Tipps fürs Heimkino

  • Accountant kann ich auch nur empfehlen, der macht Spaß und gibt mehr her als man auf den ersten Blick denken würde. Vor allem mal eine dankbare Rolle für Ben Affleck.


    Hier gab es heute die 4K-Heimpremiere von "Der aus dem Regen kam", einem der erfolgreichsten Filme mit Charles Bronson und der Film, der ihn neben Spiel mir das Lied vom Tod zum großen Kinostar gemacht hat - zumindest im europäischen Raum. Dabei ist es ein total ungewöhnlicher Film für ihn - er kommt erst nach 30 Minuten in die Handlung, die zuvor eine junge Frau zeigt, die in ihrem Haus von einem Einbrecher vergewaltigt wird und diesen dann tötet und verschwinden lässt. Nun suchen mehrere Fraktionen nach dem Mann - so auch Bronson mit dickem amerikanischen Akzent (den auch die Synchro unerwartet breit ausspielt). Überhaupt ist die Synchro gewöhnungsbedürftig, da man auch Marlene Jobert (Mutter von Eva Green) eine sehr kindliche Frauenstimme verpasst hat, was ansatzweise zur Rolle passt, aber doch etwas überzeichnet wirkt. Aber der Film ist ein absolut großartiges Kammerspiel, ein Katz- und Maus-Spiel zwischen dem allwissend erscheinenden Bronson und der erstaunlich wehrhaften Jobert, mit einem sehr langsamen Erzähltempo (das muss man mögen), dabei aber auch extrem feinfühligen Charakterisierungen und einigen wirklich überraschenden Plotwendungen, auf die ich nicht gekommen wäre (und die mich tatsächlich auch beim wiederholten Sehen noch überraschen). Der Film hat viel von heutigen Mysterythrillern, und wenn man am Ende nicht aufpasst verpasst man die Auflösung beinahe, so beiläufig wird sie präsentiert.


    Also, wer 70er-Thrillern aus Frankreich nicht abgeneigt ist, wer Charles Bronson in seiner besten Rolle sehen will, und wer mit langsamen Erzähltempo klarkommt, für den ist das hier imho eine klare Empfehlung.


    Übrigens: Die UHD wurde verschoben, weil Koch noch eine DDR-Synchro aufgetrieben hat, die tatsächlich Marlene Jobert eine deutlich "normalere" Frauenstimme zuordnet. Ich muss den Film noch einmal komplett mit dieser Synchro sehen, da die Tonqualität nicht gut ist, habe ich mich fürs erste Sehen doch wieder für die vertraute BRD-Fassung entschieden.

  • Auf Disney+ gibt´s The Banshees of Inisherin, eine bitter-süße Allegorie auf den Krieg. Langsam und unaufgeregt wird die Geschichte einer aus nichtigen Gründen zerbrochenen Freundschaft zwischen Colm (Brendan Gleeson) und Paidric (Colin Farell) zur Zeit des irischen Bürgerkrieges erzählt. Den knurrigen Brendan Gleeson schaue ich mir immer gerne an, der hat einfach eine wahnsinnige Leinwand-Präsenz. Farell spielt als einfältiger und trauriger Paidric ebenfalls groß auf.


    we are ugly but we have the music

  • Ich habe gelernt, dass das anatomisch komplett unmöglich sein soll. Nicht umsonst gibt es die Redewendung "Ich hab schon Pferde kotzen sehen".

  • Auf Disney+ gibt´s The Banshees of Inisherin, eine bitter-süße Allegorie auf den Krieg. Langsam und unaufgeregt wird die Geschichte einer aus nichtigen Gründen zerbrochenen Freundschaft zwischen Colm (Brendan Gleeson) und Paidric (Colin Farell) zur Zeit des irischen Bürgerkrieges erzählt. Den knurrigen Brendan Gleeson schaue ich mir immer gerne an, der hat einfach eine wahnsinnige Leinwand-Präsenz. Farell spielt als einfältiger und trauriger Paidric ebenfalls groß auf.


    Auf den freue ich mich auch schon sehr. Steht sehr weit oben auf meiner Prioritätenliste.


    Das Duo Gleeson/Farell fand ich schon bei Brügge sehen... und sterben? überragend. Banshees ist vom gleichen Regisseur, Drehbuchautor und Produktionsteam.

  • Auf Disney+ gibt´s The Banshees of Inisherin, eine bitter-süße Allegorie auf den Krieg. Langsam und unaufgeregt wird die Geschichte einer aus nichtigen Gründen zerbrochenen Freundschaft zwischen Colm (Brendan Gleeson) und Paidric (Colin Farell) zur Zeit des irischen Bürgerkrieges erzählt. Den knurrigen Brendan Gleeson schaue ich mir immer gerne an, der hat einfach eine wahnsinnige Leinwand-Präsenz. Farell spielt als einfältiger und trauriger Paidric ebenfalls groß auf.

    Ein ganz großartiger Film.


    Was ich dazu aber sagen wollte: Klar ist der in Teilen typisch McDonagh-witzig, aber vor allem ist der: scheiße traurig, trist, emotional.


    Brügge sehen und sterben ist da sehr viel witziger. Nur zur Einordnung, ich war nämlich etwas erschüttert, weil ich mir es (ein bisschen!) leichter vorgestellt hatte.

  • Midnight Run (auf Deutsch mit dem Beititel "5 Tage bis Mitternacht" versehen), eine herrliche Actionkomödie mit Robert de Niro und Charles Grodin aus dem Jahr 1988, ist vor kurzem in den USA als UHD erschienen, mal gucken ob der in Deutschland immer etwas unter dem Radar gelaufene Film (der de Niro immerhin seine einzige Comedy-Nominierung bei den Globes einbrachte) es auch hierhin in 4K schafft. De Niro spielt einen Kopfgeldjäger auf der Jagd nach dem ehemaligen Buchhalter eines Mafioso, und natürlich hat er sehr schnell nicht nur den widerwilligen Buchhalter geschnappt, sondern auch FBI und Mafia an den Hacken. Soweit, so stereotyp, aber zum einen hat der Film wunderbare Dialoge ("You have two emotions, silence and rage"), einen ungewöhnlichen Ablauf, vor allem aber nimmt er sich Zeit für seine Figuren, die einem bei aller Kantigkeit so richtig ans Herz wachsen. Regie führte Martin Brest, der zuvor den ersten Beverly Hills Cop drehte und danach noch "Der Duft der Frauen" kongenial remakte, um dann mit Gigli einen der katastrophalsten Flops der letzten 30 Jahre verantworten zu müssen (das Ausmaß, in dem er dazu beigetragen hat, ist dabei unklar, da die Produktionsfirma ihm den Film wegnahm und allein fertigstellte). Brest verschwand danach von der Bildfläche und ließ sich erst 20 Jahre später bei einer Filmaufführung wieder sehen. Wirklich sehr sehr schade, aber auch typisch, da seine Art sich Zeit zu nehmen und die Figuren in den Vordergrund zu stellen in den letzten 30 Jahren aus Hollywood wohl endgültig ins Independent-Kino abgewandert ist.


    Die UHD ist die erste Heimkinoveröffentlichung, die einen solchen Namen auch verdient - Midnight Run war wie viele 80er-Filme auf DVD und BD grauslig, die Körnung dieser Eastman-Filme der 1980er ist immer heftig (siehe z.B. Ghostbusters), da man mit besonders lichtempfindlichen Material drehte, um Kosten zu sparen, und die bisherigen Veröffentlichungen basierten offenkundig nicht auf dem Kameranegativ, sondern auf einer Verleihkopie. Die 4K-Fassung ist jetzt vom Negativ abgetastet, anders als In the Line of Fire und Untouchables (für mich die Referenz im Bereich 35mm-UHD dieser Hollywood-Ära) ist hier vermutlich mit leichter DNR nachgeholfen worden, aber noch in sehr verträglichem Maße - und selbst im Kino (wo ich den Film schon mehrfach bei 35mm-Sammlern sehen durfte, die einen besonderen Narren daran gefressen zu haben scheinen) sah der nicht so gut aus wie hier. Ich hoffe, dieses Schmankerl schafft es bald auch hierher, wenigstens als 4K-Stream - in jedem Fall ein Tipp für eine baldige Revisite (oder wer ihn noch gar nicht kennt: Unbedingt mal gucken!).

  • Da hast du doch glatt "Meet Joe Black" unterschlagen, der zwar nicht an Gigli ranreicht, aber auch für reichlich unfreiwillige Lacher im Kinosaal und ein heute noch populäres Videomeme sorgte ...

  • Da hast du doch glatt "Meet Joe Black" unterschlagen, der zwar nicht an Gigli ranreicht, aber auch für reichlich unfreiwillige Lacher im Kinosaal und ein heute noch populäres Videomeme sorgte ...

    Der ist auch nicht mein Favorit, aber immerhin war er für ein paar Oscars nominiert und hatte seine Momente... Den Film den ich von Brest aber hätte erwähnen sollen ist going in style, aka Die Rentnergang von 1979. Der lohnt sich heute immer noch.

  • Meet Joe Black ist abgesehen von dem lächerlichen Autounfall mit der Puppe einer der schönsten Liebesfilme, die es je gegeben hat mit extrem vielen Lehren für das Leben, denkwürdigen Dialogen und Zitaten sowie einem einmaligen Hopkins, der wie so oft oscarwürdig ist. Fight me.
    Lg

  • Meet Joe Black ist abgesehen von dem lächerlichen Autounfall mit der Puppe einer der schönsten Liebesfilme, die es je gegeben hat mit extrem vielen Lehren für das Leben, denkwürdigen Dialogen und Zitaten sowie einem einmaligen Hopkins, der wie so oft oscarwürdig ist. Fight me.
    Lg

    Da muss ich nicht fighten. Für mich hat der Film zwei Schwächen: Brad Pitt in einer unglücklich angelegten Rolle (er selbst hat sich mehrfach dazu geäußert, dass der Film ihm nicht lag), und man sieht den geschäftlichen Rivalen von Hopkins nicht, was diese ganze (fast einstündige) Wirtschaftsrivalität dramaturgisch verpuffen lässt. Im Drehbuch war noch vorgesehen, dass die beiden Rivalen sich gen Ende begegnen, das hätte diesem Plotteil sehr gut getan, glaube ich. Ansonsten vorzüglich gespielt, in Claire Forlanis Augen kann ich mich stundenlang verlieren, und es gibt viele brilliante Dialoge.

  • Meet Joe Black ist abgesehen von dem lächerlichen Autounfall mit der Puppe einer der schönsten Liebesfilme, die es je gegeben hat mit extrem vielen Lehren für das Leben, denkwürdigen Dialogen und Zitaten sowie einem einmaligen Hopkins, der wie so oft oscarwürdig ist. Fight me.
    Lg

    Unser Kinosaal hat halt herzlich gelacht. Da will ich gar nicht kämpfen. 😁

  • Klingt wie Lindenstrasse. Ich bleib bei Star Trek...

    Psst, aber in einer der Serien erfahren wir, wer der Vater von jemandem ist ... :)

    muss das heute nicht heißen: Schau dir den Film an. Du errätst nie, wer Lukes Vater ist!

    2 Mal editiert, zuletzt von SirAnn ()

  • Heute gab es viel Spaß mit schlechten Filmen, die ich noch nie gesehen hatte:


    Diabolique: Das Remake mit Sharon Stone, Isabell Adjani, Chazz Palmintieri und Kathy Bates. Ich weiß nicht ob das Ganze ein erstgemeintes Remake des französischen Originals aus den 1950ern ("Die Teuflischen") sein soll; wenn ja, dann scheitert der Film grandios. Oder aber es ist absichtlich eine Parodie des damals populären Erotikthrillers, dann ist der Film auf seine Weise brilliant. Sharon Stone spielt die Signoret-Rolle ungemein schlampig und hat mit Haarwicklern im Bademantel und Fluppe im Mund offenkundig viel Spaß; Adjani gibt das waidwunde Reh, das wirkt als hätte man sie wie einst Ingrid Bergman komplett darüber im Unklaren gelassen wie der Film wohl endet, Palmintieri ist ein so unglaubliches sadistisches Riesenarschloch dass man keine Sekunde glaubt dass sich eine der Frauen jemals für ihn hätte interessieren können, und Bates gibt die coole feministische Postkrebsdetektivin, als hätte sie aus einem Noir der 1940er herübergeschaut. Erlesene, kühlblaue Bilder, wie sie damals seit Basic Instinct so populär waren, wechseln sich laufend ab mit den warmen Brauntönen eines Sommersby, so dass man nie genau weiß, ob man nicht doch in eine frühe lesbische Liebesgeschichte geraten ist. Wer heute ein Buch von Boileau/Narcejac liest, wird feststellen, dass die Texte überwiegend unerträgliche Kolportage mit einigen sehr guten Twists sind - insoweit ist das hier wohl die konsequenteste (wenn auch sicher nicht die beste) Verfilmung ihrer Texte. Ich hätte den Film 1996, als er rauskam, mangels ausgeprägter Trashantennen wahrscheinlich abgrundtief gehasst (und verzeihe Chechik auch nicht so schnell, dass er Mit Schirm, Charme und Melone derart in den Sand gesetzt hat), aber aus heutiger Sicht verkörpert der Film derart viel 1990er-Patina, dass ich ihn nur mögen kann.


    Nathalie küsst: Audrey Tatou küsst nach drei Jahren Trauer um ihren Freund einen durchschnittlich aussehenden Schweden, der unter ihr arbeitet. Wirklich, das ist der ganze Plot. Der Schwede mit dem dünnen Resthaar sieht jetzt wirklich eher durchschnittlich aus, aber ist nett und humorvoll. Der Film aber will uns erzählen, dass wirklich alle Menschen in Tatous Umfeld ob dieses Ungleichgewichts an optischer Attraktivität kurzfristig den Verstand verlieren, und die Beziehung dadurch erst einmal eine gewaltige Belastungsprobe überstehen muss. Einen ähnlichen Film hat Bertrand Blier bereits 1988 mit "Zu schön für Dich!" gedreht, nur war das damals eine hochironische Gesellschaftssatire um Depardieu, der sich nicht zwischen attraktiver Ehefrau und durchschnittlicher Geliebter entscheiden kann und so beide verliert; hier aber nimmt der Film den Titel des alten Films todernst und konstruiert das komplette Drama über die "10", die sich mit einer "5" einlässt. Und macht sich damit komplett lächerlich. Irgendwie ein Film vom Mars, den wahrscheinlich nur Menschen verstehen können, für die die Vogue ein Nachrichtenblatt ist.


    Bitte lasst die Blumen leben: 1986 ist verflucht spät für eine Simmel-Verfilmung (die ca. 15 Jahre früher populär waren). Warum auch immer spielt Klausjürgen Wussow einen französischen Anwalt (wahrscheinlich bekam er die Rolle nach dem Sensationserfolg der Schwarzwaldklinik), der eine Flugzeugkatastrophe dazu nutzt, ein neues Leben unter neuem Namen in Deutschland zu beginnen. Die ganze Optik ist trotz Duccio Tessari, der ja mal richtig gute Italo-Western gedreht hat, komplett dem deutschen Fernsehen der Zeit entlehnt. Die schauspielerischen Leistungen sind grausig, Hannelore Elsner war glaube ich nie schlechter. Als Trashorgie ist das Ganze trotzdem unglaublich spaßig, gerade wenn man Radost Bokel (Momo) in der Endszene wie in einer schlechten Dorfdisko beinschienenbefreit ins Scheinwerferlicht von Wussows verheulten Augen schreiten sieht, um seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Neben der unsäglichen Konsalik-Verfilmung "Unter Palmen stirbt man nicht", absurderweise ebenfalls mit Wussow, wohl mein neuer Lieblingstrashstreifen zur unfreiwilligen Belustigung aus deutschen Laden.


    The Wandering Earth 2: Prequel zum ersten Wandering Earth, den ich damals vorrangig abgrundtief langweilig fand. Das ist Teil 2 jetzt nicht mehr. Die CGI ist besser, die chinesische Staatspropaganda nicht mehr zu überbieten (und macht sich dabei selbst lächerlich), Logik spielt irgendwann keine Rolle mehr (in den Credits enthüllt sich der "Bösewicht", und es wird einfach zu einem kleinen Lacher herunterstilisiert, obwohl es den gesamten Film ad absurdum führt), aber neben wirklich gelungenen Einfällen wie dem "Aufzug zu den Sternen" ist es hier vor allem die absolut hanebüchene Dramaturgie, die tatsächlich viel Spaß machen kann, wenn man sich auf die Absurdität einlässt. Es ist wie ein Emmerich-Film aus China, funktioniert nach den gleichen Mustern wie Independence Day und 2012, wirkt zugleich aber so, als hätte man das Drehbuch von der fünfjährigen Tochter des Regisseurs durcheinanderwirbeln lassen und sich hinterher nicht mehr getraut zuzugeben dass keine Seitenzahlen auf dem Manuskript waren. Wer diese Handlung der ersten beiden Stunden sinnvoll in logischer Reihenfolge nacherzählen kann, hat wahrscheinlich das Buch gelesen, oder ist durch chinesisches Kino bereits abgehärtet worden. In jedem Fall "lohnt" sich der Film für hartgesottene SF-Freaks mit Spaß an Trash durchaus.

  • Die Teuflischen

    Ein unglaublich intensiver Psychothriller. Ich habe selten einen Film gesehen, der so gekonnt die Spannungsschraube anzieht.

    The Wandering Earth 2:


    [... ] Wer diese Handlung der ersten beiden Stunden sinnvoll in logischer Reihenfolge nacherzählen kann, hat wahrscheinlich das Buch gelesen, oder ist durch chinesisches Kino bereits abgehärtet worden.

    Bei dem Buch handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung, bei der die titelgebende Story "Die wandernde Erde" keine 70 Seiten umfasst (+ nochmal 40 Seiten Fortsetzung). Cixin Liu packt eine Fülle von Ideen in diese Geschichte, wie sie andere Autoren in 3 Romanen nicht zusammengekommen. Das wird alles recht straff und stringent erzählt. Ich habe die Filme zwar nicht gesehen, aber bei dem geringen Umfang gehe ich einfach davon aus, dass die literarische Vorlage für die Filme nicht viel mehr gewesen sein kann als eine grobe Stichpunktsammlung.

    we are ugly but we have the music

  • Mir war heute nach Komödie zumute, ich habe mir Das große Rennen rund um die Welt gegönnt. Tony Curtis als Der große Leslie liegt im ewigen Streit mit Prof. Fate, gespielt von Jack Lemmon und viele der Kabbeleien zwischen den beiden erinnern teilweise an Roadrunner & Coyote. Komödien-Großmeister Blake Edwards hat Regie geführt, die Musik kommt von Mancini und die größte Tortenschlacht der Filmgeschichte ist auch noch zu sehen. Große Unterhaltung.

    we are ugly but we have the music

  • The Wandering Earth 2:


    [... ] Wer diese Handlung der ersten beiden Stunden sinnvoll in logischer Reihenfolge nacherzählen kann, hat wahrscheinlich das Buch gelesen, oder ist durch chinesisches Kino bereits abgehärtet worden.

    Bei dem Buch handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung, bei der die titelgebende Story "Die wandernde Erde" keine 70 Seiten umfasst (+ nochmal 40 Seiten Fortsetzung). Cixin Liu packt eine Fülle von Ideen in diese Geschichte, wie sie andere Autoren in 3 Romanen nicht zusammengekommen. Das wird alles recht straff und stringent erzählt. Ich habe die Filme zwar nicht gesehen, aber bei dem geringen Umfang gehe ich einfach davon aus, dass die literarische Vorlage für die Filme nicht viel mehr gewesen sein kann als eine grobe Stichpunktsammlung.

    Ah danke. Ich kenne von Liu nur die DreiSonnen-Trilogie, und da ist die dramaturgische Umsetzung des Plots jetzt nicht unbedingt die größte Stärke des Buchs (wie so oft bei HardSF, ein Subgenre, das ich an und für sich sehr mag, gerade die Niven/Pournelle-Bücher). Dass der zweite Film keine literarische Vorlage hat, war mir daher nicht klar, es wirkt alles derart fragmentarisch, dass ich eigentlich davon ausging, dass hier irgendwas aus 1000 Seiten Material wild zusammengestückelt wurde - offenkundig schaffen das chinesische Drehbuchautor:innen auch ohne Vorlage. Das erklärt aber auch, warum so vieles aus älteren Hollywoodstreifen zusammengeklaut wirkt.

  • Mir war heute nach Komödie zumute, ich habe mir Das große Rennen rund um die Welt gegönnt. Tony Curtis als Der große Leslie liegt im ewigen Streit mit Prof. Fate, gespielt von Jack Lemmon und viele der Kabbeleien zwischen den beiden erinnern teilweise an Roadrunner & Coyote. Komödien-Großmeister Blake Edwards hat Regie geführt, die Musik kommt von Mancini und die größte Tortenschlacht der Filmgeschichte ist auch noch zu sehen. Große Unterhaltung.

    ICH LIEBE DIESEN FILM! Großartiges Komödien-Meisterwerk einer längst vergangenen Ära. Ich hoffe, Du hast auch ordentlich mitgebuht, wann immer Professor Fate auf der Leinwand zu sehen ist. Das "Sequel", Monte Carlo Rallye, ist leider nicht mehr ganz so gut, aber auch noch guckbar. Erstaunt bin ich immer wieder darüber, wie ähnlich sich Das große Rennen und der im gleichen Jahr gedrehte "Tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten" anfühlen, auch wenn der etwas weniger mit direkter Ansprache des Publikums spielt.


    Übrigens war Auslöser für diese kleine "Welle" an Fortbewegungskomödien damals zuerst "In 80 Tagen um die Welt" mit David Niven, der auch heute noch prächtig unterhält, und natürlich Stanley Kramers "Eine total, total verrückte Welt" mit Spencer Tracy und allem, was je in der Comedy herumgelaufen ist. Letzteren sollte es endlich mal in einer anständigen Veröffentlichung auch in Deutschland geben (er wurde ja vor einigen Jahren in den USA soweit möglich für die Langfassung rekonstruiert).

  • ich habe mir Das große Rennen rund um die Welt gegönnt.

    ICH LIEBE DIESEN FILM!

    Ihr seid nicht allein! :) Meine Frau steht leider nicht so sehr auf alte Filme, deshalb sehe ich den viel zu selten. Aber in meiner DVD-Sammlung (die gar nicht so riesig ist) ist das Ding natürlich enthalten!

  • Archibald Tuttle : "Eine total total verrückte Welt" und " Die tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten" sehe ich auch immer wieder gerne. Die Verfilmung von "In 80 Tagen...." mit David Niven finde ich trotz hoher Schauwerte eher langatmig. Wenn Verne, dann gerne die 54er Verfilmung von "20000 Meilen unter dem Meer" mit Mason & Douglas, oder ebenfalls mit Mason und der unvergleichlichen Gans Gertrut "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" von 1959.

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  • aber neben wirklich gelungenen Einfällen wie dem "Aufzug zu den Sternen"

    ich habe den Film nicht gesehen, aber von der Beschreibung "Aufzug zu den Sternen" gehe ich davon aus, dass sich um einen sogenannten "Weltraumlift" handeln könnte, welcher schon seit Urzeiten in der Literatur (z.B: Artur C. Clarke) beschrieben wird. Derzeit sind benötigten Technologien noch nicht komplett verfügbar, aber in der Materialforschung mit Kohlenstoff Nanoröhrchen (dieses Material wird für das Verbindungsseil benötigt) wurden im letzten Jahrzehnt signifikante Fortschritte gemacht. So ein Weltraumlift wäre der "heilige Gral" der Raumfahrt, welcher die enormen Transportkosten in den geostationären Orbit um Größenordnungen senken würde.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Lighthammel In 80 Tagen habe ich vor kurzem noch mit beiden Kindern geguckt, und die beiden hatten daran mehr Spaß als ich zu hoffen gewagt hätte. Seltsamerweise vor allem beim Stierkampf waren sie voll dabei, da überlegte ich schon ob ich noch etwas zum Thema Tiere quälen hinterher schieben muss (es war ja wenigstens kein blutiger Kampf, trotzdem...)


    Klaus_Knechtskern Ja genau, der gute alte Arthur c. Clarke-Aufzug feiert fröhliche Urständ. Soweit ich es richtig gelesen habe wollen die Chinesen sowas ja in mittelbarer Zukunft gerne Mal bauen, da passt es ja wenn sie es jetzt schon im film tun.

  • Klaus_Knechtskern Ja genau, der gute alte Arthur c. Clarke-Aufzug feiert fröhliche Urständ. Soweit ich es richtig gelesen habe wollen die Chinesen sowas ja in mittelbarer Zukunft gerne Mal bauen, da passt es ja wenn sie es jetzt schon im film tun.

    Das gab es vor geraumer Zeit mal eine interessannte Podcast-Folge der Raumzeit in welcher mit einem Mission-Analyst der ESA über diese Thematik gesprochen wurde https://raumzeit-podcast.de/2013/07/05/rz054-space-elevator/

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Ich hab mal ein paar ältere Sachen angeschaut:


    The Warriors (1979); Sicherlich nicht Walter Hills bester Film, aber immerhin ein sehr unterhaltsamer und atmosphärischer Gang-Actionstreifen. Durch den Synthie-Soundtrack und die fast schon postapokalytische Inszenierung New Yorks erinnert der Streifen stellenweise stark an John Carpenters Klapperschlange (ist aber 2 jahre älter).


    Ein Mann sieht rot (1972); Die Blaupause für viele nachfolgende Selbstjustiz-Filme. Charles Bronson ist in seiner Paraderolle als harter Hund. Kein Vergleich zum gurkigen Remake von Eli Roth. Auch wenn solche Selbstjustizreißer moralisch fragwürdig sind, schau ich mir das Genre gelegentlich recht gerne an.


    Falling Down (1993): Michael Douglas läuft an einem heißen Tag in LA Amok. Subtilität ist sicherlich nicht die Stärke dieses Films und Joel Schumacher auch nicht der geeignete Regisseur für leise Töne , dafür ist die stetige Eskalation sehr unterhaltsam. Der Film lotet allerdings auch keine unangenehmen Tiefen aus, der Unterhaltungswert steht im Vordergrund. Falling Down ist imho sehr gut gealtert, ich finde ihn heute besser als damals.

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    Einmal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • 7500


    Ich habe gestern den Film geschaut und ich fand ihn ganz unterhaltsam (die IMDb-Wertung von 6.3 wundert mich schon!). War jetzt kein neues Meisterwerk, aber spannend und gut.

    Interessant, vielleicht ist es mir bei anderen Filmen nur nicht aufgefallen, ist, dass der Film komplett (außer im Abspann) ohne (Spannungs-)Musik auskommt und trotzdem Spannung erzeugt. Das kannte ich bisher nur von Funny Games (absolut brillianter Film!).


    (So, jetzt auch mal im richtigen Thread)

  • Warum gibt es eigentlich keine guten Cyberpunkfilme mehr? Im Stile von Netrunner meine ich. Vielleicht auch Cyberpunk 2077.

    da fallen mir natürlich „Hackers“ und Matrix ein, wobei letzterer schon irgendwie ein eigenes Genre ist.

    Bladerunners sind mir zu wenig Cyber mit etwas Punk, die driften ja eher ins Philosophische ab.

    Aber Filme im Stile von Netrunner kenne ich leider keine. Die erste Hälfte von Ghost in the Shell fand ich mega gut. Die zweite wechselte gefühlt dann wieder das Genre.

    Altered Carbon hatte tolle Ideen, ist dann aber wieder so langsam erzählt, dass die Geschichte gefühlt 6 Folgen lang kaum in Gang kommt.

  • Ich finde ja "Johnny Mnemonic" bis heute einen der cyberpunkigsten Cyberpunkfilme. :)

    Und gab es nicht auf Netflix eine Cyberpunk-Anime-Serie?

  • Ich finde ja "Johnny Mnemonic" bis heute einen der cyberpunkigsten Cyberpunkfilme. :)

    Und gab es nicht auf Netflix eine Cyberpunk-Anime-Serie?

    Love Death and Robots hat Cyberpunk-Anleihen. Meintest du die?

    (Edit: Habe jetzt Edgerunners gefunden. Das ist ja völlig an mir vorbeigegangen.)


    Was Johnny Mnemonic angeht: Habe ich auch kurz dran gedacht, aber obwohl ich Gibsons Bücher damals inhaliert habe, ist vom Film gar nichts bei mir hängen geblieben. Deshalb kann ich gerade nicht einschätzen, ob der was taugt.

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

    Einmal editiert, zuletzt von PalioDeMonte ()

  • Love Death and Robots hat Cyberpunk-Anleihen. Meintest du die?

    Nee, die hatte "Cyberpunk" im Titel ... warte ... "Cyberpunk: Edgerunners", die war's. :)

    Johnny Mnemonic hab ich damals drei Mal im Kino gesehen, weil er so trashig-spaßig war und eben dieses Cyberpunk-Feeling besser vermittelte als jeder andere Film neben Blade Runner. Vor zwei Jahren habe ich mal wieder reingeschaut. Es ist halt immer witzig, wie man sich Mitte der Neunziger das "2021" vorgestellt hat, aber nicht zuletzt wegen dieser 90s-Nostalgia finde ich den ziemlich gut gealtert und hatte immer noch sehr viel Spaß damit. Und witzigerweise wirkte er auf mich heute viel weniger trashig als damals, schlicht, weil er inzwischen ohnehin so alt ist, wie er aussieht. (Der musste ja damals mit den visuellen Boliden von Simpson/Bruckheimer mithalten, die das Blockbuster-Kino mit ihrer frischen und edlen Michael-Bay-Optik aufgemischt haben, da konnte der Film damals nicht ansatzweise gegen anstinken. Heute guckt sich das ganz anders. :) )

    3 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()