Tipps fürs Heimkino

  • Mich erinnert der tatsächlich am meisten an Eiskalte Engel, was fairerweise, glaube ich, auch für Emerald Fennel eine Referenz war, insofern dass er Machtverhältnisse (sexuell und anderweitig) in einem Setting von Ultrareichtum behandelt und dabei stylisch, bisschen kinky und frech ist und sich an ein junges Publikum richtet. Wäre ich noch 16, würde ich den bestimmt total abfeiern.

    tbh fand ich schon Eiskalte Engel eine eher schwache Neuverfilmung von Gefährliche Liebschaften - den überstrahlen in meinem Kopf dann sowohl Valmont von Milos Forman wie auch die Hollywodversion von Stephen Frears. Aber zugegeben an die empörende Echsenhaftigkeit eines John Malkovich, den ich mit 13/14 gefeiert habe, kam ein inzestuöser Ryan Philippe mit 25 natürlich nicht mehr ran.

  • Mich erinnert der tatsächlich am meisten an Eiskalte Engel, was fairerweise, glaube ich, auch für Emerald Fennel eine Referenz war, insofern dass er Machtverhältnisse (sexuell und anderweitig) in einem Setting von Ultrareichtum behandelt und dabei stylisch, bisschen kinky und frech ist und sich an ein junges Publikum richtet. Wäre ich noch 16, würde ich den bestimmt total abfeiern.

    tbh fand ich schon Eiskalte Engel eine eher schwache Neuverfilmung von Gefährliche Liebschaften - den überstrahlen in meinem Kopf dann sowohl Valmont von Milos Forman wie auch die Hollywodversion von Stephen Frears. Aber zugegeben an die empörende Echsenhaftigkeit eines John Malkovich, den ich mit 13/14 gefeiert habe, kam ein inzestuöser Ryan Philippe mit 25 natürlich nicht mehr ran.

    „Empörende Echsenhaftigkeit“ war mit 13/14 definitiv noch nicht in meinem Vokabular. 😉 Und ich wollte auch gar nicht sagen, dass ich Eiskalte Engel besonders gut finde oder fand. Aber der war damals wild, sexy, spaßig, mit einem befriedigenden Ende und einem ziemlich anständigen Soundtrack (war das nicht sogar eine MTV-Koproduktion?). Das hat bei uns als Teens gut eine Kerbe getroffen – auch damals schon im Ansatz als Guilty Pleasure – von der ich mir vorstellen kann, dass sie bei der heutigen Generation gut durch Saltburn getroffen wird.

  • Arme alte Akademiker artikulieren absolut ausgiebig abenteuerliche Alliterationen. Mit 13/14 war es diese absurde Triebhaftigkeit des Bösen die mich fasziniert hat. Und die ist ja tatsächlich in allen vier filmen vorhanden, da bin ich bei dir.

  • Da im Kino die seit Jahrzehnten übliche Januarsauregurkenzeit regiert, hier noch ein paar Tipps fürs gepflegte Heimkinoprogramm, nachdem ich heute bei meiner Freundin die drei großen Streamer mal durchscollen konnte:


    Der wunderbare "Nice Guys" mit Russell Crowe und Ryan Gosling ist auf Prime im Stream aufgetaucht. Die Bildqualität ist zwar unter aller Sau, aber das ist bei Prime ja nichts Neues. Ansonsten ist das immer noch ein ideales Double Feature mit Kiss Kiss Bang Bang und ein sehr spaßiger Comedy-Noir. War dieser Film früher jahrelang auf Netflix, so ist jetzt der alte Prime-Liebling "Galaxy Quest" zu Netflix rübergewandert - so ein bißchen albern ist das ja schon, dass die sich die Filmlizenzen regelmäßig gegenseitig wegkaufen. Da lobt man sich doch, wenn aktuell endlich mal Titel aus der MGM-Library im großen Stil bei Prime (und Freevee) landen, die man schon ewig nicht mehr sehen konnt (außer man abonnierte den MGM-Channel). So etwa aktuell mein liebster Shirley-MacLaine-Jack-Lemmon-Film "Das Mädchen Irma la Douce". Billy Wilder mit seinem wohl schlüpfrigsten Film, ein Mann will nicht, dass die Prostituierte, in die er sich verliebt hat, weiterarbeitet, und gibt sich fortan als ihr bester Kunde aus. Ein immer noch ziemlich großer Spaß, MacLaine ist hinreißend (und hat nie verstanden, wieso sie ausgerechnet dafür eine Oscarnominierung bekam).

    Disney hingegen hat es offenbar endgültig aufgegeben, Kunden mit alten Filmen anzulocken - immer mehr verschwinden aus dem Programm, ohne dass andere ältere Titel wieder auftauchen. Das betrifft insbesondere das Starz-Angebot, das ja nur in Europa via D+ verfügbar ist und im Kern aus dem Fox-Archiv besteht. So hat etwa Cameron seine bei Fox liegenden Filme selbst restauriert und lieber an Amazon lizensiert, wo man jetzt in den USA totgefilterte 4k-Abtastungen von Abyss und Aliens sehen kann. Was bei T2 noch wie ein Versehen wirkte, ist jetzt also Gewissheit: Cameron hasst Filmkorn so sehr, dass er die Schauspieler lieber in Wachsköpfe verwandelt. Da kann man froh sein, dass Titanic noch so gut geworden ist. Wobei es auch sein kann, dass Amazon beim Streaming derart stümperhaft vorgeht, dass die die digitale Überschärfung zu verantworten haben. Na, wenn da mal eine UHD kommt, werden wir es ja sehen...

  • Bild: Beschissen

    Ton: Eine Zumutung

    Untertitel: No Way

    Werbung: Immer gerne


    Warum also tue ich mir fast 30 Jahre nach Erstsichtung Glengarry Glen Ross auf Amazons Folterkanal Freevee an? Es mag damit zusammenhängen, dass ich ein Faible für dialoglastige Kammerspiele habe, die in dieser Form auch im Theater aus der Mode gekommen sind. Es mag damit zu tun haben, dass ich ihn für den kleinen, dreckigen, deprimierenderen Bruder von Wall Street halte, der mir persönlich deutlich besser gefällt. An der Besetzung mit Alec Baldwin, Jack Lemmon (einer meiner All-Time-Favoriten hier als gebrochener, verzweifelter und gleichzeitig schmieriger Verkäufer). Kevin Spacey in jung, Ed Harris, Alan Arkin und Al Pacino - this is a man's world, und einer ist kaputter als der andere. Oder es liegt daran, dass seine Aussagen über Kapitalismus, Leistungsdruck, Entfremdung und toxische Führungskultur heute immer noch aktuell sind.

    Die Prämisse: 4 Verkäufer sollen Immobilien verkaufen, es zählt nur der Erfolg. Weil die Führungsetage unzufrieden mit der Performance ist, gibt es einen Wettbewerb: Der Gewinner bekommt einen Cadillac. Der zweite ein Set Steakmesser. Die anderen die Kündigung.

    Für mich noch immer eine Empfehlung.

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

  • "Das Mädchen Irma la Douce"

    Auch von mir klare Empfehlung für diesen Klassiker, den ich noch auf DVD besitze und mit Sicherheit schon mindestens 10 Mal gesehen habe. Immer wenn der im ÖR läuft und ich ihn zufällig beim Zappen entdecke, kann ich nicht mehr weiterzappen, sondern muss wieder zuschauen. :)

    Der heimliche Star ist für mich übrigens Moustache - aber das ist eine andere Geschichte. ;)

  • PalioDeMonte Nur als Hinweis: Prime zeigt ein uraltes Master von Glengarry Glen Ross, es existiert aber schon länger eine BluRay von Turbine mit drastisch besserem Ton und Bild. Ist ihre 8 Euro völlig wert.


    Irgendwie ja auch faszinierend, dass die Streamer so oft auf minderwertige Master setzen, weil die Lizenzierung dann billiger ist, in dem festen Glauben dass es sich bei alten Filmen nicht lohnt - was dann wieder bei den Kunden den Eindruck verstärkt, dass alte Filme schrabbelig aussehen müssen. Dabei ist das echte Problem das digital gedrehte Kino der frühen 2000er, wo viel mit 1k in der Postproduktion gearbeitet wurde und man jetzt entweder quasi die Post komplett wiederholen muss oder mit dem in 2k oder 4k miserabel aussehenden Master leben muss.

  • Weil es vielleicht nicht alle mitbekommen haben: Dass Scott Stuber gestern bei Netflix geschasst wurde (bzw. "gekündigt hat"), ist ein Signal für den Streamer, das man nicht unterschätzen sollte. Stuber ist der Mann, dem man zu verdanken hat, dass Netflix überhaupt Filme ins Kino geschickt hat, er wollte damals Glass Onion mit größerem Verleihfenster starten, und er ist maßgeblich an den awardträchtigen (und bei Netflix dann meistens erfolglosen) Arthausfilmen "Schuld", mit denen Netflix bei den Oscars mitmischen wollte (zuletzt Maestro). Der Untergang von Zack Snyders Rebel Moon dürfte ein übriges dazugetan haben. Gleichzeitig ist publik geworden, dass Netflix die eigene Filmproduktion quasi halbiert, und nurmehr 35 überwiegend niedrig budgetierte Eigenproduktionen in 2024 plant. Ob das mit Fremdeinkäufen aufgefüllt wird ist fraglich, zudem geht es gerade mit der Serienproduktion in den USA stetig bergab, nicht zuletzt wegen des Streiks, der wieder einmal gezeigt hat, dass die Zuschauer:innen eben auch bei billiger zu produzierenden Formaten en masse einschalten.


    Die Chose kann nun mehrere Folgen haben: Entweder nimmt Netflix Geld in die Hand, um wieder mehr "einzukaufen", was andere produziert haben (unwahrscheinlich), oder aber das Angebot anderer Streamingplattformen wird für Film- und Serienfans attraktiver. Bin gespannt in welche Richtung es geht. Ich selbst bin seit über einem Jahr nicht mehr bei Netflix und hatte in der Zwischenzeit genau zwei Filme, die ich mir von dort ansehen wollte - so dolle war es bereits in letzter Zeit um die EIgenproduktionen nicht bestellt.

  • Wer, wie ich, nach Poor Things wieder mehr Lust auf Willem Dafoe bekommen hat: Prime hat jetzt Inside im Angebot, in dem der gute Mann sich (übrigens ebenfalls unter Regie eines Griechen) die Seele aus dem Leib spielt. Ganz hervorragender Film! :)

  • Mad Max 1

    Ich finds schon sehr cool, mit wie wenig Budget George Miller einen dystopischen Actionstreifen geschaffen hat. Die raue Atmosphäre einer Gesellschaft kurz vor dem Zusammenbruch ist großartig eingefangen.



    Mad Max 2

    Für viele Endzeit-Filme war Mad Max 2 sicher wegweisend, mit der Wucht, der Geschwindigkeit und des Action-Irrsinns von Fury Road wird die thematisch ähnliche Verfolgungsjagd nochmal auf ein ganz anderes Level gehoben. Nichtsdestotrotz ist Mad Max 2 immer noch sehr ansehnlich.



    Foxy Brown

    Ich verstehe, warum Pam Grier zur Actionikone der schwarzen Bevölkerung geworden ist, aber Foxy Brown ist ein rumpeliger Blaxploitation-Film mit lächerlichen Actionszenen und schlechtem Drehbuch. Natürlich ist das alles charakteristischer Bestandteil des Billig-Kinos und auch unterhaltsam, wirklich gut ist Foxy Brown aber nicht.



    Shaft

    Shaft, schwarzer Super-Detektiv, lässt sich von Weißen nichts sagen, legt sich mit der Mafia an, um die Tochter eines Gangsterbosses zu retten. Cooler Protagonist, cooler Soundtrack von Isaac Hayes, geradlinige Story, klasse Film.



    Action Jackson

    Dummer 80er-Jahre-Actiontrash mit dummen Action-Sequenzen und jede Menge unfreiwilliger Komik. Stellt man das Hirn aus und zischt ein paar Bier dabei, kann man durchaus seinen Spaß haben, aber ansonsten ist Action Jackson ein filmisches Armutszeugnis.



    Roboman/Robowar

    Eine Horde Witzfiguren jagt in einem Wald einen Mann mit Motorradhelm. Der Mann mit Motorradhelm soll so etwas wie ein durchgeknallter Killercyborg sein. Der Wald soll so etwas wie ein Dschungel. Die Horde Witzfiguren sollen so etwas wie Söldner sein. Das ganze Machwerk soll so etwas wie ein Film sein. Italienischer Kernschrott auf Predators Spuren, wirklich hundsmiserabel und gut bei SchleFaZ aufgehoben.

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  • Foxy Brown

    Ich verstehe, warum Pam Grier zur Actionikone der schwarzen Bevölkerung geworden ist, aber Foxy Brown ist ein rumpeliger Blaxploitation-Film mit lächerlichen Actionszenen und schlechtem Drehbuch. Natürlich ist das alles charakteristischer Bestandteil des Billig-Kinos und auch unterhaltsam, wirklich gut ist Foxy Brown aber nicht.

    Natürlich ist das Blaxploitation mit schlechtem Drehbuch. So etwas sollte man heutzutage einfach als ein Stück Zeitgeschichte betrachten. (So mache ich da auch immer, wenn ich alte Tatorte schaue.)

    Hast du denn "Jackie Brown" schon mal gesehen? Tarantino 1997, Hommage an Foxy Brown und äußerst sehenswert, wenn du mal was Gutes mit Pam Grier sehen möchtest.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

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  • ...und es gibt eine große Zahl besserer Blaxploitation-Filme, wenn man da wirklich einsteigen will. Nur als Einsteigertipp:

    - Coffy ist der bessere Pam-Grier-Film, ebenso Friday Foster

    - Across 110th Street (Straße zum Jenseits) ein brillanter Polizei-Actioner mit Film-Noir-Anklängen

    - Shaft in Africa ist einfach eine absolute Spaßbombe, da hat man versucht aus Shaft James Bond zu machen, und ihn gleichzeitig das Flüchtlingsproblem in Äthiopien und weibliche Genitalverstümmelung lösen lassen

    - Cleopatra Jones ist grandios, wenn man ihn nicht mit der miesen deutschen VHS-Synchro guckt (das gilt leider für die meisten Titel hier)

    - Take a hard ride (dt. Einen vor den Latz geknallt) ist schwarzer Italowestern pur

    - Truck Turner: Großartiger Klassiker um einen Kopfgeldjäger, der vor Uhura (ihrerseits Puffmutter) fliehen muss.

    - Three the Hard Way: Alles was Rang und Namen hatte (Jim Brown, Fred Williamson, Jim Kelly) in einem vielzitierten Film, in dem Weiße die gesamte schwarze Bevölkerung der USA vergiften wollen. Außerdem die beste Vorbereitung auf "I'm gonna git You Sucka", die wohl beste Blaxploitation-Parodie.

  • So etwas sollte man heutzutage einfach als ein Stück Zeitgeschichte betrachten.

    Ja, aus dem Blickwinkel sicherlich interessant, aber trotzdem bleibt es ein billiger Rumpel-Film. ;)


    Hast du denn "Jackie Brown" schon mal gesehen? Tarantino 1997, Hommage an Foxy Brown

    Den habe ich so um die Zeit auch gesehen, fand den aber eher langweilig. Vielleicht muss ich mir den einfach nochmal geben, nachdem ich jetzt Foxy Brown gesehen habe.

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    Einmal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • So etwas sollte man heutzutage einfach als ein Stück Zeitgeschichte betrachten.

    Ja, aus dem Blickwinkel sicherlich interessant, aber trotzdem bleibt es ein billiger Rumpel-Film. ;)

    Der Unterschied ist halt: Es gibt billige Rumpelfilme, die Zeitgeschichte sind, und die keinen Spaß beim Gucken machen. Und es gibt billige Rumpelfilme, die Zeitgeschichte sind, und die viel Spaß beim Gucken machen. Foxy Brown sähe ich irgendwo dazwischen, der ist ziemlich stilbildend für unser Bild von Blaxploitation gewesen, gerade weil Tarantino ihn so stark zitiert hat, aber um wirklich zu wissen was an Blaxploitation bis heute noch funktioniert und gut zu gucken ist, sind die o.g. Filme m.E. besser geeignet, auch und gerade weil da die Weißen viel eher als Bösewichter rüberkommen.

  • Den habe ich so um die Zeit auch gesehen, fand den aber eher langweilig.

    Na ja, es ist ein Tarantino, der lebt von anderen Elementen als "Spannung". Ich fand auch Pulp Fiction beim ersten Mal noch langweilig. Als ich ihn dann beim zweiten Mal mit einer anderen Erwartungshaltung gesehen habe, wurde er plötzlich viel besser. Jackie Brown ist sicher nicht der beste Film von Tarantino, aber ich habe ihn inzwischen auch schon 5-6 Mal gesehen.

  • Den habe ich so um die Zeit auch gesehen, fand den aber eher langweilig.

    Na ja, es ist ein Tarantino, der lebt von anderen Elementen als "Spannung". Ich fand auch Pulp Fiction beim ersten Mal noch langweilig. Als ich ihn dann beim zweiten Mal mit einer anderen Erwartungshaltung gesehen habe, wurde er plötzlich viel besser. Jackie Brown ist sicher nicht der beste Film von Tarantino, aber ich habe ihn inzwischen auch schon 5-6 Mal gesehen.

    Und ich wollte gerade argumentieren, dass Jackie Brown nach Pulp Fiction und Reservoir Dogs – die mir als Teenager genug Schauwert geboten haben – auf einmal viel reifere Themen hatte. Im Film selbst ging's ja auch viel um Altern und es wurden einige ruhigere Töne angeschlagen. Ich finde gerade das ist ein Tarantino, den man sich auf jeden Fall nochmal anschauen sollte, wenn man selbst ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat. (Interessanterweise ist vermutlich ausgerechnet Pulp Fiction der Tarantino, der aus heutiger Sicht am schlechtesten gealtert ist. Aber das ist ein anderes Thema.)

  • (Interessanterweise ist vermutlich ausgerechnet Pulp Fiction der Tarantino, der aus heutiger Sicht am schlechtesten gealtert ist. Aber das ist ein anderes Thema.)

    Au Contraire Monsieur. Er ist nur derart zu Tode zitiert worden, und hat derart viele separate Genrestränge im US- und Indiekino ausgelöst, dass sich ein "frischer Blick" nicht mehr so recht einstellen mag. Auch sind wir aktuell der Postmoderne etwas überdrüssig, ohne dass sich etwas Neues wirklich durchsetzen konnte (Dogme, neuer Realismus, Retro-Formalismus, Meta-Modernism, Post-Post-Modernism etc. etc. sind alle gekommen und gegangen ohne allzu tiefe Spuren zu hinterlassen). Aber dieses Schicksal teilt er mit vielen Filmklassikern, bei denen man sich heute fragt, warum sie diesen Klassikerstatus haben, wie Citizen Kane, Das siebente Siegel, Psycho, Easy Rider, French Connection, Indiana Jones etc. Alles Filme, die massiv stilbildend waren, und die dann so oft kopiert und zitiert wurden dass man sie gesehen hat auch wenn man sie nie gesehen hat.

  • (Interessanterweise ist vermutlich ausgerechnet Pulp Fiction der Tarantino, der aus heutiger Sicht am schlechtesten gealtert ist. Aber das ist ein anderes Thema.)

    Au Contraire Monsieur. Er ist nur derart zu Tode zitiert worden, und hat derart viele separate Genrestränge im US- und Indiekino ausgelöst, dass sich ein "frischer Blick" nicht mehr so recht einstellen mag. Auch sind wir aktuell der Postmoderne etwas überdrüssig, ohne dass sich etwas Neues wirklich durchsetzen konnte (Dogme, neuer Realismus, Retro-Formalismus, Meta-Modernism, Post-Post-Modernism etc. etc. sind alle gekommen und gegangen ohne allzu tiefe Spuren zu hinterlassen). Aber dieses Schicksal teilt er mit vielen Filmklassikern, bei denen man sich heute fragt, warum sie diesen Klassikerstatus haben, wie Citizen Kane, Das siebente Siegel, Psycho, Easy Rider, French Connection, Indiana Jones etc. Alles Filme, die massiv stilbildend waren, und die dann so oft kopiert und zitiert wurden dass man sie gesehen hat auch wenn man sie nie gesehen hat.

    Ich meinte weniger aus filmischer Sicht, sondern eher deshalb, weil der eine ziemlich unnötig lange Vergewaltigungs-Szene hat, die damals wohl noch als edgy durchging und es sich dabei gleichzeitig recht einfach macht, Homosexualität in eine perverse Ecke zu stellen. Und natürlich Tarantinos Rolle selbst, in der er nicht nur mäßig schauspielert (das hat man damals schon so gesehen) sondern auch unnötigerweise eine N-Wort-Bombe nach der anderen dropt. Will sagen: in dem Skript sind einige Entscheidungen drin, die aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig sind.

  • Ich meinte weniger aus filmischer Sicht, sondern eher deshalb, weil der eine ziemlich unnötig lange Vergewaltigungs-Szene hat, die damals wohl noch als edgy durchging und es sich dabei gleichzeitig recht einfach macht, Homosexualität in eine perverse Ecke zu stellen. Und natürlich Tarantinos Rolle selbst, in der er nicht nur mäßig schauspielert (das hat man damals schon so gesehen) sondern auch unnötigerweise eine N-Wort-Bombe nach der anderen dropt. Will sagen: in dem Skript sind einige Entscheidungen drin, die aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig sind.

    Das sind gut Argumente, die kann ich so akzeptieren. Tarantino holt sich in seiner Zitierwut öfter mal kulturelle Stereotypien aus der Filmgeschichte rein, die man so besser nicht ungefiltert stehen lassen sollte - ein weiteres gutes Beispiel dafür ist Death Proof. Auch deshalb war ich froh, dass Once upon a time in Hollywood einigen Fortschritt in dieser Hinsicht zeigte.

  • Als ich ihn dann beim zweiten Mal mit einer anderen Erwartungshaltung gesehen habe, wurde er plötzlich viel besser.

    Dann sollte ich es mit JB definitiv nochmal probieren. Seit der letzten Sichtung sind wahrscheinlich 25 Jahre vergangen....

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  • ...

    - Shaft in Africa

    Den hatte ich versucht, in letzter Zeit irgendwie zu bekommen, aber das gestaltet sich als schwierig.


    "I'm gonna git You Sucka", die wohl beste Blaxploitation-Parodie.

    Geiler Streifen. Der „Pimp of the year“ mit dem Goldfisch in seinen Glasplateauschuhen…



    Bester Film der Wayans-Brüder.

  • Shot Caller

    von 2017 aktuell auf Netflix

    Regie : Ric Roman Waugh (Kandahar, Greenland, Felon)


    Nichts großes erwartet , eher das typische genremäige eher billig produzierte >Stereotxpische B Movie und dann wirklich sehr angenehm mit gehobener Qualität mit guter Ausarbeitung der Hauptfigur und seiner äusseren Umstände überascht worden

    Nikolaj Coster-Waldau sehr eindrucksvoll in seiner krassen psychischen wie physischen Verwandlung

    eines ganz normalen Familienvater der in einen Anzugsjob arbeitet ud ein perfektes Leben mit Haus, Frau, Kind und Freunden führt

    Bis er wegen eines Verkehrsunfalls mit Todesfolge im Gefängnis landet, mitten zwischen ganz schlimmen Gealtverbrechern in Gemeinschaftsunterkünften.

    Um dort zu überleben muss er ein Pakt mit dem Teufel eingehen ,der länger als seine ursprüngliche Haftzeit andauern wird und ihn von seinen normalen Leben entfernen wird

    Film wird teilweise in Rückblenden erzählz

  • Barb Wire ist ein Film, bei dem ich nie so genau weiß ob es mehr Spaß macht ihn zu sehen oder darüber zu reden. Die UHD des Films ist soeben auf Deutsch erschienen, und dokumentiert, dass der Film bei aller mangelnder Qualität immer noch eine Fangemeinde hat, die größer ist als Pamela Andersons Brüste. Zwei Dinge haben mich immer am Film fasziniert (nein, nicht die offensichtlichen): Zum einen das Marketing. Der Film war weder finanziert noch existierte eine einzige Zeile des Drehbuchs, als in Cannes riesige Plakatwände Pamela Andersons Hauptrollendebut bereits groß anpriesen. Hintergrund: Cannes ist nicht nur ein Kritikerfestival, sondern auch der wichtigste Filmmarkt in Europa, hier werden hinter den Türen unzählige Filmdeals abgeschlossen. Und so konnten für Barb Wire nur aufgrund dieses Plakats (bis heute das Filmplakat) unzählige internationale Vorabkäufe erzielt werden, und der Film hatte ein vermeintliches Budget von 50 Mio. Dollar. Wer den Film gesehen hat, weiß wieviel davon auf der Leinwand gelandet ist (Hint: Nicht allzu viel). Allein 400.000 Dollar kostete es, die Aquarien eines benachbarten Sea Worlds zu reinigen und die toten Fische und Seepferdchen zu ersetzen, die der Seifenschaumszene mit Anderson zum Opfer fielen. Und so rannten in den ersten Tagen die Filmfans ins Kino - nur um wieder rauszurennen und alle anderen vor dem vermeintlichen C-Schrott zu warnen, der da auf sie wartete. Der gleichnamige Comic wurde durch den schlechten Ruf des Films gleich mitgetötet.


    Dann aber erreichte Barb Wire auf Video doch noch jenes Publikum, für den er gemacht zu sein scheint: Den geübten Camp-Afficionado, der natürlich schon nach wenigen Minuten erkennt, welchen Scherz sich der Drehbuchautor mit seinem Produzenten und Pamela Anderson geleistet hat. Barb Wire ist nahezu ein Scene-by-Scene-Remake von ... tadaaa! ausgerechnet Casablanca, mit Udo Kier als Sam und Pamela Anderson als Humphrey Bogart. Barb Wire ist einer der witzigsten und seltsamsten Trashstreifen aller Zeiten, wenn man sich darauf einlassen kann (zugegeben hilft eine große Menge Alkohol dabei). Die neue UHD ist fehlerfrei, zeigt den Film in ungeahnter Qualität, da direkt vom Kameranegativ abgetastet, und ist auch sonst liebevoll gemacht, die Extras sind etwas kurz, da hätte ein kritischerer Blick auf die Produktionsgeschichte (vermutlich einer der großen Hustles der Filmgeschichte) nicht geschadet, aber gut, sowas muss man ja immer auch mit dem Lizenzinhaber abklären, und der hört das wahrscheinlich nicht so gern. Will man das wirklich jemand empfehlen? Besser nicht, aber wer es haben will weiß jetzt dass es das gibt. Ich hatte jedenfalls wieder viel Spaß mit dem Teil.

  • Nun habe ich mir mit meiner Frau den "Film" Poor Things angesehen. Ich habe jede Minute gehasst. Sie ebenso. Alle paar Szenen dachte ich, ich muss es beenden. Wollte aber wissen, ob da noch was kommt... ob das noch gut wird. Am Ende war ich absolut fassungslos, was für einen Krampf ich mir da komplett angesehen habe.

    Einfach nix. Totale Grütze in meinen Augen.

  • Nun habe ich mir mit meiner Frau den "Film" Poor Things angesehen. Ich habe jede Minute gehasst. Sie ebenso. Alle paar Szenen dachte ich, ich muss es beenden. Wollte aber wissen, ob da noch was kommt... ob das noch gut wird. Am Ende war ich absolut fassungslos, was für einen Krampf ich mir da komplett angesehen habe.

    Einfach nix. Totale Grütze in meinen Augen.

    und genau dafür liebe ich Kino.

  • Tja, das erinnert mich an meinen Studienaufenthalt in Paris, bei dem ich nie in Vorlesungen, dafür jeden Tag ins Kino gegangen bin, da die Franzosen damals schon Abomodelle hatten, wo man für ziemlich wenig Geld beliebig oft ins Kino gehen konnte. Und da stand auch in jeder zweiten Veranstaltung jemand auf, rief "Merde!" zur Leinwand und ging raus - das passierte so oft, dass ich es damals für ein Ritual hielt, dass in der Pariser Kinotradition offenkundig fester Bestandteil war.


    Aber warum ich das oben schrieb: Weil das toll ist, dass ein Film das kann, Menschen derart zu verärgern, sie dazu zu bringen, sich ablehnend mit etwas auseinander zu setzen. Wenn er das schafft, kann er so schlecht nicht gewesen sein, und ist allemal interessanter als langweiliger Durchschnittsquark.


    Ich komme gerade mit den Kindern aus Prinzessin Mononoke (und muss feststellen, dass die FSK 12 doch sehr gerechtfertigt ist, die Arm-ab-Kopf-ab-Szenen hatte ich so nicht erinnert und waren für meinen Achtjährigen dann doch drüber): Ein Fest für die Sinne, der Film ist nicht nur wunderschön handgezeichnet, sondern auch extrem laut, selbst beim Rauschen im Wald, und ein großartiges Naturmärchen mit düster-pessimistischem Ausgang trotz des vermeintlichen Happy Endings, und irgendwo zwischen den ökologischen Sorgen der 1990er und heute immer noch aktuell. Ich weiß noch, dass mich die Plotstruktur 1997 ziemlich verwirrt hat; heute war alles ganz klar, da merkt man, wie sehr auch ich damals noch auf Hollywood-Erzählmodelle gebürstet war. Und man vergisst wie gut Miyazaki damals mit jedem einzelnen Film war, wie stilbildend seine Filme waren und wie sehr sie Anime zu ihrer Zeit international popularisiert haben. Die deutsche Synchro hingegen ist pure Nostalgie: Lauter Hamburger Sprecher, die man gut aus den ??? und anderen Hörspielkassetten und Fernsehsynchros der Zeit kennt, besonders aufgefallen ist mir dabei Mady Rahl, die ja schon in den 1930ern zu sehen war und hier eine ihrer letzten Rollen spricht, mit einer derart knarzigen und alten, trotzdem beeindruckenden Sprechperformanz, dass sogar Gisela Trowe neidisch werden würde.

  • Road House (1989)


    Bier, Brüste, Schlägereien, Monstertrucks und Patrick Swayze mit einem schauspielerischen Tribut an Steven Segal. Dazu ei. Drehbuch, was auf noch auf einer Serviette Platz findet, wenn schon jemand ein Drehbuch drauf gekritzelt hat. Nominiert für 5 Razzies und völlig zu Unrecht keinen davon bekommen.



    Road House (2024)


    Keine Brüste, keine Monstertrucks, deutlich wenige Alkoholkonsum, aber eine ähnlich dünne Geschichte. Immerhin: Jake Gyllenhall macht als durchtrainierter Fighter eine klasse Figur und MMA-Kämpfer Conor McGregor als Bösewicht (trotz enttäuschendem Showdown) richtig Spaß, die Frauenfiguren sind nicht mehr nur bumsbares Freiwild für besoffene Machos. Die Action ist flott inszeniert und der Protagonist bekommt in Ansätzen ein Charakterprofil. Das tut dem Film gut und hebt ihn wohltuend von der Primitivität Original ab. Ganz große Filmkunst wird aus Road House aber trotzdem nicht.


    Beide gibts bei Prime.

    we are ugly but we have the music

    3 Mal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • Ach komm, Lighthammel ... Road House ist einer jener "Klassiker", dass selbst abgebrühte Feministinnen Spaß an der völlig absurden Inszenierung von männlichkeit in dem Streifen haben. Wann immer man jemand das Konzept der Homosozialität im Actionkino der 1980er erklâren will, ist Road House die perfekte Wahl. Selbst 1989 war die Wahrnehmung des Films auf den Schulhöfen die ich so besucht habe mit Camp affiziert. Will sagen: Man kann mehr spaß mit dem Teil haben als du ihm gerade zuschreibst.

  • Will sagen: Man kann mehr spaß mit dem Teil haben als du ihm gerade zuschreibst.

    Ich möchte nicht abstreiten, dass das Ding in großer Runde und mit erhöhter Promillezahl durchaus zünden kann oder dem ein oder anderen als Guilty Pleasure taugt. Nüchtern und alleine vorm Fernseher fand ich den Streifen allerdings unsäglich lächerlich.

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    Einmal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • Finde den Fehler ;)

    ich weiß nicht, ob ich "mit ner Flasche Springer Urvater und der Zweijährigen aufm Sofa" besser gefunden hätte! :crazy:

    Du schon wieder!

    Ich dachte jetzt eher an einen Aperol Spritz und die Gattin.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it