Auch wenn wir immer noch sehr privilegiert sind für eine Familie mit Kleinkindern (großer Garten, bei mir nur noch minimal Kurzarbeit, meine Frau als Lehrerin mit viel Zeit momentan), so langsam machen sich doch die ersten Abnutzungserscheinungen bemerkbar.
Unsere Vorschülerin, die den Wegfall des Kindergartens bislang überraschend problemlos weggesteckt hat, beginnt langsam, große Stimmungsschwankungen an den Tag zu legen. Sie war schon immer sehr sensibel, aber jetzt genügt manchmal der falsche Tonfall oder nur ein falsches Wort, um sie in Tränen ausbrechen zu lassen.
Die Kleine ist weiterhin ziemlich unbekümmert, wird allerdings von Tag zu Tag frecher. Da fehlt vielleicht wirklich die Grippe zum Einüben sozialer Verhaltensweisen.
Und meine Frau geht nach 7 Wochen zuhause auch langsam auf dem Zahnfleisch. In Ihrer (Haupt-)Schule beginnen laufen jetzt die Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des Unterrichts. Allerdings wird sie bis auf Weiteres nicht eingesetzt werden.
Wir hatten eine Anfrage der Kinderkrippe, ob wir die Notbetreuung brauchen würden. Da meine Frau wenn überhaupt dann nur tageweise wieder in die Schule gemusst hätte (und die Planung hier seeeehr lange dauert), hat sie nach Rücksprache mit ihrer Rektorin abgelehnt. Sie hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, den Platz nur zeitweise zu brauchen, während Andere vielleicht keinen bekommen.
Jetzt ist sie die einzige an ihrer Schule, die morgens keine Aufsichts-/Lehrschicht übernimmt, und hat - ein schlechtes Gewissen...
Ich merke, dass ich vor Allem wegen meiner Kinder immer schlechter mit der Situation umgehen kann.
Wenn Saskia Esken jetzt davon spricht, dass auch nach den Ferien kein normaler Unterricht möglich sein wird, bricht es mir das Herz, wenn ich an meine Tochter denke, die nach dem Kauf Ihres ersten Schulranzens tagelang stolz damit durch die Wohnung "gereist" ist, beim Gedanken daran, dass ihr Schulbeginn vielleicht so gar nicht dem entsprechen wird, was wir und sie sich vorgestellt haben.
Ich selbst könnte zur Not damit leben, bis zum Ende des Jahres auf Treffen mit meinen Freunden und Brettspielrunden zu verzichten, aber die Kinder, bei denen das m.E. viel stärkere (negative) psychologische Folgen haben wird, sollen das nicht müssen. Je länger der Lockdown anhält, um so länger wird ihnen ein Stück normaler, unbeschwerter Kindheit gestohlen. Und langsam festigt sich auch bei mir der Eindruck, dass im Moment viel zu viel Anderes wichtiger ist, als Kindern die Rückkehr in so viel Normalität wie möglich zu ermögflichen.