Beiträge von Nico im Thema „Tipps fürs Heimkino“

    Wenn es mir vorrangig um die Frauenrollen geht, gehören ja auch viele ältere Filme in den Giftschrank. Wie viele wir da schon ausgemacht haben, weil es einfach super unangenehm war.

    Nunja, an der Stelle springt mein Filmhistorikerherz natürlich im Quadrat. Also: Zum einen gibt es wahnsinnig viele ältere Filme mit tollen Frauenrollen - und nein, da muss man Ingmar Bergman und Konsorten gucken, da reicht auch der klassische Women's Film und das Melodrama des Hollywoodkinos. So problematisch etwa Vom Winde verweht in der Darstellung der Sklaverei und der african americans ist, so wunderbar funktionieren Scarlett und Melanie auch heute noch als toughe Frauen mit eigenem Kopf. Es ist eine ganze Parade von großen Schauspielerinnen, die mir im Kopf rumspuken, wenn ich an starke, tolle Frauenrollen denke: Shirley MacLaine, Doris Day (ja wirklich), Katharine Hepburn, Myrna Loy, Anna Magnani, Jill Clayburgh, Mae West, Rosalind Russell, Joan Crawford, Bette Davis, Patricia Neal, Faye Dunaway, Ellen Burstyn, Sally Field, Sophia Loren, Hildegard Knef, Marlene Dietrich, Miou Miou, Jeanne Moreau, etc etc.

    Zum anderen kann man aber doch nicht ganze filmgeschichtliche Schubladen versiegeln, weil die darin enthaltenen Darstellungen misogyn sind. Dann sind Italo-Western, Giallo, große Teile des deutschen Nachkriegsfilms minus die Landärztin, der Film Noir alle tabu. Es ist doch viel spannender auf die Bruchstellen dieser Filme zu achten: In keinem Genre decouvriert sich Machismo so sehr als Soziopathie wie im Giallo. Kein anderes Genre bricht Männlichkeitsstereotypien so gut auf wie der Italo-Western. Der Film Noir kann sehr, sehr leicht (und da gibt es dutzende feministisch inspirierte Studien zu) gegengelesen werden, die Femme Fatale ist zumeist eine Interpretationsleistung des Zuschauers oder des Erzählers (bestes Beispiel etwa Gilda, wo niemand mir erklären kann, wieso die Figur als klassische Femme Fatale gilt), vielmehr geht es vielen Beiträgen des Genres ostentativ viel eher darum, die Frau nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in ihre angestammte Position in der Küche zurückzudrängen. All das sind spannende Filme, auf die ich nicht verzichten will. Dass man zukünftig vor die meisten frühen Eastwoods gerne einen Disclaimer packen sollte, der auf die Standardvergewaltigung durch den Helden in Minute 38 hinweist - geschenkt.

    Ich stimme dir da vollkommen zu, anderes habe ich auch nie gesagt. Die fett markierten Stellen schließen sich ja nicht aus.


    Nur mal so 2 Beispiele:

    Indiana Jones und der Tempel des Todes. Der Anfang ist unerträglich. Alter Schwede.

    Anchorman. Ich hätte ihn nicht nochmal anfangen sollen, hatte ihn gut und witzig in Erinnerung.


    Zwei Filme, die ich erneut gucken wollte, es aber einfach nicht geschafft habe. Und das ist auch völlig ok so. Es gibt, wie du sagst, Filme in denen solche Rollen und Stereotype vorkommen, die man immer noch sehr, sehr gut gucken kann. Und es gibt Filme, wo das eben nicht mehr geht, meiner Meinung nach. Da ist einfach irgendwann Schluss bei mir. Das ist wie

    manchen Leuten zuhören. Das ist in kurzen Dosen in Ordnung, aber es macht dich auf Dauer einfach wütend.

    Wenn es mir vorrangig um die Frauenrollen geht, gehören ja auch viele ältere Filme in den Giftschrank. Wie viele wir da schon ausgemacht haben, weil es einfach super unangenehm war.

    Wir haben letzte Woche Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch gesehen. WOW - einfach WOW. Was für ein geiler Film. Und ich stehe überhaupt nicht auf Animation.

    Aber dann war die Einweihung eher für den Betreiber, ja? Bzw meine ich, die Filme eher wegen ihm ausgesucht.

    Klar, wie oben geschrieben hab ich die Filme für ihn ausgesucht, er sollte mit dem Programm überrascht werden (Filme kuratieren und vorstellen habe ich ja jahrelang beruflich gemacht). Meine Idee war 55 Tage gucken alle, der Untergang dann nur noch im kleinen Kreis für die Spezis als Abendunterhaltung. Daher war es überraschend wie es sich dann entwickelt hat, zumindest für mich.

    Ah, alles klar. Aber das war doch. dann ein sehr schöner Outcome :)

    Bei der Einweihungsfeier 2 Filme vorstellen, und das war der Plan? ^^

    Die "Einweihung" war ja als Filmvorführung angekündigt und die halbe Nachbarschaft war da, also nicht unbedingt Cineasten. Ich hätte gedacht dass nach 150 Minuten Film und 15 Minuten Einführung die meisten "Normalsterblichen" genug hätten, zumal auch Jugendliche dabei waren. Aber nein, die sind nach einer Essenspause alle für nochmal 180 Minuten (plus einführung) wiedergekommen, und das obwohl ich den Film als schwierig vorher schon angekündigt hatte.

    Aber dann war die Einweihung eher für den Betreiber, ja? Bzw meine ich, die Filme eher wegen ihm ausgesucht.

    Ein Bekannter hat sein Souterrain in ein High-End-Heimkino der größeren Art mit 4K-Projektion, THX-Atmos-Ton, 40 Sitzplätzen und einer 10-Meter-Leinwand umgebaut (Gesamtkosten über 50.000 Euro). Gedacht ist das ganze eigentlich als Vereinsraum, die Nutzung als Heimkino ist da nur Nebenzweck.Ich durfte bei der Einweihungsfeier heute dabei sein und die Filme dafür vorstellen. Damit ich auch ein bisschen was dazu erzählen kann, habe ich zwei der unbekannteren Euro-Hollywood-Epics aus dem Hause Samuel Bronston vorgeschlagen - Hintergrund ist, dass Bronstons El Cid zu den Lieblingsfilmen des Hausherrn gehört. Schmul Bronstein war Neffe von Trotzki, studierte an der Sorbonne, und kam nach dem zweiten Weltkrieg als erster Filmproduzent auf die Idee, große epische Filme billiger in Spanien drehen zu lassen, in einem speziell zu diesem Zweck gebauten Riesenkomplex nördlich von Madrid, der nach Bronstons Pleite dann von Hollywood und den Italienern für unzählige Filme, vor allem Italo-Western weiterverwendet wurde. Seine bekanntesten Filme entstanden Anfang der 1960er und umfassen König der Könige, El Cid, 55 Tage in Peking, Zirkuswelt, vor allem aber einen der bösesten Flops der 1960er: Der Untergang des Römischen Reiches. Dieser Film kostete ihn sein Studio und sein Privatvermögen, danach konnte er nur noch kleine Projekte verwirklichen, die aber auch keinen Erfolg mehr erzielten.


    55 Tage in Peking ist aus heutiger Sicht unerträglich kolonialistisch im Gehabe und der Moral: Tapfere Diplomaten verteidigen sich 1900 gegen die Boxer, die sie massakrieren wollen, um so den ausländischen Einfluss aus dem Land zu drängen. Dass in Wirklichkeit die Bevölkerung verhungerte wird hier perfide umgedreht: Hier sind es die Diplomaten, die das Essen für die Bevölkerung sichern. Charlton Heston, David Niven und Ava Gardner sind die Stars eines Epos, das vor allem mit einer für die Zeit ungekannten Nonstop-Action daherkommt, und von Massenszenen die diesen Namen auch verdienen geprägt ist - ein Merkmal aller Bronston-Produktionen, offenkundig waren Statisten im Franco-Spanien preiswert zu haben. In den USA war bereits dieser Film ein Flop, aber wie die cleveren Filmproduzenten der 80er Jahre hatte Bronston hier durch Vorabverkäufe seine Schäfchen bereits ins Trockene gebracht, zudem lief der Film in Europa sehr gut. Bizarr ist, wenn man in der deutschen Fassung im Vorspann statt Tiomkins fast schon melancholischer Musik einen Männerchor einen A-Capella-Marschmusik-Song anstimmen hört (

    ). Insgesamt ist 55 Tage in Peking, wenn man den Kolonialton ignorieren kann oder als Zeichen seiner Zeit liest, immer noch sehr gute Unterhaltung in epischer Breitwand.


    Der Untergang des römischen Reiches hingegen ist schon ein besonderes Kapitel. Alec Guiness, Stephen Boyd, James Mason, Ava Gardner und vor allem Christopher Plummer als Commodus spielen hier als käme es auf ihr Leben an - was erstaunlich ist, da mehrere dieser Darsteller später immer wieder betonten, wie schlecht sie das Drehbuch fanden. Und das Drehbuch ist tatsächlich schwierig, man sympathisiert mit keiner der Figuren wirklich mit, was den Film dann leider überhaupt nicht trägt, ihn zugleich aber ziemlich faszinierend macht - wo gibt es das heute schon noch, einen Film, der sich dem Publikum in keiner Weise anbiedert? Dabei ist der Plot dem heutigen Zuschauer wohlbekannt: Ridley Scotts Gladiator ist nicht mehr und nicht weniger als ein Remake dieses Films, wobei dem "Untergang" die Ehre zuteil wird, historisch doch noch etwas tiefer in die römische Geschichte einzutreten. Der Film hat vereinzelt tatsächlich den Charme eines etwas langweiligen Geschichtsunterrichts, dies wird aber immer wieder unterbrochen durch einige der wohl imposantesten Massenszenen, die ich je gesehen habe, und der Nachbau des Forum Romanum ist absolut gigantisch (damals die größte je gebaute Filmkulisse). Besonders bemerkenswert ist für mich die Synchronisation: Hier sind wirklich alle Hörspiel- und Synchronstars der 1960er in einem Film vereint, jede Stimme ist bekannt und großartig dabei, von Heinz Petruo, Paul Klinger über Arnold Marquis bis hin zu Horst Niendorf. Der Film kam besser als erwartet an, eigentlich hatte ich gedacht, dass sich die meisten nach dem ersten Film bereits verabschieden würden, aber tatsächlich blieben alle auch für den zweiten Film. Insgesamt eine schöne Veranstaltung.

    Bei der Einweihungsfeier 2 Filme vorstellen, und das war der Plan? ^^

    Auf Disney+ gibt´s The Banshees of Inisherin, eine bitter-süße Allegorie auf den Krieg. Langsam und unaufgeregt wird die Geschichte einer aus nichtigen Gründen zerbrochenen Freundschaft zwischen Colm (Brendan Gleeson) und Paidric (Colin Farell) zur Zeit des irischen Bürgerkrieges erzählt. Den knurrigen Brendan Gleeson schaue ich mir immer gerne an, der hat einfach eine wahnsinnige Leinwand-Präsenz. Farell spielt als einfältiger und trauriger Paidric ebenfalls groß auf.

    Ein ganz großartiger Film.


    Was ich dazu aber sagen wollte: Klar ist der in Teilen typisch McDonagh-witzig, aber vor allem ist der: scheiße traurig, trist, emotional.


    Brügge sehen und sterben ist da sehr viel witziger. Nur zur Einordnung, ich war nämlich etwas erschüttert, weil ich mir es (ein bisschen!) leichter vorgestellt hatte.

    der der Ablenkung von den Kriegsvorbereitungen dienen sollte

    Würde der Film damit nicht wieder der Definition "Propagandafilm" im weitesten Sinne entsprechen?

    Übrigens hat das Zeughauskino kürzlich die spannende Reihe "Roads not taken" mit Filmen zur alternativen Geschichtsschreibung gezeigt, darunter so Perlen wie "Zahnschmerzen" (deutscher Fernsehfilm von 1975, der in einem Jahr 1977 spielt, in dem die deutschen den Krieg gewonnen haben und sich irgendwie trotzdem mit Vergangenheitsbewältigung rumplagen müssen) und "It Happened Here" (britischer Film, quasi eine Art Jugendprojekt, der bis 1965 fast zehn Jahre lang gedreht wurde und in einem England spielt, das sich den Deutschen im Krieg ergeben hat und kollaboriert.).
    Einer der wenigen Gründe, aus denen ich bedauere, nicht in Berlin zu wohnen - da gibt es immer tolle alte Filme, die unerwartet modern wirken.

    Hätte ich mal da ins Kino gehen sollen.. die Ausstellung"roads not taken" war nämlich ziemlich enttäuschend.

    Grundsätzlich sollte man Predator immer gesehen haben - der Film hat das Action-Kino der 80er Jahre entscheidend mitgeprägt und viele visuelle Ideen erfunden, die heute immer noch Standard sind (so sehr, dass heute einige das Besondere nicht mehr sehen, weil es durch zahllose Epigonen zum Standard normalisiert wurde; das Schicksal teilt der Film mit Stirb langsam). Aber um Prey sehen zu können muss man ihn nicht kennen. Allerdings macht vielleicht Predator nach Prey weniger Spaß.

    Das würde ich mal so bezeugen: Predator war, bis auf eine coole Schlussszene, ziemlich langweilig - aber man wusste ja auch schon, was der Predator kann und macht, weil man schon tausende Anspielungen überall gesehen hat.


    Das trifft aber bei weitem nicht auf alle 80er-Klassiker zu!


    Wir werden die jetzt aber alle gucken. Ich freue mich auf hoffentlich mehr Trash in den Filmen 2-4. ^^

    Die Kochshow dazu ist vielleicht noch besser. :)

    Die Kochshow?

    The Chef Show heißt das ganze, gibt's auf Netflix.

    Jon Favreau war eben begeisterter Hobbykoch, musste sich für den Film aber noch einiges antrainieren und hat deswegen mit Roy Choi gearbeitet, der dann den Filmdreh auch "überwacht" hat soweit ich weiß. Und die beiden haben zusammen eine Kochsendung, bei der sie auch allerhand berühmte Leute aus der Food- und Filmkultur treffen! Da wird auch mal auf der Skywalkerranch gekocht mit Dave Filoni..


    Vor allem ist aber Roy Choi ein unglaublich begnadeter und sympathischer Typ.


    Wer also Kochsendungen mag und noch ein wenig Filminteresse mitbringt, für den ist das was ganz besonderes finde ich :)


    (Einziger Kritikpunkt, wie aber bei so ziemlich allen Kochshows: Fleisch, Fleisch, Fleisch..)

    Zum Thema Essen fällt mir noch 'Kiss the Cook' ein. Gar nicht soo besonders aber trotzdem ein wir ich finde sehr sympathischer kleiner gute Laune Film! :)

    Finde auch, ein richtiger Feelgood-Film. Die Kochshow dazu ist vielleicht noch besser. :)


    Was ist denn mit 'Julie&Julia'?