Nachdem der Beitrag über die milden Whiskeys letztens ein paar interesseierte Leser gefunden hat, schiebe ich mal ein paar aus der rauchigen Hälfte nach.
Bei der Bewertung bleibe ich mal bei 1-5 (1: nicht ohne Cola; 2: okay bzw. mehr interessant als lecker; 3: lecker; 4: lecker und interesant; 5: Potenzial zum Lieblingswhisk(e)y!) .
Verkostung 1:
- The Ileach: Ein klar rauchiger NAS Islay aus unbekannter Distille für etwa 25€. Keinen störenden Ecken und Kannten dran, aber nicht sehr spannend. Unterm Strich aber lecker, trinke ich gern ein Gläschen mit, würde ihn aber wegen zahlloser reizvollerer Alternativen in der Preisklasse 25-30€ nicht konkret empfehlen. 2.5/5
- Ardmore Legacy: Im Geruch deutlich rauchiger NAS Malt Whisky, der dann im Mund erst recht mild und etwas wässrig (alt ist er nicht), im Abgang aber dann wieder überraschend rauchig (dafür dass auf der Flasch "lightly peated" steht). Wenn man sagt, dass hier das geringe Alter eines leichten Single Malts mit ordentlich Rauch kaschiert werden sollte, dann liegt man vermutlich nicht arg weit daneben . Nachdem das aber durchaus ganz gut klappt und unterm Strich recht lecker ist, sowie gerade mal um 20€ kostet und zudem in einer sehr hübschen Dose/Flasche kommt, würde ich ihn als günstigen Einstieg in die Rauchwelt oder preiswertes Geschenk bedenkenlos empfehlen. 2.5/5
- Benriach Curiositas 10 Jahre: Ein stark rauchiger Speyside Whisky ist sicher ein Exot. Geschmacklich dominiert ganz klar der Rauch, warmes Lagerfeuer ohne besondere Extravaganzen. Reduziert, aber lecker und langanhaltend. Wer die großen rauchigen Insel-Klassiker durch hat und etwas anderes probieren mag, der macht hier nichts falsch. 4/5.
- Laphroaig Quarter Cask: Da ich den 10 Jährigen schon kannte, überrascht mich die heftige Menge an Rauch nicht. Der Quarter Cask ist aber auf jeden Fall gefälliger, weniger "Love it or hate it" als sein Bruder mit Altersangabe, da er nicht die grobe herb-medizische Ausprägung hat. Hinter dem Rauch recht zahm und leicht im Geschmack. Ein richtig feiner Insel-Whisky. 4.5/5
Verkostung 2:
- Ardmore Legacy: Wie gehabt - recht lecker, gutes Preisleistungsverhältnis, aber mit Top Whiskys kann er sich nicht messen.
- Lagavulin 16: Stark rauchig, auch neben dem Rauch voll und kräftig im Geschmack (während viele andere rauchige Whiskeys darunter ehre leicht/fruchtig sind), Erde, herb-fruchtig (Orangenschale? Das ist dann wohl das bisschen Sherry gewesen). Großartig! Leider ein Stück teurer als die anderen, wobei 45€ für einen richtig guten 16-jährigen Whisky relativ gesehen sehr günstig sind. Ich gebe hier mal gerne 5/5.
- Laphroaig 10 Jahre: Extrem rauchig, dazu der charakteristische Medizingeschmack (man liest immer von Jod, keine Ahnung wie das schmeckt, ich denke hier an Pflaster), sehr herb und gewöhnungsbedürftig, ganz weit darunter darunter leichte Frucht, Zitrus. Sehr aromatisch und bleibt endlos lang im Mund - danach braucht man erstmal eine zeitlang nichts anderes verkosten. Zur Bewertung muss ich sagen: Ein großartig gemachter Whisky, der für unter 30€ ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis hat - den man aber auch mögen muss und auf den man sicher nicht immer Lust hat. Ein schönes, warmes Lagerfeuer (Curiositas 10), ein erdiges Torffeuer (Lagavulin) oder ein leckerer Räucherschinken (Ardbeg 10) sind für den Gaumen auf jeden Fall zugänglicher als ein Schmorbrand in der Apotheke. 4.5/5 (wenn ich wirklich Lust darauf habe, sonst etwas weniger )
Außer Konkurenz (schon etwas her):
- Ardbeg 10: Ungestüm rauchig, aber nicht so grantig wie der Laphroaig 10. Geschmacklich denke ich sofort an Räucherschinken, etwas Zitrus. Sehr lecker! Nicht so langanhaltend wie der Laphroaig. 4/5
Da etwas Zeit dazwischen war nicht zu genau vergleichbar - ob mir ein Ardbeg, ein Laphroaig Quarter Cask oder Laphroaig 10 Jahre besser schmeckt, vermag ich jetzt ohne direkten Vergleich nicht sicher zu sagen.
Sagen kann man, dass bei der ersten Verkostung der Quarter Cask die Nase vorne hatte, bei der zweiten der Lagavulin.