Beiträge von Plasticman71 im Thema „Tipps fürs Heimkino“

    Ich habe seit Jahren nicht mehr so laut und oft bei einem Film gelacht. Die Mischung aus Slapstick, Cartoon und Videospiel ist einfach absolut genial umgesetzt.

    Auch von meiner Seite Daumen hoch für diesen Film: von der verschneiten S/W-Ästhetik bis zu den Cartoon- und Westernanleihen ist Hundreds of Beavers erfrischend anders und zugleich hoch nostalgisch. Auch das Kinoplakat zu dem Film ist eine liebevolle Hommage an klassische Screwball Comedies.

    59 Minuten könnten also schlicht auch das Ergebnis vorauseilender Anpassungen gewesen sein, um der Zensur entgegen zu kommen. Aber die Theorie, dass der Film schlicht wegen der knappen Ressourcen kürzer ausfiel, hat natürlich auch was für sich.

    Leider habe ich grad keinen Zugriff auf Lars-Martin Sorensen's Studie von 2009

    Censorship of Japanese films during the U.S. occupation of Japan. The cases of Yasujiro Ozu and Akira Kurosawa, für die Stephen Prince das Vorwort geschrieben hat. Ich vermute stark, dass die Länge des Films u.a. wesentlich damit zu tun hat, dass er diesen erst zum Kriegsende fertigstellen konnte, als Japan schon unter amerikanischer Besstzung stand. Dann wurde er automatisch gebannt. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die amerikanischen Zensoren den fertigen Film nicht zu sehen bekommen haben.

    Egal, ich freue mich über jede Nachricht von dir Archibald Tuttle, wenn der Film in 4k und mit Untertiteln erscheint. Und er sei hiermit noch mal allen Interessierten des japanischen Kinos und von Kurusawa wärmstens ans Herz gelegt!

    Heute Abend zeigt ARTE 20:15 Uhr The Killing (Die Rechnung ging nicht auf) von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1956. Ich empfehle diese Adaption eines Kriminalromans von Lionel White nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen, nicht-linearen Erzählweise, sondern auch aufgrund seiner besonderen S/W- und Lichtästhetik. Kubrick hat u.a. von 1946-1950 als Fotoreporter für das New Yorker Magazin Look gearbeitet. Ähnlich wie die Tatortfotografien von Weegee aus den 1930er und 1940er entfalten auch die Bilder Kubricks diesen rauhen und direkten Blick auf das damalige Leben der amerikanischen Metropole. Kubrick gelingt es eindrucksvoll, diese Fotoästhetik in The Killing zu übertragen. Zwei Jahre nach Release des Films lud er übrigens Weegee ein, am Set von Dr. Strangelove Stills von den Dreharbeiten zu fotogafieren.

    Ich frage mich ja bis heute, ob Tiger's Tail wirklich immer so kurz war (59 Minuten ist selbst für japanische Verhältnisse, wo ja immer zwei Filme hintereinander in den Kinos gezeigt wurden, ungewöhnlich kurz), oder ob die Zensoren hier doch noch zugeschlagen haben.

    Vielen Dank für deine Antwort. Nach allem, was ich in der Sekundärliteratur gelesen habe, ist der Film trotz seiner verspäteten Veröffentlichung und der Kritik von der japanischen und amerikanischen Zensur, nicht gekürzt worden.

    Falls irgendjemand in Düsseldorf mal nen Kurosawa-Filmabend machen will, einfach melden ;).

    Leider wohne ich zu weit weg, sonst wäre ich gerne dabei.

    Der Film strahlt bei aller Lebendigkeit und allem Spaß auch eine tiefe Traurigkeit über das "verlorene Europa" aus, die aus den Vorlagen von Stefan Zweig direkt herübergerettet zu sein scheint.

    Das erinnert mich daran, wie ich zum ersten Mal die Filme von Theodoros Angelopoulos im Kino gesehen habe. Der erste war zugleich sein wohl bekanntester: Der Blick des Odysseus. Diese tiefe Melancholie, dieses Suchen nach einem Europa, das es nie gab. Dieser Blick für das Ruinöse und zugleich Schöne der menschlichen Tragödie und der europäischen Historie. Leider auch ein vergessenes Kino, wenn man schaut, dass seine Werke bisher nicht auf Blu-ray erschienen sind. Hat mich damals wesentlich mehr überzeugt als Lars von Triers Europa-Trilogie.

    Heute gibt's zu Ehren des heute gestorbenen William Friedkin zwei seiner besten Filme bei mir:

    - Leben und Sterben in L.A.: Großartiger Neon Noir mit einem überaus komplizierten Plot rund um Drogendealer und korrupten Cops.

    Hab grad erst deinen Beitrag bezüglich des Todes von William Friedkin gelesen: ich weiß nicht, ob ich Leben und Sterben in L.A. höher werten würde als French Connection. Dennoch ein großartiger Film! Vor allem gefallen mir kleine Details wie das der Geldfälscher Rick Masters (William Defoe) ein Maler ist, dessen Bilder für den Film übrigens von dem deutscher Künstler Rainer Fetting gefertigt wurden. Mich hat das u.a. an die so genanntem Money Painters erinnert, die im späten 19. Jahrhundert auf ihren Stillleben Dollarscheine so realistisch dargestellt haben, dass sie der Geldfälschung bezichtigt wurden. Angeblich hat sich das FBI aus ähnlichen Gründen des Realismus an einer Geldfälscherszene in Leben und Sterben in L.A. besonders gestört und wollte bewirken, dass diese aus dem Film herausgeschnitten wird.

    Dass Enter the Dragon einer der unterhaltsamsten B-Filme der Filmgeschichte ist und Lalo Schifrins Filmmusik ein Klassiker muss man glaub ich nicht extra schreiben.

    Ich finde, dass kann man gar nicht oft genug erwähnen. 1973 war über Enter The Dragon hinaus filmhistorisch und musikalisch ein herausragender Jahrgang: Filme wie Kanashimi no Beradonna (Die Tragödie der Belladonna), Serpico, The Holy Mountain, Westworld etc. etc. haben meine Liebe für das Kino maßgeblich mitgeprägt. Nicht zu vergessen The Excorcist von William Friedkin, der leider letzten Dienstag im Alter von 87 Jahren verstorben ist.

    Und musikalisch? Tja erstens gibt es zu dem Zeichentrick/Anime Kanashimi no Beradonna einen hervorragenden jazzig bis rockigen Soundtrack von Masahiko Sato, der u.a. von Finders Keepers Records wiederaufgelegt wurde. Die Filmmusik zu Serpico von Mikis Theodorakis gefällt mir ebenfalls außerordentlich gut. Fred Karlins Beitrag zu Westworld ist dagegen in meinen Augen eher mäßig. Dazu kommen Alben von Herbie Hancock (Head Hunters), Pink Floyd (Dark Side of the Moon), Iggy & The Stooges (Raw Power), Marvin Gaye, Steve Wonder ... die teilweise Weltgeschichte geschrieben haben.

    Und filmhistorisch könnte man natürlich Badlands oder auch Papillon ergänzen. Ebenso Don't Look Now von Nicolas Roeg, den ich als Regisseur ebenfalls sehr schätze. An anderer Stelle hat Archibald Tuttle ja bereits auf The Day of the Jackal hingewiesen. Jedenfalls alles Filmklassiker, die das Jahr 1973 für mich so besonders machen.