Beiträge von kyrilin im Thema „Der große "Warum sind Rabattschlachten (k)ein Problem für die Brettspielbranche"-Diskussionsfred“

    Wenn ein Verlag einem Übersetzer schon halbwegs normale Preise bezahlen kann, hat das wenig mit Passion oder Geldgier zu tun.

    Bei allem anderen gebe ich dir Recht. Ohne Qualität, wird man mit höheren Preisen Probleme bekommen.

    Ich wollte nirgends etwas von Geldgier andeuten. Ich kann absolut verstehen, dass ein Verlag seinen Angestellten gute Gehälter zahlen möchte und finde das grundsätzlich auch unterstützenswert. Allerdings glaube ich, dass wenn das gelingt, das nur das Problem für die Angestellten dieses Verlags löst. Gleichzeitig wird damit die Branche aber für andere attraktiver, die schon zuvor damit geliebäugelt haben, das aber aufgrund des niedrigen Lohnniveaus nie umgesetzt haben. Und diese schaffen dann weitere Konkurrenz, nicht alle können erfolgreich sein (es sein denn der Markt wächst insgesamt) und es wird wieder und vermutlich noch mehr niedrigbezahlte Spieleautoren, Redakteure, Grafiker, Übersetzer usw. geben. Und da spielt die Passion, die für einen kreativen Job eine weitere Motivation gegenüber einer Verwaltungstätigkeit oder ähnlichem schafft, schon eine Rolle. Würde alles gleich bezahlt, dann gäbe es vermutlich sehr viele Künstler und Entertainer.

    Genau was ich meine. Wenn Held sein und Steuerberater sein gleich bezahlt sind wählen alle Held. Dann macht aber keiner mehr deren Steuererklärung…

    Ich glaube immer noch dass es hierbei eher um Leidenschaft vs. Vernunft geht.

    Die Vernunft sagt, 8-5 im Büro mit nervigen Kunden, belämmerten Projektleitern schwachsinnige Aufgaben auszuführen und dafür viel Geld zu bekommen vs. Dinge mit Leidenschaft, viel Herzblut und viel zu wenig Geld, evtl. sogar unter Aufopferung der Freizeit zu tun.

    Die Entscheidung treffen wohl alle in ihrem Leben, und keiner kann objektiv sagen was besser ist. Ich auch nicht obwohl ich auch die Entscheidung für mich getroffen hatte. Beides bringt unbestreitbar Vorteile - aber auch Nachteile, die eventuell gar nicht so offensichtlich sind wie mehr vs. weniger Geld.

    Man sollte davon Abstand nehmen die andere Entscheidung zu verurteilen - so klingt das bei manchen hier.

    brettundpad Ich weiß nicht - man kann das als unreflektiert ansehen - man kann aber auch als unreflektiert ansehen, wenn die Kundensicht außen vor gelassen wird.

    Das ist ein bisschen wie in der Fahrradbranche: Da gab es in der Corona-Zeit eine Goldgräberstimmung, die zu einer Flut an neuen Modellen zu erhöhten Preisen geführt hat, die jetzt immer günstiger werdend abverkauft (verramscht?) werden müssen wegen einer gewissen Marktsättigung.

    Der durchschnittliche Fahrradfahrer benötigt halt nur eine bestimmte Zahl an Fahrrädern.


    Ich finde, so etwas kann man sehr wohl auf die Brettspielwelt übertragen: Wegen Corona viel (oder in unserem Fall überhaupt erst) gekauft, dann recht viele angesammelt, Sättigung tritt ein.


    Natürlich sind Ramschpreise für die (kleineren) Brettspielverlage schädlich, aber die Verantwortung dafür an die Käufer zu übertragen halte ich für zu einfach gegriffen. Vielleicht ist der Markt einfach kleiner als die Menge der produzierten Spiele...

    Rohrkrepierer ist sicher das falsche Wort, aber bis auf Abgrundtief hatten wir alle hier und haben sie wieder verkauft, weil sie bei uns nicht angekommen sind. Da war Cryo noch das was am längsten geblieben ist...

    Der springende Punkt ist, dass das System halt schon nicht funktioniert, wenn wir Rabattschlachten und diesen irrsinnigen Preisverfall haben. Klar, ich freue mich auch über einen Adventskalender, wo ich mal nen guten Schnapper machen kann. Die Frage war aber, Warum sind Rabattschlachten (k)ein Problem für die Brettspielbranche und ich sehe ein Problem, sogar sehr unterschiedlich viele. Klar, man kann das jetzt ganz persönlich betrachten. Auf seinen Kontostand. Darauf das Lager geleert werden müssen. Ich kann das aber auch größer betrachten. Billigfleisch liegt auch im Regal. Einer muss es ja kaufen. Ist nicht meine Argumentation.

    Nur, das schöne ist doch, dass du nichts kaufen musste was du nicht kaufen möchtest. Nur darf diese Entscheidung zum Glück jeder Einzelne für sich selbst treffen. Mir ist es z.B. am Ende lieber ein Produkt wird mit Rabatt verkauft als ohne Rabatt auf die Müllhalde gefahren. ;)

    Genau. Ich muss nicht alles kaufen. Ich darf kritisieren. Ich darf sogar ambivalent auftreten, weil das Leben komplizierter ist. Und alle anderen können das auch.


    MetalPirate Ja, da wird das Thema nämlich schnell RSP. Ich weiß nämlich nicht, wie sehr wir eine soziale Marktwirtschaft noch haben, wenn man sich die Eskalation in vielen Bereichen anschaut und inkludiert, dass global gesehen, solche eine soziale Marktwirtschaft eben nur deshalb möglich ist, weil wir so einen "wunderbaren" globalen Süden haben. Aber wie du so schön gesagt hast, dass würde den Rahmen hier sprengen.

    Die Billigfleisch-Analogie finde ich - auch wenn ich deinen Punkt verstehe - leider unpassend. Da wird ein billiges Produkt produziert, im Gegensatz zu "wertvollerem" Bio-Fleisch.

    Bei den Spielen wird nicht bewusst für den Billigmarkt produziert - hoffe ich zumindest.

    Ganz grundsätzlich sehe ich natürlich ein, dass die Spiele-Schaffenden vernünftiges Geld für ihre Arbeit bekommen sollen.

    Was ich allerdings nicht einsehe ist, warum hier ein Verantwortungsübergang an den Käufer bezüglich realistischer Preise besteht.


    Natürlich hat so gut wie jeder sein Geld nicht zu verschenken und kauft Produkte lieber günstig als teuer. Wenn Händler "a" dasselbe Produkt für die Hälfte anbietet, kann ich als Verlag nicht erwarten, dass ein Endkunde bereitwillig das doppelte zahlt, weil das fairer ist.

    Hier ist auch die Verantwortung bei den Schaffenden/Verlagen, ihre Produkte nicht unter Wert zu verkaufen. Wenn das nachvollziehbar immer wieder geschieht, ist der Fehler weniger beim Kunden, sondern beim System zu sehen - wohl auch genau das, wo Frosted gerade dagegen anarbeitet, was ich verstehen kann.


    Für mich persönlich gesprochen: Ich hab kein schlechtes Gewissen, auf brettspiel-angebote zu recherchieren!