(Interessanterweise ist vermutlich ausgerechnet Pulp Fiction der Tarantino, der aus heutiger Sicht am schlechtesten gealtert ist. Aber das ist ein anderes Thema.)
Au Contraire Monsieur. Er ist nur derart zu Tode zitiert worden, und hat derart viele separate Genrestränge im US- und Indiekino ausgelöst, dass sich ein "frischer Blick" nicht mehr so recht einstellen mag. Auch sind wir aktuell der Postmoderne etwas überdrüssig, ohne dass sich etwas Neues wirklich durchsetzen konnte (Dogme, neuer Realismus, Retro-Formalismus, Meta-Modernism, Post-Post-Modernism etc. etc. sind alle gekommen und gegangen ohne allzu tiefe Spuren zu hinterlassen). Aber dieses Schicksal teilt er mit vielen Filmklassikern, bei denen man sich heute fragt, warum sie diesen Klassikerstatus haben, wie Citizen Kane, Das siebente Siegel, Psycho, Easy Rider, French Connection, Indiana Jones etc. Alles Filme, die massiv stilbildend waren, und die dann so oft kopiert und zitiert wurden dass man sie gesehen hat auch wenn man sie nie gesehen hat.
Ich meinte weniger aus filmischer Sicht, sondern eher deshalb, weil der eine ziemlich unnötig lange Vergewaltigungs-Szene hat, die damals wohl noch als edgy durchging und es sich dabei gleichzeitig recht einfach macht, Homosexualität in eine perverse Ecke zu stellen. Und natürlich Tarantinos Rolle selbst, in der er nicht nur mäßig schauspielert (das hat man damals schon so gesehen) sondern auch unnötigerweise eine N-Wort-Bombe nach der anderen dropt. Will sagen: in dem Skript sind einige Entscheidungen drin, die aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig sind.