Ich bin gestern in einer sehr beeindruckenden Lesung von Jo van Nelsen gewesen mit dem Thema: Kabarett im KZ. Jo van Nelsen hat verschiedene Kabarettist:innen vorgestellt, die aufgrund ihrer Kunst, ihrer politischen Zugehörigkeit, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Religion (oder auch alles zusammen) in den Lagern der Nazis gelandet sind.
Neben gelesenen Texten und Gedichten gab es auch Musik, direkt von der Schelllackplatte, gespielt auf einem Koffergrammophon von 1929. Ein Star der Zeit war Isa Vermehren, die mit ihrem Akkordeon Agathe im Berliner Kabarett Katakombe aufgetreten ist und sehr schnell unter Beobachtung der Getsapo stand, unter anderem, weil sie mit diesen Textzeilen Goebbels verballhornt hat:
Unser Erster auf der Brücke
ist ein Kerl, drei Käse hoch,
aber eine Schnauze hat er
wie ne Ankerklüse groß.
Besonders beeindruckend fand ich dabei die Geschichte des Durchgangslagers Westerbork, dessen theaterversessener Kommandant Gemmeker mehrere Revues auf die Beine hat stellen lassen, und was für eine lebendige Kulturszene es im KZ Theresienstadt gab.