Beiträge von Sir Bobo im Thema „SPIEL 2018: Angespielte Neuheiten von Murks bis Messe-Highlight“

    #Newton

    Nachdem ich nun die zweite Partie Newton hinter mir habe, sehe ich dieses Eurogame in einem Ersteindruck etwas kritischer. Während wir in der ersten Dreierpartie noch ein Gefühl für die spürbar beschränkten Aktionen (jeweils 5 Karten über 6 Runden werden nur durch in einer Runde wiederholte Aktionen oder Dauerboni stärker) und die Bedeutung der Reisekarte sowie des Forschungsbaums und die Meisterkarten für die Siegpunkteentwicklung und das Timing lernen mussten und daher mit unterschiedlichen Schwerpunkten alles ausprobiert haben, verfolgte ich in der weiteren 4er-Runde eine extrem fokussierte Bücherstrategie zur dauerhaften Siegpunktegeneration jede Runde, garniert mit Kartenzukäufen, die Siegpunkte auf ausgespielte Bücher gegeben haben, sowie einem bereits in der ersten Runde über den Forschungsbaum sehr schnell ausgespielten Meister mit grauem "Joker-Buch". Damit konnte ich bis zum Ende alle Bücher loswerden und habe die rechte Seite sowie die oberste Leiste vollständig gefüllt.


    Es mag sein, dass mir hierbei die passenden Orte in der Nähe des Startpunkts in die Hände gespielt haben, aber am Ende habe ich mit 120 Siegpunkten alle anderen Mitspieler (zwischen 65 und 90 Punkten) weit hinter mir gelassen, inkl. einer durchaus gelungenen Strategie eines Mitspielers, die praktisch alle sonstigen Zielpunktplättchen freigeschaltet und die zugehörigen Bedingungen gut erfüllt hatte, aber eben nicht die Bücherregale berücksichtigt hatte. Besonders fragwürdig fand ich dabei nach einer sehr interaktiven ersten Runde die dann folgende, mangelnde Interaktion mit den Mitspielern, da ich praktisch meine kompletten Folgerunden jeweils zu Beginn durchplanen konnte, mir bei bei gekauften Karten die Zusatzaktionen (fast) egal waren und ich eigentlich nach der ersten Runde den Forschungsbaum völlig ignorierte, die Arbeitsaktion nur aus Verlegenheit mitgenommen hatte und Reisen nur eine Runde gezielt zum Freischalten der letzten Bücher verwendete. Während andere Mitspieler herumgrübelten, habe ich am Ende den Tisch aufgeräumt, für Verpflegungsnachschub gesorgt und sogar meine Tagespost gelesen... Gerade die Limitierung der Aktionen haben mich bei dieser Strategie gefühlt auf Schienen gesetzt, da man praktisch alle anderen Elemente allein dem Füllen des Regals unterordnete, d.h., optionale Spielziele, Sammeln von Einmalboni oder gezielter Aubau von dauerhaften Aktionsboni wurden völlig ignoriert.


    Es wurde bereits vorher im Forum angedeutet, dass das Buchregal ein wichtiges Punkteelement darstellt, aber wenn man praktisch 80% des restlichen Spiels bzw. sogar die Mitspieler für einen extrem guten Endpunktestand faktisch ab Spielmitte ignorieren kann, erscheint mir diese Siegstrategie nicht nur für übermächtig bzw. den von mir gnadenlos ausgenutzten Buchvorteil auf dem Spielertableau etwa im Vergleich zur effizienteren Arbeitsaktion auf einem anderen Tableau für zu stark, sondern es schleicht sich auch der leise Verdacht ein, dass dieses Spiel doch noch etwas mehr Entwicklungszeit für das Balancing benötigt hätte. Gibt es von Euch zu Newton noch andere Eindrücke oder Strategien, die evtl. meinen etwas ernüchterten Ersteindruck etwas relativieren?

    Ein paar erste Eindrücke von Spielen, die ich zunächst auf dem Radar hatte, mich persönlich aber vor Ort aus unterschiedlichen Gründen nicht überzeugen konnten:


    Hollywood Boulevard

    Während die Aufmachung selbst mit alten Filmplakaten und Originaltiteln sehr schön gemacht ist, konnten mich die Spielelemente (Blind Bidding, Set Collection) weniger überzeugen. Irgendwie wirkte auch die Mechanik etwas altbacken wie die dargestellten Filme, aber evtl. lag es auch am Standpersonal mit Original 68er Kommunen-Flair.


    kingdom Defenders

    Dank lokaler Community konnte dieses Eurogame aus Spanien im Vorfeld überraschend viele Likes und positive BGG-Stimmen einsammeln. Der Stand vor Ort war jedoch minimalistisch und beschränkte sich auf einen kleinen Demo-Tisch. Die Spielmechanik selbst erinnerte ein wenig an einen Teil von Isaac Childres' Forge War - sammle Cubes hier und setze sie da für Quests ein, die Siegpunkte bringen, was mit Belohnungs-/Bestrafungselementen im Verhältnis zur Beteiligung und Erfolg bei großen Aufgaben zur Verteidigung der Stadt kombiniert wird. Während Story und Design noch ansprechend wirken, bleibt der Eindruck der Aktionsfelder (nimm grauen/violetten/schwarzen Stein) und Questen (x graue und y violette Steine) hinter den Erwartungen.


    Taiwan

    Ein optisch durchaus ansprechendes Städtebauspiel mit großem Board und ansprechenden Karten, was aber spielmechanisch ein eher einfaches Ressourcenmanagement über gewürfelte Ressourcen beinhaltete und die Kartenfunktionen wenig Spieltiefe und Kombinationen versprachen. Ein weniger komplexes Spiel muss ich aber nicht unbedingt in chinesisch/englischem Text haben.


    Da es sich lediglich um ein subjektives "Feeling" am jeweiligen Stand gehandelt hat, sind diese Erkenntnisse mit aller gebotenen Vorsicht zu genießen.