Das war er dann der erste Besuchertag der SPIEL 2018. Drei Weitere werden noch folgen. Und das einzige, was ich gekauft habe, war eine leere Box und ein Inlay dazu. Das sagt leider schon alles, wie ich die Neuheiten der Messe bisher erlebt habe. Da war bisher nichts dabei, was ein echtes Whow-Gefühl ganz tief in meiner Spielerseele ausgelöst hat. Zumindest nicht direkt auf der Messe. Viele gute oder auch nur nette Spiele, nur kein wirklicher Pflichtkauf. Dabei bin ich die Tage sowieso ein schwieriger Kunde. Ich habe eigentlich schon alles. Mehr als ich jemals ausreichend intensiv spielen könnte. Es mangelt mir eher an Freizeit als an Spieleneuheiten. Somit muss jede Neuheit schlicht besser oder mindestens ganz anders als die schon vorhandenen Exemplare in meiner allzu gross angewachsenen Sammlung sein.
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Deshalb habe ich den ersten Messetag irgendwie zwischen völliger Entspannung und völliger Reizüberflutung verbracht, weil ich nichts mehr kaufen muss, aber jede Neuheit rein optisch ansprechend und gut aussieht und die Frage bleibt, ob die auch spielerisch was taugt. Dazu reicht mir der Anblick nicht aus und nur Kurzerklärungen zu lauschen wird auf Dauer arg anstrengend. Deshalb hier die Listung der Spiele, die ich bisher anspielen konnte:
Railroad Ink : Reihum wird gewürfelt und alle tragen alle Würfelergebnisse auf ihrem eigenen Streckenblock ein. Nach sieben Runden ist das Spiel vorbei und dann wird abgerechnet. Es gilt, die Bahnhöfe und Strassenauffahrten seines Streckenrasters miteinander zu verbinden und zudem möglichst viele Kästchen in der Mitte des Rasters miteinbezogen zu haben. Auf den Würfeln sind Schienen und Strassen zu sehen, mal gerade, mal eine Kurve oder eine Kreuzzung oder die Umwandlung Schiene in Strasse. Pro Kästchen kann nur ein Würfelsymbol eingetragen werden - nachträglich eine Weiche legen geht also nicht. Abzukreuzende Bonuswürfel helfen zudem, wenn mal gar nichts passen will.
So wird gewürfelt und jeder malt vor sich hin, halbverdeckt durch den eingebauten Sichtschirm, der zeitgleich die Spielübersicht ist. Gemalt wird mit Folienstifte, was eventuell nachhaltiger als mit Stift auf einem Papierblock ist, aber in den Details eben auch schmieriger. Gut hingegen, dass die Stifte alle kleine Wischkappen haben, um nachkorrigieren zu können, wenn eine Strasse zu sehr wie eine Schiene aussieht. In Summe ist das herausfordernd, allerdings auch ein wenig unspektakulär, weil in keinster Weise interaktiv. Eventuell bringen die Erweiterungswürfel oder die rote Spielversion mehr Feuer ins Spiel. Wer solche Würfel-Knobel-Markierspiele mag, bekommt hier einen soliden Vertreter seiner Art, aber leider auch nichts, was man in leicht anderer Form nicht schon längst gesehen oder gespielt hat.
Alone : Wir sind alleine oder bis zu einem Dreierteam das Böse und wollen den einen Guten vernichten. Der hat sich in einem Szenario verlaufen, das durchaus der Alien-Kinofilmreihe entsprungen sein könnte. Zumindestens kennt er seine Umgebung nicht, hat aber seinen Auftrag. Er sollte in unserem Szenario die Wormmother ermorden, nur dazu musste er die erst einmal finden. Wir als böses Team kennen unsere Raumstation (?) nur allzu gut. Der Plan liegt hinter unserem Sichtschirm aus. Dort sind die wichtigen Räume, die Monster, Gefahrenquellen und mehr per Plättchen markiert.
Der Gute führt seinen Spielzug aus und wir können darauf reagieren. Gesteuert wird das alles per Karten, die man zudem noch verstärken kann. Der Gute hat zudem diverse Ausrüstungsgegenstände, die ihm das Überleben einfacher machen. Wir haben als Vorteil die Dunkelheit, weil unsere Monster eher lichtscheu sind. Blöd, dass die Station mit Lichtschaltern ausgestattet ist, die das Licht in dem aktuellen Korridor erleuchten lassen. Dazu sind die Pappwege, die wir dem Guten nach und nach auslegen mit Türen und Räumen dazwischen, doppelseitig gehalten - die dunkle und die erleuchtete Seite.
Um uns das Spiel begreiflich zu machen, wurden wir durch ein gescriptetes Demo-Szenario vom Erklärbären und Standbesitzer geführt. Leider war der neben seiner Erklärung noch als Terminkoordinator und Verantwortlicher für irgendwie alles eingespannt. So war unsere Erklärung etwas zu oft unterbrochen und einige Details gingen zudem unter, weil die umstehenden Messebesucher lauter untereinander kommentierten als der Erklärer zu verstehen war. Ungünstig bis nervig, wenn hinter dir jemand in deiner Muttersprache quatscht, während du einer englischsprachigen Erklärung lauschen willst. So sind wir über die Scriptphase in der einstündigen Demosession auch nicht hinaus gekommen. Eigentlich sollten wir danach eine komplette weitere Spielrunde alleine und frei spielen, aber die Zeit lief uns davon. Ich buche das alles mal unter Erfahrungswert ab und wird sich hoffenlich derweil eingespielt haben - für alle Beteiligten.
Das Spiel hat mich arg zwiegespalten zurückgelassen. Auf der einen Seite konnte sich ein durchaus spannendes und atmosphärisches Szenario entwickeln, weil ich mich gerne darauf einlassen wollte als SciFi-Fan, der Alien 2 für ein grandioses Meisterwerk hält. Auf der anderen Seite kam der Teamaspekt auf der bösen Seite bei uns nicht zu tragen. Das lag an der nur einen gespielten und gescripteten Runde, aber auch daran, dass es nur einen Sichtschirm mit allen Informationen gibt und sinnvoll eigentlich nur ein Spieler der Bösen den im Blick hat. Die anderen Mitspieler des Bösen schienen mir zu Kartenhelfern degradiert zu sein, weil es da bis auf passenden Reaktionskarten zu spielen, wenig bis gar nichts zu machen gab. Allerdings betonte der Erklärer, dass gerade dieser Teamaspekt der Kommunikation untereinander, ohne wirklich über seine Handkarten reden zu dürfen in Details, einen hohen Reiz ausmache und dem Spiel Solo-Böse gegen Gut vorzuziehen ist. Schwierig für mich abschliessend zu beurteilen.
Da die Kickstarter-Version für 99 Euro inzwischen ausverkauft ist und mir die Normalversion samt Erweiterung für 85 Euro deshalb weniger wertig vorkommt, wurde mir die Kaufentscheidung schliesslich abgenommen. Ich werde mich nochmals genauer über das Spiel informieren und wenn es dann doch was taugen sollte meiner Meinung nach, dann wird sich schon irgendwo eine Version auftreiben lassen, die mich zufriedenstellt. Es muss ja nicht gleich die Ausgabe mit 3D-Wänden für 350 Euro sein. Obwohl die schon beeindruckend aussah, aber preislich fernab jeder Vernunft liegt.
Monster Lands : Wir sind Helden und können Söldner anwerben und uns mit Gegenständen aus- und aufrüsten. Das alles, um in den Kampf gegen Monster zu ziehen, die wir entweder gefangen nehmen oder direkt töten können. Das passiert nicht zum Selbstzweck, sondern für Ruhm. Denn nur wer Ruhm besitzt, kann auch mehr oder bessere Söldner anwerben. Sind die Monster zudem tot, kann man die Landschaft erobern und für sich in Besitz nehmen. Dann braucht man die entsprechend passenden Söldner nicht mehr Runde für Runde zu bezahlen ... oder so.
Vom Regelwerk wurde uns leider nicht wirklich alles erklärt. Was aber auch daran lag, dass die durchaus engagierte Erklärbärin gleich zwei Spielrunden am selben Tisch zu betreuen hatte und deshalb die Aufmerksamkeit und Zeit schlicht geteilt war. Details sollten dann im Spiel geklärt werden, aber Nachfragen brauchten ihre Zeit und so spielten wir auch nur zwei der sechs Runden. Kein Vorwurf, so waren eben die Rahmenbedingungen, um mit dem vorhandenen Personal vor Ort möglichst viele Partien laufen zu lassen. Als Eyecatcher lockte zudem eine megagrosse Version des Spiels, wobei von den beiden Promotoren in Gewandung per Grobüberblick ein erster Einblick in das Spiel gewährt wurde. Wer wollte, konnte danach an den Spieltischen selbst spielen. Im Kerngedanken gut, in der Umsetzung noch mit Optimierungspotential.
Monster Lands selbst ein Workerplacement mit verschiedenfarbigen Würfel. Die Würfel bekommen wir über unseren Helden oder den Söldnern und die können wir reihum einsetzen, um neue Söldner anzuwerben, Gegenstände zu kaufen, auf Monsterjagd zu gehen oder Gold zu sammeln und sicher noch einiges mehr. Dabei spielt der Zufall der Würfelergebnisse durchaus eine spielentscheidende Rolle. Wer blauäugig oder allzu unwissend gegen Monster kämpft, der stirbt arg schnell und ob man das nochmals aufholen kann, bleibt abzuwarten, empfand ich aber zweifelhaft. Also erst einmal auf Sicherheit spielen und eher sehr gezielt kämpfen, eher taktischm als mit dem Zufall zu spielen.
Unterm Strich sah das Spiel durchaus gut aus, war spielerisch gefällig, hatte in seinen Kernelementen für mich aber zu viel an Zufall verankert für den ganzen Aufwand. Zudem war es mir schlicht zu teuer - erinnerte 57 Euro in der Grundversion und dann nochmals die Erweiterung dazu und wer schöneres Material haben will, der zahlt nochmals. Wir kamen auf rund 85 bis weit in den dreistellingen Eurobereich (aber noch mit einer 1 vorne), wenn man denn wirklich alles haben will. Da können noch so viele Würfel dabei sein, der leichte Nachgeschmack, dass hier jemand mal eben mächtig die Kundenkuh melken will, der blieb und somit das Spiel im Händlerregal.
Rollet : Die ursprüngliche Version von BONK. Für 65 Euro komplett aus Holz und auch grösser als die Massenversion von Game Factory. Sah schon gut aus und spielte sich auch wesentlich besser. Eben weil hier das Spielbrett grösser und/oder weniger geneigt war. So entstand ein taktischer und zielgerichteter Spielfluss, der auch kontrollierter war, weil die Holzkugel langsamer rollte. In Summe die rundere und bessere Version. Wenn ich mir das Spiel kaufen würde, dann wirklich nur in dieser Originalversion.
Das einzige Manko bleibt allerdings: Es braucht idealerweise vier Spieler, die als 2er-Team jeweils eine Seite bespielen und damit wird es wohl eher eingeschränkt bei mir aufm Tisch kommen. Aber wenn es einen Kauftipp von mir bisher geben sollte, dann spreche ich den für Rollet aus. Wenn Ihr aufgrund meiner Empfehlung das Spiel vor Ort auf der Messe kaufen solltet, erwähnt ruhig meinen Namen. Ich selbst werde es wohl morgen selbst kaufen. Bei grossformatigen Holzspielzeug hat mein Verstand nix zu melden und das ist gut so.
Bilder : Das war noch eine Vorabversion und das Kartenmaterial eher Papier in Kartenhüllen und die Holzelemente sahen auch eher nach dem aus, was so bei der Holzarbeit übrig geblieben ist. Ein Pictionary, bei dem man Begriffe erklären soll. Allerdings nicht gezeichnet, sondern mit diesen Holzelementen kombiniert und arrangiert. Wer mag, kann auch Animationsfilme damit vorführen. Die Begriffe sind in Kategorien sortiert, was die Erkennung einfacher macht. Zudem gibt es Herausforderungskarten, die eine Aufgabe durch vorgegebene Handicaps schwieriger machen, aber Bonuspunkte bringen sollen. Beispielsweise in dem man nur 10 Holzteile verwendet und ein Ohr beim Bauen-Erklären auf den Tisch legen muss.
Diese Art Spiele sind nicht neu. Und Bilder (oder heisst es Builder, was mehr Sinn machen würde?) erfindet das Spielprinzip dieses Genres auch nicht neu. Mir hat unsere Probepartie trotzdem Spass gemacht, eben weil ich solche kreativen Spiele mag. Ich verstehe aber ebenso, wenn man so gar nichts damit anfangen kann. Könnte ich mir in einer aufpolierten Version gut bei Asmodee Repos Productions oder Ravensburger vorstellen. Also liebe Verlagseinkäufer, schaut Euch dieses Spiel mal an. Eventuell wird es das kommende Telestrations?
Vault of Dragons : Eine Kartenauslage diverser Orte von Waterdeep aus dem D&D-Universum liegt vor uns aus. Wir starten mit wenig Geld und können Magier, Diebe und Kämpfer rekrutieren und auf diese Orte einsetzen. Reihum macht jeder eine Aktion. Das kann auch eine Bewegung sein oder ein Kampf per Würfel oder die Nutzung der Sondereigenschaft dieses Ortes, sofern man diesen nur alleine unter Kontrolle hat. Dazu gibt es noch Schatzkisten mit Sondereigenschaften und Zaubersprüche und Gerüchte, die allerdings schnell altern und unnütz werden. So bauen wir unsere Machtbasis in Waterdeep aus, um schliesslich in den Dungeon zu steigen und den Drachen zu besiegen. Das alles konfrontativ gegeneinander im Wettstreit.
Das Spiel basiert vom Ablauf auf ein bekanntes Spiel seines Genres, das mir allerdings selbst nichts sagte. Meine Recherche ergab allerdings "Sons of Anarchy" - noch nie gespielt und auch noch nie aufm Tisch irgendwo gesehen. Das Thema hier ist eben D&D und Waterdeep und damit gefälliger als rivalisierende Gangs. Spielte sich insgesamt zügig, weil recht eingängig, wenn auch passende Übersichten noch fehlten. Wer mit dem Thema und eher einfachen konfrontativen Spielen was anfangen kann, sollte man probespielen. Ich persönlich fand es gut, aber nicht gut genug für den Whow-Faktor.
Und was konntet Ihr so anspielen?