Tipps fürs Heimkino

  • Heute gibt's zu Ehren des heute gestorbenen William Friedkin zwei seiner besten Filme bei mir:

    - Leben und Sterben in L.A.: Großartiger Neon Noir mit einem überaus komplizierten Plot rund um Drogendealer und korrupten Cops.

    Hab grad erst deinen Beitrag bezüglich des Todes von William Friedkin gelesen: ich weiß nicht, ob ich Leben und Sterben in L.A. höher werten würde als French Connection.

    Zugegeben Hyperbole meinerseits. Mir persönlich gefällt er besser, weil kompromissloser und mutiger, und das Ende ist frei von Studio Interference. Und wie geschrieben die Autoverfolgungsjagd ist für mich noch einmal aufregender. Aber für beide Filme lassen sich Punkte machen.

  • Endlich mal wieder Switchback geguckt (aktuell bei Apple kostenlos im Streaming, und ansonsten seit Jahren regelmäßig im ZDF). Switchback schaffte es 1997 nach schlechten Zahlen in Deutschland nur zur Videopremiere (ein Jahr vor Einführung der DVD), ist aber ein typisches Beispiel für einen Film, der mit jedem Sehen besser wird. Er bietet zum einen großartige Thrillerunterhaltung, bei der man wirklich lange hin und hergerissen ist, wer denn nun der gesuchte Serienkiller ist, zum anderen spielt der Film vor einer fantastischen Naturkulisse, die sehr effizient genutzt wird (und Züge gibts auch noch!). Dennis Quaid und Danny Glover waren m.E. nie wieder so gut wie hier, und selbst Jared Leto zeigt, dass ein richtig guter Schauspieler in ihm steckt(e). Und dann ist der Film noch bis in die Nebenrollen mit tollen Charakterköpfen besetzt, die alle ihre richtig gute Szene bekommen (R. Lee Ermey, Walton Goggins, Ted Levine, William Fichtner etc.). Jetzt in HD kann der Film zeigen was er drauf hat, ich kann ihn wirklich nur sehr empfehlen, wenn man was mit 90er-Thrillern anfangen kann.


    Außerdem sind in Japan in diesem Jahr sieben Kurosawa-Filme in 4K erschienen, die ich endlich sampeln konnte, als siebter Titel vor ein paar Wochen die Sieben Samurai. Wenn diese Restaurierungen (die schon ein paar Jahre in Japan für Kinoaufführungen verfügbar waren) auch mal mit englischen oder gar deutschen Untertiteln verfügbar werden, dann gibt es für den geneigten Fan ein fantastisches Wiedersehen mit den Sieben Samurai, Ikiru und den anderen Titeln. Insbesondere Yojimbo (Vorlage für Eine Handvoll Dollar) und seine fröhliche Fortsetzung Sanjuro sahen m.E. noch nie so gut aus.


    Und zuletzt hatte ich das Vergnügen einer Wiederbegegnung mit Grand Budapest Hotel, ich hatte vergessen WIE gut der ist. Am Ende saß ich mit Tränen in den Augen vor dem TV und musste meiner Tochter (der der Film auch erstaunlich gut gefallen hat) erklären warum. Der Film strahlt bei aller Lebendigkeit und allem Spaß auch eine tiefe Traurigkeit über das "verlorene Europa" aus, die aus den Vorlagen von Stefan Zweig direkt herübergerettet zu sein scheint.

  • Außerdem sind in Japan in diesem Jahr sieben Kurosawa-Filme in 4K erschienen, die ich endlich sampeln konnte, als siebter Titel vor ein paar Wochen die Sieben Samurai.

    Ist da auch The Men Who Tread on the Tiger's Tail (Tora no O o Fumu Otokotachi) dabei? Den mag ich sehr gerne.

  • Der Film strahlt bei aller Lebendigkeit und allem Spaß auch eine tiefe Traurigkeit über das "verlorene Europa" aus, die aus den Vorlagen von Stefan Zweig direkt herübergerettet zu sein scheint.

    Das erinnert mich daran, wie ich zum ersten Mal die Filme von Theodoros Angelopoulos im Kino gesehen habe. Der erste war zugleich sein wohl bekanntester: Der Blick des Odysseus. Diese tiefe Melancholie, dieses Suchen nach einem Europa, das es nie gab. Dieser Blick für das Ruinöse und zugleich Schöne der menschlichen Tragödie und der europäischen Historie. Leider auch ein vergessenes Kino, wenn man schaut, dass seine Werke bisher nicht auf Blu-ray erschienen sind. Hat mich damals wesentlich mehr überzeugt als Lars von Triers Europa-Trilogie.

  • Jepp, Identität war auch ziemlich gut! Und auch BTatER (s. oben) hat mir sehr gut gefallen.


    Danke an alle für die wertvollen Tipps: ich schau ja auch sehr gerne so Filme mit gravierendem Twist und viele von den o.g. habe ich bereits gesehen (wenn auch teilweise schon wieder den Inhalt vergessen), aber einige noch nicht und ich muss mal wieder mein Gedächtnis mit den schon gesehenen auffrischen.


    Und ja: Shutter Island ist wirklich ein saugeiler Film! ;)

    Da fällt mir noch "Dédales - Würfel um dein Leben" ein.


  • Das erinnert mich daran, wie ich zum ersten Mal die Filme von Theodoros Angelopoulos im Kino gesehen habe. Der erste war zugleich sein wohl bekanntester: Der Blick des Odysseus. Diese tiefe Melancholie, dieses Suchen nach einem Europa, das es nie gab. Dieser Blick für das Ruinöse und zugleich Schöne der menschlichen Tragödie und der europäischen Historie. Leider auch ein vergessenes Kino, wenn man schaut, dass seine Werke bisher nicht auf Blu-ray erschienen sind. Hat mich damals wesentlich mehr überzeugt als Lars von Triers Europa-Trilogie.

    So funktioniert Kanonisierung leider, Angelopoulos hatte in den 2000ern eine Reihe auf Festivals negativ gelaufener Filme, darüber sind seine alten Filme trotz prominenter Besetzung (Harvey Keitel, Erland Josephson) in Vergessenheit geraten. Zum einen wäre wichtig zu wissen ob die Kameranegative gut gelagert wurden (bei Kunstfilmen leider überhaupt keine Selbstverständlichkeit), und dann sind die Kosten für HD-Transfers prohibitiv. Da es keine größere griechische Institution zur Sicherung des eigenen Filmerbes gibt, müsste hier jemand wie das BFI oder Locarno tätig werden, und die neigen nunmal dazu, Werke des eigenen Landes bevorzugt zu restaurieren. Und ohne HD-Transfer kann man heute Filme schlicht nicht mehr vertreiben. Da geht einiges an Filmgeschichte den Bach runter.


    Nur als kleiner Tipp: Ermanno Olmis "Holzschuhbaum" ist 2017 als britische BluRay erschienen, der erinnert mich immer an Angelopoulos` frühe Filme.

  • Ist da auch The Men Who Tread on the Tiger's Tail (Tora no O o Fumu Otokotachi) dabei? Den mag ich sehr gerne.

    Sorry, die Rückfrage hatte ich zuerst überlesen. Nein, von dem gab es 2010 eine japanische BluRay (damals sind fast alle Kurosawafilme der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit erschienen), die auch schon besser ist als was man sonst so von dem Film kennt, leider ohne englische UT auf der Disc, wie ja eigentlich immer bei japanischen Veröffentlichungen. Da muss man dann schon selbst tätig werden oder die UT per Overlay drüberblenden. Men who tread on the Tiger's Tail sah bisher immer arg kaputt aus (was der Zensurgeschichte des Films geschuldet ist, der ja bis 1952 in Japan nicht gezeigt werden durfte). Kurosawa drehte den Film, weil sein ursprüngliches Projekt mit den kriegsbedingt 1945 zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht mehr umsetzbar war. Aus diesem Projekt wurde dann 45 Jahre später Kagemusha. Ich frage mich ja bis heute, ob Tiger's Tail wirklich immer so kurz war (59 Minuten ist selbst für japanische Verhältnisse, wo ja immer zwei Filme hintereinander in den Kinos gezeigt wurden, ungewöhnlich kurz), oder ob die Zensoren hier doch noch zugeschlagen haben.


    Ich konnte jetzt nicht auf die Schnelle eruieren, ob der zu den 2016 in 4K restaurierten Toho-Filmen gehört, zumindest habe ich bisher noch nichts von weiteren Veröffentlichungen nach Sieben Samurai gelesen. Throne of Blood und Hidden Fortress müssten aber in jedem Fall noch kommen. Rashomon (anderes Studio) ist bereits in 4K restauriert, das BFI hat diese Restaurierung letztes Jahr aber leider nur in 2K veröffentlicht.


    Falls irgendjemand in Düsseldorf mal nen Kurosawa-Filmabend machen will, einfach melden ;).

  • Ich frage mich ja bis heute, ob Tiger's Tail wirklich immer so kurz war (59 Minuten ist selbst für japanische Verhältnisse, wo ja immer zwei Filme hintereinander in den Kinos gezeigt wurden, ungewöhnlich kurz), oder ob die Zensoren hier doch noch zugeschlagen haben.

    Vielen Dank für deine Antwort. Nach allem, was ich in der Sekundärliteratur gelesen habe, ist der Film trotz seiner verspäteten Veröffentlichung und der Kritik von der japanischen und amerikanischen Zensur, nicht gekürzt worden.

    Falls irgendjemand in Düsseldorf mal nen Kurosawa-Filmabend machen will, einfach melden ;).

    Leider wohne ich zu weit weg, sonst wäre ich gerne dabei.

  • Vielen Dank für deine Antwort. Nach allem, was ich in der Sekundärliteratur gelesen habe, ist der Film trotz seiner verspäteten Veröffentlichung und der Kritik von der japanischen und amerikanischen Zensur, nicht gekürzt worden.

    Kurosawa macht in seiner Autobiographie lediglich ein paar kryptische Andeutungen zu Tiger's Tale (die nicht so gute deutsche Übersetzung hilft da leider nicht), soweit ich es bei Prince nachlesen konnte hat Toho den Film mehrfach der Zensur vorgelegt (und das macht man eigentlich nur dann wenn man vorher etwas am Film geändert hat). Die 59 Minuten könnten also schlicht auch das Ergebnis vorauseilender Anpassungen gewesen sein, um der Zensur entgegen zu kommen. Aber die Theorie, dass der Film schlicht wegen der knappen Ressourcen kürzer ausfiel, hat natürlich auch was für sich. Man darf nicht vergessen, dass Kurosawa bei der japanischen Filmkritik bis 1950 überhaupt kein gutes Standing hatte, erst als Rashomon in Venedig gewann, wurde er etwas respektiert - und zugleich auch wieder abgelehnt, da seine Filme viel zu "westlich" seien (ein Hohn, wenn man mal das Frühwerk des angeblich so japanischen Yasujiro Ozu sieht, das komplett vom Hollywoodkino der 1920er Jahre geprägt ist). Kurosawa war ein Publikumsliebling, seine Filme waren kommerzielle Erfolge, aber bis zu seiner "Entdeckung" im Westen galt er nicht als künstlerisch wertvoller Regisseur im eigenen Lande. Der kommerzielle Erfolg von Tiger's Tale lag einerseits an der Zensurgeschichte (immerhin war der Film dem Publikum sieben Jahre vorenthalten worden), zum anderen am überaus populären Hauptdarsteller und der bekannten Theatervorlage. Es ergibt schon viel Sinn, dass er ausgerechnet die jungen Wilden des New Hollywood von sich begeistern konnte.

  • Heute Abend zeigt ARTE 20:15 Uhr The Killing (Die Rechnung ging nicht auf) von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1956. Ich empfehle diese Adaption eines Kriminalromans von Lionel White nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen, nicht-linearen Erzählweise, sondern auch aufgrund seiner besonderen S/W- und Lichtästhetik. Kubrick hat u.a. von 1946-1950 als Fotoreporter für das New Yorker Magazin Look gearbeitet. Ähnlich wie die Tatortfotografien von Weegee aus den 1930er und 1940er entfalten auch die Bilder Kubricks diesen rauhen und direkten Blick auf das damalige Leben der amerikanischen Metropole. Kubrick gelingt es eindrucksvoll, diese Fotoästhetik in The Killing zu übertragen. Zwei Jahre nach Release des Films lud er übrigens Weegee ein, am Set von Dr. Strangelove Stills von den Dreharbeiten zu fotogafieren.

  • 59 Minuten könnten also schlicht auch das Ergebnis vorauseilender Anpassungen gewesen sein, um der Zensur entgegen zu kommen. Aber die Theorie, dass der Film schlicht wegen der knappen Ressourcen kürzer ausfiel, hat natürlich auch was für sich.

    Leider habe ich grad keinen Zugriff auf Lars-Martin Sorensen's Studie von 2009

    Censorship of Japanese films during the U.S. occupation of Japan. The cases of Yasujiro Ozu and Akira Kurosawa, für die Stephen Prince das Vorwort geschrieben hat. Ich vermute stark, dass die Länge des Films u.a. wesentlich damit zu tun hat, dass er diesen erst zum Kriegsende fertigstellen konnte, als Japan schon unter amerikanischer Besstzung stand. Dann wurde er automatisch gebannt. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die amerikanischen Zensoren den fertigen Film nicht zu sehen bekommen haben.

    Egal, ich freue mich über jede Nachricht von dir Archibald Tuttle, wenn der Film in 4k und mit Untertiteln erscheint. Und er sei hiermit noch mal allen Interessierten des japanischen Kinos und von Kurusawa wärmstens ans Herz gelegt!

  • Leider habe ich grad keinen Zugriff auf Lars-Martin Sorensen's Studie von 2009

    Censorship of Japanese films during the U.S. occupation of Japan. The cases of Yasujiro Ozu and Akira Kurosawa, für die Stephen Prince das Vorwort geschrieben hat. Ich vermute stark, dass die Länge des Films u.a. wesentlich damit zu tun hat, dass er diesen erst zum Kriegsende fertigstellen konnte, als Japan schon unter amerikanischer Besstzung stand. Dann wurde er automatisch gebannt. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die amerikanischen Zensoren den fertigen Film nicht zu sehen bekommen haben.

    Egal, ich freue mich über jede Nachricht von dir Archibald Tuttle, wenn der Film in 4k und mit Untertiteln erscheint. Und er sei hiermit noch mal allen Interessierten des japanischen Kinos und von Kurusawa wärmstens ans Herz gelegt!

    Da merkt man, dass ich nicht mehr aktiver Filmwissenschaftler bin - das muss ich beizeiten mal lesen, kannte ich noch nicht. Danke für den Tipp!

  • Bei Prime läuft in den nächsten Tagen die starbesetzte und vielfach preisgekrönte Tragikomödie The Disaster Artist aus. Der Film erzählt die irre Geschichte, wie einer der am stümperhaftesten Filme aller Zeiten, The Room von und mit Tommy Wiseau, das Licht der Welt erblickte. Es gibt so viele absurde und witzige Szenen, dass man kaum glauben mag, dass es The Room tatsächlich gibt, aber im Abspann werden "echten" Szenen aus The Room den Film-im-Film Szenen gegenüber gestellt. Sehr cool finde ich auch, dass Regisseur und Hauptdarsteller James Franco immer einen respekt- und liebevollen Blick auf The Room beibehält.

    we are ugly but we have the music

  • Bei Prime läuft in den nächsten Tagen die starbesetzte und vielfach preisgekrönte Tragikomödie The Disaster Artist aus. Der Film erzählt die irre Geschichte, wie einer der am stümperhaftesten Filme aller Zeiten, The Room von und mit Tommy Wiseau, das Licht der Welt erblickte. Es gibt so viele absurde und witzige Szenen, dass man kaum glauben mag, dass es The Room tatsächlich gibt, aber im Abspann werden "echten" Szenen aus The Room den Film-im-Film Szenen gegenüber gestellt. Sehr cool finde ich auch, dass Regisseur und Hauptdarsteller James Franco immer einen respekt- und liebevollen Blick auf The Room beibehält.

    Sehr zu empfehlen, idealerweise in Kombination mit dem Originalfilm

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

    Einmal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • Sehr zu empfehlen, idealerweise in Kombination mit dem Originalfilm

    Ähnlich wie bei Ed Wood ist der Film ÜBER schlechte Filme sehr viel besser als der schlechte Film selbst. Weder das Hoeuvre von Edward D. Wood, Jr., noch The Room kann ich wirklich empfehlen, solange man keine ausgeprägte masochistische Ader hat.

  • Ich habe mal eine Weile in Wellington gelebt, wo The Room einmal pro Monat in der Spätvorstellung lief und dort vom Publikum ähnlich wie die Rocky Horror Picture Show zelebriert wurde. Also mit so Mitmachmomenten. Ich weiß nicht ob das ein lokales Phänomen war oder ob das anderswo auch so läuft.

    Einmal editiert, zuletzt von verv ()

  • Ich habe The Room im Kino im Anschluss an The Desaster Artist gesehen und wat von 2 Dingen beeindruckt:

    • die nachgedrehten Szenen in The Desaster Artist sind wirklich sehr nah am Original
    • The Room ist wirklich so schlecht wie dargestellt, ich dachte erst sie übertreiben da etwas

    Einen Monat danach haben wir uns beides nochmal im Heimkino angesehen. Leider scheint man The Room aber nicht mehr frei streamen zu können.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • habe die Kurosawa DVD Box + noch paar einzelne. Lohnt sich 7 Samurai wirklich im Upgrade auf 4k (75 Zoll Fernseher qled....)

  • Ich habe mal eine Weile in Wellington gelebt, wo The Room einmal pro Monat in der Spätvorstellung lief und dort vom Publikum ähnlich wie die Rocky Horror Picture Show zelebriert wurde. Also mit so Mitmachmomenten. Ich weiß nicht ob das ein lokales Phänomen war oder ob das anderswo auch so läuft.

    Midnight Movies ist in den USA eine Riesentradition, das können wir hier gar nicht nachvollziehen, leider. Die Franzosen haben das deutlich mehr adaptiert, zumindest in Paris. Da geht es um die gemeinsame Reaktion auf den Film, viel weniger um den Film selbst. Fanvergnügen wie Shadow Play (also das Mitspielen zur Arbeit), Mitsingen etc. gehören hierzulande leider nur zur Rocky Horror Picture Show und vielleicht noch zur Feuerzangenbowle. Ich fand das immer schade, wobei die Sexexzesse der Pariser Rocky Horror Show im Studio Galande vor 30 Jahren schon etwas zuviel für mich unschuldige Jungfrau vom Lande waren.

  • habe die Kurosawa DVD Box + noch paar einzelne. Lohnt sich 7 Samurai wirklich im Upgrade auf 4k (75 Zoll Fernseher qled....)

    Du wirst mit der japanischen 4K nicht allzuviel anfangen können, weil die ohne englische UT daherkommt, bzw. nur mit massivem Zusatzaufwand. Wahrscheinlich kommt im nächsten oder übernächsten Jahr dann eine 4K-Version von Criterion in den USA raus, an eine deutsche Veröffentlichung in 4K glaube ich bei dem Titel (und bei anderen Kurosawas) nicht, da er zum alten Kirchfundus gehört, mit allen rechtlichen Verwicklungen die das mit sich bringt.


    Der Unterschied zwischen alter deutscher, unrestaurierter DVD, bei der eine alte Kinokopie abgetastet wurde und einer neuen Fassung ist gewaltig. In der deutschen DVD-Box war die deutsche Kinofassung mit 153 Minuten und die japanische Kinofassung mit 203 Minuten, beides in eher lausiger Qualität und schlecht normgewandelt, da war damals schon die BFI-DVD deutlich besser. Also wenn ich heute eine DVD von der 4K-Restaurierung mastern würde wäre die qualitativ schon hundertmal besser als die alte. Wenn Du dann noch die Auflösung vergleichst (576i gegen 2160p, also fast das Vierfache an Pixeln allein), und den generellen qualitativen Quantensprung was Digitalisierung und Abtastung von Filmen angeht, berücksichtigst, wird klar, dass da qualitativ fast schon kein Vergleich mehr möglich ist.


    Nun ist Sieben Samurai nun leider auch noch ein Film, bei dem das Original-Kameranegativ nicht mehr existiert, wenn wir über Yojimbo oder Hidden Fortress reden, dann ist das nochmal mehr wert in 4K (wobei ich ja finde, dass alles, was man zusätzlich rausholen kann, wichtig ist).


    Falls Du generell wissen willst, wie groß der Unterschied für Dich in Deiner individuellen Wahrnehmung ist, dann guck Dir eine der guten 4K-Fassungen eines Films an, den Du auf DVD verfügbar hast, fast alle Warner-UHDs eignen sich dafür hervorragend. Meine Lieblings-UHDs was Bildqualität analoger Filme angeht sind Casablanca, Untouchables und In the Line of Fire - die sehen aus, als wären sie frisch aus dem Kopierwerk. Casablanca ist hier ein besonders guter Vergleich, weil auch da das Kameranegativ nicht mehr existiert.

  • habe selber einiges an 4K - Erfahrungen sind aber, dass besonders bei alten Filmen zwischen BluRay und DVD schon kein gigantischer Unterschied besteht. Werde es im Auge behalten ✌️

  • habe selber einiges an 4K - Erfahrungen sind aber, dass besonders bei alten Filmen zwischen BluRay und DVD schon kein gigantischer Unterschied besteht. Werde es im Auge behalten ✌️

    Das kann ich nicht bestätigen, bzw. hängt halt jeweils vom Film und von der eigenen Wahrnehmung ab. Bei einer neuen Restaurierung eines alten Films wirst Du aber fast immer einen Unterschied sehen. Bei Seven Samurai sind die Unterschiede zwischen BD und 4K jetzt nicht riesig aber sehbar, siehe auch https://caps-a-holic.com/c.php?d1=18366&d2=18365&c=6699. Zur DVD aber, das sind 2 Restaurierungen später, sind es Riesenunterschiede.

  • wobei die Sexexzesse der Pariser Rocky Horror Show im Studio Galande vor 30 Jahren schon etwas zuviel für mich unschuldige Jungfrau vom Lande waren.

    tell us more, tell us more, tell us more :)

    Ist schnell erzählt: Ich war damals im Erasmussemester in Paris und bin aus Neugier in die seit den 1970er Jahren in der Nähe von Notre Dame stattfindende Samstagsnachtveranstaltung von Rocky Horror Picture Show gegangen, zusammen mit einer lesbischen Freundin. Erwartet hatte ich das klassische Shadow Play, Singalong und Reis werfen/Zeitunghalten/Wasserpistolenspielchen, bekommen habe ich mehr als ich wollte. Schon zu Beginn musste man "Wünsche" auf ein Stück Papier schreiben (wohlgemerkt auf Französisch), dann wurden diese Zettel in eine Lostrommel gepackt und so Sitzpärchen gebildet, die nun als Fremde zusammen saßen und jetzt den Wunschkatalog des Anderen in der Hand hielten. Mitten im Film wurden immer wieder "Tunnel" (so Ikea-Kinderzelte) über einzelne Pärchen gestülpt, damit diese Zeit hatten, ihre "Wünsche" zu erfüllen, oder eben auch nicht. Die ganze Chose dauerte, da der Film immer wieder angehalten wurde, über drei Stunden, und mir war das Ganze einfach nur unendlich peinlich. Meine "Sitzpartnerin" hat jedenfalls nicht allzu viel von mir gehabt, da ich ihre "Wünsche" gar nicht erst entziffern konnte. Wie mir berichtet wurde, ist die Show heute dagegen drastisch harmloser.


    Ach ja: Die Freundin hab ich an dem Abend nicht mehr gesehen, die hatte Spaß.

  • Bis zum nächsten Wochenende gibt's bei der ARD noch Portrait einer jungen Frau in Flammen. Mir hat er damals im Kino sehr gut gefallen. Anderen wohl auch, 95 Punkte bei Metacritic.

  • Fans von Tati ("Monsieur Hulot", "Tatis Schützenfest", "Traffic") und anderen, die einen feinen Humor schätzen, sei eine kleine Perle des französischen Comicautors RABATE, der auch mal bei einem Realfilm Regie geführt hat, empfohlen:

    Holidays By The Sea

    https://www.amazon.de/Holidays-Sea-Jacques-Gamblin/dp/B008YW232Y/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=17YFEFJF2ZWG9&keywords=holidays+by+the+sea&qid=1694100892&sprefix=holidays+by+the+sea%2Caps%2C93&sr=8-1&tag=wwwunknownsde-21 [Anzeige]

    Da er ausser einigen gutturalen Lauten ohne Sprache auskommt, kann man getrost die günstigste Sprachfassung nehmen, derer man habhaft wird.

  • tell us more, tell us more, tell us more :)

    Ist schnell erzählt: Ich war damals im Erasmussemester in Paris und bin aus Neugier in die seit den 1970er Jahren in der Nähe von Notre Dame stattfindende Samstagsnachtveranstaltung von Rocky Horror Picture Show gegangen, zusammen mit einer lesbischen Freundin. Erwartet hatte ich das klassische Shadow Play, Singalong und Reis werfen/Zeitunghalten/Wasserpistolenspielchen, bekommen habe ich mehr als ich wollte. Schon zu Beginn musste man "Wünsche" auf ein Stück Papier schreiben (wohlgemerkt auf Französisch), dann wurden diese Zettel in eine Lostrommel gepackt und so Sitzpärchen gebildet, die nun als Fremde zusammen saßen und jetzt den Wunschkatalog des Anderen in der Hand hielten. Mitten im Film wurden immer wieder "Tunnel" (so Ikea-Kinderzelte) über einzelne Pärchen gestülpt, damit diese Zeit hatten, ihre "Wünsche" zu erfüllen, oder eben auch nicht. Die ganze Chose dauerte, da der Film immer wieder angehalten wurde, über drei Stunden, und mir war das Ganze einfach nur unendlich peinlich. Meine "Sitzpartnerin" hat jedenfalls nicht allzu viel von mir gehabt, da ich ihre "Wünsche" gar nicht erst entziffern konnte. Wie mir berichtet wurde, ist die Show heute dagegen drastisch harmloser.


    Ach ja: Die Freundin hab ich an dem Abend nicht mehr gesehen, die hatte Spaß.

    Und wieder ein Grund mich darüber zu ärgern, dass ich mich in der 7. Klasse für Latein statt Französisch entschieden habe...

    we are ugly but we have the music

  • Und wieder ein Grund mich darüber zu ärgern, dass ich mich in der 7. Klasse für Latein statt Französisch entschieden habe...

    Och, die Orgien im alten Rom sollen auch nicht ohne gewesen sein... :)

  • Und wieder ein Grund mich darüber zu ärgern, dass ich mich in der 7. Klasse für Latein statt Französisch entschieden habe...

    Die spätrömische Dekadenz hat zwar auch was zu bieten, lässt sich aber nur schwer touristisch besuchen.

    Wir versuchen uns schon eine Weile an The LOOP (leider bislang ohne Erfolg), vielleicht klappts ja irgendwann mit den Zeitsprüngen... ;)

  • Und wieder ein Grund mich darüber zu ärgern, dass ich mich in der 7. Klasse für Latein statt Französisch entschieden habe...

    Ich hatte auch Latein ab der 7. und Französisch ab der 9. Aber es ist schon wahr, wenn Du in Paris versuchst mit Englisch durchzukommen wird das bei solchen "sozialen Events" dann wirklich schwierig, wenigstens die mots de sexe sollte man dann schon drauf haben ;). Mein Favorit ist immer noch "Willst Du küssen?", was französisch dann zu "On se roule une pelle?" (Willst Du Dir eine Schaufel reinschieben?) wird. Alternativ auch mit patin und galoche genutzt (Holzschuh oder Schlittschuh).

  • Und wieder ein Grund mich darüber zu ärgern, dass ich mich in der 7. Klasse für Latein statt Französisch entschieden habe...

    Ich hatte auch Latein ab der 7. und Französisch ab der 9. Aber es ist schon wahr, wenn Du in Paris versuchst mit Englisch durchzukommen wird das bei solchen "sozialen Events" dann wirklich schwierig, wenigstens die mots de sexe sollte man dann schon drauf haben ;). Mein Favorit ist immer noch "Willst Du küssen?", was französisch dann zu "On se roule une pelle?" (Willst Du Dir eine Schaufel reinschieben?) wird. Alternativ auch mit patin und galoche genutzt (Holzschuh oder Schlittschuh).

    Also ne Schaufel will ich mir garantiert nicht reinschieben, egal wo :lachwein:

  • Heute die UHD von Gesprengte Ketten einlegen können - ich habe wirklich keine Idee, was die im UCI (zumindest in Düsseldorf) veranstaltet haben, aber der Film sieht auf UHD hundertmal besser aus als bei dieser Aufführung im Kinosaal. Das Rot des Vorspanns leuchtet, er sieht nicht mehr aus als hätte man ihn im Vorführraum über den Boden geschleift etc. Seltsame Werbeveranstaltung für eine wirklich gute UHD.