Der große "Warum sind Rabattschlachten (k)ein Problem für die Brettspielbranche"-Diskussionsfred

  • Auf jedes einzelne an sich schon. Grundsätzlich ist es aber meines Wissens nach inzwischen (wissenschaftlicher) Konsens, dass ein Hobby gerade in fortgeschrittenem Alter maßgeblich zur geistigen Gesundhaltung beiträgt. Und je nach Hobby (Trekking etc.) auch zur körperlichen.

    Unbestritten. Aber mein Fahrradhändler beschwert sich nicht über mangelnde Margen und die Leute, die ich kenne und die Räder entwickeln haben ein Gehalt, das ca. dem 4-fachen eines Redakteursgehalt im Brettspielbereich entspricht.

    Ich kann leider daran natürlich nichts ändern. Möchte nur zum Ausdruck bringen, dass ich Bens Versuch für durchaus legitim erachte. Wenn es am Ende klappen sollte, hat am Ende eventuell die ganze Branche was davon. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas zu positiv wäre. Außerdem habe ich keine Ahnung, wie es mit den Gehältern im Ausland (USA, Frankreich) aussieht.

  • Brettspiele Luxus oder nicht: Das kommt auf die konkreten Spiele und die Ausführung des Hobbys an. Nen Hobbyraum, hunderte Spiele, nen Brettspieltisch - klar bewegen wir uns da im "Luxusbereich".

    Nen paar neue Titel pro Jahr die man auf dem Esszimmertisch spielt: Ne, da sprechen wir nicht von Luxus, selbst wenn da Mal nen Gloomhaven dabei sein sollte.

  • Auf jedes einzelne an sich schon. Grundsätzlich ist es aber meines Wissens nach inzwischen (wissenschaftlicher) Konsens, dass ein Hobby gerade in fortgeschrittenem Alter maßgeblich zur geistigen Gesundhaltung beiträgt. Und je nach Hobby (Trekking etc.) auch zur körperlichen.

    Unbestritten. Aber mein Fahrradhändler beschwert sich nicht über mangelnde Margen und die Leute, die ich kenne und die Räder entwickeln haben ein Gehalt, das ca. dem 4-fachen eines Redakteursgehalt im Brettspielbereich entspricht.

    Ich kann leider daran natürlich nichts ändern. Möchte nur zum Ausdruck bringen, dass ich Bens Versuch für durchaus legitim erachte. Wenn es am Ende klappen sollte, hat am Ende eventuell die ganze Branche was davon. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas zu positiv wäre. Außerdem habe ich keine Ahnung, wie es mit den Gehältern im Ausland (USA, Frankreich) aussieht.

    Wobei es in diesem Fred jetzt ansich nicht um Bens Versuch, sondern um Preise gehen soll.. ;)

  • Wenn ich jetzt ein Farshore neben Endeavor lege, ist bei letzteren schon für mich mehr drin.


    Und nochmal, falls es nicht deutlich wurde. Mir ist klar, dass ich bei unterschiedlichen Spielen mit zweierlei Maß messe. Dreh es wie du es möchtest, meinetwegen hat Frosted's Marketing Strategie bei mir gezündet was Pegasus so bei mir nicht geschafft hat.

    Solche Vergleiche hinken generell. Bei Lokalisierungen hat man meist einen geringen oder sogar gar keinen Einfluss auf die Preisgestaltung. Bei den Everdell-Produkten zum Beispiel ist Pegasus davon abhängig, welche Preise Tabletop Tycoon für die Produkte aufruft. Hätte Frosted Games Everdell lokalisiert, würde es vermutlich dasselbe kosten wie bei Pegasus. (Ist natürlich nur Spekulation.) Insofern ergibt es hier für mich keinen Sinn, die deutschen Verlage in Bezug auf ihre Preisgestaltung miteinander zu vergleichen, eher müsste man die Originalverlage vergleichen.

    2000€ Brutto macht ein Jahresbrutto von 28.000€.

    Hast du dich vertippt? Oder gehst du tatsächlich davon aus, dass 14 Jahresgehälter der Normalfall sind?

    Ah, heute ist wieder ein guter Tag für Londification ... er darf sich mal wieder ordentlich am Forum beteiligen! :lachwein:

    Bitte unterlass doch solche Kommentare. Du trägst nichts zum Thema bei und unterbrichst damit eine lebhafte Diskussion völlig unnötig. Mich nervt sowas, und ich bin sicher nicht der einzige.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Unbestritten. Aber mein Fahrradhändler beschwert sich nicht über mangelnde Margen und die Leute, die ich kenne und die Räder entwickeln haben ein Gehalt, das ca. dem 4-fachen eines Redakteursgehalt im Brettspielbereich entspricht.

    Ich kann leider daran natürlich nichts ändern. Möchte nur zum Ausdruck bringen, dass ich Bens Versuch für durchaus legitim erachte. Wenn es am Ende klappen sollte, hat am Ende eventuell die ganze Branche was davon. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas zu positiv wäre. Außerdem habe ich keine Ahnung, wie es mit den Gehältern im Ausland (USA, Frankreich) aussieht.

    Wobei es in diesem Fred jetzt ansich nicht um Bens Versuch, sondern um Preise gehen soll.. ;)

    ok. Ich bin seit Jahren für eine Verteuerung der Spiele. Einhergehend mit stabilen Preisen (Vorreiter Schwerkraft/Apple). Abschaffung dieser Ramschveräufe bereits zum Release. Lagerverkäufe sind vermutlich mich ganz vermeidbar.

  • Kann man nicht generell auf jedes Hobby verzichten?

    Daher der Zusammenhang mit der Menge an Spielen. :)

    Aber das ist doch sehr individuell. Ich habe lange Jahre "(Brett)Spiele" berechtigterweise als eines meiner Hobbies angesehen, obwohl ich vielleicht 15 Spiele im Schrank hatte. Die aber dann auch im dreistelligen Bereich gespielt habe. Mit den Ausgaben hierfür hätte ich preismäßig noch nicht mal eine paar Tage in Urlaub fahren können.


    Wenn ich mir die ganzen Leute anschaue, die um mich herum zwar spielen, aber nicht so exzessiv wie hier in der Bubble, dürfte das immer noch die Regel sein, und nicht Leute, die 200 und mehr Spiele horten. Deshalb würde ich den Brettspielsektor nicht per se als Luxusgut bezeichnen, sondern eher als Gebrauchsgut. Für einige wenige ist es Luxus, für den Großteil der Spielekäufer sicher nicht.

  • Wobei es in diesem Fred jetzt ansich nicht um Bens Versuch, sondern um Preise gehen soll.. ;)

    ok. Ich bin seit Jahren für eine Verteuerung der Spiele. Einhergehend mit stabilen Preisen (Vorreiter Schwerkraft/Apple). Abschaffung dieser Ramschveräufe bereits zum Release. Lagerverkäufe sind vermutlich mich ganz vermeidbar.

    Einfach den Verlagen aufdrücken, dass sie weniger Spiele rausbringen und die Auflagen reduzieren sollen - und vielleicht noch die Anzahl an Verlagen einschränken ... dann klappt es auch mit der unfreien Marktwirtschaft.

  • Sind denn 100x60€ (Schnitt) = 6000€ + 500€ Kram zu viel für eine Hobby-Grundausstattung? Kommt man mit einer Modelleisenbahn oder einen Musikinstrument so viel günstiger? :/

    Ich bezweifle, dass das Hobby 100 Spiele als Grundausstattung benötigt. Und selbst der Hobbyeisenbahner fängt meist mit einer kleinen Bahn an. auch hier würde ich nicht sagen, dass die Hersteller unbedingt wenig daran verdient haben. Zumindest. als Modelleisenbahnen noch hoch im Kurs lagen.

  • Sind denn 100x60€ (Schnitt) = 6000€ + 500€ Kram zu viel für eine Hobby-Grundausstattung? Kommt man mit einer Modelleisenbahn oder einen Musikinstrument so viel günstiger? :/

    Ich bezweifle, dass das Hobby 100 Spiele als Grundausstattung benötigt. Und selbst der Hobbyeisenbahner fängt meist mit einer kleinen Bahn an. auch hier würde ich nicht sagen, dass die Hersteller unbedingt wenig daran verdient haben. Zumindest. als Modelleisenbahnen noch hoch im Kurs lagen.

    Es ist doch wie bei wirklich jedem Hobby: man kann klein anfangen und sich immer weiter reinsteigern. Der Musiker kauft sich immer mal wieder neue Gitarren, der Radfahrer neue Fahrräder, der Bücherwurm Bücher, der Musikliebhaber gibt 1000€ für Kabel aus. Und nichts davon würde ich als Luxushobby bezeichnen.

  • geescheite E-Gitarre + AMP = 800€

    Und wie viele E-Gitarren kaufst du so im Laufe der Zeit? Und was haben die E-Gitarren daran verdient? Auch einen Hungerlohn von 1800 € im Monat? Lass uns doch auch noch Fallschirmspringen, Gleitsegeln, Katamaran fahren, Rally Cross,… In den Ring werfen. Alles samt Luxus Hobbys, aber keiner der Branchen verdient man so schlecht wie bei Brettspiel. Immer vom Schnitt ausgehend.

  • Ich bezweifle, dass das Hobby 100 Spiele als Grundausstattung benötigt. Und selbst der Hobbyeisenbahner fängt meist mit einer kleinen Bahn an. auch hier würde ich nicht sagen, dass die Hersteller unbedingt wenig daran verdient haben. Zumindest. als Modelleisenbahnen noch hoch im Kurs lagen.

    Es ist doch wie bei wirklich jedem Hobby: man kann klein anfangen und sich immer weiter reinsteigern. Der Musiker kauft sich immer mal wieder neue Gitarren, der Radfahrer neue Fahrräder, der Bücherwurm Bücher, der Musikliebhaber gibt 1000€ für Kabel aus. Und nichts davon würde ich als Luxushobby bezeichnen.

    Wie gesagt, es geht nicht um das Hobby als solches, sondern um die Exzessivizät, wie es teilweise betrieben wird. Wenn etwas wenig kostet, ist die Neigung dazu, es im Übermaß konsumieren, einfach gegeben. Und was spricht dagegen, in diesem Fall den Grundpreis zu erhöhen, so dass am anderen Ende auch etwas Geld verdient wird? Darum geht es ja. Und diese ganzen Ramscherkäufe dienen nicht gerade dazu bei, Dass auf der Verkaufseite wirklich viel verdient wird. Zumindest nicht bei den Verlagen.

  • geescheite E-Gitarre + AMP = 800€

    Und wie viele E-Gitarren kaufst du so im Laufe der Zeit? Und was haben die E-Gitarren daran verdient? Auch einen Hungerlohn von 1800 € im Monat? Lass uns doch auch noch Fallschirmspringen, Gleitsegeln, Katamaran fahren, Rally Cross,… In den Ring werfen. Alles samt Luxus Hobbys, aber keiner der Branchen verdient man so schlecht wie bei Brettspiel. Immer vom Schnitt ausgehend.

    Hast du valide Zahlen? Also dass man in der Brettspielszene wirklich so viel weniger verdient als Redakteure in der Buch- und Musikbranche, als die Leute im "Bürobereich" vom Katamaran- und Gleitseglerherstellerbereich? Zumal auch die 1800€ ja nicht stimmen. Ben meinte, er hat das damals verdient, das ist etliche Jahre her. Was der genaue aktuelle Gehaltslevel eines durchschnittlichen Mittarbeiteres in einem Brettspielverlagsteam ist, wissen wir nicht

  • geescheite E-Gitarre + AMP = 800€

    Und wie viele E-Gitarren kaufst du so im Laufe der Zeit? Und was haben die E-Gitarren daran verdient? Auch einen Hungerlohn von 1800 € im Monat? Lass uns doch auch noch Fallschirmspringen, Gleitsegeln, Katamaran fahren, Rally Cross,… In den Ring werfen. Alles samt Luxus Hobbys, aber keiner der Branchen verdient man so schlecht wie bei Brettspiel. Immer vom Schnitt ausgehend.

    Die meisten großen Marken lassen ihre Gitarren tatsächlich für vergleichsweise Hungerlöhne in Mexiko oder ähnliche Orte herstellen. Lediglich die absoluten Premiummodelle ab 2k kommen dann vom Gitarrenbauer aus den USA.

  • Es ist doch wie bei wirklich jedem Hobby: man kann klein anfangen und sich immer weiter reinsteigern. Der Musiker kauft sich immer mal wieder neue Gitarren, der Radfahrer neue Fahrräder, der Bücherwurm Bücher, der Musikliebhaber gibt 1000€ für Kabel aus. Und nichts davon würde ich als Luxushobby bezeichnen.

    Wie gesagt, es geht nicht um das Hobby als solches, sondern um die Exzessivizät, wie es teilweise betrieben wird. Wenn etwas wenig kostet, ist die Neigung dazu, es im Übermaß konsumieren, einfach gegeben. Und was spricht dagegen, in diesem Fall den Grundpreis zu erhöhen, so dass am anderen Ende auch etwas Geld verdient wird? Darum geht es ja. Und diese ganzen Ramscherkäufe dienen nicht gerade dazu bei, Dass auf der Verkaufseite wirklich viel verdient wird. Zumindest nicht bei den Verlagen.

    Zum einen wüsste ich noch immer nicht wo denn "die ganzen Ramschverkäufe" sind? Ich sehe da keine. Es gibt immer mal wieder Lagerleerungen bei Milan und Co und halt letztes Jahr das Brettspielager. Sonst wüsste ich nicht, dass es im Spielebereich gerade so Ramschverkäufe tummelt.

    Zum anderen: auch diese Exzessivität hast du in anderen Hobbys. Ein Freund von mir kauft sich jedes Jahr en neues Rad für mehrere Tausend Euros, ne Bekannte jede Woche 3 neue Bücher. Das ist letztlich alles nix anderes. Ich habe nichts dagegen, wenn Brettspiele einen fairen Preis kosten als UVP, absolut gar nichts. Das der zwingend höher sein muss als der aktuelle, sehe ich allerdings nicht.

  • Auch bei den Gitarren gilt: Ob Luxus und wie viel man ausgeben „muss“ hängt maßgeblich von der Art der Ausführung und dem eigenen Anspruch ab. Ich hab Gitarren für 2000€ probegespielt und für 400€ und habe mich klar entschieden: Ich spüre nahezu keinen Unterschied und besonders keinen der 1600€ Preisdifferenz rechtfertigt. Und mit nem AMP für 400€ kann man ebenfalls super gescheit spielen heute.

    Geht mehr? Ja klar. Wie bei allem. Ich kann beim 3D Druck mit nem Bambu Lab oder nem Elegoo Neptune anfangen.

    Lässt sich unendlich fortführen. Ein Hobby anfangen geht fast immer günstig und muss fast nie teuer sein.

  • geescheite E-Gitarre + AMP = 800€

    Und wie viele E-Gitarren kaufst du so im Laufe der Zeit? Und was haben die E-Gitarren daran verdient? Auch einen Hungerlohn von 1800 € im Monat? Lass uns doch auch noch Fallschirmspringen, Gleitsegeln, Katamaran fahren, Rally Cross,… In den Ring werfen. Alles samt Luxus Hobbys, aber keiner der Branchen verdient man so schlecht wie bei Brettspiel. Immer vom Schnitt ausgehend.

    Die 1800 € waren irgendwann irgendwo für irgendwas wohl mal ein Anfangsgehalt.


    Eine Gegenüberstellung der Durchschnittsgehälter der genannten Branchen im Vergleich mit der Brettspielbranche wäre interessant.

    2 Mal editiert, zuletzt von MarBros ()

  • Bens genannte 1800€ Brutto waren wohl sein Volontariatsgehalt bei Pegasus - würde ich Mal vermuten.

    Ich weiss nicht wann Ben da angefangen hat, aber 2015 nach meinem Studium hätte ich von dieser Summe nur träumen können. Hatte diverse Anfragen von Verlagen, Redaktionen und wissenschaftlichen Einrichtungen, da wurden mir für ein Volontariat zwischen 700 und 1100 Brutto mit eventueller Chance auf Übernahme für 1900€ geboten.

    Einmal editiert, zuletzt von HotSauce ()

  • Hatte diverse Anfragen von Verlagen, Redaktionen und wissenschaftlichen Einrichtungen, da wurden mir für ein Volontariat zwischen 700 und 1100 Brutto

    Mein Social-Media-Volontariat war auch mit 1100 Brutto bei 40h vergütet. Und regelmäßigen unbezahlten Wochenenddiensten ... X/ (Aber leider ohne Angorasocken ...)

    Aber bitte nicht schockiert sein.
    Wir lernen ja jetzt hier im Thread, dass das gut ist, weil es völlig normal und wünschenswert und menschliche Natur und so ist, dass immer alles, was man kriegt, so günstig wie möglich sein soll - und solche Volontariats"gehälter" sind dann halt das, was dabei am Ende der Kette noch ankommt.

    Einmal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Aber bitte nicht schockiert sein.
    Wir lernen ja jetzt hier im Thread, dass das gut ist, weil es völlig normal und wünschenswert und menschliche Natur und so ist, dass immer alles, was man kriegt, so günstig wie möglich sein soll - und solche Volontariats"gehälter" sind dann halt das, was dabei am Ende der Kette noch ankommt.

    Was für ein polemischer Schwachsinn, weil das hier niemand geschrieben hat.

    Aber sag Mal: Wurdest du gezwungen dort zu arbeiten? Klingt nämlich so als hätten dich die Sklaventreiber eingefangen und dir die Unterschrift unter den Vertrag abgedrückt.

  • Ich bin auch nicht ganz zufrieden mit der Argumentation "selbst Schuld, wenn du dir den Beruf in Branche XY ausgesucht hast", aber die Wahrheit ist doch das nicht alle Branchen gleich gut bezahlen. Es wurde das Beispiel der Couch aufgegriffen und ja ich finde die Couch sollte teurer sein als ein Brettspiel, genauso wie ein konstruiertes Fahrrad teurer sein sollte. Letzteres kann sogar im Falle einer Fehlkonstruktion Menschenleben kosten. Also da sollte man wirklich mal auf dem Teppich bleiben. Es gibt schon eine Hierarchie von lebensrelevanten Gütern und das ist auch in Ordnung so. Am Ende des Monats, wenn mein Kühlschrank leer ist, gehe ich nicht nach Thalia, sondern in den Netto. Damit will ich nicht sagen, dass die Kassierer besser als Redakteure bezahlt werden sollten, nur das diese Arbeit ist in der Lebenswirklichkeit sehr vieler Menschen (mengenmäßig) wichtiger als ein Brettspiel ist. Auch der Softwareentwickler nicht so wichtig wie der Projektmanager der mehrere Projekte stämmt und in der Gesamtrechnung relevanter für das gesamte Unternehmen ist. Auch der HR-Manager ist wichtiger als der einzelne Mitarbeiter usw. Die Arbeit von Redakteuren erachte ich persönlich als sehr wichtig, aber für die Masse ist diese Arbeit nicht so relevant wie andere Güter.

  • Also in Volontariat-Bezahlungen im Medienbereich hatte ich ja länger gezwungenermaßen tieferen Einblick - die waren (und sind wahrscheinlich immer noch) so hoffnungslos überlaufen, dass Menschen sie heute noch kostenlos machen würden, wenn das der Gesetzgeber nicht Anfang der 2000er mal verboten hätte. In den 1990ern war das noch gang und gebe, das als Praktikum+ zu verstehen, ohne weitere Vergütung oder für damals noch 400-500 DM Pauschale (das waren aber schon nur die Traditionshäuser).


    Ich kann mir tatsächlich nur schwer vorstellen, dass die Brettspielverlage ähnlichen Zulauf haben, weiß es aber natürlich nicht. Die Medienbranche ist jedenfalls im Online-Bereich nach wie vor in Sachen Bezahlung komplett kaputt, weil es einfach viel zu viel Angebot an Arbeitskräften gibt und 90% der Arbeiten durch ausgelagerte "Selbstständige" erledigt werden, die sich und ihre eigenen Angestellten dabei massivst ausbeuten. Und da reguliert der Markt gar nichts weg, es gibt einen steten Quell an ausbeutbarem Nachwuchs.


    Ich selbst habe so lange in meinem Job gearbeitet wie ich das vor meinen Kindern (damals noch ein Kind) vertreten konnte. Irgendwann war aber einfach die Erkenntnis da, dass bei aller Expertise die ich so mitbringe der Bedarf nach meiner Tätigkeit einfach nicht ausreichend vorhanden war.


    Übertragen auf Brettspiele sehe ich ehrlich gesagt aktuell schwarz, einen größeren Markt für Hochpreisbrettspiele zu etablieren, solange die Konkurrenz ihre Spiele weiter zu bisherigen Konditionen produziert und so der Kunde das 50- Euro-Spiel in gleicher Ausstattung wie ein 20-Euro-Produkt der Konkurrenz kaufen müsste.

  • Ich führ das Mal weiter aus.

    Ich wollte unbedingt als Erzieher arbeiten obwohl ich wusste, dass das Gehalt eher naja ist - es war aber in dem Augenblick ok und zweitrangig für mich. Es war also eine Bewusste Entscheidung für Priorität Berufsbild und Arbeit über dem Geld.

    Damals war ich allein, mim Studium grad fertig, wollte mich neu orientieren. Ja Geld war mir ziemlich egal, weil alles war mehr als das was ich vorher hatte.

    Ich kann also an der Stelle nicht meckern, dass ich zu wenig verdiene. War ich der Meinung das Erzieher insgesamt zu wenig für Ihre Arbeit bekommen? Ja verdammt! Aber wenn einen das Individuell so sehr stört, dann hat man ein paar Möglichkeiten: Zähne zusammenbeißen und in die Gewerkschaft und für bessere Löhne kämpfen oder dem Betrieb die Konsequenz zeigen und Kündigen (verhandeln gibts nicht, da Tarifvertrag Öffentlicher Dienst).

    Ich hab nach 3 Jahren, als sich meine Prioritäten in vielerlei Hinsicht änderten das zweite gemacht - ich hab gekündigt. Weil es in diesem Beruf keine Aussicht auf Verbesserung gibt. Ich bin immer noch dafür das sich das verbessert und kämpfe durchaus dafür, aber nicht mehr als Teil desjenigen, der direkt drunter leidet. Und diese Entscheidung, die kann jeder treffen. Wer das nicht will, ist ein Stück weit selbst verantwortlich dafür.

    Und ja, natürlich können wir hier jetzt aufmachen das es Menschen mit ADHS, Autismus, Depressionen etc. gibt, die das vielleicht nicht einfach können und die tun mir wirklich Leid - unter anderem für die hoffe ich, dass die Gewerkschaften stärker werden und sich Politik in dem Bereich anders aufstellt.

    Aber ansonsten gilt: Verkauft euch nicht unter Wert. Nehmt eure Bedürfnisse ernst und handelt nach Prioritäten und die Priorität darf und kann Geld sein. Es gibt nie nur eine Lösung.

  • Ist es von meiner Seite aus auch. Und ich bin übrigens auch ziemlich links grün versifft, obwohl ich als Selbstständiger eher die FDP wählen sollte - da landet potenziell mehr Geld in meinem Sack.

  • Und ich bin übrigens auch ziemlich links grün versifft, obwohl ich als Selbstständiger eher die FDP wählen sollte - da landet potenziell mehr Geld in meinem Sack.

    Aber du wählst ja nicht nur für dich, sondern auch für deine Kinder. ;)

  • Und wie viele E-Gitarren kaufst du so im Laufe der Zeit? Und was haben die E-Gitarren daran verdient? Auch einen Hungerlohn von 1800 € im Monat? Lass uns doch auch noch Fallschirmspringen, Gleitsegeln, Katamaran fahren, Rally Cross,… In den Ring werfen. Alles samt Luxus Hobbys, aber keiner der Branchen verdient man so schlecht wie bei Brettspiel. Immer vom Schnitt ausgehend.

    Die meisten großen Marken lassen ihre Gitarren tatsächlich für vergleichsweise Hungerlöhne in Mexiko oder ähnliche Orte herstellen. Lediglich die absoluten Premiummodelle ab 2k kommen dann vom Gitarrenbauer aus den USA.

    Stimmt, Brettspiele hingegen leider allzu häufig in China. Wobei hier Panda aber relativ seriös erscheint

  • Ich glaube nicht, dass höhere Spielepreise dazu führen, dass es weniger Spieledesigner in prekären Einkommenssituationen geben wird. Eher im Gegenteil. Und der Grund ist, dass es zwei Pull-Faktoren gibt, aufgrund derer sich Menschen dafür entscheiden, kultur- oder unterhaltungsschaffend zu arbeiten. Das ist zum einen die Aussucht, sich selbst verwirklichen zu können und zum anderen die Chance zu Ruhm und je nach Bereich auch zu Reichtum zu gelangen. Die niedrigen und unsicheren Einnahmen, solange man nicht überdurchschnittlich erfolgreich ist, halten hingegen viele Menschen davon ab, für die das ansonsten auch ein Lebenstraum ist. Wenn Gehaltsniveau und -sicherheit wahrnehmbar steigen, kommen aus diesem Pool weitere Autoren hinzu, schaffen zusätzliche Konkurrenz und damit ein noch höheres Angebot, das die Gewinnaussichten für die breite Masse wieder reduziert. Lediglich die schon erfolgreichen Autoren werden noch besser dastehen. Aufgrund des Survivorship Bias sind aber genau diese diejenigen, die wahrgenommen werden. Das wird sicher keine Ausmaße annehmen, wie bei all den Möchtegern-Schauspielern in Los Angeles, die vom Kellnern oder anderen Aushilfstätigkeiten leben und träumen, mal ein großer Star zu werden. Aber der grundsätzliche Mechanismus ist der gleiche.


    Es hat immer Künstler gegeben, die ihrer Passion neben ihrem Broterwerb nachgegangen sind oder in finanziell äußerst kritischen Umständen lebten. Die Beispiele sind endlos und das sind nur diejenigen, die etwas geschaffen haben, was dann irgendwann doch Erfolg hatte. Ich möchte hier nur Vincent van Gogh nennen. Aber dann sind da noch die unzähligen Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Schauspieler, etc. von denen wir nie etwas gehört haben, weil sie in der ganzen Flut des Kulturbetriebs nicht herrausragen konnten.


    Um trotzdem niemanden untergehen zu lassen, der mit seiner Kunst nicht so erfolgreich ist, wie er es sich erträumt, gibt es den Sozialstaat und teilweise auch öffentliche Kulturförderung. Das ist sicher ausbaufähig. Und um in den Genuss einer Förderung als Kulturgut zu kommen, muss das Spielen eine möglichst hohe gesellschaftliche Relevanz errecihen. Und auch da werden höhere Preise sicher nicht helfen, weitere Kundenkreise zu erschließen.


    Für den einzelnen Verlag, wie FG, kann sich ein höheres und stabiles Preisniveau schon ausgehen, wenn die Qulaität stimmt. Als Analogie aus der digitalen Unterhaltung wurde Nintendo genannt, aber ich muss tatsächlich eher an Blizzard denken. Die haben sich Steam und den Rabatten verweigert und ihre Preise stabil gehalten und konnten sich das leisten, weil sie aufgrund überragender Qualität ein sehr gutes Image hatten. Wenn das dann aber leidet, wie auch bei Blizzard geschehen, wird es schwer sich dem Trend des sonstigen Marktes zu entziehen.

  • Wenn ein Verlag einem Übersetzer schon halbwegs normale Preise bezahlen kann, hat das wenig mit Passion oder Geldgier zu tun.

    Bei allem anderen gebe ich dir Recht. Ohne Qualität, wird man mit höheren Preisen Probleme bekommen.

  • Ich glaube immer noch dass es hierbei eher um Leidenschaft vs. Vernunft geht.

    Die Vernunft sagt, 8-5 im Büro mit nervigen Kunden, belämmerten Projektleitern schwachsinnige Aufgaben auszuführen und dafür viel Geld zu bekommen vs. Dinge mit Leidenschaft, viel Herzblut und viel zu wenig Geld, evtl. sogar unter Aufopferung der Freizeit zu tun.

    Die Entscheidung treffen wohl alle in ihrem Leben, und keiner kann objektiv sagen was besser ist. Ich auch nicht obwohl ich auch die Entscheidung für mich getroffen hatte. Beides bringt unbestreitbar Vorteile - aber auch Nachteile, die eventuell gar nicht so offensichtlich sind wie mehr vs. weniger Geld.

    Man sollte davon Abstand nehmen die andere Entscheidung zu verurteilen - so klingt das bei manchen hier.

    Einmal editiert, zuletzt von kyrilin ()