da zu sein, neben all dem, was Kindertageseinrichtungen sonst noch den Kindern bieten und vermitteln können, ist eine Erfahrung, die die Kinder nur bei ihren Eltern nicht machen können, da helfen auch Spielplatzbesuche nicht.


    Klar, es gibt Leute, die sehen das anders. Aber Eltern sind wie Kinder Menschen, die Bedürfnisse haben. Wie sollen Eltern, die nicht nur zu Hause sein wollen, glückliche Kinder aufziehen, wenn sie selbst nicht glücklich sein "dürfen". Es gab eine Zeit, da durften Kinder unter drei Jahren gar nicht in Kindertageseinrichtungen. Natürlich sagte man den Eltern dann, es sei das Beste für ihr Kind, wenn mindestens ein Elternteil in dieser Zeit zu Hause ist; schließlich sollten sie daran glauben.


    Niemand sollte sich einreden lassen, er gehöre zu den Rabeneltern, wenn er seine Kinder in einen Kindergarten oder eine Kindertagesstätte schickt. Das verschafft den Kindern soziale Kontakte und andere Anregungen, die sie brauchen, und gibt den Eltern Gelegenheit, auch anderem nachzugehen, als nur der Kindererziehung.


    Es sollte heutzutage selbstverständlich sein, dass Menschen Beruf und Kinder miteinander vereinbaren können, wenn sie das wollen.


    Ich erinnere mich noch an Zeiten, da gaben so manche Frauen geradezu "verschämt" zu, "Nur-Hausfrau" zu sein. Geht's noch? Ich bin alt, denke aber modern genug, um so etwas einfach nur gruselig zu finden.

    Sehr schön, kannte ich so noch gar nicht.

    Das antworte ich (Spätaufsteher) schon seit vielen Jahren , wenn mir jemand mit dem frühen Vogel kommt ... :evil:

    Was wiederum dafür spricht, dass das irgend jemand schon vor längerer Zeit mal "erfunden" haben muss. Eine Verbreitung wie der "Wurm" hat es aber wohl nicht.

    Oder anders: Wenn alle außer mir den "Wurm" und die "Maus" kennen, ich aber nur den "Wurm" kenne, ist der "Wurm" weiter verbreitet gewesen als die "Maus".

    Klar muss jemand den Widerruf genehmigen, dies war bisher aber nie ein Problem.

    Ist man aktuell aber wohl weniger zu bereit, weil die Fälle halt keine Ausnahmen mehr sind, vermute ich mal. Meine Frau musste auch den genehmigten Urlaub nehmen, obwohl wir nicht verreisen konnten.


    Aber das ist zumindest bei uns nicht schlimm. Urlaub zu Hause ist selbst im eingeschränkten Umfeld auch schön. Jedenfalls wenn man keine kleinen Kinder mehr hat, die man beschulen und bespaßen müsste. Einen Balkon haben wir.


    Weniger schön ist, dass wir unsere Kinder nicht sehen können. Gegenseitiges Besuchen ist nicht. Unser Sohn ist in Schweden. Unsere Tochter lebt zwar nur anderthalb Autostunden von uns entfernt; aber niemand will ein vermeidbares Risiko eingehen, denn ich bin schon über 70 und sie arbeitet als Ärztin in einer derzeit mit Coronapatienten voll belegten Intensivstation.


    Für uns gibt es trotzdem keinen Grund zur Klage. Da haben andere in dieser Zeit ganz andere Probleme, die wirklich welche sind.

    Seit zwei Wochen möchte ich am Wochenende gerne Toast essen, aber ich habe kein Toastbrot bekommen. Gestern hatte der Supermarkt welches, da habe ich es sofort gekauft, aus Angst, dass es am Wochenende wieder keines gibt. Wie bin ich denn drauf? Die Zeit verändert uns, eine solche Situation hätte ich mir vor vier Wochen nicht vorstellen können.

    Ersatzlösung, wenn Du mal wieder kein Toastbrot hast: Toaste einfach Roggenbrot, schmeckt super, na ja jedenfalls mir.

    Nicht in Urlaub fahren zu können, gehört noch zu den leichter zu ertragenden Erschwernissen dieser Zeit.


    Unsere Urlaubsreise diesen Monat nach Norwegen und Schweden mit dem Ziel, unseren in Stockholm derzeit im Auslandssemester studierenden Sohn zu besuchen, ist auch storniert. Der probiert jetzt sozusagen am eigenen Leib das schwedische Sondermodell des Umgangs mit Corona aus. Seine Uni ist zu, Vorlesungen per Video-Konferenz. Die Stadt ist leerer als sonst, weil die Touristen weg sind. Manches ist zwar geschlossen, vieles aber auch noch auf. Man kann Restaurants besuchen, sofern dort am Tisch bedient wird.


    Unsere Tochter ist Ärztin in einer Intensivstation mit Corona-Kranken. Wir versuchen, uns die Sorgen, die wir uns machen müssten, nicht zu machen; ändern können wir eh nichts.

    Ach lange Haare warden wir bald alle haben wenn die Frisoere weiter zu haben :D

    Schon möglich.


    Aber gab es hier im Forum nicht schon einen Thread, in dem es um empfehlenswerte Harrschneidemaschinen geht?

    Früher mal haben uns unsere Mütter die Haare geschnitten, es erfüllte seinen Zweck, auch wenn nicht alle Mütter da sonderlich geschickt waren.

    Wenn wir unsere Ansprüche ein wenig herunterschrauben, geht das alles schon.

    Was ist allgemeinschädlich?

    Was strafbar ist. Ansonsten nur, was anderen ohne Rechtfertigung schadet.

    Menschen, die sich im Urlaub in Schießer Feinripp, Badelatschen, Minirock (trotz 20 kg zu viel auf den Rippen) in Restaurants, Kirchen, Museen und Einkaufsstraßen tummeln, sind vermutlich nicht allgemeinschädlich, beleidigen aber das ästhetische Empfinden vieler Mitmenschen.

    Das mag zumindest teilweise "unschön" sein. Wer sein ästhetisches Empfinden allerdings davon beleidigt sieht, sollte mal über seine Prioritäten und seine Einschätzung des eigenen Stellenwertes nachdenken.

    Und die Jogginghose in der Öffentlichkeit (außerhalb sportlicher Betätigung) erfährt leider seit 2 Jahren wieder eine Renaissance ?( .

    Ich habe selbst keine Jogginghose. Hätte ich eine und hätte ich Lust, diese außer Haus zu tragen, wäre mir völlig schnuppe, was andere davon halten. Zumindest außerhalb etwaiger Ansprüche im Berufsleben.

    Es gibt zur Zeit natürlich wichtigere Themen, aber ein Mindestmaß an Stil kann man auch jetzt beibehalten.

    Es gibt Leute, die können sich "ein Mindestmaß an Stil" nicht leisten, egal, in welcher Zeit wir gerade sind.

    Der Modemensch redete uns dieses Bekleidungsstück ganz generell aus, nicht nur in der Öffentlichkeit.

    Für mich hat das was mit Mühe geben zu tun: Ich lege in der Öffentlichkeit wert darauf, ein Mindestmaß an Gepflegtheit aufzuweisen. Ich würde auch nicht mit ungekämmten Haaren vor die Tür gehen.

    Der Modemensch war nur das, ein Modemensch. Zur Ikone konnte er doch allenfalls für Modeinteressierte werden. Mode war mir immer schon egal, will sagen, Mode ist für mich, was mir gefällt und was ich kaufen kann; selber nähen kann ich nicht.


    Mir hat sich nie erschlossen, warum eine saubere Jogginghose nicht einem Mindestmaß an Gepflegtheit entsprechen sollte. Selbst ungekämmte Haare müssen doch nicht ungepflegt wirken (ungewaschene schon eher), das kann bei manchem sogar interessant aussehen.


    Es ist doch alles nur eine Frage der jeweiligen Einstellung.


    Für einen Mann galt es lange als selbstverständlich, nicht unrasiert herumzulaufen; früher mal hatte ein Mann von Welt einen Bart zu haben, manchmal sollte der sogar eine bestimmte Form haben. Heutzutage ist ein 3-Tage-Bart mindestens mal toleriert, der 1- oder 2-Tage-Bart ist halt "Durchgangsstadium". Es gab Zeiten, da waren lange Haare das Zeichen des "freien Mannes". Jedenfalls zur Beetles-Zeit fanden Ältere das oft schrecklich.


    Wir lassen uns viel zu sehr von dem beeinflussen, was "man" (wer ist das eigentlich?) tut oder nicht. Solange das, was wir tun, nicht allgemeinschädlich ist, soll man uns doch einfach in Ruhe unser Ding machen lassen.

    Machen wir uns da mal nichts vor. Menschen vergessen schnell. Ich erwarte in der Beziehung keine nachhaltige Veränderung.

    Und dann laufen alle wieder in ihrem gewohnten Hamsterrad.

    Das ist als Möglichkeit nicht unwahrscheinlich. Die Anziehungskraft des Goldenen Kalbes ist schon im Alten Testament belegt.


    Die Veränderung des Bewusstseins der Gesellschaft ist ein träger Prozess. Wenn es aber Menschen gibt, die innehalten und nachdenken können und wollen, kann das Veränderung in Gang setzen. Das kann, wie wir wissen, sehr lange und auch länger als ein einzelnes Menschenleben dauern. Wenn man aber schon aufgibt, ehe man überhaupt angefangen hat, kann das nichts werden.

    Was ich definitiv sagen kann und auf jeden Fall positiv ist: ich weiß definitiv wieder eher, was wirklich wichtig ist, für was ich dankbar bin und was Glück im Kleinen bedeutet.

    Eine wichtige Erkenntnis, die sich gerade in schwierigen Zeiten gerne einstellt. Wenn man schwere Zeiten schon erlebt hat, weiß man das.


    Ich erinnere mich noch an meine Kindheit in den ersten Nachkriegsjahren, an die Armut, in der wir gelebt haben, und dass meine Eltern sich mal geschämt haben, als sie erfahren haben, dass ich bei Nachbarn um Brot gebettelt habe, weil ich Hunger hatte. Habe ich davon meinen längst erwachsenen Kindern erzählt, hieß es nur, das sei Schnee von gestern, heute seien die Zeiten anders.

    Ja, die Zeiten sind anders. Wir sind in unserem zentraleuropäischen Wolkenkuckucksheim so daran gewöhnt, dass es uns gut geht, dass so mancher das gar nicht als gut, sondern als selbstverständlich empfindet, oder sogar jammert. Wirklich schlechte Zeiten für fast alle sind dermaßen lange her, dass die wenigsten sie noch aus eigenem Erleben kennen. So kippen wir womöglich gleich aus den Latschen, wenn es mal etwas schwieriger wird.


    Ja, es gibt viele, die es jetzt schwerer haben als noch vor ein paar Wochen. Alle die, die zum Wohle anderer sich erhöhter Ansteckungsgefahr aussetzen. Alle die, die jetzt ihren ganzen Familienalltag auf den Kopf gestellt sehen und sich neu organisieren und erfinden müssen. usw. usf.. Es ist schwieriger, als es noch vor drei Wochen war, aber die Aussicht, dass es auch mal vorübergeht, ist eher konkreter, als sie es in der Nachkriegszeit war.


    Man könnte versuchen, gelassener zu bleiben, zumindest wenn einem nicht gerade alles über den Kopf wächst. Vielleicht entsteht aus dem, was wir jetzt erleben, nicht nur die Erkenntnis, welche Werte wir eigentlich haben, was uns wirklich wichtig ist, sondern auch eine Umsetzung dieser Erkenntnisse in ein lebens- und liebenswerteres Zusammenleben.


    Geradezu erschreckend die Tendenz, die sich in den USA anzubahnen scheint: Hauptsache, die Wirtschaft brummt, Verlust an Menschenleben ist da bloß Kollateralschaden. Menschen können auf einem sehr viel niedrigeren Niveau der Wirtschaft glücklich leben. Alles eine Frage der Einstellung.


    Wer schon als Kind ein Smartphone hat/hatte, kann sich schwer vorstellen, wie man zufrieden leben konnte, ohne auch nur von einem PC je etwas gehört zu haben; als der Milchmann mit seinem Dreirad noch offene Milch bis vor die Haustür fuhr.

    Generell kann ich es sehr empfehlen, die mögliche zusätzliche Zeit in ein paar zusätzliche Kochskills und -Experimente zu investieren. Das rentiert sich auf Jahrzehnte

    ...bei mir wohl eher nicht mehr, aber für ein paar Jahre ist es ja auch schön.


    und verschönert jeden Tag

    ...das sicher, sofern man denn zu den Menschen gehört, die zumindest einen Menschen haben, der freundlich sagt, dass es ihm schmeckt. Kocht man nur für sich selbst, ist das zwar auch nicht schlecht, aber doch nur halb so "spannend".

    Meine Frau geht noch arbeiten. Teilweise Home Office. Weg zur Arbeit allerdings nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit dem Auto.


    Ich muss ja nicht mehr zur Arbeit. Kleine Kinder haben wir nicht mehr. Ich kann allerdings nachvollziehen, was es heißen kann, sich da aktuell neu organisieren zu müssen.


    Lagerkoller droht mir nicht. Schon als Kind konnte ich mich gut mit mir allein beschäftigen, habe schon sehr früh Brettspiele für vier Spieler solo gespielt usw.


    Unschön: Im April wollten wir über Oslo nach Stockholm, um dort unseren Jüngsten zu besuchen, der da gerade zu einem Auslandssemester ist. Daraus wird nichts, die Reise haben wir storniert. In Stockholm ist es im Gegensatz zu Januar/Februar jetzt sehr ruhig, wie er uns schilderte. Immer mehr Einschränkungen gibt es auch dort. Eine erhebliche Zahl von Auslandsstudenten ist in den letzten Tagen nach Hause zurückgereist. Er will bleiben.


    Auch unschön: Meine Schwiegermutter, 94, ist in einem Altenheim. Aktuell gilt dort Besuchsverbot. Das ist für eine Frau, die "rappelig" wird, wenn sie keine Abwechslung hat, schon nicht so einfach.


    Mir hilft "positiver Fatalismus": "Et kütt, wie et kütt." Wir versuchen, uns an die Vorschriften zu halten, und hoffen auf ein gutes Ende.


    Wie heißt der neue Supersatz?: Bleibt gesund.