Zwei Filme, die auch in den Kinotipp-Thread passen würden, ich aber auf Netflix und Amazon Prima gesehen habe, weil der eine hier in der Nähe zeitnah in keinem Kino läuft und ich den anderen im Sommer diesen Jahren in den Kinos verpasst habe.
Dont look up : Sozusagen das Weihnachtsgeschenk von Netflix an alle Abonnenten. Ein Film, der vom Staraufgebot und der Produktionsqualität eigentlich ins Kino gehört hätte, aber wohl nur in ausgewählten Sälen läuft, um für diverse Kinofilmpreise berücksichtigt werden zu können. Eine bitterböse und tiefschwarze Komödie, die inzwischen allerdings von der Realität überholt wurde und deshalb fast schon wie ein Realsatire wirkt. Die ganzen Anspielungen sind arg deutlich, teilweise schon zu deutlich, um auf irgendeiner Ebene komisch wirken zu können, schlicht weil wir mitten in so einer Welt stecken. Mir blieb das Lachen oftmals im Hals stecken, weil das gezeigte Spiegelbild zu bekannt war.
Bis in die Nebenrollen überzeugend gespielt, so dass ich in der ersten Stunde unbedingt wissen wollte, wie sich all diese Personen in den nächsten Situationen verhalten werden und was sonst noch so alles gezeigt wird. Leider verliert sich der Film dann irgendwann in zu vielen Handlungsdetails und rafft deren Handlungsstränge zu sehr zusammen, so dass der Detailblick und damit die Faszination der Geschichte für mich ein wenig verloren ging. Entweder hätte der nach dem Mittelteil 30 Minuten kürzen sein können oder eben als Miniserie wesentlich länger. Das Ende ist aber wieder schön fokussiert und die zwei After-Credits-Szenen runden das Filmerlebnis gut ab. Absolut sehenswert trotz allem.
Stowaway : Lief zu einer blöden Zeit im Kino, als Masken am Sitzplatz Pflicht waren und ich deshalb meine Umlimted UCI Dauerkarte gekündigt hatte. Deshalb umso überraschender, dass der schon ein halbes Jahr später schon in der Zweitverwertung bei Amazon Prime ist und das ohne Aufpreis. Bei IMDb mit 5.6 nur sehr mäßig bewertet und ausserhalb Deutschlands zum eigentlichen Kinostart nur auf Neflix gezeigt. War hier die Kino-Erstverwertung nötig, weil der Film nicht nur in Deutschland gedreht, sondern auch durch die Filmförderung unterstützt wurde? Egal, lief dort eh nur kurz, weil das Thema und die Umsetzung wohl micht massentauglich genug waren.
Der Name sowie der Trailer nimmt die Handlung leider schon vorweg. Es geht um einen blinden Passagier auf einem Raumschiff und die Folgen, die sich daraus entwickeln. Und das nicht als Action-Reisser, sondern fast schon als Kammerspiel im Hard Science Fiction Umfeld. Stowaway ist bemüht, realistisch zu sein, versäumt es leider aber, die Grundlagen seinem Publikum näher zu bringen. Wer weiss schon, was die Art des Raumschiffs auszeichnet und welche Folgen das auf die Handlung hat? Wer weiss schon, welchen Zweck die Forschung an Bord verfolgt und welche Bedeutung die hat? Da wird zu wenig vorgekaut und zu viel vorausgesetzt. Manch einer könnte deshalb meinen, dass das alles nur der Rahmen ist, so dass der Kern der Handlung zu sehr zusammenschrumpft und eigentlich nur Dialoge, Überlegungen und unverständliches Handeln übrig bleibt.
Wer High Frontier als Brettspiel mag, wird den Film ebensolche Spannung abgewinnen können. Ich habe bis zum Ende mitgefiebert, wobei selbst das die meisten Zuschauer wohl arg unbefriedigt zurücklassen wird, weil scheinbar so vieles noch unerzählt bleibt. Typisches Beispiel ist, dass man beim Kontakt mit der Bodenstation nur die Worte der Besetzung mitbekommt, aber nicht die Gegenseite hört. Ein Film zum mitdenken, der sich fast schon zu sehr um Realismus bemüht. Für mich sehenswert, aber eben sehr speziell. Wer Arrival noch zu fantastisch und actionreich fand, könnte hier dran Gefallen finden.