Achja, nachgereicht ->
Cruella: Hatte mich extrem auf den Film gefreut, wurde aber 2021 von wenig mehr enttäuscht, als von diesem Weichspüler. Totaler Kinderfilm, gestreamlined ohne Ende, alle Ecken und Kanten abgefeilt. Unterhaltung für die ganze Familie, vornehmlich aber für die Kleinsten. Die ganzen Joker-Referenzen und die dunkle Atmosphäre des ersten Trailers von Mitte letzten Jahres sind weggewischt und im Keim erstickt. Das Endprodukt ist eine leere Hülle ohne Seele und mehr Cap und Capper denn Unten am Fluss.
Dringend vermeiden. 4.0
Halbe Brüder: Sido kann als sympathischer Loser zwar nicht schauspielern, Fahri Yardim dafür aber schon und uns "Teddy" Teclebrhan bringt die nötigen komödiantischen Spitzen. Kurzweiliger Popcorn-Krautfilm für Almans, denen der Tatort nicht mehr hip genug ist und die gern mal in den Geschmack ihrer jugendlichen Kinder hineinfinden wollen. ~6.5 mit Wohlwollen
Don't Look Up: Hochaktuell, intelligent, skurril, unverschämt witzig und versehen mit innovativen Schnitten.
Ich hatte im Vorfeld nichts über den Film gewusst, sondern nur genau ein Mal den deutschen Trailer gesehen - das war's. Daher war ich sehr überrascht von dem riesigen, äußerst spielfreudigen Starensemble, der bissigen, komödiantisch-satirischen anstatt dramatisch-pathethischen Ausrichtung des Ganzen und der verrückten Einfälle, die hier so drin sind. Don't Look Up hat mich komplett abgeholt und somit zugegebenermaßen echt kalt erwischt. Was ich aber als äußerst positiv einschätze, da man heutzutage ja nur noch selten so verblüfft wird.
Achja und Leo Di Caprio ist nach wie vor einfach nur ein riesengroßes Geschenk an die Menschheit. Er könnte wahrscheinlich auch einen dreißigsekündigen Werbespot für Rohrreiniger glaubhaft und fesselnd rüberbringen.
Idiocracy auf Oscarniveau. 9.0
Red Notice: Netflix-Eigenproduktion die keinem weh tut, das Maß der Glaubwürdigkeit jedoch mehrfach hart überspannt. Retter des Tages ist Deadpool, äh, Ryan Reynolds, der hier einmal mehr sein neues Selbst spielt und den comedic relief nahezu die ganze Zeit über lockerleicht allein schultern kann. Daher: Hirn aus, Popcorn an. Dann wird es auch unterhaltsam. 7.0
Birds of Prey: Jeremy Jahns' Kritik zum Film habe ich noch nicht gesehen, laut seinen Kategorien würde ich Birds of Prey aber wohl zwischen "probably better if you're drunk" und "already forgotten in T-1 days" einordnen. Harley Quinn ist per se ein cooler Charakter, wird hier aber nahezu genauso verheizt wie in den beiden Suicide Squads. Warum man auch auf Krampf versuchen musste, noch ein weiteres Team aus random Helden zu kreiren...man muss es nicht verstehen. Oder anders gesagt: Geld regiert immer noch die Welt und DC hätte sich gefreut, auch aus Black Canary, Huntress & Co noch Kohle machen zu können. Das wird nach dem katastrophalen Ankommen aber mit Sicherheit nicht mehr passieren. Zumindest Ewan McGregor wird es freuen, so muss er doch nicht noch einmal diese hundserbärmliche Bösewichtrolle von Black Mask spielen. Das war wirklich schwer zu Ertragen und mehr Fremdscham als Eddie Redmayne in Jupiter Ascending. Brrr. 5.0
Little Women: Wunderschön gefilmter, bezaubernd gespielter und dramaturgisch voll und ganz überzeugender Liebesfilm von Greta Gerwig, der seinen x-ten Aufguss hier wirklich redlich verdient hat. Unter dem Strich vielleicht ein Mü zu lang, erreicht er aber auch einen tollen Wert bei mir. Würde ich mir sofort wieder anschauen. Saoirse Ronan ist einfach nur zum Anschmachten, entschuldigt bitte. 8.5
Jungle Cruise: Siehe Red Notice I guess? Rundgelutschter Popcorn-Quatsch, von dem ich mir mehr "Indy" sowie Action und weniger Klamauk erhofft hätte. Ja - die Jokes, welche The Rock hier mutterseelenallein vortragen muss, sitzen, aber so richtig rund wirkt alles nicht. Weder der fake Tigerangriff, noch das fake Eingeborenenvolk, noch die Twists am Ende. "Konstruiert" wäre quasi die Untertreibung des Jahrhunderts. Naja wie dem auch sei. Ich hatte zwei Stunden Freude dran, der female Lead stimmt, die Nebenrollen sind mit Giamatti und Plemons überragend besetzt und der Look war auch mal etwas anderes. Wohlwollende 7.0
The Power of the Dog: Unser diesjähriger Oscarfavorit ist in meinen Augen schon ein ganz schöner Slow Burn, der vor allem in der ersten Hälfte aka Stunde noch sehr ziellos daherkommt. Man weiß noch nicht so richtig, wo der Film hin will oder was er eigentlich von einem möchte. Dann wird die Schlinge aber immer enger gezogen und das Ende fand ich persönlich brilliant. Dazu kommen die tollen Landschaftsaufnahmen (leider nicht vom Ort wo der Film eigentlich spielt^^) und das einnehmende Spiel von Benedict Cumberbatch. Auch sein Sidecast kann sich sehen lassen, die Schnitte sind gut, die Musik sehr besonders...hmm. Es stimmt eigentlich so vieles. Und doch wollte der Funke nicht vollends überspringen. Dafür hat er mich am Anfang doch zu sehr ratlos zurückgelassen und lief mir zu langweilig an. Ich war über weite Strecken teilnahmslos in der ersten Hälfte und hätte mir beispielsweise eher eine Romanze zwischen Phil und Rose gewünscht, die ja beide über die Musik einen gemeinsamen Anker gehabt hätten. Naja sei es drum. An schlechten Tagen würde ich ihm 6.0 geben und an guten 7.5. Daher gebe ich jetzt einfach mal 6.75, auch wenn das wahrscheinlich Gotteslästerung gleichkommt. Aber so war nunmal mein Empfinden dazu bei der Erstsichtung. Vielleicht sollte ich nochmal eine zweite folgen lassen, um die Wertung abzuschmecken.
Call Me by Your Name: Auch hier muss ich die Cineasten leider enttäuschen. So richtig abgeholt hat er mich - warum auch immer - nicht. Auch wenn ich das eigentlich nie mache, zitiere ich jetzt mal eine Rezension von letterboxd, die meine Gedanken wesentlich treffender beschreibt, als ich Amateur es gerade selbst in Worte packen könnte:
Zitat"it just doesn’t click. a gorgeous facade, masking the vagueness of the dialogue and intentions and feelings of the characters. dripping with scenic appeal, but i’m only slightly charmed by it. what tries to be one of the most sincere movies in years only feels hollow to me, even when i try to let it in. oliver and elio are different ages, but it’s the maturity level that bothers me here: one, a man, going out by himself until dawn. the other, only a boy, sitting with his parents, being read a fairlytale while it rains outside. he puffs out his chest and acts older than his age. and that’s what it is: an act. he can be intelligent and wise and ready for love, but is he mature enough for a relationship like this. it’s that imbalance that has me trying to break down the walls of this thing and see it more clearly. the way they talk and interact rings empty to me, only getting glimpses of true tenderness, split seconds of actual romance. oliver comes off the emptiest of all, i counted on one hand the times i could see his true nature, and half of those, i didn’t like what i saw. maybe he loved elio, but i can’t quite see it. and what i’m left with is a chilly ending, reflected in flames by the best bit of acting the movie has to offer.
but, all that said, i’m aware of the fact that people love it so. love it, relate to it, are enchanted by it. and i’m trying to let that be what it is, because the above is only my opinion, and we all have such drastically different opinions. in the end, all we can do is scribble our thoughts down and move on. discussion is maybe the most important aspect of a movie like this, or a time like this: to be open to discuss a movie and it’s good sides and it’s bad sides, even if you hold it dear to your heart. or despise it.
this is a glorious, sun-drenched daydream for some, but not for me. and that’s ok."
6.0
Lg