Nach dem Tod von Amy Winehouse laufen hier Frauenstimmen rauf und runter. Dabei hat Sie mich zu Lebzeiten herzlich wenig berührt.
Jennifer Rostock: Die Single Mein Mikrofon hat mir nicht sonderlich gefallen, aber das Album als Ganzes betrachtet ist schon mitreißend. Sie beweisen, dass eine durchaus ernste und ein bisschen traurige Grundstimmung nicht zu Kompositionen wie Schlaftabletten führen muss. Testzeilen mit einer Anzahl von Worten wie bei Rappern, die gesungen und nicht gesprochen werden. Das ist eigenständig.
Im krassen Gegensatz dazu Amina Alaoui mit Arco Iris. Sehr meditativ und sparsam instrumentiert. Beim ersten Hören lief bereits Stück vier und ich dachte wir wären noch beim ersten. Ein Perkussioninstrument hat mich aufgeweckt. Nicht leicht zugänglich.
Selah Sue: Ein hinterhältiger Großangriff auf meine Treueschwüre zu Lorrie Morgen. Beim zweiten Hören mit Subwoofer hat es Bumm gemacht. Eine Stimme, die schwindelig macht, besser als Drogen und trotzdem höchster Suchtfaktor.
Das sieht vielleicht Frau Beth Hart anders. Die kennt sich auch mit Entzugsprogrammen aus und weiß wie tief man sinken kann. Eine Kostprobe gefälligst:
Der Teufel schlägt wieder zu
ich trinke zur Musik im Radio
ein Engel steht vor der Tür, doch ich lasse ihn nicht mehr rein
sollte ich noch mal eine Chance bekommen
vielleicht verzeihe ich mir dann selbst
wenn ich ein Herz habe, dann gebe ich es jemand anderem
OH... (sich selbst) zu lieben ist sehr schwer...
Sehr intim geht es weiter mit Imany und the shame of a broken heart. Sie gibt im Lied Take care die gute Empfehlung aufeinander aufzupassen. Auch sehr zurückhaltend instrumentiert und das Tempo verhalten.
Bevor Ihr jetzt alle intim wegduselt, Frauenpower geht auch anders, z.b. auch im Jazz wie das Mosaic Projekt von Terri Lyne Carrington beweist. Und hier gibt es, anders als bei unzähligen unplugged Aufnahmen im CD-Schrank, den Bass akustisch. Und die Bassistin spielt auch Bass-Klarinette, deren Klang ich so sehr liebe. Leider ist dieses Instrument nur sehr kurz solistisch zu hören.
Meine Platte des Jahrtausends: Miranda Lambert Revolution. Sehr vielseitig und immer mit frecher Stimme.
Ansonsten läuft Katy B, Umalali, Joss Stone colour me free usw.
Zum Schluss noch ein Lesetipp. Aus dem guten buch Dein Wille geschehe des M. Robothams hat doch glatt ein deutscher Comedian einen Witz abgekupfert, ok hat jetzt nicht die Bedeutung einer abgekupferten Doktorarbeit, und ein erschlichener Doktortitel stellt nicht einen so schwerwiegenden Verstoß dar, wie wenn sich ein Arbeitsloser etwas Essbares aus dem Supermarkt „erschleicht“. Der wechselt dann einfach aus einem europäischen Wissenschaftsausschuss in die Zelle, nicht damit er über seinen Fehler nachdenkt, sondern damit der Gesetzgeber sein Magenknurren nicht zur Kenntnis nehmen muss.
Aber nun zur Leseempfehlung: Joe R. Lansdale Kahlschlag, guter Schreibstil, offensichtlich sehr gut übersetzt, um 1930 in Texas, der Ku kux klan ist aktiv. Schwierige Zeiten für schwarze Bürger. Zwei kurze Sätze aus dem Buch zum neugierig machen, ein Gespräch zwischen Schwiegervater und Schwiegertochter:
ER: „Ein Mann kann seine Frau nicht vergewaltigen.“
Sie: „Genau so hat es sich aber angefühlt.“
Was trinke ich jetzt nur dazu? Mal überlegen – grüner Tee? Ja, love ist the hardest!