Beiträge von Ben2 im Thema „Der große "Warum sind Rabattschlachten (k)ein Problem für die Brettspielbranche"-Diskussionsfred“

    Also ist jeder Redakteur selbst Schuld? Die Verlage müssen also nichts ändern? Solche Argumentationen sind der Traum jeder Arbeitgebervertretung. Ist das beliebig übertragbar? Sind auch alle in der Pflege selbst schuld da zu arbeiten?

    Sorry aber das deckt sich nicht mit meinem Weltbild.

    Mit der Argumentation könnte ich morgen auf die Idee kommen meinen Job zu kündigen, nen schlecht bezahlten Job in ner Branche auf die ich Bock hab anfangen und die ganze Zeit rummaulen und der Politik und den Arbeitgebern die Schuld geben, dass ich so schlecht verdiene. Die allermeisten Leute suchen sich den Beruf und die Branche in der sie arbeiten (wollen) frei aus. Sich dann hinterher darüber zu beklagen, dass die Branche generell unterbezahlt ist finde ich schwierig. Zu deinem Pflegebeispiel: Die Leute die in der Pflege arbeiten suchen sich diesen Job bewusst aus, obwohl sie die Gehälter kennen. Also sind sie erstmal ganz vereinfacht gesagt wirklich "Schuld" dass sie wenig verdienen, da sie sich das aus eigen motivierten Gründen selbst ausgesucht haben (Und natürlich verdienen die da viel zu wenig). Das ist aber doch losgelöst von der Frage, ob die Löhne in diesem Beruf/Branche angemessen sind oder nicht?

    Ne, das deckt sich überhaupt nicht mit meinem Verständnis wie eine Gesellschaft verhält. Natürlich sollte es dein Recht sein auch über einen Job und dessen Gehalt von Innen heraus zu beschweren. So funktionieren Gewerkschaften. Es gibt nun wirklich war genug "Zwänge" warum man sich den Job eben nicht frei aussucht, oder man deiner Argumentation nach nie besser verdienen darf, weil man sich sein Gehalt ja ausgesucht hat. Da scheinen dann aber hier komplette Weltbilder auseinanderzulaufen.

    Sonst hätte sich NIE was ändern müssen überhaupt. Aber das ist sicherlich komplett RSP jetzt.

    Bist du FDP-Politiker? Jeder ist selbst an seinem Gehalt schuld? Muss man nur mehr Macher sein, dann wären wir alle Millionäre? Bin für solche Argumente leider taub.

    Warum denn direkt wieder das polemische Extrem?! Dir sind die Gehaltsstrukturen deiner Branche wohl bekannt und das nicht seit gestern. Du kannst also doch nicht leugnen, dass eine bewusste Entscheidung dahinter steht, in der Branche zu bleiben bzw. nach Kalypso auch dorthin zurück zu kehren.

    Des Weiteren tust du doch genau das, du bist aktuell ein Macher. Versucht etwas zu deinen Gunsten zu verändern und bist, wenn ich das vorhind in deinem Post richtig verstanden habe, Geschäftsführer.

    Also ist jeder Redakteur selbst Schuld? Die Verlage müssen also nichts ändern? Solche Argumentationen sind der Traum jeder Arbeitgebervertretung. Ist das beliebig übertragbar? Sind auch alle in der Pflege selbst schuld da zu arbeiten?

    Sorry aber das deckt sich nicht mit meinem Weltbild.

    Das schöne ist, dass in D ja niemand gezwungen wird, (Spiele-) Redakteur zu sein. Und bei dem derzeitigen Arbeitsmarkt ist ein so niedriges Gehalt (fast) immer eine Entscheidung. Selbst bei Discountern an der Kasse verdient man doch mehr. Wenn ich mir die Leute in der Produktion anschaue, evtl. noch mit Schichten, dann drehen sich da auch viele Akademiker um.

    Gespickt mit anekdotischer Evidenz: mein Traum wäre auch ein cooles Brettspielcafe. Studieren wollte ich eigentlich Philosophie oder Rhetorik. Stattdessen bin ich jetzt Syndikusrechtsanwalt und arbeite irgendwelche (bescheuerten) internen Anfragen der Mitarbeiter meines Arbeitgebers ab. Was ich sagen will: man kann doch nicht das Gehalt, für das man sich freiwillig (!) entschieden hat als Argument heranziehen, dass die Branche zu schlecht bezahlt ist? (Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Berufe so entlohnt sein sollten, dass niemand verhungert, aber der Markt bereinigt sich auch nie, wenn sich Leute selbst knechten).

    Bist du FDP-Politiker? Jeder ist selbst an seinem Gehalt schuld? Muss man nur mehr Macher sein, dann wären wir alle Millionäre? Bin für solche Argumente leider taub.

    Deswegen liegt es mir daran mit Frosted Games Dinge anders zu machen als andere. Mit der Redaktion, mit dem Vertrieb, mit der Geschäftsführung.

    Ob das alles funktioniert? Ich weiß es nicht. Bisher war der Weg, den ich versuche mit uns zu beschreiten erfolgreich. Aber wir stehen keinesfalls auf sicheren Beinen ganz im Gegenteil. Ich muss täglich schauen, dass alles hinhaut. Ich hätte schon längst woanders hingehen können - aber so wie wir jetzt uns entwickelt haben, habe ich die soziale Verantwortung für meine Mitarbeiter. Und die gebe ich nicht aus Eigennutzen ab.

    Aber Wirtschaft funktioniert so, dass ich ein Angebot gebe. Wenn es nicht angenommen wird, muss ich mich ändern oder untergehen. Deswegen sage ich ja, wenn ihr als Spieler und die Händler unseren Frosted-Weg mit uns geht, klappt es. Wenn nicht, dann halt nicht. Aber ich versuche jetzt seit 3 Jahren Dinge anders zu machen, wo ich dazu die Chance habe. Und diese Chance werde ich nicht ungenutzt lassen.

    Mein Einstiegsgehalt war 1800€, mein fertiges Gehalt war 2400€. Bis zu meinem Abgang bei Portal habe ich 2650€ verdient. Ist dir das transparent genug?

    Von deinen Zahlen würde ich geträumt haben.

    Obwohl das eigentlich(!) den Verlag gar nicht interessiert, denn der Verlag hat ja sein Geld in dem Moment verdient, wo der Händler ihm das Spiel abkauft.

    Nein. Nur dann wenn der Preis für den ich verkaufe ja auch ausreichend ist. Das ist ja gerade die Problematik die wir hatten. Ich kann keinen für einige Händler keinen für sie sinnvollen Preis aufrufen. Bei manchen spielen ist es noch schlimmer. Du hast ja ne Dienstleistung bei dir Alex - da musst du doch auch einen tragbaren Preis aufrufen für dich.

    Brettspiele im Expertensektor und BESONDERS in der Lokalisation sind in kleinen Auflagen produziert. Bei uns - und deswegen ist das so ein Ding gewesen - ist der UVP kein "Das sagen wir mal jetzt so Preis", sondern SEHR spitz kalkuliert. Also nicht etwa, dass ich bei einem Endeavor mal 120€ draufschreibe, weil ich davon ausgehe, dass es sowieso am Ende für 89€ weggeht. Das mag anders sein, wenn man in großen Mengen produziert oder über Zweitverwertung im Ausland noch passives Einkommen generiert bei Eigenproduktionen. Aber für uns gesprochen gibt das den Anschein, als wäre der UVP gar nicht der "echte" Preis des Spieles. Sondern ein willkürlich gesetzter Preis, der "eh viel zu hoch" angesetzt wird um Rabatte zu ermöglichen.