Nachdem ich nun die zweite Partie Newton hinter mir habe, sehe ich dieses Eurogame in einem Ersteindruck etwas kritischer. Während wir in der ersten Dreierpartie noch ein Gefühl für die spürbar beschränkten Aktionen (jeweils 5 Karten über 6 Runden werden nur durch in einer Runde wiederholte Aktionen oder Dauerboni stärker) und die Bedeutung der Reisekarte sowie des Forschungsbaums und die Meisterkarten für die Siegpunkteentwicklung und das Timing lernen mussten und daher mit unterschiedlichen Schwerpunkten alles ausprobiert haben, verfolgte ich in der weiteren 4er-Runde eine extrem fokussierte Bücherstrategie zur dauerhaften Siegpunktegeneration jede Runde, garniert mit Kartenzukäufen, die Siegpunkte auf ausgespielte Bücher gegeben haben, sowie einem bereits in der ersten Runde über den Forschungsbaum sehr schnell ausgespielten Meister mit grauem "Joker-Buch". Damit konnte ich bis zum Ende alle Bücher loswerden und habe die rechte Seite sowie die oberste Leiste vollständig gefüllt.
Es mag sein, dass mir hierbei die passenden Orte in der Nähe des Startpunkts in die Hände gespielt haben, aber am Ende habe ich mit 120 Siegpunkten alle anderen Mitspieler (zwischen 65 und 90 Punkten) weit hinter mir gelassen, inkl. einer durchaus gelungenen Strategie eines Mitspielers, die praktisch alle sonstigen Zielpunktplättchen freigeschaltet und die zugehörigen Bedingungen gut erfüllt hatte, aber eben nicht die Bücherregale berücksichtigt hatte. Besonders fragwürdig fand ich dabei nach einer sehr interaktiven ersten Runde die dann folgende, mangelnde Interaktion mit den Mitspielern, da ich praktisch meine kompletten Folgerunden jeweils zu Beginn durchplanen konnte, mir bei bei gekauften Karten die Zusatzaktionen (fast) egal waren und ich eigentlich nach der ersten Runde den Forschungsbaum völlig ignorierte, die Arbeitsaktion nur aus Verlegenheit mitgenommen hatte und Reisen nur eine Runde gezielt zum Freischalten der letzten Bücher verwendete. Während andere Mitspieler herumgrübelten, habe ich am Ende den Tisch aufgeräumt, für Verpflegungsnachschub gesorgt und sogar meine Tagespost gelesen... Gerade die Limitierung der Aktionen haben mich bei dieser Strategie gefühlt auf Schienen gesetzt, da man praktisch alle anderen Elemente allein dem Füllen des Regals unterordnete, d.h., optionale Spielziele, Sammeln von Einmalboni oder gezielter Aubau von dauerhaften Aktionsboni wurden völlig ignoriert.
Es wurde bereits vorher im Forum angedeutet, dass das Buchregal ein wichtiges Punkteelement darstellt, aber wenn man praktisch 80% des restlichen Spiels bzw. sogar die Mitspieler für einen extrem guten Endpunktestand faktisch ab Spielmitte ignorieren kann, erscheint mir diese Siegstrategie nicht nur für übermächtig bzw. den von mir gnadenlos ausgenutzten Buchvorteil auf dem Spielertableau etwa im Vergleich zur effizienteren Arbeitsaktion auf einem anderen Tableau für zu stark, sondern es schleicht sich auch der leise Verdacht ein, dass dieses Spiel doch noch etwas mehr Entwicklungszeit für das Balancing benötigt hätte. Gibt es von Euch zu Newton noch andere Eindrücke oder Strategien, die evtl. meinen etwas ernüchterten Ersteindruck etwas relativieren?