Meine veränderte Wohnsituation erlaubt mir inzwischen, meine Miniaturenmalerei vorm Fernseher abzuhalten, und in dem Zuge endlich mal wieder ein paar "olle Kamellen" aus meiner Jugend wieder aufzufrischen.
Drei Highlights:
RoboCop: bestimmt seit 25 Jahren nicht gesehen - fand ich damals top und heute direkt noch besser. Anders als damals wird mir jetzt erst richtig bewusst, wie TIEF die satirische Note des Films geht, der sich wie die Lebendigwerdung der größten konservativ-republikanischen Alpträume der Reagan-Ära ausnimmt: Mord und Totschlag und gefeierter Drogenkonsum auf offener Straße, sodass es in den Straßen Detroits aussieht wie im damaligen Beirut oder anderen Kriegsorten aus den Nachrichten, dazu eine Polizei, die aufgibt und streikt - und an allem sind natürlich die verdammten Liberalen schuld. Da hilft nur noch RoboCop!
Mit ordentlich Abstand und gewachsener politischer Bildung guckt sich der heute wirklich ganz anders.
(Ähnliches galt übrigens auch für Demolition Man, den es kurz danach nochmal gab, aber hier sind die Parallelen halt schon im Film deutlicher beschrieben. Trotzdem spannend, WIE verbreitet von Kriminellen in Kriegsgebiete verwandelte US-Städte von Die Klapperschlange über RoboCop bis hin zu Demolition Man in den 80ern waren.)
Zoff in Beverly Hills: War mal meine Lieblingskomödie und mein Einstieg in die wunderbare Welt der Talking Heads. Dazu Nick Nolte in seiner vermutlich besten Rolle. Ist nach fast 40 Jahren so gut wie keinen Tag gealtert, und von einigen wenigen zeitgeistigen Elementen wie dem Aschram-ge-new-age und den Glam-Punk-Outfits von Sohn Max könnte der Film vermutlich letzte Woche gedreht worden sein. Wenn man dann noch bedenkt, dass das Theaterstück dazu von 1919 ist, zeigt sich wieder, was für ein Glanzstück René Fauchois hier einst geschrieben hat.
Totally Killer: Ist keine olle Kamelle, sondern recht frisch auf Amazon Prime, aber trotzdem herrlich: Die 17-jährige Tochter eines Slasher-Opfers reist durch einen Zeitreiseunfall von 2023 nach 1987 und versucht dort, die erste Mordserie zu verhindern.
Kiernan Shipka kann leider immer noch nicht schauspielern, aber das fällt hier wenig auf. Zwar handelt es sich bei dem Film "auch" um einen Slasher, aber im Vordergrund steht die Komik, ein emanzipiertes, wokes, "outspoken" 17-jähriges Mädchen von 2023 in die noch deutlich weniger politisch korrekten Endachtziger zu schicken. Dazu ordentliche Zurück-in-die-Zukunft-Anspielungen und fertig ist der Filmspaß - und im Gegensatz zu Marty McFlys Ausflug habe ich die Zeit, die hier aus moderner Sicht aufs Korn genommen wird, sogar persönlich miterlebt, was es gleich noch witziger macht.
Ein kleines Highlight.
(Und deutlich besser als der ganz furchtbare und unwitzige "Old Dads" auf Netflix, der das Thema "früher war weniger woke" wirklich aus einer ganz und gar unappetitlichen weil unbelehrbaren und unironischen Perspektive heraus beleuchtet.)