Liebes Tagebuch,
etwa ein Jahr lang setzen wir uns jetzt mit diesem Virus auseinander und langsam ist, zumindest für mich, so etwas wie Alltag und Normalität eingekehrt. Das Leben fühlt sich inzwischen wie eine lange Winterpause an und man hofft, dass jetzt dann doch bald mal der Frühling kommt und alles wieder erwachen darf. Aber wir haben uns inzwischen eingerichtet und sind bisher froh, verschont geblieben zu sein und einige Probleme, die andere quälen, nicht zu haben, konkret: Keine Kinder, die es zu bespaßen gilt, weitestgehend Homeoffice möglich und bisher alle im familiären Umfeld gesund und munter.
Ansonsten freut man sich eben an den kleinen Dingen: das Vereinsgelände vom Bogensportverein ist hier in BaWü zumindest für das Einzeltraining noch geöffnet. Im Homeoffice kann man auch schonmal ein bisschen länger schlafen. Man genießt neue Wein- oder Absinthsorten. Und man entdeckt immer neue Orte zum Spazierengehen, da die Üblichen inzwischen doch schon ziemlich überlaufen sind.
Da gab es auch gestern für mich einen kleinen Aufreger: Gelangweilte Städter neigen jetzt wohl aus Ermangelung von Alternativen zum Sensationstourismus und fahren an den überfluteten Rhein. Da war wohl gestern so viel los, dass eine verschreckte Reh-Herde aus den Fluten gerettet werden musste. Doch die Schaulustigen haben auch am Ufer keine Ruhe gegeben und sind immer wieder mit Handy, Kind und Hund nahe an die armen Tiere ran. Fazit: ein Reh musste vom Jäger gleich getötet werden, das andere sollte sich am Deich erholen, wurde aber immer wieder von Schaulustigen gestört, sodass es schließlich in den Rhein sprang und ertrank.
Und auch im Wald fällt mir immer öfters nun so ein Benehmen auf. Da hetzen freilaufende Hunde den Wildtieren hinterher, kleine Kinder werden in der schlammigen Klamm frei laufen gelassen und fallen dann den Abhang hinunter (mit viel Glück ist da nichts Schlimmeres passiert), Familien und Großgruppen treffen sich im Wald zum Picknick (da sieht es ja niemand) und der Müll wird anschließend am Wegesrand hinterlassen. Schon allein aus diesen Gesichtspunkten bin ich froh, wenn die Natur hoffentlich bald wieder nur für diejenigen attraktiv ist, die sie so erhalten möchten, wie sie ist.
Was mir jedoch am allermeisten fehlt, sind die Spieleabende am Samstag. Der TTS ist dafür nur ein trauriger Ersatz, der bei uns irgendwie nicht so richtig zündet. Die Zeit wird daher momentan mit 2-Personen-Spielen und dem stillen Mitlesen hier im Forum überbrückt.
Aber insgesamt geht es uns gut und das darf auch noch so bleiben, bis wir mit dem Impfen dran sind.