Freitagsbericht - die schwere Tasche mit den Pflichtkäufen war gestern. Heute endlich Zeit für die Hallen 4 und 5 (morgen hoffentlich auch), denn hier ist das Herz der Messe, die vielen kleinen Verlage, für die ich so gerne zur SPIEL gehe, von denen ich sonst nichts und nie wieder hören werde.
Dig it Up!, Korea Boardgames, 2-B126 - eingangs heute hier hängengeblieben. Breiten wir den Mantel des Schweigens drüber. Reihe wählen, Würfel bestimmt eines der Plättchen, sammeln, am Ende vielleicht was wert oder auch nicht. Naja... Danach wurde es nur noch besser.
Belratti, Mogel-Verlag, Galeria GA10 - hier sind wir schon Stammkunden, denn die kleinen Kartenspiele sind schöne Familienspiele. So ist auch Belratti ein feines kooperatives Spiel für Fans von Codewords und ähnlichem. Eine Vielzahl von Abbildungen auf Spielkarten repräsentieren Kunstwerke. Zwei davon geben ein Thema für zwei Galerien vor. Die Spieler nehmen eine von zwei Rollen ein, Maler oder Galeristen. Die Galeristen beauftragen die Maler, für die beiden Galerien Werke zu liefern und benennen ihre Anzahl (i.d.R: zwischen 3 und 6). Die Maler besprechen sich, wie sie den Auftrag erfüllen wollen, wer also wieviele seiner (nur ihm bekannten) 9 Handkarten beisteuert. Diese werden verdeckt gesammelt und mit 4 weiteren Karten vom Stapel gemischt - das sind Kunstfälschungen des berüchtigten Kunstfälscher namens "Benratti", so sieht er auch aus, also nagermäßig. Dann werden diese vermischten Karten offen gelegt und nun ist es an der Gruppe der Galeristen, die Werke der Maler zu identifizieren und der richtigen Galerie zuzuordnen. Ein Bürohaus, könnte zum Aktenkoffer passen, so als Arbeitsstätte. Oder doch auch die Truhe? Immerhin auch ein Schloss dran... Die richtigen Werke, die auch in der richtigen Galerie liegen, werden als Punkte gesammelt. Jedes falsche Werk von Belratti wird ebenfalls beiseite gelegt, denn sechs oder mehr davon beenden das Spiel. Die Anzahl der richtig identifizierten Bilder bestimmt nach einer Tabelle in der Regel den Gruppenerfolg. 10 Euro, dreimal gekauft, wird in der ganzen Familie gestreut
Deadwood 1876, Red Genie Games, 5-H118 - hab's (noch) nicht selbst mitgespielt, aber die Familie war begeistert und hat's gekauft (27€). Ist was für Fans von Colt Express, also Thema Wilder Westen und sich zum Showdown steigerndes Finale, bei dem Glück einen gehörigen Einfluss hat, aber der Spaßfaktor hoch liegt. Die Spieler suchen Besitz an Waffen und Gold anzuhäufen, klar, kommt manches davon auch leicht gewaltsam unfreiwillig an andere Besitzer. Letztlich muss man an der einen von drei Locations am Ende vertreten sein, wo das meiste Gold vorhanden ist. Im sich anbahnenden Shootout ist es dann aber auch hilfreich, die besten Waffen ziehen zu können. Sieht wie ein Buch aus und kommt auch mit solidem Material daher.
Dubbe, Palatia Spiele, 5-F103 - als "Geburtshelfer" des Spiels habe ich es natürlich gekauft und bin nicht enttäuscht worden, auch wenn zwischen Kauf und Erhalt sehr viel Zeit ins Land ging. Klaus Geis hat wie schon mit Ebbes ein sehr charmantes Stichspiel vorgelegt, wobei die Stiche nur dem Verbleib oder dem Wechsel von fünf Charakterkarten dienen, die teils Plus- oder Minuspunkte verheißen. Die skizzierten Pfälzer Stammtischtypen sind augenzwinkernd stellvertretend für die Archetypen, die so sicher nicht nur in Pfälzer Kneipen einkehren. Der Aagewwer (Angeber) sieht wie Trump aus, weil ist auch Trump(f) und nicht sehr beliebt, garantiert Minuspunkte. Die anderen sind auch entsprechend nett gezeichnet. Neben all der Freude am Spiel war auch das knappe Stündchen in dieser Pfälzer Runde im Essener Messegewühl eine sehr fröhliche Begegnung
Ganymede, Sorry We Are French, 4-L104 - thematisch SciFi, wir wollen Astronauten (Holzmeeple) von der Erde über den Mars als Zwischenstation auf Raumschiffe verfrachten, mit denen sie dann gen Jupitermond Ganymede fliegen (warum auch immer). Hat man vier der Raumschiffe starten können, ist das Wettlaufspiel um Siegpunkte auch schon wieder vorbei. Die Meeple haben vier Farben, Raketenkarten für die jeweiligen Transportetappen erlauben den Transport mehr oder weniger Figuren, oft auch nur bestimmte Farben. Zum Start der Raumschiffe (auch durch Spielkarten repräsentiert) braucht es je nach Startrampe drei gleichfarbige oder vier verschiedenfarbige Meeple. Timing und ein gutes Auge für die Auswahl der ausliegenden Karten und die Ziele der Mitspieler sind hier sehr hilfreich. Das sammeln mehrerer Ticktes für Raumfahrer bzw. Raketenstufen mit gleichen Symbolen (deren es fünf gibt) multipliziert den Bonus, die bei der Anwendung der Karten abfallen, mal weitere Figuren, Moves von Meeples ohne Rakete und vieles andere. Hört sich komplizierter an als es ist und ein schönes Wetteifern um die beste Engine im Spiel. Hab den sympathischen französischen Spielefreunden gerne eines abgekauft, 25€.
Concerto, 5-E114, Skellig Games - aus drei Handkarten mit Musikern können wir einen offen vor uns ausspielen und aus einer verdeckt liegenden Auswahl großer Holzquader einen auswählen, der eine von sechs möglichen Gesten des Dirigenten zeigt, der den Einsatz dieses Musikers bestimmt. Dieser Gestenstein wird so vor die Karte gestellt, dass nur die anderen Spieler noch die Geste ablesen können - man selbst darf sich das besser merken! Mindmapping-Fans dürfen sich hier austoben, denn es werden doch rasch ein paar mehr. Letztlich will man - einmal das richtige Ensemble beisammen - eines von drei gerade nachgefragten, unterschiedlich schwierigen Musikstücken zur Aufführung bringen. Der Saal verstummt, der Maestro greift zum Taktstock und liefert in der auf der Konzertkarte gezeigten Reihenfolge der Musikereinsätze die richtigen Dirigentengesten ab - hoffentlich, denn ansonsten erfolgen schon nach der ersten Verstimmung die Buh-Rufe aus dem mitspielenden Publikum, während man sich im Erfolgsfall den Beifall der Anwesenden (und der Siegpunkte der Konzertkarte) gewiss sein kann. So oder so muss man sich von einem der beteiligten Musiker verabschieden. Bisweilen kann man die Nachfrage manipulieren, um einem anderen Mitspieler die Aufführung zu vermiesen, Spezialkarten erlauben besondere alternative Züge, Dirigentenkarten können als Variante individuell Abweichung beim nächsten aufzuführenden Stück einfordern. Ein spaßiges Memory-Spiel, das auch mit dem nötigen Einsatz der Mitspieler zu einem fröhlichen Wettstreit wird. gekauft, 27€